Als der Tag graute, bereitete Frau Oisille das geistige Frühmahl, das gar schmackhaft geriet und Geist und Körper der aufmerksamen Zuhörer erquickte. Sobald dann die Meßglocke erklang, setzte die ganze Gesellschaft die erhaltenen Belehrungen in Taten um, lustwandelte sodann etwas und begab sich schließlich zu Tisch in der Erwartung, diesen Tag nicht minder erfreulich zu gestalten: Saffredant äußerte gar, er wünschte, die Brücke bliebe noch einen ganzen Monat unvollendet, so viel Freude fände er an den Genüssen, die alltäglich gespendet würden. Der Abt hingegen suchte den Bau nach Möglichkeit zu beeilen, da ob jener erlauchten Gesellschaft die Pilger nicht so lange an den heiligen Stätten weilen mochten, als sie es sonst zu tun pflegten.
Nachdem dann alle eine Weile geruht hatten, eilten sie zur gewohnten Kurzweil, und sowie sie sich gelagert hatten, fragten sie Parlamente, wem sie das Wort erteile. Die sprach: »Mir scheint, Saffredant würde einen guten Anfang machen. Wenigstens sieht sein Gesicht nicht nach Tränen aus.« Und alsbald hub jener an:
»Ihr würdet recht grausam sein, meine Damen, wenn ihr mit dem Franziskaner kein Mitleid hättet, dessen Geschichte ich euch erzählen will. Nach den bisher berichteten Fällen könntet ihr vielleicht glauben, diese Mönche machten sich nur über arme Frauen her, da sie bei diesen des Erfolges sicher sind und nichts fürchten. Nun sollt ihr aber erkennen, wie sehr ihre Lüsternheit sie verblendet und Furcht und Überlegung raubt. So vernehmt denn einen Fall, der sich in Flandern zutrug.«