Das Quäkerdorf

Eine stille Szene eröffnet sich jetzt vor uns. Eine große, geräumige, hübsch gemalte Küche mit gelbem, glänzendem und glatten Fußboden, auf dem kein Stäubchen liegt; ein hübscher sorgfältig geschwärzter Kochofen, Reihen von glänzenden Zinngefäßen, die an unnennbare appetitliche Dinge erinnerten; glänzende grüne Holzstühle, alt und fest; ein kleiner Schaukelstuhl mit einem Strohsitz und ein Kissen aus lauter kleinen bunten Wollfleckchen zusammengesetzt und ein größerer, mütterlich und alt, dessen breite Armlehne eine gastliche Einladung erläßt, von den Bitten weicher Federkissen unterstützt – ein wirklich behäbiger alter Stuhl, der, was ehrlichen traulichen Genuß betrifft, ein Dutzend Eurer feinen Plüsch- oder Brokatstühle übertrifft; und in dem Stuhle sich sanft wiegend und die Augen auf eine feine Näherei geheftet, sitzt unsere alte Freundin Elisa. Ja, da sitzt sie, blasser und schmaler als in ihrer Kentuckyheimat, und unter dem Schatten ihrer langen Wimpern und um ihre sanften Lippen lagerte eine Welt von stillem Schmerz! Man konnte deutlich sehen, wie alt und fest dieses Mädchenherz durch die Zucht schweren Schmerzes geworden war; und wie sie jetzt ihre großen dunklen Augen erhob, um den Bewegungen ihres kleinen Harry zu folgen, der wie ein tropischer Schmetterling hierhin und dorthin über den Fußboden gaukelte, sah man darin eine Festigkeit und Standhaftigkeit des Entschlusses, die in ihren früheren und glücklichen Tagen nie dort zu erblicken gewesen war.

Neben ihr saß eine Frau mit einer blankgescheuerten Zinnpfanne im Schoß, in welche sie sorgfältig getrocknete Pfirsiche sortierte. Sie mochte 55 oder 60 Jahre alt sein, aber sie besaß eins von den Gesichtern, welche die Zeit nur zu berühren scheint, um sie zu schmücken und zu verschönern. Die schneeweiße Spitzenmütze nach strengstem Quäkermuster gemacht, das einfache, weiße Musselintuch, das in glatten Falten ihren Busen einhüllte, das drapfarbene Tuch und Kleid verrieten auf der Stelle, welcher Konfession sie angehörte. Ihr Gesicht war rund und rosig und von einer gesunden, samtenen Weichheit, die an Pfirsiche erinnerte. Ihr zum Teil schon ergrautes Haar war glatt von einer hohen, ruhigen Stirn zurückgestrichen, auf welche die Zeit keine anderen Worte geschrieben hatte, als Friede auf Erden und Wohlwollen allen Menschen; und darunter glänzte ein Paar große, klare, ehrliche, liebevolle, braune Augen; man brauchte nur in sie hineinzusehen, um zu fühlen, daß man auf den Grund eines so guten und treuen Herzens blickte, als je in einem weiblichen Busen geschlagen hat. Man hat so viel von schönen jungen Mädchen gesprochen und gesungen; warum erinnert niemand an die Schönheit alter Frauen? Wenn sich jemand für diesen Gegenstand begeistern will, so raten wir ihm, zu unserer guten Freundin Rachel Halliday zu gehen, wie sie dort in ihrem kleinen Schaukelstuhle sitzt. Er hatte eine eigene Art zu quieken und zu knarren, dieser Stuhl, entweder weil er sich in seiner Jugend erkältet hatte, oder weil er am Asthma litt, oder weil seine Nerven etwas zerrüttet waren; aber während sie sich langsam hin und her wiegte, sang der Stuhl eine Quiek-quäk-Melodie, welche man von jedem andern Stuhle unausstehlich gefunden hätte. Jedoch der alte Simeon Halliday erklärte oft, es wäre ihm die liebste Musik, und die Kinder beteuerten alle, sie möchten das Quieken von Mamas Stuhl um alles in der Welt nicht entbehren. Denn warum? Seit 20 Jahren und länger waren von diesem Stuhl nichts als liebende Worte und sanfte Ermahnungen und mütterliche Liebe gekommen – vielfaches Kopf- und Herzweh war dort geheilt – irdische und himmlische Schwierigkeiten dort gelöst worden – und alles von einem guten liebevollen Weibe, Gott segne es!

»Und so denkst du immer noch, nach Kanada zu gehen, Elisa?« sagte sie und blickte ruhig von ihren Pfirsichen auf.

»Ja, Madame«, sagte Elisa fest. »Ich muß weiter. Ich darf nicht hierbleiben.«

»Und was willst du machen, wenn du dort bist? Das mußt du dir überlegen, Tochter!«

Tochter klang so natürlich in dem Mund Rachel Hallidays; denn ihr Gesicht und ihre Gestalt waren gerade der Art, daß Mutter als das natürlichste Wort von der Welt erschien.

Elisas Hände zitterten, und einige Tränen fielen auf ihre feine Arbeit; aber sie antwortete mit Festigkeit:

»Ich werde annehmen, was mir geboten wird. Ich hoffe, es wird sich etwas finden.«

»Du weißt, du kannst hierbleiben, so lange du willst«, sagte Rachel.

»Oh, ich danke Euch«, sagte Elisa, »aber« – sie wies auf Harry – »ich kann nachts nicht schlafen; ich habe keine Ruhe. Letzte Nacht träumte ich, ich sähe diesen Mann in den Hof treten«, sagte sie schaudernd.

»Armes Kind!« sagte Rachel und wischte sich die Augen. »Aber du mußt es dir nicht so zu Herzen nehmen. Der Herr hat es so geschickt, daß sie noch nie einen Flüchtling aus unserem Dorfe gestohlen haben. Ich hoffe, du wirst nicht die erste sein.«

Hier ging die Türe auf, und ein kleines rundes, schmuckes Mädchen stand in der Tür mit einem heiteren blühenden Gesicht, wie ein reifer Apfel. Sie war wie Rachel in bescheidenes Grau gekleidet, und das Musselintuch verhüllte mit netten Falten ihren runden, schwellenden Busen.

»Ruth Stedman«, sagte Rachel und trat ihr freudig entgegen, »wie geht dir’s, Ruth?« sagte sie und schüttelte ihr herzlich beide Hände.

»Recht gut«, sagte Ruth, indem sie ihr drapfarbiges Hütchen abnahm und es mit ihrem Taschentuch abstäubte, und zeigte bei dieser Gelegenheit ein rundes kleines Köpfchen, auf welchem die Quäkermütze in einer eigenen flotten Weise saß, trotz alles Streichens und Klopfens mit den kleinen fetten Händchen, welche eifrig beschäftigt waren, sie zurechtzusetzen. Einzelne verirrte Flechten eines entschieden lockigen Haares hatten sich ebenfalls hervorgewagt und mußten wieder mit Schmeicheln an ihre gehörige Stelle zurückgebracht werden; und dann wendete sich die Neuangekommene, die etwa 25 Jahre alt sein mochte, von dem kleinen Spiegel weg, vor dem sie bis jetzt gestanden, und machte ein befriedigtes Gesicht, wie die meisten Leute gemacht haben würden, wenn sie sie hätten sehen können. Denn sie war entschieden ein gesundes kleines Frauchen von bravem Herzen und munterem Wesen, wie es nur jemals eines Mannes Herz erfreute.

»Ruth, diese Freundin ist Elisa Harris; und das ist der kleine Knabe, von dem ich dir erzählt habe.«

»Es freut mich, dich zu sehen, Elisa – es freut mich sehr«, sagte Ruth und schüttelte ihr die Hand, als wäre Elisa eine längst erwartete alte Freundin, »und das ist dein lieber Knabe – ich habe dir einen Kuchen mitgebracht«, sagte sie und hielt dem Knaben ein kleines Herzchen hin, welches derselbe schüchtern annahm.

»Wo ist dein Kleiner, Ruth?« sagte Rachel.

»Oh, er kommt gleich, aber deine Mary wünschte ihn, wie ich hierherkam, und ist mit ihm in die Scheune gelaufen, um ihn den Kindern zu zeigen.«

In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Mary, ein Mädchen mit einem ehrlichen, rosigen Gesicht und großen, braunen Augen, gleich denen ihrer Mutter, trat mit dem kleinen Knaben herein.

»Ah, ah!« sagte Rachel, die hinzutrat und das große, weiße, dicke Kind auf ihren Arm nahm. »Wie gut er aussieht, und wie er wächst!«

»Gewiß, das ist wahr«, sagte die kleine geschäftige Ruth, wie sie den Kleinen hernahm, und ein blaues, seidenes Hütchen und verschiedene Schichten von Überkleidern abzubinden anfing, und nachdem sie hier gezupft und dort gezupft und alles schmuck und sauber gemacht und ihn herzlich geküßt hatte, setzte sie ihn auf den Fußboden, um dort seine Gedanken zu sammeln. Der Kleine schien dies vollkommen gewohnt zu sein; denn er steckte den Daumen in den Mund (als ob sich das ganz von selbst verstünde) und schien bald in seine eigenen Gedanken versunken zu sein, während die Mutter Platz nahm, einen großen Strumpf, von blauem und weißem Garn gemischt, hervorholte und mit großem Fleiß zu stricken anfing.

»Mary, wäre es nicht gut, wenn du den Kessel fülltest«, erinnerte sanft die Mutter.

Mary ging mit dem Kessel an den Brunnen und erschien bald wieder und setzte ihn in den Kochofen, wo er bald zu singen und zu dampfen anfing, eine Art Weihrauchfaß für Gastlichkeit und Heiterkeit. Auch die Pfirsiche wurden, einem leisen Wink Rachels gehorchend, bald von derselben Hand in eine Schmorpfanne über dem Feuer getan.

Rachel nahm jetzt ein schneeweißes Kuchenbrett herunter, band eine Schürze vor, und fing an, ruhig einige Biskuits zu bereiten, nachdem sie erst zu Mary gesagt hatte: »Mary, wär’s nicht gut, wenn du Tom sagtest, er solle ein Huhn schlachten?« und Mary verschwand dem Winke gehorchend.

»Und was macht Abigail Peters?« sagte Rachel, während sie mit ihren Biskuits beschäftigt war.

»Oh, sie befindet sich besser«, sagte Ruth, »ich war heute früh dort, habe das Bett gemacht und im Hause aufgeräumt. Lea Hills ist heute nachmittag dort und hat Brot und Pasteten für mehrere Tage gebacken; und ich habe versprochen, heute abend wieder zu ihr zu kommen.«

»Ich werde morgen hingehen und das Reinemachen besorgen und nachsehen, was etwa auszubessern ist«, sagte Rachel.

»Ah, das ist gut«, sagte Ruth. »Ich hörte«, setzte sie hinzu, »daß Hanna Stanwood krank ist. John war gestern abend dort – ich muß morgen hingehn.«

»John kann hier bei uns essen, wenn du den ganzen Tag wegbleiben willst«, meinte Rachel.

»Ich danke dir, Rachel; wir werden morgen sehen, aber da kommt Simeon.«

Simeon Halliday, eine hohe, gerade, kräftige Gestalt, in drapfarbenem Rock und Beinkleidern und breitkrempigem Hut trat ein.

»Wie geht’s dir, Ruth?« sagte er mit Wärme, als er seine breite offene Hand ihren kleinen runden Händchen entgegenstreckte. »Und was macht John?«

»Oh, John befindet sich wohl und auch alle unsere Leute.«

»Was Neues, Vater?« fragte Rachel, als sie ihre Biskuits in den Ofen schob.

»Peter Stebbins sagte mir, sie würden heute abend mit Freunden kommen«, sagte Simeon bedeutungsvoll, während er sich die Hände in einem schmucken Waschtisch in einem kleinen Alkoven wusch.

»So!« sagte Rachel mit gedankenvollem Gesicht und blickte Elisa an.

»Sagtest du nicht, du hießest Harris?« sagte Simeon zu Elisa, als er wieder hereinkam.

Rachel warf einen raschen Blick auf ihren Gatten, als Elisa mit zitterndem »Ja« antwortete; eine schlimme Ahnung ließ sie befürchten, daß Steckbriefe hinter ihr erlassen würden.

»Mutter!« sagte Simeon und rief Rachel hinaus in den Alkoven.

»Was willst du, Vater?« sagte Rachel und rieb sich die mehligen Hände, während sie hinaus in den Alkoven ging.

»Der Mann dieses Kindes ist in der Ansiedlung und wird heute nacht hierherkommen«, sagte Simeon.

»Was, Vater? Kann das wahr sein?« sagte Rachel mit freudestrahlendem Gesicht.

»Es ist wahrscheinlich wahr. Peter war gestern mit dem Wagen auf der anderen Station und fand dort eine alte Frau und zwei Männer, und einer von ihnen sagte, er heiße George Harris; und nach dem, was er von seiner Geschichte erzählte, bin ich überzeugt, daß es der Rechte ist. Er ist ein ganz hübscher, wackerer Bursche.«

»Sollen wir es ihr gleich sagen?« sagte Simeon.

»Ruth mag es ihr mitteilen«, sagte Rachel. »Ruth, komm einmal her!« Ruth legte ihre Strickerei hin und stand in einem Augenblick neben den andern.

»Denke nur, Ruth!« sagte Rachel. »Vater erzählte eben, daß Elisas Mann bei der letzten Partie ist und heute abend noch hierherkommt.« Ein Freudenruf der kleinen Quäkerin unterbrach die Sprechende. Sie sprang so lebhaft in die Höhe, während sie mit ihren kleinen Händen klatschte, daß sich zwei einzelne Locken unter ihrer Quäkermütze hervorstahlen und glänzend und schmuck auf das weiße Busentuch herabfielen.

»Still, still, liebes Kind!« sagte Rachel sanft. »Still Ruth! Sage, sollen wir es ihr gleich mitteilen?«

»Gleich! Natürlich diese Minute. Denkt nur einmal, es wäre mein John, was würde ich da fühlen! Sage es ihr nur gleich auf der Stelle.«

»Du gibst dir bloß Mühe zu lernen, wie du deinen Nächsten lieben sollst, Ruth«, sagte Simeon und sah Ruth mit strahlendem Gesicht an.

»Gewiß. Sind wir nicht dazu da auf Erden? Wenn ich nicht John und den Kleinen lieb hätte, so würde ich nicht wissen, wie ich für sie fühlen sollte. Bitte, sage es ihr – bitte!« Und sie legte die Hand überredend auf Rachels Arm. »Nimm sie in dein Schlafzimmer und laß mich unter der Zeit das Huhn braten.«

Rachel trat in die Küche, wo Elisa nähte, machte die Tür eines kleinen Schlafzimmers auf und sagte sanft: »Komm herein zu mir, meine Tochter; ich habe dir etwas mitzuteilen.«

Das Blut strömte in Elisas blasses Gesicht. Sie stand vor banger Angst zitternd auf und warf einen Blick auf ihren Knaben.

»Nein, nein«, sagte die kleine Ruth, die jetzt herzusprang und ihre Hände ergriff, »es sind gute Nachrichten, Elisa – geh nur hinein, geh nur hinein!« Und sie schob sie sanft in die Tür, welche sich hinter ihr schloß; dann wendete sie sich um, nahm den kleinen Harry in ihre Arme und fing an, ihn zu küssen.

»Du wirst deinen Vater sehen, Kleiner. Kennst du ihn? Dein Vater kommt«, sagte sie immer und immer wieder, wie sie der Knabe verwundert ansah.

Unterdessen hatte im Nebenstübchen ein anderer Auftritt stattgefunden. Rachel Halliday zog Elisa an sich und sagte zu ihr: »Der Herr hat Erbarmen mit dir, Tochter; dein Mann ist dem Hause der Sklaverei entflohen.«

Mit einer raschen Glut stieg das Blut in Elisas Wangen und strömte ebenso rasch nach dem Herzen zurück. Sie setzte sich blaß und halb ohnmächtig hin.

»Habe Mut, mein Kind«, sagte Rachel und legte ihr die Hand auf den Kopf. »Er ist unter Freunden, die ihn heute abend hierherbringen werden.«

»Heute abend?« wiederholte Elisa. »Heute abend!« Die Worte verloren alle Bedeutung für sie; es kam ihr alles so traumhaft und verworren vor; alles ringsum war Nebel.

Als sie wieder erwachte, fand sie sich auf dem Bette liegen, sauber mit einer Decke zugedeckt, während die kleine Ruth ihre Hände mit Kampfer rieb. Sie öffnete die Augen in einem Zustand träumerischer, köstlicher Erschlaffung gleich einem, der lange eine schwere Last getragen hat und jetzt fühlt, daß sie fort ist, und ruhen möchte. Die Spannung ihrer Nerven, die seit der ersten Stunde ihrer Flucht keinen Augenblick nachgelassen hatte, löste sich jetzt, und ein wunderbares Gefühl von Sicherheit und Ruhe kam über sie; und wie sie die großen dunklen Augen aufschlagend dalag, folgte sie, wie in einem seligen Traume den Bewegungen ihrer Umgebung. Sie vernahm leises Gesprächssummen, sanftes Klingen von Teelöffeln und musikalisches Geklimper von Tassen, und alles vermischte sich in einen lieblichen Ruhetraum; und Elisa schlief, wie sie nicht wieder geschlafen hatte seit der schrecklichen Mitternachtsstunde, wo sie ihr Kind genommen hatte und in die kalte Sternennacht hinaus geflohen war.

Sie träumte von einem schönen Lande – einem Lande der Ruhe, schien es ihr –, von grünen Küsten und lieblichen Inseln und herrlich funkelndem Wasser, und dort in einem Hause, das freundliche Stimmen ihr heimisches Haus nannten, sah sie ihren Knaben als freies und glückliches Kind spielen. Sie hörte ihres Gatten Schritte; sie fühlte ihn näher kommen; seine Arme umschlangen sie; seine Tränen fielen auf ihr Gesicht, und sie erwachte. Es war kein Traum. Das Licht des Tages war längst erblichen; ihr Kind lag ruhig schlummernd neben ihr; ein Licht brannte düster auf einem Tischchen und ihr Gatte schluchzte neben ihrem Kissen.

Der nächste Morgen war ein fröhlicher in dem Quäkerhause. »Mutter« war beizeiten auf den Beinen und umgeben von geschäftigen Mädchen und Knaben. Als George, Elisa und der kleine Harry aus dem Zimmer traten, begrüßte sie ein sehr herzliches freudiges Willkommen, daß es kein Wunder war, wenn es ihnen wie ein Traum vorkam.

Endlich saßen alle beim Frühstück, während Mary vor dem Ofen stand und Griddlekuchen buk, welche, sowie sie ihre echte goldbraune Farbe, das Zeichen ihrer größten Vollkommenheit, erlangt hatten, gewandt auf den Tisch aufgetragen wurden.

Es war das erste Mal, daß sich George als vollkommen Gleichberechtigter mit einem Weißen an den Tisch setzte; und er nahm anfangs mit einiger Gezwungenheit und Unbeholfenheit Platz; aber dieses Gefühl verging wie ein Nebel vor dem sanften Morgenstrahl dieser einfachen überströmenden Herzlichkeit.

»Ich hoffe, guter Herr, Sie bereiten sich unseretwegen keine Ungelegenheiten«, sagte George besorgt.

»Fürchte nichts, George; denn dazu sind wir in die Welt gesandt worden. Wenn wir Mühsal für eine gute Sache scheuten, so wären wir unseres Namens nicht wert.«

»Aber meinetwegen«, sagte George; »ich könnte es nicht ertragen.«

»Fürchte nicht, Freund George, wir tun es nicht für dich, sondern für Gott und die Menschheit«, sagte Simeon. »Und nun mußt du dich für heute ruhig versteckt halten, und heute nacht um zehn Uhr bringt dich Phineas Fletcher nach der nächsten Station – dich und die übrigen von der Gesellschaft. Die Verfolger sind dicht hinter dir; wir dürfen nicht säumen.«

»Wenn das der Fall ist, warum warten wir denn bis abend?« sagte George.

»Du bist hier sicher bei Tage; denn jedermann in der Niederlassung ist dein Freund, und alle sind auf der Wacht. Außerdem ist es sicherer, nachts zu reisen.«