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Er sah sich langsam um, bis sein Blick auf das Gitter vor dem Kamin fiel, der vollständig mit schwarzer Papierasche gefüllt war. Die Blätter mußten einzeln ins Feuer gelegt worden sein, um auch die letzte Spur von Schrift zu zerstören. Die Schubladen des Schreibtisches waren herausgezogen und auf den Fußboden gestellt. Als Super die eingehende Untersuchung aller vorhandenen Papiere und Dokumente beendet hatte, war nicht einmal ein Kuvert, geschweige denn ein Schriftstück, das sich auf Hanna Shaw bezog, in seine Hände gekommen.

 

Er nahm die schwarze Schachtel mit den Buchstaben H. S. und stellte sie auf den Tisch, den er dicht ans Fenster ins helle Licht rückte.

 

»Der Kasten ist nicht beschädigt. Er muß mit einem Schlüssel geöffnet worden sein.«

 

Er setzte ihn wieder hin und ging quer durch das Zimmer zum Kamin. Dort kniete er nieder und räumte Lage für Lage die Asche aus. Es dauerte zehn Minuten, bevor er sich mit staubigen Knien erhob. Dann suchte er den Fußboden ab. Plötzlich bückte er sich und nahm ein großes Streichholz auf, das er eingehend untersuchte.

 

»Ich wäre imstande, herauszubekommen, wer dieses Streichholz gemacht hat und wie viele Leute in London diese Sorte gebrauchen. Aber alles, was ich jetzt sagen kann, ist nur, daß es dazu benutzt wurde, das Papier im Kamin anzustecken.«

 

Er untersuchte die Fenster, er zog an den Gurten einer Rolljalousie. Als sie in die Höhe ging, flatterte ein Stück Papier, das dort eingeklemmt war, auf den Fußboden. Er bückte sich und hob es auf, und als er es betrachtete, war es die Quittung eines Kaufmanns über einen kleinen Betrag.

 

»Es muß an einem windigen Tag gegen die Jalousie geweht worden sein«, sagte Super, »gerade, als sie heruntergelassen wurde. Ist der Zufall nicht wunderbar? – Wir müssen die Polizei davon benachrichtigen, und ich werde heute abend den alten Cardew aufsuchen und es ihm in Ruhe beibringen; denn wenn ich ihn richtig beurteile, wird er durch diesen Einbruch ebenso mitgenommen werden wie durch den Mord. Es ist das Schlimmste, was einem Anwalt passieren kann, und es bricht ihm beinahe das Herz, wenn auf diese Weise Akten abhanden kommen.«

 

Jim begleitete ihn zum Polizeibüro in der Stadt, und schließlich war er froh, daß er loskommen konnte. Er ging sofort nach Hause, zog sich ohne weiteres aus, legte sich ins Bett und schlief sofort ein.

 

Erst als die Sonne unterging, wachte er wieder auf. Sein erster Gedanke war Elfa Leigh. Er wagte nicht zu telefonieren und nahm sich eine Taxe, um nach Cubitt Street zu fahren. Er hatte Glück; denn er traf sie gerade, als sie die Stufen vor der Haustür herunterkam.

 

»Haben Sie Minter noch gesehen?« fragte sie sofort. »Er ist vor ein paar Minuten von mir fortgegangen.«

 

»Schläft der Mann denn niemals?« fragte Jim erstaunt. »Hat er Ihnen schon etwas von dem Einbruch im Büro erzählt?«

 

Sie nickte.

 

»Er ist heute nachmittag deshalb zu mir gekommen«, erzählte sie, als sie an seiner Seite ging. »Offenbar sind die Einbrecher nicht in mein Büro gegangen, denn die Tür war zugeschlossen. Wissen Sie etwas von ›Großfuß‹?« fragte sie plötzlich.

 

Jim wunderte sich, warum Super ihr von dieser Entdeckung etwas mitgeteilt hatte. Er hatte doch diese alarmierende Neuigkeit ängstlich vor Mr. Cardew geheimgehalten.

 

»Er wollte nur erfahren, ob ich den Namen jemals gehört habe«, fuhr sie fort, ohne zu wissen, daß sie damit seine unausgesprochene Frage beantwortete. »Natürlich habe ich niemals davon gehört. Was hat das überhaupt zu bedeuten, Mr. Ferraby?«

 

Er erzählte es ihr.

 

»Es ist alles so schrecklich und geheimnisvoll – ich kann noch gar nicht glauben, daß Miss Shaw wirklich tot ist. Es ist zu fürchterlich, sich das auszudenken.«

 

Sie gingen langsam in Richtung Holborn, und Jim hätte gerne gewußt, aus welchem Grund sie abends noch ausging, wenn sie nicht im Park spazierengehen wollte. An der Ecke von Kingsway hielt sie an.

 

»Ich muß Ihnen noch ein kleines Geheimnis mitteilen«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln. »Es ist zwar so unbedeutend, daß ich Sie eigentlich gar nicht um Ihre Hilfe bitten darf. Trotzdem ist es sehr merkwürdig.«

 

»Je kleiner das Geheimnis ist, desto brauchbarer werde ich sein«, sagte Jim interessiert. »Ich möchte nur den Wunsch äußern, Sie im Wagen zu Ihrem Ziel zu fahren. Dieser Wunsch ist sogar egoistisch, denn dann kann ich rauchen.«

 

»Sie können auch auf dem Dach eines Autobusses rauchen«, sagte sie, als er eine Taxe anrief. »Taxe zu fahren, gehört eigentlich zu den schlechten Gewohnheiten.« Trotzdem widersprach sie nicht weiter und gab dem Fahrer eine Adresse in Edward Square an.

 

»Ich muß meinen Mieter aufsuchen«, erklärte sie. »Das klingt sehr großartig, nicht wahr? Als mein Vater starb, hinterließ er mir das Haus, in dem wir wohnten. Es ist ein kleines Anwesen, aber trotzdem viel zu groß für midi. Deshalb habe ich es vermietet, und die Miete bedeutet eine gute Unterstützung für mich, so klein sie auch ist. Ich brauche nicht besorgt zu sein, meinen Mieter zu verlieren, denn Wohnungen sind knapp in diesen Zeiten. Aber der arme Mann ist sehr nervös geworden wegen der Eier, und ich fürchte, wenn nicht irgend etwas geschieht; wird er sich nach einem anderen Haus umsehen.«

 

»Eier?« fragte Jim erstaunt.

 

Sie nickte ernst.

 

»Eier – manchmal Kartoffeln, gelegentlich auch ein paar Kohlköpfe. Aber Eier sind die hauptsächlichsten Merkwürdigkeiten, weil sie am häufigsten vorkommen. Mr. Lattimer hat es zuerst als Scherz aufgefaßt, aber …«

 

»Lattimer?« unterbrach sie Jim. »Ist er ein Verwandter des schneidigen Sergeanten?«

 

»Er ist sein Onkel. Ich habe erst heute entdeckt, als Sergeant Lattimer mich zur Stadt brachte, daß Mr. Bolderwood Lattimer, sein Onkel, ein wohlhabender Lebensmittelhändler und Junggeselle ist. Ich glaube nicht, daß er mit dem Sergeanten überhaupt spricht. Jedenfalls stehen sie nicht sehr gut miteinander, denn Sergeant Lattimer erzählte mir, daß er niemals in Edward Square war. Sein Onkel ist nicht damit einverstanden, daß er bei der Polizei dient. Er glaubt nämlich, daß er dadurch dem Ansehen der Familie schadet.«

 

»Aber, bitte, erzählen Sie mir doch etwas von den Eiern.«

 

»Und den Kartoffeln«, fügte sie hinzu. »Die ganze Angelegenheit ist so absurd, daß ich dachte, es wäre ein Scherz, als ich zum erstenmal davon hörte. Seitdem Mr. Bolderwood Lattimer im Haus Edward Square Nr. 178 wohnt, kommen diese ungewöhnlichen Gaben zu ihm. Meistens fand man sie frühmorgens auf den Stufen seiner Haustür. Und wie ich Ihnen schon sagte, sind die Geschenke manchmal Eier, manchmal rote Rüben, Blumenkohl und ähnliche Gemüse. Zuweilen findet er ein Dutzend Kartoffeln in ein schmutziges Stück Zeitungspapier eingewickelt. Während der Sommermonate sind die Geschenke immer von einem Blumenstrauß begleitet. Mr. Lattimers Diener öffnete die Tür letzten Freitagmorgen und fand davor die ganze Krone eines Fliederstrauches, dazu ein Dutzend Spargel. Die Sache dauert nun schon zu lange, als daß es ein Scherz sein könnte, und es scheint, daß es meinem Mieter auf die Nerven geht. Ich bin sehr froh, daß Sie kamen. Vielleicht können Sie eine Lösung finden.«

 

Edward Square ist eine abgelegene und sehr konservative Gegend des alten London, ein Bezirk, in dem es nur kleine Häuser mit Vorgärten gibt. Goldregen hängt hier über den Eingangswegen zu den Häusern, und alle Fensterbänke sind voll blühender Blumen.

 

Mr. Bolderwood Lattimer sah den Wagen vor seiner Tür halten und kam den kleinen Weg herunter, um seinen Besuch zu begrüßen. Er war nicht groß, etwas untersetzt, hatte eine Glatze und ein rotes Gesicht. Sein Benehmen war nicht sehr freundlich. Jim dachte bei sich, daß er das Aussehen eines Kirchendieners habe, der gerne Portwein trinkt.

 

»Treten Sie näher, Miss, Leigh«, sagte er und verneigte sich höflich vor ihr. »Haben Sie meinen Brief bekommen? Es tut mir sehr leid, daß ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite, aber diese Angelegenheit wird wirklich zu einer unerträglichen Belästigung für mich.«

 

Er führte sie in ein Wohnzimmer, das ziemlich altmodisch eingerichtet war. Teppiche mit Blumenmustern harmonieren nicht mit steifen Plüschmöbeln.

 

»Ich wollte mich schon immer bei der Polizei beschweren. Bis jetzt habe ich diese außerordentlichen Beweise von Aufmerksamkeit als einen Scherz betrachtet, oder ich dachte, daß es jemand wäre, dem ich geholfen habe und der mir auf diese Weise seinen Dank abstatten will.«

 

Er sprach geläufig und kam sich sehr wichtig vor. Wenn er etwas besonders betonen wollte, so machte er eine entsprechende Handbewegung.

 

»Ich bin nun zu einem Resultat gekommen und glaube, daß ich meine Ansicht rechtfertigen kann. Diese allwöchentliche Niederlegung von Gegenständen an meiner Haustür bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine niederträchtige, gemeine Beschimpfung eines Menschen, der mich dauernd daran erinnern will, daß ich ein einfacher Lebensmittelhändler bin. Ein erfolgreicher Mann hat immer Feinde. Gewisse Leute, deren Namen ich nicht nennen möchte, ärgern sich darüber, daß ich in den Stadtrat von Kensington gewählt worden bin. Es sind sogar Mitglieder – ich bedaure, es sagen zu müssen – meiner eigenen Kirche. Ich gestehe ganz offen, daß ich in keinem anderen Beruf als im Handel tätig bin. Und diese Beleidigungen sind deshalb ein wenig überflüssig.«

 

»Zu welcher Zeit werden diese Dinge gewöhnlich auf Ihre Treppe gelegt?« fragte Jim, nachdem er sich vorgestellt hatte.

 

»Zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens. Ich habe verschiedene Nächte gewacht, in der Hoffnung, diesen Schuft auf frischer Tat zu fassen und eine Erklärung von ihm zu fordern. Und wenn ich ihn gefaßt hätte, würde ich ihn dem nächsten Polizisten übergeben haben. Aber meine Nachtwachen hatten keinen Erfolg.«

 

»Es scheint mir aber doch eine sehr harmlose Beleidigung zu sein«, sagte Jim lächelnd. »Vor allem ist die Sache doch mit Vorteilen verknüpft – Sie erhalten Lebensmittel, die Sie sonst auf dem Markt kaufen müßten!«

 

»Sie könnten aber doch vergiftet sein«, entgegnete Mr. Bolderwood Lattimer eisig. »Ich habe verschiedene dieser Sachen zu dem öffentlichen chemischen Untersuchungsinstitut geschickt, und obwohl ich gerne zugebe, daß keine Spur irgendeines Giftes entdeckt wurde, ist es doch naheliegend anzunehmen, daß die sogenannten Gaben eine Zeitlang harmlos sind, um mich arglos und zuversichtlich zu machen.«

 

»Das scheint mir aber nicht der Fall zu sein«, sagte Jim. »Haben Sie denn die Sache der Polizei angezeigt?«

 

»Ich habe zwei Beamte gesprochen, die Nachtdienst hatten, und habe um ihre Hilfe gebeten, den Mann zu stellen, der mich verfolgt. Aber ich habe keine offizielle Beschwerde bei der Polizei eingereicht.«

 

»Es wäre doch das beste, wenn Sie einmal mit Ihrem Neffen die Sache besprächen. Soviel ich weiß, ist Sergeant Lattimer mit Ihnen verwandt?«

 

Ein unangenehmer, fast schmerzlicher Ausdruck zeigte sich in dem Gesicht des Lebensmittelhändlers.

 

»Wir sind keine Freunde und kennen einander kaum. In seiner frühen Jugend hat John Lattimer ein hervorragendes Angebot, das ich ihm machte, abgelehnt. Ich wollte ihn nämlich in meinem Ladengeschäft anstellen. Natürlich zuerst in untergeordneter Stellung; denn es ist meine Ansicht, daß jemand von unten anfangen muß, wenn er etwas erreichen will. Das ist die amerikanische Methode, eine der wenigen, denen ich zustimme. Und denken Sie, er hat es abgelehnt. Um meines lieben verstorbenen Bruders willen gab ich mir alle Mühe, ihn zu überreden: Aber nein, für diese Art Leben hatte John kein Interesse. Und um seiner Undankbarkeit die Krone aufzusetzen, ist er in den Polizeidienst getreten. Diese Leute sind natürlich sehr brauchbar«, fügte er schnell hinzu, »und ohne ihren Schutz wären wir übel daran. Aber es ist doch nicht gerade der Beruf, den der Sohn meines Bruders ergreifen sollte.«

 

»Es ist ein sehr ehrenwerter Beruf«, meinte Jim.

 

Mr. Lattimer zuckte die Schultern.

 

»Man hört merkwürdige Geschichten«, sagte er ungewiß. »Man weiß nicht recht, was man davon halten soll. Das Gehalt eines Polizeisergeanten ist doch sicherlich nicht sehr hoch, und es scheint mir, daß er es sich nicht leisten kann, in teuren, erstklassigen Lokalen zu Abend zu speisen. Es ist noch keine Woche her, da sah ich John mit meinen eigenen Augen im Ritz-Carlton eine Gesellschaft von vier Herren bewirten, und zwar mit den teuersten Gerichten. Einer von ihnen war, soviel ich weiß, ein Millionär. Verstehen Sie mich recht – ich will niemand anklagen«, sagte er und zeigte mit seinem Finger auf Jims Brust. »Ich sage nur, was man hört. Und obwohl ich sicher bin, daß unsere Polizeibeamten unbestechlich sind … Sie verstehen mich, Diners im Ritz-Carlton kosten eine kolossale Menge Geld!«

 

Im Augenblick war Jim zu erstaunt, um eine Entgegnung zu finden. Lattimer, dieser ruhige, höfliche Mann mit dem guten Betragen! Und doch war es ganz unmöglich, daß Bolderwood seinen Neffen mit einem anderen verwechselt haben konnte.

 

»Ich glaube nicht, daß ich John um Rat fragen werde. Ich hätte gerne Miss Leigh gesprochen, weil ich dachte, daß sie möglicherweise diese Sache erklären könnte. Sie hat dieses Haus früher lange Jahre bewohnt.« Er schaute fragend auf Elfa, aber sie schüttelte den Kopf.

 

»Als wir in dem Haus wohnten, ereignete sich nichts dergleichen, Mr. Lattimer. Ich kann Ihnen nur raten, die Sache der Polizei zu melden.«

 

»Das beunruhigt mich sehr«, sagte Bolderwood Lattimer, der zu den Leuten gehörte, die die Last der Unterhaltung nicht gern andern aufbürden. »Es geht mir auf die Nerven. Ich habe natürlich meine Gegenmaßregeln getroffen. Vielleicht haben Sie schon eine meiner Annoncen gelesen, die ich alle persönlich abgefaßt habe«, fügte er hinzu und wußte nicht, wie außerordentlich komisch er war. »Ich fühle mich sehr unglücklich bei dem Gedanken, daß ich das Opfer einer Vendetta bin. Eier, Kartoffeln, Kohl – warum hat diese Bande nur mich ausgesucht, um ihre verdammte Wohltätigkeit an mir zu üben?«

 

»Erhalten Sie die Gegenstände in großen Mengen?« fragte Jim.

 

Mr. Bolderwood Lattimer schüttelte den Kopf.

 

»Gewöhnlich finde ich nur so viel, wie ein Mann in seinen Taschen tragen kann. Der große Fliederbusch war eine ungewöhnliche Gabe. Ich habe schon von den geheimnisvollen Warnungen gelesen, die manchmal dem bevorstehenden Opfer einer Verbrecherbande zukommen. Mr. Ferraby, glauben Sie auf Grund Ihrer umfassenden Erfahrungen, daß man diese Vorkommnisse zu solchen Dingen zählen kann?«

 

»Nein, das glaube ich nicht.« Jim konnte nur mit Mühe ernst bleiben. »Hören Sie auf meinen Rat und ziehen Sie die Polizei zu. Sie wird Sie wahrscheinlich von all Ihrer Unruhe befreien.«

 

Mr. Lattimer verzog verächtlich den Mund.

 

»Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte dies Haus nicht verlassen. Miss Leigh kann Ihnen bestätigen, daß ich ihr schon oft angeboten habe, das Haus zu kaufen. Aber in letzter Zeit habe ich doch ernstlich darüber nachgedacht, ob es nicht besser wäre, meinen Wohnsitz zu verlegen und abzuwarten, ob ich auch dann weiter von diesen Quälgeistern verfolgt werde.«

 

»Das scheint mir aber eine sehr unbequeme Methode zu sein«, sagte Jim lächelnd. »Das ist so, als ob Sie ein Haus abbrennen müßten, um ein Schwein zu braten. Kommen denn auch manchmal schriftliche Nachrichten mit diesen Geschenken?«

 

»Nein, niemals. Vielleicht der einzige Anhaltspunkt, um einen Schlüssel zu diesem Rätsel zu finden, wenn ich mich eines Polizeiausdrucks bedienen darf, kam mit dem Fliederbusch. Auf dem Papier, das den Strauß einhüllte, waren mit Bleistift einige Worte geschrieben, aber ich konnte keinen Zusammenhang daraus entnehmen.«

 

»Haben Sie das Papier noch?« fragte Jim, den die Sache plötzlich interessierte.

 

»Ich werde einmal nachsehen.«

 

Mr. Lattimer verschwand und kam für einige Zeit nicht wieder.

 

»Glauben Sie, daß sich jemand einen Scherz mit ihm macht?«

 

»Es sieht beinahe so aus. Diese sonderbare Sache dauert nun schon seit Jahren an. Vielleicht können wir aus dem Papier und den Bleistiftworten etwas entnehmen.«

 

Als Mr. Lattimer zurückkehrte, konnte er nur berichten, daß der ›Schlüssel‹ dazu benützt worden war, das Küchenfeuer anzuzünden.

 

»Ich glaube nicht, daß Sie aus den Worten etwas ersehen hätten. Ich habe sie auch nicht verstanden und nehme an, daß sie nur geschrieben waren, um mich von der richtigen Spur abzulenken. Vielleicht standen sie auch schon auf dem Papier, als es gebraucht wurde, um die Blumen einzuwickeln, und hatten darum überhaupt keine Bedeutung.«

 

Hiermit endete die Unterredung. Jim war während der ganzen Rückfahrt nach Bloomsbury schweigsam. Aber das hatte nichts mit Mr. Lattimer und seinem unbekannten Wohltäter zu tun.

 

»Sie sprechen ja gar nicht. Glauben Sie, daß etwas Böses hinter diesen Kartoffeln und Eiern steckt?« fragte Elfa, als sie durch den Park fuhren.

 

Jim fuhr auf.

 

»Die Eier? Nein. Ich dachte nicht daran. Aber die Geschichte, die er uns von Sergeant Lattimer erzählt hat, ist sehr sonderbar.«

 

»Warum soll der arme Mann denn nicht einmal im Ritz-Carlton zu Abend essen?«

 

»Aus dem einfachen Grund, weil arme Leute nicht in diesem Restaurant dinieren können«, sagte Jim ruhig. »Und das Polizeipräsidium ist natürlich mißtrauisch gegenüber Beamten, die ihr Geld zum Fenster hinauswerfen können.«