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863. Nacht

Erschrocken über dieses Wunder, war ich im Begriff aus
meinem Zimmer zu stürzen, als er zu mir sprach:

„Fürchte nichts, Abu Muhammed, und verwundere Dich
nicht, mich reden zu hören: Ich bin kein gewöhnlicher Affe.“

„Wer bist Du denn?“, rief ich aus.

„Ich bin,“ antwortete er mir, „einer von
den abtrünnigen Geistern. Das Elend, in welchem Du lebtest, hat mein Mitleid
gerührt, und ich bin gekommen, Dich daraus zu befreien. Du kannst dir eine
Vorstellung von meiner Gewalt aus den Reichtümern machen, welche ich Dir schon
verschafft habe, und die so unermesslich sind, dass Du noch nicht einmal den
ganzen Umfang derselben kennst; aber ich habe die Absicht, noch mehr für Dich
zu tun: Ich will Dich mit einer Frau verheiraten, deren Schönheit alles
übertrifft, was die Einbildungskraft sich Reizendes vorstellen kann.“

„Wie kann ich die Hand dieser Schönen
erhalten?“, fragte ich mit Lebhaftigkeit.

„Höre aufmerksam an,“ fuhr er fort, „was
ich Dir sage: Du kleidest Dich morgen aufs reichste und zierlichste, besteigst
Dein Maultier auf einem mit Perlen und Diamanten gestickten Sattel und reitest
nach dem Basar, wo man Futter verkauft. Dort erkundigst Du Dich nach dem
Warenlager des Scherifs: Du trittst bei ihm ein und sagst ihm, dass Du um seine
Tochter anzuhalten kommst. Wenn er Dir entgegnet, Du seiest nicht reich genug,
um auf die Hand seiner Tochter Anspruch zu machen, Dir mangele Geburt und
persönliches Ansehen, so überreiche ihm eine Börse mit tausend Goldstücken.
Begehrt er mehr, so biet‘ ihm jede Summe, welche er fordern mag, und fürchte
nicht, Dich bloßzustellen, indem Du ihm über Dein Vermögen anbietest: Ich
werde für alles sorgen und Dich in den Stand setzen, Deine Verbindlichkeiten zu
erfüllen.“

Bezaubert von einem solchen Erbieten, versprach ich,
Schritt für Schritt die Weisung meines Affens zu befolgen. Demgemäß legte ich
mit Tagesanbruch meine prächtigsten Kleider an, bestieg mein Maultier mit einem
goldenen Sattel und ritt auf den Basar, wo Futter verkauft wird. Bald fand ich
das Warenlager des Scherifs, stieg bei ihm ab und begrüßte ihn. Mein Aussehen
und die Sklaven, welche mich umgaben, flößten ihm Achtung ein, er erwiderte
höflich meinen Gruß und fragte, ob er mir in irgend etwas dienen könnte.

„Herr,“ antwortete ich dem Scherif, „mein
Glück und meine Ruhe steht in Euren Händen. Ich habe von Eurer Tochter auf die
rühmlichste Weise reden hören, und ich komme, bei Euch um sie
anzuhalten.“

„Verzeiht mir,“ erwiderte der Scherif,
„wenn ich mich erdreiste, nach Eurer Abkunft, Eurem Rang und besonders nach
Eurem Vermögen zu fragen. Ich habe nicht die Ehre, Euch zu kennen, und man kann
eine Tochter nicht verheiraten, ohne von allen diesen Dingen unterrichtet zu
sein.“