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473. Nacht

Der Küchenmeister hatte hierauf nichts zu erwidern. Er
empfing das Kästchen und nahm es mit. An demselben Tag erteilte die Prinzessin
noch ihre Befehle, dass alles, sowohl im Haus als im Garten, reinlich, sauber
und in Ordnung wäre, um den Sultan zu empfangen.

Am folgenden Morgen hatten die Prinzen sich schon an dem
Ort der Jagd eingestellt, als der Sultan von Persien dort ankam. Der Sultan
begann die Jagd, und setzte sie fort, bis die brennende Hitze der Sonne, welche
sich der Mittagshöhe nahte, ihn nötigte, sie zu endigen. Hierauf stellte sich
der Prinz Perwis, während der Prinz Bahman bei dem Sultan zur Begleitung blieb,
an die Spitze des Zuges, und zeigte ihm den Weg. Als er im Angesicht des
Landhauses war, gab er seinem Ross die Sporen, um der Prinzessin Parisade die
Ankunft des Sultans zu verkündigen, aber die Leute der Prinzessin, welche sich
auf ihren Befehl ausgestellt, hatten sie schon davon benachrichtigt, und der
Prinz fand sie schon zu seinem Empfang bereit.

Der Sultan kam an, und als er in dem Hof an der Vorhalle
abgestiegen war, trat die Prinzessin Parisade hervor, und warf sich zu seinen
Füßen. Die Prinzen Bahman und Perwis, die um ihn waren, stellten sie dem
Sultan als ihre Schwester vor, und baten ihn, die Seiner Majestät von ihr
bezeigte Ehrfurcht zu genehmigen.

Der Sultan bückte sich, um die Prinzessin aufzuheben und
nachdem er sie betrachtet und einige Zeit den blendenden Glanz ihrer Schönheit,
ihre Anmut, ihr ganzes Wesen und ein gewisses Etwas bewundert hatte, welches
nicht zu ihrem ländlichen Wohnort stimmte, sprach er:

„Die Brüder sind der Schwester würdig, und die
Schwester ist der Brüder würdig. Nach dem äußeren auf das Innere zu
schließen, so wundere ich mich nun nicht mehr, dass die Brüder nichts ohne die
Einwilligung der Schwester tun wollen. Aber ich hoffe, sie von dieser Seite noch
besser kennen zu lernen, als es auf den ersten Anblick möglich ist, wenn ich erst
das Haus gesehen habe.“

Hierauf nahm die Prinzessin das Wort, und sprach:

„Herr, es ist nur ein Landhaus, wie es Leuten unserer
Art ziemt, welche von der großen Welt zurückgezogen leben. Es ist gar nicht
den Häusern der großen Städte, noch weniger den prächtigen Palästen zu
vergleichen, welche nur den Sultanen zugehören.“

„Ich verlasse mich hierin nicht ganz auf euer
Urteil,“ antwortete sehr höflich der Sultan, „was ich jetzt sehe,
macht mir dasselbe etwas verdächtig. Ich behalte mir mein Urteil darüber vor,
wenn ihr mich das Haus habt sehen lassen: Geht also voran, und zeigt mir den
Weg.“

Die Prinzessin führte nun den Sultan, mit Ausnahme des
Saales, von Zimmer zu Zimmer, und nachdem derselbe jedes Gemach mit Bewunderung
betrachtet, und die Mannigfaltigkeit derselben bewundert hatte, sprach er zu der
Prinzessin Parisade:

„Wie, meine Schöne, dies nennt ihr ein Landhaus? Die
schönsten und größten Städte würden bald verlassen sein, wenn alle
Landhäuser dem eurigen glichen. Ich verwundere mich nun nicht mehr, dass ihr
euch darin so wohl gefällt und die Stadt verschmäht. Lasst mich auch den
Garten sehen. Ich vermute wohl, dass er dem Haus entsprechen wird.“

Die Prinzessin öffnete eine Türe, welche nach dem Garten
führte und das erste, was dem Sultan in die Augen fiel, war der Springbrunnen
des tanzenden Wassers. Erstaunt über ein ihm so neues Schauspiel, nachdem er es
lange mit Bewunderung betrachtet hatte, sprach er: