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967. Nacht
Man eilte sogleich, den König, der noch in einem
entfernten Zimmer war, von diesem Unfall zu benachrichtigen. Dieser eilte
schnell zu seinem Sohn, und fand ihn leblos ausgestreckt da liegen. Er setzte
sich sofort an sein Haupt, bestrich sein Gesicht mit Rosenwasser, und nach
einiger Zeit kam der Ohnmächtige wieder zu sich. „Mein lieber Sohn,“
sprach nun der König, „was war die Ursache von diesem Unglück?“ –
„Ach, mein Vater,“ erwiderte der Sohn, „dieses Bild, was ich dort
gesehen habe, hat mich in einen Zustand versetzt, der meine Brust so beklommen
hat, dass tausend Seufzer, die sich Luft machen wollten, mich beinahe erstickt
hätten, und diese haben dann diesen Zufall verursacht.“ Da befahl der
König sogleich, den obersten Baumeister vor ihn zu führen. Als dieser kam,
sprach der König zu ihm: „Sage mir, wen stellt dieses Gemälde vor, und
welches Königs Tochter ist es? Wenn Du mir darüber keine Auskunft gibst, so
kostet es Dir Dein Leben.“ – „Bei Gott,“ erwiderte dieser ganz
erschrocken, „ich habe es nicht gemalt, auch weiß ich nicht, wen dieses
Bild vorstellen soll. Aber es fand sich einst ein armer Mann bei mir ein, der
mir sehr aufmerksam zusah. Diesen fragte ich scherzhaft, ob er verstände, in
öl zu malen? Da er nun dieses bejahte, so trug ich ihm auf, eine Probe seiner
Kunst abzulegen, zeigte ihm dazu dieses Gemach an, übergab ihm die nötigen
Werkzeuge, und bat ihn, etwas ganz außerordentliches zu malen. Da verfertigte
er denn dieses Gemälde, und als es vollendet war, ging er davon, ohne sich zu
erkennen zu geben, und ich habe ihn seit der Zeit nicht wieder gesehen.“
Auf diese Erklärung befahl der König allen
Polizeiaufsehern, sich genau nach den Bewohnern ihres Bezirks zu erkundigen, und
jeden Fremden vor ihn zu führen. Mit demselben Befehl schickte er auch Eilboten
in die entferntesten Provinzen ab. So geschah es denn, dass eine Menge von
Fremden ihm vorgeführt wurde, unter welchen sich auch jener arme Mann befand,
der das Gemälde angefertigt hatte. Sobald sie alle versammelt waren, befahl der
König einem Ausrufer, er möchte feierlich verkündigen, dass derjenige, der
dieses Bild gemalt habe, sich zu erkennen geben sollte, um alles, was er nur
wünschte, zu empfangen. Da trat denn dieser Arme hervor, küsste die Erde vor
dem König und sprach: „O Du großer Herrscher Deiner Zeit, ich bin
derjenige, der es gemacht hat.“ – „Weißt Du, wen es vorstellt?“,
fragte ihn der König. „Es ist,“ antwortete jener, „das Gemälde
der Maria, Tochter des Königs von Bagdad.“ Sogleich befahl der König,
dass ihm ein kostbares Gewand und ein schönes Mädchen geschenkt würde. Sein
Sohn al Abbaas aber, als er erfuhr, wen dieses Gemälde vorstellte, bat seinen
Vater, dass er ihm erlauben möchte, zu ihr hin zu reisen, um sie zu sehen. Wo
nicht, so würde sein Tod unausbleiblich sein. Darüber wurde der König, sein
Vater, sehr betrübt, und sprach: „Ich habe Dir ein so kostbares Gebäude
errichten lassen, um Dich abzuhalten, von mir zu reisen, und nun muss dieses
Gebäude selbst Ursache werden, dass Du mich verlässt. Allein dies war mir
gewiss bestimmt. Ich kann meinem Geschick nicht entgehen!“ Als al Abbaas
ihn so traurig sah, versicherte er ihn, dass er nicht Ursache hätte, etwas zu
befürchten. Er kenne ja seine Tapferkeit, seine Geistesgegenwart, und die
übrigen ausgezeichneten Eigenschaften, die er der sorgfältigen Erziehung
seines Vaters verdanke. „Wie wäre es auch möglich,“ fuhr er fort,
„dass derjenige, welcher der Sohn eines solchen Vaters ist, dessen
lobenswerte Eigenschaften von Osten bis nach Westen bewundert werden, nicht auch
ihm ähnlich sein sollte. Fürchte also nichts. Ich will bloß jene Länder
beschauen, und dann, wenn es Gott gefällt, zu Dir zurückkehren.“ –
„Wen willst Du,“ fragte der Vater, „zu Deiner Begleitung
mitnehmen, und welche Kostbarkeiten wünscht Du, dass ich Dir gebe?“ –
„Mein Vater,“ erwiderte er, „ich habe keine Begleitung. Ich
verlange weder Kamele noch Waffen, denn ich ziehe nicht in den Krieg. Bloß den
A’mer, meinen treuen Knappen, will ich mitnehmen, sonst niemanden.“
Während sie noch im Gespräch waren, trat seine Mutter herein. Als sie von der
Abreise ihres Sohnes hörte, hing sie sich an ihn, und beschwor ihn, sie doch
nicht zu verlassen. „Teuerste Mutter,“ rief der Prinz aus,
„hindere mich nicht, und suche nicht, mich von meinem Vorsatz abzubringen,
denn er ist unwiderruflich: Ich muss abreisen.“ – „Wenn es denn also
sein muss, lieber Sohn,“ sagte sie zu ihm, „so schwöre mir, dass Du
nicht länger als ein Jahr von uns abwesend sein willst.“ Diesen Schwur
leistete er ihr, und begab sich sodann in den Schatz seines Vaters, wo er die
kostbarsten Sachen und Edelsteine und überall das aussuchte, was den größten
Wert hatte, und am leichtesten fortzubringen war. Hierauf befahl er seinem
Knappen A’mer, zwei Pferde, sowohl für ihn als für sich in Bereitschaft zu
halten, und als die Nacht begann, stand Abbaas von seinem Lager auf, bestieg
sein Ross, und trat in Begleitung A’mers die Reise nach Bagdad an. Als sie schon
einige Tage auf die angenehmste Weise ihren Weg fortgesetzt hatten, und soeben
in eine sehr schöne Gegend kamen, sah al Abbaas eine Gazelle, und schoss auf
sie einen Pfeil ab, der sie tot hinstreckte. Sogleich befahl er seinem Knappen,
sie abzuziehen, und sie zu waschen. Dies tat dieser, zündete ein Feuer an, und
briet sie, welches für die beiden Reisenden eine köstliche Speise war. Nachdem
sie sodann aus einer sehr schönen Quelle getrunken hatten, setzten sie ihre
Reise aufs neue fort. Da A’mer aber nicht wusste, wohin sie sich begeben
wollten, beschwor er seinen Herrn, ihm es doch zu sagen, welches dieser ihm mit
folgenden Versen beantwortete:
„Wohin ich mich begebe? Fragst Du, wohin ich meine
Blicke richte? Wisse, dass in meinem Innern das Feuer der Sehnsucht und des
Schmerzes brennt.
Mein Weg geht nach Bagdad, in der zartesten Angelegenheit. Wäre es mir nicht
vergönnt, dahin zu reisen, so wäre ich jetzt schon nicht mehr unter den
Lebenden.
Ich liebe ein Mädchen, einen für mich noch unbekannten Stern, und auf meinem
schlanken Wüstendurchläufer1)
eile ich zu ihr.
Wer es in der Nähe vorbeifliegen sieht, fragt: War das ein Blitz? Und wer es
von fern sieht, meint, es sei eine dahineilende Wolke, (denn es berührt kaum
die Erde.)
Darum, o A’mer! Beschleunige auch Deinen Gang, meines Herzens wegen, damit ich
den Becher der Liebe genieße. Denn die Sehnsucht, sie zu sehen, quält mich
ebenso sehr, als der Wunsch, die Meinigen zu erfreuen, die wegen Mangel an Kunde
um mich besorgt sind.“
Als er geendigt, und A’mer dieses Lied genau angehört
hatte, merkte er, dass sein Herr, in Liebe versunken, sich nach Bagdad sehne.
Sie setzten ihre Reise glücklich fort, durchstrichen Wüsten und Ebenen bei Tag
und Nacht, bis sie endlich auf dem Gebiet von Bagdad ankamen. Hier schlugen sie
die Zelte auf, und brachten die Nacht dort zu. Am andern Tag setzten sie über
den Tigris, und verweilten auf dem jenseitigen Ufer des Flusses drei Tage lang,
welche sie zur Anordnung der mitgebrachten Kostbarkeiten verwendeten. Am vierten
Tag wurden sie durch ein großes Geschrei einer Menge fliehender Leute
überrascht, welche schrieen: „Eilt, Eilt! Flieht!“ Zugleich kamen
Kammerherrn und Boten des Königs diesen Leuten entgegen, um sie zu fragen, was
das Geschrei bedeute, und was sie so in Angst setzte. Sie antworteten:
„Bringt uns in Sicherheit vor den König.“ Als sie diesen nun
ansichtig wurden, sagten sie zu ihm: „O König, wenn Du uns nicht zu Hilfe
eilst, so sind wir verloren. Wisse, wir sind ein Stamm von dem Geschlecht
Schaiban. Wir waren auf das Gebiet von Balsora gezogen, als plötzlich der
Araber Hadsyfa mit seiner Reiterei und seinem Fußvolk auf uns eindrang, die
Tapfersten unter uns tötete, und die Weiber und Kinder zu Gefangenen machte.
Von dem ganzen Stamm haben sich nur die Wenigen, die Du hier vor Dir siehst,
durch die Flucht retten können. Wir beschwören Dich nun bei Gott und bei
Deinem Leben, nimm uns in Deinen Schutz.“
Als der König diese Rede hörte, befahl er, dass sich das
Heer, Fußvolk und Reiterei, schlagfertig machen sollte, und nach einer Weile
hörte man auch schon überall den Trommel- und Trompetenschall. Noch war es
nicht Mittag, als schon die Stadt von Reiterei und Fußvolk wimmelte. Es waren
zusammen vierundzwanzigtausend Mann. Der König befahl sogleich gegen den Feind
vorzurücken, und gab ihnen zum Heerführer den Saad ben Alwakedy, welcher als
einer der tapfersten und geschicktesten bekannt war. Als das Kriegsheer über
den Tigris gesetzt war, betrachtete Abbaas dieses Schauspiel, sah die Standarten
und Fahnen wehen, und hörte die kriegerische Musik. Da flammte in ihm der Mut
auf, und er befahl seinem Diener, das beste Pferd zu satteln, und ihm seinen
Wurfspieß zu bringen. Mit glühenden Augen und sträubenden Haaren bestieg er
das Ross, und A’mer das seinige. Binnen wenigen Augenblicken hatten sie das Heer
erreicht, und nach einem Zug von drei Tagen gelangten sie in das Angesicht des
Feindes. Die zwei Heere stellten sich einander gegenüber, und auf beiden Seiten
entstand ein mörderischer Kampf. Der Tod durcheilte alle Reihen, Staubwolken
erhoben sich himmelhoch, und verdunkelten den hellen Tag. Endlich brach die
Nacht an, und sie trennten sich, und zwar jede Partei über ihren eigenen
Verlust schaudernd. Sobald es wieder Tag wurde, stellten sich die Reihen auf,
und die Legionen nahten sich gegenseitig, als plötzlich die beiden Heere still
hielten, sich betrachteten, und Hareth, der Sohn Sa’ads, aus den Reihen Hadsyfas
heraustrat, sich zwischen beide Reihen stellte, mit seiner Lanze drohende
Bewegungen machte, und folgendes Lied sang:
„Es komme, wie es komme, ihr seid heute unser Gewinn.
Längst schon war es unser Wunsch, Euch vor uns zu sehen.
Endlich hat der Allmächtige Euch dem Hadsyfa zugeführt, diesem tapfern Löwen,
der zum Herrscher geboren ist.
Ist unter Euch ein Mann, dessen Krankheit ich heilen soll, dem rate ich, er gehe
auf den Kampfplatz, dort wird ihn sein übel verlassen.
Bei Gott, so wahr ich mich bei Euch befinde, benutzt diesen günstigen
Augenblick, und wer bis jetzt unterdrückt wurde, der räche sich, und werde ein
Unterdrücker!“
Da trat von Seiten des Bagdadschen Heeres ihm Sahyr ben
Habib entgegen, und nun bekämpften sich beide. Keiner wollte weichen, keiner
nachgeben: Da fielen plötzlich von beiden Seiten entscheidende Schläge, von
denen Hareth den gefährlichsten austeilte, so dass Sahyr sich in seinem Blut
wälzte. Alsbald rief Hadsyfa aus: „Gott sei Dein Schutz, o Hareth!“
Zugleich forderte Sahyr einen andern auf, um sich dem Hareth entgegenzustellen.
Es zeigte sich indessen keiner, der mit ihm kämpfen wollte. „Will denn
niemand sich mir entgegen stellen?“, rief Hareth denen aus Bagdad von neuem
zu. Aber auch auf diese Aufforderung trat niemand heraus, und Hareth, durch die
Mutlosigkeit der Bagdader noch mehr angereizt, stürzte sich daher auf sie und
tötete ihnen zwölf Mann mit eigener Hand. Sein Heer folgte ihm. Da indessen
die Nacht anbrach, so zogen sich die Bagdader fliehend zurück und besetzten
eine Anhöhe, wo sie die Nacht zubrachten. Keiner von ihnen war vom Pferd
gestiegen, und sie hielten ihren Untergang gewiss, als am frühen Morgen das
Heer der Araber anrückte, Hadsyfa an der Spitze von Tausend der tapfersten
Reiter. Dieser trat kühn voran und rief mit lauter Stimme: O ihr vornehmsten
aus Bagdad! Nur Euren Heerführer fordere ich heute auf, dass er sich mir
gegenüberstelle. Wir beide wollen uns gegenseitig besprechen und bekämpfen,
damit nicht unnötig Blut vergossen werde.“ Niemand antwortete, niemand
zeigte sich. Da wiederholte er den Zuruf zum zweiten Mal, und sagte: „Warum
gibt mir Eurer Heerführer keine Antwort?“ Als Abbaas diese Worte des
Hadsyfa hörte, und bemerkte, dass Saad, der Anführer, so wie die Truppen, vor
Furcht zitterte, näherte er sich diesem, und sprach: „Erlaubst Du, dass
ich ihm statt Deiner antworte, und mich ihm gegenüber stelle? Mein Leben gebe
ich gerne für das Deinige Preis.“ Da betrachtete ihn Saad, und bemerkte,
dass seine Augen vor Tapferkeit glühten, und sprach: „Edler junger Mann,
bei der Wahrheit Mustaphas2),
über den Heil und Segen komme, sage mir, woher kommst Du zu meiner Hilfe?“
Abbaas aber antwortete: „Jetzt ist nicht der Ort zu fragen.“ –
„Du Tapferer,“ erwiderte ihm jener, „es sei, stelle Dich dem
Hadsyfa gegenüber. Sollte er Dir aber an Kräften überlegen sein, so setze
Deine Jugend nicht länger seiner Gewalt aus.“ – „Gott flehe ich um
Hilfe an,“ antwortete Abbaas. Zugleich ergriff er seine Waffen, und eilte
auf Hadsyfa los, als ob er ein herabstürzender Fels wäre. Da rief ihm dieser
zu: „Eile nicht, junger Mann. Von welchem Volk bist Du?“ – „Ich
bin Saad al Makedy,“ antwortete al Abbaas, „der Anführer des Heeres Königs
Ins, und wenn Du erstaunt bist, dass ich auf Deine Ausforderung nicht gleich
erschienen bin, so geschieht es, weil Du nicht von meines gleichen bist, und ich
Dich nicht für würdig halte, Dich mit mir zu messen. Daher bereite Dich zum
Kampf, denn von Deinem Leben bleibt nur noch wenig Zeit übrig.“ Als
Hadsyfa diese Rede hörte, warf er sich vor Lachen rückwärts. Darüber
ergrimmte Abbaas, und rief: „O Hadsyfa, sei auf deiner Hut vor mir,“
und zugleich stürzte er auf ihn mit einem wütenden Schlag los. Hadsyfa kam ihm
indessen entgegen, und wehrte ihn ab. Hierauf entstand ein sehr hartnäckiger
Kampf zwischen beiden. Endlich brachte Abbaas dem Hadsyfa einen Schlag bei, und
schrie: „Nimm dies hier von der Hand eines Tapferen, welcher solche Leute,
wie Du bist, nicht fürchtet.“ Diesen Schlag fing zwar Hadsyfa mit seinem
Schild auf. Allein er glitt davon ab, und das Schwert traf ihn auf sein
Panzerhemd, durchschnitt dasselbe bis auf seinen Nacken, drang durch die
Schulter hindurch, und hieb ihm den Arm ab, worauf er hinstürzte, und sich in
seinem Blut wälzte. Abbaas wandte sich nunmehr gegen die Truppen seines
Gegners, verfolgte sie, und noch hatte sich die Sonne nicht zum Untergang
geneigt, als sie auch schon die Flucht ergriffen, und die Reiterei sich von dem
Fußvolk trennte. Saad, der den, auf der Verfolgung der Feinde begriffenen
Abbaas nicht mehr sah, und schon bemerkt hatte, dass er mit Blut bedeckt war,
war in großer Besorgnis um ihn. Als er aber die Besiegung seiner Feinde
deutlich vor Augen sah, war er sehr erfreut, und sein Heer eilte dem Abbaas
nach, und macht eine große Beute an Pferden, Waffen und andern großen
Schätzen. Dieses alles hatten sie der Tapferkeit des Abbaas zu verdanken. Da
sie sich nun versammelten, um siegreich in Bagdad einzuziehen, nahte sich Saad
dem Abbaas, und begleitete ihn. Als dieser aber an den Ort kam, von wo er sich
aufgemacht hatte, sprach Saad zu ihm: „Warum steigst Du an einem Ort ab,
der sich nicht für Dich geziemt? Wir und unser Sultan sind Dir große
Erkenntlichkeit schuldig. Komm also mit uns, damit wir Dir unsern Dank zu
erkennen geben.“ Abbaas antwortete: „O Emir Sa’ad, von diesem Ort bin
ich ausgegangen, und hier will ich mich wieder von Dir trennen. Ich beschwöre
Dich bei Gott, erwähne meiner nicht beim König. Stelle Dich, als wenn Du mich
nie gesehen hättest, denn ich bin ein Fremder, hier unbekannter Mann.“
Mit diesen Worten wendete sich Abbaas von ihm hinweg, und
Sa’ad begab sich vor das Angesicht des Königs, wo er den ganzen Hofstaat
versammelt fand, welcher dem König bereits den ganzen Vorfall mit Abbaas
erzählte. „Und wo ist denn dieser?“, fragte sie der König. Sie
erwiderten: „Er kommt mit dem Emir Sa’ad.“ Da er diesen nun ohne
Begleitung ankommen sah, gab er ihm zu verstehen, dass er den jungen Mann zu
sehen wünschte. Sa’ad aber berichtete dem König, dass er sich gescheut hätte,
ohne Befehl und ohne Erlaubnis vor ihm zu erscheinen. Da sprach der König:
„O Sa’ad, woher ist dieser Mann gekommen?“ – „Das ist mir,“
erwiderte jener, „ganz unbekannt. Er ist übrigens ein sehr schöner
angenehmer und liebenswürdiger Mann, sicher und entschlossen in seiner Anrede,
fest und anmutig in seinen Antworten, und die Tapferkeit spiegelte sich auf
seinem Gesicht.“ – „Bringe mir ihn her,“ sagte der König,
„denn das was Du mir von ihm erzählst, macht mich noch begieriger, ihn
kennen zu lernen.“ – „Bei Gott,“ erwiderte jener, „wenn Du
unsere Lage mit Hadsyfa gesehen hättest, als er mich aufforderte! Ich zögerte,
mich ihm entgegen zu stellen. Als ich aber soeben entschlossen war, auf ihn
loszugehen, kam ein Reiter mit verhängtem Ziegel auf mich zu und sprach:
„O Sa’ad, befiehlst Du mir, dass ich an Deiner Statt fechten, und mich für
Dich aussetzen darf?“ Da fragte ich ihn, woher er wäre, er aber
verweigerte mir seine Antwort.“ Als Sa’ad dem König alles erzählt hatte,
befahl dieser, den Abbaas schnell zu holen, um ihn selbst über mehreres zu
befragen. Um diesen Befehl zu vollführen, ging Sa’ad vorher noch einmal in sein
Haus, legte seine kriegerische Rüstung ab, und ruhte eine kurze Zeit aus.
Abbaas aber, der Sohn des Königs, hatte ebenfalls seine Rüstung abgelegt, der
Ruhe gepflegt, und dann ein kostbares grünes Gewand angelegt, unter welchem ein
venezianisches Kleid hervorblickte. Sein Haupt hatte er mit einem Turban, wie er
in Damiette getragen wird, geziert, auch nahm er ein kostbares Tuch mit. Als er
gehörig ausgeruht hatte, ging er so gekleidet nach der Stadt, betrachtete die
öffentlichen Märkte und die Plätze der Kaufleute.