Maximilian.

 

Villefort stand auf, wie es schien, beschämt darüber, daß er sich bei dem Anfalle dieses Schmerzes hatte überraschen lassen. Sein anfangs irres Auge heftete sich auf Morel, und er sagte: Wer sind Sie, mein Herr, der Sie vergessen, daß man nicht so in ein Haus eintritt, das der Tod bewohnt? Entfernen Sie sich!

 

Doch Morel blieb unbeweglich; er konnte seine Augen nicht von dem furchtbaren Schauspiel des in Unordnung gebrachten Bettes und des darauf liegenden bleichen Gesichtes losmachen.

 

Entfernen Sie sich, hören Sie! rief Villefort, während d’Avrigny vorschritt, um Morel weggehen zu heißen.

 

Morel aber schaute mit verstörter Miene den Leichnam an, schien einen Augenblick zu zögern, öffnete den Mund, fand jedoch, trotz der zahllosen unseligen Gedanken, die sein Gehirn bestürmten, keine Worte, fuhr mit den Händen in die Haare, kehrte auf der Stelle um und eilte hinaus, so daß Villefort und d’Avrigny, nachdem sie ihm nachgeschaut hatten, einen Blick austauschten, der sagen wollte: Er ist ein Narr!

 

Doch ehe fünf Minuten abgelaufen waren, hörte man die Treppe unter einer schweren Last seufzen und sah Morel, der, mit übermenschlicher Kraft Noirtiers Lehnstuhl in seinen Armen haltend, den Greis in den ersten Stock des Hauses trug. Oben auf der Treppe setzte Morel den Stuhl zu Boden und rollte ihn rasch in Valentines Zimmer. Dieses ganze Manöver wurde mit einer durch die wahnsinnige Aufregung des jungen Mannes verzehnfachten Kraft ausgeführt.

 

Eines aber war besonders gräßlich, das Antlitz Noirtiers, als dieser, von Morel fortgeschoben, sich Valentines Bett näherte, das Antlitz, worin der Verstand alle seine Mittel entwickelte und die Augen ihre ganze Kraft anstrengten, um die anderen Sinne zu ersetzen.

 

Dieses bleiche Gesicht mit dem flammenden Blicke war auch für Villefort eine furchtbare Erscheinung. So oft er mit seinem Vater in Berührung gekommen war, hatte sich etwas Schreckliches ereignet.

 

Sehen Sie, was sie getan haben! rief Morel, eine Hand noch auf die Lehne des Stuhles gestützt, den er bis zum Bette fortschob, und die andere gegen Valentine ausstreckend, sehen Sie! mein Vater, sehen Sie!

 

Villefort wich einen Schritt zurück und schaute mit Erstaunen den ihm kaum bekannten jungen Mann an, der Noirtier seinen Vater nannte.

 

In dieser Sekunde schien die ganze Seele des Greises in seine Augen überzugehen, die sich zuerst mit Blut unterliefen; dann schwollen die Halsadern an, eine bläuliche Farbe, wie sie die Haut des Epileptischen überzieht, bedeckte seinen Hals, seine Wangen und seine Schläfe; diesem inneren Ausbruche seines ganzen Wesens fehlte nur ein Schrei.

 

D’Avrigny eilte auf den Greis zu und ließ ihn an einem Fläschchen riechen, das ein kräftiges Ableitungsmittel enthielt.

 

Mein Herr, rief nun Morel, die träge Hand des Gelähmten ergreifend, man fragt mich, wer ich sei, und welches Recht ich habe, hier zu sein. Oh! Sie, der Sie es wissen, sagen Sie es!

 

Und die Stimme des jungen Mannes erlosch in Schluchzen. Ein keuchender Atem schüttelte die Brust des Greises. Man hätte glauben sollen, er sei einer von den heftigen Bewegungen preisgegeben, die dem Todeskampfe vorhergehen.

 

Endlich entstürzten Tränen den Augen Noirtiers, der glücklicher war, als der junge Mann, denn dieser schluchzte, ohne zu weinen.

 

Sagen Sie, fuhr Morel mit gepreßter Stimme fort, sagen Sie, daß es meine Verlobte war! Sagen Sie, daß es meine edle Freundin, meine einzige Liebe auf Erden war! Sagen Sie, sagen Sie, daß dieser Leichnam mir gehört!

 

Und der junge Mann bot das furchtbare Schauspiel einer brechenden Kraft und stürzte schwerfällig vor das Bett, das seine krampfhaften Finger mit aller Heftigkeit preßten.

 

Dieser Schmerz war so einschneidend, daß d’Avrigny sich abwandte, um seine Rührung zu verbergen, und daß Villefort, ohne eine andere Erklärung zu fordern, durch den Magnetismus angezogen, der uns zu den Menschen hintreibt, welche diejenigen geliebt haben, die wir beweinen, dem jungen Manne die Hand reichte.

 

Doch Morel sah nichts; er hatte Valentines eisige Hand ergriffen, und da er nicht weinen konnte, biß er brüllend in die Bettücher.

 

Eine Zeit lang hörte man in diesem Zimmer nur Schluchzen, Verwünschungen und Gebete.

 

Endlich nahm Villefort, der noch am meisten seiner Herr war, nachdem er eine Zeit lang Maximilian gleichsam den Platz abgetreten hatte, das Wort und sagte zu diesem: Mein Herr, Sie liebten Valentine, sagten Sie; Sie waren ihr Verlobter, ich wußte nichts von dieser Verbindung; aber dennoch vergebe ich Ihnen, ich, ihr Vater, denn ich sehe, Ihr Schmerz ist groß und wahr. Überdies ist bei mir der Schmerz auch zu groß, als daß in meinem Herzen Raum für den Zorn bleiben könnte. Doch Sie sehen, der Engel, auf den Sie hofften, hat die Erde verlassen. Valentine kann von den Menschen nur noch angebetet werden, sie, die zu dieser Stunde den Herrn anbetet; nehmen Sie Abschied von der traurigen Hülle, die sie unter uns gelassen hat, ergreifen Sie zum letzten Male ihre Hand, die Sie für sich haben wollten, und trennen Sie sich auf immer von ihr; Valentine bedarf jetzt nur noch des Priesters, der sie segnen soll.

 

Sie täuschen sich, mein Herr, rief Morel, sich auf ein Knie erhebend, das Herz durchbohrt von einem Schmerze, der schärfer war als alle Schmerzen, die er bis jetzt empfunden; Sie täuschen sich; gestorben, wie sie gestorben ist, bedarf Valentine nicht nur eines Priesters, sondern auch eines Rächers. Herr von Villefort, schicken Sie nach dem Priester, ich werde der Rächer sein.

 

Was wollen Sie damit sagen, mein Herr? murmelte Villefort.

 

Ich will damit sagen, antwortete Morel, daß in Ihnen zwei Menschen sind; der Vater hat genug geweint, der Staatsanwalt beginne sein Amt!

 

Noirtiers Augen funkelten, d’Avrigny trat näher.

 

Mein Herr, fuhr der junge Mann fort, ich weiß, was ich sage, und Sie wissen ebensogut, wie ich, was ich sagen will: Valentine ist ermordet worden!

 

Villefort neigte das Haupt; d’Avrigny trat noch einen Schritt näher; Noirtier machte mit den Augen ja.

 

Mein Herr, fuhr Morel fort, ein Geschöpf, und wäre es auch nicht jung, wäre es auch nicht schön, wäre es auch nicht anbetungswürdig, wie Valentine, ein Geschöpf wird in unserer Zeit nicht gewaltsam aus der Welt gebracht, ohne daß man Rechenschaft über sein Verschwinden verlangt. Auf! Herr Staatsanwalt, fügte Morel mit wachsender Heftigkeit hinzu, kein Mitleid! Ich zeige Ihnen das Verbrechen an, suchen Sie den Mörder!

 

Und sein unversöhnliches Auge fragte Villefort, der mit dem Blicke bald Noirtier, bald d’Avrigny anflehte.

 

Doch statt Hilfe bei seinem Vater und bei dem Doktor zu finden, fand er in ihren Gesichtern nur einen ebenso unbeugsamen Ausdruck, wie in dem Morels.

 

Ja! machte der Greis.

 

Gewiß! sagte d’Avrigny.

 

Mein Herr, versetzte Villefort, der noch gegen diesen dreifachen Willen und gegen seine eigene Erschütterung anzukämpfen suchte, mein Herr, Sie täuschen sich, es werden keine Verbrechen in meinem Hause begangen. Das Unglück trifft mich, Gott prüft mich; das ist ein furchtbarer Gedanke – aber man ermordet niemand!

 

Noirtiers Augen flammten, d’Avrigny öffnete den Mund, um zu sprechen, Morel streckte, Schweigen befehlend, den Arm aus und rief mit einer Stimme, die sich senkte, ohne etwas von ihrem furchtbaren Klange zu verlieren: Und ich sage Ihnen, daß man hier tötet. Ich sage Ihnen, daß dies das vierte Opfer ist, das seit vier Monaten getroffen wird! Ich sage Ihnen, daß man vor vier Tagen bereits einmal Valentine zu vergiften versucht hat, was nur infolge der Vorsichtsmaßregeln des Herrn Noirtier scheiterte. Ich sage Ihnen, daß man die Dose verdoppelt oder die Natur des Giftes verändert hat, und daß es diesmal gelungen ist! Ich sage Ihnen endlich, daß Sie dies alles so gut, wie ich, wissen, denn dieser Herr hat Sie als Arzt und als Freund davon in Kenntnis gesetzt.

 

Oh! Sie sprechen im Fieberwahn, mein Herr! sagte Villefort, der sich vergebens in dem Kreise, in dem er sich gefangen fühlte, zu sträuben suchte.

 

Ich im Fieberwahn! rief Morel; wohl, ich berufe mich auf Herrn d’Avrigny. Fragen Sie ihn, mein Herr, ob er sich noch der Worte erinnere, die er im Garten dieses Hauses gesprochen, an dem Abend, wo Frau von Saint-Meran starb; als Sie im Glauben, Sie seien allein, über den eigentümlichen plötzlichen Todesfall sprachen.

 

Villefort und d’Avrigny schauten sich an.

 

Ja, ja! erinnern Sie sich, rief Morel. Allerdings hätte ich bei der frevelhaften Nachsicht des Herrn von Villefort für die Seinigen schon an jenem Abende der Behörde alles entdecken sollen, und dann wäre ich in diesem Augenblick nicht mitschuldig an deinem Tode, Valentine! Meine vielgeliebte Valentine! Doch der Mitschuldige wird dein Rächer werden; dieser vierte Mord ist offenkundig und aller Augen sichtbar, und wenn dein Vater dich verläßt, Valentine, so werde ich den Mörder verfolgen, das schwöre ich dir.

 

Nun endlich schien die Natur Mitleid mit diesem starken Geist zu empfinden; die letzten Worte Morels verklangen in einem mächtigen Schluchzen, und Tränen entstürzten seinen Augen, er wankte, fiel auf seine Knie und weinte an Valentines Bett.

 

Nun war die Reihe an d’Avrigny, der mit fester Stimme erklärte:

 

Auch ich verbinde mich mit Herrn Morel, um Gerechtigkeit für das Verbrechen zu verlangen, denn mein Herz empört sich bei dem Gedanken, daß meine feige Nachgiebigkeit den Mörder ermutigt hat!

 

Oh! mein Gott! murmelte Villefort vernichtet.

 

Morel hob das Haupt empor und sagte, in den Augen des Greises lesend, welche übernatürliche Flammen schleuderten:

 

Seht! seht! Herr Noirtier will sprechen.

 

Ja, machte Noirtier mit einem um so furchtbareren Ausdrucke, als alle Fähigkeiten des ohnmächtigen Greises in seinem Blicke konzentriert waren.

 

Sie kennen den Mörder? fragte Morel.

 

Ja, erwiderte Noirtier.

 

Und Sie wollen uns leiten? rief der junge Mann. Hören Sie, Herr d’Avrigny, hören Sie!

 

Noirtier wandte sich hierauf an den unglücklichen Morel mit jenem sanften Lächeln, welches Valentine so oft glücklich gemacht hatte, und fesselte dadurch seine Aufmerksamkeit. Als er Maximilians Augen gleichsam an den seinigen befestigt hatte, wandte er diese der Tür zu.

 

Ich soll mich entfernen, mein Herr? rief Morel mit schmerzlichem Tone. – Ja, machte Noirtier.

 

Ach! ach! mein Herr, haben Sie Mitleid mit mir.

 

Die Augen des Greises blieben unbarmherzig auf die Tür geheftet.

 

Darf ich wenigstens zurückkommen? fragte Morel.

 

Ja. – Soll ich allein gehen? – Nein.

 

Wen soll ich mitnehmen, den Herrn Staatsanwalt?

 

Nein. – Den Doktor? – Ja.

 

Sie wollen mit Herrn von Villefort allein bleiben?

 

Ja. Oh! rief Villefort, beinahe freudig, daß die erste Untersuchung unter vier Augen vor sich gehen sollte.

 

D’Avrigny nahm Morel beim Arm und führte ihn in das anstoßende Zimmer.

 

Es herrschte sodann im ganzen Hause eine Todesstille.

 

Nach Verlauf einer Viertelstunde hörte man wankende Schritte, und Villefort erschien auf der Schwelle des Zimmers, in dem sich Morel und d’Avrigny befanden.

 

Kommen Sie, sagte er und führte sie zurück.

 

Morel schaute nun Villefort aufmerksam an. Das Gesicht des Staatsanwaltes war leichenblaß, und breite, rostfarbige Flecken bedeckten seine Stirn.

 

Meine Herren, sagte er mit gepreßter Stimme, Ihr Ehrenwort, daß das furchtbare Geheimnis unter uns begraben bleibt?

 

Die beiden Männer machten eine Bewegung.

 

Ich beschwöre Sie! fuhr Villefort fort.

 

Doch der Schuldige! … rief Morel … der Mörder … der Meuchler! …

 

Seien Sie unbesorgt, mein Herr, es soll Gerechtigkeit geübt werden, sprach Villefort. Mein Vater hat mir den Namen des Schuldigen genannt, es dürstet ihn nach Rache, wie Sie, und dennoch beschwört Sie mein Vater, wie ich, das Geheimnis des Verbrechens zu bewahren. Nicht wahr, Vater?

 

Ja, antwortete Noirtier energisch.

 

Morel machte eine Bewegung des Abscheus und des Unglaubens.

 

Oh! rief Villefort, Maximilian am Arm zurückhaltend, oh! mein Herr, wenn mein Vater, dessen unbeugsame Natur Sie kennen, diese Bitte an Sie richtet, so tut er dies nur, im Bewußtsein, daß Valentine furchtbar gerächt werden wird. Nicht wahr, mein Vater?

 

Der Greis machte ein bejahendes Zeichen.

 

Villefort fuhr fort: Er kennt mich, und ich habe ihm mein Wort verpfändet. Beruhigen Sie sich also, meine Herren; drei Tage, nur drei Tage verlange ich von Ihnen, das ist weniger, als das Gericht von Ihnen verlangen würde, und in drei Tagen wird die Rache, die ich für die Ermordung meines Kindes nehme, die gleichgültigsten Menschen bis in die tiefste Tiefe des Herzens erzittern lassen. Nicht wahr, mein Vater?

 

Und während er diese Worte sprach, knirschte er mit den Zähnen und schüttelte die gelähmten Hände des Greises.

 

Wird alles, was versprochen ist, gehalten werden? fragte Morel.

 

Ja, machte Noirtier mit einem Blicke finsterer Freude.

 

Schwören Sie also, meine Herren, sagte Villefort, d’Avrignys und Morels Hände fassend, schwören Sie, daß Sie Mitleid mit der Ehre meines Hauses haben und mir die Sorge der Rache überlassen werden!

 

D’Avrigny wandte sich ab und murmelte ein sehr schwaches Ja. Morel aber riß seine Hände weg, stürzte nach dem Bette, drückte seine Lippen auf Valentines eisige Lippen und entfloh mit dem langen Seufzer einer Seele, die sich in Verzweiflung versenkt.

 

Da die Diener sämtlich verschwunden waren, sah sich Herr von Villefort genötigt, Herrn d’Avrigny zu bitten, die Schritte zu übernehmen, die ein Todesfall und besonders unter so verdächtigen Umständen nach sich zieht.

 

Nach einer Viertelstunde kehrte Herr d’Avrigny mit dem Totenbeschauer zurück; man hatte die Tür nach der Straße geschlossen, und da der Portier mit den andern Dienern geflohen war, mußte Villefort selbst öffnen.

 

Doch er blieb auf dem Vorplatze stehen, da ihm der Mut fehlte, wieder in das Sterbezimmer zu treten.

 

Die beiden Ärzte gingen allein zu Valentine.

 

Noirtier saß noch immer am Bette, bleich wie der Tod, unbeweglich und stumm wie er.

 

Der Totenarzt näherte sich mit der Gleichgültigkeit eines Menschen, der die Hälfte seines Lebens mit Leichnamen zu tun hat, hob das Tuch auf, mit dem das Mädchen bedeckt war, und öffnete nur ein wenig die Lippen.

 

Oh! sagte d’Avrigny seufzend, die Arme ist tot.

 

Ja, antwortete lakonisch der Arzt und ließ das Tuch wieder fallen; dann schrieb er die Todeserklärung nieder und entfernte sich, von d’Avrigny zur Tür geleitet.

 

Villefort hörte sie hinabgehen und erschien wieder an der Tür seines Kabinetts. Mit einigen Worten dankte er dem Arzte und sagte sodann, sich an d’Avrigny wendend: Und nun der Priester; gehen Sie zum nächsten!

 

Der nächste, sagte der Arzt, ist ein italienischer Abbé, der seit kurzem im anstoßenden Hause wohnt. Soll ich ihn im Vorbeigehen benachrichtigen?

 

D’Avrigny, sagte Villefort, ich bitte Sie, begleiten Sie diesen Herrn. Hier ist der Schlüssel, damit Sie nach Belieben aus- und eingehen können. Sie bringen den Priester her und führen ihn in das Zimmer meines armen Kindes.

 

Wünschen Sie ihn zu sprechen, mein Freund?

 

Ich wünsche, allein zu sein. Nicht wahr, Sie werden mich entschuldigen? Ein Priester muß alle Schmerzen begreifen, selbst den väterlichen Schmerz.

 

Hierauf gab Herr von Villefort Herrn d’Avrigny einen Schlüssel und kehrte in sein Kabinett zurück, wo er zu arbeiten anfing.

 

Als die Ärzte auf die Straße kamen, sahen sie einen Mann in einer Soutane auf der Schwelle des nächsten Hauses stehen.

 

D’Avrigny ging auf den Geistlichen zu und sagte: Mein Herr, wären Sie geneigt, einem unglücklichen Vater, der soeben seine Tochter verloren, dem Herrn Staatsanwalt von Villefort, einen großen Dienst zu leisten?

 

Ah! mein Herr, antwortete der Priester mit stark italienischem Akzent, ja, ich weiß, der Tod ist in seinem Hause.

 

 

Dann brauche ich Ihnen nicht zu sagen, welchen Dienst er von Ihnen wünscht. Ich wollte mich soeben hierzu anbieten; es ist unsere Aufgabe, unsern Pflichten entgegenzukommen.

 

Es handelt sich um ein junges Mädchen.

 

Ja, ich weiß. Die Bedienten, die aus dem Hause fortliefen, haben es mir gesagt. Ich hörte, daß sie Valentine hieß, und betete für sie.

 

Ich danke, mein Herr, und da Sie schon Ihr heiliges Amt zu versehen angefangen, so haben Sie die Güte, es fortzusetzen. Nehmen Sie den Platz bei der Toten ein, und eine in Trauer versunkene Familie wird Ihnen dankbar sein.

 

Ich gehe, mein Herr, und glaube, daß nie ein Gebet glühender gewesen ist, als das meinige sein wird. D’Avrigny nahm den Abbé bei der Hand und führte ihn in Valentines Zimmer. Als sie eintraten, traf Noirtiers Blick den des Abbés, und ohne Zweifel glaubte der Greis etwas Seltsames darin zu lesen, denn er ließ ihn nicht mehr aus den Augen.

 

D’Avrigny empfahl dem Priester nicht nur die Tote, sondern auch den Lebenden, und der Priester versprach, seine Gebete Valentine und seine Sorge Noirtier zu weihen, und schloß, ohne Zweifel, damit er in seinen Gebeten und Noirtier in seinem Schmerze nicht gestört würde, sobald Herr d’Avrigny das Zimmer verlassen hatte, nicht nur den Riegel der Tür, durch die der Doktor weggegangen war, sondern auch den Riegel der zu Frau von Villefort führenden.