Kapitel 8

 

Ein banger Tag in Dornach.

Die stattliche Frau, die seit einer Woche im Schloß wohnte, der die Mahlzeiten auf ihrem Zimmer serviert wurden und die zum Verdruß des Kellermeisters mittags und abends eine Flasche Bordeaux vertilgte, weilte seit zwei Uhr nachts am Bette der Gräfin. Auf dem Bahnhofe wartete eine Equipage die Ankunft des Schnellzugs aus Wien ab, mit dem der Herr Professor ankommen sollte. Der Herr Doktor hatte sich in Lisettens jungfräulichem Gemache etabliert, und wenn sich ein Geräusch auf dem Gange vernehmen ließ, trat er hinaus und sprach zu dem etwa Vorbeikommenden: »Ich bin hier – daß Sie’s wissen – für den Fall, daß ein Arzt nötig wäre, daß Sie wissen, wo er zu finden ist.«

Niemand hörte auf ihn, er war ganz uninteressant. Die gespannte Aufmerksamkeit richtete sich ausschließlich auf die Frauen, denen Gelegenheit zu irgendeiner Handreichung in der Nähe der Wochenstube gegeben war.

Am Nachmittage mußte Hermann sich’s gefallen lassen, vom Schmerzenslager seiner Frau, an dessen Ende er mit verstörtem Gesichte stand, durch Base Wilhelmine entfernt zu werden.

Jetzt waren sie in seinem Schreibzimmer, sein Vetter und er. Wilhelm hatte mitten auf dem Diwan Platz genommen, sich vorgebeugt und beschäftigte sich damit, seine dicken roten Finger knacken zu machen. Hermann ging rastlos neben dem Bücherschrank, der die Längenwand einnahm, auf und ab und pfiff entsetzlich falsch oder versank in ein düsteres Schweigen oder pflanzte sich vor Wilhelm hin und starrte ihn an.

Die Dämmerung war eingebrochen, der Kammerdiener erschien.

»Was willst du?« fragte sein Herr.

»Die Lampe anzünden.«

»Wir brauchen keine Lampe«, brachte Hermann mühselig hervor, und Wilhelm dachte: Dem armen Kerl ist das Weinen nah.

»Heute«, sagte er nach einer Pause, »haben wir drei Marder in der Falle gefangen«, worauf sein Vetter erwiderte: »Wieviel Uhr ist es?«

»Fünf hat’s just geschlagen.«

»Dann muß ja um Gottes willen der Professor schon hier sein.« Er schellte, und es dauerte unglaublich lang, bis endlich ein Lakai eintrat und meldete, der Herr Professor sei angelangt, und Lisette habe ihn zur Frau Gräfin geführt.

Eine Stunde verfloß, in der die Zeit bleierne Wellen rollte und Wilhelm die nutzlosen Versuche, Hermanns Gedanken abzulenken, aufgab. Plötzlich blieb dieser stehen und lauschte. Er hatte die hastenden Schritte, die sich nahten, erkannt, es waren die Wilhelminens. Sie riß die Tür auf. Das Nebenzimmer war hell erleuchtet, und wie von strahlendem Goldgrund hob ihre Gestalt auf der Schwelle sich ab. »Hermann?« rief sie fragend in das Dunkel hinein. »Komm, Hermann, komm – du hast einen Sohn!«

»Und Maria …«

»Wohl, Gott sei Dank.«

Er stürzte auf sie zu und hob die schwere Frau in seinen Armen in die Höhe und jauchzte laut.

»Was heißt denn das?« sagte sie. »Nimm dich zusammen. Sie ist noch matt. Wenn du dich nicht zusammennimmst, darfst du nicht zu ihr.«

»Oh – ich nehme mich …« er machte einen ungeheuren Aufwand an Selbstüberwindung, warf sich in die Brust, umschlang seine Base und zog sie mit sich fort. »Wilhelm, telegraphiere du an meine Mutter, an meinen Schwiegervater«, rief er noch atemlos zurück und durchmaß den ganzen Weg auf den Fußspitzen, betrat Marias verhängtes Zimmer unhörbar wie ein Sylphe und hätte am liebsten Wolkenform angenommen, um ihr zu nahen.

Sie lag ganz still, war blaß – blaß bis an die Lippen und sah unendlich müde aus. Aber sie lächelte ihn an, glücklich, sanft und milde. Das Herz wollte ihm übergehen vor Rührung – doch sie haßte es, bedauert zu werden; er durfte nichts sagen, er küßte nur leise ihre Hände und blickte dabei mit einer gewissen Verlegenheit nach einem weißen Bündel aus Stoffen, Spitzen, Stickereien, Bändern, das neben sie hingelegt wurde.

»Ich gratuliere Ihnen zu einem Prachtbuben«, sprach der Professor, aus dem Nebenzimmer tretend.

»Wo?« stotterte Hermann, und Wilhelmine brach aus: »Jesus Maria, da doch!«

Da – ganz richtig. Unter den Stickereien und Spitzen guckte etwas hervor. Ein kleines braunrotes Gesicht, mit faltenbedeckter Stirn, mit lichtscheuen, fest zugedrückten Äuglein, einer Nase, die mit unzähligen kleinen gelben Pünktchen bedeckt war, und einem winzigen Mund. Es waren auch Pfötchen zu sehen, die unverhältnismäßig lange Finger hatten und die zartesten schmalsten Nägel. Das also war der »Prachtbub«, das war der »Sohn«.

Hermann wunderte sich und küßte auch ihm die Hände.

Maria erholte sich langsam, und Doktor Weise, der nach der Abreise des Professors Ordinarius geworden, wurde nicht müde, die größte Schonung zu empfehlen. »Besonders der Nerven. Nur keine Aufregung, Herr Graf, Fräulein Lisette, Fräulein Klara, nur keine Aufregung!« – Er freute sich, daß die Taufe nicht vor dem vierzehnten Tage stattfinden konnte, weil es dem Grafen Wolfsberg, der durchaus selbst als Pate seines Enkels fungieren wollte, unmöglich war, früher einzutreffen.

Der Graf schrieb oder telegraphierte täglich, und es schien Hermann, als ob diese Botschaften ihres Vaters Maria peinlich berührten. Zuletzt wagte er nicht mehr, sie ihr mitzuteilen. Nun aber fragte sie allabendlich: »Kommt der Vater?« und als endlich die Antwort lautete: »Morgen«, da flammte eine fiebernde Röte auf ihren Wangen auf. Sie schloß die Augen, in kurzen, raschen Schlägen klopfte ihr Herz, eine unnennbare Bangigkeit überkam sie.

»Was ist dir?« fragte Hermann. »Maria, was bekümmert dich? Es ist etwas, das dich bekümmert und das du mir verschweigst.«

Sie seufzte tief auf. »Laß es« – bat sie, »wir wollen nie davon sprechen. Geh jetzt, es ist spät. Ich muß Ruhe haben und Kräfte sammeln für morgen.«

»Natürlich«, erwiderte er und befand sich schon auf den Fußspitzen und schlug sein beliebtes Sylphentempo an.

Maria winkte ihn zurück: »Eines möchte ich dich bitten – bringe es dem Vater vor. Das Kind soll Hermann heißen, Hermann Wolfgang … Verstehst du mich? Und dir, Lieber, möge es nachgeraten.«

Er ging beseligt, er machte sich selbst zum Hüter der Ruhe, nach der sie verlangte. Mehr als Stille ringsumher vermochte er jedoch nicht herzustellen. Eine so tiefe Stille, daß Maria das Atemholen des Kindleins hören konnte, dessen Wiege dicht an ihrem Bette stand. – Es war unerhört brav, schrie gerade soviel, als sich’s für einen zwei Wochen alten Jüngling gehört, sog seine Nahrung aus der mütterlichen Brust und schlief und lächelte oft im Schlafe.

Und der Anblick seines Friedens war die einzig wirksame Labung, die Marias Seele empfangen konnte in dieser letzten Nacht vor dem Wiedersehen mit ihrem Vater. Ein Wiedersehen und keines – es sollte ja ein anderer Mensch vor sie treten, nicht der, den sie geliebt und angebetet, einer, der gelogen, betrogen und getötet – einer, den sie gerichtet hatte.

Am nächsten Morgen war er da, völlig unermüdet, trotz der langen Reise. Den Wagen, der ihn auf der Station erwartete, hatte er seinem Kammerdiener überlassen und kam zu Fuß an. Ein tüchtiger Marsch in der tauigen Frühe war ihm Bedürfnis gewesen nach zweien im Waggon verbrachten Nächten.

Sein Schwiegersohn lief ihm entgegen, die beiden Männer schüttelten einander die Hände. Wolfsberg fragte zuerst nach Maria und dann unverzüglich nach Waschwasser und ließ sich in die für ihn bereiteten Zimmer führen.

Eine halbe Stunde später stand er vor seiner Tochter, mit unnachahmlich kunstvoller Nachlässigkeit gekleidet, duftend von Reinlichkeit und Eau de Toilette, einen freudig gerührten Ausdruck in seinem energischen Gesichte. Er klopfte Maria auf die Wange und sagte, halb zu Hermann, halb zu ihr: »Mager ist sie geworden.«

Sie hätte aufschreien mögen: Ich weiß, was du getan hast, und werde es dir nie verzeihen! – aber sein Anblick, seine Stimme, sein flüchtiger Kuß auf ihre Stirn übten ihre alte Macht. Sie beugte sich ihr fast ohne Widerstreben. – Er ist ja doch mein Vater, dachte sie.

Der Graf schenkte seinem Enkel die gebührende Aufmerksamkeit, setzte sich an das Bett Marias und begann mit ihr zu sprechen, mehr von sich als von ihr, offenherzig, vertrauensvoll, recht wie zu einem ebenbürtigen Geiste, dessen Verkehr er lange und schwer entbehrt. Ihre Kälte und Beklommenheit waren ihm sofort aufgefallen. Er schrieb sie ohne weiteres der richtigen Ursache zu: Maria hatte etwas, das ihn in ihren Augen herabsetzte, erfahren. Durch wen? – Um gegen Hermann auch nur den Schatten eines Verdachtes zu hegen, war Wolfsberg zu sehr Menschenkenner. Was liegt auch daran, dachte er, durch wen deine Illusionen über mich zerstört wurden, du armes Kind, sie sind fort. Du mußt lernen, mich zu nehmen, wie ich bin, und einsehen, daß du dennoch stolz auf deinen Vater bleiben kannst. – Da entfaltete er seine ganze zielbewußte Liebenswürdigkeit, stellte sich in das hellste Licht – indem er einen Irrtum, irgendein begangenes Unrecht eingestand. Mit der Miene eines Emporblickenden ließ er sich zu ihr herab, die er weit übersah. Galt es doch, einen erschütterten Einfluß wiederzugewinnen, eine schwankende Neigung wieder zu befestigen: zu erobern, mit einem Wort …

Wie ihm die Aufgabe gelang! – Wie seine Tochter, als er nach kurzem Aufenthalte Schloß Dornach verließ, ihn liebte, mehr als je! Der Starke war hilflos seinen Leidenschaften gegenüber, gab das nicht Grund, ihn zu bemitleiden? Und wer hatte seine Kämpfe gesehen? Mit so feinem Sinn für alles Edle begabt, was mußte er leiden unter dem Bewußtsein seiner Fehlbarkeit! Er gehört ja nicht zu denen, die sich feig über ihre Mängel hinwegtäuschen. Dieser Selbsterkenntnis, sagte sie sich, war wohl auch seine harte Zurückweisung Tessins entsprungen. Vielleicht fand er – in einer Hinsicht wenigstens – zwischen dem und sich Ähnlichkeit … Er wollte seine Tochter vor den schmerzvollen Enttäuschungen bewahren, die er ihrer Mutter bereitet hatte.

Nach wie vor weihte Maria der Toten die frömmste und getreueste Erinnerung, doch war sie in ihren Augen nicht mehr das Opfer eines Verbrechens, sondern die Märtyrerin eines unabwendbaren Schicksals, eine leidverklärte Heilige, vor deren Bild sie in Andacht versank.

Allmählich kehrte ihre Heiterkeit zurück und wuchs mit dem Gefühle zunehmender Kraft und wiedererlangter Gesundheit. Sie hatte es durchgesetzt, sie nährte ihr Kind selbst, obwohl das jetzt »niemand« mehr tut und selbst die Ärzte ihr davon abgeraten. Aber sie wußte wohl, was sie sich zutrauen durfte.

Ihr Vetter Wilhelm trug eine Bewunderung für sie zur Schau, die sich in den ausbündigsten Aufmerksamkeiten äußerte. Den ganzen Winter hindurch kam er allabendlich, bei jedem Wetter, herübergeritten, machte halt im Schloßhofe, fragte: »Wie geht’s?« und kehrte nach erhaltener Antwort heim auf seiner kugelrunden Falbin. – Sobald die Wege wieder fahrbar geworden, kamen die Familiendiners am Dienstag von neuem in Aufnahme.

Nach dem ersten hatte Wilhelm seinen Vetter in eine Fensterecke gedrückt und ihm geheimnisvoll zugeflüstert: »Deine Frau war bisher immer wunderbar – gemütlich aber ist sie erst jetzt geworden. Das macht das Kind, ja, mein Lieber … Man sagt: des Herzens Schrein – ganz falsch, es sind Schreine. Da und dort steht einer offen von Jugend auf. Die anderen öffnen sich nach und nach – ich spreche nur von guten Menschen natürlich – und den Schlüssel zum wichtigsten bringt manchmal ein Kindlein mit, in seiner kleinen Hand.«

In der Tat schien Maria ein ungetrübtes Glück in ihrer Ehe gefunden zu haben. Und war sie nicht auch beneidenswert vor Tausenden? Vergöttert und angebetet von einem Manne, den sie innig wertschätzte, Mutter eines blühenden Kindes, schön, ohne eitel, und hochbegabt, ohne ehrgeizig zu sein, reich genug mit Glücksgütern gesegnet, um dem regsten Wohltätigkeitssinne Genüge tun zu können, gehörte sie zu den Auserwählten des Schicksals. Sie selbst empfand es als eine Pflicht, sich zu ihnen zu zählen.

Früher, als Hermann es gestatten wollte, hatte sie sich wieder in den Hütten der Armen eingefunden, aber mahnen und drängen mußte er, bevor sie den Entschluß faßte, die Schwelle Wolfis nach langer Zeit von neuem zu überschreiten.

Er war, kaum erholt von einem abermaligen heftigen Anfall seines Leidens, dennoch aufgestanden, um sie zu empfangen, und kam ihr einige Schritte entgegen. Ein greisenhafter Zug bildete sich um seinen Mund, als er sie anlächelte. »Endlich, Frau Gräfin«, sprach er mit schwacher und heiserer Stimme, »endlich – Sie sehen, es geht besser. Ihr großer Arzt gibt mir nur noch beiläufig fünfhundert Tage zu leben, aber ich beabsichtige, Ihnen länger zur Last zu fallen, als der Gelehrte sich’s träumen läßt, ich …«

Hermann unterbrach ihn mit der Aufforderung, jetzt das Bekenntnis zu tun, das er auf dem Herzen habe.

»Aber verderben Sie mir die Freude nicht, Frau Gräfin«, sprach Wolfi.

»Welche Freude?«

»Die, zuzuhören, wenn Sie Klavier spielen … Staunen Sie nur! Der elende Kerl, der Wolfi, hat Sinn für Musik – besonders für diejenige, die Sie treiben.« Er klopfte mit der flachen Hand auf seine Brust. »Balsam, Frau Gräfin. – Ich habe mich auf allerlei Umwegen in die Nähe des Schlosses geschleppt, bis zum Gartenhaus hinter den Fliederbüschen, und gelauscht … Ja, das war Musik! Dabei läuft es einem kalt über den Buckel, und das ist das Rechte. Ich hatte Ihnen soviel Leidenschaft gar nicht zugetraut. – Sie haben es da«, er griff ans Herz, »und in den Fingern, und ich hätt es auch gehabt, wäre gewiß ein Künstler worden … Aber hat’s denn sein dürfen?… Was, Künstler – Lump! Eine Satzung des großen Grafen: Aus dem Künstler wird nichts, wenn nicht der Lump in ihm die Begeisterung dazu gibt … Also ich bitte um freien Eintritt in das Gartenhaus, bitte auch, den Hunden und den Leuten aufzutragen, mich dort unbehelligt zu lassen, wenn ich komme, was nicht gar zu oft geschehen wird. Aber ich darf? – ich darf?« wiederholte er ungeduldig.

Maria zögerte: »Ein versteckt lauschendes Publikum ist nicht angenehm.«

»Flausen! was wissen Sie, wenn Sie spielen, von einem Publikum.«

Hermann legte seine Fürsprache ein, und der Wunsch Wolfis wurde gewährt.

Von diesem Tag an verlängerte Maria ihre Besuche bei dem Kranken. »Ein Mensch, der sich noch Empfänglichkeit für das Schöne erhalten hat, kann nicht ganz schlecht sein«, meinte sie und betrachtete es als ihre Aufgabe, diese Seele, die schon so bald vor den ewigen Richter gerufen werden sollte, zu retten. Sie hielt den Zynismus, mit dem er ihre Vorstellungen aufnahm, für eine scheußliche Maske, und die Einwendungen, die er ihr machte, für erbärmliche Prahlereien.

Eines Nachmittags fand sie ihn in großer Aufregung. Er war mit dem Lesen eines Briefes beschäftigt und empfing sie mit den Worten: »Habe ich noble Korrespondenten, he? Sehen Sie doch die Unterschrift.«

Sie las mit peinlicher Verwunderung »Felix Tessin«.

Wolfi steckte den Brief ein. »Ja«, sprach er nachlässig, »der antwortet einem doch, erinnert sich doch der einstigen Jugendfreundschaft. – Sie lächeln ungläubig? Sie können den Gassenkehrer nicht vergessen, der hat Ihnen einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. Aber dieser Episode meines bewegten Lebens gingen andere voran … Ei, ei – nun, was ist denn los?« Er stockte.

Maria hatte eine Art, den Kopf zu heben und Leute, die etwas taten oder sagten, das ihr mißfiel, dabei anzusehen, die den Kecksten in Verwirrung brachte.

Wolfi erfuhr es jetzt. »Ohne Sorge! Wozu diesen Aufwand an Würde?« spöttelte er, »ich denke nicht daran, mich in Details einzulassen, ich sage nur: Wir waren befreundet. Felix und ich studierten in Heidelberg zusammen – fragt mich nur nicht was –, wurden zusammen relegiert. Tessin kümmerte sich nicht um die Anzahl der Ahnen, die einer hatte, sondern um die der Frauenherzen, die er bezwang, und um die Klinge, die er führte. Die meine hat er schätzen gelernt bei jenem Überfall, den ein beleidigter Ehemann gegen ihn in Szene gesetzt hat … Ja, wir waren Freunde!«

»Und einer des anderen wert«, sprach Maria und wandte sich, um ihr Erröten zu verbergen. Wie hatte sie diese Worte sprechen können? War ihre Erbitterung gegen Tessin nicht längst überwunden?

Sie stand auf und verließ das Zimmer.

Lisette, von der sie sich hatte begleiten lassen, überhäufte Wolfi mit Vorwürfen, ehe sie der Gebieterin folgte.

Er aber blickte aus dem Fenster der hohen Gestalt nach, die langsam hinter den Bäumen des Parkes entschwand, und murmelte zwischen den Zähnen: »O Majestät, meinen letzten Lebensfunken für einen Flecken auf deinem Hermelin!«