Project Description

848. Nacht

Ein fränkischer Konsul oder Handelsmann, der durch die
Straße kam und das Kleinod bemerkte, welches Alaeddin ausgehängt hatte,
näherte sich seinem Laden und fragte ihn, ob dieser Stein zu verkaufen wäre.

„Alles, was in meinem Laden ist, ist zu verkaufen,
Herr,“ antwortete Alaeddin.

„Wohlan,“ sagte der Konsul, „ich biete Euch
achtzigtausend Dukaten dafür.“

„Für diesen Preis ist er mir nicht feil.“

„Wollt Ihr hunderttausend dafür?“

„Ich nehme sie an“, sagte Alaeddin, von einem
solchen Gebot verblendet.

„Gut verkaufen und richtig abliefern, ist alles, was
ein Kaufmann tun kann: Jetzt ist es an mir, Euch zu bezahlen.“

„Ich bin bereit, Euer Geld in Empfang zu
nehmen,“ antwortete Alaeddin.

„Ihr begreift wohl,“ fuhr der Konsul fort,
„dass ich Euch eine so große Summe nicht herbringen kann: Ihr wisst, dass
die Stadt Alexandrien voll von räubern und zügellosen Soldaten ist: Wenn Ihr
Euch aber mit mir nach meinem Schiff bemühen wollt, so will ich Euch noch ein
Stück Kamelot, ein Stück Seide, ein Stück Samt und ein Stück Zeug nach Eurer
Auswahl obendrein in den Kauf geben.“

Alaeddin willigte in diesen Vorschlag, übergab den
kostbaren Stein den Händen des Kaufmanns, schloss seinen Laden zu und vertraute
die Schlüssel einem seiner Nachbarn mit der Bitte, sie ihm bis zu seiner
Rückkehr aufzubewahren.

„Ich gehe,“ sagte er, „mit dem Konsul nach
seinem Schiff, um den Preis eines Steines, welchen ich ihm verkauft habe, in
Empfang zu nehmen. Wenn ich zufällig etwas länger ausbleiben und der Herr
Achmed Aldanaf, der mich hierher gebracht und in diesen Laden eingesetzt hat,
etwa während meiner Abwesenheit ankommen sollte, so bitte ich Euch, ihm die
Schlüssel zu übergeben und ihn von der Ursache meines Ausganges zu
unterrichten.“

Alaeddin folgte also dem Konsul nach seinem Schiff. Sobald
sie an Bord gekommen waren, setzte man ihnen Stühle hin. Der Konsul ließ sein
Geldkästchen bringen, nahm daraus die bedungene Summe und übergab sie
Alaeddin, desgleichen die vier Stücke Zeug, welche er ihm versprochen hatte.

„Wollt Ihr nicht,“ sagte er darauf, „mir
das Vergnügen machen und einen Imbiss annehmen, um Euch zu erfrischen?“

„Ich würde gern eine Schale Sorbet annehmen, wenn
Ihr welchen bei der Hand habt,“ antwortete Alaeddin.

Der Konsul oder vielmehr der Schiffshauptmann, welcher
sich als Kaufmann verkleidet hatte, um Alaeddin leichter zu betrügen, gab einem
seiner Bedienten einen Wink, Sorbet zu bringen, er warf aber zuvor unvermerkt
ein Schlafpulver hinein, dessen Wirkung Alaeddin auf der Stelle fühlte; denn er
hatte nicht sobald die Tasse geleert, als er auf seinem Stuhl rücklings
übersank.

Die Matrosen, die schon auf ihren Dienst abgerichtet
waren, lichteten sogleich die Anker und spannten die Segel auf. Der Wind war
ihnen günstig und brachte sie bald ins hohe Meer. Der Hauptmann hatte befohlen,
Alaeddin vom Verdeck ins Schiff zu tragen, und ließ ihn hier ein Pulver
einatmen, dessen Kraft die Wirkung des Schlafpulvers wieder aufhob.

Als Alaeddin die Augen aufschlug, fragte er mit
Verwunderung, wo er wäre. Der Konsul, der sich in den Schiffshauptmann
verwandelt hatte, antwortete ihm mit einem bittern Lächeln:

„Ihr seid gegenwärtig in meiner Gewalt.“

„Wer seid Ihr?“, fragte Alaeddin.