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933. Nacht

Als sie vollendet hatte, und wieder zu mir herauskam,
dachte ich bei mir selbst: „Sollte ich mich von dieser Frau an Frömmigkeit
übertreffen lassen? Nein, das sei fern von mir.“ Ich ließ mir daher von
der Haushälterin ein anderes Gefäß mit Wasser bringen, legte meine
Kostbarkeiten ebenfalls ab, entkleidete mich, und ging mit dem Wasser ins
Nebenzimmer, betete, und verrichtete meine Abwaschungen. So wie ich vollendet
hatte, trat ich heraus, um mich anzukleiden, allein ich fand weder die Frau,
noch meine Kleider, noch das Geld, welches darin war, und welches in einem
Beutel von vierhundert Silberstücken bestand. Sie hatte alles mich sich
fortgenommen, sogar meinen Turban. Ich hätte vor ärger, Gram und Bestürzung
sterben mögen. Vergebens suchte ich überall wenigstens nach einem Lumpen, um
mir denselben anstatt eines Turbans um den Kopf wickeln zu können, allein ich
fand nichts. Ich rief endlich die Haushälterin herbei, und fragte sie: „Wo
ist denn die Frau hingegangen?“ – „Sie ist den Augenblick
ausgegangen,“ erwiderte diese, „um, wie sie sagten, nach den Kindern
zu sehen. Der Herr schläft oben, fügte sie hinzu, und wenn er aufwacht, so
sage ihm, er möchte nicht eher ausgehen, als bis ich ihm die Sachen
wiederbrächte.“ Da sprach ich zu ihr: „Liebe Frau, ich will Dir ein
Geheimnis eröffnen. Denn ich glaube nicht, dass ich mich in Dir täusche. Diese
Frau ist nicht meine Gattin, ich habe sie in meinem Leben nicht gesehen, als
bloß heute. Sie hat nun alle meine Kleider weggetragen, und ich habe nichts um
mich zu bedecken. Sei daher so gut, und schaffe mir Kleidung.“ Auf diese
Erklärung erhob sie ein schreckliches Gelächter, rief alle Weiber des Hauses
und der Nachbarschaft zusammen und schrie: „Liebe Fatime, Chadige, Hariffa,
Sengna, kommt herbei, seht doch!“ Es versammelte sich nun eine Menge von
Weibern, die mich angafften, mich auslachten, und schrieen: „Ach Du Tor,
hast Du nichts behalten, Dich auszulösen?“ Eine unter ihnen näherte sich
mir, und lachte mir gerade ins Gesicht. Eine andere, noch unverschämter als
jene, zeigte mit den Fingern auf mich und rief lachend: „Hast Du es nicht
gemerkt, dass sie Dich belog, als sie sagte, dass sie Dich liebte? Was ist denn
an Dir liebenswürdiges?“ Genug es war keine, die nicht an mir ihren Witz
ausließ. Bloß eine einzige unter ihnen erbarmte sich meiner, und gab mir ein
ziemlich zerlumptes Tuch, womit ich mich zur Not bedeckte, und davoneilte, voll
Furcht, die Männer jener Weiber möchten noch dazu kommen, und mich in
öffentliche Schande bringen. Ich hatte viel Mühe, um dem Geschrei des Pöbels
zu entkommen, und als ich endlich zu Hause ankam, und meine Angehörigen mich
erblickten, so wusste ich keinen anderen Ausweg, als ihnen zu sagen, die Räuber
hätten mich geplündert, und beinahe getötet. Als sie dies hörten, beklagten
sie mich und danken Gott, dass ich mit heiler Haut davon gekommen war.