Project Description
133. Nacht
Ich untersuchte den Sesam, welchen der junge Kaufmann mir
zeigte, und erwiderte ihm, dass das große Maß nach dem laufenden Preis hundert
Silberdrachmen gelte. „Geht zu den Kaufleuten,“ sagte er zu mir,
„die für diesen Preis welchen haben wollen, und kommt nach dem Siegestor,
wo ihr einen von jeder anderen Wohnung getrennten Kahn sehen werdet, dort will
ich euch erwarten.“
Hierauf ritt er weiter, und ließ mir die Sesamprobe, die
ich mehreren Kaufleuten der Stadt zeigte, welche mir sagten, dass sie davon so
viel nehmen wollten, als ich ihnen für hundert und zehn Silberdrachmen
verschaffen würde, und durch diesen Preis wurde mir ein Gewinn von zehn
Drachmen auf das Maß zu Teil.
Durch diesen Gewinn gelockt, begab ich mich nach dem
Siegestor, wo der Kaufmann mich erwartete. Er führte mich in sein Vorratshaus,
welches mit Sesam angefüllt war. Es befanden sich darin fünfzig große Maß,
welche ich messen, auf Esel laden ließ, und sie dann für fünftausend
Silberdrachmen kaufte.
„Von dieser Summe,“ sagte der junge Mann,
„kommen euch, für das Maß zehn Drachmen, also fünfhundert Drachmen zu,
die ich euch bewilligte, und da ich das übrige mir zukommende Geld nicht
brauche, so mögt ihr es euch von den Kaufleuten auszahlen lassen, und es mir
aufheben, bis ich es euch abfordern werde.“ Ich antwortete ihm, dass es
jederzeit für ihn bereit liegen würde, küsste ihm die Hand, und entfernte
mich, sehr vergnügt über seine Großmut.
Es währte einen Monat, ehe ich ihn wieder sah. Nach
Verlauf dieser Zeit erschien er jedoch. „Wo sind,“ sagte er mir,
„die viertausendfünfhundert Drachmen, die ich von euch zu fordern
habe?“ – „Sie sind bereit,“ erwiderte ich, „und ich werde
sie euch sogleich aufzählen.“
Da er auf seinem Esel saß, so bat ich ihn, abzusteigen
und mir die Ehre zu erzeigen, vorher einen Imbiss mit mir zu sich zu nehmen.
„Nein,“ sagte er, „ich kann jetzt nicht absteigen, ich habe hier
in der Nähe ein dringendes Geschäft, aber ich werde hierher zurückkehren und
im Vorbeireiten mein Geld mitnehmen, welches ich euch bereit zu halten
bitte.“ Nach diesen Worten ritt er fort.
Ich erwartete ihn, aber vergebens, und er kam erst nach
Verlauf eines Monats wieder. „Der junge Kaufmann,“ sagte ich zu mir
selbst, „hat in der Tat ein großes Zutrauen zu mir, dass er, ohne mich
näher zu kennen, eine Summe von viertausendfünfhundert Silberdrachmen in
meinen Händen lässt! Ein anderer, als er, würde so nicht handeln, sondern
befürchten, dass ich das Geld unterschlage.“
Er kam zu Ende des dritten Monats, wieder auf seinem Esel
reitend, aber viel prächtiger als sonst gekleidet.