Die nächsten Tage waren sonnig. Eva besserte heiter die beiden Wohnnester aus. Sie schnürte die Bodenstäbe mit Waldreben an den Ästen fest, durchflocht die Wände mit biegsamen Ranken, polsterte die Lager mit Moos aus, das sie zuvor an der Sonne getrocknet hatte, und vergaß auch nicht, Büschel von gelbem Steinklee und Stinkender Nieswurz einzulegen, die das Ungeziefer fernhalten sollten. Peter trieb sich meist draußen herum. Er war schon zweimal zur großen Brandstätte im Urwald gegangen, wo er von den angekohlten Baumriesen Brennholz brechen konnte. Jetzt drang er zu der Stelle vor, wo er im Gerbtümpel seine großen Fellvorräte eingelagert hatte. Nur an den Bäumen erkannte er den Ort wieder. Der Tümpel lag voll Lehm, Sand und Geröll, das der Klammbach aus seinem Bett herübergeräumt hatte. Ob die Felle darunterlagen?

Mit beiden Händen begann er zu wühlen; ungefähr in Kniehöhe traf er auf die Beschwersteine. Seine tastenden Füße fühlten die weich aufgequollenen Häute. Aber der nachdringende Schlamm füllte die Grube wieder. Peter mußte die Felle lassen, wo sie waren, bis der Wasserspiegel sich gesenkt hatte. Im seichten Bocksgrabenbach säuberte er sich Hände und Füße. Dann eilte er zu Eva. Er fand sie neben der Feuerstelle damit beschäftigt, eines der Goldkörner mit einem Jaspissplitter zu durchbohren.

»Was willst denn damit?«

»Auffädeln will ich’s, um den Hals will ich’s tragen; schau, es läßt sich bohren.«

Da griff er danach und machte große Augen. In feinen Spänen kräuselte sich das Metall an der Bohrstelle auf. Das war ja weich! Peter wendete das Korn hin und her, legte es dann vorsichtig auf sein Steinbeil und drückte kräftig mit einem Fauststein darauf. Eine Narbe war entstanden. Es gab dem Druck nach! Und dann begann er es zu klopfen, unbekümmert um Evas Einwände: »Es gehört mir, du hast mir’s geschenkt, du darfst es nicht zerschlagen!«

Schon nach wenigen Schlägen war das Korn flach geworden. Jetzt hämmerte Peter darauf los. Er war etwas Neuem auf der Spur. Und sooft Eva ihm in den Arm fiel, schob er sie beiseite. In seinem Kopfe drängten sich die Gedanken. Wenn das Gold sich flachschlagen ließ, konnte man ja daraus machen, was man wollte! Erst als er es zu einem Blättchen geschmiedet hatte, so groß wie sein Daumennagel, hörte er auf. Dann durchbohrte er es mühelos mit seiner Pfeilspitze und reichte es Eva hin: »Da, häng’s dir um.« Die zahllosen Narben glitzerten und flimmerten, entzückt fädelte Eva das Schmuckstück neben das Fingerknöchelchen der Ahnl auf die Halsschnur. Dann gab sie Peter das andere Goldkorn und machte sich ans Kochen. Er war jedoch nicht zu bewegen, ihr noch weiteren Halsschmuck zu schmieden, und erklärte rundweg, das Korn gebe er nicht mehr her. »Erst hast’s mir g’schenkt, und jetzt nimmst es wieder!« warf Eva ihm vor, er aber lachte und behielt es – er war ja der Stärkere.

Noch mehr Goldkörner wollte er suchen, nußgroße, wenn möglich oder gar faustgroße Klumpen. Daraus ließe sich eine wuchtige Keule oder eine Trinkschale herstellen oder – etwas anderes. Seine Phantasie spiegelte ihm eine goldene Zeit vor, die jetzt kommen mußte. Wie behext von diesem Edelmetall, das sich kalt schmieden ließ, hielt er es für unbegrenzt verwendbar. Eva verlegte sich aufs Bitten; das Goldkorn gehörte ja ihr. Und als sie mit Bitten nichts ausrichtete, begann sie zu schimpfen und zu weinen; sie versuchte sogar, ihm das gelbe Korn zu entreißen. Die starke Faust, die das Gold umklammert hielt, stieß Eva zurück, daß sie taumelte.

Mit dem Gold war ein unguter Geist ins Leben der beiden jungen Menschen gekommen: die Besitzgier.