Graf de la Tour d’Auvergne und Frau d’Urfé. – Camilla. – Meine Leidenschaft für die Geliebte des Grafen; lächerliches Abenteuer, das mich heilt – Der Graf von St.-Germain
Trotz meiner Liebe zur jungen Baletti verkehrte ich auch mit den käuflichen Schönheiten, die auf dem Straßenpflaster glänzten und von sich sprechen machten; am meisten aber beschäftigten mich die ausgehaltenen Frauen und jene, die nur als Sängerinnen und Tänzerinnen oder weil sie jeden Abend auf der Bühne Königinnen oder Zofen spielten, dem Publikum angehörten.
Obwohl sie Anspruch auf guten Ton machten, beanspruchten sie auch große Freiheit und genossen ihre sogenannte Unabhängigkeit, indem sie sich bald Amor, bald Plutus ergaben, und häufig beiden zugleich. Da es nicht schwer ist, mit diesen Priesterinnen der Freude und der Verschwendung bekannt zu werden, so hatte ich mich bei mehreren eingenistet.
Die Foyers der Theater sind Basare, wo die Liebhaber ihre Talente üben, um Liebesränke anzuspinnen, und ich hatte in dieser edlen Schule recht leidliche Fortschritte gemacht.
Ich begann damit, daß ich der Freund ihrer anerkannten Liebhaber wurde, und dies gelang mir oft durch die Kunst, unbedeutend zu erscheinen. Allerdings mußte ich bei Gelegenheit als Günstling des Plutus erscheinen können; eine Börse in der Hand gleicht einem Fläschchen, dem für gewisse Nasen ein köstlicherer Duft entströmt als der Rose; und wenn es sich um einige goldene Knospen handelte, so war die Mühe stets geringer als das Vergnügen; denn ich war stets sicher, auf die eine oder andere Art meinen Lohn zu erhalten.
Die Schauspielerin und Tänzerin bei der italienischen Komödie Camilla, die ich schon vor sieben Jahren in Fontainebleau geliebt hatte, fesselte mich besonders durch die Annehmlichkeiten, die ihr hübsches kleines Häuschen an der Barrière Blanche mir bot. Sie lebte dort mit dem Grafen Aigreville, der mir sehr zugetan war und meine Gesellschaft liebte. Er war ein Bruder des Marquis de Gamache und der Gräfin du Rumain; ein hübscher Junge, sehr gutmütig und ziemlich reich.
Er war niemals so zufrieden, wie wenn er viele Besucher bei seiner Geliebten sah; ein eigentümlicher Geschmack, dem man selten begegnet, zugleich aber ein sehr bequemer Geschmack, der auf einen vertrauensvollen und wenig eifersüchtigen Charakter schließen läßt. Camilla liebte von Herzen nur ihn – eine ziemlich seltene Sache bei einer Schauspielerin und galanten Frau; aber geistvoll und weltgewandt wie sie war, brachte sie auch von den anderen, die Geschmack an ihr fanden, niemanden zur Verzweiflung. Sie war mit ihren Gunstbezeigungen weder geizig, noch verschwenderisch, und sie verstand das Geheimnis, sich von allen anbeten zu lassen; sie brauchte nicht zu befürchten, durch Mangel an Verschwiegenheit betrübt oder durch Treulosigkeiten gekränkt zu werden.
Nächst ihrem Liebhaber zeichnete sie den Grafen de la Tour-d’Auvergne am meisten aus. Dieser Herr von sehr vornehmer Geburt vergötterte sie, und da er nicht reich genug war, um sie allein zu besitzen, so schien er mit dem Anteil, den sie ihm bewilligte, einigermaßen zufrieden zu sein. Er stand in dem Rufe, als Zweiter aufrichtig geliebt zu werden. Camilla unterhielt ihm so ziemlich ein kleines Mädchen, das sie ihm geschenkt hatte, als sie zu bemerken glaubte, daß er in sie verliebt sei; die Kleine war nämlich früher in ihrem Dienst gestanden. La Tour-d’Auvergne unterhielt sie in einem möblierten Zimmer in der Rue de Taranne in Paris, und er pflegte zu sagen, er liebe sie, wie man ein Bild liebe, weil er sie von seiner teuren Camilla habe. Der Graf brachte das junge Mädchen oft zu Camilla zum Essen mit. Sie war fünfzehn Jahre alt, einfach, arglos und ohne jeden Ehrgeiz. Sie sagte ihrem Liebhaber, sie würde ihm niemals eine Untreue verzeihen, außer mit Camilla; dieser glaubte sie ihn abtreten zu müssen, weil sie wußte, daß sie ihr ihr Glück verdankte.
Ich wurde so verliebt in dieses junge Mädchen, daß ich oftmals nur deshalb zu Camilla ging, weil ich hoffte, sie dort zu finden und mich an ihren naiven Reden zu erfreuen, durch die sie die ganze Gesellschaft entzückte. Ich suchte meine Liebe nach Möglichkeit zu verbergen, aber sie war so groß, daß ich oft ganz traurig nach Hause ging; denn ich sah, daß ich auf den gewöhnlichen Wegen unmöglich von meiner Leidenschaft genesen konnte. Wenn man etwas geahnt hätte, so würde ich mich lächerlich gemacht haben, und Camilla hätte mich erbarmungslos ausgelacht. Ein spaßhafter Vorfall heilte mich auf ganz unerwartete Weise.
Das Häuschen der liebenswürdigen Camilla lag an der Barrière Blanche. Als es eines Abends stark regnete, ließ ich einen Fiaker holen, um nach Hause zu fahren. Aber es war schon ein Uhr nachts, und an der Haltestelle war kein Wagen mehr zu finden. »Mein lieber Casanova,« sagte la Tour-d’Auvergne zu mir, »ich werde Sie mitnehmen und bei Ihrer Wohnung absetzen; dies wird mir keine Unbequemlichkeiten machen, obgleich mein Wagen nur zwei Plätze hat; meine Kleine wird sich auf unsere Knie setzen.«
Natürlich nahm ich das Anerbieten an, und bald saßen wir im Wagen, der Graf zu meiner Linken und Babet auf unseren Knien.
In meiner Liebesglut gedachte ich die Gelegenheit auszunutzen, und ohne Zeit zu verlieren – denn der Kutscher fuhr schnell – ergriff ich ihre Hand und gab ihr einen sanften Druck. Ich fühlte einen leisen Gegendruck; o Glück! Ich zog sie an meine Lippen und bedeckte sie mit stummen zärtlichen Küssen. Ich war ungeduldig, sie von meiner Glut zu überzeugen, und ich glaubte, ihre Hand würde mir einen süßen Dienst nicht verweigern … aber im entscheidenden Augenblick sagte La Tour-d’Auvergne zu mir: »Ich bin Ihnen recht dankbar für eine in Ihrem Lande übliche Höflichkeit, deren ich nicht mehr würdig zu sein glaubte; hoffentlich ist es kein Mißverständnis.«
Betroffen von diesen schrecklichen Worten streckte ich die Hand aus und fühlte seinen Rockärmel. Die größte Geistesgegenwart konnte mir in einem solchen Augenblicke nichts nutzen, zumal da ein stürmisches Gelächter unmittelbar auf diese Worte folgte; so etwas genügt, um den Unerschrockensten still zu machen. Ich konnte weder lachen, noch die Tatsache leugnen, und diese Lage war entsetzlich; sie wäre noch entsetzlicher gewesen, wenn nicht glücklicherweise die Dunkelheit meine Verwirrung verdeckt hätte. Babet fragte unaufhörlich den Grafen, warum er so lache; aber so oft er zu sprechen beginnen wollte, packte ihn das Gelächter von neuem, was mir im Grunde meines Herzens sehr angenehm war. Endlich hielt der Wagen vor meiner Tür; mein Bedienter öffnete den Schlag, und ich stieg eiligst aus, indem ich ihnen gute Nacht wünschte, was La Tour-d’Auvergne unter beständigem Lachen erwiderte. Ganz verdutzt ging ich auf mein Zimmer, und erst eine halbe Stunde später begann ich über den eigentümlichen Vorfall ebenfalls zu lachen. Unangenehm war mir nur die Aussicht auf die schlechten Witze, die man darüber machen würde; denn ich konnte natürlich vom Grafen keine Verschwiegenheit erwarten. Vernünftigerweise faßte ich den Entschluß, wenn auch nicht mit den Lachenden zu lachen, so doch wenigstens mich nicht über die Scherze zu ärgern, deren Zielscheibe ich werden mußte. Dies ist in Paris stets das beste Mittel, die Lacher auf seine Seite zu bringen.
Ich ließ drei Tage hingehen, ohne den liebenswürdigen Grafen zu sehen; am vierten aber beschloß ich, gegen neun Uhr ihn aufzusuchen und um ein Frühstück zu bitten; denn Camilla hatte zu mir geschickt und sich nach meinem Befinden erkundigen lassen. Diese Geschichte durfte mich nicht von ferneren Besuchen bei ihr abhalten. Auch hätte ich gerne gewußt, wie man den Spaß aufgenommen hatte.
Sobald la Tour-d’Auvergne mich sah, lachte er laut auf; ich stimmte ein, und wir umarmten uns herzlich, wobei er scherzhafterweise so tat, als ob er ein Mädchen wäre.
»Mein lieber Graf, vergessen Sie diese Dummheit; es wäre kein Ruhm für Sie, mich anzugreifen; denn ich weiß nicht, wie ich mich verteidigen soll.«
»Wie kommen Sie, mein Lieber, auf den Gedanken, sich verteidigen zu wollen? Wir alle haben Sie lieb und finden das komische Abenteuer köstlich; wir lachen jeden Abend darüber.«
»Die Geschichte ist also allgemein bekannt?«
»Zweifeln Sie daran? Das ist ja ganz selbstverständlich. Camilla lacht sich darüber zu Tode. Kommen Sie heute abend; ich bringe Babet mit, und wir werden über Sie lachen; denn sie behauptet, Sie hätten sich nicht getäuscht.«
»Sie hat recht.«
»Recht? Das erzählen Sie anderen! Sie sind zu gütig, aber ich glaube nichts davon. Aber tun Sie, was Sie für recht halten.«
»Es ist das beste, was ich tun kann; aber in der Tat, nicht Ihnen wollte meine fiebernde Phantasie eine so glühende Huldigung darbringen.«
Bei Tische scherzte ich, stellte mich erstaunt über die Indiskretion des Grafen und rühmte mich, von meiner Leidenschaft geheilt zu sein. Babet war darüber etwas verschnupft; sie nannte mich einen häßlichen Menschen und behauptete, ich sei durchaus nicht geheilt. Aber tatsächlich war ich es; denn nach dieser Geschichte fand ich keinen Geschmack mehr an ihr, knüpfte aber dafür eine innige Freundschaft mit dem Grafen an, der alle Eigenschaften besaß, um von jedem Menschen geliebt zu werden. Diese Freundschaft wäre indessen fast verhängnisvoll für mich geworden, wie der Leser sehen wird.
Eines Abends bat mich La Tour-d’Auvergne im Foyer der italienischen Komödie, ihm hundert Louis zu leihen, die er mir am nächsten Samstag wiederzugeben versprach.
»Ich habe nicht so viel; aber hier ist meine Börse; ihr Inhalt steht Ihnen zu Diensten.«
»Ich brauche hundert Louis, mein Lieber, und zwar sofort; denn ich habe sie gestern abend bei der Fürstin von Anhalt verloren.«
»Aber ich habe sie nicht.«
»Ein Lotterieeinnehmer muß stets mehr als hundert Louis haben.«
»Ganz recht; aber meine Kasse ist mir heilig, ich muß sie heute über acht Tage dem Kassierer abliefern.«
»Dies hindert Sie ja nicht, sie Montag abzuliefern; denn Samstag werde ich Ihnen das Geld wieder geben. Nehmen Sie hundert Louis aus Ihrer Kasse und legen Sie mein Ehrenwort hinein. Glauben Sie, daß es hundert Louis wert ist?«
»Hiergegen habe ich kein Wort einzuwenden; warten Sie hier einen Augenblick auf mich.«
Ich eilte in mein Bureau, nahm die hundert Louis und brachte sie ihm.
Der Samstag kam; kein Graf. Da ich zufällig gerade kein Geld hatte, versetzte ich am Sonntag morgen meinen Solitär und zahlte die hundert Louis zurück, die ich meiner Kasse schuldete. Am nächsten Tage übergab ich diese dem Kassierer. Drei oder vier Tage später kam la Tour-d’Auvergne im Amphitheater der Comédie française auf mich zu und entschuldigte sich bei mir. Ich zeigte ihm meine Hand und antwortete, ich hätte meinen Ring versetzt, um meine Ehre zu retten. Er sagte mir traurig, man habe ihm nicht Wort gehalten; aber er sei sicher, mir meine hundert Louis am nächsten Samstag wiedergeben zu können. »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort darauf.«
»Ihr Ehrenwort liegt in meiner Kasse; gestatten Sie mir also, darauf nicht zu rechnen. Sie können mir die hundert Louis wiedergeben, wann Sie wollen.«
Der Graf wurde bleich wie der Tod.
»Mein Ehrenwort, lieber Casanova, ist mir teurer als mein Leben. Ich gebe Ihnen die hundert Louis morgen früh um neun, hundert Schritte vor dem Kaffeehause am Ende der Champs-Elysees. Ich werde sie Ihnen unter vier Augen geben; kein Mensch wird uns sehen. Ich hoffe, Sie werden kommen, um sie in Empfang zu nehmen, und werden Ihren Degen mitbringen. Auch ich werde meinen Degen haben.«
»Wahrhaftig, Herr Graf, da lassen Sie mich einen Witz zu teuer bezahlen! Sicherlich erweisen Sie mir eine große Ehre; aber ich will Sie lieber um Verzeihung bitten, wenn dadurch dieser ärgerliche Handel beigelegt werden kann.«
»Nein, ich habe viel mehr Unrecht als Sie, und dieses Unrecht kann nur mit der Klinge wieder gut gemacht werden. Werden Sie kommen?«
»Ich kann es Ihnen nicht verweigern, so peinlich es mir auch ist, Ihnen ein solches Versprechen geben zu müssen.«
Ich ging zu Sylvia, bei der ich traurig zu Abend speiste; ich hatte den vornehmen jungen Mann wirklich lieb, und die ganze Geschichte war doch nicht der Mühe wert. Wenn ich die Überzeugung hätte gewinnen können, daß ich im Unrecht wäre, so würde ich mich nicht geschlagen haben; aber von welcher Seite ich auch die Sache betrachtete, ich sah stets, daß nur die übergroße Empfindlichkeit des Grafen schuld war. Ich beschloß daher, ihm Genugtuung zu geben. Jedenfalls konnte ich nicht daran denken, das Stelldichein zu verfehlen.
Ich betrat das Kaffeehaus einen Augenblick nach ihm; wir frühstückten, er bezahlte; hierauf gingen wir in der Richtung nach dem Stern zu. Als wir an einer Stelle waren, wo kein Mensch uns sehen konnte, zog er aus seiner Tasche eine Rolle von hundert Louis und gab mir diese mit sehr vornehmem Anstand. Dann sagte er mir, ein Degenstich müsse dem einen wie dem anderen genügen. Es war mir nicht möglich, ihm ein Wort zu erwidern.
Er trat vier Schritte zurück und zog den Degen. Ohne ein Wort zu sprechen, machte ich es wie er. Ich legte mich aus, wir kreuzten die Klingen und im selben Augenblick stieß ich geradeaus. Ich war sicher, ihn an der Brust verwundet zu haben, trat zwei Schritte zurück und erinnerte ihn an sein Wort.
Sanft wie ein Lamm senkte er den Degen, steckte die Hand in den Busen und zog sie blutbedeckt wieder hervor. Dann sagte er freundlich: »Ich bin zufrieden.«
Ich sagte ihm die freundlichsten Worte, die ich finden konnte, während er sich sein Taschentuch auflegte. Ich untersuchte die Spitze meines Degens und sah zu meiner größten Zufriedenheit, daß er höchstens eine Linie tief eingedrungen sein konnte. Ich sagte es ihm und erbot mich, ihn zu begleiten. Er dankte mir und bat mich, verschwiegen zu sein und ihn in Zukunft als meinen aufrichtigen Freund anzusehen. Nachdem ich ihn unter Tränen umarmt hatte, ging ich sehr traurig nach Hause. Ich hatte eine derbe Lehre empfangen.
Der Handel blieb völlig unbekannt, und acht Tage darauf soupierten wir zusammen bei Camilla. Einige Tage später erhielt ich von Abbé de la Ville für meine Mission nach Dünkirchen die bereits erwähnte Belohnung von fünfhundert Louis.
Bei einem Besuch, den ich bei der liebenswürdigen Camilla machte, sagte sie zu mir, la Tour-d’Auvergne müsse wegen eines Hüftwehs zu Bett liegen. Wenn ich wollte, könnten wir ihm am nächsten Tage einen Besuch machen. Ich erklärte mich einverstanden und wir gingen hin. Nachdem wir gefrühstückt hatten, sagte ich in ernstem Tone zu ihm: wenn er mich gewähren lassen wollte, würde ich ihn heilen; denn sein Leiden wäre kein eigentliches Hüftweh, sondern ein feuchter Wind, den ich durch den Zauber Salomons und fünf Worte vertreiben würde. Er lachte, sagte mir aber, ich möchte nur tun, was ich wollte.
»Ich werde also einen Pinsel kaufen.«
»Ich werde einen Diener ausschicken.«
»Nein, das geht nicht; denn ich muß sicher sein, daß nicht dabei gefeilscht worden ist; außerdem brauche ich noch einige Sachen aus der Apotheke.«
Ich kaufte Salpeter, Schwefelblüte, Quecksilber und einen kleinen Pinsel. Als ich mit allen Sachen wieder da war, sagte ich zu ihm:
»Ich brauche jetzt ein bißchen von Ihrem…; diese Flüssigkeit ist mir unentbehrlich, und zwar muß sie ganz frisch sein.«
Camilla und er lachten aus vollem Halse. Ich aber blieb meiner Rolle als Scharlatan getreu und bewahrte meinen vollen Ernst. Ich gab ihm einen Becher und zog ehrbar den Bettvorhang zu. Er tat, was ich verlangte.
Aus allen diesen Bestandteilen machte ich eine Mischung. Dann sagte ich zu Camilla, sie müßte ihm den Schenkel einreiben, während ich eine Beschwörung murmeln würde; aber ich machte sie darauf aufmerksam, daß alles verloren sein würde, wenn sie unglücklicherweise während der Handlung lachen sollte. Diese Drohung vermehrte noch die Heiterkeit der beiden, und ihr Gelächter war nicht mehr auszulöschen; denn im Augenblick, wo sie ihre Selbstbeherrschung wieder erlangt zu haben glaubten, sahen sie einander an und lachten schließlich nach einigen vergeblichen Anstrengungen von neuem los, so daß ich schon zu glauben begann, ich hätte etwas Unmögliches verlangt. Nachdem sie sich eine halbe Stunde lang die Seiten gehalten hatten, überwanden sie sich endlich, ernst zu werden und die unerschütterliche Ruhe nachzuahmen, deren Beispiel ich ihnen gab. La Tour-d’Auvergne war der erste, der sich beherrschte. Mit ernstem Gesicht bot er seinen Schenkel Camillen dar, die, mit einem Gesicht, wie wenn sie auf der Bühne eine Rolle spielte, den Kranken einzureiben begann, während ich halblaut Worte murmelte, die sie niemals hätten verstehen können, selbst wenn ich sie ganz deutlich ausgesprochen hätte; und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ich sie selber nicht verstand.
Beinahe hätte ich selbst die Wirksamkeit der ganzen Handlung zerstört, als ich die Grimassen sah, die das Pärchen schnitt, um ernst zu bleiben. Nichts konnte komischer sein als Camillens Gesicht. Endlich sagte ich ihnen, es sei jetzt genug gerieben, tauchte meinen Pinsel in die Mischung und zeichnete in einem Zuge den fünfzackigen Stern, das sogenannte Zeichen Salomons, auf den Schenkel, den ich hierauf mit drei Handtüchern umwickelte. Ich sagte ihm: wenn er vierundzwanzig Stunden ruhig im Bett liegen könnte, ohne die Tücher abzunehmen, so stände ich für seine völlige Heilung ein.
Das Lächerlichste bei dem Ganzen war, daß weder der Graf noch Camilla mehr lachten, als ich fertig war. Sie sahen ganz verwundert aus; ich aber – ich glaubte das schönste Ding von der Welt vollbracht zu haben. Wenn man eine Lüge oft wiederholt, kann man schließlich dahin kommen, sie für Wahrheit zu halten.
Einige Augenblicke nach dieser Operation, die ich ohne jede vorherige Absicht gewissermaßen instinktmäßig gemacht hatte, fuhren Camilla und ich in einem Fiaker ab; ich erzählte ihr tausend alberne Geschichten, die sie so aufmerksam anhörte, daß sie schließlich ganz verdutzt war, als ich sie bei ihrem Hause verließ.
Einige Tage nachher, als ich diese Posse schon fast ganz vergessen hatte, hörte ich einen Wagen vor meiner Tür halten; ich blickte aus dem Fenster und sah la Tour-d’Auvergne leichtfüßig aus dem Wagen springen und in mein Haus hineingehen.
»Sie waren Ihrer Sache sicher, lieber Freund,« sagte er, indem er mich umarmte; »deshalb haben Sie mich am Morgen nach Ihrer erstaunlichen Operation nicht einmal besucht, um nach meinem Befinden zu sehen.«
»Natürlich war ich meiner Sache sicher, aber wenn ich Zeit gehabt hätte, würden Sie mich trotzdem gesehen haben.«
»Sagen Sie mir, ob ich ein Bad nehmen darf.«
»Kein Bad, solange Sie nicht wieder ganz hergestellt zu sein glauben.«
»Ich werde Ihnen gehorchen. Alle Welt ist erstaunt über diese Heilung, lieber Freund, denn ich habe mich nicht enthalten können, dieses Wunder allen meinen Bekannten zu erzählen. Ich stoße allerdings auch auf Freigeister, die sich über mich lustig machen, aber ich lasse sie reden.«
»Sie hätten verschwiegen sein sollen, denn Sie kennen doch Paris. Man wird mich als Scharlatan behandeln.«
»Nicht alle denken so, und ich bin gekommen, um Sie um eine Gefälligkeit zu bitten.«
«Worum handelt es sich?«
»Ich habe eine Tante, die wegen ihrer Kenntnisse in allen abstrakten Wissenschaften bekannt und anerkannt ist, eine große Chemikerin, geistvoll, sehr reich und alleinige Herrin über ihr Vermögen; ihre Bekanntschaft kann Ihnen nur nützlich sein. Sie stirbt vor Begierde, Sie zu sehen; denn sie behauptet, Sie zu kennen, und sagt, Sie seien nicht der, für den man Sie halte. Sie hat mich beschworen, Sie ihr zum Essen zu bringen, und ich hoffe, Sie werden die Güte haben, die Einladung anzunehmen. Meine Tante ist die Marquise d’Urfé.«
Ich kannte diese Dame nicht, aber der Name d’Urfé machte sofort großen Eindruck auf mich; denn ich kannte die Geschichte des berühmten Anne d’Urfé, der am Ausgang des sechzehnten Jahrhunderts geglänzt hatte. Die Dame war die Witwe seines Urenkels, und ich begriff sehr wohl die Möglichkeit, daß sie durch ihren Eintritt in diese Familie alle erhabenen Lehrsätze einer Wissenschaft in sich aufgenommen hatte, für die ich mich sehr interessierte, obgleich ich sie für ein reines Hirngespinst hielt. Ich antwortete also meinem Freunde, ich stände ihm zu Befehl, doch nur unter der Bedingung, daß wir bei Tisch nur zu dritt wären.
»Sie hält täglich offene Tafel von zwölf Gedecken, und Sie werden mit der allerbesten Gesellschaft der Hauptstadt speisen.«
»Das wünsche ich eben gerade nicht, mein lieber Graf; denn ich verabscheue den Ruf eines Zauberers, in den Sie mich natürlich gebracht haben werden.«
»Darum handelt es sich nicht; Sie sind bekannt und werden mit Leuten zusammen sein, die eine hohe Meinung von Ihnen haben.«
»Wissen Sie das bestimmt?«
»Die Herzogin von Lauraguais hat mir erzählt, daß Sie vor vier oder fünf Jahren oft ins Palais-Royal gekommen seien und dort ganze Tage bei der Herzogin von Orléans verbracht haben; Frau von Boufflers, Frau von Blois und sogar Frau von Melfort haben mir von Ihnen gesprochen. Sie haben unrecht, daß Sie nicht Ihre alten Gewohnheiten wieder aufnehmen. Was Sie an meinem Leibe gemacht haben, läßt keinen Zweifel daran zu, daß Sie ein glänzendes Vermögen erwerben können. Ich kenne in Paris hundert Personen von höchstem Range, Herren und Damen, die an derselben Krankheit leiden, von der Sie mich geheilt haben, und die Ihnen die Hälfte ihres Vermögens geben würden, wenn Sie sie heilten.«
La Tour-d’Auvergne hatte ganz recht; aber da ich selber wohl wußte, daß die Wunderkur nur einem eigentümlichen Zufall zuzuschreiben war, so fühlte ich durchaus keine Lust, mich vor der Öffentlichkeit lächerlich zu machen. Ich sagte ihm daher, ich wolle durchaus nicht auffallen; er möge daher der Frau d’Urfé nur sagen, ich würde die Ehre haben sie zu besuchen, aber nur wenn keine andere Gesellschaft käme; sonst nicht.
»Sie können mir Tag und Stunde anzeigen, zu denen es ihr angenehm wäre, meine Huldigungen anzunehmen.«
Am selben Abend schon fand ich beim Nachhausekommen ein Briefchen des Grafen vor: er bestellte mich für den nächsten Mittag zwölf Uhr in die Tuilerien; er werde dort sein und dann mit mir zu seiner Tante gehen, die mich voll Ungeduld erwarte; das Diner werde nur für uns drei sein und die Marquise werde für keinen Menschen außer uns zu sprechen sein.
Ich erschien ebenso pünktlich wie der Graf am verabredeten Ort, und wir gingen zur Frau von Urfé, die am Theatinerquai neben dem Hotel Bouillon wohnte.
Frau d’Urfé war trotz ihrem Alter schön. Sie empfing mich mit der schönen Ungezwungenheit des alten Hofes zur Zeit der Regentschaft. Wir plauderten anderthalb Stunden von gleichgültigen Dingen, aber beiderseitig in der Absicht, uns zu studieren, wir wollten uns gegenseitig die Würmer aus der Nase ziehen.
Es kostete mir keine Mühe, den Unwissenden zu spielen, denn ich war es in der Tat; Frau d’Urfé zeigte sich nicht neugierig, aber sie verriet, ohne es zu wollen, ihre Lust, gelehrt zu erscheinen. Dies war mir außerordentlich angenehm, denn ich war gewiß, daß sie mit mir zufrieden sein würde, wenn es mir gelänge, sie zufrieden mit sich selber zu machen.
Um zwei Uhr trug man an einem Tisch zu drei Gedecken dasselbe Diner auf, woran sonst jeden Tag zwölf teilnahmen; über unser Tischgespräch läßt sich nicht viel sagen, denn wir sprachen nach dem Brauch der guten Gesellschaft, oder vielmehr der vornehmen Welt, nur über Nichtigkeiten.
Nach dem Nachtisch verließ la Tour-d’Auvergne uns, um den Prinzen Turenne zu besuchen, der am Morgen ein starkes Fieber gehabt hatte. Als er fort war, begann Frau von Urfé mit mir über Chemie, Magie und ihren ganzen Kultus oder besser gesagt: über ihren ganzen Wahnwitz zu sprechen. Als wir auf das Große Werk zu sprechen kamen und ich aus Gutmütigkeit sie fragte, ob sie den Urstoff kenne, lachte sie nur aus Höflichkeit mich nicht aus, sondern sagte mir mit einem anmutigen Lächeln, sie besitze bereits den sogenannten Stein der Weisen und sei in allen großen Operationen bewandert. Hierauf zeigte sie mir ihre Bibliothek, die dem großen d’Urfé und seiner Frau Renata von Savoyen gehört hatte; aber sie hatte sie um Handschriften vermehrt, für die sie mehr als hunderttausend Franken ausgegeben hatte. Paracelsus war ihr Lieblingsautor; er war nach ihrer festen Überzeugung weder Mann noch Weib, aber auch kein Zwitter gewesen, und hatte das Unglück gehabt, sich mit einer zu starken Gabe seiner Panacee oder Universalmedizin zu vergiften. Sie zeigte mir ein kleines Manuskript, worin das Große Werk in französischer Sprache und in sehr deutlichen Ausdrücken beschrieben wäre. Sie sagte mir, sie halte es nicht unter Verschluß, weil es in Chiffern geschrieben sei, zu denen sie allein den Schlüssel besitze.
»Sie glauben also nicht an die Steganographie, gnädige Frau?«
»Nein, mein Herr; und wenn Sie es annehmen wollen, so schenke ich Ihnen gerne die Abschrift, die ich hier habe.«
»Ich nehme sie um so dankbarer an, da ich ihren ganzen Wert kenne.«
Von der Bibliothek gingen wir in das Laboratorium, das mich tatsächlich in Erstaunen setzte. Sie zeigte mir einen Stoff, den sie seit fünfzehn Jahren über dem Feuer hatte, und der noch vier oder fünf Jahre gekocht werden mußte. Es war ein Projektionspulver, das augenblicklich alle Metalle in das reinste Gold verwandeln sollte. Sie zeigte mir ein Rohr, durch welches die Kohle in den Ofen gelangte, um das Feuer stets in gleicher Stärke zu erhalten. Die Kohle gelangte durch ihr eigenes Gewicht stets nach und nach und in gleicher Menge in den Ofen, so daß sie diesen oft drei Monate lang nicht untersuchte, ohne daß das Feuer die geringste Veränderung erlitt. Die Asche wurde durch ein anderes sehr geschickt angebrachtes Rohr entfernt, das zugleich zur Luftzufuhr diente.
Die Oxydierung des Quecksilbers war für diese wahrhaft erstaunliche Frau wirklich nur ein Kinderspiel. Sie zeigte mir oxydiertes Quecksilber und erbot sich, mir das Verfahren zu zeigen, wenn ich es wünschte. Hierauf zeigte sie mir den Baum der Diana, von dem berühmten Taliamed, dessen Schülerin sie war. Dieser Taliamedes war der Gelehrte Maillot, der nach ihrer Behauptung nicht in Marseille gestorben war, wie der Abbé le Mascrier fälschlich behauptet hatte; denn er lebte, und sie erhielt, wie sie mit einem leisen Lächeln hinzufügte, oftmals Briefe von ihm. »Wenn der Regent von Frankreich«, sagte sie, »auf ihn gehört hätte, so wäre er noch heute am Leben. Der liebe Regent! Er war mein erster Freund, von ihm erhielt ich den Namen Egeria, und er vermittelte meine Heirat mit dem Herrn d’Urfé.«
Sie besaß einen Kommentar zum Raimundus Lullus, worin alles erklärt war, was Armand de Villeneuve nach Roger Baco und Geber, die nach ihrer Behauptung nicht tot waren, geschrieben hatten. Dieses kostbare Manuskript befand sich in einem Elfenbeinkasten, dessen Schlüssel sie sorgfältig verwahrt hielt; übrigens war ihr Laboratorium keinem Menschen zugänglich. Sie zeigte mir ein Fäßchen voll von Platina del Pinto, das sie in Gold verwandeln zu können behauptete, sobald sie Lust hätte. Herr Wood hatte es ihr im Jahre 1743 geschenkt. Sie zeigte mir Proben des Metalls in vier verschiedenen Gefäßen. In dreien lag das Platin unangegriffen von Vitriol-, Salpeter- und Salzsäure; im vierten jedoch hatte es der Einwirkung von Scheidewasser nicht widerstehen können. Sie schmolz es mittels eines Brennspiegels und behauptete, es sei das einzige Metall, das man nicht auf andere Weise schmelzen könne, und dies beweise, daß es über dem Golde stehe. Sie zeigte mir Platin, das mit Ammoniaksalz niedergeschlagen war, womit man Gold nicht niederschlagen kann.
Sie hatte einen Faulen Heinz, der seit fünfzehn Jahren brannte. Ich sah, daß die Röhre mit schwarzen Kohlen gefüllt war, und schloß daraus, daß sie ihn vor ein paar Tagen nachgesehen hatte. Beim Hinausgehen trat ich an ihren Baum der Diana heran und fragte sie ehrerbietig, ob sie nicht zugebe, daß dies nur eine Spielerei zur Unterhaltung von Kindern sei. Sie antwortete voll Würde, sie habe ihn nur zur Unterhaltung aufgebaut, indem sie Silber, Quecksilber und Salpetersäure habe kristallisieren lassen; sie betrachte ihren Baum nur als eine metallische Vegetation, die im kleinen zeige, was die Natur im großen machen könne; aber sie fügte allen Ernstes hinzu, sie könne einen Baum der Diana machen, der ein wirklicher Baum der Sonne sein und goldene Früchte hervorbringen würde, die man ernten könnte und die wieder neue Früchte hervorbringen würden, bis ein gewisser Bestandteil ausginge, den sie den sechs Aussätzigen im Verhältnis zu ihrer Menge beimischen würde. Ich antwortete ihr in bescheidenem Tone, ich hielte die Sache nicht für möglich ohne das Projektionspulver. Frau von Urfé antwortete nur durch ein Lächeln.
Hierauf zeigte sie mir eine Porzellanschüssel, worin sich Salpeter, Quecksilber und Schwefel befanden, und einen Teller, worauf ein kristallisiertes Salz lag. »Ich denke mir,« sagte die Marquise zu mir, »diese Bestandteile sind Ihnen bekannt?«
»Ich kenne sie, wenn dieses Salz ein Niederschlag von Urin ist.«
»Ganz recht.«
»Ich bewundere Ihren Scharfsinn, gnädige Frau. Sie haben die Mischung analysiert, womit ich Ihrem Neffen den Fünfstern auf die Lende zeichnete; aber es gibt keinen Weinstein, durch den Sie die Worte erfahren könnten, durch die das Pentagramma erst Kraft erhält.«
»Dazu ist kein Weinstein nötig, sondern nur das Manuskript eines Adepten, das ich in meinem Zimmer habe und Ihnen zeigen werde. Sie werden darin Ihre eigenen Worte finden.«
Ich antwortete nur durch eine Neigung des Kopfes, und wir verließen das seltsame Laboratorium.
Kaum waren wir in ihrem Zimmer angekommen, so nahm Frau d’Urfé ein kleines schwarzes Buch aus einem hübschen Kasten, legte es auf einen Tisch und begann einen Phosphor zu suchen. Während sie suchte, öffnete ich hinter ihrem Rücken das Buch und sah, daß es lauter Fünfecke enthielt; durch einen glücklichen Zufall stieß ich sofort auf den Talisman, den ich dem Grafen auf die Hüfte gemalt hatte. Rund herum standen die Namen der Planetengeister, mit Ausnahme des Saturn und des Mars. Schnell machte ich das Buch wieder zu. Die Planetengeister waren die des Agrippa, die ich kannte. Wie wenn ich nichts gesehen hätte, trat ich an sie heran, und bald fand sie den gesuchten Phosphor, bei dessen Anblick ich wirklich überrascht war; ich werde jedoch an einem anderen Orte davon sprechen.
Die Marquise setzte sich auf ihr Kanapee, bat mich, neben ihr Platz zu nehmen, und fragte mich, ob ich die Talismane des Grafen von Trier kenne. »Von diesen habe ich niemals ein Wort gehört; aber ich kenne die des Polyphilus.«
»Man behauptet, es seien dieselben.«
»Das glaube ich nicht.«
»Wir werden es erfahren, wenn Sie die Worte aufschreiben wollen, die Sie aussprachen, als Sie den Fünfstern auf die Lende meines Neffen zeichneten. Das Buch wird das gleiche sein, wenn ich in diesem hier Ihre Worte im Kreise um den selben Talisman herum geschrieben sehe.«
»Dies wäre allerdings ein Beweis; ich werde sie aufschreiben.« Ich schrieb die Namen der Planetengeister auf. Die Marquise fand das Pentagramma und nannte mir die Namen. Ich spielte den Erstaunten, gab ihr mit einer Miene der Bewunderung mein Papier, und sie zeigte die größte Befriedigung, als sie die gleichen Namen las.
»Wie Sie sehen, besaßen Polyphilus und der Graf von Trier die gleiche Wissenschaft.«
»Ich werde dies zugeben, gnädige Frau, wenn Ihr Buch die Methode angibt, die unaussprechlichen Namen auszusprechen. Kennen Sie die Theorie der Planetenstunden?«
»Ich glaube ja; aber diese sind hierbei nicht nötig.«
»Unentbehrlich! Denn von ihnen hängt die Unfehlbarkeit ab. Ich habe das Salomonische Fünfeck dem Grafen de la Tour-d’Auvergne in der Stunde der Venus auf die Lende gemalt, und wenn ich nicht mit Araël, dem Geiste dieses Planeten, begonnen hätte, wäre mein Werk wirkungslos geblieben.«
»Dies wußte ich nicht, und wer kommt nach Araël?«
»Von der Venus muß man zum Merkur übergehen, vom Merkur zum Mond, vom Monde zum Jupiter und vom Jupiter zur Sonne. Wie Sie sehen, ist es der magische Kreis des Zoroasterschen Systems; ich überspringe Saturn und Mars, die die Wissenschaft bei dieser Operation ausschließt.«
»Und wenn Sie nun zum Beispiel in der Stunde des Mondes begonnen hätten?«
»Dann wäre ich vom Monde zum Jupiter gegangen, von diesem zur Sonne, von dieser zu Araël, das heißt: Venus, und hätte mit Merkur geschlossen.«
»Wie ich sehe‘ mein Herr, handhaben Sie die Planetenstunden mit überraschender Leichtigkeit.«
»Ohne dieses, gnädige Frau, kann man in der Magie nichts machen, denn zum Nachrechnen hat man keine Zeit. Aber es ist nicht so schwierig; ein Studium von einem Monat gibt jedem Anfänger die erforderliche Übung. Viel schwieriger ist der Kultus; denn er ist viel komplizierter. Aber auch ihn beherrscht man mit der Zeit. Ich gehe niemals aus, ohne vorher auszurechnen, wieviele Minuten die Stunde an dem betreffenden Tage hat, und ich achte stets darauf, daß meine Uhr vollkommen richtig geht; denn eine Minute mehr oder weniger ist entscheidend.«
»Würden Sie die Gefälligkeit haben, mich diese Theorie zu lehren?«
»Sie haben sie im Artephius und noch klarer bei Sandivoye.«
»Ich besitze sie, aber sie sind lateinisch geschrieben.« »Ich werde sie Ihnen übersetzen.«
»Wollen Sie so gütig sein? Sie werden mich glücklich machen.«
»Sie haben mich Dinge sehen lassen, gnädige Frau, die mich zwingen. Ihnen nichts zu verweigern, und zwar aus Gründen, die ich Ihnen vielleicht morgen werde sagen können.«
»Warum nicht heute?«
»Weil ich zuvor den Namen Ihres Genius wissen muß.«
»Sie wissen, daß ich einen Genius habe?«
»Sie müssen einen haben, wenn Sie wirklich den Stein der Weisen besitzen!«
»Ich besitze ihn.«
»Leisten Sie mir den Ordenseid!«
»Ich wage es nicht, und Sie wissen warum.«
»Vielleicht morgen schon werde ich Ihnen jede Möglichkeit des Zweifels benehmen.«
Dieser lächerliche Eid war kein anderer als der der Rosenkreuzer, den man sich gegenseitig nur ablegt, wenn man sich kennt. Frau von Urfé befürchtete also und mußte befürchten, eine Indiskretion zu begehen, und ich meinerseits mußte mich stellen, wie wenn ich dasselbe befürchtete. Der wahre Grund, weshalb ich ihn verlangte, war der, daß ich glaubte, Zeit gewinnen zu müssen; denn ich wußte ganz genau, was es mit diesem Eide auf sich hatte. Männer können ihn einander ablegen, ohne unanständig zu werden; aber einer Frau wie der Marquise d’Urfé mußte es einigermaßen widerstreben, ihn einem Manne zu leisten, den sie zum erstenmal sah. Sie sagte zu mir: »Wo wir diesen Eid in der Heiligen Schrift erwähnt finden, wird er durch die Worte bezeichnet: ›Er schwor, indem er ihm die Hand auf die Lende legte. Aber es ist nicht die Lende damit gemeint; daher findet man niemals, daß ein Mann einem Weibe auf die angegebene Weise schwört; denn das Weib hat kein Verbum.«
Es war neun Uhr abends als der Graf de la Tour-d’Auvergne zu uns in das Zimmer trat, und er war nicht wenig erstaunt, mich noch bei seiner Tante zu finden. Er sagte uns: »Das Fieber meines Vetters ist stärker geworden; die Blattern sind ausgebrochen, und ich werde mich daher, liebe Tante, für mindestens einen Monat von Ihnen verabschieden; denn ich beabsichtige, mich mit dem Kranken einzuschließen.«
Frau d’Urfé lobte seinen Eifer und gab ihm ein Säckchen gegen das Versprechen, es nach der Heilung des Prinzen ihr wiederzugeben. »Hänge es ihm um den Hals und verlasse dich darauf, daß der Ausbruch der Blattern glücklich vonstatten gehen und eine vollkommene Heilung erfolgen wird.«
Er versprach es ihr, wünschte uns guten Abend und ging.
»Ich weiß nicht, Frau Marquise, was Ihr Säckchen enthält; aber wenn es ein magisches Mittel ist, so habe ich kein Vertrauen zu seiner Wirkung, denn Sie haben ihm keine Vorschrift über die Stunde gegeben.«
»Diesmal ist es ein Elektrum, und Magie und Planetenstunden haben nichts damit zu schaffen.«
»Sie werden mir meine Bemerkung verzeihen.«
Sie sagte mir, sie könne meine Zurückhaltung nur loben; aber sie sei überzeugt, daß ich mit ihrem kleinen Kreise nicht unzufrieden sein werde, wenn ich an demselben teilnehmen werde. »Ich werde Sie mit allen meinen Freunden bekannt machen, indem wir mit jedem einzelnen selbdritt speisen; so können Sie sich mit allen verständigen.«
Ich nahm ihren Vorschlag an.
Dieser Anordnung gemäß speiste ich am nächsten Tage mit einem Herrn Gérin und seiner Nichte, die das wissenschaftliche Trio nicht störte; aber weder er noch sie machten meine Eroberung. Am zweiten Tage speiste ich mit einem Irländer, namens Macartney, einem Physiker von der alten Art, der mich sehr langweilte. Am darauffolgenden Tage war mein Mitgast ein Mönch, der über Literatur redete; er sagte tausend Unverschämtheiten gegen Voltaire, den ich damals sehr liebte, und gegen den Geist der Gesetze, den ich bewunderte, und den der dumme Kuttenträger dem großen Montesquieu abstritt, um das erhabene Werk einem Mönch zuzuschreiben! Mit demselben Rechte hätte er die Schöpfung der Welt einem Kapuziner zuschreiben können. Am nächsten Tage ließ Frau von Urfé mich mit dem Chevalier d’Arzigny speisen, einem achtzigjährigen eitlen, geckenhaften und folglich lächerlichen Greise, den man den Alterspräsidenten der Stutzer nannte; aber da er am Hofe Ludwigs des Fünfzehnten gewesen war, so war er ziemlich interessant, denn er besaß die ganze Höflichkeit jener Zeiten, und sein Gedächtnis war voll von Anekdoten über den Hof des despotischen und prunkliebenden Königs.
Der alte Herr ergötzte mich sehr durch seine Lächerlichkeit; er hatte sich rot geschminkt, seine Kleider waren mit Blumen bestickt und mit Flittern geschmückt, wie zu den Zeiten der Frau von Sévigné. Er behauptete, seiner Geliebten zärtlich ergeben zu sein; diese hielt für ihn ein Lusthäuschen, wo er täglich in Gesellschaft seiner Freundinnen zu Abend speiste, lauter reizender junger Mädchen, die um seinetwillen alle anderen Gesellschaften aufgaben; trotzdem geriet er nicht in Versuchung, ihr untreu zu werden, denn er schlief regelmäßig bei ihr. Trotz seiner Altersschwäche war der Chevalier d’Arzigny liebenswürdig. Er besaß eine Milde des Charakters, die allen seinen Worten den Anstrich einer Wahrheit verlieh, die er in seiner Laufbahn als Höfling wohl niemals gekannt hatte. Er war außerordentlich reinlich. Sein Knopfloch war stets von einem Strauß von stark duftenden Blumen geschmückt, z. B. Tuberosen, Narzissen und spanischem Jasmin. Seine falschen Haare waren mit Ambrapomade gesalbt; seine gemalten und parfümierten Augenbrauen und sein Elfenbeingebiß verbreiteten einen starken Duft, der der Marquise d’Urfé nicht unangenehm war, den ich jedoch kaum ertragen konnte. Ohne diese Unannehmlichkeit hätte ich mir wahrscheinlich seine Gesellschaft so oft wie möglich verschafft. Er war Epikuräer aus Überzeugung und besaß eine erstaunliche Gemütsruhe. Er sagte, er würde die Verpflichtung eingehen, sich jeden Morgen vierundzwanzig Stockschläge geben zu lassen, wenn er dadurch die Sicherheit erlangte, daß er innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden nicht sterben würde; und je älter er würde, desto mehr Prügel würde er auf sich nehmen. Ich denke, dies heißt man Lebenslust.
Eines anderen Tages speiste ich mit Herrn Charon, Rat beim Höchsten Gericht und Berichterstatter in einem Prozeß der Frau von Urfé gegen ihre herzlich von ihr gehaßte Tochter, Frau du Châtelet. Der alte Rat war vierzig Jahre früher glücklicher Liebhaber der gelehrten Marquise gewesen; dank diesen alten Erinnerungen hielt er sich für verpflichtet, die Sache seiner früheren Geliebten zu unterstützen. In Frankreich glaubten damals die Beamten berechtigt zu sein, ihren Freunden oder Schützlingen aus Freundschaft oder Habsucht recht zu geben; sie hatten ihre Ämter gekauft und glaubten deshalb von Rechts wegen die Gerechtigkeit verkaufen zu können.
Herr Charon langweilte mich wie die anderen, und dies war natürlich; denn der Unterschied zwischen uns war zu groß.
Am nächsten Tage gab es ein anderes Bild: Ich unterhielt mich sehr gut mit einem jungen Rat, Herrn de Viarme, der mit seiner Frau zum Essen kam. Er war ein Neffe der Frau von Urfé und seine sehr hübsche Frau hatte Geist. Kurz und gut, es war ein liebenswürdiges Paar. Er war Verfasser der Vorstellungen an den König, eines Werkes, das ihm große Ehre eingetragen hatte und von ganz Paris eifrig gelesen worden war. Er sagte mir, ein Parlamentsrat habe sich von Berufs wegen allem zu widersetzen, was der König tun könne, selbst im Guten. Zur Rechtfertigung dieses Grundsatzes führte er dasselbe an, was die Minderheiten aller Volksvertretungen stets zur Begründung des Widerstandes vorbringen; ich brauche wohl meine Leser damit nicht zu langweilen.
Die angenehmste Mahlzeit hatte ich in der Gesellschaft der Frau de Gergi, die mit dem unter dem Namen des Grafen St.-Germain berühmten Abenteurer kam. Er aß nicht, sondern sprach von dem Beginn der Mahlzeit bis zum Ende, und ich hätte es beinahe zum Teil ebenso gemacht wie er, denn ich aß ebenfalls nichts, sondern hörte ihm mit der grüßten Aufmerksamkeit zu. Es war allerding schwierig, einen Menschen zu finden, der besser gesprochen hätte als er. St.-Germain gab sich für einen Wundermann aus; er wollte verblüffen, und oft gelang ihm dies. Er sprach in bestimmtem Ton, aber so sorgfältig, daß er nicht mißfiel. Er war gelehrt, sprach tadellos die meisten Sprachen; war ein großer Musiker und Chemiker; hatte ein angenehmes Gesicht und wußte alle Frauen gefügig zu machen; denn er gab ihnen Schminken und Schönheitsmittel und erweckte in ihnen die Hoffnung, nicht etwa sie jünger zu machen – denn so bescheiden war er doch, daß er gestand, dies wäre ihm unmöglich –, wohl aber sie in dem Zustande zu erhalten, in dem er sie vorfand, und zwar mittels eines Wassers, das ihm nach seiner Behauptung viel Geld kostete, trotzdem aber von ihm nur verschenkt wurde.
Er hatte die Gunst der Frau von Pompadour zu erwerben gewußt; sie hatte ihm eine Unterredung mit dem König verschafft, und er hatte für diesen ein hübsches Laboratorium eingerichtet; denn der liebenswürdige Monarch, der sich überall langweilte, glaubte sich zu unterhalten oder wenigstens ein bißchen die Langeweile zu vertreiben, indem er Farben herstellte. Der König hatte ihm eine Wohnung in Chambord angewiesen und ihm hunderttausend Franken zum Bau eines Laboratoriums gegeben; nach St.-Germains Behauptung wollte der König durch seine chemischen Produkte alle Fabriken Frankreichs zur Blüte bringen.
Dieser eigentümliche Mann, der zum Betrüger allerersten Ranges wie geschaffen war, sagte im zuversichtlichsten Ton und so ganz beiläufig, er sei dreihundert Jahre alt, besitze das Allheilmittel, mache mit der Natur, was er wolle; er besitze das Geheimnis, Diamanten zu schmelzen und aus zehn oder zwölf kleinen ohne Gewichtsverlust einen großen vom reinsten Wasser zu machen. Alle diese Operationen waren für ihn nur Kleinigkeiten. Trotz seinen Aufschneidereien, lächerlichen Lügen und übertriebenen Seltsamkeiten konnte ich mich doch nicht überwinden, ihn unverschämt zu finden. Allerdings fand ich ihn auch nicht achtungswert, aber beinahe wider Willen und unbewußt fand ich ihn erstaunlich; denn ich war wirklich erstaunt über ihn. Ich werde noch Gelegenheit haben, von diesem Original zu sprechen.
Nachdem mich Frau von Urfé alle diese Bekanntschaften hatte machen lassen, sagte ich ihr, ich würde die Ehre haben, bei ihr zu speisen, so oft sie es wünschte; aber ich bäte, daß wir nur unter vier Augen wären, ausgenommen wenn sie ihre Verwandten oder Herrn von St.-Germain zu Tisch hätte. Dessen Beredsamkeit und Prahlereien hatten nur wirklich Spaß gemacht; der sonderbare Mann kam oft in die besten Häuser der Hauptstadt zum Diner, rührte aber niemals etwas an, weil, wie er sagte, sein Leben von der Art seiner Nahrung abhinge, die außer ihm selber niemand kennen könnte. Man paßte sich dieser Schrulle ziemlich willig an, denn man war nur auf seine Reden neugierig, durch die er allerdings die Seele aller Gesellschaften wurde, an denen er teilnahm.
Ich hatte inzwischen Frau von Urfé gründlich kennen gelernt. Sie glaubte steif und fest, ich sei ein vollendeter Adept, der sich nur nicht zu erkennen geben wolle. Fünf oder sechs Wochen darauf wurde sie in dieser phantastischen Idee vollends bestärkt, als sie mich fragte, ob ich das Manuskript mit der angeblichen Erklärung des Großen Werkes entziffert hätte.
»Ja, ich habe es entziffert und folglich auch gelesen; aber ich gebe es Ihnen zurück und versichere Ihnen auf mein Ehrenwort, daß ich keine Abschrift davon genommen habe; denn ich habe nichts Neues darin gefunden.«
»Entschuldigen Sie, mein Herr, aber ohne den Schlüssel scheint mir dies unmöglich zu sein.«
»Soll ich Ihnen den Schlüssel nennen?«
»Ich bitte Sie darum.«
Ich nannte ihr das Wort, das keiner Sprache angehörte. Meine Marquise war völlig starr vor Erstaunen und rief: »Das ist zu viel! das ist zu viel! Ich glaubte allein im Besitz dieses geheimnisvollen Wortes zu sein; denn ich bewahre es nur in meinem Gedächtnis, habe es niemals niedergeschrieben und bin völlig sicher, es niemals einem Menschen mitgeteilt zu haben.«
Ich hätte ihr sagen können, daß die Berechnung, durch die ich das Manuskript entziffert hatte, mir natürlich auch den Schlüssel angegeben hätte; aber ich bekam den Einfall ihr zu sagen, ein Genius habe ihn mir enthüllt. Dieser Unsinn brachte eine sonst wirklich gelehrte und wirklich vernünftige Frau völlig unter meine Herrschaft. Wie dem auch sein möge, mein falsches Eingeständnis verlieh mir einen ungeheuren Einfluß auf Frau von Urfé; von diesem Augenblick an wurde ich der Herrscher ihrer Seele, und ich habe oft die Macht mißbraucht, die ich über sie hatte. Jetzt, da ich selber von den Illusionen zurückgekommen bin, die einst mein Leben begleiteten, denke ich nur noch errötend daran und büße dafür, indem ich mir die Verpflichtung auferlegt habe, in diesen Erinnerungen die volle Wahrheit zu sagen.
Die große Selbsttäuschung der guten Marquise bestand darin, daß sie fest an die Möglichkeit glaubte, mit den Genien, den sogenannten Elementargeistern, Verkehr haben zu können. Sie hätte all ihr Hab und Gut dafür gegeben, um dieses Ziel zu erreichen, und sie hatte schon mit Betrügern zu tun gehabt, die sie bereits durch die falsche Hoffnung getäuscht hatten, ihr zur Erfüllung ihres Wunsches behilflich sein zu können.
»Ich wußte nicht,« sagte sie zu mir, »daß Ihr Genius die Macht hat, den meinigen zur Enthüllung meiner Geheimnisse zu zwingen.«
»Es war nicht nötig, Ihren Genius zu etwas zu zwingen; denn mein Genius ist seiner Natur nach allwissend.«
»Weiß er auch, was ich als das größte Geheimnis in meiner Seele verschlossen halte?«
»Ohne Zweifel; und er muß es mir sagen, wenn ich ihn frage.«
»Können Sie ihn fragen, wann Sie wollen?«
»Immer; vorausgesetzt, daß ich Papier und Tinte habe. Ich kann ihn sogar durch Sie befragen lassen, indem ich Ihnen seinen Namen sage.«
»Und Sie würden ihn mir sagen?«
»Es steht in meiner Macht, gnädige Frau; und um Sie davon zu überzeugen, sage ich Ihnen hiermit: mein Genius heißt Paralis. Stellen Sie schriftlich eine Frage an ihn, wie an irgend einen beliebigen Menschen; fragen Sie ihn z. B., wie ich Ihr Manuskript habe entziffern können, und Sie werden sehen, wie ich ihn zwingen werde, Ihnen zu antworten.«
Vor Freude zitternd, stellt Frau von Urfé ihre Frage, schreibt sie in Zahlen nieder und bildet nach meiner Anweisung eine Pyramide. Ich lasse sie die Antwort finden, die sie selber in Buchstaben überträgt.
Zunächst erhielt sie nur Konsonanten; aber mittels einer zweiten Operation, die die Vokale gab, fand sie die Antwort in sehr klarer Form. Die höchste Überraschung malte sich auf ihren Zügen: sie hatte aus der Pyramide das Wort gezogen, das den Schlüssel zu ihrem Manuskript bildete. Als ich ging, nahm ich ihre Seele, ihr Herz, ihren Geist, und was ihr noch an gesundem Menschenverstand geblieben war, mit mir.