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468. Nacht

Es erging, wie der Sultan vorausgesehen hatte. Ohne die
drei Kugeln hätten die Prinzen nochmals vergessen, mit der Prinzessin Parisade,
ihrer Schwester zu reden. Sie entfielen dem Busen des Prinzen Bahman, als er
seinen Gürtel abband, und sich zu Bett legen wollte.

Sogleich eilte er zu dem Prinzen Perwis, und beide gingen
zusammen in das Zimmer der Prinzessin, welche sich noch nicht niedergelegt
hatte. Sie baten sie um Verzeihung, dass sie so zur Unzeit sie zu stören
kämen, und erklärten ihr die Sache, samt allen Umständen ihres
Zusammentreffens mit dem Sultan.

Die Prinzessin Parisade wurde durch diese Neuigkeit
beunruhigt, und sprach:

„Euer Zusammentreffen mit dem Sultan ist glücklich
und ehrenvoll für euch, und kann es in der Folge noch mehr werden. Aber es ist
auch verdrießlich und traurig. In Rücksicht auf mich, das sehe ich wohl, habt
ihr dem Wunsch des Sultans widerstanden. Ich bin euch unendlich verpflichtet
dafür: Ich erkenne darin, dass eure Liebe völlig der meinigen entspricht. Ihr
habt lieber durch eine euch anständig dünkende Ablehnung, so zu sagen, eine
Unhöflichkeit gegen den Sultan begehen wollen, als der geschwisterlichen
Vereinigung, welche wir uns geschworen haben, Eintrag tun, und ihr habt wohl
bedacht, dass wenn ihr ihn einmal besucht habt, ihr allmählich genötigt sein
werdet, mich zu verlassen, um euch ganz ihm zu widmen. Aber glaubt ihr, dass es
so leicht sei, einem Sultan das gänzlich zu versagen, was er, wie es scheint,
so angelegentlich wünscht? Der Sultane Wunsch ist ein Wille, dem zu
widerstehen, gefährlich ist. Wenn ich also meiner Neigung zufolge, euch abreden
wollte, so würde ich euch nur seinem Zorn aussetzen, und euch mit mir
unglücklich machen. Ihr seht, wie ich hierüber denke. Ehe wir gleichwohl etwas
beschließen, wollen wir den sprechenden Vogel befragen und hören, was er uns
rät. Er ist scharfsinnig und vorschauend, und er hat uns seine Hilfe in
schwierigen Fällen versprochen.“

Die Prinzessin Parisade ließ sich den Käfig bringen, und
nachdem sie dem Vogel, in Gegenwart der beiden Prinzen, den schwierigen Fall
vorgelegt hatte, fragte sie ihn, was unter diesen Umständen für sie rätlich
wäre zu tun. Der Vogel antwortete:

„Die Prinzessin Parisade ließ sich den Käfig
bringen, und nachdem sie dem Vogel, in Gegenwart der beiden Prinzen, den
schwierigen Fall vorgelegt hatte, fragte sie ihn, was unter diesen Umständen
für sie rätlich wäre zu tun. Der Vogel antwortete:

„Die Prinzen, deine Brüder, müssen dem Willen des
Sultans entsprechen, und sogar ihrerseits ihn einladen, euch hier zu
besuchen.“