Neunundvierzigstes Kapitel.
Berichtet, wie Herr Pickwick mit Hilfe Samuel Wellers das Herz des Herrn Benjamin Allen zu erweichen und den Zorn des Herrn Robert Sawyer zu besänftigen sucht.
Herr Ben Allen und Herr Bob Sawyer saßen zusammen in ihrer kleinen Doktorstube hinter dem Laden, mit gehacktem Kalbfleisch und künftigen Aussichten beschäftigt, da das Gespräch sich sehr natürlicher Weise um die Praxis, die besagter Bob bereits hatte, und um seine gegenwärtigen Hoffnungen handelte, aus dem ehrenwerten Geschäft, dem er sich gewidmet, sich die Mittel zu einem anständigen, unabhängigen Leben zu erwerben.
»Ich meine«, bemerkte Herr Bob Sawyer, den Faden des Gespräches weiterspinnend, »ich meine, Ben, es ist immer noch zweifelhaft.«
»Was ist zweifelhaft?« fragte Herr Ben Allen, indem er seine Verstandeskräfte mit einem Schluck Bier schärfte. »Was ist zweifelhaft?«
»Nun, die Aussichten«, antwortete Herr Bob Sawyer.
»Ich hatte das ganz vergessen«, sagte Herr Ben Allen. »Das Bier hat mich daran erinnert, daß ich es vergessen hatte; ja Bob, sie sind allerdings zweifelhaft.«
»Es ist zum Bewundern, wie die Armen des Ortes mich begünstigen«, sagte Bob Sawyer nachdenklich. »Sie klopfen mich zu allen Stunden der Nacht aus dem Bette, nehmen Arzneien ein in Quantitäten, die ich für rein unmöglich gehalten hätte, lassen sich mit einer Beharrlichkeit, die einer besseren Sache würdig wäre, Blasenpflaster und Blutegel setzen, und vermehren ihre Familie auf eine wahrhaft erschreckliche Weise; – sechs solche kleine Solawechselchen, Ben! alle am gleichen Tage ausgestellt und alle mir anvertraut.«
»Das ist ja höchst erfreulich«, sagte Herr Ben Allen, seinen Teller hinhaltend, um sich noch einiges gehacktes Kalbfleisch zu langen.
»Ja, gewiß«, erwiderte Bob; »aber noch erfreulicher wäre mir das Zutrauen von Patienten, die auch einige Schillinge erübrigen könnten. Ein solches Geschäft habe ich in meiner Ankündigung vor Augen gehabt, Ben. Nun habe ich zwar eine Praxis, eine sehr ausgedehnte Praxis; aber das ist auch alles.«
»Bob«, sagte Herr Ben Allen, Messer und Gabel niederlegend und seine Augen auf das Gesicht des Freundes heftend. »Bob, ich will dir etwas sagen.«
»Und das wäre?« fragte Herr Bob Sawyer.
»Du mußt dich so bald wie möglich in den Besitz von Arabellas tausend Pfund setzen.«
»Dreiprozentige konsolidierte Bank-Leibrenten, gegenwärtig auf ihren Namen in das Buch oder die Bücher des Gouverneurs und der Kompagnie der englischen Bank eingetragen«, fügte Bob Sawyer in juristischer Phraseologie hinzu.
»Ganz recht«, sagte Ben. »Diese bekommt sie, wenn sie mündig wird oder heiratet. Mündig wird sie in einem Jahr, und wenn es dir nicht ganz an Mut gebricht, so braucht sie keinen Monat mehr zu warten, um einen Mann zu haben.«
»Sie ist ein allerliebstes, entzückendes Geschöpf«, erwiderte Herr Robert Sawyer, »und hat meines Wissens nur einen einzigen Fehler. Dieser einzige Makel aber besteht unglückseligerweise im Mangel an Geschmack. Sie liebt mich nicht.«
»Meiner Ansicht nach weiß sie selbst nicht, was sie liebt«, sagte Herr Ben Allen verächtlich.
»Das mag sein«, bemerkte Herr Bob Sawyer. »Aber meiner Ansicht nach weiß sie recht gut, was sie nicht liebt, und das ist noch weit wichtiger.«
»Ich möchte nur«, entgegnete Herr Ben Allen, indem er die Zähne zusammenbiß und mehr wie ein wilder Krieger sprach, der rohes Wolfsfleisch mit den Fingern zerreißt und ißt, als wie ein friedlicher junger Gentleman, der gehacktes Kalbfleisch mit Messer und Gabel speist. – »Ich möchte nur wissen, ob irgendein Schuft wirklich Absichten auf sie hat und sich um ihre Gunst bemüht. Ich würde ihn, glaube ich, erdolchen, Bob.«
»Und ich würde ihm eine Kugel durch den Leib jagen, wenn ich ihn fände«, sagte Herr Sawyer, unterbrach sich aber gleich wieder durch einen langen Schluck Bier, wobei er giftig über den Rand des Kruges hinausschaute. »Und wenn es damit noch nicht getan wäre, so würde ich sie ihm hernach wieder herausziehen und ihn auf diese Art töten.« ‚
Herr Benjamin Allen starrte seinen Freund einige Minuten lang mit düsterem Schweigen an und sagte dann:
»Hast du ihr nie geradezu einen Antrag gemacht, Bob?«
»Nein, denn ich sah wohl ein, daß es mir nichts nützen würde«, erwiderte Herr Robert Sawyer.
»So mußt du es tun, bevor du vierundzwanzig Stunden älter bist«, entgegnete Ben mit verzweifelter Ruhe. »Sie soll dich haben, oder ich will den Grund wissen warum? – ich werde meine ganze Gewalt anwenden.«
»Gut«, sagte Herr Bob Sawyer, »wir werden sehen.«
»Wir werden allerdings sehen, mein Freund«, erwiderte Herr Ben Allen mit grimmigem Trotz. Er schwieg einige Augenblicke und fügte dann mit zornbebender Stimme hinzu: »Du hast sie schon als Kind geliebt, mein Freund – du liebtest sie, als wir noch Schulknaben waren, und schon damals war ste eigensinnig und verschmähte deine jungen Gefühle. Erinnerst du dich noch, wie du einst mit aller Inständigkeit eines verliebten Kindes in sie drangst, sie möchte doch zwei kleine Kümmelbiskuitchen und einen süßen Apfel von dir annehmen, die du ihr gar zierlich in einer aus einem Schreibheftblatt gedrehten Tüte anbotest?«
»Ich weiß es noch sehr gut«, erwiderte Herr Bob Sawyer.
»Und sie schlug es aus, nicht wahr?« sagte Ben Allen.
»Ja freilich«, versetzte Bob. »Sie sagte, ich habe die Tüte so lange in den Taschen meiner Manchesterhosen getragen, daß der Apfel ganz unangenehm warm sei.«
»Ja, so war es«, sagte Herr Ben Allen düster. »Wir aßen ihn dann zusammen, indem einer nach dem andern hineinbiß.«
Bob Sawyer gab mit einem melancholischen Stirnrunzeln zu verstehen, daß er sich des Umstandes, auf den zuletzt angespielt wurde, recht wohl entsinne; und die beiden Freunde blieben einige Zeit, jeder in seine eigenen Betrachtungen versunken.
Während diese Bemerkungen zwischen Herrn Bob Sawyer und Herrn Benjamin Allen ausgetauscht wurden und der Junge in der grauen Livree voll Verwunderung über die ungewöhnliche Ausdehnung des Mahles von Zeit zu Zeit einen ängstlichen Blick nach der Glastür warf, von schlimmen Ahnungen ergriffen ob des Restes von gehacktem Kalbfleisch, das für seine Zähne übrigbleiben würde – rollte ganz ehrbarlich durch die Straßen von Bristol eine dunkelgrün bemalte, von einem dickköpfigen braunen Pferde gezogene Privatkutsche. Auf dieser thronte ein sauertöpfisch aussehender Kutscher, der Beinkleider wie ein Groom, im übrigen aber die gewöhnliche Uniform eines Mietskutschers trug. Solche Erscheinungen sind etwas Gewöhnliches bei manchen Fuhrwerken, die alten Damen von sparsamen Gewohnheiten angehören und die von ihnen gehalten werden. Auch saß in dem Wagen wirklich eine alte Dame, die Besitzerin und Eigentümerin desselben.
»Martin!« sagte die alte Dame, vom vorderen Fenster aus dem sauertöpfischen Manne zurufend.
»Madame?« erwiderte der Sauertöpfische, mit der Hand an seinen Hut fahrend.
»Zu Herrn Sawyer«, sagte die alte Dame.
»Ich war eben im Begriff zu halten«, versetzte der sauertöpfische Mann.
Die alte Dame nickte zufrieden über diese Umsichtigkeit des sauertöpfischen Mannes, und der Sauertöpfische gab seinem dickköpfigen Pferde einen derben Hieb, worauf sie sich alle nach Herrn Bob Sawyers Haus begaben.
»Martin!« sagte die alte Dame, als die Kutsche vor der Tür des Herrn Robert Sawyer, weiland Nockemorf, hielt.
»Madame!« erwiderte Martin.
»Sagen Sie dem Jungen, er soll herauskommen und das Pferd halten.«
»Das werde ich schon selbst besorgen«, sagte Martin, seine Peitsche auf das Kutschendach legend.
»Nein, nein«, meinte die alte Dame; »ich kann das unter keinen Umständen zugeben; Ihr Zeugnis ist von höchster Wichtigkeit, und Sie müssen durchaus mit mir ins Haus kommen. Sie dürfen während der ganzen Unterredung nicht von meiner Seite weichen. Verstehen Sie mich?«
»Ja, ich verstehe«, erwiderte Martin.
»Nun also, auf was warten Sie noch?«
»Auf nichts«, versetzte Martin.
Also sprach der sauertöpfische Mann und stieg gemächlich vom Rade herab, auf dem er sich mit den Zehenspitzen seines rechten Fußes gewiegt hatte, rief den Burschen in der grauen Livree, öffnete die Kutschentür, schlug die Tritte herunter, streckte eine in einem dunklen waschledernen Handschuh gehüllte Hand hinein und zog die alte Dame ungefähr mit derselben Manierlichkeit heraus, wie wenn sie eine Putzschachtel gewesen wäre.
»Ach du mein Gott«, rief die alte Dame, »es ist mir ganz angst und bange, seit ich hier bin, Martin, und ich zittere an allen Gliedern.«
Herr Martin hustete hinter seinem dunklen waschledernen Handschuh, drückte aber kein weiteres Mitgefühl aus, und nachdem die alte Dame sich gesammelt hatte, wackelte sie Herrn Bob Sawyers Treppe hinauf, woselbst Herr Martin nachfolgte.
Unmittelbar nachdem die alte Dame in den Laden getreten war, stürzten Herr Benjamin Allen und Herr Bob Sawyer, die inzwischen die geistigen Getränke auf die Seite geschafft und übelriechende Arzneien ausgeschüttet hatten, um den Tabaksgeruch zu dämpfen, voll Entzücken, Freundlichkeit und Zärtlichkeit herein.
»Ach meine liebe Tante«, rief Herr Ben Allen: »wie schön, daß Sie auch nach uns sehen! – Herr Sawyer, Tante! Mein Freund, Herr Bob Sawyer, von dem ich Ihnen schon gesagt habe wegen – Sie wissen schon was, Tante.«
Herr Ben Allen, der in diesem Augenblick nicht besonders nüchtern war, fügte das Wort Arabella bei, zwar nur flüsternd, wie er meinte, aber immerhin noch laut und vernehmlich genug, daß es alle Anwesenden hören mußten, wenn sie überhaupt ein Gehör hatten.
»Mein lieber Benjamin«, begann die alte Dame, die sehr kurzatmig war und am ganzen Leibe zitterte – »erschrick nur nicht, guter Junge: aber ich möchte gern Herrn Sawyer einen Augenblick allein sprechen – nur einen Augenblick.«
»Bob«, sagte Herr Ben Allen, »führe meine Tante ins Stübchen.«
»Sehr gern«, erwiderte Bob in einem sehr würdigen Ton. »Hierher, meine verehrteste Madame. Haben Sie nur keine Angst, Madame. Ich zweifle keinen Augenblick, daß wir Sie in kurzer Zeit vollkommen wiederherstellen werden. Hier, meine teuerste Madame. Jetzt schütten Sie gefälligst Ihr Herz aus.«
Das erste, was die alte Dame tat, war, daß sie sehr oft den Kopf schüttelte und dann zu schluchzen begann.
»Nervös«, sagte Bob Sawyer verbindlich. »Kampferspiritus und Wasser dreimal des Tages und einen beruhigenden Trank für die Nacht.«
»Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, Herr Sawyer«, sagte die alte Dame. »Es ist so namenlos peinlich und schmerzlich.«
»Sie brauchen nicht anzufangen, Madame«, erwiderte Herr Bob Sawyer. »Ich weiß von vornherein alles, was sie sagen wollen. Ihr Leiden sitzt im Kopfe.«
»Ach nein, im Herzen«, sagte die alte Dame mit schwachem Gestöhne.
»Da ist nicht die geringste Gefahr, Madame«, erwiderte Bob Sawyer. »Der Magen ist die Hauptsache.«
»Herr Sawyer!« rief die alte Dame zusammenfahrend.
»Man kann nicht im geringsten zweifeln, Madame«, fuhr Bob mit wunderbar weiser Miene fort: »Arznei zu rechter Zeit würde alles verhütet haben, meine teuerste Madame.«
»Herr Sawyer«, sagte die alte Dame, noch aufgeregter als zuvor; »Ihr Benehmen gegen eine Frau in meiner Lage ist entweder eine große Unverschämtheit oder ein Beweis, daß Sie über den Zweck meines Besuches gänzlich im Irrtum sind. Hätte ich das, was geschehen ist, durch Arzneien oder Vorsicht verhüten können, so hätte ich es gewiß getan. Es ist übrigens am besten, ich wende mich unmittelbar an meinen Neffen«, fügte die Alte hinzu, indem sie voll Entrüstung ihren Strickbeutel herumdrehte und aufstand.
»Bleiben Sie doch noch einen Augenblick, Madame«, sagte Bob Sawyer: »ich fürchte, ich habe Sie mißverstanden, Um was handelt es sich denn, Madame?«
»Um meine Nichte, Herr Sawyer«, sagte die alte Dame – »um die Schwester Ihres Freundes.«
»Nun ja, Madame«, erwiderte Bob voll Ungeduld, denn die alte Dame sprach trotz ihrer äußersten Aufgeregtheit mit der peinigendsten Langsamkeit, wie alte Damen oft tun. »Nun ja, Madame.«
»Sie verließ mein Haus vor drei Tagen, Herr Sawyer, angeblich, um meine Schwester, eine andere Tante von ihr, zu besuchen, die unmittelbar jenseits des dritten Meilensteins die große Pension hält, dort, wo der große Bohnenbaum und das eichene Tor steht«, sagte die alte Dame und hielt inne, um ihre Augen zu trocknen.
»Der Teufel hole den Bohnenbaum, Madame«, sagte Bob, der in der Angst seine Amtswürde ganz vergaß. »Ein bißchen schneller, wenn ich bitten darf: wenden Sie ein bißchen mehr Dampf an, Madame.«
»Heute morgen«, fuhr die alte Dame langsam fort, »heute morgen ist sie –«
»Zurückgekommen, ohne Zweifel?« fiel Bob sehr aufgeregt ein: »zurückgekommen?«
»Nein, sie kam nicht – sie schrieb«, erwiderte die alte Dame.
»Und was schrieb sie?« fragte Bob voll Eifer.
»Sie schrieb, Herr Sawyer«, fuhr die Alte fort: – »und darauf bitte ich Sie, Benjamin allmählich und vorsichtig vorzubereiten – sie schrieb – sie sei – ich habe den Brief in meiner Tasche, Herr Sawyer: aber meine Brille liegt noch im Wagen, und es würde zu viel Zeit kosten, wenn ich Ihnen die betreffende Stelle ohne Brille vorlesen wollte: kurz und gut, Herr Sawyer, sie schrieb, sie sei verheiratet.«
»Was!« sagte oder schrie vielmehr Bob Sawyer.
»Verheiratet«, wiederholte die Alte.
Herr Bob Sawyer wollte nichts mehr hören: er stürzte aus dem Hinterstübchen in den äußeren Laden und rief mit Stentorstimme:
»Ben, lieber Freund, sie ist durchgegangen!«
Herr Ben Allen, der hinter dem Ladentisch eingeschlummert war und seinen Kopf etwa einen halben Fuß unter den Knien hängen hatte, vernahm nicht so bald diese Schreckensnachricht, als er urplötzlich auf Herrn Martin losstürzte, den schweigsamen Diener an seinem Halstuch faßte und die verbindliche Absicht ausdrückte, ihn auf der Stelle zu erwürgen – eine Absicht, die er auch sogleich mit einer Raschheit, wie sie oft nur die Verzweiflung zu geben vermag, und dabei mit großer Kraft und chirurgischer Geschicklichkeit auszuführen begann.
Herr Martin, ein Mann von wenig Worten und geringer Beredsamkeit oder Überzeugungsgabe, unterwarf sich dieser Operation einige Augenblicke mit einem sehr ruhigen und heitern Ausdruck in seinem Gesichte. Als er aber sah, daß diese Operation ihn schnell für alle künftigen Zeiten außerstand setzen könnte, auf Lohn, Schmerzensgeld oder sonst etwas zu warten, so murmelte er eine unverständliche Erwiderung und schlug Herrn Benjamin Allen zu Boden. Da aber dieser Gentleman die Hände in seiner Krawatte verwickelt hatte, so blieb ihm keine Wahl übrig, als ihm nachzufolgen. So kämpften sie beide noch liegend, als die Ladentür aufging und die Gesellschaft durch die Ankunft zweier höchst unerwarteten Gäste, nämlich der Herren Pickwick und Weller, vermehrt wurde.
Der erste Eindruck, den das, was er sah, auf Herrn Weller machte, war, daß Herr Martin von dem Etablissement Sawyer, weiland Nockemorf, gedungen sei, um starke Arzneien einzunehmen, Anfälle zu bekommen und Experimente mit sich anstellen zu lassen, oder auch um dann und wann ein Gift zu verschlucken, damit die Wirksamkeit einiger neuen Gegengifte sich erproben ließe, oder sonst etwas zu tun, was die große Wissenschaft »Medizin« befördern und den glühenden Wissensdurst befriedigen könnte, der in der Brust ihrer beiden jungen Anhänger brannte. Er machte daher keinen Versuch, sich ins Mittel zu legen, sondern blieb ruhig, gelassen und sah zu, als ob er auf das Ergebnis des schwebenden Experiments äußerst begierig wäre. Nicht so Herr Pickwick. Er warf sich sogleich mit seiner gewohnten Energie auf die Kämpfer und ermunterte die Umstehenden laut, die Feinde zu trennen.
Sein Geschrei brachte Herrn Bob Sawyer zur Besinnung, der bisher durch den Wahnsinn seines Freundes wie gelähmt dagestanden hatte; und mit Hilfe dieses Gentlemans brachte Herr Pickwick Ben Allen wieder auf die Beine. Herr Martin, der sich nun allein auf dem Boden sah, stand ebenfalls auf und blickte wild um sich.
»Herr Allen«, sagte Herr Pickwick, »was gibt es denn hier?«
»Das geht Sie nichts an, Sir«, erwiderte Herr Allen mit hochmütigem Trotz.
»Was ist denn los?« fragte Herr Pickwick, sich gegen Bob Sawyer wendend? »ist er unwohl?«
Ehe jedoch Bob antworten konnte, ergriff Herr Ben Allen Herrn Pickwick bei der Hand und murmelte in demütigem Tone:
»Meine Schwester, lieber Herr Pickwick, meine Schwester!«
»O, ist das alles?« fragte Herr Pickwick. »Diese Sache werden wir hoffentlich bald ins reine bringen. Ihre Schwester ist wohl und gesund und ich bin hier, mein teurer Sir, um –«
»Es tut mir leid, etwas zu tun, was so äußerst angenehme Verhandlungen unterbrechen kann, wie der König sagte, als er das Parlament auflöste«, fiel Herr Weller ein, der durch die Glastür geschaut hatte; »aber es ist noch ein anderes Experiment zu machen, Sir. Da liegt eine ehrwürdige alte Dame auf dem Teppich und wartet auf Sektion oder Galvanisierung oder sonst eine andere wiederbelebende und wissenschaftliche Erfindung.«
»Ach, das habe ich ganz vergessen«, rief Herr Ben Allen. »Es ist meine Tante.«
»Um Gottes willen«, sagte Herr Pickwick, »Die arme Dame! Nur sachte, Sam, sachte,«
»Eine sonderbare Lage für jemand aus der Familie«, bemerkte Sam Weller, indem er die Tante auf einen Stuhl hob. »Heda, Meister Knochensäger, das Riechfläschchen her!«
Diese Aufforderung war an den Burschen in der grauen Livree gerichtet, der das Fuhrwerk der Fürsorge eines Straßenaufsehers überlassen hatte und herbeigeeilt war, um zu sehen, was der Lärm bedeute. Durch die Bemühungen dieses Burschen nun, sowie des Herrn Bob Sawyer und des Herrn Benjamin Allen (der, nachdem er seine Tante in eine Ohnmacht geschreckt hatte, voll Zärtlichkeit und Eifer geschäftig war, sie wieder herzustellen), wurde die alte Dame endlich wieder zum Bewußtsein gebracht. Nun wandte sich Herr Ben Allen mit verstörtem Geiste an Herrn Pickwick und fragte ihn, was er habe sagen wollen, als er auf eine so beunruhigende Weise unterbrochen worden sei.
»Wir sind doch lauter gute Freunde hier?« sagte Herr Pickwick, sich räuspernd und nach dem wortkargen Mann mit dem sauertöpfischen Gesicht blickend, dem die Kutsche mit dem dickköpfigen Pferde angehörte.
Das erinnerte Herrn Bob Sawyer, daß der Bursche in der grauen Livree mit weit geöffneten Augen und gierigen Ohren zuschaute. Nachdem daher dieser angehende Chemiker an seinem Rockkragen in die Höhe gehoben und zur Tür hinausbefördert war, versicherte Bob Sawyer Herrn Pickwick, er könne jetzt ohne Rückhalt sprechen.
»Ihre Schwester, mein teurer Sir«, begann Herr Pickwick, sich gegen Benjamin Allen wendend, »befindet sich in London und ist wohl und glücklich.«
»Ich habe nichts mit ihrem Glück zu schaffen, Sir«, sagte Herr Benjamin Allen mit einer raschen Bewegung der Hand.
»Ich aber habe mit ihrem Gemahl zu schaffen, Sir«, sagte Bob Sawyer. »Ich will auf zwölf Schritte mit ihm zu schaffen haben, Sir, und will ihn gehörig verarbeiten, diesen niederträchtigen Schurken!«
Das war nun eine sehr runde, großherzige Erklärung; Herr Bob Sawyer aber schwächte ihre Wirkung dadurch, daß er einige Gemeinplätze, das Schädelzerklopfen und Augenausschlagen betreffend, mit einflocht.
»Nur sachte, Sir«, sagte Herr Pickwick: »bevor Sie auf den fraglichen Gentleman solche Beiwörter anwenden. Erwägen Sie einmal leidenschaftslos den Umfang seiner Schuld, und bedenken Sie vor allem, daß er ein Freund von mir ist.«
»Was?« sagte Herr Bob Sawyer.
»Wie heißt er? Wer ist er?« rief Ben Allen.
»Herr Nathaniel Winkle«, erklärte Herr Pickwick mit Festigkeit.
Herr Benjamin Allen zertrat ganz bedächtig seine Brille mit dem Absatz seines Stiefels, und nachdem er die Stücke aufgelesen und in drei verschiedene Taschen gesteckt hatte, legte er die Arme übereinander, biß sich in die Lippen und blickte mit drohender Gebärde in das sanfte Gesicht des Herrn Pickwick.
»Dann haben also Sie, Sir, und niemand anders als Sie, diese Verbindung ermutigt und zustande gebracht?« fragte Herr Benjamin Allen endlich.
»Und dann ist es«, fiel die alte Dame ein, »vermutlich der Diener dieses Gentleman gewesen, der um mein Haus herumschlich und meine Dienerschaft zu einer Verschwörung gegen mich zu verleiten suchte. Martin!«
»Madame?« sagte der sauertöpfische Mann vortretend.
»Ist das der junge Mann, den Sie in der Gasse sahen und von dem Sie mir heute früh erzählten?«
Herr Martin, der, wie es sich bereits herausgestellt hat, ein kurz angebundener, wortkarger Mann war, sah Sam Weller an, nickte mit dem Kopfe und brummte:
»Ja, der ist’s.«
Herr Weller, der keineswegs stolz war, lächelte zum Zeichen freundlichen Wiedererkennens, als seine Augen denen des griesgrämigen Groom begegneten, und gestand in höflichen Ausdrücken, daß er ihn schon von früher kenne.
»Und diesen treuen Menschen«, rief Herr Ben Allen, »hätte ich beinahe erwürgt! Herr Pickwick, wie konnten Sie es wagen, Ihrem Kerl zu erlauben, daß er sich bei der Entführung meiner Schwester gebrauchen ließ? Ich verlange eine Erklärung von Ihnen, Sir.«
»Erklären Sie sich, Sir«, schrie Bob Sawyer trotzig.
»Es ist eine Verschwörung«, sagte Ben Allen.
»Ein hinterlistiger, niederträchtiger Betrug«, fügte Bob Sawyer hinzu.
»Eine schändliche Büberei«, bemerkte die alte Dame.
»Ein echtes Schurkenstück«, meinte Martin.
»Bitte, hören Sie mich doch an«, bat Herr Pickwick, als Herr Ben Allen auf den Stuhl sank, wo er seinen Patienten zur Ader zu lassen pflegte, und seine Zuflucht zu seinem Taschentuche nahm. »Ich war bei der Sache durchaus unbeteiligt, außer daß ich einer Zusammenkunft der beiden jungen Leute beiwohnte. Ich konnte deren Liebe nun einmal nicht verhindern, und zwar tat ich dies in der Überzeugung, daß meine Anwesenheit auch den geringsten Schein von Unschicklichkeit, den die Sache sonst gehabt hätte, verbannen müsse. Weiter habe ich die Hand nicht im Spiele gehabt. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, daß eine so schnelle Verbindung beabsichtigt werde. Im übrigen will ich nicht sagen, daß ich sie verhindert haben würde, wenn ich etwas davon gewußt hätte.«
»Sie hören es alle? Sie hören es?« sagte Herr Benjamin Allen.
»Hoffentlich«, bemerkte Herr Pickwick sanft, indem er um sich blickte, »und«, fügte er hinzu, indem ihm die Röte ins Gesicht stieg, »Sie hören hoffentlich auch das, Sir, daß ich Ihnen, nach allen eingezogenen Erkundigungen, versichern muß, wie Sie keineswegs berechtigt waren, den Neigungen ihrer Schwester einen Zwang anzutun. Sie hätten sich vielmehr bestreben sollen, ihr durch freundliches, zärtliches Benehmen alle andern näheren Verwandten zu ersetzen, deren sie von Kindheit auf keine gekannt hat. Was meinen jungen Freund betrifft, so erlaube ich mir hinzuzusetzen, daß er in Beziehung auf Glücksgüter und äußere Verhältnisse zum mindesten auf gleichem Fuße mit Ihnen steht, wo nicht auf einem weit besseren. Im übrigen werde ich nicht mehr über die Angelegenheit reden, wenn sie nicht mit geziemender Mäßigung und dem gebührenden Anstand verhandelt wird.
»Ich möchte auch noch einige wenige Bemerkungen zu dem machen, was von dem ehrenwerten Herrn Vorredner gesagt worden ist«, begann Herr Weller, vortretend, »nämlich das: ein Individuum in der Gesellschaft hat mich einen Kerl genannt.«
»Das hat durchaus nichts mit der Sache zu schaffen, Sam«, unterbrach ihn Herr Pickwick. »Sei so gut und schweig.«
»Ich will auch gar nichts über die Sache sagen, Sir«, erwiderte Sam, »als bloß dieses. Vielleicht denkt der Gentleman, es sei eine frühere Zuneigung vorhanden gewesen; aber das ist durchaus nicht der Fall; denn die junge Dame sagte gleich im Anfang der Bekanntschaft, daß sie ihn nicht ausstehen könne. Es hat ihn also niemand ausgestochen; und es wäre ganz der gleiche Fall für ihn gewesen, wenn die junge Dame den Herrn Winkle nie gesehen hätte. Das habe ich nur sagen wollen, Sir, und ich hoffe, das Gemüt des Gentlemans wird sich jetzt beruhigen.«
Auf diese trostreichen Bemerkungen des Herrn Weller folgte eine kurze Pause. Dann sprang Herr Ben Allen von seinem Stuhle auf und beteuerte, Arabella dürfe ihm nie wieder vor die Augen treten, während Herr Bob Sawyer, trotz Sams schmeichelhafter Versicherung, dem glücklichen Bräutigam schreckliche Rache gelobte.
Doch gerade in dem Augenblick, als die Sache das feindseligste Ansehen gewann und zu behalten drohte, fand Herr Pickwick einen mächtigen Beistand an der alten Dame, der die Art, wie er die Sache ihrer Nichte verfochten hatte, offenbar sehr gefiel, und die es daher wagte, Herrn Benjamin Allen einige tröstende Bemerkungen vorzuhalten: es sei doch vielleicht gut, daß es nicht noch schlimmer gekommen wäre. Beim Lichte betrachtet, stünden die Sachen doch nicht so gar schlimm: zu geschehenen Dingen müsse man das beste reden, und was man nicht abändern könne, darein müsse man sich in Geduld fügen. Dann fuhr die Tante noch eine ganze Weile in gleichen erbaulichen Betrachtungen fort. Herr Benjamin Allen erwiderte bloß, er habe allen möglichen Respekt vor seiner Tante und vor jedermann; dies ändere aber an der Sache nichts; man müsse ihm erlauben, seinem eigenen Kopf zu folgen, und er werde sich das Vergnügen nehmen, seine Schwester bis zu ihrem Tode und noch nach demselben zu hassen.
Endlich, nachdem er diesen Entschluß einhalbhundertmal angekündigt hatte, brauste die alte Dame auf einmal auf, blickte höchst majestätisch um sich und verlangte zu wissen, was sie getan habe, um so wenig Ehrerbietung für ihre Jahre und Verhältnisse zu verdienen und diese Sprache gegen ihren eigenen Neffen führen zu müssen, dessen sie seit den fünfundzwanzig Jahren seiner Geburt stets eingedenk gewesen sei, den sie gekannt habe, noch ehe er einen Zahn im Munde gehabt; nicht zu gedenken ihrer Anwesenheit, als man ihm zum erstenmal das Haar geschnitten, und ihrer Mitwirkung bei vielen andern Vorgängen und Feierlichkeiten während seiner Kindheit; lauter Dinge, die wichtig genug seien, um ihre Ansprüche auf seine Liebe, seinen Gehorsam und sein Mitgefühl auf immer zu begründen.
Während die gute Dame solchergestalt Herrn Ben Allen den Text las, hatten sich Herr Bob Sawyer und Herr Pickwick in eifriger Unterhaltung nach dem Hinterstübchen zurückgezogen, wo man den ersteren zu wiederholten Malen eine schwarze Flasche ansetzen sah, unter deren Einfluß seine Züge allgemach einen vergnügten und sogar heiteren Ausdruck gewannen. Endlich trat er sogar mit der Flasche in der Hand aus der Stube, erklärte, es tue ihm sehr leid, sagen zu müssen, daß er ein Narr gewesen sei, trank die Gesundheit und das Wohlergehen des Herrn und der Frau Winkle und sagte, daß er sie nicht nur nicht um ihr Glück beneide, sondern auch der erste sein wolle, der ihnen dazu gratuliere. Als Herr Ben Allen das hörte, sprang er von seinem Stuhle auf, ergriff die schwarze Flasche und trank gleichfalls auf die ausgebrachte Gesundheit so herzlich, daß er von dem starken Likör beinahe ebenso schwarz im Gesicht wurde wie die Flasche selbst. Endlich machte die schwarze Flasche die Runde, bis sie leer war, und da gab es denn ein Händeschütteln und einen Komplimentenaustausch, daß sogar Herr Martin mit dem metallenen Gesichte sich herabließ, zu lächeln.
»Und jetzt«, sagte Bob Sawyer, sich die Hände reibend, »jetzt wollen wir eine lustige Nacht haben.«
»Es tut mir leid«, sagte Herr Pickwick, »daß ich in meinen Gasthof zurückkehren muß. Ich bin seit längerer Zeit an keine Strapazen mehr gewöhnt, und die Reise hat mich gewaltig angegriffen.«
»Aber eine Tasse Tee werden Sie doch annehmen, Herr Pickwick?« sagte die alte Dame mit unwiderstehlicher Freundlichkeit.
»Danke sehr, ich kann wirklich nicht«, erwiderte der Gentleman,
Und in der Tat war die sichtbarlich zunehmende Zuvorkommenheit der alten Dame für Herrn Pickwick ein Hauptgrund, zu gehen. Er dachte an Frau Bardell, und jeder Strahl aus den Augen der Alten ließ ihn in kalten Schweiß geraten.
Da Herr Pickwick unter keinen Umständen zu bewegen war, zu bleiben, so wurde auf seinen eigenen Antrag beschlossen, Herr Benjamin Allen solle ihn auf seiner Reise zu dem älteren Herrn Winkle begleiten und die Kutsche am nächsten Morgen um neun Uhr vor der Tür stehen. Er nahm also Abschied und ging mit Samuel Weller nach dem Busch zurück. Es verdient bemerkt zu werden, daß Herrn Martins Gesicht sich schrecklich und eigentlich krampfhaft verzog, als er beim Abschied Sam die Hand schüttelte, und daß er sich dabei eines Lächelns und zugleich eines Fluches nicht enthalten konnte. Daraus zogen die, die mit den Eigenheiten des Herrn Martin am besten bekannt waren, den Schluß, er habe hierdurch seine große Freude über Herrn Wellers Gesellschaft ausdrücken wollen und bitte um die Ehre seiner ferneren Bekanntschaft.
»Soll ich ein besonderes Zimmer bestellen, Sir?« fragte Sam, als sie den Busch erreichten.
»Nein«, erwiderte Herr Pickwick; »da ich im Kaffeezimmer zu Mittag gespeist habe und bald zu Bett gehen werde, so ist es kaum der Mühe wert. Sieh einmal nach, wer im Gastzimmer ist.«
Herr Weller ging diesen Auftrag auszurichten und kam bald mit der Nachricht zurück, daß niemand da wäre, als ein einäugiger Gentleman und der Wirt, die miteinander eine Bowle Bischof19 tränken.
»Ich will mich zu ihnen setzen«, sagte Herr Pickwick.
»’s ist ein sonderbarer Kauz, dieser Einäugige«, bemerkte Herr Weller, als er ihm den Weg zeigte. »Er lügt den Wirt dermaßen an, Sir, daß er nimmer recht weiß, ob er auf den Sohlen seiner Stiefel oder auf der Krone seines Hutes steht.«
Das Individuum, dem diese Bemerkung galt, saß am oberen Ende des Zimmers, als Herr Pickwick, eintrat, und rauchte aus einer großen holländischen Pfeife; sein Auge hatte er fest auf das runde Gesicht des Wirts, eines lustigen alten Burschen, geheftet, dem er weben eine wunderbare Geschichte erzählt hatte, wie aus den verschiedenen abgebrochenen Ausrufungen desselben: »Ei, ei, wer hätte das geglaubt.« – »Die merkwürdigste Sache, die ich je gehört habe!« – »Nein, nicht möglich!« und andern Ausdrücken des Erstaunens hervorging, die unaufhörlich von seinen Lippen flossen, wenn er dem einäugigen Mann sein starres Anschauen zurückgab.
»Ihr Diener, Sir«, sagte der Einäugige zu Herrn Pickwick. »Ein schöner Abend, Sir.«
»Ja, sehr schön«, erwiderte Herr Pickwick, als der Kellner eine kleine Flasche Branntwein nebst einigem heißen Wasser vor ihm aufpflanzte.
Während Herr Pickwick seinen Branntwein mit Wasser mischte, blickte der Einäugige von Zeit zu Zeit ernsthaft um sich und sagte endlich:
»Ich glaube. Sie schon irgendwo gesehen zu haben.«
»Ich erinnere mich nicht«, erwiderte Herr Pickwick.
»Sehr möglich«, sagte der Einäugige. »Sie kannten mich nicht, aber ich kannte zwei Freunde von Ihnen, die sich zur Zeit der Wahl im Pfauen zu Eatanswill aufgehalten haben.«
»Ah, wirklich?« rief Herr Pickwick.
»Ja«, erwiderte der Einäugige. »Ich erzählte ihnen eine kleine Geschichte von einem meiner Freunde, namens Tom Smart. Vielleicht hat man zu Ihnen davon wieder gesprochen?«
»O ja, oft«, erwiderte Herr Pickwick lächelnd. »Er war Ihr Onkel, wenn ich nicht irre.«
»Nein, nein – nur ein Freund meines Onkels«, versetzte der Einäugige.
»Das war ein wunderbarer Mann, Ihr Onkel«, bemerkte der Wirt, den Kopf schüttelnd.
»Allerdings, man darf es wohl sagen«, antwortete der Einäugige. »Ich könnte Ihnen von demselben Onkel eine Geschichte erzählen, meine Herren, worüber Sie gewiß staunen würden.«
»Nun, so lassen Sie hören«, sagte Herr Pickwick.
Der einäugige Hausierer schöpfte sich ein Glas voll aus der Bowle, trank es, tat einen langen Zug aus der holländischen Pfeife und rief Sam Weller, der an der Tür zögerte, zu, er brauche sich nicht zu entfernen, wenn man es nicht von ihm verlange: denn die Geschichte sei kein Geheimnis. Sofort heftete er sein Auge auf den Wirt und erzählte, was das nächste Kapitel vermelden wird.