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433. Nacht

Der Versuch glückte, und der Prinz, nachdem er die
vierzig Beutel dem Ausrufer, der ihm den künstlichen Apfel überließ, bar
ausgezahlt hatte, erwartete nun mit Ungeduld den Abgang der ersten besten
Karawane, um nach Indien zurückzukehren. Er benutzte die Zwischenzeit
unterdessen, um in Samarkand und dessen Umgebungen alles zu besehen, was irgend
seine Neugierde reizte, besonders das Tal Sogd, welches von dem gleichnamigen
Fluss seinen Namen hat, und das die Araber wegen der Schönheit seiner Gefilde
und seiner Gärten und Paläste, so wie auch wegen seines überflusses an
Früchten aller Art und wegen der Annehmlichkeiten, welche man da während der
schönen Jahreszeit genießt, für eines der vier Paradiese der Welt halten.

Der Prinz Achmed versäumte unterdessen nicht die erste
Karawane, die nach Indien abging. Er reiste ab, und ungeachtet der
Unbequemlichkeiten, die bei einer langen Reise unvermeidlich sind, gelangte er
dennoch bei vollkommener Gesundheit in der Herberge an, wo die Prinzen Hussain
und Ali ihn erwarteten.

Der Prinz Ali, welcher etwas früher als der Prinz Achmed
da eingetroffen war, hatten den Prinzen Hussain, welcher zuerst angekommen war,
gefragt, seit wie lange er schon da angelangt sei. Und als er erfuhr, dass es
fast schon drei Monate her wäre, so hatte er zu ihm gesagt: „Du musst also
wohl nicht weit gewesen sein.“

„Ich will jetzt,“ erwiderte der Prinz Hussain,
„von dem Ort, wo ich gewesen bin, weiter nichts sagen. Allein ich kann dir
versichern, dass ich mehr als drei Monate, um hinzukommen, gebraucht habe.“

„Wenn das der Fall ist,“ sagte darauf der Prinz
Ali, „so musst du dich sehr kurze Zeit da aufgehalten haben.“

„Mein Bruder,“ antwortete ihm der Prinz Hussain,
„du täuschst dich. Mein Aufenthalt dort währte länger als vier bis fünf
Monate, und es hing bloß von mir ab, ihn noch zu verlängern.“

„Sofern du nicht etwas zurückgeflogen bist,“
erwiderte darauf der Prinz Ali, „so begreife ich nicht, wie es schon drei
Monate her sein kann, dass du hier bist, wie du mich überreden willst.“

„Ich habe dir die Wahrheit gesagt,“ fuhr der
Prinz Hussain fort, „und das Rätsel werde ich dir erst bei Ankunft unseres
Bruders Achmed lösen, wo ich dir zugleich sagen werde, welche Seltenheit ich
von meiner Reise mitgebracht habe. Was dich betrifft, so weiß ich nicht, was du
mitgebracht hast, aber es mag wohl eben nichts bedeutendes sein. In der Tat, ich
sehe eben nicht, dass dein Reisegepäck ansehnlicher und größer geworden
wäre.“

„Und was dich betrifft,“ erwiderte der Prinz
Ali, „so kommt es mir vor, dass, sofern ich den unscheinbaren Teppich
ausnehme, womit dein Sofa überdeckt ist, ich deinen Spott durch einen gleichen
erwidern könnte. Indessen, da du, wie es scheint, aus der mitgebrachten
Seltenheit ein Geheimnis machen willst, so wirst du mir es nicht übel nehmen,
wenn ich es ebenso in Hinsicht auf die meinige mache.“

Der Prinz antwortete: „Ich setze die Seltenheit,
welche ich mitgebracht, so weit über jede andere, von welcher Art sie auch sein
mag, dass ich sie dir ohne Schwierigkeit zeigen und dich durch eine nähere
Angabe ihres Wertes leicht dahin bringen würde, mit mir überein zu stimmen, ohne
zu fürchten, dass die, welche du vielleicht mitgebracht, ihr vorgezogen werden
könnte. Doch es ist am passendsten, dass wir erst die Ankunft unseres Bruders
Achmed abwarten, dann können wir mit mehr Rücksicht und Anstand uns einander
das Glück mitteilen, das uns zu Teil geworden ist.“

Der Prinz Ali wollte sich mit dem Prinzen Hussain nicht
weiter wegen des Vorzugs der von ihm mitgebrachten Seltenheit in Streit
einlassen, sondern begnügte sich mit der überzeugung, dass, wenn auch das
Rohr, welches er vorzuzeigen hatte, nicht gerade den Vorzug verdienen sollte, es
doch wenigstens nicht dahinter zurückstehen könne, und so verabredete er sich
mit ihm, mit dem Vorzeigen desselben bis zur Ankunft des Prinzen Achmed zu
warten.