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861. Nacht

Um Mitternacht näherte sich der Affe, welchen man frei
hatte laufen lassen, dem Abul Mosaffer und befreite ihn aus seinen Fesseln.
Dieser tappte nun im Dunkeln nach seinen Unglücksgefährten, welche im Wahne,
er hätte sich selber befreit, ausriefen:

"Der Himmel erbarmt sich unser, Abul Mosaffer, weil
er vergönnt hat, dass Ihr Eure Fesseln zerbrochen habt und unser Befreier
werden könnt."

"Meine Freunde," erwiderte er ihnen, "nicht
ich habe meine Fesseln zerbrochen, sondern der Affe, welchen ich für Muhammed
Alkeslan gekauft habe. Ich gelobe, um diesem Tiere meine Erkenntlichkeit zu
bezeigen, ihm eine Börse von tausend Goldstücken zu geben."

"Jeder von uns wird ihm ebensoviel geben,"
riefen alle aus, "wenn er uns den gleichen Dienst erweist."

Der Affe hatte kaum vernommen, was die Kaufleute gesagt,
so machte er sich daran, sie einen nach dem andern loszubinden.

Sobald sie sich in Freiheit sahen, begaben sie sich an
Bord ihres Schiffes, von welchem die Wilden glücklicherweise nichts weggeführt
hatten. Sie spannten sogleich die Segel auf und entfernten sich schleunig von
einem Ort, der ihnen so verderblich zu werden drohte.

Als die Kaufleute in offener See waren, erinnerte Abul
Mosaffer sie an das Versprechen, welches sie dem Affen gegeben hatten, und jeder
von ihnen beeiferte sich, es zu erfüllen. Er selber nahm tausend Goldstücke
aus seinem Geldkasten und tat sie zu denen, welche die Kaufleute ihm übergeben
hatten, was zusammen eine sehr beträchtliche Summe machte. Der Wind, welcher
die Kaufleute glücklich von der Singeninsel entfernt hatte, blieb ihnen
fortwährend günstig, und sie landeten nach einigen Tagereisen zu Balsora.

Das Gerücht von der Heimkehr der Kaufleute verbreitete
sich alsbald in der Stadt. Meine Mutter kam eilig zu mir und sagte:

"Steh geschwind auf, mein Sohn, steh auf: Abul
Mosaffer ist angekommen. Lauf hin, ihn zu begrüßen und ihn zu fragen, was er
Dir mitgebracht hat. Vielleicht ist es etwas, worauf Du Nutzen ziehen
kannst."

"Helft mir doch," sagte ich zu meiner Mutter,
indem ich mir die Augen rieb, "helft mir um Gottes willen auf die Beine. Es
ist weit von hier bis zum Hafen, und Ihr wisst, dass ich nicht geschwind
gehe."

Meine Mutter hob mich auf und unterstütze mich, bis ich
fest auf meinen Beinen stand. Ich überwand mich hierauf und machte mich auf den
Weg nach dem Ufer des Meeres, wo ich endlich anlangte, nachdem ich mich mehr als
einmal in meinen Kleidern verwickelt hatte.

Sobald Abul Mosaffer mich erblickte, lief er auf mich zu
und begrüßte mich als seinen und seiner Reisegefährten Befreier.

"Nimm diesen Affen," sagte er zu mir, "ich
habe ihn für Dich gekauft; geh hin und erwarte mich bei Deiner Mutter, ich
werde Dir ungesäumt dahin folgen."

Verwundert über diese Anrede und die Begrüßung, welche
ich eben empfing, kehrte ich heim und sagte bei mir selber:

"Das ist wahrhaftig ein schöner Einkauf, welchen
Abul Mosaffer für mich gemacht hat, der wird mir von großem Nutzen sein!"