Project Description

838. Nacht

Am folgenden Morgen fand der Kalif seine Wachen durch die
Wirkung des Pulvers, welches Achmed Komakom sie hatte einatmen lassen, fest
eingeschlafen. Er weckte sei auf und wollte seine Sachen wieder nehmen, die er
auf das Sofa gelegt hatte. er war erstaunt, nichts davon wieder zu finden, und
geriet in einen furchtbaren Zorn. Nachdem er sich ganz in Rot gekleidet hatte,
um aller Augen seine Entrüstung zu zeigen, begab er sich in den Diwan und
setzte sich auf seinen Thron, umgeben von allem Glanz seiner Macht.

Der Großwesir Giafar, als er bei seinem Eintritt die
Entrüstung des Kalifen gewahrte, warf sich ehrfurchtsvoll mit dem Antlitz auf
den Boden und sagte:

„Gott behüte Euer Majestät vor allem übel und
entferne von Euch alles, was Euch missfallen und Euren Zorn erregen kann.“

„Wesir,“ sprach der Kalif, „das übel ist
groß!“

„Was ist denn geschehen, Herr?“, fragte Giafar.

Als nun der Kalif seinem Wesir den Vorgang, der seinen
Zorn erregt hatte, erzählen wollte, trat der Wali in den Saal in Begleitung
Achmed Komakoms.

„Emir Chaled,“ redete der Fürst ihn an,
„in welchem Zustand befindet Bagdad sich gegenwärtig?“

„Herr,“ antwortete jener, „alles ist ruhig
und in Frieden.“

„Das lügst Du!“, fuhr der Kalif fort.

„Unumschränkter Beherrscher der Gläubigen,“
erwiderter demütig der Emir, indem er sich niederwarf, „dürfte ich Euer
Majestät nach der Ursache der Entrüstung fragen, in welcher ich Euch
sehe?“

Der Kalif erzählte ihm, was vorgegangen war, und fügte
hinzu:

„Ich befehle Dir, alles aufzubieten, mir diese Sachen
wiederzuschaffen. Dein Leben haftet mir für die genaue Vollstreckung meines
Befehls.“

„Herr,“ antwortete der Wali, „bevor Ihr
mein Urteil aussprecht, wäre es da nicht gerecht, den Achmed Komakom mit dem
Tod zu bestrafen? Niemand sollte die Diebe und Spitzbuben besser kennen als
derjenige, dem ihre Aufspürung und Verfolgung aufgetragen ist.“

Bei diesen Worten war Achmed Komakom vorgetreten und sagte
zu dem Kalifen:

„Unumschränkter Beherrscher der Gläubigen, Ihr
könnt den Emir Chaled von der Sorge entbinden, Euch die gestohlenen Sachen
wiederzubeschaffen. Ich übernehme diesen Auftrag, wobei ich Euch jedoch bitte,
mir zwei Richter und Zeugen mitzugeben; denn derjenige, der einen solchen Frevel
verübt hat, fürchtet ohne Zweifel nicht Eure Macht und noch weniger die des
Walis oder jedes andern.“

Der Kalif bewilligte Komakoms Bitte und befahl, dass man
bei der anzustellenden Nachforschung damit anfange, seinen eigenen Palast zu
durchsuchen, sodann den des Großwesirs und die Mitglieder des hohen Rats der
Sechzig. Als Achmed Komakom die Bemerkung machte, dass der Dieb vielleicht die
Ehre hätte, oft der Person des Kalifen zu nahen, so schwor der Fürst bei
seinem Haupt, dass der Schuldige sterben sollte, und wenn er sein eigener Sohn
wäre.

Achmed Komakom gebrauchte diese Vorsicht, sich mit dem
ausdrücklichen Befehl des Kalifen zu versehen, um ohne Hindernis in alle
Häuser einzudringen und sie durchsuchen zu können. Mit einem großen, unten
mit Eisen beschlagenen Stock bewaffnet, begann er seine Untersuchung in den
Palästen der Mitglieder des hohen Rats der Sechzig und des Großwesirs Giafar.
Hierauf durchlief er die Häuser der Anführer der Leibwache des Kalifen und der
vornehmsten Herren des Hofes und begab sich endlich auch in den Palast Alaeddins
Abulschamat.

Alaeddin, der in dem Zimmer seiner Frau war, hörte einen
großen Lärm auf der Straße, stieg alsbald hinab, öffnete die Türe und
erblickte den Wali in Begleitung all seiner Leute.

„Was gibt es denn Neues, Herr Chaled?“, fragte
er ihn angelegentlich.