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464. Nacht

Die Prinzessin Parisade ergriff den Krug, nahm ihn samt
den Käfig mit dem Vogel, dem Fläschchen und dem Zweig mit sich, und so wie sie
den Berg hinab stieg, sprengte sie Wasser aus dem Krug auf jeden schwarzen Stein,
welchen sie antraf: Und jeder verwandelte sich in einen Mann. Und da sie keinen
Stein überging, so kamen auch alle Pferde, sowohl der Prinzen ihrer Brüder,
als auch der übrigen Ritter, wieder zum Vorschein. Auf solche Weise erkannte
sie ihre Brüder Bahman und Perwis wieder, welche sie ebenfalls wieder erkannten,
und sie umarmten. Sie erwiderte ihre Umarmung ebenso herzlich, und doch voll
Erstaunen fragte sie:

„Aber, meine lieben Brüder, was macht ihr denn
hier?“

Als beide ihr darauf geantwortet, sie hätten bisher
geschlafen, fuhr sie fort:

„Ja wohl, aber ohne mich würde euer Schlaf noch
fortdauern, und hätte vielleicht bis zum Tag des jüngsten Gerichts gewährt.
Erinnert ihr euch nicht, dass ihr ausgezogen seid, den sprechenden Vogel, den
singenden Baum und das tanzende Wasser zu erobern, und hier auf dem Weg die
schwarzen Steine gesehen habt, womit diese Gegend besät war? Blickt euch um,
und seht, ob einer davon da ist. Die Herrn hier bei uns und ihr selber wart
diese Steine, gleichwie eure Rosse, welche, wie ihr sehen könnt, euch erwarten.
Und wenn ihr wissen wollt, wie dieses Wunder geschehen ist,“ fuhr sie fort,
indem sie auf den Krug zeigte, welchen sie nun nicht mehr gebrauchte, und schon
am Fuß des Berges niedergesetzt hatte, „so wisst, es geschah durch die
Kraft des Wassers, womit dieser Krug angefüllt war, und womit ich jeden Stein
besprengt habe. Als ich den sprechenden Vogel, welchen ihr hier im Käfig seht,
zu meinem Sklaven gemacht, und durch seine Vermittlung den singenden Baum, von
welchem ich hier einen Zweig habe, und das tanzende Wasser, womit dieses
Fläschchen angefüllt ist, gefunden hatte, wollte ich nicht heimkehren, ohne
euch mitzunehmen: Ich habe den Vogel durch meine über ihn gewonnene Macht
gezwungen, mir das Mittel dazu anzugeben, und er hat mir diesen Krug und den
Gebrauch desselben angezeigt.“

Die Prinzen Bahman und Perwis erkannten aus dieser Rede,
wie sehr sie der Prinzessin, ihrer Schwester, verpflichtet waren. Die Herren,
welche sich alle um sie versammelt, und auch diese Rede gehört hatten, taten
desgleichen, und gaben ihr zu erkennen, dass sie weit entfernt, über ihre
Eroberung neidisch zu sein, nach welcher sie auch ausgezogen waren, ihre
Dankbarkeit für das ihnen von ihr wiedergegebene Leben nicht besser bezeugen
könnten, als wenn sie sich für ihre Sklaven erklärten, beriet, alles zu tun,
was sie ihnen geböte.