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545. Nacht

Hierauf ließ die Stimme sich nicht weiter hören, und
Asem, den es nicht rätlich dünkte, hier der Gefahr zu trotzen, nahm seine
Kappe, setzte sie auf den Kopf, und durchschritt so die grauenvolle Wüste, ohne
Gefahr, von einem ihrer scheußlichen Bewohner angefallen zu werden, deren
entsetzliches Gebrüll ihn gleichwohl ein wenig bange machte.

Er erreichte endlich das Ufer des Meeres, und erblickte in
der Ferne die Inseln Waak al Waak, deren brennendrote Gebirge wie die von den
Strahlen der untergehenden Sonne vergoldeten Wolken erschienen. Ihr erster
Anblick erfüllte ihn mit Staunen und Furcht: Doch fasste er sich bald wieder,
und sprach bei sich selber:

„Warum fürchte ich mich so? Da Gott mich gewürdigt
hat, mich bis hierher zu geleiten, so wird er mich auch ferner zu beschützen
wissen, wenn es sein Wille ist.“

Er pflückte hierauf einige Früchte und aß sie, und
nachdem er sich erfrischt und ein Gebet gesprochen hatte, legte er sich auf den
Rasen nieder, und schlief fest bis zum nächsten Morgen.

Sobald der Tag anbrach, schlug Asem leise auf die Trommel:
„Was willst Du?“, fragte ihn der Geist.

„Dich um die Mittel befragen, über dieses weite Meer
nach den Inseln zu gelangen,“ antwortete Asem.

„Das vermagst Du nicht,“ fuhr die Stimme fort,
„ohne die Stimme eines ehrwürdigen Weisen, welcher eine Einsiedelei am
Fuße des Gebirges bewohnt, welches Du in der Ferne siehst. Sie liegt eine
Tagesreise weit: Bediene Dich Deines Balles, er wird Dich binnen einer halben
Stunde hinführen. Verschweig dem Greis nichts von Deinen Abenteuern, denn er
allein kann Dir das Mittel angeben, über dieses Meer zu gelangen.“

Asem setzte seinen Ball in Bewegung, und wurde alsbald
nach der Wohnung des Einsiedlers geführt. Er klopfte leise an die Türe, welche
sich sogleich auftat. Asem trat ein, er wurde aufs gastfreundlichste von dem
Greis aufgenommen, und bat ihn um ein Mittel, über das Meer zu gelangen.

„Was bewegt Dich, mein Sohn,“ fragte der Greis,
„eine so schwierige Reise zu unternehmen?“

„Mein Vater,“ antwortete der junge Mann,
„lasst Euch für jetzt daran genügen, dass ich die glühendste Sehnsucht
hege, nach jenen Inseln zu gelangen, und in dieser Absicht aus einem weit
entlegenen Land hergekommen bin.“

Der Weise stellte sich bei diesen Worten vor Asem hin,
öffnete ein großes Buch, und las ganz leise einige Stellen daraus. Von Zeit zu
Zeit warf er auf den jungen Mann einen Blick des Erstaunens, und endlich rief er
aus:

„Großer Gott, welche Mühseligkeiten und grausame
Prüfungen sind diesem Unglücklichen aufbehalten!“

„Mein Sohn,“ antwortete der Greis, „ich
will Dir das Mittel angeben, jene Inseln zu erreichen, weil Deine Sehnsucht
dahin so groß ist: Aber ich verhehle Dir nicht, dass Du den Gegenstand Deiner
Nachforschungen nicht eher erlangen wirst, als bis Du nicht viel Mühsal
überstanden hast. Jetzt, mein Sohn erzähle mir noch umständlich Deine
Geschichte.“

Als er diese vernommen hatte, sprach er zu ihm: „Gott
wird vergönnen, dass Dir diese Unternehmung gelingt, wie gefahrvoll sie sei.
Morgen, mein Sohn, wollen wir nach jenen Bergen reisen, und sollst Du dieses
wundervolle Meer überfahren.“