SCHLIMME WAHL

Du sahst die Fei ihr goldnes Haar sich strählen,
Wenn morgens früh noch alle Wälder schweigen,
Gar viele da im Felsgrund sich versteigen,
Und weiß doch keiner, wen sie wird erwählen.

Von einer andern Dam´ hört ich erzählen
Im platten Land, die Bauern rings dir zeigen
Ihr Schloß, Park, Weiler – alles ist dein eigen,
Freist du das Weib – wer möcht im Wald sich quälen !

Sie werden dich auf einen Phaeton heben,
Das Hochzeitscarmen tönt, es blinkt die Flasche,
Weitrauschend hinterdrein viel vornehm Wesen.

Doch streift beim Zug dich aus dem Walde eben
Der Feie Blick, und brennt dich nicht zu Asche:
Fahr wohl, bist nimmer ein Poet gewesen!

(Joseph von Eichendorff)

Joseph Freiherr von Eichendorff

Der alte Garten

Kaiserkron‘ und Päonien rot,

die müssen verzaubert sein,

denn Vater und Mutter sind lange tot,

was blühn sie hier so allein?

Der Springbrunnen plaudert noch immerfort

von der alten schönen Zeit,

eine Frau sitzt eingeschlafen dort,

ihre Locken bedecken ihr Kleid.

Sie hat eine Laute in der Hand,

als ob sie im Schlafe spricht,

mir ist, als hätt‘ ich sie sonst gekannt –

still geh vorbei und weck sie nicht!

Und wenn es dunkelt das Tal entlang,

streift sie die Saiten sacht,

da gibt’s einen wunderbaren Klang

durch den Garten die ganze Nacht.