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857. Nacht

Sobald der Sklave seinen Herrn hiervon benachrichtigt
hatte, kam Abu Muhammed Alkeslan selber, Mesrur und seien Begleiter zu
empfangen.

Nachdem er von ihnen noch umständlicher die Absicht ihres
Besuchs vernommen hatte, lud er sie ein, näher zu treten; aber sie weigerten
sich mit der Entschuldigung, dass der Befehl des Kalifen durchaus keinen
Aufschub litte, und dass dieser Fürst ungeduldig seine Ankunft erwartete.

„Wenigstens erlaubt mir,“ entgegnete ihnen
Alkeslan, „mich in Bereitschaft zu setzen, dass ich mit Anstand vor Seiner
Majestät erscheinen kann; das soll nicht lange aufhalten, und ich bitte Euch,
herein zu treten und Euch einen Augenblick auszuruhen.“

Mesrur und seine Begleiter, die nach vielen
Schwierigkeiten dieser Einladung nachgaben, bemerkten beim Eintreten in die
Vorhalle zur Rechten und zur Linken Türvorhänge von grüner Seide, die von
oben bis unten mit Gold gestickt waren. Abu Muhammed Alkeslan befahl einem
seiner Sklaven, sie in ein prächtiges Bad im Innern des Hauses zu führen.

Die Mauern und der Fußboden dieses Bades waren mit Gold
und Silber überzogen. Ein prächtiges Becken von weißem Marmor stand in der
Mitte voll Wasser, das von Rosenöl duftete, und zierlich gekleidete Sklaven
beeiferten sich, dem kleinsten Wink, welchen man ihnen gab, zu gehorchen.

Nachdem Mesrur und seine Begleiter sich gebadet und
beräuchert hatten, wurden ihnen von Gold und Seide gewirkte Kleider angelegt
und sie nun in das Zimmer des Herrn vom Haus geführt. Sie fanden ihn auf einem
prächtigen Sofa sitzend und an Kissen gelehnt, welche nach allen Seiten von
Gold strahlten. über Mesrurs Haupt schwebte ein Thronhimmel von Goldbrokat, mit
Perlen und Diamanten gestickt.

Abu Muhammed Alkeslan empfing Mesrur auf die
ausgezeichneteste Weise und ließ ihn neben sich sitzen. Es wurde eine Mahlzeit
aufgetragen, welche aus den köstlichsten und erlesensten Gerichten bestand.
Diese Speisen waren in Schüsseln aus Gold und chinesischem Porzellan
angerichtet; und die überall herrschende Pracht war so groß, dass Mesrur sich
nicht enthalten konnte, auszurufen, dergleichen hätte er niemals, selbst am
Hofe des Kalifen nicht, gesehen.

Nachdem sie so den Abend sehr angenehm zugebracht hatten,
empfingen Mesrur und seine Begleiter von Abu Muhammed eine Börse mit tausend
Goldstücken. Am folgenden Morgen bekleidete man jeden mit einem grünseidenen,
mit goldenen Fransen geschmückten Rock, und man beeiferte sich, ihnen dieselbe
Ehre zu erweisen wie am vorigen Abend.

Als Mesrur in Abu Muhammed Alkeslans Zimmer trat,
kündigte er ihm an, dass er nicht länger in Balsora bleiben könnte. Muhammed
bat ihn, nur noch diesen Tag bei ihm zu verweilen, und versprach am nächsten
Morgen reisefertig zu sein.