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840. Nacht

Chatun, bei diesen Worten vor Wut fast erstickend, warf
sich über Jasmin her, riss ihr ihre reichen Kleider, Putz und Schmuck vom Leib
und ließ sie mit einem härenen Hemd und einem Rock von groben Tuch bekleiden.
Sie verurteilte sie zum Küchendienst und versetzte sie unter ihre niedrigsten
Sklavinnen und kündigte ihr an, dass fortan ihre Verrichtung wäre, Holz zu
spalten, Zwiebeln und Hülsenfrüchte auszulesen und Feuer unter dem Kochtopf zu
machen.

Jasmin antwortete ganz ruhig, dass sie auch die
niedrigsten Verrichtungen und die härtesten Arbeiten immerdar dem verhassten
Anblick ihres Sohnes vorziehen würde.

Die Sklavinnen, deren Genossin die schöne Jasmin
geworden, waren nicht unempfindlich bei ihrem Schicksal. Ihre Sanftmut, ihre
Geduld und ihre Ergebung rührten ihr Herz dermaßen, dass sie miteinander
wetteiferten, ihr den harten Dienst zu erleichtern, zu welchem sie verurteilt
war.

Unterdessen führten der Wali und seine Leute, mit den
entwendeten Sachen beladen, den unglücklichen Alaeddin Abulschamat hinweg und
brachten ihn in den Diwan, wo der Kalif, von seinem ganzen Hofstaat umgeben, auf
dem Thron saß.

Als der Wali ihm seinen Königsmantel und die übrigen
Kleinodien darbrachte, fragte der Fürst ihn, wo sie dieselben gefunden hätten.

„Bei Alaeddin Abulschamat,“ antwortete der Wali.

Der erzürnte Kalif, der das Päckchen geöffnet und
seinen goldenen mit Edelsteinen besetzten Leuchter nicht gefunden hatte, warf
bei diesen Worten einen grimmigen Blick auf Alaeddin und sprach zu ihm:

„Elender, wo ist mein Leuchter?“

„Herr,“ antwortete Alaeddin mit Festigkeit,
„ich kann heilig versichern, dass ich niemals die Sachen berührt habe,
deren Entwendung man mich anklagt, und dass es mir also unmöglich ist, Euch
Auskunft über irgend etwas davon zu geben.“

„Verräter,“ sagte der Kalif zu ihm, „das
also ist der Lohn für die Gunstbezeigungen, womit ich Dich überhäuft habe?
Ich hatte Dir mein ganzes Vertrauen geschenkt, und Du hast mich verraten!“

Der Kalif befahl hierauf dem Wali, Alaeddin aufknüpfen zu
lassen und ihn auf der Stelle zur Hinrichtung abzuführen.

Der Wali und seine Leute führten Alaeddin ab und gingen
mit ihm nach dem Richtplatz, voran ein Ausrufer, welcher in allen Straßen,
durch welche sie zogen, folgendes kund machte:

„Seht hier den Lohn derjenigen, die es wagen, die
Kalifen aus dem haus der Abassyden zu verraten!“

Alles Volk Bagdads drängte sich nach dem Platz, wo die
Hinrichtung vor sich gehen sollte.

Unterdessen saß Achmed Aldanaf, der Alaeddin wie seinen
Sohn liebte, ohne zu wissen, was vorging, ruhig in einem seiner Gärten, als
einer der Schenkdiener des Diwans außer Atem ankam und ihm zurief:

„Herr, während Ihr hier ruhig sitzt, hat sich ein
Abgrund unter den Füßen Eures besten Freundes aufgetan.“

„Was gibt es denn Neues?“, fragte Achmed
Aldanaf.

„In diesem Augenblick wird Alaeddin zum Galgen
geführt,“ antwortete der Schenkdiener.

Nachdem Achmed sich nach dem ihm angeschuldigten
Verbrechen erkundigt hatte, wandte er sich zu seinem Freund, dem Hauptmann
Hassan Schuman, und fragte ihn voll Unruhe, was er von diesem Handel hielte.