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720. Nacht

Sie waren noch in Abutawils Zimmer, als der Geist, der
gleich beim Eintritt in seinen Palast bemerkt hatte, dass Aischah und ihr Bruder
sich in seinem Zimmer befanden, vor ihnen in der Gestalt eines furchtbaren
Reisen erschien: Aber Murad blieb unerschrocken, er warf ihm schleunigst etwas
von dem Staub ins Gesicht und rief dabei aus:

„Nieder, Elender! Salomon befiehlt’s!“

Der Geist, überrascht und bestürzt, fiel hin, so lang er
war.

Sogleich stürzte sich Murad auf ihn, bemächtigte sich
schleunigst des Vogels, welchen er in seinem Busen verborgen trug. Sodann sprach
er zu ihm:

„Du weißt, wer ich bin: Bekenne mir, was Du mit
meinem Bruder gemacht hast.“ –

„Er ist tot.“ –

„Du lügst. Ich weiß, dass Du ihn verwandelt hast,
und wenn Du ihn nicht auf der Stelle auslieferst, so töte ich den Vogel.“

Als Abutawil sah, dass es unnütz war, länger zu leugnen,
rief er Aischah, die mehr tot als lebend war, und hieß sie in den Garten gehen
und ihm den Hund herführen, der bei dem Springbrunnen angekettet war. Das
vollbrachte sie eilig, und er sagte nun zu ihr:

„Nimm eine kleine Glasscheibe, streich darauf ein
wenig Salbe aus der goldenen Büchse (welche er ihr zeigte) und halte dieses
Glas dem Hund vor die Augen.“

Als auch dieses geschehen war, blies Abutawil ihn an und
sprach zu ihm:

„Wenn der allmächtige Schöpfer aller Dinge Dich so
geschaffen hat, wie Du gegenwärtig bist, so verwandle Dich nicht. Wenn Du aber
nur durch die Kraft meiner Beschwörungen in diesem Zustand bist, so werde
wieder ein Mensch!“

Er hatte kaum diese Worte ausgesprochen, als Chansad seine
ursprüngliche Gestalt wieder annahm, sogleich seinen Bruder und seine Schwester
erkannte und sie zärtlich umarmte.

Murad, der nun nichts von dem Geist zu verlangen hatte und
ihn für die Leiden bestrafen wollte, welche er seiner Familie zugefügt, drehte
dem Vogel den Hals um, nachdem er Abutawil alle seine Missetaten vorgeworfen
hatte.

Plötzlich ließ ein furchtbares Getöse sich hören. Der
Palast verschwand, und der Leib des Riesen löste sich in einen dicken Rauch
auf, dessen Gestank die Luft verpestete.

Bald aber zerstreute sich dieser Rauch gänzlich, ein
Gewölk, das Wohlgeruch aushauchte, erschien und endigte damit, einen Mann von
hoher Schönheit zu bilden.

Aischah und ihre Brüder standen noch voll Erstaunen und
Bewunderung, als derjenige, der ihnen auf so wunderbare Art erschienen war, also
zu ihnen sprach: