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634. Nacht

Ohne daran zu denken, dass sein vermeintlicher Nebenbuhler
ein naher Verwandter der Prinzessin sein könne, ließ Jussuf sich von seiner
Eifersucht so übermannen, dass er eine so treulose Geliebte auf immer zu
verlassen beschloss. Nachdem er ihr einen Brief geschrieben, in welchem er ihr
ihre Falschheit und Untreue vorwarf und ihr Lebewohl sagte, gab er ihn einer
Dienerin zur Bestellung und bestieg mit seinem getreuen Hallal sein Ross,
welches sie durch den See trug. Er warf noch einen wehmütigen Blick auf den
Aufenthalt, in welchem er noch vor so kurzer Zeit so viel Freude genossen hatte,
und eilte in seine Heimat, wo er von seinem Vater und seiner ganzen Familie
wieder auf das freudigste aufgenommen wurde. Um die Reize der treulosen Alifa zu
vergessen, überließ er sich nun mit seinen unlängst verschmähten Frauen,
welche wieder um seine Gunst wetteiferten, der Lust und Freude.

Die nichts Schlimmes ahnende Alifa war voll Freuden über
den Besuch ihres Vetters Sohul, dem sie tausend Fragen vorlegte, und von dem sie
sich Neuigkeiten von ihres Vaters Hof erzählen ließ, als man ihr das Schrieben
Jussufs brachte. Sie ging in ihr Zimmer, las, betrübte sich sehr, fasste sich
jedoch bald wieder in dem Bewusstsein ihrer Unschuld und in dem Vertrauen, dass
sich ihr Geleibter von seinem Irrtum überzeugen und dann zu ihr zurückkehren
würde. Sei verbarg ihrem Vetter ihren Kummer und behandelte ihn mit so
liebenswürdiger Freundlichkeit, als wäre sie noch so glücklich. Er nahm nach
Verlauf einiger Tage Abschied von ihr, um in das Königreich des Sultans
Myr-dschyhan zurückzukehren, und ließ ihr seinen getreuen Verschnittenen
Ali-Ben-Ibrahim zurück. Sobald der Prinz Sohul fort war, suchte Alifa den
jungen Verschnittenen, dessen Herzensgüte sie bemerkt hatte, für sich zu
gewinnen. Auch erbot er sich, als sie ihm das zwischen ihr und ihrem Gatten
Vorgefallene anvertraute, von freien Stücken, den Mittler zu machen, und reiste
mit einem Brief der Prinzessin an Jussuf ab. Nachdem er den See durchschwommen
hatte, eilte er ohne Aufenthalt nach der Hauptstadt von Sind.