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881. Nacht
Diesen Weg schlug Wachs el-Fellath ein, und nach drei Tagen trat ihm ein Ritter entgegen, der ihn
begrüßte und rief: „Willkommen Seif Sul Jesu, Du beglückst diese
Gegend.“ Seif erwiderte seien Gruß und fragte: „Woher kennst Du mich,
und wie weißt Du meinen Namen?“ – „Ich bin,“ war die Antwort,
„kein tapferer, kein berühmter Ritter, sondern eine der Jungfrauen dieses
Landes. Meine Mutter hat mich Deinen Namen gelehrt.“ – „Wie heißt Du
und wie ist der Name Deiner Mutter?“ – „Meine Mutter heißt
Alka,“ erwiderte sie, „und ich heiße Taka.“ – Als er dieses
hörte, war er sehr erfreut, denn er erinnerte sich, dass Scheich Gyath ihm
gesagt hatte: „O Du, dessen Geschick durch Alka und Taka entschieden werden
wird.“ – „O edle Jungfrau,“ redete er sie an, „wer ist Deine
Mutter Alka?“ – „Sieh Dich um,“ antwortete sie ihm, und er
erblickte in einiger Entfernung eine sehr hohe große Stadt. „Wisse,“
sagte sie, „dass in dieser Stadt 360 erfahrene Weltweise sind. Meine Mutter
Alka ist ihre Oberin, auf sie stützt sich ihre Sache und ihr Walten. Sie hat
gewusst, dass Du in diese Gegend kommen würdest, um das Buch über die
Beschaffenheit des Nils zu erlangen, ein Buch, welches Japhet der Sohn Noahs
verfasst hat. Sie will, dass Du durch ihre Vermittlung Deinen Zweck erreichst.
Zugleich hat sie mir von Dir Kunde gegeben, und Dich mir versprochen, indem sie
sagte. „Keinen anderen Gemahl sollst Du haben, als ihn.“ – Heute
erwarteten wir Dich, und sie trug mir auf, Dir entgegen zu kommen. Warne ihn,
fügte sie hinzu, „bei Tag in die Stadt zu gehen, sonst ist es sein
Untergang.“ Bleib also hier, bis die Dunkelheit eintritt, und nur bei
Nachtzeit nähere Dich. Wende Dich rechts der Mauer entlang, und bleibe beim
dritten Turm stehen, dort werden wir Deiner harren. Sobald wir Dich sehen,
werfen wir Dir ein Seil zu. Dieses binde um Deine Hüften, und wir ziehen Dich
damit herauf. Dann ist die Sache leicht.“ – „aber warum machst Du
solche Umstände?“, fragte sie Seif Sul Jesu. – „Wisse,“
erwiderte sie, „dass die Einwohner dieser Stadt aus ihren Büchern die
Kenntnis Deiner Ankunft erlangt haben, und dass Du ihr Buch davon tragen wirst,
das sie in abgöttischen Ehren halten. Den ersten jeden Monats begeben sie sich
in ein Gebäude, worin sie es aufbewahren. Dort verehren sie es und fragen es in
ihren Angelegenheiten um Rat. Auch haben sie einen König, mit Namen Kamrun. Als
sie erfuhren, dass Du wegen dieses Buchs kommen würdest, haben sie Talismane
gegen Dich errichtet. Sie haben nämlich eine kupferne Statue angefertigt, ihr
ein messingenes Horn in die Hand gegeben, und sie auf das Stadttor gestellt.
Trittst du ein, so lässt die Bildsäule das Horn erschallen, und nur bei Deiner
Ankunft tönt es. Dann würden sie Dich ergreifen und getötet haben. Deshalb
also wollen wir ihre Weisheit unwirksam machen, indem wir Dich an einer anderen
Stelle über die Stadtmauer ziehen.“ – „Gott vergelte es Euch tausend
Mal,“ rief er aus. „Aber geh und benachrichtige Deine Mutter von
meiner Ankunft.“