Frau Oisille verfehlte nicht, den anderen am folgenden Morgen heilsame Geistesnahrung zu reichen, indem sie ihnen von den rühmlichen Taten der tugendsamen Streiter und Apostel Jesu Christi vorlas. Dann begab man sich in die Kirche, wo just die Messe begann. Aber nachher kehrten sie während des Essens wieder zu jenen frommen Geschichten zurück und plauderten darüber mit so viel Freude, daß sie schier dabei ihr anderes Vorhaben vergaßen. Deshalb meinte endlich Nomerfide: »Frau Oisille hat uns so mit frommen Gedanken umgarnt, daß wir die Zeit versäumen, in der wir uns sonst in unsern Stuben auf unsere Erzählungen vorbereiteten.« Ob ihrer Worte erhob sich die Gesellschaft eilends. Und nachdem jeglicher ein wenig in seiner Stube geweilt hatte, fanden sich alle pünktlich wie tags zuvor auf der Wiese ein.

Als sie es sich bequem gemacht hatten, sprach Oisille zu Saffredant: »Obgleich ich sicher bin, daß Ihr nichts zum Lobe der Frauen sagen werdet, muß ich Euch doch bitten, die Geschichte zu erzählen, die Ihr uns gestern versprachet.« Aber Saffredant entgegnete: »Ich muß bestreiten, daß ich in den Geruch eines Lästerers kommen kann, wenn ich die Wahrheit sage, oder der sittsamen Damen Gunst verliere, wenn ich berichte, was Törinnen begehen. Ich weiß aus Erfahrung, daß jenen so etwas ganz fern liegt. Wäre es mir aber mit ihrer Gunst so ergangen, dann wäre ich nicht mehr am Leben.«

Damit heftete er den Blick auf die Frau, die sein Glück und Unglück in der Hand hatte. Emarsuitte errötete, wie wenn er sie gemeint hätte. Aber jene, für die es bestimmt war, verstand ihn doch sehr wohl. Alsbald versicherte ihm Oisille, er dürfe dreist die Wahrheit sagen, und daher hub er folgendermaßen an: