Der mächtige Ju-ju

 

Jedermann weiß, daß das Wasser des Stromes schlecht ist, denn die Flüsse sind die Wege des Todes in den Nächten. Wenn der schmale, silberklare Neumond am Himmel steht und mit zwei hellen Sternen ein Dreieck bildet, dessen Spitze auf die Erde zeigt, kommen die Toten aus ihren Gräbern hervor, singen Totengesänge und steigen zu dem unteren Stern auf, der die Quelle aller Wasser ist. Wenn du – was Gott verhüten möge – auf einer dieser einsamen Inseln, auf denen die Eingeborenen ihre Toten begraben, in einer solchen Nacht weilst, dann wirst du dort seltsame Dinge sehen.

 

Die zerbrochenen Kochtöpfe, die verstreut auf den Grabhügeln liegen, und die zerrissenen Leinen, die über die Gräber flattern, werden wieder ganz und neu. Die Töpfe werden rot und heiß, als ob sie gerade vom Feuer kämen, und die armseligen Kleider bekommen ein frisches Aussehen und falten sich von selbst als Gewänder um unsichtbare Körper. Denn niemand kann die Toten erblicken, obwohl man sagt, daß die kleinen Kinder zu sehen seien.

 

Weise Leute haben die Kleinen beobachtet, die am Ufer saßen, in ihrer Art miteinander sprachen und sich unterhielten und mit unsicheren Schritten und ausgebreiteten Armen auf dem abschüssigen Ufer einherschritten, um das Gleichgewicht zu bewahren. In solchen Nächten, wenn M’sa die Toten zu der Quelle der Wasser ruft, sind die Inseln im Strom von kleinen Kindern belebt – den Kindern, die seit Tausenden von Jahren gestorben sind. Ihre Geister steigen aus den unergründlichen Tiefen des großen Stromes und beklagen ihren frühen Tod.

 

»Wie kann man nur die Wasser des Stromes trinken?« fragten die zitternden N’gombi-Mütter.

 

Deshalb sammeln die N’gombi auch das Regenwasser in merkwürdigen großen Behältern, die aus Weidenruten und Zweigen geflochten sind und die innen mit den undurchlässigen Blättern einer bestimmten Pflanze abgedichtet werden. Ja, sie nehmen sogar ihr Trinkwasser in Bambusröhren mit sich, wenn sie zum Fluß hinuntersteigen.

 

An einen gewissen Monat in jenem Jahre werden sich alle erinnern, die den Kasai-Wald durchqueren wollten, um in den Süden des N’gombi-Landes zu gelangen. Denn die Teiche und kleinen Bäche trockneten plötzlich aus – so plötzlich, daß sogar die Krokodile, die einen feinen Instinkt für kommende Wassernot haben, unerwartet auf dem Trockenen saßen. Die Sonne stieg an einem wolkenlosen Himmel auf, und nachts strahlte der Sternenhimmel so leuchtend und in so drohend klarer und beängstigender Nähe, daß die Menschen verrückt wurden.

 

Am Ende dieses Monats, als der Vollmond klar und weiß schien und anzeigte, daß die Trockenheit und Dürre anhalten würden, rief der Häuptling Muchini einen Rat seiner alten Männer zusammen. Sie schlichen sich herbei mit ausgetrockneten Kehlen und mit Todesfurcht im Herzen.

 

»Alle wissen«, sagte Muchini, »welcher Kummer über uns gekommen ist. Es ist ein mächtiger Ju-ju im Lande, der stärker ist als irgendeiner, auf den ich mich besinnen kann. Er hat M’shimba-M’shamba in Furcht versetzt, so daß er das Land verlassen hat und nicht mehr mit seinen furchtbaren Blitzen durch den Wald wandert. Ebenso ist K’li, der Vater der Teiche, mit seinen vielen kleinen Kindern in der Erde verschwunden, und wir werden sterben, es wird keiner von uns übrigbleiben.«

 

Ein alter, runzeliger Mann, dessen Haut wie vertrocknetes Ziegenleder aussah, erhob sich. »O Muchini«, erwiderte er, »als ich jung war, gab es ein Mittel, um M’shimba-M’shamba, den Wundervollen, wieder ins Land zu bringen. Damals nahmen wir ein junges Mädchen und hängten es an einen Baum.«

 

»Ja, das war ein guter und wirksamer Brauch«, unterbrach ihn Muchini, »aber, M’bonio, das können wir nicht mehr tun. Wir dürfen M’shimba-M’shamba nicht mehr in der alten Weise versöhnen, seit Sandi hergekommen ist. Er ist ein grausamer Mann, er hat den Bruder meiner eigenen Mutter erhängt, weil er diese lobenswerte Sitte befolgte. Aber wir können nicht hier sitzen und sterben, weil der Steinbrecher (gemeint ist die Regierung des Kongo-Staates) einen Zauber gegen uns gemacht hat.«

 

In jenen Tagen war Bula Matadi (der Steinbrecher) der Todfeind der N’gombi. Ihm schrieben sie all ihr Unglück zu. Bula Matadi war ihrer Meinung nach dauernd bemüht, irgend etwas Böses gegen sie zu unternehmen. Bula Matadi hatte die Leoparden dazu angestachelt, einsame Wanderer zu überfallen, ja man glaubte sogar, daß Bula Matadi die Jahreszeiten ändern könne, damit die N’gombi-Gärten vertrockneten.

 

»Es ist von dem einen Ende der Erde bis zum andern bekannt, daß ich ein sehr kluger Mann bin«, fuhr Muchini fort. Er schlug auf die Muskeln seiner Arme und war mit sich selbst sehr zufrieden. »Während sogar die Alten schliefen, bin ich, Muchini, der Sohn des schrecklichen G’sombo und der Bruder des Eleni-N’gombi, mit meinen weisen Männern und meinen Spähern außer Landes gegangen, um Teufel und Geister an Orten aufzusuchen, wo selbst die tapfersten Leute noch nie gewesen sind.« Er sprach jetzt ganz leise in einem heiseren Flüsterton. »Ich ging zu Ewa-Ewa-Mongo, dem Wohnsitz des Todes.«

 

Er war befriedigt, als er die Furcht sah, die in den Blicken seiner Zuhörer lag. Jetzt schien ihm der Augenblick gekommen; sein Geheimnis preiszugeben, um ihre Ehrfurcht vor ihm noch mehr zu steigern.

 

»Seht her!« schrie er.

 

An seiner Seite stand ein Gegenstand, der mit einem Stück Eingeborenentuch bedeckt war. Mit blitzenden Augen riß er die Hülle fort, unter der sich ein kleiner gelber Kasten zeigte.

 

Es war keine einheimische Arbeit, denn die Ecken waren mit Messingblech eingefaßt, und das Holz war schön und glänzend poliert.

 

Die Ratgeber saßen im Kreis und beobachteten ihren Häuptling, als er den Deckel öffnete.

 

In dem Kasten waren zwanzig kleine Fächer, und jedes Fach enthielt ein dünnes Glasröhrchen, das verkorkt, wohlversiegelt und mit einem kleinen weißen Etikett versehen war, auf dem Teufelszeichen standen.

 

Muchini wartete stolz, bis diese Sensation ihre volle Wirkung erreicht hatte.

 

»Am großen Strome, der nach Allamdani 1 fließt«, sagte er langsam und gewichtig, »waren weiße Männer, die von Bula Matadi ausgeschickt wurden, um Geister zu fangen, denn ich und meine klugen Leute haben sie gesehen in den Nächten, wenn der Mond die Geister der Toten ruft. Sie saßen am Fluß beisammen mit kleinen Netzen und Flaschen und haben das Wasser gefangen. Auch haben sie kleine Fliegen und andere närrische Dinge gesammelt und in ihre Zelte gebracht. Dann habe ich mit meinen Männern gewartet, und als alle fort waren, gingen wir zu ihren Zelten und fanden diesen Zauberkasten, darin sind viele Teufel von großer Gewalt – Ro!«

 

Er sprang auf, und seine Augen glänzten, denn hinten am Horizont leuchtete ein Blitz auf.

 

Die Blätter zitterten unruhig, und es ging ein Flüstern durch den Wald, als ob die Natur plötzlich aus dem Schlaf erwache.

 

Dann kam ein eisigkalter Windhauch, und als sie aufwärts schauten, sahen sie, wie sich die Sterne am westlichen Himmel verdunkelten und hinter großen, schweren Wolkenmassen verschwanden.

 

»M’shimba-M’shamba lebt!« brüllte der Häuptling, und das Krachen der Donner im Walde antwortete ihm.

 

Bosambo, der Häuptling der Ochori, befand sich in der äußersten Ecke dieses großen Waldes, denn er folgte einer Neigung seiner einfachen Natur und jagte im Lande, in dem er kein Recht hatte, sich aufzuhalten. Er fluchte auf diesen Sturm, der mit aller Macht über sein Lager hereinbrach, denn er hatte keine Furcht vor Flüssen und Wasser und glaubte nicht an Geister. Zwei Abende später saß er vor der roten Hütte, die seine Leute für ihn gebaut hatten und unterhielt sich mit ihnen über die Eigentümlichkeit der Antilope und ihre Lebensart, als er plötzlich mitten im Sprechen anhielt und lauschte. Dann neigte er den Kopf, bis sein Ohr beinahe den Erdboden berührte.

 

Er konnte deutlich das Rasseln der entfernten Lokoli hören (Trommeln, mit denen Botschaften von Dorf zu Dorf und von Stamm zu Stamm gesandt wurden).

 

»O Secundi«, sagte Bosambo ernst, »ich habe diesen Ruf seit vielen Monden nicht gehört – es ist der Kriegsruf der N’gombi.«

 

»O Herr, das ist nicht der Kriegsruf«, erwiderte der alte Mann und streckte seine Füße bequem und faul aus, »aber es ist ein Ruf, der leicht Krieg bedeuten kann, denn er ruft die Speerleute zu einem Tanz. Und das ist merkwürdig, denn die N’gombi haben keine Feinde.«

 

»Alle Männer sind die Feinde der N’gombi.« Bosambo zitierte ein altes Sprichwort.

 

Er horchte wieder, dann erhob er sich.

 

»Geh und hebe in den nächsten Dörfern eine Mannschaft von Speerleuten aus – und bringe sie in das Grenzland, in die Nähe der Straße, die über den Fluß führt«, sagte er.

 

»Bei meinem Leben«, erwiderte der andere.

 

Muchini, der Häuptling der N’gombi, war ein hochfahrender, aufgeblasener Mann, der viel mit Geistern verkehrte und dadurch großen Zauber bewirken konnte. Er versammelte seine Krieger zu irgendeinem Zweck – denn nach zwei Tagen traf ihn Bosambo an der Grenze seines Landes. Die beiden Häuptlinge grüßten einander zwischen zwei kleinen Heeren.

 

»Wohin willst du gehen, Muchini?« fragte Bosambo.

 

Zwischen Muchini und dem Häuptling der Ochori bestand eine alte Feindschaft, die noch aus dem Kriege herrührte, in dem Bosambo den früheren Häuptling der N’gombi mit seinen eigenen Händen erschlagen hatte.

 

»Ich gehe zum Strom, um ein Palaver aller freien Männer einzuberufen«, erklärte Muchini, »denn ich sage dir, Bosambo, daß ich einen großen Zauber gefunden habe, der uns größer machen wird als Sandi. Und es ist prophezeit worden, daß ich ein König werde über tausend mal tausend Speere, denn ich habe einen mächtigen Ju-ju in einem kleinen Kasten, durch dessen Kräfte ich selbst M’shimba-M’shamba zwingen kann.«

 

Bosambo, der einen Kopf größer war als Muchini und breitere Schultern besaß, zeigte mit der Hand nach dem Waldweg, der zu der Ochori-Stadt führte.

 

»Hier ist eine gute Gelegenheit für dich, Muchini. Du kannst deinen großen Zauber an mir und meinen Kriegern versuchen, denn ich sage dir, du wirst diesen Weg hier nicht weitergehen, weder du noch einer von deinen Kriegern. Denn ich bin der Diener Sandis und seines Königs, er hat mich hierhergesetzt, daß ich den Frieden hüte. Geh zu deinem Dorf zurück, denn hier ist der Weg des Todes.«

 

Muchini starrte auf seinen Feind. »Aber ich gehe diesen Weg doch, Bosambo«, sagte er heiser und sah sich über die Schulter nach seinen Kriegern um.

 

Bosambo schwang blitzschnell seinen Speer. Muchini riß seinen geflochtenen Schild in die Höhe und wollte seine Waffe ebenfalls erheben, aber es war zu spät, und er sank tot um.

 

So endete dieses Treffen, und das N’gombi-Volk zog nach Hause. Die Leute wagten nicht, ihre Speere und Schwerter für den gelben Kasten zu erheben, den Bosambo für sich als persönliche Beute in Anspruch nahm.

 

*

 

Distriktsgouverneur Sanders saß zu jener Zeit ahnungslos auf der Veranda des großen, schönen Residenzgebäudes. Er wußte glücklicherweise nichts von all den Vorgängen, die eben berichtet wurden. Die Gegenwart Patricia Hamiltons hatte eine große Änderung in dem ganzen dort hervorgerufen, denn niemals vorher hatte eine weiße Frau in dem Hause gewohnt.

 

Manchmal kam man ihretwegen in Verlegenheit.

 

Als Fubini, der Zauberdoktor der Akasava, Sandis böses Herz besänftigen wollte, sandte er zu diesem Zwecke fünf hübsche junge Mädchen. Sanders hatte nämlich Fubini auf sechs Monate in das Dorf der Ketten geschickt, weil er verbotenen Zauber lehrte. Die fünf jungen Mädchen kamen an und waren »verteufelt ungezogen«, wie Bones sich ausdrückte. Patricia war Hals über Kopf von der Veranda geflohen.

 

Und manchmal kam man ihretwegen sehr in Sorge, wie früher erzählt wurde. Aber sie war niemals lästig. Sie brachte in die Residenz des kleinen Territoriums einen Hauch des englischen Frühlings und einen reinen Duft, der Sanders und ihren Bruder erfrischte, aber auf Bones wenig Eindruck machte.

 

Dieser junge Offizier rief eines Morgens nach ihr, und Hamilton, der auf einem großen, bequemen Kanevasstuhl in dem schattigen Teil der Veranda saß, wo die leichte Brise von der See her am schönsten wehte, beobachtete, daß Bones einen hölzernen Kasten, ein Zeichenbrett, Papier, zwei Bleifedern hinter dem Ohr und obendrein noch eine Wasserflasche trug.

 

»Nun, Mr. Bones«, fragte Hamilton nachlässig, »was können wir heute für Sie tun?«

 

Bones bedeckte seine Augen mit der Hand und schaute in die kühle Ecke hinüber.

 

»Sie sprechen wohl im Schlaf, mein lieber, alter Kommandeur«, sagte er liebenswürdig, »und träumen von den alten Tagen, die vorüber sind und nicht wiederkehren?«

 

Er begann zu singen.

 

Patricia trat erschreckt auf die Veranda. »Ach, bitte, macht doch nicht solchen Lärm«, bat sie ihren Bruder, »ich schreibe gerade.«

 

»Laß dich nicht verblüffen«, sagte Hamilton, »es war nur Bones, der eben sang. Singen Sie noch einmal, Bones, meine Schwester hat Sie nicht gehört.«

 

Bones stand stramm und legte die Hand grüßend an seinen weißen Helm. »Kommen Sie mit, meine Dame«, sagte er.

 

»Ich komme im Augenblick, Bones.« Sie verschwand wieder im Hause.

 

»Was haben Sie denn vor?« fragte Hamilton, der mit verzeihlicher Neugierde den Kasten und das Zeichenbrett betrachtete.

 

»Ich werde meine militärischen Kenntnisse mit der gütigen Unterstützung Miß Hamiltons in die Höhe bringen – Botanik und angewandte Wissenschaft, mein Herr«, erwiderte Bones dienstlich. »Feldbefestigungen, Entfernungschätzen, Strategie, Bomongogrammatik, Feldküche und tropische Medizin.«

 

»Wie steht es denn mit den Abschlüssen der Kompanie-Rechnungen?«

 

Bones wurde rot. »Mein lieber, alter Vorgesetzter, ich werde die kleine Sache schon in Ordnung bringen, sobald ich wieder zurückkomme. Ich habe versucht, heute morgen daran zu arbeiten, es fehlen vier Schilling – die Rechnungen der Regimentskasse stimmen nicht. Die Leute zahlen ein und nehmen sich Geld, wenn sie es brauchen, und ich kann natürlich nicht wissen, wo es geblieben ist.«

 

»Da ich der einzige bin, der den Schlüssel zu der Regimentskasse hat, meinen Sie wohl mich damit …«

 

Bones hob abwehrend die Hand. »Ich will niemanden beschuldigen, lieber, alter Kamerad – es ist eine peinliche Sache. Wir alle haben ja Augenblicke, in denen wir versucht werden. Aber ich werde die Rechnungen heute abend schon in Ordnung bringen. Sie müssen mir verzeihen, wenn mein Temperament manchmal mit mir durchgeht, ich bin nicht so gefühllos wie Sie alter Holzklotz …«

 

»Halten Sie Ihren unverschämten Mund!« rief Hamilton ärgerlich. »Solange Sie etwas studieren und lernen, habe ich nichts dagegen.«

 

»Bones, haben Sie auch an die Butterbrote gedacht?« fragte Patricia, die in diesem Augenblick wieder erschien.

 

Bones verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, um anzudeuten, daß sie davon schweigen solle.

 

»Haben Sie auch das Brett, um das Tischtuch darauf zu legen, und die nötigen Papiere, Schokolade und kalten Tee mitgenommen?«

 

Bones runzelte die Stirn, schüttelte verzweifelt den Kopf und blinzelte sie mit den Augen an.

 

»Wir wollen jetzt gehen«, sagte Patricia, die nicht wußte, daß sie Leutnant Tibbets verraten hatte. »Lebe wohl.«

 

»Warum sagen Sie denn so feierlich Lebewohl, meine liebe kleine, gute Hamilton-Schwester?« fragte Bones.

 

Sie sah ihn böse an und ging voraus.

 

»Vergessen Sie aber ja nicht die Feldbefestigungen!« rief Hamilton hinter ihm her. »Die kann man auch zum Frühstück verzehren – es macht sich auch schön, wenn man beim Picknick über Strategie spricht!«

 

Die Sonne warf lange Schatten nach Osten, als sie zurückkehrten. Sie hatten keinen weiten Weg, denn die Stelle, die sie sich zu ihrem Picknick ausgesucht hatten, lag noch innerhalb der Ländereien der Residenz. Aber Bones hatte ihr auf dem Rückweg von einer seiner persönlichen Gaben erzählt. Er konnte nämlich aus aufsässigen und schuldigen Eingeborenen alle Geständnisse herausholen. Und jedesmal, wenn er etwas besonders betonen wollte, hielt er an, stellte das ganze Gepäck auf den Boden und besäte die Landschaft mit dem Picknickkasten, dem Zeichenbrett, den Skizzenbüchern und vielem anderen. Auch einen Strauß wilder Blumen legte er nieder, den er auf Patricias Wunsch gepflückt hatte, und suchte seinen Worten durch heftiges Gestikulieren mehr Nachdruck zu verschaffen.

 

Zum letztenmal hielt er an der Ecke des Exerzierplatzes an, um Zweifel zu beseitigen, die Patricia an seinen Erzählungen hegte.

 

*

 

»In der Beziehung haben Sie eine ganz falsche Vorstellung von mir, meine liebe, gute Schwester«, sagte er zu ihr. »Bei den Eingeborenen stromauf und stromab heiße ich nur ›der Mann, den man nicht täuscht‹. Fahren Sie zu den Bomongo, gehen Sie zu den Isisi, fragen Sie die Akasava – alle werden Ihnen antworten: ›Nein, den netten alten Bones kann man nicht hinters Licht führen – nicht um Ihr Leben, Patricia!‹«

 

»Das würde sehr unverschämt von den Kerlen sein«, erwiderte sie lächelnd.

 

»Fragen Sie Sanders, fragen Sie Hamilton«, fuhr er begeistert fort.

 

»Sagen Sie mal, Bones, wollen Sie hier Ihre Zelte aufschlagen oder wollen Sie wieder mit zur Residenz kommen?«

 

Bones sammelte seine Gepäckstücke wieder auf, aber sein Redestrom war noch nicht zu Ende.

 

»Leute wie ich, meine liebe junge Freundin, gründen eigentlich das Reich – sie malen den ganzen Globus rot, weiß und blau an, aber das tun sie still und schweigend, ihrer Pflicht gehorchend, ungeehrt und unbesungen. ›Das sind die Jungens von der Marine‹!« Er sang den Refrain eines bekannten Liedes.

 

»Aber Bones, Sie haben mir doch hoch und heilig versprochen, nicht zu singen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Außerdem sind Sie doch nicht von der Marine!«

 

»Das gehört ja auch gar nicht zur Sache«, protestierte er und war wieder dabei, sein ganzes Gepäck hinzustellen, um ihr eine neue Rede zu halten. Sie ließ ihn aber stehen und ging auf Sanders zu, der ihnen über den Exerzierplatz entgegenkam.

 

Bones bückte sich schnell, um alles wieder aufzuheben, und stolzierte ihr dann nach.

 

»Ich habe gerade Miß Hamilton gesagt, Exzellenz, daß niemand geheime Dinge so schnell herausbringen kann wie der gute alte Bones – Sie erinnern sich doch daran, daß das Beinkleid Ihres Pyjamas verlorengegangen war – wer hat es gefunden?«

 

»Sie«, erwiderte Sanders. »Sie hatten es doch mit Ihrer Wäsche fortgeschickt. Aber da Sie gerade darüber sprechen, Dinge herauszufinden, so lesen Sie einmal dies.« Er reichte ihm ein Telegramm.

 

Bones starrte auf das Papier und hielt es so nahe an die Augen, daß er beinahe mit der Nase darauf stieß.

 

Sehr dringend. Alle Linien frei machen. Zentralverwaltung. An Sanders, Distriktsgouverneur des Stromgebietes. Botschaft beginnt. Regierung des belgischen Kongo berichtet von Leopoldville: Träger der bakteriologischen Expedition an der Grenze Ihres Gebietes durch die inneren N’gombi überfallen. Alle Vorräte geplündert. Einen Kasten mit zwanzig Tuben gestohlen. Alle Tuben enthalten Reinkulturen von Bakterien ansteckender Krankheiten. Impfen Sie die inneren N’gombi, bis Kasten mit Tuben unverletzt entdeckt ist. Ende der Mitteilung.

 

Bones las das Telegramm zweimal, und sein Gesichtsausdruck ließ auf Unruhe und Gedankenleere schließen. Er beabsichtigte allerdings, so auszusehen, als ob er schnell und tief nachdächte.

 

»Ich verstehe – Sie wollen mich zu der netten alten Kongo-Regierung schicken, damit ich uns entschuldige – ich werde in zehn Minuten zur Abfahrt fertig sein.«

 

»Ich hatte etwas anderes vor«, sagte Sanders geduldig. »Fahren Sie mit der ›Wiggle‹ den Strom hinauf und suchen Sie den Kasten.«

 

»Ich verstehe vollkommen, Sir«, erwiderte Bones und nickte mit dem Kopf. »Heute ist der Achte, morgen der Neunte, der Kasten wird am Fünfzehnten um halb acht Uhr in Ihren Händen sein.«

 

Er grüßte militärisch und schaute Patricia unglücklich an.

 

»Das ist leider eiserne Pflicht, Miß Hamilton. Vergeben Sie dem alten Bones, daß er plötzlich die Maske des Dolcefarniente fallen läßt – ich gehe!«

 

Er grüßte wieder, schlug die Hacken zusammen, ging zu seinem Quartier und sah so vornehm und diensteifrig aus, wie es eine leere Frühstückskiste, eine herunterhängende Wasserflasche und all sein anderes Gepäck zuließen.

 

Am nächsten Morgen war sich Bones der Wichtigkeit seiner Aufgabe voll bewußt, als er nach der Ochoristadt abdampfte. Er hatte gewissermaßen den Befehl erhalten, die rechte Flanke des N’gombi-Landes zu besetzen, um es strategisch auszudrücken.

 

»Sie werden sehr vorsichtig vorgehen müssen«, sagte Sanders bei der Abfahrt. »Und halten Sie die Augen offen! Wenn Sie nur die leiseste Vermutung haben und die geringsten Anzeichen dafür spüren, daß der Kasten in der Nähe ist, dann packen Sie ihn.«

 

»Ich denke, Exzellenz, daß ich schon Aufgaben gelöst habe, die ebenso schwierig waren wie diese. Beobachtungsgabe liegt in unserer Familie.«

 

»Um so auffälliger, daß manche Mitglieder Ihrer Familie nicht damit bedacht sind«, brummte Hamilton.

 

Bones erwiderte nichts, grüßte nur militärisch und sah seinen Vorgesetzten von oben herab an. Er war durch diese Bemerkung im Innersten beleidigt.

 

Freudestrahlend dampfte er nach Norden und machte Pläne. Bei jedem Dorf hielt er an, stellte Nachforschungen an und versetzte die Bewohner in beträchtliche Unruhe, denn er bestand auf einer Durchsuchung aller Orte von Hütte zu Hütte. Schließlich kam er, etwas ermüdet durch seinen eigenen Übereifer, bei den Ochori an.

 

Häuptling Bosambo hörte von seinem Kommen und rief seine Ratgeber zusammen.

 

»Sicherlich hat mein Herr Sandi hundert Ohren«, sagte er und fühlte sich unbehaglich. »Er hat anscheinend gehört, daß ich Muchini niedergeschlagen habe. Alle Männer, die mir treu ergeben sind, werden also dem Herrn Tibbetti schwören, daß wir nichts von einem Mord-Palaver wissen. Auch sagt ihr, daß wir das Land nicht verlassen haben, sondern immer hier im Dorf geblieben sind. Dies werdet ihr natürlich sagen, weil ihr mich so sehr liebt. Wenn jemand etwas anderes sagen sollte, dann werde ich ihn verprügeln, bis er krank ist.«

 

Bones wurde von dem Häuptling begrüßt – Bosambo ließ sich dazu in seiner Sänfte ans Ufer tragen.

 

»O Herr«, sagte er mit schwacher Stimme, »schon der Anblick deines Gesichtes wird mich wieder gesund machen, denn ich habe mein Bett nicht verlassen können, seitdem der große Regen kam, und meine Hände und meine Füße haben keine Kraft mehr.«

 

»Armer, alter Kerl«, meinte Bones mitleidig, »du hast sicher Zug bekommen.«

 

»Dies aber sage ich dir, Tibbetti«, fuhr Bosambo fort, der doch nicht recht wußte, welche Stellung sein Vorgesetzter einnehmen würde, da Bones in diesem kritischen Moment englisch gesprochen hatte. »Seit dem letzten Neumond habe ich ganz still in meiner Hütte gelegen, konnte mich nicht rechts und nicht links bewegen, habe nichts gesehen und nichts gehört. Ich lag wie ein toter Mann – alle meine Ältesten und Ratgeber werden dir das bezeugen.«

 

Bones machte ein langes Gesicht, denn er hatte sehr gehofft, hier eine Nachricht über den verschwundenen Kasten zu erhalten.

 

Bosambo beobachtete Bones scharf durch zusammengekniffene Augen und sah die Enttäuschung, die seine Worte hervorriefen. Da er auch sonst keine Anzeichen von Wut und Ärger bemerkte, kam er zu dem Schluß, daß Bones nicht hierhergekommen war, um den Ochori oder ihrem Häuptling wegen irgendwelcher Missetaten Vorwürfe zu machen.

 

»O Bosambo«, sagte Bones in der Eingeborenensprache, »das ist eine traurige Nachricht, denn ich hoffte, daß du mir gewisse Dinge sagen könntest, für die dir Sandi Salz und Ruten geschenkt hätte …«

 

Der Ochori-Häuptling richtet sich in seiner Tragsänfte auf und stellte einen Fuß auf die Erde.

 

»O Herr«, erwiderte er herzlich, »der Klang deiner lieblichen Stimme richtet mich vom Grabe auf und gibt mir Stärke. Frage, o Bonesi, denn du bist mir so wert wie mein Vater und meine Mutter, und obwohl ich nichts gesehen und nichts gehört habe, so hatte ich während meiner Krankheit wunderbare Träume und Visionen, so daß ich alles erkennen konnte, was außerhalb meiner Hütte und um die Ochoristadt vorging. Das erkläre ich dir hier feierlich, Bonesi, vor allen diesen Leuten.«

 

»Nenne mich nicht immer Bonesi«, sagte Bones ärgerlich.

 

»O Herr«, entgegnete Bosambo unterwürfig, »obwohl ich diese Ochori regiere, bin ich doch ein Fremder in diesem Land. In der Sprache meines Volkes heißt Bonesi ›der Mann mit dem vornehmen Gesicht, der gerechtes Gericht hält‹!«

 

»Das klingt schon besser.« Bones war wieder beruhigt. »Du mußt mir hierin helfen – es handelt sich um die inneren N’gombi …«

 

Bosambo fiel wieder vollkommen kraftlos zusammen und rollte die Augen, als ob er die größten Schmerzen hätte. »Das tut mir furchtbar leid, Bo – Tibbetti«, stöhnte er mit schwacher Stimme. »Ich bin ein todkranker Mann.«

 

»Ich suche nach einem hölzernen Kasten, der voll von schlimmen Giften ist …«

 

Bones erklärte Bosambo, so gut er konnte, die Eigentümlichkeiten von Bakterienkulturen.

 

»O ko«, sagte Bosambo nur, schloß die Augen und war allem Anschein nach so krank, daß jede menschliche Hilfe vergebens war.

 

*

 

»O Herr«, erklärte Bosambo, als Bones wieder zur ›Wiggle‹ zurückkehrte, »du hast mich neu zum Leben erweckt, und jeder Mann dieses Stammes soll wissen, daß du der große Heiler der Menschen bist. Zu allen entfernten und stillen Plätzen des Waldes werde ich meine jungen Leute schicken, und sie werden überall ausrufen, daß du ein wunderbarer Arzt bist.«

 

»Aber das bin ich doch nicht«, meinte Bones bescheiden

 

»Master«, sprach Bosambo weiter, diesmal auf englisch. Er war in bezug auf Sprachen überhaupt nicht zu übertreffen, denn er war in einer großen Missionsschule in Monrovia erzogen worden. »Master, du sein feiner Kerl, du aussehen hübscher Kerl, du nicht finden Kasten, du gleich sein Moses und Judi Ischarioth, große, feine Kerle.«

 

Bones hatte sich sehr um seinen Patienten gekümmert, ihn mehrmals am Tage besucht, ihm den Puls gefühlt und eine Medizin verschrieben, die er aus Kognak und Milch herstellte. Aber während der Nacht war Bosambo sehr tätig.

 

»Secundi«, sagte er zu seinem Hauptmann, »bleibe du hier an der Türe stehen und schicke einen von den Leuten ans Ufer, damit ich gewarnt werde, wenn mein Herr Tibbetti kommt, denn ich habe eine wichtige Arbeit zu tun. Es scheint, daß dieser mächtige Ju-ju, der Erreger des Sturmes, besser in Sandis Besitz ist als in meinem.«

 

»Tibbetti ist ein Narr«, erwiderte Secundi.

 

Bosambo, der neben verschiedenen Farbtöpfen auf einer rohen Matte kniete und mit einem einheimischen Meißel an einem Holzkästchen schnitzte, schaute auf.

 

»Ich habe schon ältere Leute um geringerer Ursachen willen mit einem Stock geschlagen, bis sie schrien. Hüte dich! Dies ist eine reine Wahrheit, Secundi: Ein Kind kann kein Narr sein, aber ein alter Mann kann eine Schande sein. Das ist das Wort des erhabenen Propheten. Tibbetti hat ein reines und liebevolles Herz.«

 

Mit einemmal flüsterte ihm der Hauptmann etwas durch die Türe zu.

 

Der Kasten und alle Werkzeuge wurden schnell unter ein Fell versteckt, und Bosambo sank wieder ganz erschöpft auf sein Lager hin.

 

Am nächsten Morgen verabschiedete sich Bosambo, und Bones lauschte mit offensichtlichem Vergnügen und Wohlwollen auf alle Lobsprüche, die sein Patient auf ihn ausschüttete.

 

»Und dies sage ich dir, o Tibetti«, erklärte Bosambo, der bis zu den Hüften neben dem Dampfboot im Wasser stand. »Ich wußte, daß du ein weiser Mann bist, der Gelehrsamkeit in sich angehäuft hat, und ich habe zu den äußersten Enden und Grenzen meines Landes geschickt, um ein seltenes und schönes Ding aufzutreiben, das du mit dir fortnehmen sollst.«

 

Er gab einem Mann am Ufer ein Zeichen, und dieser brachte einen merkwürdigen Gegenstand herbei.

 

Es war, wie Bones sah, ein viereckiger Kasten, offensichtlich eine Eingeborenenarbeit, denn er war in der phantastischsten Art geschnitzt und bemalt. Bones sah gräßliche Köpfe und schreckenerregende Gestalten, die weder zu Wasser noch zu Lande vorkamen. Die farbenfrohe Bemalung schillerte in Rot, Gelb und Grün. »Dies ist uralt und ist von gewissen Waldleuten zu meinem Lande gebracht worden. Dieser Kasten ist ein Sturmerreger und ein übermächtiger Ju-ju, der Gewalt über gute und böse Teufel besitzt.«

 

Bones, der eine Sammlung von Eingeborenenarbeiten besaß, war hocherfreut. Diese Gabe tröstete ihn über den Fehlschlag seiner Sendung hinweg.

 

Er kehrte zum Hauptquartier zurück, ohne seine Aufgabe gelöst zu haben, und saß inmitten einer Gruppe, die ihn mit Ausnahme Patricias nicht gerade wohlwollend betrachtete. Er aber war bestrebt, nach Art mancher erfolgreichen Advokaten seinen Mißerfolg durch einen Redestrom gewandt zu bemänteln.

 

Er erzählte gerade, wie er den todkranken Bosambo getroffen habe. Aber niemand war von seinen Worten besonders berührt, nur Sanders kniff die Augen ein wenig zusammen und lauschte interessierter.

 

»Der gute, alte Bosambo lag vollständig kraftlos danieder, es war ganz und gar aus mit ihm – glücklicherweise habe ich nicht den Mut verloren, ich weiß, was ich in solchen kritischen Fällen zu tun habe. Mein lieber, alter Offizier, Sie wissen doch, wie ich mich in Augenblicken der größten Gefahr verhalte?«

 

»O, ich kann mir schon vorstellen, daß Sie sich wie ein tanzender Derwisch benommen haben«, sagte Hamilton grimmig.

 

»Aber bitte fahren Sie doch fort, Bones«, bat Patricia.

 

»Ich eilte spornstreichs an Bord der ›Wiggle‹ zurück«, sagte Bones atemlos, »und suchte nach meinem Medizinkasten – aber ich fand ihn nicht – nicht ein einziges englisches Pflaster war zu entdecken. Was hätten Sie da getan, meine liebe gute Miß Hamilton?« fragte er dramatisch.

 

»Sage es ihm nicht, Patricia, er wird es schon allein gewußt haben.«

 

»Was sollte ich tun? In meiner Not nahm ich eine Flasche Kognak«, rief er strahlend, »ich stürzte ins Dorf zurück, eilte zu Bosambo, der in den letzten Zügen lag, und goß ein Glas …«

 

»Das ist ja alles ganz gut und schön«, sagte Sanders ungeduldig, »aber was geschah denn nun nach allem Eilen und Stürzen?«

 

Bones stand auf und streckte die Hand aus. »Bosambo lebt!« erklärte er schlicht und einfach, »und lobt und preist Bones als den größten Arzt aller Zeiten. Das sage ich aber, ohne mich im mindesten rühmen zu wollen. Sehen Sie einmal her!«

 

Er hob ein Paket vom Boden auf, das mit einem Stück Eingeborenentuch umwickelt war, packte es umständlich aus und enthüllte das geschnitzte und bemalte Werk eines Künstlers, der anscheinend nicht genau gewußt hatte, ob die Augen einer Figur in der Mitte der Nase sitzen oder mehr ein Attribut der Ohren sind. »Dies ist eins der schönsten und interessantesten Kunstwerke der Eingeborenen, das ich jemals gesehen habe«, erklärte Bones bedeutsam. »Es ist ein Geschenk, das mir Bosambo verehrte, als er seinem alten, lieben Arzt dankte, der ihn von den Schatten des Todes zum Leben zurückrief.«

 

Bones machte eine dramatische Pause.

 

Sanders bückte sich über den Kasten, nahm ein Taschenmesser und kratzte die Farbe auf einer flachen Stelle in der Mitte des Deckels ab.

 

Mit Ausnahme von Bones, der erst noch von seinen weiteren wunderbaren Abenteuern berichten mußte, sahen alle, daß eine Messingplatte zum Vorschein kam, als die Farbe ganz abgekratzt war. Darauf stand:

 

›Staatliches Sanitäts-Department Kongostaat‹.

 

Sanders und Hamilton starrten erstaunt und sprachlos auf das kleine Schild.

 

»Ich habe schon immer geahnt, daß ich ein großer Arzt bin«, sagte Bones gerade, »Sie sehen …«

 

»Einen Augenblick, Bones«, unterbrach ihn Sanders, »haben Sie den Kasten eigentlich geöffnet?«

 

»Nein, Sir!«

 

»Was, Sie haben nicht einmal nachgesehen, was drin ist?«

 

»Nein, Exzellenz«, erklärte Bones entschieden. »Das ist ja das interessanteste an dem Kasten, es sind Zauberdinge drin – und Sie wissen doch selbst, daß alles nur alter Plunder ist.«

 

Sanders klemmte sein Taschenmesser zwischen den Deckel und den Kasten und hatte ihn bald geöffnet. Er prüfte rasch den Inhalt und fand, daß alle Glasröhren noch wohl versiegelt waren. Er atmete erleichtert auf.

 

»Bones, haben Sie denn wirklich nichts von den verschwundenen Bakterienkulturen gefunden?« fragte er milde.

 

Bones schüttelte den Kopf, zuckte die Schultern und sah seinen Vorgesetzten verzweifelt an.

 

»Sie denken wohl, ich lasse mich durch diesen Mißerfolg entmutigen? Aber nein, Sir, ich habe die Hoffnung nicht verloren«, sagte er entschlossen. »Wenn Sie mir gestatten, in das Innere zu gehen, natürlich in Verkleidung, vielleicht als dummer, törichter Eingeborener, so habe ich das Gefühl …«

 

»Sie haben es wirklich nicht mehr nötig, sich noch zu verkleiden!« sagte Hamilton.

 

    1. Offensichtlich der Sanga-Fluß