Siebzehntes Kapitel.

Gib deine Illusionen nicht auf. Hast du sie verloren, so magst du zwar noch dein Dasein fristen, aber leben im eigentlichen Sinne kannst du nicht mehr.

Querkopf Wilsons Kalender.

So weit ich es beurteilen kann, hat sich der Mensch mit der Natur um die Wette bemüht, Indien zu dem merkwürdigsten Lande zu machen, welches die Sonne bescheint. Unter all seinen Wundern habe ich bis jetzt eines noch unerwähnt gelassen, nämlich den großen Reichtum an blutgierigen Raubtieren, den es besitzt.

Seit vielen Jahren ist die britische Regierung unausgesetzt bemüht gewesen, die gefährlichen wilden Tiere in Indien auszurotten. Sie hat es sich große Summen Geldes kosten lassen, doch kann man aus den jährlich von ihr veröffentlichten Listen ersehen, wie schwierig das Unternehmen ist.

Diese amtlichen Berichte weisen eine ganz ähnliche Gleichförmigkeit auf, wie die statistischen Angaben über die Todesfälle und Todesarten in den Hauptstädten der Welt. Man braucht sich nur mit der betreffenden Statistik der letzten Jahre vertraut zu machen, um fast genau vorhersagen zu können, wie viele Menschen in London, Paris oder New York nächstes Jahr durch Selbstmord enden oder an der Schwindsucht, dem Krebs, der Tollwut sterben, wie viele aus dem Fenster fallen oder von Droschken überfahren werden. So läßt sich auch im indischen Reich mit Sicherheit aus den Verzeichnissen früherer Jahre schließen, wie viele Leute durch Bären, Wölfe oder Tiger im laufenden Jahre umkommen oder wie viele dieser Bestien von der Regierung erlegt werden. Ja man kann diese Zahlen mit ziemlicher Genauigkeit auf fünf Jahre im voraus berechnen.

Mir liegt ein statistisches Verzeichnis aus sechs aufeinander folgenden Jahren vor, aus dem sich ergibt, daß der Tiger in Indien alljährlich 800 und einige Personen tötet und die Regierung doppelt so viele Tiger. In sechs Jahren hat der Tiger 5000 Menschen weniger 50 umgebracht und die Regierung 10 000 Tiger weniger 400.

Der Wolf tötet etwa 700 Personen im Jahr, und 5000 von seinem Stamme fallen dafür zum Opfer; der Leopard bringt durchschnittlich 230 Leute um, verliert aber 3300 Anverwandte, und dem Bären kosten die 100 Personen, die er im Jahre tötet, 1250 seiner eigenen Familie.

Den gewaltigsten Kampf mit dem Menschen besteht jedoch der Elefant, der König des Dschungels; er verliert jährlich vier von seiner Genossenschaft, rächt sich aber durch den Tod von 45 Personen. Tiere bringt der Elefant nur wenige um, vielleicht 100 in sechs Jahren, meist die Pferde der Jäger; in demselben Zeitraum tötet der Tiger mehr als 84 000 Stück Vieh, der Leopard 100 000, der Bär 4000, der Wolf 70 000, die Hyäne mehr als 13 000, andere Raubtiere 27 000 und die Schlangen 19 000, was die großartige Gesamtsumme von 300 000 oder durchschnittlich 50 000 Stück im Jahr ausmacht. – Die Regierung vertilgt während der nämlichen Zeit 3 201 234 Raubtiere und Schlangen. Zehn für eins.

Die Schlangen töten viel lieber Menschen als Tiere, und es wimmelt in Indien von gefährlichen Giftschlangen. Die schlimmste, die es überhaupt gibt, ist die Kobra; gegen sie erscheint die Klapperschlange als das harmloseste Geschöpf von der Welt. Bei meinen statistischen Ermittelungen bin ich zu dem Ergebnis gelangt, daß die Raubtiere in sechs Jahren 20 000 Personen töteten und die Schlangen 103 000. In demselben Zeitraum vertilgt die Regierung 1 073 546 Schlangen. Es bleiben noch immer genug übrig.

In Indien schwebt man beständig in Todesgefahr und kommt oft nur knapp mit dem Leben davon. In jenem Dschungel, wo ich so viele Elefanten und sechzehn Tiger erlegt habe, wurde ich von einer Kobra gebissen; die Wunde heilte jedoch wieder, was alle Welt in Erstaunen setzte. So etwas kommt in zehn Jahren höchstens einmal vor. Im gewöhnlichen Lauf der Dinge wäre schon nach einer Viertelstunde der Tod eingetreten.

*

Von Kalkutta aus verfolgten wir bei unserer Fahrt durch Indien eine Art Zickzackweg in nordwestlicher Richtung. Wir fuhren durch lange Strecken, die wie ein einziger Garten aussahen: viele Meilen weit war alles mit den schönen Blumen bedeckt, aus deren Saft das Opium bereitet wird, und bei Muzaffurpore gerieten wir mitten in die Indigokultur. Eine Zweigbahn sollte uns in der Nähe von Dinapore an den Ganges bringen, doch sie hielt an jedem Dorfe an, ohne daß jemand einstieg oder Fracht verladen wurde; überall schwatzten die Eingeborenen wer weiß wie lange mit ihren Freunden, die Zeit verstrich, und wir machten uns schon darauf gefaßt, statt sechs Stunden, eine Woche unterwegs zu bleiben. Da beschlossen die englischen Offiziere, diese Schneckenbahn in einen Schnellzug umzuwandeln. Sie gaben dem Lokomotivführer eine Rupie, und das Mittel half. Es ging nun wie der Wind; der Zug machte neunzig Meilen in der Stunde. Im Morgengrauen fuhren wir über den Ganges und erreichten noch glücklich unsern Anschluß. Bald waren wir wieder in Benares, und nach einem vierundzwanzigstündigen Aufenthalt an diesem merkwürdigen Hauptsitz der Frömmigkeit, setzten wir unsere Reise nach Lucknow fort, wo die Engländer während des indischen Aufstands im Jahre 1857 die großartigsten Beweise von Mut und Standhaftigkeit gegeben haben, welche die britische Geschichte jemals zu verzeichnen hatte.

Die Hitze war unbeschreiblich, alles Gras auf der weiten Ebene versengt und verdorrt von der glühenden Sonne, der Boden mit gelblichem Staub bedeckt, der in Wolken durch die Luft wirbelte. Aber zu jener Schreckenszeit, als die Entsatztruppen nach dem belagerten Lucknow marschierten, herrschte noch eine ganz andere Temperatur – 138 Grad Fahrenheit im Schatten.

Es scheint jetzt eine ausgemachte Sache zu sein, daß eine der Hauptursachen des Aufstandes die Besitzergreifung des Königreichs Oudh durch die Ostindische Kompagnie war, eine Tat, welche Sir Henry Lawrence »die größte Ungerechtigkeit« nennt, »die je verübt worden ist«. – Schon im Frühling 1857 machte sich ein aufrührerischer Geist in vielen eingeborenen Regimentern bemerkbar, der mit jedem Tag weiter um sich griff. Die jüngeren Offiziere nahmen die Sache sehr ernst; sie hätten den Ungehorsam gern sofort im Keime erstickt, doch fehlte ihnen die nötige Machtbefugnis. Die höheren Militärs waren meist bejahrte Männer, die längst nicht mehr hätten im aktiven Dienst sein sollen. Sie legten den etwaigen mißlichen Vorkommnissen wenig Wert bei, da sie große Stücke auf die eingeborenen Truppen hielten und nicht glaubten, daß diese sich durch irgend welche Umstände zur Empörung treiben lassen würden. Lächelnd hörten die Greise das unterirdische Grollen des Vulkans, auf dem sie standen und meinten, es habe nichts zu bedeuten.

So hatten denn die Anstifter des Aufstandes völlig freie Hand. Ungehindert zogen sie von einem Lager zum andern, schilderten den eingeborenen Soldaten, wie ungerecht die Bedrückung des Volks durch die Engländer sei und fachten unversöhnlichen Groll und Rachedurst in allen Herzen an. Sie wurden überdies in ihrem Vorhaben durch zweierlei sehr wesentlich unterstützt: Zu Clives Zeiten waren die eingeborenen Truppen nur ungeordnete, schlecht bewaffnete Haufen gewesen, gegen welche die gutgeschulten englischen Soldaten, trotz ihrer Minderzahl, leichtes Spiel gehabt hatten. Jetzt bestand fast die ganze britische Kriegsmacht aus eingeborenen Regimentern, die wohlgeübt, trefflich bewehrt und von den Briten selbst in der Kriegführung unterrichtet waren; sie hatten alle Macht in Händen, denn die wenigen englischen Bataillone, über welche Indien verfügte, waren im ganzen Lande zerstreut. Noch größeren Einfluß auf die unzufriedenen Gemüter übte aber eine alte Prophezeiung, welche besagte, daß genau hundert Jahre nach der Schlacht, durch welche Clive das Reich gegründet hatte, die Macht der Briten in Indien von den Eingeborenen zerstört und ihrer Herrschaft ein Ende gemacht würde. Die eingeborenen Truppen hatten im allgemeinen eine heilsame Furcht vor den englischen Soldaten und würden vielleicht allen Überredungskünsten der Aufwiegler widerstanden haben, aber einer Prophezeiung vermag kein Inder sein Ohr zu verschließen. Der indische Ausstand brach am 10. Mai 1857 zu Mirat aus und hatte eine lange Reihe von Greueltaten im Gefolge. Nana Sahibs Niedermetzelung der wehrlosen Besatzung nach der Uebergabe von Cawnpore fand im Juni statt, und dann begann die lange Belagerung von Lucknow. England hat eine alte, ruhmvolle Kriegsgeschichte hinter sich, aber in keinem Abschnitt derselben erscheint es uns größer, als bei der Unterwerfung des Aufstandes. Die Briten wurden sozusagen im Schlafe überfallen; sie waren unvorbereitet und zählten nur wenige Tausend in einem Meer von feindlichen Völkerschaften. Monate mußten vergehen, bis die Nachricht England erreichte und Hilfe kam. Aber die tapfern Offiziere verloren keinen Augenblick durch Zaudern und Schwanken. Mit heldenhafter Entschlossenheit und Hingebung leisteten sie Widerstand gegen die erdrückende Uebermacht und führten den scheinbar völlig aussichtslosen Kampf zum glänzenden Siege.

Ich habe alle denkwürdigen Orte besucht, welche damals Zeugen der entsetzlichsten Schreckensszenen und des größten Heldenmutes gewesen sind; auch das kostbare Denkmal über dem Brunnen in Cawnpore habe ich gesehen, in welchen Nana Sahib die verstümmelten Leichen der hingemordeten Frauen und Kinder werfen ließ. Das Andenken an die furchtbaren Leiden und Großtaten jener Zeit wird von den Nachkommen heilig gehalten und in treuer Erinnerung bewahrt.

In Agra und später in Dehli sahen wir viele Forts, Moscheen und Grabmäler aus der Glanzzeit der mohammedanischen Kaiserherrschaft, welche an Größe, Pracht und Reichtum alles übertrafen, was die übrige Welt in dieser Beziehung zu bieten vermag. Die Kostbarkeit des Baumaterials und der Ausschmückung machen sie zu Wunderwerken ersten Ranges. Zum Glück hatte ich noch nicht viel darüber gelesen und folglich auch meine Phantasie nicht übermäßig erhitzt; ich konnte einen natürlichen und vernünftigen Maßstab anlegen und mich durch den herrlichen Anblick innerlich ergreifen, beglücken und erheben lassen, ohne Trauer und Enttäuschung zu empfinden.

Ich will ihre Pracht und Schönheit nicht eingehend beschreiben; nur von einem dieser weltbekannten Bauwerke, dem berühmtesten von allen, dem Tadsch Mahal bei Agra möchte ich noch ein Wort sagen. Ich hatte mich im voraus viel zu viel mit den verschiedenen literarischen Ergüssen über den Tadsch beschäftigt. Jetzt sah ich ihn bei Tage und sah ihn im Mondlicht, von nah und von ferne; ich wußte, daß er ein Weltwunder war und seinesgleichen weder auf Erden hatte noch jemals haben würde – aber mein Tadsch war es nicht. Meinen Tadsch hatte ich mir nach den Phantasiegebilden einer Schar leicht erregbarer Literaten erbaut, und er hatte sich so fest in meinem Kopfe eingenistet, daß er durch nichts wieder herauszubringen war.

Wie hatten mir diese Schriftsteller aber den Tadsch geschildert? – Ich will nur einige Auszüge wiedergeben: »Die innere Ausschmückung,« heißt es, »besteht aus kostbaren Steinen, Achat, Jaspis und dergleichen, mit denen jede vorspringende Stelle geschmückt ist – in dekorativer Beziehung steht der Tadsch einzig in der Welt da – er bildet die Grenze, wo die Baukunst aufhört und die Juwelierarbeit beginnt – der Tadsch besteht ganz aus Marmor und Edelsteinen – er ist mit reicher Mosaikarbeit aus Juwelen verziert, welche köstliche Blumenmuster bildet – der Tadsch ist ein Kunstwerk von vollendeter Schönheit – ein Mausoleum von ungeheuerer Größe – ein Marmor-Wunder mit Blumen aus Edelgestein u. s. w. –«

Das ist alles wahr und richtig. Auch wissen die Schriftsteller selbst recht gut, wie es gemeint ist, denn sie kennen den Wert ihrer Worte. Der Leser aber faßt diese ganz anders auf. Er nimmt seine Einbildungskraft zu Hilfe, und ehe er sich’s versieht, erhebt sich vor seinen Blicken ein über und über mit Juwelen bedeckter Tadsch, so hoch wie das Matterhorn.

Es ist mit solchen Beschreibungen ein eigenes Ding; sie stimmen zwar mit der Wahrheit überein, aber doch dienen die Worte meist nur dazu, die Tatsachen zu verdunkeln.

Als ich den Niagarafall zum erstenmal sah, schaute ich gen Himmel, denn ich erwartete einen mindestens sechzig Meilen breiten und sechs Meilen hohen Wassersturz zu erblicken – ein Atlantischer Ozean sollte sich meiner Meinung nach von einem Gipfel so hoch wie der Himalaja ergießen. Als ich statt dessen die kleine nasse Schürze gewahrte, die man zum Trocknen aufgehängt hatte, überwältigte mich die spielzeugartige Wirklichkeit dergestalt, daß ich auf der Stelle in Ohnmacht fiel.

Niemals hätte ich weder dem Niagara noch dem Tadsch Mahal in die Nähe kommen sollen! Wäre ich meilenweit fortgeblieben, so würde ich mir meinen eigenen mächtigen Niagara, der vom Himmelsgewölbe herabstürzt, unversehrt erhalten haben, und mein Tadsch würde sich noch jetzt aus farbigen Nebelgebilden auf Regenbogen von Edelsteinen erbauen, die auf Säulenhallen aus Mondschein ruhen. Wer seiner Phantasie nicht Zaum und Zügel anlegen kann, sollte niemals ausziehen, um eins der berühmten Weltwunder mit Augen zu sehen. Seine Vorstellung davon wird immer mindestens vierzigmal besser und schöner sein als die Wirklichkeit.

Vor vielen vielen Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, daß der Tadsch unter den Kunstschöpfungen des Menschen, was Anmut, Schönheit, Glanz und Pracht betrifft, genau denselben Platz einnimmt, auf den unter den Schaustellungen der Natur der Rauhreif ein Anrecht hat. Ich habe den Tadsch niemals mit irgend einem Tempel oder Palast verglichen, welchen Menschenhand erbaut hat, er war für mich nichts mehr und nichts weniger als die architektonische Verkörperung des Rauhreifs.

Hier in London sprach ich neulich einmal voll Begeisterung mit meinen englischen Freunden vom amerikanischen Rauhreif; aber sonderbarerweise hatten sie nie etwas davon gehört und verstanden mich nicht. Ein Herr sagte, er habe den Rauhreif noch in keinem Buch erwähnt gefunden. Das ist sehr sonderbar, aber ich erinnere mich auch nicht, je etwas darüber gelesen zu haben, während sich doch andere Naturerscheinungen – zum Beispiel die Färbung des amerikanischen Herbstlaubs – der allgemeinsten Aufmerksamkeit erfreuen.

Und doch erregt der Rauhreif jedesmal bei uns das größte Aufsehen. Wenn er kommt, fliegt die Kunde durch das ganze Haus von Zimmer zu Zimmer, und selbst der trägste Schläfer springt aus dem Bette, um ans Fenster zu eilen. Meist tritt er mitten im Winter ein und treibt sein Zauberwesen bei nächtlicher Stille und Dunkelheit. Ein feiner Sprühregen fällt viele Stunden lang auf die kahlen Zweige und Aeste der Bäume und gefriert daran fest. Bald ist der Stamm und das ganze Geäst, ja selbst das kleinste Zweiglein mit einer Kruste von klarem Eis überzogen, der Baum sieht aus wie ein Skelett aus kristallhellem Glas. Ueberall hängen Fransen von kleinen Eiszapfen herab, manchmal auch nur runde Perlen, gleich gefrorenen Tränen.

In der Morgendämmerung hellt sich das Wetter auf, die Luft ist frisch und rein, der Himmel wolkenlos, es herrscht tiefe Stille, kein Windhauch erhebt sich. Schnell ist die Nachricht verbreitet; Große und Kleine kommen in Decken und Tücher gehüllt an das Fenster gestürzt, wo sie dicht aneinander gedrängt regungslos verharren und schweigend die feenhafte Erscheinung in den Anlagen betrachten. Alle wissen, was jetzt kommen wird und warten auf das Wunder. Man vernimmt keinen Laut, außer dem Ticken der Wanduhr, und eine Minute nach der andern verrinnt. Na schießt plötzlich die Sonne feurige Strahlen auf jeden der Geisterbäume und verwandelt ihn in lauter glitzernde funkelnde Diamanten. Die Zuschauer halten den Atem an, die Augen werden ihnen feucht, doch ihre Spannung läßt nicht nach – es kommt noch mehr. Die Sonne steigt höher, sie überflutet den Baum vom höchsten Gipfel bis zum niedrigsten Ast mit einem weißen Strahlengewand, und dann geschieht urplötzlich ohne jede Vorbereitung das Wunder aller Wunder, das seinesgleichen nicht auf Erden hat: ein Windstoß bewegt auf einmal die Aeste und der ganze weiße Baum zerstäubt und sprüht nach rechts und links und überallhin funkelnde Edelsteine von allen nur denkbaren Farben. Wie er sich rüttelt und schüttelt wirbeln blitzende Rubinen, Smaragde, Diamanten und Saphire durch die Luft. Es ist das glänzendste, köstlichste, blendendste, feenhafteste Schauspiel, das man auf Erden haben kann – eine Erscheinung von so göttlicher, berauschender Schönheit und so unaussprechlichem, überirdischem Glanz, wie man sie außerhalb der Himmelstore schwerlich wieder zu sehen bekommt.

Warum hat denn kein Maler je versucht, den Rauhreif auf die Leinwand zu zaubern? – Farben und Pinsel müssen wohl außer stande sein, die Herrlichkeit dieser sonnendurchglühten Juwelen naturgetreu wiederzugeben. Eine größere Strahlenpracht findet man nirgends im Reiche der Schöpfung; unter den Menschenwerken aber läßt sich, nach meinem Gefühl, nur der Tadsch Mahal mit der Schönheit des Rauhreifs vergleichen.