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497. Nacht

Die Bitten des Prinzen wurden hierauf nur noch dringender,
und er bewog seinen Vater, einen großen Teil seiner Sklaven und seines
Palastgeräts zu verkaufen. Der Erlös dieses Verkaufs war zwanzig Lak. Um
endlich die von dem Kaiser geforderte Summe vollzählig zu machen, sah der
König von Halep sich gezwungen, seinen Untertanen eine außerordentliche Steuer
aufzulegen. So brachte er eine Summe von sechzig Lak zusammen, welche sogleich
durch Gesandte nach Rom überbracht wurde.

Der Kaiser nahm diese Summe in Empfang, behandelte die
Gesandten mit der größten Achtung, und versprach ihnen, sobald die von ihm
auferlegte Bedingung erfüllt wäre, würde er auch nicht säumen, sein
Versprechen zu halten.

Behesad wollte nun seinen Vater bewegen, den Untertanen
neue Lasten aufzulegen, und besonders noch den Handelsstand und die Landbauer
mannigfaltig zu besteuern. Aber diesmal erklärte ihm der Sultan ganz bestimmt,
dass er nie darein willigen würde, seine Untertanen mit neuen Abgaben zu
drücken, bevor sie nicht Zeit gehabt, ihren durch seine vorige Besteuerung
erlittenen Verlust zu ersetzen. Missvergnügt über die Weigerung seines Vaters,
drohte der Prinz ihm abermals, für immer sein Königreich zu verlassen, wenn er
sein Verlangen nicht bewilligte.

„Mein Sohn,“ erwiderte ihm der König,
„warte wenigstens nur noch ein Jahr.“ – „Nein, mein Vater, ich
reise.“ – „Warte wenigstens nur noch sechs Monate.“ – „Nein,
nicht länger.“ – „Oder doch nur drei Monate.“ – „Auch nicht
drei Tage mehr kann ich warten.“ – „Wohlan denn, so reise, wenn es Dir
beliebt.“

Behesad ging sogleich in seine Wohnung, ließ zwei seiner
Vertrauten kommen, legte seine Rüstung an, und ritt hinweg.

Nach einigen Tagesreisen begegnete er einer Karawane von
hundert reich beladene Kamelen, die nach Rom bestimmt war. Der Anführer
derselben war ein reicher Herr, und Freund des Kaisers. Behesad machte
Bekanntschaft mit ihm, wurde von ihm in seinem Palast zu Rom aufgenommen, und
wusste sich so gut in seine Gunst zu setzen, dass dieser Mann, auf die
Erzählung von seiner Liebesgeschichte und von dem Zwist mit seinem Vater, ihm
die vierzig Lak Dinare, welche ihm noch fehlten, anbot, und dagegen das
Versprechen forderte, dass Behesad ihm, sobald er, nach dem Tod seines Vaters,
den Thron von Syrien bestiege, diese Summe ungesäumt wiederbezahlt.

Behesad nahm dieses Erbieten mit Freuden an. Hierauf
kleidete er sich seinem Rang gemäß, und begab sich im prächtigen Aufzug nach
dem Palast des Kaisers, welchen er um Gehör bitten ließ, um Seiner Majestät
die von dem Kaufmann ihm anvertrauten vierzig Lak zu überreichen.

Der Kaiser empfing den Prinzen mit allen möglichen
Freundschaftsbezeugungen. Er nahm auch gütig seine wiederholte Bewerbung um die
Prinzessin auf. Aber er bat Behesad, ihm nur zehn Tage zu vergönnen, um sie auf
diese Vermählung vorzubereiten.

„Herr,“ antwortete Behesad, „ich fühle ein
heißes Verlangen, der Gemahl der Prinzessin zu werden, und dieser Aufschub ist
sehr hart für meine Liebe. Erlaubt mir, dass ich dringe.“

„Ich lobe Eure Ungeduld,“ antwortete der Kaiser,
„aber gewährt meiner Tochter wenigstens einen Aufschub von drei Tagen,
welchen unsere Gebräuche und Sitten erfordern.“

Behesad wollte aber nicht mehr als einen einzigen Tag
bewilligen, ungeachtet der bitten und Vorstellungen des Kaisers, welcher, sehr
verwundert über die große Ungeduld seines künftigen Schwiegersohns,
gleichwohl Befehle zur nahen Vollziehung der Vermählung gab, und unterdessen
ein prächtiges Fest anstellte.