Der Götter Irrfahrt
(Nach einer Volkssage der Tongainseln)
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Unten endlos nichts als Wasser, Droben Himmel still und weit, Nur das Götterland, das blasse, Lag in Meereseinsamkeit, Wo auf farbenlosen Matten Gipfel wie in Träumen stehn, Und Gestalten ohne Schatten Ewig lautlos sich ergehn. Zwischen grauen Wolkenschweifen, Sinnend sitzt er, und es flattern Sieh, da hebt er Felsenspitzen Doch der Vater hebt aufs neue, Wie ’ne liebliche Sirene |
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Staunend auf den Göttersitzen Die Unsterblichen nun stehn, Sehn den Morgen drüben blitzen, Fühlen Duft herüberwehn, Und so süßes Weh sie spüren, Lösen leis ihr Schiff vom Strand, Und die Lüfte sie verführen Fern durchs Meer zum jungen Land. O wie da die Quellen sprangen Denn sie sehn zum ersten Male Die Genossen faßt ein Grauen, Und für immer da verschlagen |
Im Abendrot
Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand:
Vom Wandern ruhen wir beide
Nun überm stillen Land.
Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.
Tritt her und laß sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Daß wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.
O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot,
Wie sind wir wandermüde –
Is dies etwa der Tod?
Der Soldat
Joseph von Eichendorff
Ist auch schmuck nicht mein Rößlein,
So ists doch recht klug,
Trägt im Finstern zu ’nem Schlößlein
Mich rasch noch genug.
Ist das Schloß auch nicht prächtig:
Zum Garten aus der Tür
Tritt ein Mädchen doch allnächtig
Dort freundlich herfür.
Und ist auch die Kleine
Nicht die Schönst auf der Welt,
So gibts doch just keine,
Die mir besser gefällt.
Und spricht sie vom Freien:
So schwing ich mich auf mein Roß –
Ich bleibe im Freien,
Und sie auf dem Schloß.
Wagen mußt du und flüchtig erbeuten,
Hinter uns schon durch die Nacht hör ichs schreiten,
Schwing auf mein Roß dich nur schnell
Und küss noch im Flug mich, wildschönes Kind,
Geschwind,
Denn der Tod ist ein rascher Gesell.