36

 

Joan war aus einem unruhigen Schlaf emporgeschreckt. Harte Schläge fielen gegen die Tür, die bald darauf in Trümmer sank. Fing-Su stand im Hintergrund und gab seine Befehle. Er war verwundert und konnte sich nicht erklären, mit welcher Ruhe sie sich in ihr Schicksal ergab und sich in den draußen wartenden Wagen tragen ließ. Die Nacht war für einen solchen Transport günstig. Die Straßen lagen leer, und die beiden geschlossenen Wagen fuhren in höchster Geschwindigkeit nach Rotherhithe. Sie erregen nicht den geringsten Verdacht. Erst als sie auf der trostlos verlassenen Werft ausstieg, bemerkte sie, daß sie einen Leidensgefährten hatte, einen Mann, um dessen Kopf ein weißes Tuch geschlagen war. Jetzt erst hörte sie sein Stöhnen und Wimmern. Sie stieg eine gebrechliche Treppe zum Wasser hinunter und wurde von kräftigen Armen in das Boot gehoben. Auf die Fahrt vom Ufer bis zum Schiff konnte sie sich nicht mehr besinnen. Sie hatte nur noch eine ganz vage Vorstellung, daß jemand sie eine steile Leiter in die Höhe trug, dann wurde sie auf ein nasses und schlüpfriges Deck niedergesetzt. Sie nahm all ihre Kräfte zusammen und richtete sich in die Höhe. Jetzt entdeckte sie im Regen Fing-Su, der sie keinen Augenblick aus den Augen ließ. Dann brachte man sie durch eine Tür in eine spärlich möblierte Kabine. – –

 

Fing-Su ging zur Türe und rief einen Namen, der ihrer Meinung nach wie »Mammy« klang. Sogleich watschelte eine fette Chinesin herein. Sie wischte ihre Hände an einer schmutzigen Schürze ab.

 

»Das ist Ihr Schlafzimmer!« sagte Fing-Su, indem er sich an Joan wandte.

 

Er drückte die Klinke herunter, und die Tür öffnete sich handbreit.

 

»Höre zu, Amah!« Er sprach zu der Chinesin im Honan-Dialekt. »Du wirst bei diesem Mädchen bleiben und sie nicht außer acht lassen. Wenn sie schreit, hast du dafür zu sorgen, daß sie ruhig ist, und wenn du das nicht tust –« Er hob seinen Spazierstock drohend. Die alte Frau fuhr erschrocken zurück.

 

Das Schiff war jetzt in Fahrt. Das Heulen der Sirenen durchbrach die finstere Nacht. Joan stand am Tisch, hörte das Raffeln des Maschinentelegraphen und gleich darauf die dumpfen, regelmäßigen Töne der Schiffsschraube, die den ganzen Dampfer leicht erzittern ließen. Das alles war doch nur ein böser, gespenstischer Traum, es konnte nicht wahr sein. Und doch spielte sich alles in Wirklichkeit ab. Sie war an Bord eines Schiffes, das die Themse zum Meer hinabfuhr – sie zitterte.

 

Was würde das Ende dieser Reise bringen?

 

Dann rief sie sich die Worte des Majors ins Gedächtnis zurück und wußte, daß er Wort gehalten hatte. Der Umstand, daß die Chinesen die Tür einschlagen mußten, bewies deutlich, daß er an dieser Schurkerei keinen Anteil hatte. Wo mochte er selbst sein? dachte sie verwundert. Wie ein greller Blitz durchzuckte sie der Gedanke an den wimmernden Mann mit dem weiß verhüllten Kopf. Das war er sicher gewesen. Aber nur einen Augenblick dachte sie daran. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß dieser Mann mit dem steinharten Gesicht um Gnade flehen würde.

 

»Sie hier wohnen, Missie«, sagte die dicke Amah, die durch Fing-Sus Drohung noch ganz aus der Fassung gebracht war. Sie sprach in gebrochenem Englisch. »Ich gehen machen Bett von Missie –«

 

Sie öffnete die Tür weiter und ging nach innen. Joan glaubte einen Augenblick ein sonderbares Fußscharren zu hören, aber sie achtete nicht darauf, bis sie plötzlich eine Stimme vernahm:

 

»Kannst du das Licht ausmachen?«

 

Beinahe wäre sie ohnmächtig geworden, denn sie erkannte Clifford Lynnes Stimme!

 

Es dauerte einige Zeit, bevor sie den Lichtschalter suchen konnte – dann fand sie ihn neben der Tür. Lange zitterten ihre Finger so, daß sie den Hebel nicht umdrehen konnte. In dem Augenblick, als das Licht ausgedreht wurde, kam jemand schnell an ihre Seite. Ein starker Arm umfaßte ihre Schultern, und ihre Spannung löste sich in einem krampfhaften Schluchzen, als sie ihren Kopf an seiner Brust barg. Ein langes, tiefes Schweigen folgte, das nur ihr leiser werdendes Weinen unterbrach. Dann sprach jemand ängstlich:

 

»Ich bin ihr einziger Verwandter –« Es war Joe Brays Stimme. »Es ist natürlich und passend für ein junges Paar –«

 

»Halt den Mund!« zischte Lynne. Der Humor, der in der außergewöhnlichen Situation lag, daß der alte Joe Clifford ablösen wollte, um das Mädchen zu trösten, kam in diesem Augenblick nicht zur Geltung.

 

Schritte näherten sich dem Fenster.

 

»Warum hast du das Licht ausgemacht?« hörte man Fing-Su fragen.

 

»Junge Frau zieht sich aus«, sagte Cliff, indem er im Honan-Dialekt die Stimme der dicken Chinesin genau nachahmte.

 

Er hörte die murrenden Worte Fing-Sus:

 

»Warum entkleidet sie sich nicht im Schlafzimmer?«

 

Aber scheinbar war er beruhigt und ging wieder fort.

 

Clifford konnte durch das Fenster sehen, daß das Schiff in der Mitte der Fahrrinne stromabwärts fuhr. Die Maschinen arbeiteten nur mit halber Kraft. Er war erstaunt, daß Fing-Su das Mädchen in einem so exponierten Teil des Schiffes untergebracht hatte. In Gravesend mußten doch sicher Beamte der Londoner Hafenpolizei hier vorbeikommen, ebenso der Lotse, der das Schiff in die See hinaussteuern sollte. In einer Stunde würde die Morgendämmerung einsetzen, und das steigerte doch die Gefahr der Entdeckung noch mehr. Draußen hörte er die Kulis eifrig arbeiten, und nach einiger Zeit verdunkelte sich die eine Fensterluke. Er konnte sehen, daß sie draußen vor der äußeren Wand der Kabine Warenballen auftürmten.

 

Ihre Lage begann gefährlich zu werden.

 

»Wir hätten Fing-Su sofort hier anhalten sollen, als er die Tür öffnete«, sagte Inspektor Willing. Aber Clifford schüttelte den Kopf.

 

»Das klingt sehr einfach, war aber nicht durchführbar – übrigens habe ich das bestimmte Gefühl, daß er es nicht wagen wird, die Kabine zu betreten, bevor das Schiff auf hoher See ist«, sagte er ernst. »Wir werden noch schlimme Erfahrungen machen. Gibt es denn keine Möglichkeit, die Tür zu öffnen?«

 

Willing drückte mit aller Gewalt dagegen, schüttelte dann aber den Kopf.

 

»Man könnte leicht die Luken eindrücken«, meinte er.

 

Trotz der ernsten Situation mußte Clifford lächeln.

 

»Aber selbst Sie könnten doch nicht durch eine so kleine Luke ins Freie kommen, Inspektor!« sagte er trocken.

 

»Wir könnten aber die Aufmerksamkeit der Hafenpolizei auf uns lenken.«

 

»Zwei unbewaffnete Beamte würden uns sehr wenig nützen. Bevor sie Hilfe herbeirufen könnten, wären wir längst tot – dabei immer noch vorausgesetzt, daß Fing-Su die Leute überhaupt erst von Bord kommen ließe. Früher oder später müssen sie doch die Tür öffnen, und in dem Augenblick, in dem Fing-Su diese Kabine betritt, wird es uns nicht mehr schlecht gehen – höchstens ihm!«

 

Der Morgen brach an, aber sie sahen wenig von dem hellen Tageslicht, denn Ballen auf Ballen türmte sich vor dem Deckhaus, bis die kleinen Luken vollständig verdunkelt waren. Dadurch wurde auch die Zufuhr von frischer Luft ganz abgeschnitten, die Atmosphäre wurde dumpf und das Atmen beschwerlich. Diese Folgen schien Fing-Su übersehen zu haben. Sie waren gezwungen, sich in den hinteren Raum zurückzuziehen, wo die Luft frisch war. Hier saßen sie nun Stunde um Stunde und lauschten. Die Schiffsmaschinen standen still, und die »Umveli« hielt fast eine Stunde lang mitten im Strom. Ihr Mut sank mehr und mehr, als sie wieder dumpfes Dröhnen hörten. Nach einiger Zeit begann das Schiff leicht zu rollen – sie waren auf offenem Meer.

 

Augenscheinlich waren die Ballen nur vor die Fenster und Türen der äußeren Kabine gelegt, um sie den Blicken zu entziehen. Clifford hatte ganz richtig vermutet. Denn kaum waren sie auf freier See, als das Tageslicht wieder hereinkam. Zu gleicher Zeit drang auch wieder frische Luft in die Kabine.

 

Das Frühstück mußte bald hereingebracht werden, und sie warteten gespannt, daß die Tür sich öffnen sollte. Die alte Amah hatte aufgehört zu weinen und zu lamentieren. In ihr Schicksal ergeben saß sie nun mürrisch in einer Ecke der engen Kabine. Trotzdem schien sie sich nicht mit ihrer Gefangenschaft aussöhnen zu können. Ihre Zähne schlugen zusammen. Sie hätten besser auf sie achtgegeben, wenn sie geahnt hätten, daß sie ihre Pläne durchkreuzen würde. Clifford Lynne erfuhr erst später, daß der Koch, der das Frühstück hereinbringen sollte, ihr Sohn war, und daß sie aus Angst um sein Leben einen gellenden Schrei ausstieß, als sie hörte, daß die Tür aufgeschlossen wurde. Bevor man sie zurückhalten konnte, war sie aus der hinteren Kabine hervorgekommen und schrie dauernd weiter. Der alte Joe Bray war hinter ihr her, faßte sie rund um die Taille und hielt ihr mit der Hand den Mund zu. Aber es war schon zu spät. Jemand sah durch eins der kleinen Fenster. Es war Fing-Su. Clifford konnte feststellen, daß er ihn erkannt hatte. Kurz entschlossen zog er seine Pistole und feuerte zweimal. Das Glas der Luke splitterte durch den Raum.

 

»Das ist nun leider geschehen«, brummte der Detektiv.

 

Sie hörten draußen einen schrillen Pfiff, und als Clifford einen kurzen Blick durch eine der Fensterluken warf, sah er, wie ein Schwarm bewaffneter Chinesenkulis vom Vorderdeck herkam. Einige schnallten sich erst noch ihre Revolvergürtel um. Er hatte gerade noch Zeit, vom Fenster zurückzutreten. Ein Schuß zersplitterte das zweite Fenster. Ein umherfliegender Glassplitter ritzte seine Backe. Gleich darauf ging auch das dritte Fenster in Trümmer, und drei Gewehrläufe erschienen in den leeren Öffnungen. Sie warfen sich auf den Fußboden und suchten Deckung dicht an der Außenwand des Deckhauses. Als die Schüsse krachten, hatte Clifford mit raschem Griff einen Gewehrlauf erfaßt und riß die Waffe nach innen. Mit seiner freien Hand griff er nach Joan und zog sie zu sich.

 

»Bleibe ruhig hier liegen!« sagte er. »Du bist hier ganz sicher –«

 

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und mit einem Schrei lief die alte Amah ins Freie. Alle waren erfreut darüber. Gleich darauf erschien ein dunkler Gegenstand an der Ecke des Eingangs. Clifford hatte schon seine Waffe entsichert, um zu feuern – da merkte er, daß es nur ein Besen mit einem Scheuertuch war.

 

»Nicht feuern, Cliff«, warnte Joe Bray. Er hatte in jeder Hand eine Pistole, aber bis jetzt hatte er noch keine Patrone vergeudet. »Sie wollen uns nur zu nutzlosem Schießen verleiten. Wir haben keine andere Munition als die paar Rahmen in unseren Revolvern.«

 

Clifford schüttelte den Kopf. Draußen hörte man Fing-Sus nervös-hastige Befehle, dazwischen tönte eine tiefe, ruhigere Kommandostimme. Clifford vermutete mit Recht, daß es der Kapitän des Schiffes sei. Wie er sich durch einen vorsichtigen Blick aus der Luke überzeugen konnte, war er ein Neger.

 

Plötzlich verschwanden die Gewehrläufe, und sie hörten, wie etwas auf dem Deckboden entlang gezogen wurde. Die Zugangstür wurde zugeschlagen und verkeilt.

 

»Gehen Sie alle in die hintere Kabine«, rief Willing. Clifford schob Joan vor sich her und erreichte den Raum in demselben Augenblick, als die Messingöffnung eines großen Wasserschlauches durch eines der zerbrochenen Fenster gelegt wurde.

 

Gleich darauf rauschte Wasser in den Raum. Clifford sah sich schnell um. Es konnte nicht schnell genug abfließen. Die Ventilatoren konnten solche Massen nicht hinauslassen. Ein zweiter Schlauch erschien, und das Wasser stand schon eine halbe Handbreit hoch. Es lief bereits über die erhöhte Bordschwelle der inneren Kabine. Jetzt wurden noch zwei weitere Schläuche in Tätigkeit gesetzt.

 

Clifford stellte schnell eine Berechnung an und grinste. Lange bevor das Wasser die Höhe der Fensteröffnung erreicht hatte, mußte sich etwas ereignen, das Fing-Su nicht bedacht hatte. Soviel hatte er noch von seiner Schulmathematik behalten, um zu wissen, daß sich durch diese Wassermassen der Schwerpunkt des Schiffes verlegen mußte.

 

Höher und höher stieg das Wasser, nur wenig lief durch die Ventilationsöffnungen und die Türspalten ab. Es war nur noch eine Frage kurzer Zeit, daß Fing-Su für sein eigenes Leben zu fürchten hatte.

 

»Lynne!« rief Fing-Su. »Übergeben Sie Ihre Waffen. Ich will Sie gut behandeln und werde Sie alle zur Küste bringen.«

 

Clifford Lynne antwortete nicht. Er hatte nur den Wunsch, einen Augenblick das Gesicht dieses Schurken zu sehen, nur für den Bruchteil einer Sekunde. Plötzlich legte sich die »Umveli« in einem Wellental nach rechts über. Das Wasser spritzte und gurgelte. Es stieg Joe Bray bis an den Hals, er stand an der Steuerbordseite. Lange hing das Schiff nach der Seite über und richtete sich nur allmählich wieder auf. Das Übergewicht von sechzig Tonnen Wasser in solcher Höhe machte sich fühlbar. Die blinde Wut Fing-Sus rächte sich an ihm selber.

 

Draußen hörte man erregtes Stimmengewirr. Die Schläuche wurden nach und nach alle zurückgezogen. Mit kräftigen Hammerschlägen wurden die Bolzen von der Türe weggeschlagen. Unter dem Gewicht des Wassers sprang die Tür krachend auf. Das Wasser ergoß sich in reißendem Strom über das Deck.

 

»Ich sah voraus, daß es so kommen würde«, sagte Lynne. »Die Kapitäne müssen stets genau auf so etwas achten.«

 

Es zeigte sich, daß er recht hatte, denn die Schläuche erschienen nicht wieder. Man hörte Fing-Sus Stimme.

 

»Lassen Sie Mr. Bray herauskommen – ich will mit ihm sprechen. Aber er muß ohne Waffen kommen!«

 

Nach einer kurzen Beratung gab Joe die Pistolen seinem Freund und ging auf das nasse Deck hinaus. Fing-Su stand hinter einem großen Ballen Manchesterware, einen Revolver in der Hand.

 

»Wollen Sie sofort Ihren Revolver hinlegen, Sie Chinesenhund!« knurrte er. »Hören Sie endlich auf, Theater zu spielen, Sie armer Tropf!«

 

Fing-Su ließ die Pistole in die Ledertasche gleiten, die er an seinem Gurt trug.

 

»Mr. Bray,« begann er, »Beschuldigungen und Zank haben im Moment keinen Zweck –«

 

»Wollen Sie wohl Ihre verflucht gebildete Sprache beiseite lassen, Sie verdammter Kuli«, rief der alte Mann. »Lassen Sie sofort das Schiff wenden, sonst werden Sie wahrscheinlich in Ihrer gelben Speckschwarte am Galgen zappeln müssen!«

 

Fing-Su lächelte.

 

»Unglücklicherweise ist das nicht möglich«, sagte er. »Wirklich und buchstäblich –«

 

»Immer noch spricht dieser Strauchdieb wie ein Universitätsdoktor«, brüllte Joe. Dann fing er an, chinesisch zu schimpfen, und diese Sprache ist so recht dazu geschaffen, um einem andern die schlimmsten Gemeinheiten an den Kopf zu werfen.

 

Fing-Su hörte dem Wortschwall zu, ohne sich dadurch im mindesten aus der Fassung bringen zu lassen. Als Joe endlich atemlos schwieg, sagte er:

 

»Wir vergeuden nur Zeit, Mr. Bray. Überreden Sie Ihre Freunde, die Waffen zu strecken – und es wird ihnen nichts Böses geschehen. Andernfalls werde ich sie aushungern. Ich habe durchaus nicht die Absicht, Joan etwas zuleide zu tun.«

 

»Für Sie ist sie immer noch Miß Bray«, wütete Joe. Sein Gesicht war rot vor Zorn. Chinesische Kulis kamen in großer Anzahl herbei und hörten Joe zu. Sie gruppierten sich um Fing-Su, und da sie die Sprache ja verstanden, hörten sie schaudernd die Schmeicheleien, die für ihren Herrn bestimmt waren. Denn Joe Bray suchte natürlich die delikatesten Komplimente für den Chinesen aus.

 

Fing-Su hatte einen Anzug, der der Seefahrt Rechnung trug: weißleinene Beinkleider, eine blaue Marineoffiziersjacke mit unzähligen goldenen Streifen um die Ärmelaufschläge und eine große Offiziersmütze, um die ein breites, goldenes Band lief.

 

»Sie sind ein verrückter, gewöhnlicher Mensch«, sagte er ruhig. »Aber ich habe es nicht nötig, Ihnen mit gleicher Münze zu erwidern. Gehen Sie zu Ihren Freunden und bringen Sie ihnen meine Botschaft.«

 

Eine Sekunde lang sah es so aus, als ob Joe noch eine persönliche Mitteilung ihm ins Gesicht schreiben wollte, aber Fing-Sus Revolver hielt ihn davon ab. Nachdem er seinem Herzen noch mit einigen kräftigen Worten Luft gemacht hatte, ging er verärgert zu seinen Gefährten zurück.

 

»Er hat ungefähr ein Dutzend bewaffneter Leute bei sich,« berichtete er, »und er hat die Absicht, uns auszuhungern, Cliff. Wenn ich daran denke, wie leicht ich diesen Burschen beruhigen konnte, als er noch ein Kind war –«

 

»Hat Fing-Su das Kommando über das Schiff?«

 

»Außer ihm ist auch noch ein Kapitän da«, sagte Joe. »Der ist herausgeputzt wie einer von der Dark-Town-Kapelle. Jeder Fetzen seiner Kleidung ist mit Goldlitzen verziert. Aber der hat nichts zu sagen, den großen Mund hat Fing-Su.«

 

»Mr. Bray, wer mag der Mann sein, der mit mir zusammen auf das Schiff gebracht wurde?« fragte Joan. Dadurch erfuhren sie, daß noch ein anderer Gefangener an Bord der »Umveli« sein mußte.

 

Clifford war auch der Meinung, daß es nicht Spedwell sein konnte – er hatte seinen eigenen Verdacht. Aber der war unbegründet, denn Ferdinand Leggat lag in einer tiefen Grube, die bei flackerndem Laternenlicht in dieser Nacht bis tief zu den Fundamenten der Fabrik ausgehoben worden war.