Autor der 1001 Nacht

901. bis 1001. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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801. bis 900. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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701. bis 800. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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601. bis 700. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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501. bis 600. Nacht

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401. bis 500. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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301. bis 400. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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201. bis 300. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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101. bis 200. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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1. bis 100. Nacht

Die Märchen aus 1001 Nacht

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981 Nacht

981. Nacht

Dieser begab sich deshalb zum König, und verklagte den Wesir, der eben
gegenwärtig war.

„Ich hatte,“ sprach er zum König, „einen schönen Garten, den
ich gepflanzt und mit eigener Hand gepflegt hatte. Einen großen Teil meines
Vermögens hatte ich darauf verwendet, bis er Früchte tragen konnte. In diesem
Zustand schenkte ich ihn Deinem Wesir. Dieser hat davon genossen. Nun […]

982 Nacht

982. Nacht

„Ich habe Dir dieses erzählt,“ fuhr der Wesir
nach Beendigung dieser Geschichte fort, „um Dir zu zeigen, wie weit die
List der Weiber gehen kann, und wie groß die Reue ist, wenn man ihren
Versicherungen je Gehör gegeben hat.“ Der König wurde nun abgeneigt,
seinen Sohn töten zu lassen. Sowie indessen die Nacht begann, kam die Frau zum
König, […]

983 Nacht

983. Nacht

Um zu seinen Zwecken zu gelangen, suchte sich der
Liebhaber der Frau die Freundschaft eines Knaben zu erwerben, den ihr Mann zu
sich genommen hatte. Er machte sich diesen so zum Freund, dass er von ihm alles
erlangen konnte, was er wollte. Eines Tages fragte er ihn: „Willst Du mir
wohl den Eintritt zu den Zimmern der Frau […]

984 Nacht

984. Nacht

Am anderen Tag begab sich der zweite Wesir zum König, bat
um Gnade für seinen Sohn, und warf sich zu den Füßen des Königs: „Steh
auf,“ sprach dieser, „nur vor Gott darfst Du Dich auf Dein Angesicht
werfen.“ Hier stand der Wesir auf, und bat ihn, die Geschichte des
Kaufmanns und der alten Frau anzuhören. „Was ist das […]

985 Nacht

985. Nacht

Während sie in der besten Unterredung waren, kam der Herr
des Knaben an, klopfte an die Türe, und sie verbarg den Knaben unter einem
Korb. Kaum hatte der Neuangekommene sich gesetzt, und sich mit der Frau
unterhalten, als sich auch ihr Mann an der Türe einfand, und durch Klopfen
eingelassen zu werden verlangte. „Was ist zu tun?“, […]

986 Nacht

986. Nacht

Am folgenden Tag begab sich der vierte Wesir zum König,
machte ihm Vorstellungen wegen seines Sohnes, bat ihn, nicht den einzigen
Thronerben auf eine leichte Anlage zu töten, und erzählte ihm folgende
Geschichte.

Geschichte
des Jägers

Ein Jäger verfolgte einst Wild in einer gebirgigen
Gegend. Da stieß er plötzlich auf eine Höhle, in die er sofort eintrat. […]

987 Nacht

987. Nacht

Um jene Zeit ließ der Vater der Prinzessin den Sohn des
Königs abholen, um die Hochzeit zu feiern. Er sollte sodann mit ihr ins Land
seines Vaters zurückkehren. Der König ließ seinen Sohn abreisen, und gab ihm
seinen Wesir nebst bedeutenden Geschenken, Geldern und Kostbarkeiten mit. Als
sie unterwegs waren, erinnerte sich der Wesir, dass unsern von der […]

988 Nacht

988. Nacht

Nach einem innigen Dankgebet des Prinzen begaben sie sich
auf den Rückweg. „Und wie viel glaubst Du, dass Du nun von Deiner Familie
entfernt bist? Zehn Jahre würde der schnellste Reiter brauchen, um den Weg, den
wir gemacht haben, zurückzulegen. Aber Gott ist Dir sehr gnädig gewesen, und
meiner Bekanntschaft hast Du es zu danken, dass wir diese […]

989 Nacht

989. Nacht

Am folgenden Tag trat der vierte Wesir herein, und bat um
das Leben des Prinzen, und um seine Bitte zu bekräftigen, erzählte er folgende
Geschichte.

Geschichte
von dem jungen Mann und einer Frau

Ein junger Mann sah eine Frau von außerordentlicher
Schönheit. Da er indessen bemerkte, dass die Frau nichts von […]

99 Nacht

99. Nacht

Herr, der Großwesir fuhr folgendermaßen in der
Geschichte fort, welche er dem Kalifen erzählte:

„Zwei Jahre,“ sagte er, „nachdem
Bedreddin-Hassan in die Hände dieses Lehrers gegeben worden war, der ihn
vollkommen gut lesen lehrte, lernte er den Koran auswendig. Nureddin-Ali, sein
Vater, gab ihm andere Lehrer, welche seinen Geist auf solche Weise
unterrichteten, dass er in dem Alter von zwölf […]

990 Nacht

990. Nacht

Als die Frau die Geschichte des Juweliers vollendet hatte,
sprach sie zum König: „Hier kannst Du, o König, also deutlich die List
der Männer sehen. Du würdest daher sehr unrecht tun, wenn Du ihnen trauen und
ihren Worten glauben wolltest.

Inzwischen war der fünfte Tag heran gekommen, und der
fünfte Wesir nahte sich dem König, warf sich vor ihm […]

991 Nacht

991. Nacht

Geschichte eines Mannes, der aus Reue sein
Leben lang nicht mehr gelacht hat

Ein sehr angesehener und begüterter Mann hatte einen
Sohn, den er sehr zeitig verlassen musste, denn ein schneller Tod nahm den Vater
von der Welt. Er hinterließ seinem Sohn sehr viele […]

992 Nacht

992. Nacht

Er bewohnte nun ganz allein dieses große Haus und war im
Besitz aller Reichtümer, die es enthielt. Dessen ungeachtet quälte ihn das
Verbot, die Türe zu öffnen, und er konnte nicht umhin, sich derselben zu
nähern, um sie zu besehen. Er fand sie sehr klein, in einem dunkeln Winkel
untergebracht und ganz mit Spinnweben überwebt, auch hatte sie […]

993 Nacht

993. Nacht

Kaum hatte sie ausgeredet, als der weibliche Wesir mit dem
Kadi und den Zeugen ankam, nebst einer großen Anzahl ehrwürdiger Frauen, deren
Haare lang herunterhingen, die aber übrigens sehr anständig gekleidet waren.
Sie befahl derselben, den Heiratskontrakt aufzusetzen und als dies geschehen
war, begann ein großes, prächtiges Fest.

Von nun an lebte der junge Mann mit ihr als Gatte […]

994 Nacht

994. Nacht

Bei Anfang der siebenten Nacht trat die Frau wieder zum
König herein. Sie hatte ein großes Feuer anzünden lassen und wollte sich
hineinstürzen, man hatte sie indessen davon abgehalten und sie zum König
gebracht. Diesen redete sie in ihrer Verzweiflung mit folgenden Worten an:
„O König! Wenn Du mir nicht Gerechtigkeit gegen Deinen Sohn verschaffst,
so stürze ich mich […]

995 Nacht

995. Nacht

Der Prinz pries ihm nun umso mehr seine Geschicklichkeit
im Umpflanzen der Bäume, im Pfropfen, im Senken der Weinstöcke und dem Pflegen
der Pflanzen und Blumen, und sagte ihm zugleich, er verstehe sehr vorteilhafte
Wassermaschinen zu bauen. Dieses freute den Gärtner so, dass er ihm sogleich
die Sorgfalt für den Garten übertrug und allen seinen Gehilfen befahl, seine
Anordnungen […]

996 Nacht

996. Nacht

Hierauf verließ er diesen Ort, ganz in Gedanken vertieft
und auf ein Mittel sinnend, der Gefahr zu entgehen. Er setzte sich in einen
Saal, allein verließ ihn sehr bald wieder, da er keine Ruhe hatte, und setzte
sich vor die Tür des Hauses. Kaum hatte er einige Minuten dagesessen, als die
alte Frau wieder vorbei kam, immer […]

997 Nacht

997. Nacht

Als Gadryf sie sah, näherte er sich ihr, küsste ihr die
Hand und ersuchte sie, an einem Tisch Platz zu nehmen, auf welchem er die
kostbarsten Speisen und Getränke aufgesetzt hatte. Mardye, welche glaubte, er
sei der Bräutigam der Tochter Hariffa’s, ließ sich nicht lange nötigen, und
auf diese Weise aßen und tranken sie denn miteinander und waren […]

998 Nacht

998. Nacht

Alles dieses geschah in Gegenwart der Weisen,
Rechtsgelehrten und vornehmsten Männer, welche alle über die Geläufigkeit
seines Ausdrucks und über seien Beredsamkeit erstaunt waren. Der König freute
sich ebenfalls, küsste ihn, und rief seinen Lehrer Sindbad, behandelte diesen
sehr freundlich, und fragte ihn um die Ursache des Stillschweigens, welches sein
Sohn sieben Tage lang beobachtet hätte. „Ich habe es […]

999 Nacht

999. Nacht

Nunmehr trat der Schuhflicker hervor: „O Greis, es
ist heute ein Mann zu mir gekommen, der hat mir einen Schuh zum Ausbessern
gegeben. „Was gibst Du mir dafür?“, fragte ich ihn. „Was Dir
Freude machen wird,“ war die Antwort. Ich verlange aber nicht weniger, als
sein ganzes Vermögen.“ Da sagte zu ihm der Greis: „Wenn er wollte von
Dir […]

965 Nacht

965. Nacht

Als sie wieder zu sich selbst kam, sagte sie: „Ach,
ihr lieben Leute von Damaskus! Rufe ihn, damit er unsere Geschäfte
besorge.“ Da winkte der Greis mit dem Kopf durch das Fenster, das aus
seinem Zimmer in die Moschee ging, dem Nureddin Ali zu, der auch sogleich
herein trat und bei dem ersten Anblick sogleich die Sittulmulach, sowie […]

966 Nacht

966. Nacht

Geschichte
Ins ben Kies und seiner Tochter

In Bagdad lebte vor alten Zeiten ein sehr mächtiger
König, mit Namen Ins, ein Sohn des Kies, Sohn des Rabia‘ Asschaibany. Dieser
heiratete eine Frau mit Namen Assyfa, Tochter des Assad Assandasy. Sie war von
vorzüglicher Schönheit, hatte glänzend schwarze Augen, und war übrigens […]

967 Nacht

967. Nacht

Man eilte sogleich, den König, der noch in einem
entfernten Zimmer war, von diesem Unfall zu benachrichtigen. Dieser eilte
schnell zu seinem Sohn, und fand ihn leblos ausgestreckt da liegen. Er setzte
sich sofort an sein Haupt, bestrich sein Gesicht mit Rosenwasser, und nach
einiger Zeit kam der Ohnmächtige wieder zu sich. „Mein lieber Sohn,“
sprach nun der König, […]

968 Nacht

968. Nacht

Dort fand er einen Kaufmann, der vor sich ein Schachspiel
stehen hatte. Er verweilte bei demselben einige Zeit, nur um ihm zuzusehen. Der
Kaufmann aber sah ihn seinerseits an, und fragte ihn: „Wie viel er
einsetzen wolle, wenn er Lust hätte, mit ihm zu spielen.“ – „Wie viel
Du willst,“ erwiderte Abbaas. – „Hundert Goldstücke,“ entgegnete
der Kaufmann. Da […]

969 Nacht

969. Nacht

Als er das gesagt hatte, näherte sich ihm die Frau und
küsste ihm die Füße, desgleichen auch der Mann, und alle, die gegenwärtig
waren, priesen ihn, und wünschten ihm Heil und Segen. Diese Tat verbreitete
sich unter den Kaufleuten, und bald war von nichts anderem die Rede, als von
Abbaas.

Was unterdessen den König anbetrifft, so sprach er,
nachdem er […]

97 Nacht

97. Nacht

Der Kalif war über das, was der junge Mann ihm erzählte,
sehr verwundert. Aber dieser billige Fürst, da er fand, dass jener mehr zu
beklagen als verbrecherisch wäre, so nahm er Anteil an ihm. „Die Handlung
dieses jungen Mannes,“ sagte er, „ist verzeihlich vor Gott, und bei
den Menschen zu entschuldigen. Der abscheuliche Sklave ist die einzige Ursache
dieser […]

970 Nacht

970. Nacht

„Guten Tag,“ sprach sie zu ihm, „Du von
Kummer gedrückter, der Du dagegen kein Mittel weißt. Es muss Dir irgend etwas
bedeutendes widerfahren sein. Teile mir es mit, wäre es auch ein großes
Geheimnis. Schon vermute ich etwas, denn ich habe Dich soeben ein Gedicht lesen
hören, welches sehr zärtlich war, und mir einigen Aufschluss gibt.“ Auf
diese Bitte […]

971 Nacht

971. Nacht

Ganz entstellt vor Schmerz kam sie zu Abbaas zurück.
Dieser schien vor Betäubung wie aus einem Schlaf zu erwachen, als er sie in
diesem Zustand ankommen sah. „Sage, was ist Dir begegnet?“, rief er
ihr zu. – „Ich bitte Dich, schicke mich nie mehr zu Maria, sie hat mich
schändlich behandelt, und so ist es mir ergangen.“ Darauf […]

972 Nacht

972. Nacht

Amer tat dies, und als sie aus dem Zelt traten, fanden sie
die Reiterei, zwölftausend Mann stark, und angeführt von Sahal, dem Sohn Kaabs.
Dieser ritt auf einem prächtigen schwarzen Rappen, und hieb nach Amer, welcher
sofort die Flucht ergriff. Nunmehr stürzte er sich auf Abbaas, welcher dem Amer
zurief: „Siehe nur auf mein Pferd, und beschützte meinen […]

973 Nacht

973. Nacht

Das Mädchen befolgte den Befehl der Prinzessin, und ging
zu der Frau hin. Als sie eintrat, fand sie dieselbe in weit schönerem und
köstlicherem Schmuck, als gewöhnlich. Sie grüßte sie, und fragte sie
sogleich: „Woher hast Du dieses schöne Gewand und diesen Schmuck,
desgleichen man nichts schöneres finden kann?“ – „O Schafyke,“
antwortete jene, „Du glaubst wohl, dass man […]

974 Nacht

974. Nacht

Als Abbaas Schafyke erblickte, fragte er sie: „Was ist Dein
Begehr?“ Statt aller Antwort küsste sie den Brief, und überreichte ihm
denselben. Er aber befahl einer seiner Sklavinnen, ihr denselben abzunehmen, und
von dieser nahm er ihn sodann an, und als er ihn gelesen hatte, sagte er:
„Wir gehören Gott an, und wir müssen alle dereinst zu ihm
zurückkehren.“ […]

975 Nacht

975. Nacht

Als sie bei Maria angekommen war, erzählte sie ihr alles,
was sie bei Abbaas gesehen und gehört hatte, so wie auch, dass er entschlossen
sei, bald in sein Vaterland zu reisen. Als Maria dies hörte, weinte und seufzte
sie, und starb fast vor Betrübnis. Sie warf sich auf ihr Ruhekissen, worauf sie
lange Zeit unbeweglich liegen blieb. Endlich […]

976 Nacht

976. Nacht

„Was ist Dein Begehr?“, fragte hierauf der
König von Bagdad, „denn, bei Gott, Deinen Worten kann man schwer
widerstehen.“ – „Ich wünsche,“ sprach Asys, „dass Du Deine
Tochter Maria meinem Sohn Abbaas zur Frau geben möchtest, denn Dir ist bekannt,
wie schön, verständig und tapfer er ist.“ – Da antwortete der König von
Bagdad: „O König, bei Gott, aus […]

977 Nacht

977. Nacht

Diese nahm die Harfe und sang dazu einige Verse ähnlichen
Inhalts, welche Abbas auch mit seinem Beifall belohnte. Nun befahl er dem
vierten Mädchen, welche aus Afrika war und die Balhatsa hieß, gleichfalls zu
singen. Diese bediente sich des Klaviers und sang folgende Worte:

„Als wir zur Freude versammelten, da glänzten uns
aus Deinen Augen zwei lange nicht […]

978 Nacht

978. Nacht

Diese war aus Syrien und hieß Ryhane1).
Sie nahm die Mandoline und sang folgende Verse:

„Gott hat mir das Glück vergönnt, Dich willkommen zu heißen, denn
Euer Anblick ist Freude und der Gegenstand meiner Wünsche.
Von Dir geliebt zu werden, tut dem Herzen wohl, und Deine Liebe ist süßer, als
das Leben selbst.
Bei […]

979 Nacht

979. Nacht

In Sina lebte ein König von außerordentlicher Macht,
alle Fürsten ehrten ihn wegen seiner Weisheit und sein Volk liebte ihn wegen
seiner Gerechtigkeit. Da er schon alt war und keine Kinder hatte, empfand er
darüber große Betrübnis, diese nahm so zu, das er ganze Tage lang sich seinem
Kummer überließ und sehr in Sogen darüber war, dass sein […]

98 Nacht

98. Nacht

Die bei dem Großwesir von Balsora versammelten Herren
hatten ihm kaum ihre Freude über die Heirat seiner Tochter mit Nureddin-Ali
bezeigt, als man sich zur Tafel setzte. Gegen Ende der Mahlzeit gab man
Zuckerwerk herum, wovon jeder, der Sitte gemäß, so viel nahm, als er mit sich
nehmen konnte: Worauf dann die Kadis mit dem Heiratsvertrag in der […]

980 Nacht

980. Nacht

„Entgehst Du dieser Gefahr,“ fuhr der Weise
fort, „so wirst Du sehr glücklich sein, und das Reich deines Vaters
ungestört besitzen. Unterliegst Du aber, so bedenke, dass man Gottes Ratschluss
nicht entgehen kann.“ – “ Du hast aber,“ erwiderte der Prinz,
„darin gefehlt, dass Du so geeilt hast, meinen Vater von meinen
Fortschritten zu benachrichtigen, ehe Du die Sterne […]

95 Nacht

95. Nacht

Herr, Euer Majestät kann sich denken, wie groß das
Erstaunen des Kalifen über diesen grässlichen Anblick war. Aber er ging aus
dem Erstaunen in einem Augenblick in Zorn über, und indem er auf den Wesir
einen furchtbaren Blick warf, sagte er zu ihm: „Unglücklicher, auf solche
Weise wachst du also über die Handlungen meiner Völker? Man begeht ungestraft
unter […]

950 Nacht

950. Nacht

Jetzt ergriff ein anderer König, mit Namen Munyr1),
den Becher, und sprach zu Tochfa: „Deine Gesänge sind bezaubernd. Empfange
daher von mir diese Geschenke.“ Und mit diesen Worten überreichte er ihr
eine Schüssel mit 800000 Goldstücken, worüber sich Kamrye sehr freute. Sie
stand auf, küsste Tochfa und sprach: „Möchte die Welt niemals diejenige
vermissen, […]

951 Nacht

951. Nacht

Die Könige der Geister fanden sich ebenfalls bald ein,
und grüßten sie, so wie auch Kamrye mit ihren Schwestern. Die Tische wurden
bereitet, man aß und trank, und Kamrye überreichte der Tochfa einen Becher,
und da sie eben ein Veilchen in der Hand hielt, bat sie dieselbe, ein Lied auf
dieses zu singen. Tochfa tat es denn […]

952 Nacht

952. Nacht

Die Königin freute sich über sie, reichte ihr die Hand, zog sie an sich,
und ließ sie auf dem Thron neben sich Platz nehmen. Sie küsste der Königin
die Hand, und diese sprach zu ihr: „Wisse, dass alles, was Du hier siehst,
alle Throne und Teppiche, keinem Geist gehört. Es ist alles mein, und Ablys hat
mich inständig […]

953 Nacht

953. Nacht

Darauf bat Ablys sie, und sprach zu ihr: „O Fürstin,
ich beschwöre Dich bei dieser erhabenen Königin, singe mir etwas, und preise
Dich dadurch selbst. Schlage mir es nur ja nicht ab.“ Tochfa erwiderte
darauf: „Wenn Du mich nicht bei etwas so hoch erhabenen beschworen
hättest, so würde ich es nicht tun, denn kann sich denn ein Mensch […]

954 Nacht

954. Nacht

Die ganze Versammlung stand bei dieser Erklärung auf und
verneigte sich vor ihr. Die Königin aber bekleidete sie mit einem Ehrenkleid
und gab ihr eigenhändig die Ernennung zu ihrer Statthalterin.

Nachdem hierauf Tochfa dem Wunsch der Königin gemäß
noch etwas gesungen hatte, umarmte sie diese noch einmal, und entfernte sich, so
wie die übrigen Könige. Als die vierte Nacht […]

955 Nacht

955. Nacht

Jener machte sich nun mit hunderttausend Reitern gegen den
Maimun auf. Die Königin aber begab sich zu ihren Schwestern, mit denen sie
folgendes verabredete: „Ihr wisst,“ sagte sie, „dass der schwarze
Berg nebst dem darauf befindlichen Schloss Maimuns auf einer Insel liegt. Dieser
Insel wollen wir uns nun in Menschengestalt auf einem Schiff nahen, dort
absteigen, und unter dem […]

956 Nacht

956. Nacht

„Maimun ist nicht wert, dass man wegen ihm Dich
belästigt,“ erwiderte man der Königin, „denn er ist viel zu
gering.“ Sie benachrichtigte sie hierauf, was Kamrye und ihre Schwestern
bereits getan hatten, und dass Tochfa ganz befreit sei. Diese küsste die Hand
der Königin Schaheba, welche sie an ihr Herz drückte, und zu ihr sagte:
„Die Besorgnisse sind vorüber, […]

957 Nacht

957. Nacht

Als der Diener, der vor ihrer Türe zu schlafen beauftragt
war, in dem Zimmer ihre Stimme und ihr Spiel hörte, sprach er: „Bei Gott,
das ist ja meine Fürstin Tochfa! Sie ist es selbst!“ Außer sich vor
Freude sprang er auf und eilte zu dem Sklaven, der an der Türe des Kalifen
Wache hielt. Als dieser ihn […]

958 Nacht

958. Nacht

Geschichte von Abul Hassan aus Damaskus und seinem Sohn
Nureddin Ali 1)

In Damaskus lebte vor sehr alten Zeiten ein sehr reicher
Kaufmann. Er besaß sowohl Grundstücke in Syrien, als auch Schlösser, Gärten
und Bäder in Damaskus selbst. Dieser Mann, welcher […]

959 Nacht

959. Nacht

Die Schöne sagte hierauf zu ihm: „Komm näher.“
Als er sich ihr nun näherte, stieß sie ihn mit den Füßen von sich, so dass
er auf die Erde fiel, und sagte: „Diesen garstigen Mann mag ich nicht zum
Herrn.“ Annahas stand wieder auf, schüttelte sich den Staub ab, und
sprach: „Wer will mehr bieten?“ Da nahte sich ein […]

96 Nacht

96. Nacht

Geschichte
der zerstückelten Frau und des jungen Mannes, Ihres Gatten

„Beherrscher der Gläubigen, ihr sollt wissen, dass
die zerstückelte Frau meine Frau und eine Tochter meines Oheims von
väterlicher Seite, hier dieses Greises, war. Als ich sie heiratete, war sie
erst zwölf Jahre alt, […]

960 Nacht

960. Nacht

Nachdem sie eine Weile gegessen und getrunken hatten,
sagte Nureddin zu dem Herrn der Sklavin: „Nun wünschte ich, dass Du mir
das Mädchen hervorbrächtest, denn ich habe sie nur gekauft, um mir in
ähnlichen Augenblicken durch ihren Gesang Freude zu machen.“ Da erhob sich
Annahas, ging zu der Sklavin hinein, und sagte zu ihr: „Der junge Mann ist
da, […]

961 Nacht

961. Nacht

Sie nahm die Laute und sang:

„Werde ich wohl je den Geliebten wieder sehen, von
dem ich so gewaltsam getrennt wurde?
O wie schön war doch sein Anblick! Wie glänzend sein Gesicht! Glich er der
Sonne oder dem aufgehenden Mond?
Ich bitte den, der uns trennte, und unsere Trennung veranlasste, dass er uns
wieder vereinige.“

Als sie geendet hatte, sprach […]

962 Nacht

962. Nacht

Mesrur, der Scharfrichter, nahm sie hierauf bei der Hand
und wollte sie zur Türe hinaus führen. Da wendete sie sich um, und sprach:
„Ich beschwöre Dich, o Fürst der Gläubigen, bei dem Namen Deiner Väter
und Voreltern, dass Du anhörst, was ich Dir zu sagen habe.“ Und zugleich
sprach sie folgende Verse:

„O Fürst! Dem die Gerechtigkeit zu […]

963 Nacht

963. Nacht

Da dankte Sittulmulach, und ging in ihr Zimmer. Die
Fürstin Sobe

964 Nacht

964. Nacht

Durch diese Drohung beunruhigt, ging der Greis aus seinem
Haus, und begegnete auf der Straße einem Juden, der sein Nachbar war. „Was
fehlt Dir?“, fragte ihn dieser, „Du siehst heute so betrübt aus, auch
geht es in Deinem Haus viel lebhafter als gewöhnlich zu, denn ich höre laut
reden, was ich sonst nie bei Dir bemerke.“ – „Das […]

932 Nacht

932. Nacht

„Ich habe nämlich viel Geld,“ fuhr die Frau
fort, „und brauche dieses nicht. Bei der ganzen Unternehmung hatte ich
bloß die geheime Absicht, etwas zu tun, wodurch Du mich kennen lernen solltest,
um sodann mich Dir zur Heirat anbieten zu können.“ Mit diesen Worten
öffnete sie zugleich noch einige andere Kästen, worin ich unbeschreiblich viel
Geld und andere Kostbarkeiten […]

933 Nacht

933. Nacht

Als sie vollendet hatte, und wieder zu mir herauskam,
dachte ich bei mir selbst: „Sollte ich mich von dieser Frau an Frömmigkeit
übertreffen lassen? Nein, das sei fern von mir.“ Ich ließ mir daher von
der Haushälterin ein anderes Gefäß mit Wasser bringen, legte meine
Kostbarkeiten ebenfalls ab, entkleidete mich, und ging mit dem Wasser ins
Nebenzimmer, betete, und […]

934 Nacht

934. Nacht

Nun trat der vierte Vorsteher hervor, und erzählte
folgende Geschichte:

„Als ich einst an der Türe des Polizeigebäudes
saß, kam eine Frau zu mir, welche erklärte sie sei die Gattin eines Arztes,
den sie mir nannte. Zugleich zeigte sie an, dass eine Menge vornehmer Leute der
Nachbarschaft bei ihrem Mann, der in dem und dem Haus wohnte, Wein tränken. […]

935 Nacht

935. Nacht

„Nun wohl,“ sagte der Präfekt, „setze nur
alles in Bereitschaft.“ Da erbat sich die alte Frau von ihm Leute, die sie
begleiteten, die Bande gefangen nehmen, und ihm zuführen sollten.
„Indessen,“ fügte sie hinzu, „befiehl du Deinen Leuten, dass sie
alles, was ich ihnen sagen werde, genau befolgen sollen.“ Er gab ihr nun
eine Anzahl von Leuten zur Begleitung, […]

936 Nacht

936. Nacht

„O mein Bruder,“ sprach der Unbekannte, „Du
hast nichts zu befürchten. Holt gleich alles her, was ihr ihm genommen
habt!“ Sogleich wurde mir auch alles zurückgebracht, und ich vermisste
nichts von meinen Sachen. Sodann reichte er mir einen köstlichen Becher voll
Limonade, ließ einen Tisch decken, und ich musste mich mit allen übrigen an
denselben setzen, und mit ihnen […]

937 Nacht

937. Nacht

Mit jedem Augenblick wuchs mein Mitleiden für den jungen
Mann, besonders da ich merkte, dass er sehr für die Frau eingenommen war. Ich
gab ihm verschiedene Zeichen, und winkte ihm, ja nicht der Frau zu folgen.
Endlich bemerkte er es, und verstand mich. Allein jener Frau waren meine Zeichen
ebenfalls nicht entgangen, sie drohte mir mit der Hand, […]

938 Nacht

938. Nacht

„Unter dem Vorwand, dass bei ihr eine Hochzeit
gefeiert würde, lud diese Frau einst eine Braut als Hochzeitsgast ein1).
Diese sagte zu, und an dem bestimmten Tag kam daher die Frau, holte die Braut
ab, und brachte sie durch die bekannte geheime Tür hinein. Sogleich stürzten
sich vier Leute auf sie zu, um […]

939 Nacht

939. Nacht

Der Vorsteher befahl hierauf seinem Sklaven, der das Geld
genommen hatte, alles anzuwenden, um in das Haus des Juden etwas zu bringen, was
ihn verdächtig und für sein Leben besorgt machte. Das tat er denn auch, und
zwar bediente er sich folgender List. Er schnitt nämlich einer toten Frau die
hand ab, an deren Finger ein goldner Ring […]

94 Nacht

94. Nacht

„Die Schiffe langten endlich an, und nachdem mein
Herr selbst dasjenige ausgewählt hatte, auf welchem ich heimkehren sollte, so
belud er es mit Elfenbein, zur Hälfte für meine Rechnung. Auch vergaß er
nicht, mich mit dem nötigen Mundvorrat zu versorgen, und nötigte mich über
dem, Geschenke von großem Wert und merkwürdige Landesprodukte mitzunehmen.
Nachdem ich ihm für alle mir […]

940 Nacht

940. Nacht

Jedoch um uns genauer davon zu überzeugen, gingen wir an
den Fluss, und wuschen ihn ab, und er überzeugte sich, dass er sich nicht
geirrt habe. „Ja,“ sagte er hierauf, „es ist mein Bruder. Er
hatte die Gewohnheit, sich bei den Leuten einzuschleichen, um eine gute Mahlzeit
zu genießen und sich zu belustigen.“ Der Mann warf indessen doch […]

941 Nacht

941. Nacht

Geschichte
des Kalifen Harun Arraschyd und der Tochfatulkuloub
1)

Der Kalif Harun Arreschyd, welcher in Bagdad residierte,
hatte unter seinen nächtlichen Erzählern einen gewissen Abdullah ben Naf

942 Nacht

942. Nacht

„Ich wünschte sehr, dass du mir etwas ganz
außerordentliches erzählen möchtest, desgleichen Du noch nie, weder mir noch
meinem Vater je vorgetragen hast.“ – „Mein Herr!“, erwiderte
dieser, „von welcher Art und Gattung soll diese Geschichte denn sein, die
Du von mir verlangst?“ – „Es muss etwas sehr schönes sein,“
sagte der Prinz, „es mag sich nun in älteren […]

943 Nacht

943. Nacht

Das Mädchen, erfreut über dieses Lob, stand auf, küsste
ihm die Hand, und sprach: „O Herr, in Deiner Gegenwart versagen mir leider
die Hände ihren Dienst, aus Hochachtung für Dich, so wie die zeigen bei Deinem
Anblick, und der Beredetste könnte wohl vor Dir verstummen. Aber Du bist auch
ebenso nachsichtig, und ich erlaube Dir daher, meinen Schleier […]

944 Nacht

944. Nacht

„Ich bin,“ antwortete sie, „Deine Sklavin
Tochfa.“ – „Wer bist Du, Tochfa?“, rief er aus, „und ich
konnte Dich vergessen?“ Nun blickte er sie an, und sprach: „Wie hast
du Dich verändert. Wie bist Du schön geworden! Wie erfüllst Du mich mit
Entzücken! Warst Du es, die jetzt sang?“ Da fuhr sie zusammen, fürchtete
sich, und sagte: „Ja, mein […]

945 Nacht

945. Nacht

Dort stellte er sie ihm in Gegenwart Giafars, des Wesirs,
vor, warf sich auf die Erde und sprach: „O Fürst der Gläubigen, ich
bringe Dir ein Mädchen, dessen Schönheit keines gleichen hat, und die in ihrem
Gesang und in der Kunst, die Laute zu spielen, von niemandem übertroffen wird.
Sie heißt Tochfa.“ – „Wo ist diese Schönheit, die […]

946 Nacht

946. Nacht

Als nun Tochfa gegen Abend ganz allein in ihrem Zimmer
dasaß, in einem Buch lesend, und zwei goldene Leuchter vor sich habend, in
denen wohlriechende Wachskerzen brannten, fiel plötzlich ein mit Moschus
durchdufteter Apfel vor ihr nieder. Sie sah nach oben, von wo er gekommen war,
und siehe, es war die Sultanin Sobe

947 Nacht

947. Nacht

Das Mädchen war sehr in Furcht, und hielt sich fest an
den Sattelknopf des Pferdes an. Nach Verlauf einer Stunde befanden sie sich
plötzlich auf einer schönen grünen Wiese, deren Boden einem Gewand glich, in
welches Blumen von den verschiedensten Farben eingewebt waren. In der Mitte
derselben erhub sich hoch in die Luft ein prächtiges Schloss, dessen goldene
Zinnen […]

948 Nacht

948. Nacht

„O,“ sagte hierauf die Königin zu Tochfa,
„singe doch noch etwas so schönes.“ Diese nahm sogleich wieder ihre
Laute, und sang nach einem schönen Beispiel folgendes Lied:

„Je mehr meine Sehnsucht nach Euch zunimmt, desto
mehr tröstet sich mein Gemüt in der Hoffnung Eures Wiedersehens.
Denn Gott kann das Band, das zerrissen ist, vereinigen. Ebenso wie er mich […]

918 Nacht

918. Nacht

Die Alte übergab nunmehr die Turbanbinde dem jungen Mann,
und der Seidenhändler versöhnte sich mit seiner Frau, und beschenkte sie mit
kostbaren Stoffen und Schmuck, worüber sie viel Freude hatte.

Als der König diese Geschichte von seinem Kammerherrn
gehört hatte, wurde er beschämt, und sprach: „Fahre fort, Deinen Dienst
wie gewöhnlich zu verrichten, und Dein Land zu bebauen, denn […]

919 Nacht

919. Nacht

Hier war er denn über den Anblick, der sich ihm darbot
sehr verwundert. Doch besann er sich nicht lange, denn er war ein tapferer,
verständiger, und sehr weiser Mann. Er holte einen Strick, und zog uns alle
heraus, und fragte uns, wie denn das alles gekommen sei. Wir erzählten ihm
alles ganz genau, und er versank darüber in […]

92 Nacht

92. Nacht

„Ich nahm den Brief des Königs von Serendyb und
ging, um mich an der Pforte des Beherrschers der Gläubigen zu zeigen, begleitet
von der schönen Sklavin und denjenigen Personen meiner Familie, welche die mir
anvertrauten Geschenke trugen. Ich sagte, was mich herführte, und wurde
sogleich vor den Thron des Kalifen gebracht. Ich warf mich vor ihm nieder, und
nach […]

920 Nacht

920. Nacht

Betrübt ging der König an dem Ufer des Meeres mehrere
Tagesreisen weit fort, nährte sich von Kräutern, erblickte aber kein lebendes
Wesen. Endlich gelangte er auf eine bebaute Ebene, und zuletzt zu einer Stadt am
Ufer des Meeres. Da es schon sehr spät war, so wollte man ihm die Tore nicht
öffnen, weshalb er die Nacht außerhalb des […]

921 Nacht

921. Nacht

Als am anderen Morgen die Weisen des Reiches, die Richter
und ihre Stellvertreter zusammen gekommen, und der Magier, die beiden Edelknaben
und ihre Mutter vorgeführt worden waren, und der König sich nach ihren
Angelegenheiten erkundigt hatte, sagten die beiden Jünglinge, bei denen er die
Untersuchung anfing, folgendes: „Wir sind die Söhne des Königs N. böse
Menschen und Feinde hatten […]

922 Nacht

922. Nacht

Drei Tage hatte sich bereits der König an den Freuden des
Wiedersehens seiner Gattin und seiner Kinder gelechzt, ohne irgend jemanden vor
sich gelassen zu haben. Am vierten aber bestieg er seinen Thron. Zugleich
versammelte sich alles Volk, ein jeder nach seinem Rang und seiner Würde, und
alle vereinigten sich, ihn zu preisen, wofür er ihnen seinen Dank […]

923 Nacht

923. Nacht

„Lieber Bruder,“ antwortete Selma, „ich
weiß nicht, was ich zu so etwas sagen soll. Doch Du weißt ja das Sprichwort,
welches sagt: „Wer das Beste auswählt, wählt nicht vergebens, und wer
einen guten Rat verlangt, wird es nicht bereuen.“ Auch sagt ein anderes
Sprichwort: „Wenn man sich verbrannt hat, bleiben die Spuren lange.“
übrigens ist dies da ein sehr […]

924 Nacht

924. Nacht

Soeben setzte der Koch das Messer an, um ihn zu ermorden,
da sprach Selim zu ihm: „Warum tust Du das mit mir? Fürchte Gott! Siehst
Du denn nicht, dass ich fremd bin? Wisse, dass ich noch viele Angehörige habe,
die meiner hier in der Nähe warten. Warum willst Du mich denn töten?“ –
„Ich will Dich darum töten, […]

925 Nacht

925. Nacht

Selim antwortete hierauf: „Ich leiste Dir den Schwur,
den Du mir vorschreiben wirst, dass ich Dein Geheimnis verschweigen, und Deines
Betragens mit keinem Buchstaben erwähnen will, so lange ich lebe.“ –
„Nun wohl,“ sprach der Koch, „ich bin entschlossen, Dich frei zu
lassen, insofern nämlich, dass ich Dich mit meinem Bruder zur See abreisen
lassen will, und zwar […]

926 Nacht

926. Nacht

Infolge seiner Betrübnis wurde Selim krank, und der Koch,
der ihn schon für verloren hielt, nahm ihn aus dem Gefängnis und aus den
Ketten, und überlieferte ihn einem alten Weib, deren Pflege er ihn anvertraute.
Die Frau übernahm ihn, und brachte ihn nach ihrer Wohnung. Die Pflege, die er
bei ihr genoss, verbunden mit der Freude, nicht mehr […]

927 Nacht

927. Nacht

Da näherte sich Selim dem vermeintlichen König, küsste
die Erde vor ihm, und erzählte seine Geschichte bis zu der Zeit, wo er mit
seiner Schwester Selma in die Stadt kam. Ferner, wie er in die Hände des Kochs
kam, und die Qualen, die er bei ihm auszustehen hatte, bis er ihn endlich mit
seinem Bruder nach Indien schickte, […]

928 Nacht

928. Nacht

Alle drei, Selma, Selim und seine Gattin überließen sich
drei Tage lang der Freude über ihre Wiedervereinigung, und lebten diese Zeit
über von allen Menschen zurückgezogen. Unterdessen verbreitete sich die
Nachricht in der Stadt, dass der König seinen Bruder wieder gefunden habe,
welcher zwei Jahre lang vermisst, und beim Koch angetroffen worden sei. Es
versammelten sich daher am vierten […]

929 Nacht

929. Nacht

Jetzt sah der König auf eine schmerzliche Weise ein, wie
sehr ihm die treue Aufrichtigkeit seines verstoßenen Wesirs fehlte. Er schickte
daher nach ihm, setze ihn wieder in seine vorigen Würden ein, und entfernte von
sich die Neider und Bösen, die ihn veranlasst hatten, den Wesir zu
verabschieden. Da pries der wieder eingesetzte Wesir Gott, lobte ihn, und
rechtfertigte […]

93 Nacht

93. Nacht

„Nachdem die Seeräuber uns geplündert und uns
schlechte Kleider statt der unsrigen gegeben hatten, brachten sie uns nach einer
großen, sehr fernen Insel, wo sie uns verkauften.

Ich fiel in die Hände eines reichen Kaufmanns, der mich,
gleich nachdem er mich gekauft hatte, in seine Wohnung führte, in welcher er
mir gut zu essen und einen Sklavenanzug gab. Einige […]

930 Nacht

930. Nacht

„O König,“ fuhr Scheherasade in der folgenden
Nacht fort, „mir sind einige Geschichten von der List der Frauen
eingefallen, die wohl vielen zur Warnung dienen möchten. Allein ich fürchte,
dass, wenn ich sie dem König vortrage, sie mir in seiner Meinung schaden
könnten. Denn es gibt so viele listige und betrügerische Frauen, und das
Unglück, was sie anrichten können, […]

931 Nacht

931. Nacht

„Wenn ich Dir das werde gesagt haben, so wird der
Anführer der Nachtwache wahrscheinlich keinen Argwohn gegen meine Worte hegen,
sondern wird sagen: „Wir können diese Frau nicht auf der Straße lassen,
sondern müssen sie jemandem übergeben, der sie bis morgen früh in Schutz
nimmt. Dann musst Du sagen: Das schicklichste ist, das sie diese Nacht bei der
Familie […]

901 Nacht

901. Nacht

Sie nahm die siebenhundert Drachmen in Empfang, und kehrte
in ihr Haus zurück, wo sie bei anbrechendem Morgen anlangte, und dem Dieb seine
Freiheit schenkte. „Liebster Freund,“ rief sie ihm im Weggehen zu:
„Wenn sehen wir Dich wieder kommen, um den Schatz zu holen?“ –
„Du Schuldenbock,“ erwiderte er ihr, „wenn Du wirst wieder
siebenhundert Drachmen nötig haben, um […]

902 Nacht

902. Nacht

Nach vielen vergeblichen Entwürfen entschloss er sich,
seine Frau um Rat zu fragen. Mit dieser wurde nun beschlossen, dass man ihm eine
tiefe Grube graben wollte, und zwar an dem Ort der Vorhalle des königlichen
Palastes, wo der Wesir durchgehen musste, und dass man sie danach mit den
gewöhnlichen Teppichen wieder bedecken wolle. Dies wurde denn auch genau
ausgeführt.

Hierauf […]

903 Nacht

903. Nacht

Auf diese Art befand sich also der alte König nebst
seinem Wesir in seine frühere Lage zurück versetzt, und so leer sie auch den
Schatz fanden, so wussten sie doch durch weise Maßregeln ihn bald wieder
anzufüllen, ohne die Untertanen zu drücken. Er gab dadurch auch einen Beweis,
dass Einsicht und Schonung der Untertanen weiter führen könne, und […]

904 Nacht

904. Nacht

Bei dieser Gelegenheit fiel er denn in einen Abgrund
hinab, wo er einen schmählichen Tod fand, während seine Freunde in ihrer
Unbesorgtheit glücklich und gesund erwachten. Hätte dieser Mann seine
Einsichten unterdrückt, und sich vertrauensvoll dem Geschick überlassen, ohne
die Vorherbestimmung umgehen zu wollen, so wäre er unbeschadet davon gekommen.

Doch diese Geschichte ist gar nichts im Vergleich mit […]

905 Nacht

905. Nacht

Sie ergriff hierauf einen Stein, streifte ihre ärmel auf,
wobei er ihren schönen weißen Arm zu bewundern Gelegenheit hatte, und schlug
mit solcher Gewalt auf das Schloss, dass es zersprang, und sagte sodann:
„Nunmehr tritt herein, mein Herr.“ Dieses tat er denn auch, obgleich
in banger Besorgnis. Sie folgte ihm, und schloss die Tür hinter sich zu, und
beide […]

906 Nacht

906. Nacht

Sogleich fiel ihm auch ein, dass ihm schon seit einigen
Tagen jemand nachfolge. Er beschloss sogleich, ihm aufzupassen, und als er ihn
nach Verlauf einiger Tage bemerkte, stellte er sich sehr tiefsinnig, und tat,
als wenn er mit sich selbst spräche. Endlich sagte er ziemlich vernehmlich.
„Im Topf waren sechzig Dinare, zwanzig Dinare habe ich an dem und […]

907 Nacht

907. Nacht


Abenteuer eines Kadis

In Bagdad lebte einst ein Kadi, der sein Amt auf die
tadelloseste Weise verwaltete und durch das Beispiel seines Privatlebens seinen
strengen Rechtssprüchen noch mehr Kraft gab. Nachdem er seinem ehrenvollen
Posten mehrere Jahre hindurch vorgestanden hatte, wünschte er nach Mekka zu
pilgern und begab sich, nachdem […]

908 Nacht

908. Nacht

Als sie sich etwas erholt hatte, ging sie landeinwärts
und fand eine freundliche Landschaft, mit Bächen und Fruchtbäumen, die ihren
Durst und Hunger stillten, reichlich versehen. Am zweiten Tage gelangte sie in
eine prächtige Stadt. Sie wurde wie alle Fremden vor den Sultan geführt, der
sie fragte, wer sie wäre. Sie erzählte ihm, sie hätte ihr Leben […]

909 Nacht

909. Nacht

Der Tagelöhner und die Frau
1)

In einem arabischen Dorf lebte vor alten Zeiten eine
Witwe, die von ihrem Mann in guter Hoffnung war. Eben daselbst wohnte auch ein
Tagelöhner, in welchen man viel Zutrauen setzte. Als nun die Zeit der
Entbindung herankam, brachte die Frau bei […]

91 Nacht

91. Nacht

„Wir begaben uns insgesamt nach der Stadt Serendyb1),
denn auf dieser Insel befand ich mich. Die Schwarzen stellten mich ihrem König
vor. Ich nahte mich dem Thron, auf welchem er saß, und grüßte ihn, wie man
die indischen Könige zu grüßen pflegt, das heißt, ich warf mich zu seinen
Füßen und küsste […]

910 Nacht

910. Nacht

Geschichte
von dem Weber, der auf Anstiften seiner Frau ein Arzt wurde
1)

In Persien hatte sich ein Mann mit einer Frau verheiratet,
welche von edlerem Geschlecht war als er, und obwohl diese immer es verabscheut
hatte, sich mit einem […]

911 Nacht

911. Nacht

Sie gab ihm nun etliche Drachmen, wofür er ihr einige
Arzneimittel hinreichte, welche aber dieser Krankheit gar nicht angemessen
waren, sondern sie im Gegenteil verschlimmern mussten. Dies bemerkte Galenus,
und erkannte deutlich den Fehler. Er rief daher einige seiner Schüler, die
gerade gegenwärtig waren, zu sich, und trug ihnen auf, den Arzt nebst seinen
Mitteln und Gerätschaften zu ihm […]

912 Nacht

 

912. Nacht

Geschichte von den beiden Schlauköpfen,
die sich gegenseitig überlisteten
1)

In Bagdad lebte einst ein Mann namens Marusi, der für
einen der größten Schlauköpfe galt, und schon viele Leute durch seine List
betrogen hatte. Einst trug er einen Sack voll Schafkot, und hatte […]

913 Nacht

913. Nacht

Marusi fragte sie ferner wegen des Vermögens und wegen
der Gelder, auf welche Frage sie indessen ebenfalls antwortete, dass sie von dem
Allem nichts wisse.

Nunmehr setzte er sich an das Haupt des Verstorbenen, und
sagte ihm ins Ohr: „Wisse, lieber Rasi, dass ich Dich nicht eher als nach
zehn Tagen verlassen, und dass ich die Nächte hindurch bei […]

914 Nacht

914. Nacht

Da der Tote dies sah, glaubte er, er würde nun ganz
gewiss sterben müssen, und dachte bei sich selbst: „Das Waschen habe ich
ausgehalten, ebenso das Brühen mit heißem Wasser, so wie auch das Kratzen mit
dem Messer, und die unbequeme Enge des Grabes, und Gott hat mich alles dieses
ertragen lassen. Allein dieser Schwerthieb ist ein Todesschlag.“ […]

915 Nacht

915. Nacht

Geschichte
von den Listigen, die den Geldwechsler betrogen
1)

Vier abgefeimte Betrüger vereinigten sich einst, um einen
reichen Geldwechsler zu überlisten. Einer von ihnen begab sich nämlich zu ihm,
und zwar mit einem Esel, auf welchen er einen Geldsack geladen hatte, und
verlangte, dass ihm […]

916 Nacht

916. Nacht

Geschichte
von dem Erzbetrüger 1)

Ein großer Betrüger, der sich aber das Ansehen der
größten Redlichkeit zu geben verstand, pflegte unter dem Schein des
Handeltreibens in die Städte zu gehen, sich zu den vornehmsten Bewohnern zu
gesellen, und durch das rechtlichste Benehmen sich alle Leute zu Freunden zu
machen: Sodann […]

917 Nacht

917. Nacht

Geschichte
von dem König und der Frau des Kammerherrn
1)

Ein persischer König hatte die Gemahlin seines
Kammerherrn, da er gehört hatte, dass sie sehr schön sei, lieb gewonnen. Dies
veranlasste ihn denn, sich eines Tages zu ihr zu begeben. Als sie ihn […]

886 Nacht

886. Nacht

Geschichte
von dem Mann aus Chorassan, seinem Sohn und dessen Lehrer

„Dieser Mann hatte einen Sohn, dessen Bestes er
eifrig wünschte. Der Sohn aber entzog sich den Augen des Vaters, um allen Arten
von Ergötzlichkeiten nachzugehen. Einst bat er ihn, er möchte ihm die
Pilgerreise nach dem […]

887 Nacht

887. Nacht

Als der König dies sah, ließ er ab von ihr, wurde von
Mitleid ergriffen, und ging von dannen. Sie aber weigerte sich von nun an aus
großer Betrübnis, Speise und Trank zu sich zu nehmen, und so oft sich der
König in den folgenden Tagen ihr näherte, floh sie von ihm. Nun schwur der
König, er werde […]

888 Nacht

888. Nacht

O König, fuhr hierauf der Wesir Arrachuan fort. Diese
Geschichte ist bei weitem nicht so angenehm, als die von dem Sänger und dem
Gewürzkrämer mit seiner Frau. König Schach Bacht erlaubte nun dem Wesir nach
Hause zu gehen, woselbst er so lange blieb, bis ihn der König am anderen Abend
rufen ließ, weil er sehr wünschte, die Geschichte […]

89 Nacht

89. Nacht

„Die Kaufleute, mit welchen ich im Wald war,“
fuhr Sindbad fort, „rafften Steine auf und warfen sie aus Leibeskräften
nach den auf den Gipfeln der Bäume befindlichen Affen. Ich folgte ihrem
Beispiel, und sah, dass die Affen, von unserer Absicht unterrichtet, eifrig
Kokosnüsse pflückten und sie uns mit zornigen und erbitterten Gebärden
zuwarfen. Wir sammelten die Nüsse, und warfen […]

890 Nacht

890. Nacht

Am anderen Morgen begab er sich wieder zum Gewürzkrämer,
den er nach freundlichem Empfang wieder von den Begebnissen des vorigen Tages
unterrichtete. Als er nun an die Stelle kam, wo er erzählte: „Da kam
wieder ihr Mann, der Dummkopf, und sie streckte mich diesmal in einen Kasten,
den sie zudeckte. Der Mann aber kehrte das Haus von unterst […]

891 Nacht

891. Nacht

Da sagte der Perser zu ihm: „Kannst Du noch keine
Ruhe finden? Bist Du noch nicht zufrieden, mit Deiner Raubsucht ungestraft davon
gekommen zu sein?“, und fing nun von neuem an, auf ihn loszuschlagen, und
warf ihn zuletzt zur Tür hinaus.

Der Sänger war nun genötigt, den noch übrigen Teil der
Nacht in einer Ruine zuzubringen. Am Morgen dachte […]

892 Nacht

892. Nacht

Da unterbrach ihn der Kaufmann: „Willst Du denn bei
den Perlen ein Inneres und ein äußeres annehmen?“ – „Ja wohl,“
sprach der Greis, „in ihrem Innern ist ein Wurm, der sie aushöhlt. Jene
aber ist tadellos, und kann nie zerbrochen werden.“ – „Mache uns das
deutlich,“ sagte der Kaufmann, „und überhaupt, woran sollen wir
erkennen, dass Du die Wahrheit […]

893 Nacht

893. Nacht

Eines Tages veränderte ich meine Kleider, steckte viel
Geld zu mir und ging in der Stadt spazieren, als ich ein sehr schönes Haus
erblickte. Wie ich es noch so betrachtete, erschien ein reizendes Mädchen am
Fenster. Als sie mich erblickte, eilte sie davon, und ließ mich ganz in
Begeisterung zurück. Da trat ich zu einem Schneider herein, der […]

894 Nacht

894. Nacht

Senkrecht unter dem Strick bemerkte er noch zehn
aufeinander gestellte Ziegeln, und einen Zettel, worauf folgende Worte standen:
„Der Tod ist unausbleiblich. Dir bleibt in Deiner Lage nichts übrig, als
Dich zu erhängen. Bitte daher keinen von meinen Brüdern, um etwas, noch irgend
jemanden anderen, sondern stoße die Ziegeln mit Deinem Fuß voneinander, damit
Dir keine Möglichkeit zur Rettung […]

895 Nacht

895. Nacht

Er war von ihrer Schönheit so ergriffen, dass er
besinnungslos zur Erde fiel, denn die Liebe zu ihr hatte sich ganz seiner Seele
bemächtigt. Als er wieder zu sich selbst kam, blieb er darunter sitzen, und man
vermochte ihn nicht von dieser Stelle wegzubringen.

Als sein Vater nach einigen Tagen zu ihm kam, fand er ihn
ganz blass […]

896 Nacht

896. Nacht

Doch ist, sagte der Wesir Rachuan, diese Erzählung noch
lange nicht so schön, wie die Geschichte des Gerbers und seiner Frau.

Geschichte
des Gerbers und seiner Frau
1)

In einer großen Stadt lebte eine sehr schöne Frau,
welche einen Offizier zum Geliebten hatte. Ihr Mann, welcher ein […]

897 Nacht

897. Nacht

So niedlich indessen die Geschichte ist, so steht sie doch
in keinem Vergleich mit der Geschichte des Kaufmanns, der alten Frau und des
Königs.

Geschichte von dem Kaufmann, der alten
Frau und dem König 1)

In der Stadt Chorassan waren mehrere Familien, […]

898 Nacht

898. Nacht

Geschichte
von dem Toren, der sich in alles mengte
1)

Es gab vor alten Zeiten einen Narren, der war reich, und
hatte eine sehr schöne Frau. Diese liebte einen jungen Mann, welcher sie in der
Abwesenheit ihres Gatten besuchte. Dieses dauerte eine Weile […]

899 Nacht

899. Nacht

Doch ist diese Geschichte nicht so schön, als diejenige
des Gehässigen.

Geschichte
von dem Gehässigen 1)

Ein mächtiger, aber sehr ungerechter König bewohnte ein
sehr schönes, gesegnetes Land. Da er indessen seine Völker drückte, so flohen
viele aus seinem Land. Er hatte die schreckliche Gewohnheit, dass, wenn er von
irgend einem […]

9 Nacht

9. Nacht

„Meine liebe Schwester,“ rief
Dinarsade in der folgenden Nacht zur gewöhnlichen Stunde, „ich bitte dich
die Geschichte des Fischers zu vollenden; ich sterbe vor Begierde sie zu
hören.“ – „Ich will deine Neugier befriedigen,“ antwortete die
Sultanin. Zu gleicher Zeit bat sie den Sultan um Erlaubnis; und nachdem sie
dieselbe erhalten hatte, nahm sie die Geschichte vom Fischer folgendermaßen
wieder […]

90 Nacht

90. Nacht

„Die, welche zuerst starben, wurden von den anderen
begraben. Was mich betraf, so erwies ich allen meinen Gefährten die letzte
Ehre: und darüber dürft ich euch nicht wundern, denn außer dem, dass ich den
mir zugeteilten Vorrat besser zu Rate hielt, als jene, so hatte ich auch einen
besonderen für mich allein, und ich hatte mich wohl gehütet, […]

900 Nacht

900. Nacht

Dieser Mann hatte nun keinen Schatz vorzuzeigen. Allein
der Dieb glaubte ihm nicht, sondern drang in ihn mit Drohungen und Prügeln, so
dass der Mann in seiner Angst ausrief: „Ich schwöre Dir, dass ich meine
Frau verstoßen will, wenn ich die Unwahrheit sage.“ – „Wehe
Dir,“ rief die Frau, „Du willst mich verstoßen, da doch der Schatz in
der […]

870 Nacht

870. Nacht

Ich befolgte den Rat der Geister und erblickte eine
Wasserleitung: Ich trat hinein und ging, so lang sie war, darin fort. Kaum hatte
ich dann einige Schritte hinaus getan, als ich meine Gattin auf einer weiten
Wiese erblickte, sitzend auf einem Kissen von Goldbrokat und bedeckt mit einem
seidenen Schleier, dessen Saum einen prächtigen Garten voll Bäumen […]

871 Nacht

871. Nacht

Wir bestiegen das Schiff, welches segelfertig stand: Der
Wind war uns beständig günstig, und wir langten sehr glücklich zu Balsora an.
Der Scherif, entzückt, seine vielgeliebte Tochter wieder zu sehen, empfing uns
mit offenen Armen und überhäufte uns mit Liebkosungen.

Nachdem ich mich einige Zeit von den überstandenen
Mühseligkeiten ausgeruht hatte, verschloss ich mich eines Tages allein in […]

872 Nacht

872. Nacht

Geschichte
des Seif Sul Jesn

In den ältesten Zeiten war ein König von Jemen, mit
Namen Sul Jesn, ein Hamjaride von dem Geschlecht der Fubbaa, welche noch lange
vor der Zeit Mohameds herrschten. Er hatte zahlreiche Heere und einen großen
Hofstaat. Sein Minister, welcher Jottreb hieß, war sehr bewandert in den
Wissenschaften der […]

873 Nacht

873. Nacht

Der König gab hierauf
seine Zustimmung und Jottreb ließ sogleich Baumeister und Feldmesser kommen,
welche den Grund ausgruben und Mauern ausführen ließen, und prachtvolle
Paläste anlegten. Mit dieser Arbeit hörten sie nicht auf, bis der Wesir einst
einer Anzahl Leute seines Volks befahl, die Stadt mit ihren Familien zu
bewohnen. Dies geschah, und ihre Nachkommen leben noch dort […]

874 Nacht

874. Nacht

So hatte sie ihn eine geraume Zeit hingehalten, als sie
endlich schwanger wurde. Im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft wurde Sul Jesu krank. Als seine Krankheit zunahm, berief
er die Vornehmsten seines Hofes, benachrichtigte sie von dem Zustand Kamryes,
empfahl sie ihnen und verordnete, dass, wenn sie einen Sohn gebären sollte,
dieser ihr König sein solle. Diesen Befehl […]

875 Nacht

875. Nacht

Als indessen sein Wesir Sikar Dium, Bruder des Sikar Sivas, der
bei Seif Arr-add Minister war, eintrat, und den Kleinen bemerkte, erfüllte Gott
sein Herz mit Hass gegen denselben. „Glaube nicht,“ sagte er, als ihm
der König die wunderbare Art seines Auffindens mitteilte, „was dieser Mann
Dir sagte, das kann nur das Kind einer Frau sein, die […]

876 Nacht

876. Nacht

Hier
erblickte er ein Mädchen von außerordentlicher Schönheit und Vollkommenheit,
die in Tränen zerfloss. Während er von ihrer Schönheit ganz betroffen war,
machte er auf sie einen nicht minder tiefen Eindruck. "Wer bist Du?",
fragte ihn das Mädchen. – "Sage mir vielmehr, wer bist Du?",
entgegnete er. "Ich bin Schame, die Tochter des Königs Asrach." –
"Du bist Schame?", […]

877 Nacht

877. Nacht

Dieser Sudun aber hatte seine Festung auf dem Gipfel eines
hohen Berges gebaut. Sie war sehr fest und er behauptete sie mit der Schärfe
seines Schwertes. Sie war sein steter Aufenthaltsort, von wo aus er die Wege
unsicher machte, und Räubereien beging. Endlich gelangte die Kunde von ihm zu
Seif Arr-ad, und er schickte gegen ihn dreitausend […]

878 Nacht

878. Nacht

Das Zimmer war durch
Wachskerzen erleuchtet, die auf goldenen und silbernen Leuchtern standen. In
diesem Augenblick sprach der Schwarze: „Ihr Sklaven, was habt ihr mit den
Gefangenen von der Karawane gemacht?“ – „Wir haben sie unten in der
Feste an Ketten und am sichersten Ort gelassen.“ – Darauf erwiderte er:
„Wenn einer unter ihnen nachlässig gefesselt wäre, so […]

879 Nacht

879. Nacht

Als die Sklaven dieses sahen, stiegen sie auf die Mauern,
weinten und wehklagten. Schame aber rief Wachs el-Fellath: „Nimm sein Haupt
und beeile unsere Rückkehr, ehe der Morgen beginnt.“ – „Wie,“
sprach dieser, „ich sollte einen solchen Tapferen auf so hinterlistige Art
töten, da er so edel und großmütig ist?“ Zugleich näherte er sich dem
Sudun, küsste ihn […]

88 Nacht

88. Nacht

„Ungeachtet meiner Ohnmacht,“ sagte Sindbad,
„blieb der lästige Greis fortwährend fest auf meinem Hals und streckte
bloß die Beine ein wenig aus, um mich wieder zu mir selber kommen zu lassen.
Als ich mich wieder erholt hatte, stemmte er einen seiner Füße heftig gegen
meinen Magen, und mich mit dem anderen stark in die Seite schlagend, zwang er
mich […]

880 Nacht

880. Nacht

Hier wurden sie durch ein Geräusch unterbrochen, indem
Wachs el-Fellath mit Sudun erschien, um den König zu begrüßen. Dieser hieß
sie sich setzen, aber Sudun blieb stehen. Der König nötigte ihn von neuem
worauf dieser antwortete: „Du Schwächling, Dir war wohl die Welt zu eng,
dass Du mein Haupt als Mitgabe für Deine Tochter verlangst?“ – „Setze
Dich […]

881 Nacht

881. Nacht

Diesen Weg schlug Wachs el-Fellath ein, und nach drei Tagen trat ihm ein Ritter entgegen, der ihn
begrüßte und rief: „Willkommen Seif Sul Jesu, Du beglückst diese
Gegend.“ Seif erwiderte seien Gruß und fragte: „Woher kennst Du mich,
und wie weißt Du meinen Namen?“ – „Ich bin,“ war die Antwort,
„kein tapferer, kein berühmter Ritter, sondern eine […]

882 Nacht

882. Nacht

Sie ging, und bei der Dunkelheit der Nacht näherte er
sich der Stadt, und gelangte an den dritten Turm rechts, wo Alka und Taka sich
befanden. Als sie ihn erkannten, warfen sie ihm sogleich das Seil zu, woran er
sich befestigte. Als er hinaufgezogen war, stiegen sie von der Mauer herab, und
wollten sich eben nach Alkas […]

883 Nacht

883. Nacht

Sie begab sich nun zum König, bei dem sie die Weisen sehr
zahlreich versammelt fand. Sobald sie eintrat, ließ sie der König neben sich
auf den Thron setzen. „Mutter Alka,“ sprach er, „ich habe diese
Nacht kein Auge zugetan vor Kummer über das gestrige Ereignis.“ –
„Hast du nicht Weise,“ sprach sie zu ihm, „die das Brot […]

884 Nacht

884. Nacht

Hier verließ sie ihn, und schloss sich an
den König an. Als sie an das Gebäude kamen, wurde die Türe geöffnet, der
König trat ein und man fand das Buch. Sie erwiesen ihm sogleich die üblichen
Ehrenbezeigungen, und verlängerten diese Art Gottesdienst, während Seif an der
Türe stand und mit sich kämpfte, ob er eintreten solle oder nicht. […]

885 Nacht

885. Nacht

Geschichte des Königs Schach Bacht und
seines Wesirs Arrachuan

Vor alten Zeiten lebte, wie erzählt wird, ein großer
König, mit Namen Schach Bacht, der seinem Wesir Arrachuan, einem mit Weisheit,
Einsicht und Gottesfurcht begaben Mann, alle Angelegenheiten seines Reiches und
seiner Untertanen übertragen hatte. Lange Zeit hatte er bereits […]

855 Nacht

855. Nacht

Nachdem er am folgenden Tag sich seines Ladens entledigt
hatte, dachte er nur daran, seine Reise fortzusetzen. Obwohl er das größte
Verlangen fühlte, seinen Sohn zu umarmen und sich den Wünschen des Kalifen zu
fügen, der auf die Rückkehr an seinen Hof drang, so entschloss er sich
nichtsdestoweniger, zuvor nach Kairo zu reisen, um seinen Vater und […]

856 Nacht

856. Nacht

Geschichte
des Abu Muhammed Alkeslan

Eines Tages, als der Kalif Harun Arreschyd auf seinem
Thron saß, umgeben von seinem ganzen Hofstaat, trat ein Sklave mit einem
goldenen, mit Perlen gestickten und mit Diamanten besetzten Stirnband in der
Hand an die Stufen des Thrones, berührte mit seiner Stirn den Boden und sprach:

„Großmächtiger Beherrscher […]

857 Nacht

857. Nacht

Sobald der Sklave seinen Herrn hiervon benachrichtigt
hatte, kam Abu Muhammed Alkeslan selber, Mesrur und seien Begleiter zu
empfangen.

Nachdem er von ihnen noch umständlicher die Absicht ihres
Besuchs vernommen hatte, lud er sie ein, näher zu treten; aber sie weigerten
sich mit der Entschuldigung, dass der Befehl des Kalifen durchaus keinen
Aufschub litte, und dass dieser Fürst ungeduldig […]

858 Nacht

858. Nacht

In der Tat, sobald der Tag anbrach, führte man ihm ein
Maultier vor, dessen Sattel von Goldbrokat mit Perlen und Diamanten geschmückt
war. Er stieg hinauf, nahm Abschied von dem Emir Muhammed Alsobe

859 Nacht

859. Nacht

„Herr,“ antwortete Alkeslan, „die
Dunkelheit meiner Geburt, meine vormalige Armut und die Trägheit, in welcher
ich lange gelebt habe, vermehren das Wunderbare meiner Geschichte. Sie ist voll
erstaunlicher Begebenheiten, dass sie verdiente, in goldenen Buchstaben
aufgeschrieben und von allen denjenigen gelesen zu werden, welche sich gern
durch das Beispiel und die Begebnisse anderer belehren lassen. Wenn Euer
Majestät mir […]

86 Nacht

86. Nacht

„Ich erwartete nur den Tod, als ich den Stein
aufheben hörte. Man ließ eine Leiche und eine lebendige Person herab. Der Tote
war ein Mann. Es ist natürlich, in äußersten Fällen äußerste Entschlüsse
zu fassen. Während man die Frau herabließ, nahte ich mich dem Ort, an welchen
ihre Bahre zu stehen kommen sollte und als ich sah, dass […]

860 Nacht

860. Nacht

Abul Mosaffer nahm willig meine fünf Silberstücke an und
versprach mir lächelnd, den ihm gegebenen Auftrag auszurichten. Ich dankte ihm
und ging alsbald wieder nach Hause, auf den Arm meiner Mutter gestützt.

Abul Mosaffer, in Begleitung einer großen Anzahl von
Kaufleuten, stach in See, und nach einer ziemlich glücklichen Fahrt landete er
an den Küsten von China. Als […]

861 Nacht

861. Nacht

Um Mitternacht näherte sich der Affe, welchen man frei
hatte laufen lassen, dem Abul Mosaffer und befreite ihn aus seinen Fesseln.
Dieser tappte nun im Dunkeln nach seinen Unglücksgefährten, welche im Wahne,
er hätte sich selber befreit, ausriefen:

"Der Himmel erbarmt sich unser, Abul Mosaffer, weil
er vergönnt hat, dass Ihr Eure Fesseln zerbrochen habt und unser Befreier
werden […]

862 Nacht

862. Nacht

Als ich nach Hause kam, sagte ich zu meiner Mutter:

„Das ist ein sauberes Ding mit dem Handel! Wenn Ihr
mich schlafen seht, so hütet Euch wohl, mich zu wecken, damit ich nach dem
Hafen laufen soll. Schaut her,“ setzte ich hinzu, indem ich ihr den Affen
zeigte, „und seht, welche Ware man mir von China mitgebracht […]

863 Nacht

863. Nacht

Erschrocken über dieses Wunder, war ich im Begriff aus
meinem Zimmer zu stürzen, als er zu mir sprach:

„Fürchte nichts, Abu Muhammed, und verwundere Dich
nicht, mich reden zu hören: Ich bin kein gewöhnlicher Affe.“

„Wer bist Du denn?“, rief ich aus.

„Ich bin,“ antwortete er mir, „einer von
den abtrünnigen Geistern. Das Elend, in welchem Du lebtest, hat […]

864 Nacht

864. Nacht

Ich zog hierauf aus meinem Busen eine Börse mit tausend
Goldstücken und bot sie dem Scherif dar mit den Worten:

„Hier ist meine Herkunft und mein Rang! Der Reiche
bedarf keiner anderen Empfehlung. Das Geld beantwortet alle Einwendungen. Ihr
kennt den Spruch des Propheten: „Die beste Hilfsquelle ist das Geld.“
Einer unserer besten Dichter hat sehr glücklich in […]

865 Nacht

865. Nacht

„In dem Zimmer, in dem Du die Nacht mit Deiner Braut
zubringen wirst,“ antwortete er mit gedämpfter Stimme, „ist ein
Gemach, an dessen Türe ein kupferner Ring hängt; unter diesem Ring wirst Du
ein kleines Bund Schlüssel finden, mit deren Hilfe Du die Türe öffnen kannst.
Beim Eintritt in dieses Gemach wirst Du einen eisernen Kasten sehen, […]

866 Nacht

866. Nacht

Ich begab mich nach Hause, tief betrübt, das Werkzeug des
Verderbens einer Frau gewesen zu sein, welche mir so teuer geworden war, obwohl
ich ihres Anblickes nur wenige Augenblicke genossen hatte. Ich suchte überall
meinen Affen, um ihm mein Abenteuer zu erzählen; aber alle meine
Nachforschungen waren vergeblich. Nunmehr erkannte ich, dass er selber es war,
der meine […]

867 Nacht

867. Nacht

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, als ich ein
Gespenst in einem langen weißen Gewand erscheinen sah, welches mich also
anredete:

„Wir haben Deine Wohltätigkeit und Deinen Edelmut
erfahren. Alle Gott und seinem Propheten getreue Geister teilen unsere
Erkenntlichkeit. Bedarfst Du unser, so sprich, wir sind bereit, Dir zu helfen
und für Dich alles zu tun, was in unserer […]

868 Nacht

868. Nacht

Plötzlich erschien vor mir ein himmlischer Geist, angetan
mit einem azurblauen Gewand, auf welches seien blonden Haare in langen Locken
über seine Schultern hinabwallten. Sein Antlitz war glänzend wie das Licht,
und in der Hand hielt er eine Lanze, von welcher nach allen Seiten Feuerfunken
aussprühten.

„Abu Muhammed,“ sagte er zu mir, „sprich
auf der Stelle den Spruch aus: […]

869 Nacht

869. Nacht

Auf meine bejahende Antwort sagte er zu mir, ich möchte
mich nicht fürchten, er wäre einer meiner Freunde und wollte mir seine
Erkenntlichkeit für einen ihm von mir geleisteten Dienst bezeigen.

87 Nacht

87. Nacht

„Die Kaufleute, die sich mit mir eingeschifft hatten
und mit mir ans Land gestiegen waren, zerschlugen das Ei mit starken
Axtschlägen und machten eine öffnung, aus welcher sie den Roch stückweise
herausholen und braten ließen. Ich hatte sie ernstlich gewarnt, das Ei nicht
anzurühren, aber sie wollten mich nicht hören. Kaum hatten sie ihr Mahl
beendet, als in der […]

838 Nacht

838. Nacht

Am folgenden Morgen fand der Kalif seine Wachen durch die
Wirkung des Pulvers, welches Achmed Komakom sie hatte einatmen lassen, fest
eingeschlafen. Er weckte sei auf und wollte seine Sachen wieder nehmen, die er
auf das Sofa gelegt hatte. er war erstaunt, nichts davon wieder zu finden, und
geriet in einen furchtbaren Zorn. Nachdem er sich ganz […]

839 Nacht

839. Nacht

Als der Wali ihm seinen Auftrag bekannt gemacht hatte,
sagte Alaeddin zu ihm:

„Ihr könnt herein treten und in meinem Haus alle Euch
gut dünkenden Untersuchungen vornehmen.“

„Ich bitte Euch tausend mal um Entschuldigung,
Herr,“ sagte der Wali etwas verlegen. Ihr seid über allen Verdacht
erhaben, und Gott verhüte, dass ein Mann wie Ihr sich solcher Treulosigkeit und
Verräterei schuldig […]

84 Nacht

84. Nacht

„Die Leute, welche den Pfeffer einsammelten, kamen
mir entgegen. Sobald sie mich sahen, fragten sie mich auf arabisch, wer ich
wäre und woher ich käme. Höchst erfreut, sie meine Sprache reden zu hören,
befriedigte ich ihre Neugier, indem ich ihnen erzählte, auf welche Art ich
Schiffbruch gelitten hätte, auf die Insel gekommen und in die Hände der
Schwarzen gefallen […]

840 Nacht

840. Nacht

Chatun, bei diesen Worten vor Wut fast erstickend, warf
sich über Jasmin her, riss ihr ihre reichen Kleider, Putz und Schmuck vom Leib
und ließ sie mit einem härenen Hemd und einem Rock von groben Tuch bekleiden.
Sie verurteilte sie zum Küchendienst und versetzte sie unter ihre niedrigsten
Sklavinnen und kündigte ihr an, dass fortan ihre Verrichtung […]

841 Nacht

841. Nacht

„Herr,“ antwortete dieser, „ich will auf
meinen Kopf wetten, dass Alaeddin unschuldig und dass dies alles nur eine
teuflische List seiner Feinde ist, um ihn zu stürzen. Es ist kein Augenblick zu
verlieren, um ihn zu retten. Ich gehe, wenn Ihr wollt, Euch ein Mittel dazu zu
verschaffen.“

In der Tat begab Hassan Schuman sich sogleich nach dem
Gefängnis […]

842 Nacht

842. Nacht

Als Alaeddin den Laden und das Warenlager in Besitz
genommen hatte, riet Achmed Aldanaf ihm, sich mit dem Handel zu beschäftigen
und sich in den Willen Gottes zu ergeben. Nachdem er noch drei Tage bei Alaeddin
geblieben war, nahm er am vierten Tag Abschied von ihm, um nach Bagdad
zurückzukehren, und empfahl ihm, in diesem Laden zu […]

843 Nacht

843. Nacht

Die unglückliche Jasmin, als sie das Ziel ihrer
Schwangerschaft erreicht hatte, gebar sie einen Knaben, so schön wie der Tag.
Als ihre Genossinnen sie fragten, welchen Namen sie ihm geben wollte, antwortete
sie: „Ach, wenn sein Vater noch lebte, würde er selber ihn benamen; weil
er aber nicht mehr ist, so soll dieses teuere Kind Aslan heißen.“

Jasmin […]

844 Nacht

844. Nacht

Aslan, selber von dem Anblick eines so kostbaren Kleinods
gereizt, bat Komakom, ihm ein Geschenk damit zu machen.

„Das ist mir unmöglich,“ sagte darauf Komakom.

„Unmöglich? Warum denn das?“, fragte Aslan
neugierig.

„Ich kann ihn Euch nicht geben,“ antwortete
Achmed, „denn er ist schon Ursache an dem Tod eines Menschen gewesen.“

„Welches Menschen denn?“, fuhr Aslan verwundert
fort.

„Eines Fremdlings, der in […]

845 Nacht

845. Nacht

„Dein Vater,“ antwortete Jasmin mit Bewegung,
„ist der Emir Chaled, Wali von Bagdad.“

„Nein, nein,“ rief Aslan aus, „Ihr täuscht
mich, es ist Alaeddin Abulschamat.“

Bei diesem mit Feuer ausgesprochenen Namen, der ihr so
schmerzliche Erinnerung hervorrief, zerschmolz Jasmin in Tränen und fragte
ihren Sohn, wer ihm doch ein Geheimnis entdeckt hätte, welches sie so lange im
Grunde ihres Herzens […]

846 Nacht

846. Nacht

Unter diesen Rittern befand sich ein heimlicher
Abgesandter der Feinde des Kalifen, welcher in der Absicht gekommen war, ihn zu
töten. Er ergriff eine Kugel und schlug sie aus allen seinen Kräften, indem er
gerade auf das Antlitz des Fürsten zielte, Aslan, achtsam auf alles, was in der
Nähe des Kalifen vorging, wandte den Wurf ab und […]

847 Nacht

847. Nacht

Der Kalif befahl sogleich, dem Komakom die Bastonade zu
geben. Nach etlichen Streichen bekannte derselbe, er wäre der Urheber des
Diebstahls, und wurde ins Gefängnis geworfen.

Der Kalif argwöhnte, dass der Emir Chaled mit Komakom im
Einverständnis wäre, und wollte auch ihn verhaften lassen.

„Unumschränkter Beherrscher der Gläubigen,“
sagte der Wali, „ich bin unschuldig an dem Verbrechen, dessen Ihr […]

848 Nacht

848. Nacht

Ein fränkischer Konsul oder Handelsmann, der durch die
Straße kam und das Kleinod bemerkte, welches Alaeddin ausgehängt hatte,
näherte sich seinem Laden und fragte ihn, ob dieser Stein zu verkaufen wäre.

„Alles, was in meinem Laden ist, ist zu verkaufen,
Herr,“ antwortete Alaeddin.

„Wohlan,“ sagte der Konsul, „ich biete Euch
achtzigtausend Dukaten dafür.“

„Für diesen Preis ist er mir nicht […]

849 Nacht

849. Nacht

„Ich bin der Hauptmann dieses Schiffes,“
antwortete der Franke, „und ich bin ausdrücklich von Genua nach
Alexandrien gekommen, um Euch zu entführen und Euch der Vielgeliebten meines
Herzens zu bringen.“

Einige Tage darauf gewahrte man ein Kaufschiff mit vierzig
Kaufleuten von Alexandrien. Der Hauptmann befahl sogleich, Jagd darauf zu
machen. Als er es eingeholt, geentert und erobert hatte, ließ […]

85 Nacht

85. Nacht

„Stellt euch meinen Schmerz vor! Lebendig begraben zu
werden schien mir kein minder beklagenswertes Los, als den Menschenfressern zur
Speise zu dienen, und doch musst‘ ich dran. Der König wollte mit seinem ganzen
Hof den Leichenzug mit seiner Gegenwart beehren, und auch die angesehensten
Personen der Stadt erzeigten mir die Ehre, meinem Begräbnis beizuwohnen.

Als Alles zu der Feierlichkeit […]

850 Nacht

850. Nacht

Alaeddin willigte ein, der Nonne zu folgen, welche mit ihm
die Versammlung verließ und ihn sogleich nach dem Kloster führte.

Als sie im Vorhof angelangt waren, fragte Alaeddin seine
Führerin, welche Art Dienst sie von ihm forderte. „Mit Anbruch des
Tages,“ sagte sie, „nehmt Ihr fünf Maulesel, führt sie in den
benachbarten Wald, und hier haut und spaltet […]

851 Nacht

851. Nacht

Auf solche Weise lebte er hier siebzehn Jahre lang, indem
er nach seinem Belieben die Großen wie die Kleinen zum Dienst des Klosters
aufbot.

Eines Tages, als er beschäftigt war, den Fußboden der
Kirche zu waschen und zu bohnern, trat die alte Nonne herein und befahl ihm
ungestüm, sich zu entfernen.

„Wohin soll ich gehen?“, fragte er sie.

„Mein Freund,“ […]

852 Nacht

852. Nacht

Die Prinzessin und ihre Frauen bemühten sich, ihnen zu
helfen, und als sie beide wieder zu sich selber gekommen waren, wünschte die
Prinzessin ihnen Glück zu ihrer Wiedervereinigung.

„Gnädige Frau,“ sagte Alaeddin zu ihr,
„Ihr seid es, wie ich sehe, der ich mein Glück verdanke.“ Sodann
einen zärtlichen Blick auf seien Gattin werfend, sagte er zu ihr:

„Du lebst […]

853 Nacht

853. Nacht

Nachdem die Prinzessin in Alaeddins Hände ihr
Glaubenbekenntnis und ihre Anhänglichkeit an die Religion Mohammeds erneuert
hatte, bat er sie, ihn mit den Eigenschaften des kostbaren Steines bekannt zu
machen, und auf welche Weise derselbe zuerst in ihre Hände gekommen wäre.

„Herr,“ antwortete die Prinzessin, „dieser
Stein ist ein wahrer Schatz. E ist mit fünf Eigenschaften begabt, welche […]

854 Nacht

854. Nacht

Husn Merim hatte sich während der zeit der größten
Kostbarkeiten bemächtigt und dachte an nichts anders als an ihre Flucht. Sie
nahm den kostbaren Stein, welchen sie so sorgfältig verwahrte, und zeigte
Alaeddin ein Sofa, welches auf einer der Flächen eingegraben war: Diese Fläche
rieb sie nun ein wenig, und augenblicklich erschien ein Sofa vor ihnen. Sie
setzte […]

822 Nacht

822. Nacht

Kemaleddin glaubte nun, nicht länger widersprechen zu
dürfen, und sagte zu Alaeddin:

„Handelt nunmehr nach Eurem Gefallen. Ich habe Euch
die Vorstellungen gemacht, welche ich für meine Pflicht hielt Euch zu machen.
Ich fürchte, Ihr werdet nur zu spät erkennen, wie gut ich Euch geraten
habe.“

Alaeddin befahl, die Maultiere zu entladen und die Zelte
aufzuschlagen.

Um Mitternacht war er genötigt […]

823 Nacht

823. Nacht

Zugleich spornte er sein Pferd und sprengte mit
verhängten Zügeln hinter Alaeddin drein.

Alaeddin bemerkte jetzt vor sich ein Wasserbecken, bei
welchem eine Zisterne war: Er kletterte schnell die Mauer dieser Zisterne hinan,
streckte sich darauf aus und lag, als wenn er schliefe: Er empfahl sich Gott und
bat ihn, ihn allen Blicken zu entziehen. Als der Beduine […]

824 Nacht

824. Nacht

„Ich habe Euch schon mehrmals gesagt,“
antwortete ihm der Greis, „dass solches unmöglich ist: Habt Ihr nicht
selber die Ehescheidung ausgesprochen?“

Der Greis, der in diesem Augenblick Alaeddin bemerkt
hatte, war erstaunt über seine Schönheit und Anmut und grüßte ihn auf
liebreiche Weise. Nachdem Alaeddin seien Gruß sehr höflich erwidert hatte,
fragte der Greis ihn, wer er wäre.

„Ich heiße […]

825 Nacht

825. Nacht

„Ihr ganzer Leib,“ fuhr die Alte fort, „ist
mit einem scheußlichen Aussatz bedeckt, welchen sie Euch unfehlbar mitteilen
würde, wenn Ihr die Unvorsichtigkeit hättet, sie nur im geringsten zu
berühren.“

„Ich kann Euch wohl versichern,“ sagte Alaeddin
lebhaft, „dass ich mich in solcher Entfernung von ihr halten werde, dass
sie mir nichts mitteilen kann.“

Nachdem die Alte den Alaeddin in […]

826 Nacht

826. Nacht

„Das ist nicht so schwer, als Ihr denkt,“ fuhr
Sobe

827 Nacht

827. Nacht

„Es ist meine Gattin,“ antwortete Alaeddin.
Zugleich erzählte er ihnen sein Abenteuer, und wie sein Schweigervater eine
Verschreibung über fünfzigtausend Goldstücke von ihm in Händen hätte, und
in welcher Verlegenheit er sich wegen ihrer Bezahlung befände, weil er nur
einen Aufschub von zehn Tagen dazu hätte erlangen können.

„Seid unbesorgt,“ sagte ihm einer der Derwische.
„Ich bin das Oberhaupt […]

828 Nacht

828. Nacht

An ebendiesem Tag war Sobe

829 Nacht

829. Nacht

Indem nun Alaeddin und sein Schweigervater beschäftigt
waren, die Ballen hereinbringen zu lassen, fragte Sobe

83 Nacht

83. Nacht

„Ich war, gleich mehreren anderen Kaufleuten und
Matrosen so glücklich, ein Brett zu ergreifen. Wir alle wurden durch einen
Meerstrom auf eine vor uns liegende Insel getrieben. Dort fanden wir Früchte
und Quellwasser, wodurch unsere Kräfte wieder hergestellt wurden. Wir hielten
selbst unsere Nachtruhe an der Stelle, an welche uns das Meer geworfen hatte,
ohne über das, was wir […]

830 Nacht

830. Nacht

„Gott hat mir Mittel beschert, mich aus der
Verlegenheit zu reißen,“ sagte Alaeddin. „Mein Vater hat mir soeben
fünfzigtausend Goldstücke und fünfzig Ballen der köstlichsten Stoffe
geschickt, jeder tausend Goldstücke wert, wie ihre Aufschrift anzeigt. Auch hat
er mir ein vollständiges sehr reiches Kleid, einen Zobelpelz, ein Maultier,
einen Sklaven und ein goldenes Waschbecken nebst Gießkanne geschickt. überdies
habe […]

831 Nacht

831. Nacht

Der Kalif empfing den Alaeddin auf die gnädigste Weise
und nahm seine Geschenke mit Vergnügen an. Er ließ ihn mit einem Ehrenrock
bekleiden, ernannte ihn auf der Stelle zum Vorsteher der Kaufmannschaft von
Bagdad und ließ ihn in dieser Eigenschaft seinen Sitz im Diwan einnehmen.

In diesem Augenblick war Alaeddins Schwiegervater, der
bisher dieses Amt bekleidete, in den […]

832 Nacht

832. Nacht

Eines Abends, da er eben nach Hause gekommen war und die
Soldaten des Achmed Aldanaf entlassen hatte, saß er bei seiner Gattin, als sie
aufstand und ihn verließ mit den Worten, dass sie sogleich wiederkäme. Kurz
darauf ließ ein durchdringender Schrei sich hören. Alaeddin eilte hinaus, um
zu sehen, wo der Schrei herkäme, und fand seien geliebte […]

833 Nacht

833. Nacht

Nach dem Diwan, als der Kalif sich wieder in das Sera

834 Nacht

834. Nacht

Giafar wurde aber bald enttäuscht, denn als er am
folgenden Morgen Alaeddin besuchte, teilte dieser ihm seinen Kummer mit und
sagte zu ihm:

„Was habe ich denn dem Kalifen getan, das ihn
bewogen, mir Kut Alkulub zu geben? Ich hätte eines solchen Geschenkes gar wohl
entbehrt.“

Der Wesir antwortete Alaeddin, es wäre die große
Zuneigung des Kalifen zu ihm, welche […]

835 Nacht

835. Nacht

Chaled gab dem Ausrufer einen Wink und fragte ihn, wie
diese Sklavin hieße. Nachdem er vernommen, dass sie Jasmin hieß, und dass
schon tausend Goldstücke für sie geboten worden, wandte er sich zu seinem Sohn
und sagte ihm, wenn er sie haben wollte, müsste er sie überbieten. Habadalum
Besasa sagte also dem Ausrufer, dass er ein Goldstück […]

836 Nacht

836. Nacht

Achmed Komakom, der die Menschenfreundlichkeit des Wesirs
Giafar kannte und wohl wusste, dass seine Verwendung bei dem Kalifen niemals
fruchtlos wäre, ließ ihn anflehen, sich gütig für ihn zu verwenden.

Als der Wesir mit dem Kalifen davon redete, sagte dieser
zu ihm:

„Kann ich der menschlichen Gesellschaft eine solche
Plage antun und so argen Räubereien freien Lauf lassen?“

„Herr,“ sagte […]

837 Nacht

837. Nacht

„Herr,“ antwortete Komakom, „das Leben des
Unglücklichen scheint sich mit seinen Leiden zu verlängern.“

„Emir Chaled,“ rief der Kalif aus, „warum
hast Du mir diesen Verbrecher vorgeführt?“

„Unumschränkter Beherrscher der Gläubigen,“
antwortete der Wali, „seine arme Mutter, die aller Hilfe beraubt ist und
nur noch ihre Hoffnung auf ihn hat, fleht Euer Majestät an, diesem
Unglücklichen, der seine Vergehungen bereut, […]

805 Nacht

805. Nacht

Hierauf wandte er sich zu Naama und sprach: „Wenn
Eure Sklavin Euch nicht zurückgestellt wird, so könnt ihr Euch zehn von den
meinigen auswählen, und ebenso viele von denen des Befehlshabers der Wache, um
Euch für Euren Verlust zu entschädigen.“

„Eilt doch,“ rief er dem Befehlshaber zu,
„und forscht der Sklavin Naamas nach!“

Der Befehlshaber der Wache ging hinaus, und […]

806 Nacht

806. Nacht

Er wandte sich alsdann zu Naama und fragte ihn nach seinem
Namen. Nachdem er vernommen hatte, dass er Naama hieß, rief er ihm zu:

„Wohlauf! Naama, erhebt Euch ein wenig, und habt
Vertrauen auf die Vorsehung, welche Euch unverzüglich wieder mit Eurer Sklavin
vereinigen wird. Unterdessen mäßigt Euren Gram, der Euch verzehrt, nehmt etwas
Nahrung zu Euch, und bemüht […]

808 Nacht

808. Nacht

Sie bat die Alte, ihr eine Schilderung des Jünglings zu
machen, von welchem sie ihr soeben gesagt hätte. Diese beschrieb ihn nun
vollkommen, und sagte, er hieße Naama, und hätte ein Mal auf dem rechten
Augenlied, wäre auf die zierlichste Weise gekleidet, und seine Gestalt die
schönste, welche man nur sehen könnte.

Während dieses Gesprächs nahm Naam den Trank, […]

809 Nacht

809. Nacht

Die Alte war ziemlich erstaunt, aber noch mehr
geschmeichelt durch dieses Vertrauen, und fragte Naama, ob er wirklich der Herr
der schönen Sklavin wäre. Als dieser es ihr beteuert hatte, gestand sie ihm,
dass Naam unaufhörlich von ihm redete. Als der junge Mann ihr alle seine
Abenteuer erzählt hatte, war die Alte innig gerührt, und versicherte ihn, sie
würde […]

81 Nacht

81. Nacht

„Gott war von meiner Verzweiflung gerührt: In dem
Augenblick, in welchem ich mich ins Meer stürzen wollte, erblickte ich in
ziemlicher Entfernung vom Ufer ein Schiff. Ich schrie aus Leibeskräften, um
mich hörbar zu machen und ließ die Leinwand meines Turbans wehen, damit man
mich bemerken sollte. Das war nicht unnütz, die ganze Mannschaft gewahrte mich
und der Schiffshauptmann […]

810 Nacht

810. Nacht

Am folgenden Abend kam die Alte, Naama abzuholen, und
begab sich mit ihm nach dem Palast des Kalifen. Sie trat zuerst hinein. Als aber
Naama, der hinter ihr ging, ihr folgen wollte, hielt der Pförtner sie an. Die
Alte sah ihn scheel an, und sagte ihm, er wäre sehr kühn, dass er es wagte,
Naam, die Lieblingssklavin des […]

811 Nacht

811. Nacht

Da Naama immer noch nicht antwortete, so wollte die
Prinzessin, um sein Vertrauen zu gewinnen und ihn zum Reden zu bewegen, ihm
einige Liebkosungen erweisen. Da erkannte sie alsbald, dass er keine Frau wäre,
und wollte ihm den Schleier abreißen, welcher sein Gesicht bedeckte, um zu
sehen, wer es wäre.

„Gnädige Frau,“ rief jetzt Naama, „ich bin
ein Sklave: Um […]

812 Nacht

812. Nacht

„Ihr seht es, hohe Frau,“ antwortete Naama,
„die Gefahr, der ich mich hier aussetze, beweist genugsam das übermaß
seiner Liebe.“

„Und ihr, Naam,“ wandte sich die Schwester des
Kalifen zu der jungen Sklavin, „ihr liebt also auch Euren Herrn recht
sehr?“

„Gebieterin,“ antwortete Naam, „diese Liebe
war die Ursache des Hinschmachtens, in welches ich versunken war.“

Die Prinzessin forderte sodann Naam auf, […]

813 Nacht

813. Nacht

Was dünkt Euch, Herr,“ unterbrach sich hier die
Prinzessin, „von der übereilung und der Unbilligkeit dieses
Fürsten?“

Der Kalif antwortete, der Fürst hätte, obschon er volle
Gewalt über sie hatte, ihnen verzeihen sollen, und zwar aus drei Gründen:
Erstens, weil die beiden jungen Gatten sich so innig liebten; zweitens, weil sie
sich in seinem Palast und unter seinem Schutz befänden; […]

814 Nacht

814. Nacht

Geschichte
Alaeddins

„Es war einmal in ägypten ein Kaufmann namens
Schemseddin, der einen sehr ausgebreiteten Handel trieb und durch sein
pünktliches Worthalten des größten Vertrauens genoss. Er besaß unermessliche
Reichtümer, hatte eine große Anzahl Sklaven zu seinem Dienst und behauptete
den ersten rang unter den Kaufleuten von Kairo, welche ihn zu ihrem Vorsteher
erwählt […]

815 Nacht

815. Nacht

Der Kaufmann ging von Laden zu Laden und wiederholte seien
Nachfrage bei jedem Apotheker, den er traf: Aber alle Lachten ihm ins Gesicht
und machten sich über ihn lustig.

Da er sah, dass seine Mühe vergeblich war, so ging er
nach seinem Laden zurück und setzte sich hin, das Herz von Traurigkeit
überwältigt.

Der oberste Makler, ein gewandter und schlauer […]

816 Nacht

816. Nacht

Es war damals Gewohnheit, den Kindern die Namen zu geben,
welche man zufällig aussprechen hörte. Weil nun der Kaufmann gerade damals
jemand auf der Straße „Herr Alaeddin!“ rufen hörte, so sagte er,
sein Sohn sollte Alaeddin heißen. Er gab ihm hierauf den Beinamen Abulschamat
wegen eines Males, welches der Knabe auf jeder Wange hatte.

Der junge Alaeddin kannte während […]

817 Nacht

817. Nacht

„Gott sei gelobt,“ rief Alaeddin aus, „dass
er mir einen so ausgezeichneten Mann zum Vater gegeben hat! Aber, liebe Mutter,
warum habt Ihr mich doch in einem unterirdischen Gemach erziehen und mich darin
so lange versperren lassen?“

„Wir haben Dich, mein lieber Sohn,“ antwortete
ihm seine Mutter, „nur deshalb dorthin gebracht, um Dich dem bösartigen
Einfluss der neidischen Blicke zu […]

818 Nacht

818. Nacht

„Dieser Jüngling, der Euch begleitet,“
antwortete der Nakib, „hat ihre Blicke beleidigt. Ihr seid doch schon
bejahrt und nehmt den ersten Rang unter den Kaufleuten ein. Dieser junge Mensch
ist kein Sklave und gehört auch Eurer Frau nicht an: Ihr tut unrecht, ihm so
öffentlich Eure Zuneigung zu beweisen.“

„Was sagst Du, Unglücklicher!“, rief
Schemseddin aus, „so wagst Du von […]

819 Nacht

819. Nacht

Als nun Alaeddin auf einige Augenblicke hinausgehen
musste, benutzte Mahmud Albalchy diese Gelegenheit, wandte sich zu den jungen
Leuten und versprach ihnen, jedem ein prächtiges Kleid zu schenken, wenn sie
den Alaeddin bestimmen könnten, mit ihm zu reisen. die jungen Leute nahmen sein
Versprechen an, worauf er sie verließ und zu seiner Gesellschaft zurückkehrte.

Als Alaeddin wieder herein trat, […]

82 Nacht

82. Nacht

„Nach einem Weilchen erkannte mich der Hauptmann
endlich. „Gott sei gelobt,“ rief er, mich umarmend aus, „Ich bin
höchst erfreut, dass euer glückliches Geschick mein Unrecht gut gemacht hat.
Hier sind eure Waren, die ich immer sorgfältig aufbewahrt und zum Teil in den
Häfen, wo wir gelandet sind, verhandelt habe. Ich übergebe sie euch, nebst dem
dafür Gelösten.“ Ich […]

820 Nacht

820. Nacht

Sie willigte ein, ließ Sklaven kommen und schickte sie
nach Packleuten, welche aus den Stoffen, welche sie ihnen gab, zehn Ballen
machten.

Unterdessen war Schemseddin in den untern Saal getreten,
und als er hier seinen Sohn nicht sah, fragte er die jungen Leute, wo er wäre.
Sobald er vernahm, dass er ungestüm sie verlassen und sein Maultier bestiegen
hätte, um […]

821 Nacht

821. Nacht

Mahmud Albalchy, der alles ausspähte, was vorging, hatte
seinerseits auch alles zur Reise Nötige angeordnet, und an demselben Tag, da
Alaeddin abreiste, hatte er auch seine Waren abgehen und seine Zelte außen vor
der Stadt aufschlagen lassen. Schemseddin, der seine treulose Absicht gar nicht
ahnte, hatte ihm eine Börse von tausend Goldstücken geschenkt, sobald er
vernommen hatte, dass er […]

790 Nacht

790. Nacht

Eines Tages bekam ich Lust, nicht mit den anderen in die
Moschee zu gehen, sondern wo möglich die Prinzessin zu sehen. Als die Stunde
des Gebetes gekommen und alle Welt in der Moschee war, versteckte ich mich in
meinem Laden. Bald sah ich die Prinzessin erscheinen: Sie war von vierzig
Sklavinnen umgeben, eine immer schöner als die andere, […]

791 Nacht

791. Nacht

„Was seh‘ ich! Welches Wunder!“, rief er ganz
erstaunt aus.

„Hab‘ ich Euch nicht versprochen,“ sagte der
Arzt, „Euch den Gegenstand Eurer Wünsche erreichen zu lassen? Ihr seht
Hier die Erfüllung meines Versprechens.“

„In Wahrheit,“ erwiderte der junge Mann,
„Ihr seid ein außerordentlicher Mensch, und niemals hat der Himmel einem
Sterblichen die Macht verliehen, solche Wunder zu tun.“

Er küsste hierauf dem […]

792 Nacht

792. Nacht

„Unglückselige! Ich bin Beherrscher der Gläubigen.
Alle Könige der Erde haben um Deine Hand bei mir angehalten. Ich habe die
Verbindung mit ihnen verschmäht: Und also entehrst Du mich nun? Ich schwöre
bei dem Grab meines Vaters, und bei den Gräbern aller meiner Vorfahren: Wenn du
mir die Wahrheit entdeckst, so will ich Dir das Leben schenken. Aber […]

793 Nacht

793. Nacht

„Ich habe sonst niemals einen Strom hier
gesehen,“ antwortete der Wesir, „und ich kenne keinen anderen Strom in
Bagdad, als den Tigris, welcher mitten durch die Stadt fließt. Dieser hier muss
durchaus ein Werk irgend einer Zauberei sein.“

Von dieser Vorstellung eingenommen, versicherte der Kalif
und sein Wesir die Soldaten, das Wasser, welches sie vor sich sähen, wäre nur
eine […]

794 Nacht

794. Nacht

Der Kalif sah wohl ein, dass nichts besseres zu tun war,
als den Rat des Wesirs zu befolgen. Er befahl den jungen Mann aufstehen zu
lassen und ihm die Binde von den Augen zu nehmen. Sodann stieg er von seinem
Thron, ging zu dem Arzt hin, und sprach zu ihm, indem er ihm die Hand küsste:

„O weisester […]

795 Nacht

795. Nacht

Während der Wesir so über sein Abenteuer nachdachte,
trat ein Fischer hervor, legte ihm die Hand auf die Schulter, und sprach:

„Glücklicher Tag! Eines solchen Fanges hatte ich
mich nicht versehen! Wie schön sie ist! Es ist ein Meerfräulein, und der
Himmel sendet sie mir ausdrücklich, um sie meinem Sohn zur Frau zu geben: Ein
Fischer kann keine passendere […]

796 Nacht

796. Nacht

Der Kalif fragte nun den Wesir, was er gesehen hatte, und
dieser fing an zu lachen, und antwortete:

„Herr, der Arzt, ist ein erstaunlicher Zauberer. Ich
habe himmlische Paradiese, die Huris, schöne Knaben und Wunderdinge gesehen,
welche noch kein Auge geschaut hat. Wenn ihr es selber versuchen wollt, so
werdet ihr eingestehen, dass es nichts Reizenderes und zugleich
Außerordentlicheres gibt.“

Diese […]

797 Nacht

797. Nacht

Der Kaufmann erwiderte, das wäre nicht in der Ordnung,
und er würde nur dem Eigentümer und nicht dem Mäkler bezahlen. Der Kalif ging
nun wieder zu dem Eigentümer. Da er ihn aber nicht finden konnte, so kam er
zurück, und gab sich selber für den Eigentümer aus. Der Kaufmann wollte ihm
schon das Geld auszahlen, aber als er […]

798 Nacht

798. Nacht

Naama und Naam

Rabia war einer der reichsten und vornehmsten Einwohner
von Kufah. Die Geburt eines Sohnes, welche ihm das einzige noch fehlende Gut
gewährte, setzte seinem Glück die Krone auf. Rabia nahm das Kind, sobald es
zur Welt kam, in seine Arme, hub die Augen gen Himmel, und gab […]

799 Nacht

799. Nacht

„Du hast Recht, sie so zu nennen, denn Du bist
glücklich, dass Du eine so liebliche kleine Tochter hast. Aber wir müssen ihr
auch einen Namen von unserer Wahl geben.“

„Wie willst Du,“ sagte Rabias Gattin zu ihrem
Mann, „dieses Kind nennen?“

„Ich überlasse es Dir,“ antwortete er.

„Ich habe Lust,“ fuhr sie fort, „es Naam zu
nennen.“

„Gut, es sei,“ erwiderte […]

8 Nacht

8. Nacht

Sobald Dinarsade gewahrte, dass es Zeit wäre, die
Sultanin anzureden, bat sie ihre Schwester, ihr, bis es Tag würde, irgend eine
Geschichte zu erzählen.

„Erzähle uns die des dritten Greises,“ sagte
der Sultan zu Scheherasade, „ich kann kaum glauben, dass sie noch
wunderbarer sei, als die des Greises mit den beiden schwarzen Hunden.“

„Herr,“ antwortete die Sultanin, „der
dritte Greis erzählte […]

80 Nacht

80. Nacht

„Wir verließen den Palast gleich dem Riesen,“
fuhr Sindbad fort, „und begaben uns ans Meeresufer, an den Ort, wo unsere
Flöße waren. Wir brachten sie sogleich ins Wasser und warteten, bis es Tag
war, um uns auf sie zu werfen, falls wir den Riesen mit einigen Begleitern
seiner Art kommen sahen, doch schmeichelten wir uns, dass, wenn er […]

800 Nacht

800. Nacht

Naama, immer mehr und mehr hingerissen, konnte nicht
Ausdrücke finden, welche stark genug waren, sein Entzücken zu schildern.
Täglich hörte er seine Gattin singen und sich mit der Zither und dem Tamburin
begleiten, und täglich hörte er sie mit neuem Vergnügen.

Aber während diese jungen Gatten so glückselige Tage
spannen, hatte Hedschadsche1),
des Kalifen Abdalmelek […]

801 Nacht

801. Nacht

Hierauf begann sie ihre Gebete, und hörte nicht eher auf
mit Kniebeugungen und Anrufungen, als bis die Nacht gekommen war.

Die junge Sklavin sprach hierauf zu ihr: „Meine gute
Mutter, ruht Euch ein wenig aus.“

„Gnädige Frau,“ erwiderte die Alte, „wer
in jener Welt glücklich werden will, muss in dieser leiden.“

Naam ließ zu essen bringen, und sagte zu der […]

802 Nacht

802. Nacht

„Warum könnt ihr, gnädige Frau, doch nicht
mitgehen, die Moscheen und heiligen örter zu besuchen! Ihr würdet dort
ehrwürdige Greise und andächtige Frauen sehen, welche vom Himmel alles für
Euch erbitten würden, was ihr nur wünschen könntet.“

„Ich möchte von Herzen gern Euch begleiten,“
antwortete Naam. Hierauf sich zu ihrer Schwiegermutter wendend, sprach sie:

„Ich ersuche Euch, edle Frau, bittet […]

803 Nacht

803. Nacht

Seine Gemahlin bezeigte ihm ihr Vergnügen, eine Nachricht
zu hören, welche ihm so angenehm zu sein schien.

Die Schwester des Kalifen war unterdessen in das Zimmer
getreten, worin die junge Sklavin sich befand, und sobald sie dieselbe
erblickte, rief sie aus:

„Der Herr, dem ihr angehört, hätte noch keinen
schlechten Handel gemacht, und wenn er Euch sogar mit hunderttausend
Goldstücken bezahlt […]

804 Nacht

804. Nacht

Naama begab sich nun nach dem Zimmer seiner Mutter, und
fand sie mit dem Haupt auf beide Hände gestützt, in der Stellung des tiefsten
Nachdenkens.

„Meine Mutter,“ rief er aus, „Wo ist Naam?“

„Mein Sohn,“ antwortete sie ihm, „sie ist
so wohl aufgehoben, als wenn sie bei mir wäre: Sie ist mit der guten Alten
ausgegangen, um die Armen zu […]

776 Nacht

776. Nacht

Geschichte
des weisen Heykar

„Die Geschichte des weisen Heykar ist eine von jenen
alten überlieferungen, welche sich in dem Gedächtnis der Völker erhalten
haben und uns Begebenheiten der Urzeit darstellt.

Als erster Minister des Königs Sencharib von Arabien und
Ninive regierte Heykar allein das ganze Reich, und verband mit so großer Macht
tiefe Wissenschaft […]

777 Nacht

777. Nacht

Mein Sohn, erzähle niemals, weder was Du gesehen, noch
was Du gehört hast: Ist ein geheimes Wort von Dir ausgesprochen worden, so lass
es in Deinem Herzen begraben sein, und hüte Dich, es jemand mit zuteilen, damit
es nicht eine glühende Kohle werde, welche Deine Zunge verbrennt, und Du vor
Gott und Menschen verschmähst werdest.

Höre geduldig jeden an, […]

778 Nacht

778. Nacht

Sprich nicht: ‚Mein Herr ist unsinnig, ich allein bin
weise.‘

O mein Sohn, ein Schaf, welches seinen Lauf zu sehr
beschleunigt und sich zu weit von dem Hirten entfernt, der es beschützt, wird
die Beute des Wolfes.

So sehr Du die Gesellschaft derjenigen suchen musst,
welche in der Furcht Gottes leben, ebenso sehr musst Du diejenigen fliehen,
welche Dich zu ihren […]

779 Nacht

779. Nacht

Die Macht erzeugt den Hochmut: Nadan, der jetzt Herr von
allem war, nur seine Neigungen als Gesetz, seinen Willen als Zügel erkannte,
und nach Gefallen über die unermesslichen Reichtümer seines Oheims schaltete,
behandelte seinen Wohltäter bald nur mit Verachtung. Ja, er fügte zu dem
Undank noch die Unverschämtheit, und wagte es sogar, ihn öffentlich zu
verspotten, indem er zu […]

78 Nacht

78. Nacht

„Herr,“ sagte sie, indem sie sich immer an den
Sultan von Indien wandte, „Sindbad erzählte der ihm zuhörenden
Gesellschaft die Abenteuer seiner zweiten Reise auf folgende Weise weiter:
„Ich fing nun an,“ sagte er, „die größten Diamanten, die sich
meinen Augen darboten, aufzusammeln, und ich füllte damit den ledernen Sack1),
der mir zur […]

780 Nacht

780. Nacht

„Was habe ich denn Heykar Böses getan,“ rief
der König aus, „um zu verdienen, dass er meine Wohltaten mit solcher
Treulosigkeit vergilt!“

„Herr,“ sagte der hinterlistige Nadan darauf,
„Euer Majestät überlasse sich nicht zu frühzeitig diesem Schmerz:
Wartet, bis die Tat solche Anzeigen bestätigt, und ihr Euch mit Euren eigenen
Augen von Heykars Verrat überzeugen könnt. Nur auf der Ebene […]

781 Nacht

781. Nacht

Unterdessen kommt der Schafrichter: Er hieß Abu-Someika.
Der König befiehlt ihm, Heykar zu ergreifen und ihm vor seiner eigenen Haustür
das Haupt abzuschlagen.

Heykar, der jetzt erst wieder zu sich gekommen war, ließ
sich nur in folgenden Worten vernehmen: „Ihr habt meinen Tod befohlen, und
ich ehre den Willen meines Königs: Möge mein Hintritt zur Wohlfahrt Eures
Reiches ausschlagen. Aber […]

782 Nacht

782. Nacht

Die erste Bewegung Sencharibs bei Lesung dieses Briefes
war Unwillen. Bei alle dem musste er einen Entschluss fassen, und die
Verlegenheit begann.

Nachdem er den Großen seines Hofes die seltsame Forderung
des Königs von ägypten mitgeteilt, und sich völlig überzeugt hatte, dass
keiner von ihnen es übernehmen wollte, darauf zu antworten, berief er eine
große Versammlung von gelehrten, Weisen, Naturkundigen […]

783 Nacht

783. Nacht

Die Wirkung dieser Rede auf das Gemüt des Königs von
Assyrien war wundersam. Anfangs konnte er nicht glauben, was er so eben hörte.
Sodann, durch die wiederholten Beteuerungen Abu-Someikas überzeugt, überließ
er sich einer so lebhaften und unmäßigen Freude, dass er beinahe den Verstand
darüber verloren hätte. Das erste Wort, was er sprach, war, dass man Heykar
herführen sollte.

Der […]

784 Nacht

784. Nacht

Als Heykar nach Hause gekommen war, ließ er einige Jäger
rufen, und befahl ihnen, zwei große Adler zu fangen. Man brachte sie ihm und
nun ließ er zwei Kästen von sehr leichtem Holz machen und zwei seidene
Stricke, zwei tausend Ellen lang, drehen.

Als alles dieses fertig war, ließ er sich zwei junge
Knaben bringen, und übte sie täglich, […]

785 Nacht

785. Nacht

Hierauf entließ ihn Pharao wieder, und am folgenden
Morgen kleidete er sich ebenfalls weiß, wie die Großen seines Hofes, und als
Heykar erschien, wiederholte er dieselbe Frage:

„Wem gleiche ich nun, o Abimakam, und wem gleichen
meine Hofleute?“

„Ihr gleicht dem Mond,“ antwortete Heykar,
„und Eure Hofleute gleichen den Sternen, welche ihm als Hofstaat
dienen.“

Heykar wurde abermals entlassen, und am folgenden […]

786 Nacht

786. Nacht

„Der König von Ninive und Assyrien entbehrt dem
König von ägypten seinen Gruß!

Der Bruder bedarf manchmal seines Bruders, und Du bist es,
zu dem ich meine Zuflucht nehme: Ich brauche sechs hundert Talente Goldes, um
einen Teil meines Heeres auszurüsten. Ich hoffe, Du wirst geruhen, mir diese
Summe zu leihen.“

„Es ist sehr wahr,“ sagte lachend der König von
ägypten, […]

787 Nacht

787. Nacht

In seiner Wohnung angelangt, nahm er eine Katze, und
peitschte sie heftig mit einem Riemen. Die Nachbarn hörten das Geschrei dieses
Tieres, und gingen hin, es dem König zu melden, der sogleich den Heykar holen
ließ, und ihn fragte:

„Warum misshandelst Du ein so wehrloses Tier, und das
Dir nichts zu Leide getan hat?“

„Es ist schuldiger, als ihr wähnt,“ […]

788 Nacht

788. Nacht

Nadan wurde, mit Ketten belastet, vor Sencharibs Thron
geführt, und den Händen seines Oheims übergeben, welcher ihn in ein finsteres
Loch sperren und darin genau bewachen ließ. Er erhielt jeden Tag zur Nahrung nur
ein Brot und ein wenig Wasser und jedes Mal, wenn Heykar ihn besuchte, warf er
ihm die Undankbarkeit und die Verruchtheit seines Herzens vor.

„Mein […]

789 Nacht

789. Nacht

Als Scheherasade diese Erzählung geendigt hatte, und sah,
dass der Tag noch nicht anbrach, und der Sultan noch geneigt war, sie
anzuhören, fing sie sogleich folgende Geschichte an:

Der Arzt und der junge Speisewirt zu
Bagdad

Man erzählt, dass ein von Land zu Land reisender
persischer Arzt […]

79 Nacht

79. Nacht

„Diese Rede ihres Hauptmanns,“ sagte Sindbad,
„versetzte die ganze Mannschaft des Schiffes in eine große Bestürzung,
und wir erkannten bald, dass er nur zu wahr gesprochen hatte. Wir sahen eine
zahllose Menge scheußlicher, nur zwei Fuß hoher Wilde erscheinen, deren ganzer
Körper mit roten Haaren bedeckt war. Sie warfen sich ins Wasser, schwammen auf
uns zu und umgaben in […]

761 Nacht

761. Nacht

„Herr, wie man erzählt, so war einmal in ägypten
ein mächtiger König, der zwei Söhne hatte. eines Tages dachte er über den
Lauf dieser Welt nach, und da er sah, dass nichts darin beständig war, so
fasste er den Entschluss, seinen zweiten Sohn ein Handwerk lernen zu lassen. Er
gab ihn also einem der berühmtesten Schneider seiner Hauptstadt […]

762 Nacht

762. Nacht

Am folgenden Morgen ganz früh eilte der Chodschah herbei
und öffnete die Türe. Der junge Mann kam ihm entgegen und küsste ihm die
Hand. „Auf, auf,“ sagte der Chodschah, „lasst uns schleunig zum
Kadi gehen!“

„Was soll ich bei dem Kadi?“, entgegnete der
Prinz.

„Ei nun, Ihr sollt meine Frau verstoßen.“

„Eure Frau verstoßen? Ich werde mich wohl davor
hüten. Das ist […]

763 Nacht

763. Nacht

Aber der Prinz hatte nicht bemerkt, dass unter denjenigen,
die sein Haus besuchten, ein junger Mann war, der sich aufs angelegenste um
seine Frau bemühte. Eines Tages, als er von einer Lustfahrt mit mehreren seiner
Freunde nach Hause kam, klopfte er vergeblich an seine Türe. Niemand erschien,
um sie ihm zu öffnen. Verwundert über diese Stille, verdoppelt er […]

764 Nacht

764. Nacht

über diese Vorgänge erwachte der Herr des Hauses. Er
rief seiner Frau zu wiederholten Malen, denn diejenige, die ihre Stelle
eingenommen hatte, fürchtete, der Ton der Stimme möchte sie verraten, und
hütete sich wohl, zu antworten. Der Schuster, ungeduldig über ihr
hartnäckiges Stillschweigen, steht auf, ergreift sein Ledermesser, springt nach
dem Pfeiler, an welchen er seine Frau gebunden hatte, […]

765 Nacht

765. Nacht

Kurze Zeit nach diesem Gespräch wurde Adileh von einer
heftigen Krankheit befallen, welche sie ins Grab brachte. Der Kaufmann empfand
einen sehr tiefen Schmerz über den Verlust seiner Gattin, und, wie er ihr
versprochen hatte, brachte er die Nacht unter Weinen und Seufzen bei ihr am Grab
zu. Er befand sich schon mehrere Stunden in dieser traurigen Lage, […]

766 Nacht

766. Nacht

Während alles dieses vorging, war der Kaufmann mit einem
Hemd und Kaftan nach der Grabstätte geeilt, wo er seine Frau gelassen hatte: Er
sucht, ruft, – niemand antwortet. Da konnte er seine Tränen nicht zurückhalten
und ließ seinen Seufzern freien Lauf:

„Großer Gott,“ rief er aus, „bin ich denn
so unglücklich, und muss vom Leid zur Freude übergehen, nur […]

767 Nacht

767. Nacht

„Kennst Du diesen Mann?“, fragte der Prinz die
junge Frau.

„Ich kenne ihn nur zu gut,“ antwortete sie
sogleich mit unverschämter Stirn: „Geruht, ihn aus meiner Gegenwart zu
entfernen: Der vor Euch steht, ist ein ehrloser Räuber. Er ist es, der, nachdem
er mich beraubt hatte, mich auf dem Gottesacker, wo ihr mich gefunden habt,
lebendig begraben wollte, als ich […]

768 Nacht

768. Nacht

„Herr,“ antwortete der Kalender, „wie groß
auch die Härte des Schicksals gegen Euch gewesen sein mag, doch kann es Euch
schwerlich mehr misshandelt haben, als mich, und ich trage in meinem Antlitz das
unvertilgbare Andenken eines der schmerzlichsten Unglücksfälle.“

Bei diesen Worten machte er Selim auf die Narbe einer
tiefen Wunde an seiner rechten Wange aufmerksam.

„Diese Wunde,“ fuhr er […]

769 Nacht

769. Nacht

Bei Sonnenuntergang sah ich die Alte einen Teppich
ausbreiten, um ihr Gebet zu verrichten, und ihre Gewissenhaftigkeit in
Erfüllung ihrer Religionspflichten bestärkte mich nur noch mehr in der guten
Meinung, welche sie mir eingeflößt hatte.

Kaum hatte der Mond die Stelle der Leuchte des Tages
eingenommen, als unser Aufenthalt durch ein junges, mit Anmut und Reizen
geschmücktes Mädchen verschönt wurde: […]

77 Nacht

77. Nacht

„Ich war sehr erstaunt, das Schiff nicht mehr vor
Anker zu sehen. Ich stand auf, sah mich überall um und gewahrte keinen einzigen
von den Kaufleuten, die mit mir ans Land gestiegen waren. Ich sah nur das Schiff
in so weiter Ferne segeln, das ich es bald nachher aus dem Gesicht verlor.

Ihr mögt euch die Betrachtungen denken, […]

770 Nacht

770. Nacht

„Der Arme, der eine schöne, tugendhafte und
liebenswürdige Frau besitzt, ist ebenso glücklich, wie ein König.

Hast Du eine solche Frau gefunden, so bist Du über allen
Kummer des Lebens erhaben, denn sie vermag, Dich über alles zu trösten.

Ihr Anblick genügt, um die Traurigkeit Deines Herzens zu
zerstreuen, und Dir das Bild des Paradieses darzubieten.“

Aber ach! Wie sollte […]

771 Nacht

771. Nacht

Ich schwankte lange über dem Entschluss, welchen ich
fassen sollte: Ich wusste nicht, ob ich reisen oder bleiben sollte. Endlich, um
den Verdacht aufzuklären, welchen die Worte der Alten in mir erzeugt hatten,
hört Herr, auf welche Weise ich es anstellte.

Ich setzte, scheinbar vor meiner Frau, die Vorbereitungen
zu meiner Abreise fort, und nachdem ich ihr Lebewohl gesagt, […]

772 Nacht

772. Nacht

„Darf ich Euch fragen, Herr, wo Euer Geburtsort
ist?“

„Ich bin zu Kairo geboren,“ antwortete Selim.

Bei diesen Worten stürzte der Reisende, welcher den
Prinzen von ägypten erkannte, zu seinen Füßen und rief aus:

„Ah! Prinz, erlaubt, dass ich Eure Knie umfasse, und
Euch zuerst als meinen Herrn und König anerkenne: Das Unglück ist endlich
müde geworden, Euch zu verfolgen, und […]

773 Nacht

773. Nacht

Eines Tages erschien der Kadi von Kairo in seinem Diwan,
und sprach zu ihm:

„Herr, ich komme, Euer Majestät von einem
verwickelten Handel Bericht zu erstatten, und eure Befehle darüber zu
vernehmen. Drei des Mordes angeklagte Männer sind mir vorgeführt worden: Zwei
von ihnen haben ihr Verbrechen bekannt, und schon ihre verdiente Bestrafung
empfangen. Aber der dritte behauptet hartnäckig, dass […]

774 Nacht

774. Nacht

Derselbe Mensch öffnete nochmals. Ihm folgten jetzt aber
vier oder fünf andere mit Stöcken bewaffnete Knechte, welche unbarmherzig auf
mich losschlugen, dass ich beinahe tot auf dem Platz geblieben wäre.

Als ich wieder zu mir kam, begann ich darüber
nachzudenken, was mir am vorigen Tag begegnet war, und welches Benehmen man
jetzt gegen mich beobachtete, und ich zog daraus […]

775 Nacht

775. Nacht

„Herr, ich bin zu Balsora geboren, und der König
jenes Landes ist mein Oheim. Ich bewohnte einen Palast an der Straße nach
Bagdad, da traf ich eines Abends, als ich ausging mich mit der Fischerei zu
belustigen, diese Frau, in Begleitung eines Mannes, am Ufer des Sees. Ich lud
sie ein, sich bei mir auszuruhen, und sie nahm […]

743 Nacht

743. Nacht

Mehrere Tage vergingen, ohne dass er wieder erschien, und
während dieser Zeit hatte die Prinzessin nur eine Alte zur Gesellschaft, deren
Hut sie anvertraut war. Aber ihr Herz war zu sehr voll Unruhe über das
Verschwinden ihres vermeinten Bruders, als dass sie an irgend eine Erheiterung
denken konnte. Sie hatte an den Augen des Geistes gesehen, dass sie […]

744 Nacht

744. Nacht

„Ihr seid Herrin an diesem Ort,“ antwortete der
Geist, „Ihr könnt überall hingehen, und hier sind die Schlüssel aller
Gemächer. Ich nehme nur zwei Türen aus, welche Ihr nicht öffnen dürft.“
(Die eine war die Türe der Wohnung, worin Benasir bei dem Vater des Geistes
verschlossen war.)

Die Prinzessin schien sehr erkenntlich für das ihr
bezeigte Zutrauen und ließ denjenigen, […]

745 Nacht

745. Nacht

„Nun wohl!“, erwiderte die Prinzessin, „so
gebt fortan alle Hoffnung auf, mir zu gefallen, weil Ihr nichts tut, was dazu
führen könnte.“

Der Geist war schon so leidenschaftlich verliebt in die
Prinzessin, dass er nicht den Mut hatte, ihren dringenden Bitten zu widerstehen.

„Wohlan denn, weil Ihr darauf besteht,“ sprach
er zu ihr, „so soll Eure Neugier befriedigt werden: Ich […]

746 Nacht

746. Nacht

Geschichte Attafs von Damask

„Herr, eines Tages, als der Kalif Harun Arreschyd,
ermüdet von der Last der Regierung, sich zerstreuen wollte, begab er sich mit
seinem Großwesir Giafar und seinem treuen Mesrur in sein Kabinett der
Seltenheiten, in welchem sich eine Menge merkwürdiger Sachen1)
in […]

747 Nacht

747. Nacht

Dieser Mann lustwandelte gerade in dem Wady1)
der Veilchen, als der Großwesir Giafar zu Damask ankam. Er beeilte sich, ihm
sein Haus anzubieten, und führte ihn nach einem Palast in der Nähe, welchen er
bewohnte.

Giafar bewunderte die Zierlichkeit und Pracht dieses
Gebäudes, das von Marmor erbaut, und dessen Inneres mit köstlichen Teppichen
und bewundernswertem […]

748 Nacht

748. Nacht

Als nun die Nacht gekommen war, sah er, trotz seinem
Verlangen, noch länger dort zu verweilen, sich gezwungen, sich zu entfernen,
und er kehrte traurig nach Attafs Palast zurück.

Attaf kam ihm entgegen, denn die lange Abwesenheit Giafars
hatte ihn beunruhigt. Er äußerte die Besorgnis, welche er seinetwegen gehabt
hatte. Giafar sagte, zur Entschuldigung seines Ausbleibens, dass das Vergnügen,
welches […]

749 Nacht

749. Nacht

Alle Kennzeichen, welche er ihm angab, ließen Attaf nicht
länger zweifeln, dass er seine eigene Frau gesehen hätte, welche ein von dem
Palast abgesondertes Sommerhaus bewohnte. Aber durchdrungen von edelmütiger
Hingebung säumte er nicht, den Wesir zu trösten, und sagte ihm, er kenne die
Frau, in welche Giafar verliebt wäre, und diese Frau wäre jetzt eben von ihrem
Mann […]

75 Nacht

75. Nacht

„Herr,“ sagte sie, „Sindbad fuhr
folgendermaßen in seiner Erzählung fort: „Man bemerkte die Erschütterung
der Insel auf dem Schiff, von welchem man uns zurief, dass wir uns schnell
wieder einschiffen möchten, dass wir sonst alle umkommen würden, weil das, was
wir für eine Insel gehalten hatten, der Rücken eines Walfisches sei. Die
Gewandtesten retteten sich in das Boot, andere […]

750 Nacht

750. Nacht

Am folgenden Tag, nachdem die Nacht unter Festen und
Vergnügungen, bei glänzenden Erleuchtungen, wodurch die Einwohner von Damask
die Ankunft des Großwesirs feierten, vergangen war, trat dieser seine Rückkehr
nach Bagdad an. Die Neuvermählte bestieg eine prächtige Sänfte, welche ihr
Vater für sie hatte bereiten lassen. Zur Stunde des Asr (Gebets) setzte sich
der ganze Zug unter dem Schall […]

751 Nacht

751. Nacht

Glücklicherweise war dieser Mensch dem Attaf sehr
zugetan, und über die Ungerechtigkeit des Abdel-Malek empört. Er ging in
seiner Großmut so weit, dass er den Gefangenen auf Kosten seines eigenen Lebens
retten wollte. Er benachrichtigte Attaf, dass der Statthalter beabsichtigte, ihn
in der Nacht umbringen zu lassen, und zugleich teilte er ihm den Plan mit,
welchen er entworfen hatte, […]

752 Nacht

752. Nacht

Als der Posten an der Tür des Großwesirs abgelöst
wurde, verhaftete die neue Wache den Attaf, aber er wurde bald wieder entlassen,
infolge eines Befehls, welchen der Großwesir überall bekannt machte, und worin
der Kalif alle Gefangenen in Freiheit setzen ließ, zur allgemeinen Freude über
das neue glückliche Ereignis. Auch wurden dem Volk prächtige Feste gegeben,
und Attaf lebte […]

753 Nacht

753. Nacht

Unterdessen schmachtete der unglückliche Attaf in dem
Gefängnis, in welches der Polizeibeamte ihn geworfen hatte. Als er vor den Kadi
geführt wurde, um gerichtet zu werden, war er des Lebens so überdrüssig, dass
er sich für den Urheber des ihm angeschuldigten Mordes bekannte.

Der Kadi nahm eine Verhandlung über das Verhör auf, und
berichtete darüber dem Mufti, welcher das […]

754 Nacht

754. Nacht

Geschichte des Königs Suleiman und
seines Sohnes

„Einst saß auf dem Thron Arabiens einer der
reichsten und mächtigsten Könige von Asien, dessen Glück nur noch ein Sohn
mangelte. Er bat Gott Tag und Nacht, ihm diese hohe Gnade zu gewähren. Endlich
wurden seine Wünsche erhört: Eine der […]

755 Nacht

755. Nacht

Die unheilschwangere Weissagung des Geistes und der
Sterndeuter hatte nicht verhindert, dass er für seinen Sohn die innigste
Zärtlichkeit hegte, und selten verging eine Woche, ohne dass er ihn besuchte.

In diesem Stand blieben die Sachen sieben Jahre lang, und
eine der von dem Geist bezeichneten entscheidenden Zeiten nahte heran.

Die Amme, dieser ununterbrochenen Absonderung
überdrüssig, sagte eines Tages zu […]

756 Nacht

756. Nacht

Der Zustand des Königs von Arabien, und die Auflösung
seines Heeres gestatteten ihm nicht, den Krieg länger fortzusetzen. Er bat
seinen Gegner um Frieden, welcher ihn auch, nach Erhebung ansehnlicher
Geldsummen von dem eroberten Land, bewilligte.

Als das feindliche Heer Arabien wieder geräumt hatte,
dachte Suleiman an die Bestrafung seines Stallmeisters, welchen er, ungeachtet
der Beteuerungen seiner Unschuld, hatte verhaften […]

757 Nacht

757. Nacht

Der Tag zeigte sich noch nicht, als Scheherasade diese
Geschichte vollendete. Danach erzählte sie, auf die Aufforderung ihrer
Schwester Dinarsade, die Geschichte des berühmten Musikers Ibrahim el Mußely
folgendermaßen:

Geschichte
der Vermählung des Kalifen Almamun mit Buran

„Herr, der berühmte Musiker Irahim Abu Ishak, aus
Mussul gebürtig, erzählte sehr sonderbare […]

758 Nacht

758. Nacht

„Abu Ishak,“ sagte er zu mir, „ich hatte
Dir befohlen, den Palast nicht zu verlassen. Was ist denn so dringendes
vorgefallen, dass es dich nötigte, wegzugehen?“

„Fürst der Gläubigen,“ antwortete ich ihm,
„als Du mich verlassen hattest und ich hier allein blieb, erinnerte ich
mich, dass eine junge Sklavin mich zu Hause erwartete, und beschloss, sie zu
besuchen: Ich habe […]

759 Nacht

759. Nacht

Wir führen fort, uns mit anderen Dingen zu unterhalten,
bis zum Anbruch des Tages. Da nahm ich Abschied von ihr, und entfernte mich auf
dieselbe Weise, wie ich gekommen war.

Ich ging nach Hause, verweilte dort einige Augenblicke,
und kehrte dann eilig zu Almamun zurück, welcher sehr in Zorn gegen mich war.
Ich begrüßte ihn, und er antwortete mir:

„Ich […]

76 Nacht

76. Nacht

Sindbad sagte, seine Geschichte fortsetzend, zu seiner
Gesellschaft:

„Als mich der Schiffshauptmann so reden hörte, rief
er aus. „Wem soll man heutzutage noch trauen? Treu‘ und Glauben sind nicht
mehr unter den Menschen zu finden. Ich habe mit meinen eigenen Augen Sindbad
umkommen sehen, die Reisenden, die ich an Bord hatte, sahen es gleich mir, und
doch wagt ihr, zu […]

760 Nacht

760. Nacht

Ich erhub mich auf diesen Befehl, indem ich sagte:
„Ich gehorche, Fürst der Gläubigen.“

Hierauf befahl er mir, mich zu setzen. Ich setzte mich,
und sang dasselbe Lied.

Als ich ausgesungen hatte, fragte ich unsere Wirtin, wem
sie angehörte, und von welchem Stand sie wäre. Sie antwortete, sie hieße
Buran und wäre die Tochter Hassahns, Sehels Sohns.

Bald darauf kehrten wir […]

72 Nacht

72. Nacht

Scheherasade richtete am frühen Morgen das Wort an
Dinarsade: „Höre,“ sagte sie zu ihr, „meine Schwester, wie Amine
ihre Erzählung fortsetzte:

„Die Alte, welche mich begleitete,“ erzählte
sie weiter, „war im höchsten Grad über den Unfall bestürzt, den ich
erlitten hatte, und bemühte sich, mich zu beruhigen. „Meine
Gebieterin,“ sagte sie zu mir, „ich bitte euch um Vergebung, ich bin
Schuld […]

720 Nacht

720. Nacht

Sie waren noch in Abutawils Zimmer, als der Geist, der
gleich beim Eintritt in seinen Palast bemerkt hatte, dass Aischah und ihr Bruder
sich in seinem Zimmer befanden, vor ihnen in der Gestalt eines furchtbaren
Reisen erschien: Aber Murad blieb unerschrocken, er warf ihm schleunigst etwas
von dem Staub ins Gesicht und rief dabei aus:

„Nieder, Elender! Salomon befiehlt’s!“

Der […]

721 Nacht

721. Nacht

„Ihr habt nichts mehr von dem Geist Abutawil zu
fürchten. Diesen Morgen führte ich noch diesen Namen, aber der Hang des Bösen
ist weit von mir gewichen, und ich werde Euch meine Erkenntlichkeit für den mir
geleisteten Dienst durch alle Wohltaten beweisen, welche ich Euch zu gewähren
vermag, und durch eine aufrichtige Liebe zu Eurer liebenswürdigen
Schwester.“

Die Prinzessin zitterte […]

722 Nacht

722. Nacht

„Eure Staaten,“ sagte er ihnen, „sind durch
den Sohn eines benachbarten Fürsten, welchen Euer Vater in der Schlacht
tötete, eingenommen. Euer Großwesir, der Euch treu bleib, ist qualvoll
hingerichtet. Aber beruhigt Euch, Eure Untertanen hängen fest an Euch, und sie
würden für Euch die Waffen ergreifen, wenn es nötig wäre. Ich glaube aber
nicht, dass wir ihrer Hilfe bedürfen […]

723 Nacht

723. Nacht

Mehrere Monate waren so vergangen, und die beiden Männer
waren völlig die Narren ihres verschmitzten Weibes, als eines Tages der Räuber
ihr zu sagen kam, dass er sich auf einige Zeit von ihr trennen müsste, und
Abschied nahm. Sie bezeigte ihm ihr Herzleid über diese unerwartete Abreise. Zu
gleicher Zeit gab sie ihm alles zu seiner Abreise Nötige […]

724 Nacht

724. Nacht

„Auch ich verdanke meiner Frau diesen Vorrat,“
antwortete Akil.

„In welchem Stadtviertel wohnt Ihr?“ –

„Nahe am Siegestor.“

„Ich auch.“ –

Und so, von Fragen zu Fragen, hatten die beiden Reisenden
bald die überzeugung erlangt, dass sie beide seit mehreren Monaten eine und
dieselbe Frau gehabt.

Diese Entdeckung hätte beinahe einen hitzigen Streit
unter ihnen erregt. Aber sie bedachten zuletzt, dass es besser […]

725 Nacht

725. Nacht

Der Jude war nicht wenig überrascht, als er sich von
einem unbekannten Menschen angefallen sah. Er verwirrte sich in
Entschuldigungen, schwur ihm beim Abraham, Isaak und Jakob, dass er sich ohne
Zweifel irrte, und dass er niemals daran gedacht hätte, sein Eigentum
anzutasten.

„Wie, Ehrloser!“, fuhr Akil fort, „Du wagst
es noch, den Diebstahl zu leugnen, den Du begangen hast? […]

726 Nacht

726. Nacht

Abdallah hatte einen Nachbar, welcher einer der reichsten
Kaufleute der Stadt und zugleich einer der größten Bewunderer seiner
Frömmigkeit war. Es geschah nun, dass dieser Kaufmann durch seine
Handelsangelegenheiten gezwungen wurde, sich einzuschiffen und auf ein Jahr lang
zu verreisen. Er besaß eine ansehnliche Summe Goldes, und, um diese während
seiner Abwesenheit in Sicherheit zu bringen, hatte er schon […]

727 Nacht

727. Nacht

„Großer Gott! Mein Bruder,“ rief Abdallah aus.
„Seit wann bildet Ihr Euch ein, mir etwas anvertraut zu haben? Ihr habt
ohne Zweifel geträumt: Niemals ist Gold in das Haus des armen Abdallah
gekommen, und um alles in der Welt würde ich mich nicht mit dem Schatz
belästigt haben, von welchem Ihr sprecht.“

Der Kaufmann wähnte anfangs, sein Nachbar wollte […]

728 Nacht

728. Nacht

„Wie, mein Bruder,“ erwiderte dieser, „habt
Ihr mich im Verdacht einer so unredlichen Handlung haben können? Haltet Ihr
mich für fähig, ein mir von Euch anvertrautes Gut zu behalten? Es ist da, ganz
und unberührt, und wenn ich es Euch nicht schon diesen Morgen zurückgestellt
habe, so geschah es, weil ich Eure Seele gewöhnen wollte, die
Widerwärtigkeiten, welche die […]

729 Nacht

729. Nacht

Sie schlichen durch weitläufige Gärten, und weil die
Nacht schon weit vorgerückt war, so begegneten sie niemand. Nachdem Haram eine
kleine Türe gesprengt hatte, führte er seinen Gesellen durch mehrere lange
Gänge in die Vorhalle der königlichen Wohnung. Sie gelangten endlich an einen
Teppich: Haram hob ihn leise empor und ließ seinen Gefährten den
eingeschlafenen König sehen, neben welchem […]

73 Nacht

73. Nacht

„Im Namen Gottes, meine Schwester,“ rief
Dinarsade vor Tagesanbruch, „ich bitte dich, uns zu erzählen, wie die
beiden schwarzen Hündinnen ihre menschliche Gestalt wieder erhielten, und was
aus den drei Kalendern wurde.“ – „Ich werde deine Neugier
befriedigen,“ erwiderte Scheherasade. Sie wandte hierauf ihre Worte an
Schachriar, und fuhr folgendermaßen fort:

„Herr, da der Kalif nun seiner Neugier Genüge
geleistet hatte, […]

730 Nacht

730. Nacht

Diese Geschichte ergötzte den Sultan sehr. –
„Herr,“ fuhr Haram fort, „kürzlich ist einem Eurer benachbarten
Fürsten ein Abenteuer begegnet, welches nicht minder ergötzlich ist als das,
welches ich Euch eben erzählt habe. Ein Räuber und ein Taschenspieler seines
Landes wetteiferten miteinander in Kühnheit und Gewandtheit und hört, was
jeder von ihnen unternahm.“

Hierauf erzählte er dem Sultan den kühnen […]

731 Nacht

731. Nacht

Als Jussuf so auf einmal Hausvater geworden war, empfand
er bald lebhaft die Lasten der Haushaltung, woran er wenig gewöhnt war, obwohl
sein Vater ihm eine treffliche Erziehung gegeben hatte. Er hatte sich wenig mit
dem Handel beschäftigt, zu welchem ihn keine Neigung trieb, so dass er in den
ersten Jahren seines Ehestandes in völliger Untätigkeit blieb. Unterdessen
wuchs […]

732 Nacht

732. Nacht

Jussuf lebte einige Zeit von dem Geld, welches der
indische Kaufmann ihm gegeben hatte, als einer der Kaufleute, mit welchem er
Bekanntschaft gemacht, eines Tages ihm begegnete und zu ihm sprach:

„Herr, ich bin beauftragt, Euch einen Vorschlag zu
machen, welcher, wie ich glaube, Euch nicht missfallen wird. Einer unserer
Genossenschaft ist vor kurzen gestorben und hat ein ansehnliches […]

733 Nacht

733. Nacht

Der Ausrufer führte Jussuf zu demjenigen, der ihm die
Ausrufung der Börse aufgetragen hatte. Sie fanden einen ehrwürdigen Greis
unter vielen Büchern sitzen, welcher in tiefes Nachdenken versunken schien. Der
Ausrufer stellte ihm seinen Begleiter vor mit den Worten:

„Hier, mein Herr, ist derjenige, der gefunden hat,
was Ihr verloren habt, und er will Euch Eure Börse wiedergeben, wenn […]

734 Nacht

734. Nacht

Jussuf nahm Abschied von dem Greis und küsste ihm die
Hand. Es währte nicht lange, so empfand er auch die guten Wirkungen seiner
Gebete. Der Ruf seiner edelmütigen Handlung hatte sich durch die ganze Stadt
verbreitet. Man lobte seine Unbescholtenheit und Redlichkeit, und zugleich
setzte man voraus, dass ein Mann von so viel Zartgefühl und solcher
Uneigennützigkeit ein Vermögen […]

735 Nacht

735. Nacht

„Wohlan, Herr,“ sagten nun die Kaufleute zu dem
Scherif, „wenn Jussuf abwesend ist, so hindert Euch das nicht, Euch die
verlangte Summe zu verschaffen: Er hat weitläufige Niederlagen voll allerlei
Waren. Lasst Sie öffnen, und Ihr werdet darin noch vier Mal mehr finden, als
Ihr gebraucht.“

Man schickte also von neuem hin, bei Jussuf Haussuchung zu
halten: Die hiermit beauftragten […]

736 Nacht

736. Nacht

„Ihr sollt wissen, mein Sohn, dass ich alle Jahre
Indien, mein Vaterland, verlasse und meines Handels wegen in dieses Land komme.
Ich bin nicht immer vor den Launen des Glückes geborgen gewesen. Die
Unbeständigkeit des Handelspiels und mannigfaltige Verluste, welche ich durch
Schiffsbrüche und andere Unfälle erlitten, haben mich bestimmt, einen großen
Teil meines Vermögens in Gold umzusetzen und […]

737 Nacht

737. Nacht

Jussuf wandte alle übrige Zeit, die er noch zu Dschidda
blieb, dazu an, einen Teil von dem Schatz des Greises in Waren umzusetzen und
sie an Bord eines nach Indien bestimmten Schiffes bringen zu lassen. Als alle
Vorbereitungen vollendet waren, nahm Jussuf Abschied von seiner Frau, das Schiff
ging unter Segel, und nach einer glücklichen überfahrt brachte es […]

738 Nacht

738. Nacht

Als Herr dieser reichen kleinen Flotte segelte er mit ihr
nach Suez, wo er nach einer glücklichen zehntägigen überfahrt ans Land stieg.
Er ließ in diesem Hafen alle Waren ausschiffen und sie auf Kamele der Karawane
von Kairo laden, wohin er selber mit seiner Gattin reiste.

Bei seiner Heimkunft in dieser Hauptstadt ägyptens bezog
Jussuf ein prachtvolles Wohnhaus, und […]

739 Nacht

739. Nacht

Der Unbekannte beschäftigte sich sogleich mit den
Mitteln, die Niederkunft der Königin zu erleichtern, und seine Bemühungen
waren von solchem Erfolg, dass sie einen Sohn gebar, schön wie der Tag, und
welchem man den Namen Benasir gab.

Der Unbekannte entzog sich den Danksagungen und
Glückwünschungen, welche man ihm von allen Seiten machte, und sagte nur noch
dem König, er würde […]

74 Nacht

74. Nacht

„Herr, Euer Majestät kann sich leicht vorstellen,
dass Hindbad nicht wenig über die Worte des Dieners erstaunte. Nach dem, was
dieser gesprochen hatte, durfte er fürchten, dass Sindbad ihn holen ließ, um
ihm irgend eine üble Behandlung widerfahren zu lassen, und er wollte sich damit
entschuldigen, dass er seine Bürde nicht mitten auf der Straße liegen lassen
könnte. Aber […]

740 Nacht

740. Nacht

Bei diesen Worten fühlte die junge Prinzessin ihre Stirn
eine lebhafte Röte überziehen, und ihr Schweigen ließ ihren vermeinten Bruder
genugsam erkennen, dass sie seine Liebe teilte, aber sie wollte ihm eine so
sträfliche Neigung nicht gestehen und entfloh. Seit dieser Zeit verlor Benasir
keine Gelegenheit, mit der Prinzessin zusammen zu sein, und je größer er
wurde, je mehr […]

741 Nacht

741. Nacht

Ihre Furcht war nur zu begründet: Der böse Geist flog
von dem Hof des Königs von Persien gerade nach der Hauptstadt des chinesischen
Reiches und ließ sich unweit derselben nieder. Hierauf ging er nach dem Palast
des Kaisers, gab sich für einen Abgesandten des Königs von Persien aus und bat
um Gehör. Er wurde sogleich vorgelassen und sprach […]

742 Nacht

742. Nacht

„Wir sind am Ziel unserer Reise!“, sprach er und
legte den Prinzen und die Prinzessin auf die Erde nieder. Hierauf, als Benasir
ihn fragte, ob sie schon dem persischen Hof recht nahe wären, sprach er etliche
geheimnisvolle Worte aus: Die Erde öffnete sich sogleich, und er sagte zu dem
Prinzen, indem er ihn unsanft beim Arm nahm:

„Vorwärts! Ich […]

7 Nacht

7. Nacht

Gegen das Ende der siebenten Nacht bat
Dinarsade die Sultanin, die Geschichte weiter zu erzählen, welche sie gestern
nicht hatte vollenden können.

„Ich will es gern tun,“ antwortete
Scheherasade; „und um den Faden derselben wieder aufzunehmen, sage ich
euch, dass der Greis mit den beiden schwarzen Hunden fort fuhr, dem Geiste, so
wie den beiden anderen Greisen und dem Kaufmanne, […]

70 Nacht

70. Nacht

Gegen Ende der folgenden Nacht weckte Dinarsade,
ungeduldig, den Erfolg von Sobe

700 Nacht

700. Nacht

Der Kalif war neugierig, diese Frau zu sehen; er trat also
weiter in den Basar und hörte sie alle Kapitel des heiligen Buches hersagen.
Hierauf näherte er sich ihr und wollte ihr eben einen Beweis seiner
Freigebigkeit geben, als er sie einem Kaufmann ins Ohr sagen hörte, ob sie ihm
ein junges Mädchen verschaffen sollte. Der Kaufmann nahm […]

701 Nacht

701. Nacht

Aber ihr Zutrauen verließ sie, sobald sie in das Haus dieses Beamten trat:
Als sie ihn von mehreren andern Richtern umgeben sah, stockte sie und kehrte um;
dann warf sie sich ihre Schwachheit vor und schritt wieder vorwärts, wurde
nochmals eingeschüchtert, trat wiederum bis an die Türe und streckte den Kopf
hinein. Ihre verschiedenen Bewegungen machten, dass der […]

702 Nacht

702. Nacht

„Wenn die Herrin des Hauses,“ sagte er zu ihnen, „Euch fragt,
wer Euch geschickt hat, so sagt, es sei ihr Schwiegersohn. Erkundigt sie sich
nun nach dem Gewerbe dieses Schwiegersohnes, so sagt, ihr kennt ihn nicht, und
fragt sie Euch nach seinem Namen, so antwortet: Albondukani. Prägt Euch dieses
wohl ein, denn wenn einer von Euch ein Wort […]

703 Nacht

703. Nacht

„Eben heute.“ –

„Und wer ist Euer Schwiegersohn?“ –

„Ich weiß es in Wahrheit nicht, und wenn ich Euch meinen Verdacht
gestehen soll, so glaube ich, es ist nicht das ehrlichste Handwerk, welches er
treibt: Aber bildet Euch nicht ein, dass er ein gewöhnlicher Räuber ist, er
ist wenigstens das Oberhaupt aller Räuber.“

„Um Gottes willen!“, riefen die Nachbarinnen aus, […]

704 Nacht

704. Nacht

Als die verabredete Stunde gekommen war, verfügte sich
der junge Mann wieder zu dem Polizeibeamten, welcher sogleich an der Spitze von
vierhundert seiner Leute, von vier Anführern befehligt, zu Pferde stieg und,
von einer großen Anzahl Fackeln und Laternen beleuchtet, dahin ritt.

Unterdessen erwarteten die Mutter und ihre Tochter ruhig
in ihrem Haus, welches von einer zahllosen Menge Wachskerzen […]

705 Nacht

705. Nacht

„Elende!“, antwortete Schamama, „ehrlose
Genossin der Räuber; der Polizeileutnant mit seiner Schar gebietet Dir, ihm zu
öffnen!“

Die Alte antwortete, sie wäre eine arme Frau, hätte
keine Räuber bei sich und würde sich den Befehlen des Polizeileutnants nicht
widersetzen.

Dann kam sie zu ihrer Tochter zurück und sagte zu ihr:
„Hatte ich es Dir nicht gesagt? Es ist dieser verwünschte Räuber, […]

706 Nacht

706. Nacht

Als der Verschnittene bei dem Schein der ihm leuchtenden
Lampe den Kalifen herannahen sah, sprang er ihm mit dem Säbel in der Hand
entgegen und fragte ihn, wo er hinwollte.

„Was geht’s Dich an, Elender?“, antwortete ihm
der Kalif mit furchtbarer Stimme; und der Verschnittene, so erschrocken, als
wenn er einen Löwen gesehen hätte, der ihn zu verschlingen drohte, […]

707 Nacht

707. Nacht

Harun nahm einen kleinen Stein und warf ihn mit solcher
Geschicklichkeit nach einer Kerze, dass sie erlosch.

„Das ist sonderbar,“ sagte die Alte, als sie das
Licht der Kerze ausgehen sah, „da verlischt die Kerze, während die andern
alle noch brennen.“

Sie zündete die Kerze wieder an, aber der Kalif
verlöschte unterdessen zwei andere: Das Erstaunen der Alten wuchs immer […]

708 Nacht

708. Nacht

„Beruhigt Euch gute Mutter,“ sagte Harun,
„ich verspreche Euch, dass der Polizeibeamte meinen Befehlen gehorchen
wird.“

„Ah, wenn Ihr das Geheimnis besitzt, einen solchen
Mann zum Gehorsam zu bringen,“ erwiderte ihm seine Schwiegermutter,
„so werdet Ihr mir einen Dienst leisten, wenn Ihr es mir mitteilt: Ich kann
alsdann meinen Einfluss bei ihm benutzen, um auch ungestraft die Frauen zu
bestehlen.“

Mit diesen […]

709 Nacht

709. Nacht

„Nun,“ sprach er sodann zu der Alten, „wie
findet Ihr, dass der Räuberhauptmann derlei Leute behandelt?“

„Es bleibt mir nur noch eins von Gott zu bitten
übrig, nämlich, den Kalifen für seine Ungerechtigkeit gegen uns zu bestrafen;
denn ohne ihn würde ungeachtet alles Deines Ansehens ein Mensch wie Du nimmer
gewagt haben, einen Fuß in unser Haus zu setzen.“

Harun […]

71 Nacht

71. Nacht

Dinarsade wünschte leidenschaftlich, Amines Geschichte zu
hören und deshalb erwachte sie sehr früh und beschwor die Sultanin, ihr zu
erzählen, warum der Busen der liebenswürdigen Amine ganz mit Narben bedeckt
sei. „Ich bin bereit,“ erwiderte Scheherasade, „und um keine Zeit
zu verlieren, sollst du wissen, dass Amine, sich an den Kalifen wendend, ihre
Geschichte, wie folgt, begann:

Mehr darüber erfahren

710 Nacht

710. Nacht

Mehrere Hofleute waren vorausgeeilt, um diese gute
Neuigkeit der Mutter und seiner Schwester zu verkündigen, und wurden von diesen
mit Geschenken überhäuft. Endlich kam er selber, und nachdem er beide umarmt
hatte, erzählte er ihnen, was ihm soeben begegnet war. Sie erzählten ihm
ihrerseits, was seit seiner Gefangennehmung vorgegangen war, die Plünderung
ihres Hauses und die schreckliche Not, in […]

711 Nacht

711. Nacht

Geschichte der beiden Prinzen von Cochinchina und ihrer
Schwester

„Herr, es herrschte einst in Cochinchina ein König,
welcher der gelehrteste Mann seiner Staaten war. Als der Augenblick kam, wo er
sein Haupt auf das Sterbekissen legen sollte, ließ er die Königin, seine
Gemahlin, seine Tochter […]

712 Nacht

712. Nacht

Als der Prinz Chansad dem König, seinem Vater, die seinem
Rang gebührende Ehre erwiesen hatte, bestieg er den Thron, und nachdem er mit
ebensoviel Wohlwollen und Leutseligkeit die Huldigungen der Großen und der
Wesire empfangen, beschäftigte er sich mit den schwierigen Verrichtungen der
Regierung und erwarb sich durch sein Betragen bald die Segnungen seiner
Untertanen.

So regierte er in Frieden […]

713 Nacht

713. Nacht

Drei Jahre verstrichen auf diese Weise. Chansad war in
Verzweiflung, dass er durch seine Befolgung des letzten Willens seines Vaters
den Verlust seiner Schwester verursacht hatte, und fasste endlich den Vorsatz,
wegzureisen und nicht eher in seine Staaten wieder zurückzukehren, als bis er
seine Schwester wieder gefunden hätte. Er teilte diesen Entschluss seiner Mutter
mit, welche in Tränen zerschmolz […]

714 Nacht

714. Nacht

Eines Tages, als Chansad bei der Hütte des Derwisches
sich erging, war er nicht wenig überrascht, nicht weit von sich und mitten in
der Sandwüste einen Baum zu erblicken, der mit sehr schönen, ihm unbekannten
Früchten beladen war. Mit lebhafter Begierde, ihn näher zu betrachten und von
seinen Früchten zu pflücken, schritt er mehrere Stunden lang darauf los, […]

715 Nacht

715. Nacht

Nur kurze Zeit war der Sultan in dieser Lage, als ein
Sklave, der ein Fenster öffnete, ihn erblickte. Verwundert, einen Mann bei dem
Palast liegen zu sehen, lief der Sklave hin und meldete es seiner Herrin.

Diese wurde durch den Anblick des unglücklichen Fürsten
dermaßen von Mitleid gerührt, dass sie beschloss, ihn einzulassen und ihm
Hilfe zu leisten ungeachtet […]

716 Nacht

716. Nacht

„Das ist unsere Wohnung,“ sprach Abutawil zu
mir; „morgen sollst Du auch Frauen zur Bedienung haben.“

Seitdem bewohne ich nun diesen Ort, wo nichts an meinem
Glück fehlen würde, wenn ich bei meinen Verwandten und fern von dem Ungeheuer
wäre, welches mich hier zurückhält und mich zum Zeugen seiner Grausamkeit
macht. Er hat die Gewohnheit, sich auf vierzig Tage […]

717 Nacht

717. Nacht

Während diese Begebenheiten sich zutrugen, ging daheim
die Königin Mutter voll Verzweiflung, keine Nachricht, weder von Chansad noch
von Aischah, zu erhalten, mit starken Schritten dem Grab entgegen. Als sie
endlich fühlte, dass sie nur noch wenige Tage zu leben hätte, ließ sie ihren
jüngeren Sohn Murad kommen, welcher damals sechzehn Jahre alt war, und nachdem
sie ihn mit […]

718 Nacht

718. Nacht

Dieser Anblick belebte ihren Mut wieder. Man setzte die
Boote aus, und mit Hilfe der Ruder gelang es, das Schiff auf das Ufer zu ziehen,
und man begann, es auszubessern. Sie fanden auf der Insel, wo sie gelandet
waren, und die ihnen unbekannt war, Bäume, mit Früchten beladen, Pflanzen,
deren Blumen einen köstlichen Duft verbreiteten, viel Gewild und […]

719 Nacht

719. Nacht

Der Prinz, der von seinem Schrecken wieder zu sich
gekommen war, fragte jetzt den Riesen, was aus seinem Bruder und seiner
Schwester geworden wäre, und als er vernahm, dass beide sich in demselben
Palast und in der Gewalt des Geistes Abutawil befänden, verlangte er zur
Vergeltung von dem Reisen ein Mittel, sie zu befreien.

„Ich will Dich,“ antwortete dieser […]

682 Nacht

682. Nacht

„Prinz, hier in dieser Höhle sind die Schätze des
Königs Salomon verwahrt, und dieser Prophet ist es, der mir befohlen hat,
diesen Ort zu hüten, welchen ich ohne seine Erlaubnis nicht verlassen darf.
Wenn Du diese Schätze zu sehen wünschst, so kann ich Dir den Eingang dazu
erleichtern und dir gestatten, nach Gefallen eine zahllose Menge edler Steine
von […]

683 Nacht

683. Nacht

„Siehst Du,“ sprach die eine zu ihrer
Gefährtin, „diesen Menschen dort am Ufer? Das ist der Prinz Habib, der
Geliebte der schönen Dorrat-al-Gawas, der gern wieder zu seiner Herrin gelangen
möchte. Aber er weiß nicht, dass er durch ein unermessliches, mit Klippen,
Gefahren und Schiffbrüchen erfülltes Meer von ihr getrennt ist: Glaubst Du
wohl, dass er eine so schwierige […]

684 Nacht

684. Nacht

Nach einiger Zeit besänftigte sich das Ungestüm des
Windes. Das Wetter wurde ganz ruhig, aber man bemerkte, dass das Schiff völlig
von seiner Bahn abgetrieben war und sich in unbekannten Gegenden befand. Der
Schrecken der Schiffsmannschaft und der Reisenden stieg aufs höchste, als der
Steuermann ihnen endlich ankündigte, dass er endlich die Gegend erkennte und
nicht länger an dem […]

685 Nacht

685. Nacht

Man kann sich denken, wie groß die Freude des Prinzen
war, als er sich wieder bei derjenigen befand, für welche er so große Gefahren
bestanden hatte. In den Armen seiner Geleibten vergaß er bald alle
Mühseligkeiten, denen er sich ausgesetzt hatte. Aber mitten in der Freude,
welche er empfand, stieg ein Gedanke in ihm auf, der sein Glück […]

686 Nacht

686. Nacht

Ali begab sich mit seiner Familie nach Damaskus und ließ
in dieser Stadt einen prächtigen Palast erbauen, umgeben mit herrlichen Gärten
und am Ufer eines Flusses gelegen. Zu gleicher Zeit ließ er Karawansereien,
Moscheen und Hospitäler für die durch Ausschweifungen Erkrankten erbauen, denn
so heilsam ist die Luft von Damaskus, dass die jungen Leute hier ohne
Arzneimittel genesen, während […]

687 Nacht

687. Nacht

„Sechs Monatsreisen jenseits des Kaukasus,“ fuhr
er fort, „in den von jenen Geistern bewohnten Gegenden, welche sich gegen
Salomon empörten, wächst ein Kraut, dessen Kräfte mir dieser Prophet
offenbart hat, und welches alle Krankheiten der Menschen zu heilen vermag. Diese
Pflanze heißt das Vogelkraut, und sie wächst auf einer Insel, um welche die
bösen Geister strenge Wache halten. Indessen […]

688 Nacht

688. Nacht

Aber in der Eile, mit welcher er dahergeflogen war, hatte
er vergessen, das Feuer auszulöschen, worin er das Räucherwerk verbrannt
hatte. Der Oberpriester des Götzentempels kam gerade an dem Ort vorbei, wo
diese Zauberei vorgegangen, fand das noch rauchende Feuer, und da er selbst der
Zauberei kundig war, so benutzte er die Mittel, welcher dieser günstige Umstand
ihm darbot, […]

689 Nacht

689. Nacht

„Wohlan,“ erwiderte der Gefangene, „so
begehre ich denselben Dienst von Dir: Hilf uns aus diesem höllischen Loch und
räche mich an dem Elenden, welcher uns verfolgt.“

In einem Augenblick hatte der Geist den Oberpriester ins
Gefängnis geführt und mit den Ketten belastet, von welchen er die beiden
Freunde befreit hatte; er fasste sie hierauf in seine Arme, die Erde […]

69 Nacht

69. Nacht

Dinarsade bat ihre Schwester in der folgenden Nacht, die
Erzählung Sobe

690 Nacht

690. Nacht

Bei diesem gräulichen Anblick wäre der Sohn Ali
Dschoharis fast in Ohnmacht gefallen; aber er fühlte, dass er schon zu weit
vorwärts wäre, um sich zurückziehen zu können. „Wehe!“, rief er,
„mein elender Wirt hat mich betrogen, aber ich muss mich mit Mut
waffnen.“

Sein Schreck war nicht von langer Dauer; denn weit
entfernt, ihn übel zu empfangen, lächelte die […]

691 Nacht

691. Nacht

Wir haben die Eltern dieses Unglücklichen lange in Trauer
über die Abwesenheit ihres Sohnes und die Krankheit ihrer Nichte verlassen. Sie
hatten keinen anderen Trost als die kleine Baumwollstaude, welche sie nicht
versäumten jeden Morgen mit ihren Tränen zu befeuchten; ihr einziges
Vergnügen war, das schöne Grün der Blätter dieser Staude zu betrachten und
sorgfältig zu untersuchen, ob seine […]

692 Nacht

692. Nacht

Der Geist begab sich zu seinem Roch und befahl ihm, die
Stücke von dem Leichnam des Sohnes Ali Dschoharis herbeizubringen. Der Vogel
flog hin und kam mit dieser kostbaren Bürde zurück. Der Sklave legte die
Stücke zusammen und rieb sie mit einer von Salomon selber bereiteten Salbe;
hierauf wusch er den Leichnam mit Wasser aus dem Brunnen des […]

693 Nacht

693. Nacht

Der Sohn Ali Dschoharis hatte Zeit gehabt, sich auf alle
diese Prüfungen vorzubereiten; sein Mut blieb also unerschüttert: Er schritt
furchtlos auf den Käfig zu und band ihn los, ungeachtet der von allen Seiten
blitzenden Säbel. Hierauf sprach er zu dem in dem Käfig versperrten
Geistervogel: „Du bist jetzt in meiner Gewalt und musst mir anzeigen, wo
ich das […]

694 Nacht

694. Nacht

Eine Sklavin, die zum Zeitvertreib aus dem Fenster
schaute, erkannte von ferne ihren jungen Herrn mit ihrem Nachbarn, und sogleich
rief sie aus: „Unser junger Herr ist wieder da! Da kommt er; ich habe ihn
gesehen!“

Alle hielten sie für verrückt, und der Geist ergriff
schon die Peitsche, um ihr Stillschweigen aufzulegen, als man auf einmal an die
Türe klopfen […]

695 Nacht

695. Nacht

Geschichte des Kalifen von Bagdad

„Herr, der Kalif Harun Arreschyd empfing auf seinem
Thron die Huldigungen seiner Emire und Großwürdenträger: Er war den ganzen
Tag hindurch von den lästigen Feierlichkeiten ermüdet, welchen seine Größe
ihn unterwarf, und um sich zu zerstreuen, hatte er sich vorgenommen, sich mit
seinem Wesir […]

696 Nacht

696. Nacht

„Ich gewähre sie ihm,“ antwortete sie,
„wenn er mir die Morgengabe gibt, welche ich von ihm fordere.“

„Es wird dem Kalifen ohne Zweifel sehr schwer
werden,“ sagte Giafar bei sich selber, „die Morgengabe für eine
Bettlerin aufzubringen“: – „und wie groß ist die Summe,“ fuhr er
fort, „welche Ihr verlangt?“

„Sie muss,“ antwortete sie, „den
einjährigen Einkünften der Stadt Ispahan gleich […]

697 Nacht

697. Nacht

Ein Jahr danach, am Tag Arafa, ging der Kalif abermals
verkleidet aus; er hatte wieder seinen treuen Giafar bei sich und überdies den
Mesrur, das Oberhaupt der Verschnittenen. Indem der Kalif so durch eine der
Straßen von Bagdad wanderte, bemerkte er einen Laden, welcher sich durch seine
Reinlichkeit und Zierlichkeit auszeichnete, und worin ein junger Mann
beschäftigt war, kleine […]

698 Nacht

698. Nacht

„Ich habe sie nicht gestohlen,“ antwortete der
Mann, „es ist ein Geschenk von einem der Kammerherrn des Kalifen. Kommt
her, freut euch alle mit mir und verzehrt sie.“

„Was?“, rief die Frau aus, „Du willst diese
Kuchen essen, während Deine Kinder nichts haben, ihre Blöße zu bedecken?
Schämst Du Dich nicht dieses Gelüstes? Geh lieber hin und verkaufe die […]

699 Nacht

699. Nacht

Die unglückliche Prinzessin empfand einen tiefen Schmerz,
als sie die Vorwürfe und den Befehl des Kalifen vernahm; sie wandte sich jetzt
zu Aladdin und fragte ihn, welche Ursache ihn bewöge, etwas Falsches
auszusagen, das ihnen beiden den Tod brächte.

„Ohne Zweifel,“ antwortete der unglückliche
junge Mann, „hat das Schicksal es so gewollt: Ich wollte gerade das
Gegenteil von demjenigen sagen, […]

664 Nacht

664. Nacht

Es fehlte viel daran, dass die Angelegenheiten meiner
Schwester in ebenso günstigem Zustand waren. Nachdem sie Persien durchzogen
hatte, ohne ihr Vermögen sehr vermehrt zu haben, wollte sie sehen, ob die
Tatarei ihr nicht günstiger sein würde. Bochara, der Stapelplatz dieser beiden
Länder, war der Ort, an welchem die größten Kaufleute Asiens zusammenkamen.
Meine Schwester wollte diese berühmte Stadt […]

665 Nacht

665. Nacht

Der Vorschlag wurde mit Entzücken angenommen. Sie kam
bald ihrer Lehrerin gleich und spielte ihr einige Streiche, die diese
erzürnten. Nach vielen Streitigkeiten trennten sich die beiden Zauberinnen,
indem sie sich einen ewigen Hass zuschworen, der sich noch, wie sie sagten, im
Feuer der Hölle beleben würde.

Diese neue Wissenschaft, weit entfernt, meine Schwester zu
bereichern, hatte sie im Gegenteil […]

666 Nacht

666. Nacht

Ich war sehr erstaunt, weder Frau noch Kind zu finden.
Meine Schwägerin kam meinen Fragen zuvor, indem sie mit Tränen in den Augen zu
mir sagte:

„Ihr wisst, dass während Eurer Abwesenheit die Pest
geherrscht hat. Wir haben beide, Ihr und ich, das Teuerste was wir besaßen,
verloren: Dies Land ist mir ein Gräuel geworden, es ist mir unmöglich, […]

667 Nacht

667. Nacht

Sogleich wandte er sein Pferd und führte uns gerade in
das königliche Zelt. Unser Führer war einer der vornehmsten Hofbeamten. Er
trat in das Zelt und sagte: „Herr, ich bringe Euch hier zwei Fremde von
edlem Ansehen. Sie scheinen sehr ermüdet, aber ihre Gesellschaft könnte Euch
vielleicht unterhalten.“

„Man lasse sie herein treten,“ sagte der König,
„vielleicht können sie mir […]

668 Nacht

668. Nacht

Am andern Morgen bei Tagesanbruch holte uns der Beamte,
der uns in unser Zelt geführt hatte, zum König, mit welchem wir Kaffee
tranken, und der uns das Vergnügen einer großen Jagd gewähren wollte. Ich
schoss viel Wildbret, wovon ich meiner Gefährtin, die keine Jägerin war, einen
Teil gab. So gewahrte man ihre Unerfahrenheit nicht, und noch merkte niemand
unserer […]

669 Nacht

669. Nacht

„Die Hälfte meiner Krone,“ rief der König aus,
„und ich würde ihn dadurch noch nicht hinlänglich belohnt finden. Er
könnte sogar meine Tochter heiraten, wenn diese darein willigte, ihm ihre Hand
zu geben.“

„Aber,“ fuhr die Prinzessin fort, „wenn Ihr
diese teure Tochter säht, würdet Ihr sie denn wieder erkennen?“

Zugleich nahm sie ihren Turban ab, und ihre schönen
schwarzen Haare […]

67 Nacht

67. Nacht

„Meine liebe Schwester,“ rief Dinarsade gegen
Ende der Nacht, „erzähle uns, ich bitte dich, die Geschichte Sobe

670 Nacht

670. Nacht

Kaum war ich ins Bett geschlüpft, als ich unbeweglich
blieb. Die Prinzessin näherte sich mir, fasste mich bei den Händen und warf
mir meine große Traurigkeit vor. „Mein Freund, warum bist Du
betrübt?“, sagte sie zu mir. „Siehst Du nicht, dass das Böse oft
Gutes hervorbringt? Ohne jenen elenden Sklaven würde ich nicht das Glück
haben, dich zu kennen.“

Zu […]

671 Nacht

671. Nacht

„Ihr seid die Ursache meines Todes. Die Liebe, die
Ihr mir eingeflößt habt, wird mich zu Grabe bringen. Warum habt Ihr mich nicht
enttäuscht, bevor sich diese verderbliche Leidenschaft in mir entzündete?
Niemals, ach nein, niemals wird mein Herz einen Gegenstand finden, welcher
würdig wäre, mit Euch verglichen zu werden!“

„Unglückliche Prinzessin!“, sprach ich zu ihr,
„konnte ich mir einbilden, […]

672 Nacht

672. Nacht

Ungeachtet aller unserer Vorkehrungen durchdrang sie doch
meine Absicht, und da sie sah, dass es mir unmöglich war, an dem Hof ihres
Vaters zu bleiben, und dass man ihr nimmer gestatten würde, mich zu begleiten,
versank sie in ein furchtbares Siechtum: Ihre Wangen fielen ein, die Rosen ihres
Angesichts verschwanden. Kurz, der Hof war in der lebhaftesten Besorgnis.

Ich […]

673 Nacht

673. Nacht

Die Königin umarmte fest den Leichnam der Unglücklichen.
Man hatte viel Mühe, sie davon zu trennen, und ihre Frauen trugen sie
ohnmächtig nach ihrem Zimmer.

Der König aber, in Wut, befahl dem Hauptmann seiner
Leibwache, mir den Kopf abzuhauen. Dieser schickte sich an, diesen Befehl zu
vollziehen, und ich erwartete ihn mit zuversichtlicher Miene, als der Wesir ihm
ein Zeichen […]

674 Nacht

674. Nacht

Da der Tag noch nicht sichtbar war, begann Scheherasade
noch, dem Sultan von Indien, welchen die Geschichte der Amey sehr ergötzt
hatte, die Abenteuer des Prinzen Habib und der Prinzessin Dorrat-al-Gawas zu
erzählen.

Geschichte des Prinzen Habib und und der Prinzessin
Dorrat-al-Gawas

„Salama, einer der tapfersten und ältesten Krieger
Arabiens, war das Oberhaupt des Stammes Benuhalal und sechsundsechzig anderer
Stämme, die seinen […]

675 Nacht

675. Nacht

Als Habib sich von seinem Lehrer getrennt sah, zu welchem
er eine lebhafte Zuneigung trug, ließ er den Palast seines Vaters von seinen
Klagen widerhallen. „Wehe!“, rief er aus, „wie kann ich von dem
getrennt leben, dem ich alles verdanke? Nacht und Tag stellt sein Bild sich vor
meine Seele, mein Herz wird von Leid verzehrt, und mein […]

676 Nacht

676. Nacht

Der Unbekannte warf sich hierauf zu seinen Füßen und bat
ihn um Verzeihung für die Kühnheit, dass er gegen ihn im Kampf aufgetreten
wäre, indem er sich mit seinem Verlangen entschuldigte, der Lehrmeister des
jungen Prinzen zu werden.

Habib kam auf ein Zeichen seines Vaters herbei, warf sich
dem fremden Ritter in die Arme und fragte ihn um seinen […]

677 Nacht

677. Nacht

Ihr Verlobter erkannte bei ihrem Anblick, dass er von dem
Geist nicht getäuscht worden war; und indem er nach seiner Hauptstadt
zurückkehrte, befahl er die Zurüstungen zu seiner Hochzeit, welche mit großer
Pracht gefeiert wurde.

Die Erfüllung der Verkündigung des Geistes bleib nicht
aus. Die neue Königin wurde nach einigen Monaten schwanger und gebar eine
reizende Tochter, auf deren Erziehung […]

678 Nacht

678. Nacht

Dorrat-al-Gawas erkannte ihren Wesir und fragte ihn
hastig, welcher Anlass ihn zu ihr herführte.

„Prinzessin,“ antwortete ihr dieser Minister,
„ich komme in aller Eile, um Euch zu beschwören, in eure Staaten
heimzukehren. Durch Eure Abwesenheit beunruhigt, haben die Geister Euch zu sehen
verlangt. Ich habe ihnen geantwortet, dass unaufschiebbare Geschäfte euch nicht
erlaubten, Euren Palast zu verlassen. Aber diese Entschuldigung […]

679 Nacht

679. Nacht

Da erinnerten sie sich der Verkündigung des Geistes,
welcher des Prinzen Lehrer gewesen war, und dachten wohl, dass die Unfälle, mit
welchen er sie bedroht hatte, durch Dorrat-al-Gawas sollten veranlasst werden.
In dieser Meinung taten sie alles mögliche, um den jungen Prinzen von seinem
Vorsatz, Dorrat-al-Gawas wieder aufzusuchen, abzubringen. Aber alles, was sie
ihm sagen mochten, war fruchtlos. Vergebens […]

68 Nacht

68. Nacht

Dinarsade, welcher der Anfang von Sobe

680 Nacht

680. Nacht

Nachdem sie alles so verabredet hatten, was ihr Verbrechen
verhüllen sollte, nahmen die Ritter die Zeichen der tiefsten Trauer an. Als sie
in die Nähe des Emirs Salama kamen, stießen sie laute Wehklagen aus. Einer von
ihnen führte das Ross des Prinzen, welches ledig ging, am Zaum.

Als der Emir diesen Trauerzug herannahen sah, erkannte er
alsbald das Unglück, […]

681 Nacht

681. Nacht

Indessen schreitet er vergeblich vorwärts. Der
Gegenstand, welchen er erreichen will, scheint mit jedem schritt vor ihm
zurückzuweichen. Auf einmal sieht er über seinem Haupt ein Gewölk schweben,
welches schleunig herabsinkt: Bald unterscheidet das Auge eine Gestalt, und
Habib erkennt, dass, was er für ein Gewölk gehalten hat, ein Vogel von
wunderbarer Größe ist. In der Lage, worin er […]

64 Nacht

64. Nacht

Am andern Morgen sagte die Sultanin bei ihrem Erwachen zu
Dinarsade: „Höre nun, auf welche Weise der dritte Kalender den Faden
seiner wunderbaren Geschichte wieder aufnahm:“

„Ich hatte,“ sagte er, „mich am folgenden
Morgen kaum angekleidet, als die 39 anderen Schönen in mein Gemach kamen, alle
anders geschmückt, als am vorhergegangenen Tage. Sie wünschten mir einen guten
Morgen und erkundigten […]

640 Nacht

640. Nacht

Der Mann, der sein Versteck verlassen und wirklich an die
Türe gepocht hatte, trat nun ein und setzte sich, nachdem er seine Frau
begrüßt hatte, nieder. Er genoss von den für die Galane aufgetragenen
Erfrischungen, und das glückliche Ehepaar unterhielt sich laut genug, um von
den armen Liebhabern, die vor Furcht zitterten, gehört zu werden. „Licht
meiner Augen,“ sagte […]

641 Nacht

641. Nacht

Abenteuer
eines Kadis und seiner Frau

In Bagdad lebte einst ein Kadi, der sein Amt auf die
tadelloseste Weise verwaltete und durch das Beispiel seines Privatlebens seinen
strengen Rechtssprüchen noch mehr Kraft gab. Nachdem er seinem ehrenvollen
Posten mehrere Jahre hindurch vorgestanden hatte, wünschte er nach Mekka zu
pilgern […]

642 Nacht

642. Nacht

Als sie sich etwas erholt hatte, ging sie landeinwärts
und fand eine freundliche Landschaft, mit Bächen und Fruchtbäumen, die ihren
Durst und Hunger stillten, reichlich versehen. Am zweiten Tage gelangte sie in
eine prächtige Stadt. Sie wurde wie alle Fremden vor den Sultan geführt, der
sie fragte, wer sie wäre. Sie erzählte ihm, sie hätte ihr Leben der
Frömmigkeit […]

643 Nacht

643. Nacht

Auf dieser Reise traf der Kadi seinen Bruder, der, sein
gottloses Leben bereuend, auch in Derwischtracht zu der Heiligen reiste, um ihr
seine Sünden zu beichten und ihre Fürbitte beim Himmel anzuflehen. Die
Veränderung beider, Folge der Zeit und ihrer Verkleidung, bewirkte, dass sie
sich nicht erkannten. Sie knüpften ein Gespräch an, und als sie voneinander
erfuhren, dass sie […]

644 Nacht

644. Nacht

Die fünf Pilgrime begaben sich sogleich in die Wohnung
der Heiligen, deren Höfe mit Bittenden aus allen Gegenden angefüllt waren, so
dass sie Mühe hatten, Zutritt zu erhalten. Da einige von der Dienerschaft ihnen
ansahen, dass sie neu angekommene und sehr ermüdete Fremdlinge wären, so luden
sie sie freundlich in ein Zimmer ein, um sich dort so lange […]

645 Nacht

645. Nacht

Geschichte
des Sultans

„Obgleich ich heute auf dem Thron sitze, so ließ
doch meine Geburt eine so hohe Bestimmung nicht ahnen, da ich der Sohn eines
Kaufmanns aus einem Lande bin, das von diesem hier sehr weit entfernt liegt.
Mein Vater erzog mich zu seinem Geschäft und feuerte mich durch Lehre […]

646 Nacht

646. Nacht

Ich machte mich fort, und nachdem ich einige Tage
gewandert war, begegnete ich in einer Sandwüste einem ehrwürdigen, ganz weiß
gekleideten Greis, der mich freundlich anredete und mich nach dem Ziel meiner
Reise fragte, worauf ich ihm denn meine Geschichte erzählte. Der Greis segnete
mich und lobte mich sehr wegen der Standhaftigkeit, mit welcher ich gehalten,
was ich meinem […]

647 Nacht

647. Nacht

Der Fürst befahl dem Oberhaupt der Verschnittenen, sie zu
entschleiern. Kaum war ihr Gesicht frei, als man den vollen Mond in der Fülle
seines Glanzes zu schauen glaubte.

Sonnenstrahlen glänzten in ihren Augen, und ihre
Augenbrauen glichen dem Regenbogen. Ihre Male hatte die Form einer syrischen
Pistazie, und ihre Zähne konnte man für die schönsten Perlen des Roten Meeres
oder […]

648 Nacht

648. Nacht

„Herr,“ erwiderte der Kaufmann, „glaubt
nicht, mich zu großmütig belohnt zu haben; denn ich habe nicht einmal die
Bezahlung für die Mühe und die Unkosten, welche mir diese Sklavin verursacht
hat. Statt mich von ihr bedienen zu lassen, habe ich sie selbst bedient. Sie aß
nur Kuchen; statt der in einem Ofen ausgebrüteten Hühner ließ ich eine Henne
eigens […]

649 Nacht

649. Nacht

Auf einmal kam das Oberhaupt der Verschnittenen, um die
Ankunft des Sultans zu verkünden. Die schöne Sklavin stand auf, um seiner
Majestät entgegenzugehen, warf sich vor dem Fürsten auf die Knie und blieb in
dieser Stellung mit niedergeschlagenen Augen und einem Ausdruck voll
Bescheidenheit. Der Sultan setzte sich und winkte ihr, an seiner Seite Platz zu
nehmen. Nach einigen […]

65 Nacht

65. Nacht

Da die willfährige Dinarsade lange vor Tagesanbruch
erwacht war, so rief sie die Sultanin, und sagte zu ihr: „Bedenke, meine
Schwester, dass es Zeit ist, dem Sultan, unserm Herrn, die Folge dieser
Geschichte zu erzählen, die du begonnen hast.“ Scheherasade wandte sich
nun an Schachriar mit den Worten: „Herr, Eure Majestät wisse, dass der
Kalender seine Erzählung auf folgende […]

650 Nacht

650. Nacht

„Ihr seht in mir ein Schlachtopfer des Ranges, in
welchem ich geboren bin. Kaum aus dem Schoß meiner Mutter gekommen, wurde ich
einer Sklavin übergeben, die mich säugte und für meine Erziehung sorgte.
Diese Frau galt am Hof für ein Wunder von Wissenschaften, und es würde in der
Tat schwer gewesen sein, in der Tatarei einen Weisen zu […]

651 Nacht

651. Nacht

Ich billigte ganz ihre Vorstellungen, und als mein Bruder
sich mir nahte, um mich zu umarmen, empfand ich anstatt der Liebe einen
unbezwinglichen Widerwillen; und wenn ich mich nicht vor meinen Eltern
gefürchtet hätte, würde ich ihn weit von mir zurückgestoßen haben. Ich
verfluchte innerlich diesen scheußlichen Gebrauch; aber was sollte ich machen,
und wie sollte ich ihn mit […]

652 Nacht

652. Nacht

Während unsere Rosse mit dem Zügel auf dem Hals durch
das Feld flohen, schloss mich mein Bruder, statt sie zu verfolgen, zärtlich in
seine Arme und überhäufte mich mit den zärtlichsten Liebkosungen. Die Liebe
glänzte in seinen Augen; aber ich rief mir die Grundsätze meiner guten Amme
ins Gedächtnis, und ich zitterte vor dem Verbrechen, welches ich ohne […]

653 Nacht

653. Nacht

Als der Tag sich neigte, nahm meine Amme mich bei der Hand
und führte mich durch Seitenwege, die ich noch nicht kannte, zu einer geheimen
Pforte des Palastes, vor welcher ich ein prächtigen Renner fand, den ich mit
Leichtigkeit bestieg. Sie drückte mir zärtlich die Hand mit dem Versprechen,
mich bald wieder zu sehen, und ich gab meinem […]

654 Nacht

654. Nacht

Herr, als ich ihn nun im Begriff sah, sein Verbrechen zu
vollenden, stieß ich einen lauten Schrei aus, ohne an die mir drohende Gefahr
zu denken. Der überraschte Sklave ließ sein Schlachtopfer fahren, und während
er sich nach allen Seiten umsah, hatte ich schon eines der Pferde bestiegen und
schoss ihm von diesem herab einen Pfeil in die […]

655 Nacht

655. Nacht

Ich war schon mit meinem Vetter verlobt. An dem zur Feier
unserer Hochzeit bestimmten Tag ritt er durch die Stadt auf einem schönen
Pferd, begleitet von Musikanten und von Einwohnern, welche angezündete Fackeln
trugen. Männer, mit dem Säbel in der Hand und den Ellenbogen auf das Kreuz des
Pferdes gestützt, ritten ihm zur Seite. Die ganze Stadt und […]

656 Nacht

656. Nacht

Unser Schlaf war lang und ruhig. Ich erwachte zuerst, und
nachdem ich allen meinen Mundvorrat zusammengerafft hatte, rief ich meine
Gefährtin und fragte sie, ob sie den Weg kenne, und nach welcher Seite sie ihre
Schritte richten wollte.

„Wohin es Euch beliebt,“ antwortete sie mir,
„denn ich werde Euch nicht verlassen.“

Dieser Entschluss stimmte nicht ganz zu meinem Vorhaben.
Ich wollte […]

657 Nacht

657. Nacht

„Gott verhüte,“ sagte ich zu unserem Wirt,
„dass ich euer großmütiges Anerbieten durch eine abschlägige Antwort
zurückweisen sollte.“

Hierauf verneigte er sich tief und bat uns, ihm zu folgen.

Indem wir durch den Flecken ritten, fragte ich unsern
Führer, in welchem Land wir uns befänden.

„Ihr seid,“ sagte er zu mir, „an den
Grenzen des Königreiches Balch.“

„Ist der König Kara-Oglu noch […]

658 Nacht

658. Nacht

Wir bedurften nicht weniger als acht Tage, um uns von den
Strapazen unserer Reise zu erholen. Unsere Begierde, an den Hof zu kommen, und
die Befürchtung, überlästig zu werden, bestimmten uns, unsere Abreise zu
beschleunigen. Unser ehrwürdiger Wirt wollte uns nicht fortlassen. Er war so
bescheiden gewesen, uns nicht zu fragen: „Welchen Standes seid ihr? Woher
kommt ihr? Wohin […]

659 Nacht

659. Nacht

Schluchzen und Tränen hemmten seine Worte, und ich
wartete, bis er sich etwas gefasst hatte. Hierauf bat ich ihn, um seinen Schmerz
zu zerstreuen, mir doch seine anderen Besitzungen zu zeigen. Er stand auf, ohne
meine Hand loszulassen, die er heftig drückte, und führte uns in einen weiten
Hofraum, mit Ställen umgeben, die fünfzehnhundert Kamele enthielten. Ich
bewunderte, mit […]

66 Nacht

66. Nacht

Dinarsade, die nicht weniger lebhaft, als Schachriar, zu
erfahren wünschte, welche Wunder der Schlüssel zur hundertsten Türe
verschließen könnte, weckte die Sultanin sehr früh, und bat sie, die
erstaunliche Geschichte des dritten Kalenders zu beenden. „Er setzte
sie,“ sagte Scheherasade, „auf folgende Weise fort:“

„Der vierzigste Tag seit der Abreise der reizenden
Prinzessinnen war nun da. Wenn ich an diesem […]

660 Nacht

660. Nacht

Augenblicklich rief er zwei mit Hacken und Hämmern
versehene Sklaven herbei: Die beiden marmornen Grabdeckel werden aufgehoben, die
Laken werden aufgetrennt, welche anstatt einer Leiche jedes ein Stück Holz in
sich enthalten. Hierauf sagte ich zu ihm: „Wo sind nun Eure Frau und Euer
Kind?“

Der unglückliche Greis fing an, in Tränen zu
zerschmelzen, ohne ein einziges Wort herauszubringen. „Ihr […]

661 Nacht

661. Nacht

Während ich diese Worte hersagte, richtete sich das
weibliche Kamel und sein Junges auf den Hinterbienen empor, das Haar, welches
sie bedeckte, fiel herab wie ein Kleidungsstück, ihr Rücken wurde gerade, aus
ihren gespaltenen Hufen wurden fünf Finger und Zehen von ungleicher Größe,
und ein menschliches Antlitz trat an die Stelle der Kamelschnauze.

Kaum hatte diese Verwandlung stattgefunden, als […]

662 Nacht

662. Nacht

Diese schönen Redensarten bewegten mich nicht, sie zu
begleiten. Ich wandte im Gegenteil alle meine Beredsamkeit an, um sie von dem
Reisen abzuhalten. „Vergleiche doch,“ sagte ich zu ihr, „die
unvermeidlichen Gefahren der Reise mit den friedlichen Vergnügungen, welche wir
miteinander genießen. Du wirst unsern Vetter heiraten. Das ist ein Recht,
welches Dir zukommt.“

„O ich trete es gern an […]

663 Nacht

663. Nacht

Diese Zeile bestätigten dem Greis den Verdacht, den er
schon über das Geschlecht meiner Schwester hegte,, welche er wie eine
Abenteurerin betrachtete. Ihr begreift, dass diese Vermutung ihr eben nicht zum
Vorteil bei ihm gereichte, und dass die vorgeschlagene Verbindung ihm gerade
nicht sehr gefiel. Die Ausdrücke des Zettels erlaubten ihm jedoch keinen
Zweifel über den Ausfall des Spiels. […]

622 Nacht

622. Nacht

Beim Anblick des Standbildes übermannte ihn das Gefühl,
er seufzte und fiel in Ohnmacht, worauf ihn die Wachen aufhoben und in den
Palast trugen. Als er dort wieder zu sich gekommen war, staunte er über die
Achtung und Aufmerksamkeit, welche ihm die Bedienten erwiesen, und über die
glänzende Art, mit welcher man für ihn sorgte; aber er fragte […]

623 Nacht

623. Nacht

Geschichte
des Ins-al-Wudschud und der Wird-al-Ikmam

Vor langen Jahren lebte ein mächtiger Sultan, der einem
Wesir namens Ibrahim hatte, dessen Tochter die schönste ihres Geschlechtes und
die vollkommenste ihres Zeitalters war, weshalb man sie Wird-al-Ikmam oder die
Rose unter den Blumen nannte. Es war der Gebrauch des Sultans […]

624 Nacht

624. Nacht

„Ich beschwöre Dich bei Gott, o Haus, verkünde dem
Geliebten meinen Schmerz, das Zeichen meiner Liebe.
Und begrüße ihn mit dem reinsten Gruß von mir; denn ich muss fort von hier
und weiß noch nicht, wohin.
Bei Nachtzeit eilen sie mit mir heimlich von hinnen; von dem Ort meiner
Bestimmung ist mir nichts bekannt.
Die Flügel des Waldes bedecken die […]

625 Nacht

625. Nacht

Die schöne Wird-al-Ikmam war in ihrem Gefängnis höchst
unmutig, und ihre Begleiterinnen versuchten es vergebens, sie zu ergötzen. Sie
durchwandelte schwermütig die prächtigen Gärten des Schlosses, deren
Gebüsche mit Vögeln aller Art angefüllt waren, welche herrlich sangen; aber
das sanfte Girren der Turteltaube und die Klagetöne der Nachtigall um die
geliebte Rose fesselten allein ihre Aufmerksamkeit. Stundenlang hörte sie […]

626 Nacht

626. Nacht

Ins-al-Wudschud nahm gern und willig eine solche
freundliche Einladung an und erblickte, als er in den Hof trat, einen hohen,
seine äste weit ausbreitenden Baum, an dem mehrere goldene Käfige hingen,
deren jeder einen schönen Vogel enthielt. diese Vögel wetteiferten
untereinander in melodischem Gesang und schienen den Eintretenden gleichsam
willkommen zu heißen. Er fragte seinen Wirt, wem das prächtige […]

627 Nacht

627. Nacht

Als der Wesir nach glücklicher Fahrt in der Hauptstadt
des Sultans Schamich angelangt war, überreichte er die Geschenke und richtete
seinen Auftrag aus, worauf der Sultan erwiderte, Ins-al-Wudschud hätte sich zu
seinem großen Leidwesen schon seit einem Har von seinem Hof entfernt, und er
wüsste seitdem nichts von seinem Aufenthalt, würde aber seinem Wesir befehlen,
den Gesandten, dessen Herrn […]

628 Nacht

628. Nacht

Die zwei Wesire landeten nun und begaben sich in den
Palast; aber wie groß war das Erstaunen und der Verdruss Ibrahims, als er
erfuhr, seine Tochter wäre entflohen, und niemand von ihren Umgebungen hätte
trotz wiederholten Nachsuchungen in jedem Winkel der Insel seit ihrer Flucht
irgend etwas von ihr erfahren. Da er unter der Dienerschaft des Palastes einen
Fremden, […]

629 Nacht

629. Nacht

Harun
Arreschyds Abenteuer

Als der Kalif Harun Arreschyd einmal bei übler Laune war,
fragte er seinen Verschnittenen Mesrur, was er tun sollte, um sich die Grillen
zu vertreiben, worauf ihm dieser vorschlug, in seinem Garten spazieren zu gehen,
dort frische Luft zu schöpfen, der schönen Aussichten zu genießen und sich am
Gesang […]

63 Nacht

63. Nacht

Dinarsade war in dieser Nacht nicht früher wach, als in
der vorhergegangenen, und es war beinahe Tag, als sie die Sultanin aufforderte,
ihr zu erzählen, was sich ferner in dem schönen Schloss begeben hätte.
„Das will ich dir sagen,“ entgegnete Scheherasade, und sich an den
Sultan wendend, fuhr sie fort: „Herr, der Kalender erzählte
folgendermaßen weiter:“

„Als ich mit meiner […]

630 Nacht

630. Nacht

Dies reizte die Neugier des Kalifen, er setzte sich an den
Torweg und befahl dem Mesrur, er sollte rufen und einen Becher mit kaltem Wasser
zur Löschung des Durstes armer Reisender verlangen. Als dies geschehen war, kam
ein Sklave, betrachtete die ihm Unbekannten und meldete dem Hausherrn, dass drei
ehrsam aussehende Männer eine Erfrischung verlangt hätten, worauf ihm […]

631 Nacht

631. Nacht

Geschichte
der Alifa, Tochter des Myrdschyhan, Sultans von Hind, und des Jussuf, Sohnes des
Sohul, Sultans von Sind

„Myr-dschyhan (der Fürst der Welt), Sultan von Hind,
war zu einem hohen Alter gelangt, ohne Kinder zu […]

632 Nacht

632. Nacht

Jussuf, ein junger ein liebenswürdiger, aber sehr
lockerer Prinz, hatte seinen Vater erzürnt, entfloh von seinem Hof und
erreichte mit wenigen Begleitern die Ufer des Sees. Neugierig, zu wissen, wer
das Schloss in der Mitte des Sees bewohne, schwamm er hinüber und landete an
dem Tor, welches er verschlossen fand, und vor welchem er auf sein lautes Rufen
um […]

633 Nacht

633. Nacht

Alifa war, obgleich widerwillig, genötigt, die
Richtigkeit dessen, was er sagte, anzuerkennen, und ergab sich in seine Abreise,
bat ihn aber, als diese vor sich ging, unter tausend Tränen und Umarmungen,
nicht lange abwesend zu bleiben. Er versprach es, und zwar mit aufrichtiger
Gesinnung, denn er leibte wahrhaft und folgte nur mit Mühe dem Ruf der Pflicht.

Jussuf schwamm, […]

634 Nacht

634. Nacht

Ohne daran zu denken, dass sein vermeintlicher Nebenbuhler
ein naher Verwandter der Prinzessin sein könne, ließ Jussuf sich von seiner
Eifersucht so übermannen, dass er eine so treulose Geliebte auf immer zu
verlassen beschloss. Nachdem er ihr einen Brief geschrieben, in welchem er ihr
ihre Falschheit und Untreue vorwarf und ihr Lebewohl sagte, gab er ihn einer
Dienerin zur […]

635 Nacht

635. Nacht

Dort erbat er sich bei dem Prinzen Jussuf geheimes Gehör,
welches ihm auch sogleich gewährt wurde, und in welchem er dem Prinzen Alifas
Brief übergab. Dieser, dessen Zorn sich schon früher gelegt und der die
Schmerzen der Trennung schon empfunden hatte, geriet nun nach Lesung des Briefes
vor Freuden außer sich, hörte mit innigem Vergnügen, was Ali-Ben-Ibrahim ihm
erzählte, […]

636 Nacht

636. Nacht

Myr-dschyhan kam einige Stunden nach Jussufs Abreise auf
dem Schloss an und hörte von den Dienerinnen der Prinzessin, dass diese mit dem
Prinzen entflohen wäre, worauf der erzürnte Sultan, ohne erst den Palast zu
durchsuchen, zu seinen an den Ufern des Sees lagernden Truppen eitle und mit
einem zahlreichen Heer den Prinzen von Sind verfolgte, der jedoch seine
Hauptstadt […]

637 Nacht

637. Nacht

Geschichte
des guten, ungerechterweise eingekerkerten Wesirs

Ein Wesir von anerkannter Treue und Rechtschaffenheit war
von seinen Feinden verleumdet und ohne weitere Untersuchung in einen finsteren
Kerker gebracht worden, in welchem er zu seiner täglichen Nahrung nichts als
Brot und Wasser erhielt. In diesem elenden Zustand blieb er sieben […]

638 Nacht

638. Nacht

„Setzt Euch, guter Derwisch, und ich will Euch die Sache
erklären. Wisst, dass die Erfahrung mich belehrt hat, wie man auf dem Gipfel des
Glücks immer einen Unfall und auf der untersten Stufe des Unglücks immer eine
Rettung zu erwarten hat. Zu der Zeit, als ich noch Wesir war, das Volk mich
wegen meiner Milde leibte und der […]

639 Nacht

639. Nacht

Geschichte
einer Dame von Kairo und ihrer vier Galane

Eine junge, ihrem Gatten zärtlich ergebene Dame von
Kairo, die nur durch dringende Notwendigkeit zum Ausgehen veranlasst werden
konnte, ging eines Tages, von einem Bad heimkehrend, vor der Gerichtsstätte
eines Kadis vorbei, als diese eben geschlossen […]

605 Nacht

605. Nacht

Der Prinz hatte kaum diese Worte gesprochen, als eine
dichte Staubsäule aufstieg, aus welcher mit schrecklichem Geheul und
entsetzlicher Wut das Ungeheuer hervorkam, seine riesigen Seiten mit seinem
dicken Schweif schlagend. Die Prinzessin, voll Todesangst, schrie verzweifelnd
auf; aber der Prinz zog seinen Säbel und stellte sich dem Ungeheuer in den Weg,
welches nun in seiner Wut aus beiden […]

606 Nacht

606. Nacht

Der Sultan befahl nun, den jungen Prinzen vor ihn zu
bringen. Er kam und begrüßte den Sultan mit anmutsvoller Hochachtung.
„Bist Du der Besieger des Ungeheuers?“, rief der Sultan aus. „Ich
bin es,“ entgegnete der Prinz. „Sage mir, wie ich Dich belohnen
soll!“, versetzte der Sultan. „Ich bitte,“ erwiderte der Prinz,
„Gott und Euer Majestät, mir die Prinzessin, Eure […]

607 Nacht

607. Nacht

Der Anführer, der ihn im Besitz des ihm bekannten Vogels
sah, gewährte ihm sogleich seine Bitte, indem er zu sich selbst sagte:
„Dieser Jüngling muss ein Günstling des Himmels sein, oder er hätte
nicht den Preis erhalten können, um welchen so viele mächtige Sultane, Prinzen
und Wesire als Opfer gefallen sind.“ Er bewirtete ihn gastfreundlich, legte
ihm jedoch keine […]

608 Nacht

608. Nacht

Als die vier Sultane saßen und ein Gespräch begonnen
hatten, worin der Sultan von Yemen erfuhr, weshalb die andern ins Land gekommen
waren, wurde ein goldener Tisch gebracht und ein prächtiges Mahl in Gefäßen
von Achat, Kristall und Gold aufgetragen. Die Becken und Geißkannen waren von
reinem Gold und mit Juwelen besetzt. Die Pracht in jeder Sache war […]

609 Nacht

609. Nacht

Nach diesem Auftritt kehrte der junge Prinz zu seinem
Vater und den andern Sultanen zurück, die ihn achtungsvoll empfingen und
neben sich sitzen ließen, worüber sein Vater erstaunte, mehr aber noch,
als jener sich zu seinen Brüdern wandte und zu ihnen sagte: „Welcher
von Euch fand zuerst die Schnur von Perlen und Smaragden?“, worauf sie
nichts antworteten und er […]

61 Nacht

61. Nacht

Als am folgenden Morgen Scheherasade die Erzählung der
Abenteuer des dritten Kalenders fortsetzte, sagte sie: „Wisse, meine
Schwester, dass der Prinz Sobe

610 Nacht

610. Nacht

Geschichte
des Abu-Myut und des Abu-Nyutin

„Ein ehrlicher, aber vom Missgeschick verfolgter
Mann namens Abu-Nyut fassten den Entschluss, sein Vaterland zu verlassen und
sich in einem andern Land ein besseres Los zu suchen. Er nahm alles mit
sich, was er besaß, was freilich nur ein einziger Scherif war, […]

611 Nacht

611. Nacht

Als er eines Tages in seinem Laden saß, sah er auf
der Straße seinen alten Gefährten Abu-Nyutin in elendem Aufzug, abgemagert
und mit eingesunkenen Augen, der mit kläglichem Geschrei die
Vorübergehenden um Almosen anbettelte. Abu-Nyut, der seine jammervolle Lage
bemitleidete, befahl einem Sklaven, ihm den Bettler zu rufen. Als er kam,
ließ er ihn nieder sitzen und sandte nach […]

612 Nacht

612. Nacht

Bei seinem Einzug in die Stadt sah Abu-Nyut das ganze
Volk in Bewegung und hörte, als er nach der Veranlassung fragte, dass man
einen Arzt hinrichten würde, der vergebens versucht hätte, einen bösen
Geist, von welchem die Prinzessin besessen wäre, auszutreiben, und dass ein
gleiches Missgeschick schon mehrere Unglückliche betroffen, welche ihre
Geschicklichkeit an der besessenen Prinzessin versucht hätten. […]

613 Nacht

613. Nacht

Am Morgen begab sich Abu-Nyut mit seinen beladenen
Kamelen in den Palast, verfügte sich in den Hof des Diwans, wo der Sultan
ihn sitzend erwartete, dem er nun zurief: „Steig einen Augenblick
herab, o Herr, und prüfe das Heiratsgut der Prinzessin.“ Der Sultan
näherte sich den Kamelen, welche niederknieten, untersuchte die Körbe und
war über den Reichtum ihres Inhalts […]

614 Nacht

614. Nacht

Abenteuer
eines Hofmannes

In ägypten lebte einst ein reicher Emir, der in einer
schlaflosen Nacht nicht wusste, was für ein Mittel er anwenden sollte, um
die traurigen Gedanken, die ihn quälten, zu vertreiben. Endlich fiel ihm
ein, nach einem seiner Hofleute zu senden, der ein munterer Gesell war, und
er sagte zu […]

615 Nacht

615. Nacht

Ich bemerkte, dass mein gütiger Wirt während seiner
gastfreundlichen Beschäftigungen zuweilen an seien Brust schlug und weinte,
woraus ich schloss, dass er verliebt und gleich mir auf der Wanderung wäre.
Meine Neugier regte sich, aber ich sagte zu mir selber: „Ich bin sein
Gast! Wie dürfte ich ihn mit peinlichen Fragen belästigen?“, und ich
hielt an mich. Als ich […]

616 Nacht

616. Nacht

Als er mir dies gesagt hatte, fragte ich ihn, wo der
Wohnplatz seiner Geliebten und seines glücklichen Nebenbuhlers wäre. Er
erwiderte: „Nahe am Gipfel jenes Berges, von welchem sie, sooft die
Gelegenheit es ihr vergönnt, in der Stille der Nacht, wenn alles schläft, sich
zu meinem Zelt herabwagt, wo wir gegenseitig unserer Gesellschaft genießen:
Aber glaube mir, Bruder, unsere […]

617 Nacht

617. Nacht

Geschichte
des Prinzen von Sind und der Fatime

Vor einigen Jahrhunderten hatte ein Sultan von Sind einen
Sohn von einer Beischläferin, der sich gegen die Sultanin so roh benahm, dass
diese aus Betrübnis darüber in Gefahr kam, ihre Gesundheit zu verlieren. Ihre
Lieblingssklavin, welche das bemerkte, […]

618 Nacht

618. Nacht

Als es Nacht war, führte man den Prinzen auf eine vor dem
Palast gelegene Ebene, in deren Mitte sich ein großer, mit klarem Wasser
angefüllter Behälter befand, welchen der Sultan ihm bei Todesstrafe vor
Sonnenaufgang auszutrocknen befahl. Der Prinz blieb am Rand des Wasserbehälters
mit etwas mehr Hoffnung, seine Arbeit zu vollbringen, als in der vorigen Nacht,
Auch täuschte […]

619 Nacht

619. Nacht

Geschichte
der syrischen Liebenden

Es lebten vormals in der Stadt Damaskus zwei Brüder, der
eine arm und der andere reich. Der erstere hatte einen Sohn und der letztere
eine Tochter. Als nun der Arme starb, hinterließ er seinen eben zum Jüngling
heranreifenden Sohn unter dem Schutz seines reichen Oheims, der […]

62 Nacht

62. Nacht

Dinarsade erwachte in dieser Nacht nicht so früh als in
der vorhergehenden; sie unterließ jedoch nicht, die Sultanin vor Tage zu rufen
und sie zu bitten, dass sie mit der Geschichte des dritten Kalenders fortfahren
möge. Scheherasade begann demnach zu erzählen, indem sie den Kalender weiter
zu Sobe

620 Nacht

620. Nacht

Wie groß war jedoch ihr Erstaunen, als sie mitten in der
Nacht die Anker lichten befahl und die Warnung aussprach, bei Todesstrafe
stillzuschweigen und im Hafen keinen Lärm zu erregen. So stach nun das Schiff
ungehindert in See, worauf denn die unerschrockene Befehlshaberin die
erschrockenen Frauen tröstete, ihnen ihre eignen Abenteuer erzählte und sie
versicherte, dass sie, sobald sie […]

621 Nacht

621. Nacht

Das verkleidete Fräulein wurde augenblicklich in den
Palast geführt, auf einen prächtigen Thron gesetzt und unter dem Zuruf des
Volkes zum Herrscher eines großen Reiches erklärt. Auch waren ihre Fähigkeiten
wirklich ihrem hohen Beruf gewachsen. Nach wenigen Tagen bot der Wesir dem neuen
Sultan seine Tochter zur Gattin an, und da sein Anerbieten angenommen wurde, so
feierte man das […]

589 Nacht

589. Nacht

Es fügte sich, dass der Kadi am Tag ihrer Ankunft eben
auf seinem Maulesel spazieren ritt und ihr auf dem Weg nach der Stadt begegnete.
Ihre Schönheit und ihr Anstand fielen ihm auf, der Mund wässerte ihm, er
strich seinen Schnauzbart, ritt auf sie zu und fragte sie, woher sie käme. Sie
entgegnete: „Von hinter mir.“ – „Das […]

59 Nacht

59. Nacht

Dinarsade rief, als es Zeit war, die Sultanin, und
Scheherasade fuhr, ohne sich bitten zu lassen, in der Erzählung des dritten
Kalenders, wie folgt, fort:

„Der junge Mensch,“ sagte der dritte Kalender,
„beruhigte sich bei diesen Worten, und bat mich mit lächelnder Miene, mich
zu ihm zu setzen. Als ich mich gesetzt hatte, sagte er zu mir: „Prinz, ich
will […]

590 Nacht

590. Nacht

Die listige Frau, welche beschlossen hatte, ihrem Mann
wegen seine Filzigkeit einen Streich zu spielen, teilte ihre Absicht einer ihrer
Freundinnen mit, die hochschwanger war, und sagte zu ihr, sie sollte, wenn die
Zeit ihrer Niederkunft nahte, unter ihrem Dach bleiben; „denn,“ setzte
sie hinzu, „ich muss diesen Kadi lächerlich machen, der so viele
unglückliche Frauen misshandelt hat, indem […]

591 Nacht

591. Nacht

Der Kadi dachte über seine lächerliche Lage nach und
beschloss, Tripolis zu verlassen, um dem Gespött der Gottlosen zu entgehen.
Nachdem er also wieder zu Kräften gekommen war, reiste er eines Morgens,
nachdem er Abschied von seiner Frau genommen und ihr sein haus und seine Sachen
übergeben hatte, vor Tagesanbruch aus der Stadt, eifrig betend, dass niemand
ihn bemerken […]

592 Nacht

592. Nacht

Die Frau des Kadis war, dem Befehl des Kalifen gehorsam,
nach Bagdad gekommen. Sie wurde vor ihn geführt und küssten den Boden vor ihm.
Er befahl ihr hierauf, die Abenteuer ihres Mannes zu erzählen, und fragte sie,
ob es wirklich wahr wäre, dass er ein Kind zu Welt gebracht hätte. Sie senkte
ihr Haupt, weil die Würde des […]

593 Nacht

593. Nacht

Der Kalif wandte sich hierauf zu der Frau und sagte:
„Du hast seine Erklärung gehört. Willigst Du darein, wieder mit ihm zu
leben?“ – „Beherrscher der Gläubigen,“ versetzte sie, „man
sagt, dass der Lauf der Himmel und die Charaktere der Menschen sich niemals
ändern, und dass üble Gewohnheiten mit dem Leben aufhören. Dessen ungeachtet
will ich’s noch einmal mit […]

594 Nacht

594. Nacht

Der Sultan beschloss trotz seiner gezwickten Nase, sich
noch ferner mit den Opiumessern zu ergötzen, und ging am folgenden Abend in
neuer Verkleidung mit dem Wesir in des Kadis Haus, wo er die Genossen in toller
Lustigkeit fand. Sie hatten sich’s in den Kopf gesetzt, zu tanzen, und tanzten
mit solcher Heftigkeit und so lange, bis sie endlich […]

595 Nacht

595. Nacht

Geschichte
des Opiumessers und seiner Frau

„Es lebte in der Nähe von Bagdad ein Mensch von
wenigem Verstand, den er noch durch häufigen und unmäßigen Gebrauch des
Opiums schwächte. Verarmt, musste er das wenige ihm übrig gebliebene Besitztum
verkaufen. Eines Tages ging er auf den Markt, um eine […]

596 Nacht

596. Nacht

Dem Sultan gefiel die Geschichte. Er schickte den Kadi
nach Hause und behielt den Fischer bei sich. Dieser war noch nicht lange in
seinen Diensten, als er eines Tages bei dem Haus eines angesehenen und reichen
Kaufmanns vorbeiging, dessen Tochter eben aus dem Fenster schaute. Der
närrische Kauz wurde ganz vernarrt in ihre Schönheit und ging wochenlang Tag
für […]

597 Nacht

597. Nacht

An dem dritten Tag begab sich die Alte wieder in das Haus
des Kaufmanns und wurde von Mutter und Tochter freudig aufgenommen, die ihr
Hände und Füße küssten und sie willkommen hießen. Sie betrug sich wie das
vorige Mal und flößte noch mehr Ehrfurcht vor ihrer Heiligkeit ein. Ihre
Besuche wurden nun immer häufiger, und sie war der […]

598 Nacht

598. Nacht

Als der Sultan die Klage des Kaufmanns vernommen hatte,
erzürnte er über seinen unwürdigen Günstling und befahl, ihn sogleich
herbeizuholen. Er war jedoch nirgends zu finden; denn als er, nach Hause
gekommen, die Alte in ihrem Blut schwimmend gefunden hatte, erriet er, was
vorgefallen war, und entwischte, weil er sich fürchtete, zur Rechenschaft
gezogen zu werden, in einer gemeinen […]

599 Nacht

599. Nacht

Es muss hier erwähnt werden, dass die vom Fischer in der
Kiste gekaufte Frau die Lieblingin des Sultans war, der ihretwegen alle seine
anderen Weiber verließ, welche nun neidisch wurden; aber die Sultanin, welche
vor der Ankunft Kut-al-Kulubs (denn so hieß sie) im Harem den Vorrang gehabt
hatte, war aufgebrachter als die übrigen und beschloss, ihre Entfernung zu
bewirken. […]

6 Nacht

6. Nacht

Als die sechste Nacht gekommen war, legte der
Sultan mit seiner Gemahlin sich nieder. Dinarsade erwachte zur gewöhnlichen
Stunde, und redete die Sultanin an. Da nahm Schachriar das Wort, und sagte:
„Ich wünschte wohl die Geschichte des zweiten Greises mit den beiden
schwarzen Hunden zu hören.“ – „Ich will sogleich eure Neugier
befriedigen, Herr,“ antwortete Scheherasade. „Der zweite Greis,“
fuhr […]

60 Nacht

60. Nacht

Die Sultanin, von ihrer Schwester aufgefordert, zu
berichten, was sich nach dem Tode des jungen Menschen begab, nahm das Wort und
erzählte folgendermaßen weiter:

„Edle Frau,“ fuhr der dritte Kalender fort,
indem er sich an Sobe

600 Nacht

600. Nacht

Der Fischer gehorchte den Befehlen Kut-al-Kulubs, begab
sich nach dem Platz, auf welchem das Gebäude errichtet wurde, und erblickte den
Sultan und den Wesir, die den Arbeitern zusahen. Der Sultan fragte den Fischer,
ob er Arbeit suchte, und als dieser es bejahte, wurde er gedungen. Er ging nun
an die Arbeit, aber sein Gemüt war von seiner Gebieterin […]

601 Nacht

601. Nacht

Der
Sultan und der Reisende Mahmud Alhyamen

Es lebte einst ein Sultan, der, als er eines Abends sehr
niedergeschlagen war, nach seinem Wesir schickte und zu ihm sagte: „Ich
weiß nicht, warum mein Gemüt so traurig ist, und es fehlt mir etwas, was mich
ergötzen könnte.“ – […]

603 Nacht

603. Nacht

Wir wenden uns nun wieder zu dem jüngsten Bruder. Als er
in den Teich geworfen wurde, erwachte er und rief, indem er sich in Gefahr sah,
aus: "Ich suche Rettung bei dem Gott, der seine Diener aus den Schlingen
der Gottlosen rettet!" Sein Gebet wurde erhört, und er erreichte
unverletzt den Boden des Teiches, wo er sich in […]

604 Nacht

604. Nacht

Geschichte
eines Sultans von Yemen und seiner drei Söhne

"Man erzählt, dass einst in dem Königreich Yemen
ein Sultan lebte, der drei Söhne hatte, von denen zwei von derselben Mutter
geboren waren, der dritte aber von einer anderen Frau, deren der Sultan
überdrüssig geworden war, und der […]

572 Nacht

572. Nacht

Hierauf ging der Jüngling, konnte sich aber im gehen
nicht entbrechen, zu sich selbst zu sagen: "Gewiss muss men Meister
wahnsinnig sein, oder er denkt, uns zu foppen." Als er den Palast erreicht
hatte, fand er den Sultan seiner harrend, worauf er ihm seine Ehrfurcht bezeigte
und zu ihm sagte: "Will mein Gebieter mich mit seiner Gesellschaft
beehren?"

Der Sultan […]

573 Nacht

573. Nacht

Bei Tagesanbruch ging die Mutter, unfähig, noch länger
vergeblich zu harren, in das Zimmer der Tochter, woselbst der junge Mann sie
voll Verdruss befragte, was das Kommen seiner Braut verhindert hätte. "Sie
ist vor Dir in dieses Zimmer gegangen," sagte die Mutter. "Ich habe
sie nicht gesehen," erwiderte der Bräutigam. Hierauf schrie die Sultanin
laut auf und rief nach […]

574 Nacht

574. Nacht

Nachtabenteuer des Sultans

Während einer der Nächte dieses großen Festes überfiel
den Sultan eine Neugier, verkleidet die Stadt zu durchstreifen, um zu sehen, ob
seine Befehle pünktlich vollzogen würden. Demnach begannen er und sein Wesir,
nachdem sie in der Tracht persischer Derwische den Palast heimlich verlassen
hatten, ihren Gang und durchforschten mehrere Straßen. […]

575 Nacht

575. Nacht

Geschichte des lendenlahmen Schulmeisters

"Ich war, o mächtiger Sultan, einst ein Schulmeister
und hatte nahe an siebzig Schüler in meiner Schule, auf deren Sitten ich nicht
minder achtsam war als auf ihren Fleiß, und ich flößte ihnen so viel
Ehrfurcht vor mir ein, dass, wenn ich nieste, sie ihre Bücher und […]

576 Nacht

576. Nacht

Geschichte des schiefmäuligen
Schulmeister

Als der lendenlahme Schulmeister seine Geschichte beendet
hatte, begann der schiefmäulige Mann wie folgt: "Auch ich, mein Sultan,
war ein Schulmeister und so streng gegen meine Schüler, dass ich sie sogar oft
nach außer den Schulstunden arbeiten und lernen ließ. Endlich beschloss der
Listigste unter ihnen, mir aus Rache […]

577 Nacht

577. Nacht

Zweiter Besuch des Sultans bei den
Schwestern

Nachdem der Sultan die drei närrischen Schulmeister
beschenkt und entlassen hatte, befahl er dem Wesir, das Haus der drei Mädchen
und ihrer Mutter aufzusuchen, da er willens wäre, sie nochmals verkleidet zu
besuchen, da er willens wäre, sie nochmals verkleidet zu besuchen, […]

578 Nacht

578. Nacht

Der Sultan flüsterte dem Wesir zu: "Das Mädchen
setzt mich durch ihre Antworten in Erstaunen: Denke darauf, ihr irgend eine
Frage vorzulegen, welche sie in Verwirrung setzt." – "Herr,"
entgegnete der Wesir, "wir sind hier als Fremde, Derwische und Gäste, wie
können wir sie durch unpassende Fragen verwirren?" da aber der Sultan auf
seinem Willen bestand, so sagte der […]

579 Nacht

579. Nacht

In der folgenden Nacht begaben sich der Sultan und sein
Wesir in der gewöhnlichen Verkleidung in das Haus der Schwestern, nahmen einige
Beutel voll Dinaren mit sich und wurden mit derselben Freundlichkeit wie das
vorige Mal aufgenommen. Als sie sich niedergelassen hatten, wurde ein Abendessen
aufgetragen und Becken und Geißkannen gebracht, um sich die Hände zu waschen.
Es wurde […]

58 Nacht

58. Nacht

"Um Gotteswillen, meine Schwester," rief am
folgenden Morgen Dinarsade, "fahre, ich beschwöre dich, in der Erzählung
des dritten Kalenders fort." – "Der Prinz, meine liebe
Schwester," versetzte Scheherasade, "erzählte folgendermaßen weiter:

"Beim Anblick dieser Stufen (denn es war weder rechts
noch links ein Raum, wohin man die Füße setzen und folglich sich retten
konnte,) dankte ich Gott und rief, indem […]

580 Nacht

580. Nacht

Einige Jahre nachher unternahm mein Vater eine Wallfahrt
nach Mekka und übertrug dem Wesir wieder die Regierung des Reichs. Als der
Sultan zehn Tage fort war, sandte der Wesir, der noch immer die Erfüllung
seiner Wünsche hoffte, aufs neue eine Dienerin ab, welche, als meine Mutter sie
vorgelassen hatte, sagte: "Habe doch um des Himmels willen Mitleid mit
meinem […]

581 Nacht

581. Nacht

Wir müssen nun auf eine Weile die unglückliche Sultanin
und ihre Töchter verlassen und uns zu dem Sultan, ihrem Gatten, wenden. Als er
sich der Hauptstadt näherte, kam der verräterische Wesir mit den
Regierungsbeamten und den vornehmsten Einwohnern der Stadt ihm entgegen, und
alle, vornehm und gering, wünschten ihm Glück zu seiner glücklichen Rückkehr
von der heiligen Wallfahrt.

Als der […]

582 Nacht

582. Nacht

Wir kehren nun zu den Prinzessinnen und ihrer Mutter
zurück. Als der Sultan von Kairo ihre Abenteuer hörte, bemitleidete er ihr
Unglück, war über die Standhaftigkeit, womit sie es ertragen hatten, sehr
gerührt und sagte zu dem Wesir: "Wie traurig war doch ihr Los! Aber Allah
sei gepriesen, der, so wie er Freunde trennt, sie auch wieder glücklich […]

583 Nacht

583. Nacht

Die zweite Prinzessin wurde nach langem Hin- und
Hertreiben der Wellen auf ihrem Brett endlich an ein Ufer in der Nähe einer
großen Stadt geworfen, in welche sie sich begab, und wo sie glücklicherweise
auf eine mitleidige Matrone stieß, welche sie in ihr Haus einlud und an die
Stelle ihrer unlängst verstorbenen Tochter als Kind annahm. Hier stellte […]

584 Nacht

584. Nacht

Nach seiner Rückkehr in seinen Palast schickte der Sultan
nach der alten Frau und gab ihr, als sie gekommen war, ein Bündel mit einem
reichen Anzug und wertvollen Juwelen, wozu er die Bitte fügte, sie möchte
beides ihrer Tochter geben und sie bewegen, dass sie sich damit schmückte. Die
Alte versprach zu gehorchen und sagte auf dem Heimweg […]

585 Nacht

585. Nacht

Die Amme versetzte: "Er ist unstreitig der schönste
Jüngling unserer Zeit, und alle Frauen in der Stadt sind von seinen Reizen
entzückt; dabei ist er aber so verschämt, dass er kein Entgegenkommen erwidert
und sich wie ein Schulknabe zurückzieht: Doch will ich versuchen, seine Scheu
zu überwinden und Dir eine Zusammenkunft mit ihm zu verschaffen." Nachdem
sie dies gesagt, […]

586 Nacht

586. Nacht

Der alte Sultan und die alte Sultanin beweinten den
Verlust ihrer Töchter mehrere Jahre lang, als endlich der Sultan beschloss,
eine Reise zu machen, um sie aufzusuchen, und, nachdem er seiner Frau die
Regierung übertragen hatte, allein von seinem Wesir begleitet abreiste. Sie
verkleideten sich beide als Derwische, und nach einer monatelangen
ununterbrochenen Reise erreichten sie eine große Stadt, […]

587 Nacht

587. Nacht

Der Sultan war über das wieder Finden seines Sohnes vor
Freuden außer sich. Da er jedoch voraussetzte, die Derwische hätten ihn
stehlen wollen, so befahl er, sie auf der Stelle hinzurichten. Die
Henkersknechte ergriffen sie, banden ihnen die Hände auf den Rücken und waren
im Begriff, sie zu töten, als das Kind mit lautem Geschrei […]

588 Nacht

588. Nacht

Geschichte
des geizigen Kadis und seiner Frau

Man erzählt, dass in der Stadt Tripolis während der
Regierung des Kalifen Harun Arreschyd ein Kadi lebte, der sein Atm mit großer
Strenge und Schärfe ausübte. Er hatte zu seiner Haushälterin eine schwarze
Sklavin, deren Haut so rau und dick war wie […]

558 Nacht

558. Nacht

Der junge Mann befahl einem Sklaven, den er gekauft hatte,
mich zu begleiten. Dieser trug das Bündel, und ich begab mich in den Palast, in
dessen Nähe ich eine Menge von Großen, Beamten und Wachen gewahrte, die, als
sie mich so reich gekleidet erblickten, ehrfurchtsvoll fragten, was ich
begehrte. Auf meine Erwiderung, dass ich mit dem Sultan zu […]

559 Nacht

559. Nacht

Ich eilte nach Hause, um meinen Freund zu benachrichtigen,
der mir befahl, nächstens, wenn ich allein mit ihr sein würde, ein Armband,
welches sie um den rechten Arm trüge, von ihr zu verlangen und es ihm zu
bringen, worauf ich dann die Ehe mit ihr vollziehen könnte. Ich erwiderte:
"Dein Wille ist mir Gesetz!", und ich sagte am […]

56 Nacht

56. Nacht

Als die Sultanin erwacht war, nahm sie sogleich das Wort,
um in der Geschichte des zweiten Kalenders, wie folgt, fort zu fahren.

"Edle Frau," sagte der Kalender zu Sobe

560 Nacht

560. Nacht

Der verbrecherische Geist, der von einem verruchten und
halsstarrigen Geschlecht war, geriet bei diesen Worten in heftige Leidenschaft
und rief auf unverschämte Weise aus: "Ich will das Armband nicht
herausgeben, denn kein anderer als ich soll die Prinzessin besitzen." Als
er dies gesagt hatte, versuchte er fortzueilen, aber vergeblich.

Der Sultan der Geister befahl nun seinen Begleitern, den
Verbrecher in […]

561 Nacht

561. Nacht

Geschichte des ersten Narren

"Ich war ein Kaufmann und hatte ein Gewölbe, welches
indische Waren von allen Gattungen und von dem größten Wert enthielt, die ich
mit großem Vorteil kaufte und verkaufte. Als ich nun eines Tages nach meiner
Gewohnheit in meinem Gewölbe saß, trat eine alte Frau, ihren Rosenkranz
betend, herein und grüßte […]

562 Nacht

562. Nacht

Als ich nun saß, fing die Dame an, mit mir zu reden, und
sagte zu mir: „Was sagt Ihr zu meinem Aussehen und zu meiner Schönheit?
Haltet Ihr mich Eurer Liebe wert? Wollt Ihr mein Gatte und soll ich Eure Gattin
sein?“ Als ich diese Worte gehört hatte, entgegnete ich: „Wie darf
ich, verehrte Frau, ich, der ich […]

563 Nacht

563. Nacht

Ich verließ sie und begab mich zu meiner Mutter, die ich
in großer Traurigkeit und bitter über meine Abwesenheit weinend fand. Als sie
mich gewahrte, lief sie mir entgegen und umarmte mich mit Freudentränen. Ich
sagte: „Weine nicht, meine gute Mutter, denn meiner Abwesenheit verdanke
ich das höchste Glück.“ Ich erzählte ihr nun mein glückliches
Abenteuer, worauf sie ausrief: […]

564 Nacht

564. Nacht

Als ich nach Verlauf mehrerer Monate eines Tages in meinem
Laden saß, kam ein junges Mädchen die Straße herauf, welches das aus Juwelen
und Perlen verfertigte Abbild eines Hahnes trug. Sie bot es den Kaufleuten zum
Kauf an. Diese stiegen in ihrem Gebot von fünfhundert bis zu
neunhundertundfünfzig Dinaren, was ich alles stillschweigend beobachtete und
weder mit bot, noch […]

565 Nacht

565. Nacht

Während ich in diesem Zustand war, rief sie ihre
Dienerinnen, welche sogleich die Treppe herabkamen, die hauptlose Leiche eines
jungen Mädchens tragend, deren Haupt sie auf die Mitte des Rumpfes legten. Ich
erkannte es als das Haupt des Mädchens, das mir das Kleinod für einen Kuss auf
die Wange verkauft und mich gebissen hatte. Meine Frau rief nun […]

566 Nacht

566. Nacht

Zehn Tage waren vorüber, als ich wie gewöhnlich in
meinem Laden saß und eine prächtig gekleidete und von Wohlgerüchen duftende
Dame eintrat. Sie glich an Glanz dem Vollmond, so dass mich, als ich sie
anschaute, meine Sinne verließen und ich für nichts Augen hatte als für sie.
Sie wandte sich zu mir und sagte: „Junger Mann, habt Ihr […]

567 Nacht

567. Nacht

Bei Tagesanbruch verließ ich das Haus meines
Schwiegervaters, verfügte mich in meinen Laden, den ich öffnete, und setzte
mich mit sehr bekümmerten Gemüt und mit wie von einem Rausch betäubten Haupt
nieder, als plötzlich die Dame erschein, die mir einen so abscheulichen Streich
gespielt hatte. Sie trat ein und grüßte mich mit dem gewöhnlichen Gruß. Ich
war wütend, schalt […]

568 Nacht

568. Nacht

Geschichte des zurückgezogenen Weisen und
seines Schülers

Es lebte einst ein gelehrter und frommer Weiser, der, um
sich seinen Studien und Untersuchungen ungestört zu widmen, sich von der Welt
in eine Zelle einer der Hauptmoscheen der Stadt zurückgezogen hatte und sie nur
auf die dringendsten Veranlassungen verließ.

Er […]

569 Nacht

569. Nacht

Der Jüngling gehorchte seinem Befehl, aber er war kaum an
Ort und Stelle, als ihn eine Menge von Neugierigen umgab, die über seinen
Anblick staunten. Der Bereicht von der so wunderbaren Erscheinung eines halben
Mannes verbreitete sich alsbald durch die Stadt und gelangte bis in den Palast
des Sultans, der nach dem vermeintlichen Ungeheuer schickte.

Der junge Mann wurde […]

57 Nacht

57. Nacht

„Ich möchte wohl,“ sagte Schachriar gegen Ende
der Nacht, „die Geschichte des dritten Kalenders hören.“ –
„Herr,“ erwiderte Scheherasade, „ich gehorche eurem Befehl. Der
dritte Kalender,“ fügte sie hinzu, „als er nun sah, dass die Reihe zu
reden an ihn käme, wandte sich, gleich den andern, an Sobe

570 Nacht

570. Nacht

Der Scharfrichter bemächtigte sich des junges Mannes,
kleidete ihn auf die vorgeschriebene Weise, setzte ihn auf das Kamel und führte
ihn durch die Straßen der Stadt, voran Wachen und ein Ausrufer, der da schrie:
„Seht hier die Bestrafung dessen, der es gewagt hat, das Heiligtum des
königlichen Harems zu verletzen!“ Dem Zug folgte eine unzählige
Volksmenge, die sowohl über […]

571 Nacht

571. Nacht

Der junge Liebende begab sich in das Bad und legte,
nachdem er gebadet, seine reichste Kleidung an, worauf er sich dem Ausrufer zu
erkennen gab, der ihn sogleich in den Palast des Sultans führte.

Hier verneigte er sich tief vor dem Sultan und sprach ein
Gebet für dessen Heil und langes Leben. Der Sultan war über die männliche
Schönheit, […]

54 Nacht

54. Nacht

Da die Sultanin sah, wie begierig ihre Schwester war, zu
wissen, auf welche Weise Dame der Schönheit den zweiten Kalender in seinen
früheren Zustand zurückversetzte; so sagte sie zu ihr: „Der Kalender nahm
seine Erzählung folgendermaßen wieder auf:

„Die Prinzessin Dame der Schönheit ging in ihr
Zimmer und holte ein Messer, auf dessen Klinge hebräische Worte eingegraben
waren. Sie ließ […]

541 Nacht

541. Nacht

Nachdem er Allah gebeten, seine Unternehmung zu segnen und
seine Mutter während seiner Abwesenheit in Obhut zu nehmen, schied er von ihr,
und ruhte sich weder Nacht noch Tag, bis er wieder zu dem Palast der Schwestern
gelangt war.

Diese waren sehr verwundert, ihn wieder zu sehen, und als
sie die Flucht seiner Gattin und seinen Entschluss vernommen hatten, […]

542 Nacht

542. Nacht

„Ich beschwöre Dich, mein Sohn, verzichte auf Dein
Vorhaben, und wäge nicht Dein Leben an eine Unternehmung, welche von keinem
glücklichen Erfolg gekrönt werden kann. Die Reise, welche Du vorhast, ist mit
zahllosen Gefahren verbunden. Sie geht durch dürre, mit wilden Tieren
bevölkerte Wüsten. Das unbebaute, ausgetrocknete Land bringt keine Früchte
hervor, und vergeblich würdest Du, vor Durst verschmachtend, […]

543 Nacht

543. Nacht

Asem, nachdem er ein heißes Gebet zum Himmel gesandt
hatte, setzte seinen Weg fort. Er wanderte zehn Tage lang, ohne einem einzigen
menschlichen Geschöpf zu begegnen. Endlich erblickte er drei Männer, die vom
heftigsten Zorn erhitzt zu sein schienen. als wenn sie einander das Leben nehmen
wollten. Asem war im Begriff, sich ihnen zu nähern, um sie zu […]

544 Nacht

544. Nacht

„Herr,“ fuhr der dritte Bruder fort, „wer
diesen Ball besitzt, findet in ihm bewundernswürdige Kräfte. Er vermag jemand
in einem Augenblick von einem Ende der Erde nach dem andern zu versetzen. Er
vollendet in zwei Tagen einen Weg von zweihundert Jahren. Man darf ihm nur den
Ort andeuten, wohin man gebracht sein will: Sogleich bewegt er sich und
durchfliegt […]

545 Nacht

545. Nacht

Hierauf ließ die Stimme sich nicht weiter hören, und
Asem, den es nicht rätlich dünkte, hier der Gefahr zu trotzen, nahm seine
Kappe, setzte sie auf den Kopf, und durchschritt so die grauenvolle Wüste, ohne
Gefahr, von einem ihrer scheußlichen Bewohner angefallen zu werden, deren
entsetzliches Gebrüll ihn gleichwohl ein wenig bange machte.

Er erreichte endlich das Ufer des […]

546 Nacht

546. Nacht

Mit Anbruch des Tages machte der Einsiedler sich mit Asem
auf den Weg, und nachdem sie eine steile Anhöhe mit Mühe überstiegen hatten,
gelangten sie an ein Gebäude, welches einer Festung ähnlich sah. Sie traten in
einen Hof, in dessen Mitte eine riesengroßes Erzbild stand. Mehrere Röhren
gingen davon aus und ergossen sich in ein weites Marmorbecken. Dieses […]

547 Nacht

547. Nacht

Asem, erfreut, endlich das Ziel seiner mühseligen Reise
erreicht zu haben, versprach der Alten alles, was sie wollte, und mit
hoffnungserfülltem Herzen dankte er dem Himmel, und flehte ihn an, noch seinen
höchsten Wunsch zu gewähren und ihn wieder mit seiner Gattin und seinen
Kindern zu vereinigen.

Die Alte bereitete für Asem ein Nachtessen, welches er
vortrefflich fand, obwohl die […]

548 Nacht

548. Nacht

„Teure Amme,“ rief die Prinzessin aus,
„Deine zärtlichen Worte sind immer für mich ein lindernder Balsam
gewesen. Aber ich weiß nicht, warum sie gerade heute mehr Kraft haben, als
gewöhnlich: Ich fühle zum ersten Mal einen Strahl der Hoffnung bis auf den
Grund meiner Seele dringen.“

„Es ist ein Vorgefühl des Glücks, welches der
Himmel Dir sendet, meine Tochter,“ fuhr […]

549 Nacht

549. Nacht

„Ach!“, antwortete die Prinzessin,
„erinnere mich nicht an ein Vergehen, welches ich schon tausend Mal bereut
habe, und wofür ich so lange und so gerecht bestraft worden bin! Verzeih mir,
teurer Gatte,“ fügte sie hinzu, indem sie sich zu seinen Füßen warf,
„und vergiss das Unrecht, welches ich allein mir unaufhörlich vorwerfen
muss.“

Asem, erwicht, hub sie auf und drückte […]

55 Nacht

55. Nacht

Scheherasade, um ihrer Schwester Genüge zu leisten,
welche neugierig war, die Folge aller dieser Verwandlungen zu erfahren, rief ihr
ins Gedächtnis zurück, wo sie in ihrer Erzählung stehen geblieben war, und
sagte, indem sie nun ihr Wort an den Sultan richtete: „Herr, der zweite
Kalender setzte seine Geschichte folgendermaßen fort:

„Der Hahn warf sich in den Kanal und verwandelte […]

550 Nacht

550. Nacht

Die Königin von Waak al Waak sagte endlich ihrer
Schwester und ihrem Schwager Lebewohl, und nach zärtlichen Umarmungen, trennten
sich die sieglosen und sieghaften Geisterscharen, vollkommen zufrieden
miteinander.

Asem und die Seinigen nahmen nun ihren Weg nach der
Wohnung Abd al Süllybs, wo sie mit Hilfe der Geister und des Balls in wenigen
Tagen anlangten.

Der Greis empfing sie freundlich, und […]

551 Nacht

551. Nacht

Geschichte des Sultans Yemen und seiner drei Söhne

„Herr,“ sagte Scheherasade, „im Lande Yemen
(dem glücklichen Arabien) herrschte ein Sultan, welchem drei Fürsten
unterworfen waren. Er hatte vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Auch
besaß er unermessliche Schätze und unzählbare Herden an Kamelen, Pferden und
Schafen und wurde von […]

552 Nacht

552. Nacht

Als der Sultan dies hörte, sagte er zu dem Kläger:
„Geh, Freund, und suche Dein Kamel, denn diese Bemerkungen zeihen die
Verklagten nicht des Diebstahls, sondern beweisen bloß ihren großen und
durchdringenden Verstand.“

Der Sultan bestellte Zimmer für die Fürsten und befahl,
sie sollten auf eine ihrem Rang angemessene Weise behandelt und verpflegt
werden, worauf er sie der Ruhe überließ. […]

553 Nacht

553. Nacht

Geschichte der drei Gauner und des Sultans

Drei sehr pfiffige Gauner, welche sich vereinigt hatten,
kamen in der Hoffnung, sich dadurch schnell aus der Not zu helfen, miteinander
überein, zum Sultan zu gehen und vorzugeben, ein jeder besäße irgend eine
besondere Geschicklichkeit. Sie begaben sich demnach in die Hauptstadt, fanden
aber […]

554 Nacht

554. Nacht

Er erwiderte: „Durch die Schärfe meines
Gesichts.“ Der Sultan ließ ihn nun frei und befahl, ihn zu seinen Genossen
zurückzuführen und ihm täglich einen Anteil an Fleisch und Brot mehr zu
geben.

Einige Zeit nachher langte aus einer der Provinzen ein
Tribut an, der zum Teil aus einem schönen schwarzen Füllen bestand, dessen
Farbe so schwarz war wie die schwärzeste […]

555 Nacht

555. Nacht

Nicht lange nachher gedachte der Sultan auch des dritten
Gauners, der sich für einen Genealogisten des Menschengeschlechts ausgab, und
ließ ihn vor sich fordern. Als er erschien, sagte er zu ihm: „Du kannst
die Abkunft jedes Menschen erraten?“ – „Ja, Herr,“ erwiderte der
Genealogist. Hierauf befahl der Sultan einem Verschnittenen, ihn in den Harem zu
führen, auf dass er […]

556 Nacht

556. Nacht

Sobald der Sultan dies vernahm, änderte er seine Farbe,
wurde bleich und fiel in Ohnmacht. Als er wieder zu sich gekommen war, bleib er
eine ganze Weile in tiefe Betrachtung versunken, worauf er ausrief: „Ich
schwöre bei dem, der mich zum Schirm seines Volkes machte, dass wenn ich Deine
Behauptung wahr befinde, ich meine Krone niederlegen und Dir […]

557 Nacht

557. Nacht

Die Abenteuer des Sultans, welcher der Krone entsagte

Der als ein Derwisch verkleidete Fürst wanderte ganz
allein nach Kairo, welche Stadt er in Ruhe und Sicherheit und wohl beherrscht
fand. Er durchwanderte mehrere Straßen, bis er zu dem königlichen Palast
gelangte, dessen herrlichen Bau und Umfang er bewunderte, als […]

523 Nacht

523. Nacht

Als dieser Aufschub um war, trat der Juwelier abermals vor
den König und erinnerte ihn an sein Versprechen, aber dieser Fürst hatte nicht
Lust, es zu erfüllen, und schlug ihm den Urlaub ab mit Vertröstung auf das
folgende Jahr. Dasselbe wiederholte sich acht Jahre hintereinander, welche der
Juwelier gezwungen war an dem Hof zu bleiben.

Während dieser Zeit hatte […]

524 Nacht

524. Nacht

Bei diesen Worten begann der Juwelier, der nun den ganzen
Umfang seines Unglücks erkannte, zu weinen und brach in ein Geschrei der
Verzweiflung aus. „Ach! Ich Elender,“ rief er aus, „was habe ich
jetzt eben getan! Welchen Frevel habe ich verübt! Ich habe meine eigenen Kinder
ins Meer gestürzt.“ Hierauf erzählte er seiner Gattin alles, was
vorgegangen war.

Auf diesen […]

525 Nacht

525. Nacht

Nun traf es sich, dass denselben Tag der Juwelier, der
einen Sklaven brauchte, auf den Markt gegangen war, sich einen zu kaufen. Sobald
er Rusbeh erblickte, fühlte er sich durch eine besondere Regung zu ihm
hingezogen. Er handelte um ihn, und als man über den Preis einig geworden war,
bezahlte er ihn und führte ihn sogleich weg.

Als er […]

526 Nacht

526. Nacht

Nach Abschluss dieses Handels wollte Rusbeh sich wieder
entfernen, aber der König fühlte sich von so inniger Zuneigung zu ihm
durchdrungen, dass er ihn bat, in seinem Palast zu bleiben und ihn nimmer ohne
seine Erlaubnis zu verlassen. Rusbeh trat also in die Dienste des Königs, der
ihm täglich neue Beweise seiner Gewogenheit gab.

So lebte er einige Zeit […]

527 Nacht

527. Nacht

Der Bote kam in aller Eile mit diesen schlimmen
Neuigkeiten zu den Eltern zurück. Als diese das jammervolle Schicksal ihres
vielgeliebten Sohnes vernahmen, bemächtigte sich ihrer der bitterste Schmerz.
Sie berieten sich lange über die besten Mittel, ihr Kind zu befreien; endlich,
nachdem sie hinlänglich alles überlegt hatten, was ihnen zu tun übrig bleib,
beschlossen sie, selber nach der […]

528 Nacht

528. Nacht

Am folgenden Morgen erschien der neunte Wesir vor dem
König und sprach zu ihm: „Herr, die Wahrhaftigkeit muss vor allem den
Königen eigen sein, und die Jahrbücher der Geschichte lehren uns, dass alle
Fürsten es sich zur Pflicht gemacht haben, durch diese Tugend sich
auszuzeichnen; denn wenn ein König sein Wort bricht, hört all sein Zutrauen
bei den Untertanen […]

529 Nacht

529. Nacht

Bald sprach man nur von der Freigebigkeit und den
Reichtümern des Fremden. Der Ruhm seiner Wohltaten kam auch zu den Ohren des
Königs. Dieser Fürst war erfreut, ins einem Königreich einen Mann zu haben,
der so viel Gutes tat, und schickte einen von seinen Hofleuten hin und ließ ihn
zu sich entbieten.

Als dieser Abgesandte sich seiner Botschaft entledigt
hatte, […]

53 Nacht

53. Nacht

Am anderen Morgen sagte Dinarsade bei ihrem Erwachen zu
Sultanin: „ich glaube, meine Schwester, dass der Sultan, mein Gebieter,
nicht weniger neugierig ist, als ich, die Folge der Abenteuer des Affen zu
erfahren.“ – „Ihr sollt beide befriedigt werden,“ erwiderte
Scheherasade, „und um euch nicht lange warten zu lassen, sage ich euch,
dass der Kalender in seiner Erzählung auf […]

530 Nacht

530. Nacht

Bei diesen Worten fiel der Chan der Tatarei Abutemam um
den Hals, umarmte ihn herzlich und sprach zu ihm: „Du bist der einzige
unter den vielen an meinen Hof gekommenen Gesandten, welchen seine Klugheit vor
dem Tod bewahrt. Um die Treue dieser Gesandten und zugleich die Weisheit der
Fürsten zu prüfen, welche sie dazu erwählt hatten, habe ich […]

531 Nacht

531. Nacht

Sogleich ging der König in sein Zimmer zurück; er ließ
die beiden Schuldigen kommen und zwang sie, die Anstifter ihres Frevels zu
nennen. Tief betrübt über sein unfreiwilliges Verbrechen, wollte dieser Fürst
wenigstens den Mord Abutemams rächen: Er ließ die zehn Wesire verhaften, ihnen
die Köpfe abhauen und befahl, ihre Häuser zu schleifen. Aber diese
unerquickliche Gerechtigkeit enthob ihn […]

532 Nacht

532. Nacht

Der Jüngling wusste nicht, wem er diese Verwandlung, die
so plötzlich mit ihm vorging, zuschreiben sollte; aber er wurde bald noch weit
mehr überrascht, als er Asad-bacht zu der Königin sagen hörte: „Da ist
er, der geleibte Sohn, welchen wir in Kerman zurückzulassen gezwungen
wurden!“ Die Königin fiel ihm um den Hals, vergoss Freudentränen und
hielt ihn lange innig […]

533 Nacht

533. Nacht

Mit dem Anbruch des Tages lief er nach seinem Laden, voll
Ungeduld, seinen neuen Freud wieder zu sehen. Dieser ließ nicht auf sich warten,
sondern stellte sich auch bald ein, mit einem Schmelztiegel in der Hand. Nach
den gewöhnlichen Begrüßungen, hieß der Fremde den jungen Mann Feuer
anzuzünden. Er fragte ihn, ob er nicht etwas geringes Metall, sei […]

534 Nacht

534. Nacht

Unterdessen schiffte der treulose Entführer mit gutem
Wind dahin. Er war einer der Ghebern oder Feueranbeter, und dabei ein
geschickter Magier. Jedes Jahr kam er nach Chorasan1),
um durch seien glänzenden Versprechungen einen jungen Muselmann zu betören,
und wenn er sich dessen zu seinem Zweck bedient und sich die zur Alchimie
nötigen Sachen verschafft […]

535 Nacht

535. Nacht

Eines Tages erhub sich ein wütender Sturm. Die Wogen
schleuderten das Schiff bis an die Wolken empor und drohten, es in Stücke zu
schlagen. Die Schiffsmannschaft fiel glücklicherweise darauf, den Zorn des
Himmels und den ihnen drohenden Sturm der Behandlung zuzuschreiben, welche
Bharam den Asem erleiden ließ. Sie geboten ihm, seinen Gefangenen loszulassen,
und da er nicht sogleich gehorchte, […]

536 Nacht

536. Nacht

Der junge Muselmann befolgte die empfangene Weisung: Er
erschreckte den Vogel, stieg von dem Baum, füllte den Sack mit dem schwarzen
Staub, und näherte sich der senkrechten Felswand, an deren Fuß der alte Gheber
ihn erwartete.

Als dieser ihn erblickte, bezeigte er ihm seine
Zufriedenheit und ermunterte ihn: „Komm, mein Vielgeliebter!“, rief er
ihm, „unser Glück ist gemacht, und Du […]

537 Nacht

537. Nacht

Jetzt erblickte er am Ende einer prächtigen Einfahrt
denselben Palast, welchen der Gheber so sorgfältig vermieden hatte. Indem er
sich demselben näherte, betrachtete er den wundervollen Bau: Goldene Säulen
trugen eine Vorhalle von azurfarbigem Erz, und über die Bäume, welche zahllose
Vögel mit ihrem lieblichen Gesang erfüllten, sah man das Dach eines
unermesslichen und prächtigen Palastes emporsteigen

538 Nacht

538. Nacht

Die Gelegenheit dazu säumte nicht, sich darzubieten. Die
jungen Nymphen entkleideten sich, und der verliebte Muselmann sprang nach dem
Gewand seiner Schönen und schwenkte es in die Luft. Die übrigen stürzten
erschrocken und im Gedränge nach ihren Kleidern, und entflohen mit lautem
Geschrei. Die eine von ihnen, welche gefangne zurück blieb, begann bitterlich
ihre Eltern und ihre Heimat zu […]

539 Nacht

539. Nacht

Seine Fahrt war glücklich, er fand beim Ausstiegen and er
Küste Kamele, die ihn erwarteten, denn die Prinzessinnen, welche in der
Zauberkunst sehr erfahren waren, hatten zum voraus Kunde von seiner Ankunft und
sich beeilt, ihm alles entgegen zu schicken, was zu seiner schleunigen
überkunft nach dem Palast nötig war. Sie empfingen ihn aufs zärtlichste, und
die ganze Zeit, […]

509 Nacht

509. Nacht

Kardar ließ es sich so angelegen sein, dass er nach zwei
Tagesreisen die beiden Flüchtlinge einholte. Er ließ sie unerbittlich binden,
und führte sie so nach der Hauptstadt zurück.

„Elender,“ rief der Sultan bei dem Anblick
Kamkars wütend aus, „wo haben Deine frechen Schritte Dich
hingeführt?“, und zu gleicher Zeit warf er einen Stuhl mit solcher Gewalt
nach ihm, dass […]

51 Nacht

51. Nacht

Dinarsade beschwur bei ihrem Erwachen ihre Schwester ihr
zu erzählen, ob der Derwisch frisch und gesund aus dem Wasserbehälter
herausgekommen wäre. „Ja,“ erwiderte Scheherasade: „denn der
zweite Kalender fuhr folgendermaßen fort: „Der Wasserbehälter war von
Feen und Geistern bewohnt, welche schnell bei der Hand waren, um dem Vorsteher
der Derwische beizustehen, ihn auffingen und ihn, bis er auf den […]

510 Nacht

510. Nacht

„Wie?“, antwortete die Sultanin unwillig,
„Ihr seid es, Kardar, der, zugleich Gott und den Menschen trotzend, sich
erfrecht, mir so verbrecherische Anträge zu machen? Ihr wollt es wagen, den
Kreis des Harems zu entweihen, und Eure mörderischen Hände gegen Euren Herrn
aufzuheben?“

„Ja, ist es nicht eben dieser Herr, der ohne allen
Grund Euren Vater getötet hat? Ziemt es Euch […]

511 Nacht

511. Nacht

„Rede ohne Scheu,“ sprach der König, „Du
hast nichts zu fürchten, was Du mir auch zu verkünden haben magst.“

„Herr,“ sagte nun Kardar, „Ihr kennt den
weisen Spruch: Wenn Du die Schlange tötest, so töte auch alle ihre Jungen. Was
ich Euch zu erzählen haben, wird euch die Richtigkeit desselben bewähren.

Eines Tages, als ich mich in einem der […]

512 Nacht

512. Nacht

In dieser grauenvollen Lage empfand die Tochter Kamkars
bald alle Qualen des Hungers und Durstes. Ihre Lippen brannten, ihre Kehle, ihre
Zunge und ihr Gaumen trockneten aus: Aber mitten unter diesen Leiden verließ
das Vertrauen auf Gott sie nicht. Sie hub ihre vor Schwäche erloschenen Augen
gen Himmel, und rief aus: „Großer Gott! Ich unterwerfe mich den
Beschlüssen Deiner […]

513 Nacht

513. Nacht

Diese Erzählung reizte die Neugier des Königs. Er gebot
auf der Stelle dem Kamelhüter, ihn zu dieser Wunderfrau hinzuführen, in der
Absicht, sich ihrem Gebet zu empfehlen, und sogleich begab er sich nach ihrem
Bethäuslein. Hier, hinter einem Vorhang verborgen, sah er sie sich mit Inbrunst
den Büßungen und der heißesten Frömmigkeit hingeben. Aber wie groß war
seine überraschung, […]

514 Nacht

514. Nacht

Am folgenden Tag trat der siebente Wesir vor den König
hin und sprach zu ihm: „Herr, es ist den Ministern Euer Majestät
unmöglich, länger die Vorwürfe zu ertragen, womit man sie von allen Seiten
überhäuft. Man spricht unter dem Volk von nichts anderem als von dieser
Haremsgeschichte, und dieses anstößige Abenteuer wird überall umgetragen, in
den Bädern, auf den […]

515 Nacht

515. Nacht

Der Großwesir sann nach, welches Mittel er anwenden
sollte, um die Aufmerksamkeit des Königs, seines Herrn, auf sein Heer zu
richten. Er vermeinte aber diesen Zweck nicht anders erreichen zu können, als
wenn er ihn in einen Krieg verwickelte, und dieses Mittel widerstrebte der
Neigung des Königs. Unter diesen Umständen ersann er folgende List.

„Der Kaiser von Persien,“ sprach […]

516 Nacht

516. Nacht

In dieser äußersten Not fragte der König von Persien
seinen Wesir um Rat, und dieser antwortete ihm: „Herr, das Blut Eurer
Untertanen fließt in Strömen, und die Ursache scheint nicht erheblich genug,
um einen so unglücklichen Krieg zu verlängern, indem es nur darauf ankommt,
die Hand Eurer Tochter dem König von Abessinien zu bewilligen, um die Ruhe
Eures Reiches […]

517 Nacht

517. Nacht

„Wie groß auch,“ antwortete die Königin,
„Eure Reichtümer und Eure Macht sind, so befindet sich in Persien jedoch
ein kostbarer Schatz, welchen allein mein Vater besitzt, und dieser Schatz ist
von der Art, dass kein König sich rühmen kann, einen ähnlichen zu
besitzen.“ Und als der König sie fragte, worin dieser wunderbare Schatz
bestände, fuhr sie fort: „Es ist […]

518 Nacht

518. Nacht

Zur bestimmten Zeit sah der Kaufmann den jungen Sklaven
ankommen. Er verbarg ihn sogleich in einen Packkasten und machte sich mit ihm
auf den Weg nach Abessinien.

Als am anderen Morgen der Kaiser von Persien die
Entweichung seines vielgeliebten Sklaven gewahrte, schickte er nach allen Seiten
Boten aus, ihn zu verfolgen und an den Hof zurückzubringen. Aber alle ihre
Nachsuchungen […]

519 Nacht

519. Nacht

Als beide außerhalb der Stadtmauer waren, schickte der
Serge sich an, seinem Schlachtopfer den Kopf abzuhauen, aber beim Anblick seine reizenden
Gestalt stand er erstaunt und betroffen: Er glaubte einen vom Himmel
herabgestiegenen Engel zu erblicken und konnte sich nicht entschließen, ihm den
Tod zu geben. „Nein,“ sprach er bei sich, „eines Weibes wegen
will ich nimmer einen so […]

52 Nacht

52. Nacht

„Folgendermaßen,“ sagte Scheherasade,
„fuhr der Kalender in der Geschichte des Neiders und des Beneideten fort:

„Als nun,“ sagte er, „der gute Derwisch den
Thron seines Schwiegervaters bestiegen hatte, bemerkte er eines Tages, da er in
der Mitte seines Hofes durch die Hauptstadt zog, unter der Menge, die sich auf
seinem Wege drängte, den Neider. Er rief einen der ihn […]

520 Nacht

520. Nacht

Die Königin versprach, die Anweisung der Alten zu
befolgen, und diese begab sich hierauf zu dem König, um den Anschlag, welchen
sie ersonnen hatte, auszuführen. Sie fand ihn einsam und traurig in einer Laube
tief im Garten seines Palastes sitzen. Sie nahte sich ihm und sprach:
„Herr, die Einsamkeit ziemt nicht denen, die zum Herrschen berufen sind,
denn sie […]

521 Nacht

521. Nacht

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, so begann die
Königin alle ihre Bekenntnisse, ohne den geringsten Umstand zu verschweigen.
Sei gestand, Fareksad wäre ihr Sohn, und der König erkannte nun, dass er ihn
ungerechterweise verurteilt hatte. „Weil dies der Wille Gottes war,“
fügte die Königin hinzu, „so unterwerfe ich mich seinen Fügungen, und
vielleicht kann ich mich einst noch […]

522 Nacht

522. Nacht

Am folgenden Tag trat der achte der zehn Wesire vor den
König hin und sprach zu ihm: „Herr, die Weisen des Altertums haben sehr
wahr gesprochen, das Königreich sei ein Baum, dessen Wurzel die Gerechtigkeit bildet.
Wenn diese Wurzel leidet, so sind die Zweige ohne Trieb, die Blüten verwelken,
die Blätter fallen ab, und der Baum erstirbt. Die […]

488 Nacht

488. Nacht

Mit diesen Worten wickelte er den Neugeborenen in ein mit
Gold und Seide gesticktes Gewand, band um seinen Arm ein Armband von zehn
großen Perlen, und mit einem vom Schmerz gebrochenen Herzen ließ er ihn am
Ufer des Teiches liegen, und setzte mit der Königin den Weg nach Kerman fort.

Als der König dieses Landes ihren Eintritt in […]

489 Nacht

489. Nacht

Der Räuberhauptmann, der unerschrockene Farek-Serwar1),
war beim Anblick dieses Kindes entzückt von seiner Schönheit, und die reichen
Kleidungsstücke, die es bedeckten, ließen ihn nicht zweifeln, dass es der Sohn
eines Königs oder irgend eines vornehmen Mannes wäre. Dieser Räuberhauptmann
war ohne Kinder, und beschloss, dieses, welches der Zufall ihm darbot, an
Kindesstatt anzunehmen. Er […]

49 Nacht

49. Nacht

In der folgenden Nacht rief Dinarsade der Sultanin zu:
„Meine liebe Schwester, ich bitte dich, erzähle uns, wie der Geist den
Prinzen behandelte.“

„Ich will deine Neugier befriedigen,“ antwortete
Scheherasade, und nahm die Geschichte des zweiten Kalenders wieder auf:
„Der Kalender erzählte Sobe

490 Nacht

490. Nacht

Bacht-jar erwarb sich von Tag zu Tag immer mehr die Gunst
des Königs. Mit ausgezeichneter Sorgfalt verwaltete er die ihm übertragene
Aufsicht des Marstalls. Der König bemerkte seine Tätigkeit und
Geschicklichkeit, und ernannte ihn bald zu seinem Schatzmeister. Mit einem Wort,
der neue Hofmann wurde der vertrauteste Günstling Asad-bachts, der nichts mehr
tat, ohne ihn zu befragen, und bei […]

491 Nacht

491. Nacht

Diese Vorwürfe brachten Bacht-jar zu Tränen. Er
antwortete seufzend, er wüsste nicht, wie es zugegangen wäre. Wenn man ihn
auch in dem Innern des Harems gefunden, so wäre er jedoch ohne irgend eine
sträfliche Absicht hinein gekommen.

Der Wesir erbat sich von dem König die Erlaubnis,
hinzugehen und die Königin über die Ereignisse der vergangenen Nacht zu
befragen, und begab […]

492 Nacht

492. Nacht

Am folgenden Tag trat der zweite Wesir vor den König, und
nachdem er ihm die gebräuchliche Ehrerbietung bezeigt hatte, sprach er:

„Herr, möge die Regierung Euer Majestät ebenso lang
als glücklich sein! Möge die königliche Binde des ganzen Erdkreises eure
erhabene Stirn umkränzen! Mögen die Sorgen von eurem Palast fern bleiben, und
die Welt des Friedens und der Ruhe […]

493 Nacht

493. Nacht

Voll Verzweiflung über den unglücklichen Erfolg dieser
Unternehmung bedachte der arme Kaufmann, dass ihm noch eine Hilfsquelle übrig
bliebe, welche er benutzen, und ungesäumt die Zeit wahrnehmen müsste: Er
verkaufte sein Haus, das er noch hatte, und schiffte sich samt einigen anderen
Gefährten ein, mit dem Entschluss, sein Glück auf dem Meer zu versuchen.

Er segelte also mit einem […]

494 Nacht

494. Nacht

Ein Strauchdieb, der in der Gegend umherschweifte,
belauerte ihn, als er gerade mit dieser Arbeit beschäftigt war, und ging eilig
hin, seinen Gesellen diese Entdeckung mitzuteilen. Sie kamen mit gesamter Macht,
überwältigten den Wehrlosen, plünderten ihn ohne Erbarmen aus, und entflohen
mit ihrem Raub.

So unangenehm dieses Abenteuer war, doch tröstete sich
der Kaufmann noch mit den zwei Perlen, welche […]

495 Nacht

495. Nacht

Der arme Kaufmann glaubte endlich sein Glück gefunden zu
haben. Im ruhigen Genuss der Wohltaten des Königs, dessen Güte er segnete,
lebte er glücklich unter dem Schutz dieses Fürsten, als ein neuer Unfall
abermals seine Ruhe störte.

Bei Durchsuchung des Hauses, welches man ihm zur Wohnung
angewiesen hatte, bemerkte er ein mit losen Steinen ausgesetztes Fenster, und
hatte die Neugier […]

496 Nacht

496. Nacht

Eines Tages, als Behesad sich mit einigen Leuten vom
Handelsstand unterhielt, erzählte einer derselben ein gar seltsames Abenteuer,
das ihm begegnet war. „Es sind ungefähr zwei Jahre,“ sprach dieser,
„dass ich mit einer Anzahl Kamele reiste, welche ich für meine Rechnung
hatte beladen lassen, als, in der Nähe einer Stadt, meine Karawane von einer
Räuberbande völlig geplündert wurde. Trostlos […]

497 Nacht

497. Nacht

Die Bitten des Prinzen wurden hierauf nur noch dringender,
und er bewog seinen Vater, einen großen Teil seiner Sklaven und seines
Palastgeräts zu verkaufen. Der Erlös dieses Verkaufs war zwanzig Lak. Um
endlich die von dem Kaiser geforderte Summe vollzählig zu machen, sah der
König von Halep sich gezwungen, seinen Untertanen eine außerordentliche Steuer
aufzulegen. So brachte er eine […]

498 Nacht

498. Nacht

Aber auch bei diesem Fest ließ Behesads Ungeduld ihn an
keinem Vergnügen teilnehmen. Er suchte also zu entschlüpfen, und in dem Palast
die Zimmer der Prinzessin zu entdecken. Er erkannte endlich den Saal, wohin sie
am vorigen Tag war geführt worden, und da er durch das Licht eine Spalte
bemerkte, durch welche man hineinschauen konnte, so drückte er […]

499 Nacht

499. Nacht

Seine Frau wollte ihn bereden, zu Pferde zu steigen, und
eine Jagd gegen diese reißende Tier anzustellen, welches so viel Schaden
stiftete. Aber Abu-Szaber antwortete Ihr: „Geduld, Geduld!“ Bei allen
Ereignissen des Lebens ist das der beste Rat. Der Löwe, der uns so viel Schaden
tut, ist wild und bös: Früher oder später wird Gott, dessen Gerechtigkeit die
Geißel […]

5 Nacht

5. Nacht

„Herr,“ fuhr Scheherasade fort,
„der Greis mit der Hinde erzählte dem Geiste, so wie den beiden anderen
Greisen und dem Kaufmanne, den Verlauf seiner Geschichte. „Ich nahm
also,“ sagte er zu ihnen, „das Messer, und war im Begriff, meinem
Sohne die Kehle abzuschneiden, als er seine von Tränen gebadeten Augen flehend
zu mir drehte und mich dermaßen erweichte, dass […]

50 Nacht

50. Nacht

Als die Nacht beinahe vorüber war, rief Dinarsade der
Sultanin zu:

„Schwester, wenn du nicht schläfst, so bitte ich
dich zu erzählen, was der Prinz tat.“

„Du sollst es hören,“ antwortete Scheherasade:
„der zweite Kalender fuhr in seiner Geschichte also fort: „Glaubt nicht,
gnädige rau, dass ich mich der schönen Prinzessin von der Ebenholz-Insel
nahte, um der Scherge des grausamen Geistes […]

500 Nacht

500. Nacht

Die beiden unglücklichen Gatten gelangten unter diesen
Unfällen nach einer Stadt in Kerman, welche am Ufer eines Stromes lag.
Abu-Szaber sagte zu seiner Frau, sie möchte eine Weile hier außen am Wasser
bleiben, bis er in der Stadt Erkundigungen eingezogen hätte, wie sie dort ein
Unterkommen finden könnten.

Während seiner Abwesenheit kam ein Reiter, sein Pferd zu
wässern, und erblickte […]

501 Nacht

501. Nacht

Das Volk lief nun sogleich nach den unterirdischen
Gewölben, um den Gefangenen zu befreien. Die ähnlichkeit Abu-Szabers mit
diesem Prinzen täuschte umso leichter aller Augen, als man voraussetzte, dass
eine so lange Gefangenschaft notwendig seine Gesichtszüge verändern musste.
Und bei seinem Anblick beugte einer der Großen seine Knie vor ihm, und sprach:
„Prinz, das grausame Verfahren Eures Bruders ist […]

502 Nacht

502. Nacht

„Ich bin nicht der Bruder Eures vorigen Königs, aber
wie jener war ich ein Opfer seiner Tyrannei. Als ich, um einen meiner Gefährten
zu trösten, zu ihm sagte, dass die Geduld einen Menschen aus der Tiefe eines
Brunnens auf einen Thron zu erheben vermag, hörte dies der böse Fürst, und
ließ mich zur Strafe meiner Kühnheit, in einen […]

503 Nacht

503. Nacht

Die Vorstellungen seines Wesirs reizten Asad-bachts
Empfindlichkeit. „Man hole den Angeklagten her!“, sprach er, und als
ihn vor sich sah, fuhr er fort:

„Wähne nicht mehr, mich mit Deinen Märchen
hinzuhalten, und mir Hoffnung zu machen, dass Deine Unschuld noch einst an den
Tag kommen werde: Heute noch muss ich durch Deinen Tod allen denjenigen ein
warnendes Beispiel geben, welche […]

504 Nacht

504. Nacht

Die ersten Tage der Fahrt waren ziemlich glücklich, und
der König fand in seinem Schiff alles Mögliche, was zur Zerstreuung dienen und
die Beschwerden der Reise erträglich machen konnte. Aber eines Abends fing der
Donner an zu grollen, ein wütender Wind erhub sich, und wühlte, bald zum
rasenden Sturm angewachsen, die Tiefen des Meeres auf. Das Schiff kämpfte […]

505 Nacht

505. Nacht

„Herr,“ erwiderte der König von Arabien,
„ich beteure Euch, dass ich von königlichem Geblüt bin, wie Ihr. Geruht,
eine günstigere Meinung von meiner Person zu fassen: Euer Majestät kennt meine
Unschuld nicht, aber Gott kennt sie.“

Verwundert über die edle Weise, mit welcher der
Angeklagte sich ausdrückte, sah der König von Sangebar wohl, dass dieser
Mensch eine sorgfältige Erziehung genossen […]

506 Nacht

506. Nacht

Auf diesen beleidigenden Verdacht konnte der König aus
Arabien sich nicht länger zurückhalten. „Ihr täuscht euch,“
antwortete er rasch, „ich bin kein Räuber, und weil ich es euch denn
bekennen muss, so wisst, das Königreich Arabien gehorcht meinen Geboten und
wenige Worte werden hinreichen, um Euch von der Wahrheit meiner Behauptung zu
überzeugen.

Hierauf erzählte er, wie er sich eingeschifft […]

507 Nacht

507. Nacht

Folgendes war endlich der verruchte Anschlag, bei welchem
er stehen blieb. „Kamkar,“ sprach er bei sich selber, „wird mir
nimmer seine Tochter geben wollen, es gibt für mich also nur ein Mittel, sie zu
erlangen: sobald der König von der Jagd zurückkommt, will ich ihm die
Schönheit der Tochter seines Wesirs so anpreisen, dass er sie zur Gemahlin
begehren […]

508 Nacht

508. Nacht

Kamkar begab sich auf der Stelle nach Hause, und erzählte
seiner Tochter die soeben mit dem König gehabte Unterredung. Er war sehr
erstaunt, als er sie folgendermaßen antworten hörte: „Es ist mir sehr
schmeichelhaft, mein Vater, dass der König geruht hat, seine Gedanken auf mich
zu richten. Aber ich fühle, dass ich für den Glanz des Hofes nicht […]

465 Nacht

465. Nacht

„Ihr Herren,“ antwortete die Prinzessin,
„wenn ihr auf meine Rede geachtet habt, so müsst ihr bemerkt haben, dass
ich bei dem, was ich getan, keine andere Absicht gehabt habe, als meine Brüder
wieder zu erlagen. Wenn es euch also auch zu Gute gekommen ist, so seid ihr mir
keinen Dank dafür schuldig. Ich nehme euer Erbieten nur als […]

466 Nacht

466. Nacht

Hier setzte die Prinzessin den Käfig in den Garten, an
welchen der Saal stieß, und sobald der Vogel seinen Gesang hören ließ, kamen
die Nachtigallen, die Finken, die Lerchen, Grasmücken, Stieglitze und eine
zahllose Menge anderer Vögel des Landes, und begleiteten ihn mit ihrem Gesang.

Ebenso ließ sie den Zweig in ihrer Gegenwart auf einem
Rasenplatz in der Nähe […]

467 Nacht

467. Nacht

Die Prinzen stiegen wieder zu Pferd, und folgten dem
Sultan. Sie waren noch nicht weit geritten, als sie mehrere Tiere zugleich
hervorkommen sahen. Der Prinz Bahman erwählte sich einen Löwen und der Prinz
Perwis einen Bären. Sie ritten sogleich mit einer Unerschrockenheit darauf los,
welche den Sultan überraschte. Sie erreichten fast zugleich ihr Tier, und
warfen ihre Speere mit […]

468 Nacht

468. Nacht

Es erging, wie der Sultan vorausgesehen hatte. Ohne die
drei Kugeln hätten die Prinzen nochmals vergessen, mit der Prinzessin Parisade,
ihrer Schwester zu reden. Sie entfielen dem Busen des Prinzen Bahman, als er
seinen Gürtel abband, und sich zu Bett legen wollte.

Sogleich eilte er zu dem Prinzen Perwis, und beide gingen
zusammen in das Zimmer der Prinzessin, welche […]

469 Nacht

469. Nacht

„Aber, Vogel,“ wandte die Prinzessin ein,
„wir, meine Brüder und ich, wir lieben uns ohne Gleichen: Und sollte diese
Liebe durch solchen Schritt nicht beeinträchtigt werden?“

„Keineswegs,“ erwiderte der Vogel, „sie
wird nur umso stärker werden.“

„Auf solche Weise,“ versetzte die Prinzessin,
„wird der Sultan mich auch sehen.“

Der Vogel sagte darauf, es wäre notwendig, dass er sie
sähe, und es würde […]

47 Nacht

47. Nacht

Dinarsade weckte auch diese Nacht sehr früh; und die
Sultanin, um die Wissbegierde ihrer Schwester zu befriedigen, erzählte weiter,
was sich in dem unterirdischen Palast zwischen der Frau und dem Prinzen zutrug.

„Der zweite Kalender,“ hub sie an, „fuhr
also in der Erzählung seiner Geschichte fort:

„Um der schönen Frau die Mühe zu ersparen, bis zu
mir zu kommen, beeilte […]

470 Nacht

470. Nacht

Der Sultan, der ungemein viel Geist besaß, und große
Fortschritte in den Wissenschaften, besonders in der Geschichte, gemacht, hatte
wohl vorausgesehen, dass die Prinzen aus Bescheidenheit und Ehrfurcht die
Unterhaltung nicht anfangen würden. Um ihnen nun Anlass zum Sprechen zu geben,
fing er an, und war während der ganzen Mahlzeit darauf bedacht. Aber welchen
Gegenstand er auch auf die […]

471 Nacht

471. Nacht

Die Prinzen Bahman und Perwis ritten denselben Tag noch
heim. Als sie zu Hause kamen, erzählten sie ihrer Schwester die ehrenvolle
Aufnahme bei dem Sultan, und verkündigten ihr, sie hätten nicht vergessen, ihn
einzuladen, dass er ihnen die Ehre erzeigen möchte, im Vorbeireiten ihr Haus zu
besuchen und schon übermorgen würde sein Besuch erfolgen.

„Wenn dem so ist,“ sprach […]

472 Nacht

472. Nacht

Die Prinzen Bahman und Perwis, welcher jeder aus seinem
Zimmer, während sie sich ankleideten, ihre Schwester früher als gewöhnlich in
dem Garten gesehen hatten, gingen, sobald sie fertig waren, zusammen ihr
entgegen. Sie begegneten ihr mitten im Garten, und da sie schon von Ferne
bemerkt hatten, dass sie etwas unter dem Arm trug, und nun in der Nähe […]

473 Nacht

473. Nacht

Der Küchenmeister hatte hierauf nichts zu erwidern. Er
empfing das Kästchen und nahm es mit. An demselben Tag erteilte die Prinzessin
noch ihre Befehle, dass alles, sowohl im Haus als im Garten, reinlich, sauber
und in Ordnung wäre, um den Sultan zu empfangen.

Am folgenden Morgen hatten die Prinzen sich schon an dem
Ort der Jagd eingestellt, als der […]

474 Nacht

474. Nacht

„Woher kommt dieses wunderbare Wasser, welches einen
so schönen Anblick gewährt? Wo ist die Quelle desselben? Und durch welche
Kunst hat man einen so außerordentlichen Springbrunnen daraus gemacht,
desgleichen es, wie ich glaube, nicht mehr in der Welt gibt? Ich will dieses
Wunder näher beschauen.“

Mit diesen Worten trat er näher. Die Prinzessin führte
ihn dann weiter nach der Stelle, […]

475 Nacht

475. Nacht

„Herr,“ erwiderte die Prinzessin, „es
verhält sich, wie Euer Majestät sagt, und zum Beweis, dass das Wasser nicht
anderswoher kommt, ist das Marmorbecken aus einem einzigen Stück, so dass es
weder von der Seite her, noch von unten heraufkommen kann. Und was dieses Wasser
Euer Majestät noch wunderbarer machen wird, ist, dass ich nur ein Fläschchen
davon in dieses […]

476 Nacht

476. Nacht

Diese Rede des Vogels klärte dem Sultan im Augenblick
alles auf.

„Vogel,“ rief er aus, „es wird mir nicht
schwer, dem Glauben beizumessen, was du mir entdeckst und verkündigst. Die
Neigung, welche mich zu ihnen hinzog, und die Zärtlichkeit, welche ich schon
für sie fühlte, sagten mir nur zu sehr, dass sie von meinem Geblüt wären.
Kommt denn, meine Kinder, […]

477 Nacht

477. Nacht

Die beiden Prinzen und die Prinzessin hatten für den
Sultan, für die Sultanin und den ganzen Hof ein prächtiges Mahl bereiten
lassen. Man setzte sich zu Tisch: Und nach der Mahlzeit führte der Sultan die
Sultanin in den Garten, und zeigte ihr den singenden Baum und den Springbrunnen
des tanzenden Wassers. Den Vogel hatte sie schon in seinem […]

478 Nacht

478. Nacht

Als sein erhabener Vater seine traurige Miene bemerkte,
befragte er ihn um die Ursache davon. Der Prinz antwortete ihm:

„Ich habe einen Vogel gesehen, welcher mich dermaßen
bezaubert hat, dass ich schwöre, kein Fleisch zu essen, bevor ich mir nicht
einen solchen verschafft habe.“

Vergebens stellte der König ihm vor, der Schöpfer hätte
in seiner Weisheit eine so große Menge […]

479 Nacht

479. Nacht

Während des ersten Monats begegnete unsern Reisenden
nichts Außergewöhnliches, aber endlich kamen sie an einen Scheideweg, wo drei
Wege sich ihrem Auge darboten. In der Mitte war eine Pyramide errichtet, auf
deren einer Seite man las: „Weg der Glückseligkeit“, auf einer
andern: „Weg der Reue“ und auf der dritten: „Wer diesen Weg
einschlägt, kehrt vermutlich nie wieder“.

Dies ist gerade […]

48 Nacht

48. Nacht

Dinarsade erwachte kurz vor Tage, und rief der Sultanin
zu: „Schwester, wenn du nicht schläfst, so bitte ich dich, uns zu
erzählen, was in dem unterirdischen Palast vorging, nachdem der Prinz den
Talisman zertrümmert hatte.“

„Du sollst es sogleich hören,“ sagte
Scheherasade. Und indem sie den Faden wieder aufnahm, erzählte sie in der
Person des zweiten Kalenders also weiter: Kaum […]

480 Nacht

480. Nacht

„Prinz,“ versetzte der Geist, „du wirst
nimmer dieses Land erreichen. Auch der unverdrossenste Reisende gebrauchte
dreihundert Jahre, um dahin zu gelangen. Aber mein Sohn, ein altes Sprichwort
sagt, dass keine Wohltat verloren ist, und dass kein Wesen entweder wohltätiger
oder grausamer ist, als die Bewohner der Wüste. Du hast mir Gutes erwiesen. Ich
will dir dasselbe erwidern, aber du […]

481 Nacht

481. Nacht

In demselben Augenblick ließ die Prinzessin ihren Vater
bitten, zu ihr zu kommen. Der König, voll Verwunderung darüber, begab sich
eiligst nach dem Harem. „Ich möchte gern,“ sprach sie zu ihm,
„den jungen Fremdling sehen, der unter meinem Fenster das Ungeheuer, die
Plage dieses Landes, getötet hat.“

„Wie,“ rief der König aus, „sollte es der
junge Mann sein, welchen ich […]

482 Nacht

482. Nacht

„Ich verspreche es dir,“ sprach Hassan,
„aber…“ Indem stürzte der Geist tot zu seinen Füßen nieder.

Der trostlose Prinz leistete seinem Reisegefährten die
letzte Pflicht, und beobachtete gewissenhaft alles, was er ihm ans Herz gelegt
hatte. Dann ging er wieder ins Lager zu seinen Leuten und gab Befehl zum
Aufbruch.

Nach drei Tagesreisen traf er wieder die Pyramide, an
welcher er […]

483 Nacht

483. Nacht

Die Anmut, der Aufstand und die schöne Gestalt des
Prinzen hatten ihm die Neigung der Frau des Rabbiners erworben. Diese Frau
entdeckte ihm endlich, dass sie, als geborene Muselmännin, sehnlichst in den
Schoß der wahren Religion des Propheten zurückzukehren wünschte. Mahmud
benutzte dieses Vertrauen, und fragte sie, wo sich das von ihrem Mann bereitete
Sulhiat Mehr darüber erfahren

484 Nacht

484. Nacht

Mahmud, als König, lebte nun glücklich mit seiner Gattin
und seiner Mutter. Er lachte zuweilen über die gutmütige Einfalt seines
Schwiegervaters, indem er die unermesslichen Reichtümer betrachtete, welche ihm
zu Gebote standen.

Eines Tages hatte er sich, nach Gewohnheit seiner
Vorgänger, als Derwisch verkleidet, um selber die Runde durch die Stadt, und
seine Beobachtung dabei zu machen. Er fühlte das […]

485 Nacht

485. Nacht

Indessen nötigten die Pflichten seines Amtes den
Sipehsalar sich auf einige Zeit von seiner geliebten Tochter zu entfernen, um
die Provinzen des Reiches zu bereisen, die Klagen der Unterdrückten anzuhören,
und die Ungerechtigkeiten der Statthalter abzustellen. Weil seine Abwesenheit
sich in die Länge zog, so schickte er einen seiner Leute, der sein ganzes
Vertrauen besaß, mit dem Befehl ab, […]

486 Nacht

486. Nacht

Am folgenden Morgen ließ der König alle Kadis, Scheiche
und die Vornehmsten der Stadt versammeln, er trug ihnen sein Verlangen vor, die
Tochter seines Wesirs zu heiraten. Als die Versammlung sich beeiferte, seinen
Entschluss zu billigen, so gab er sogleich Befehl, die Hochzeit zu feiern,
welche noch denselben Tag Statt hatte.

Alsbald wurde eine Schar von Schreibern beauftragt, den
verschiedenen […]

487 Nacht

487. Nacht

Nun verteilte Sipehsalar alle reichen Schätze des Heeres
unter ihnen, versammelte hierauf zahlreiche Truppen, und erklärte dem König
von Seïstan den Krieg, indem er sich einiger Provinzen des Reichs bemächtigte
und die Hauptstadt berennte.

Als Asad-bacht die Empörung seines Ministers vernahm,
empfand er einen tiefen Schmerz, und begab sich zu der Königin, welche ihn
zärtlich liebte. „Es geschieht euertwegen,“ sprach […]

44 Nacht

44. Nacht

Dinarsade, die nicht zweifelte, dass die Geschichte des
zweiten Kalenders ihr eben so viel Vergnügen gewähren würde, als die des
ersten, ermangelte nicht, die Sultanin vor Tages aufzuwecken und sie zu bitten,
die versprochene Geschichte anzufangen.

Scheherasade wandte sich sogleich zu dem Sultan, und
sprach also:

„Herr, die Geschichte des ersten Kalenders dünkte
der ganzen Gesellschaft sehr seltsam, und vor allen […]

440 Nacht

440. Nacht

„Mein Prinz,“ erwiderte die Fee,
„beunruhigt euch nicht. Gefahr gab es bloß damals, als für euren Vater
Wasser aus der Löwenquelle geholt werden sollte, allein um den Mann zu finden,
den er verlangt, dabei gibt es keine Gefahr. Dieser Mann ist nämlich mein
Bruder Schaïbar, welcher, obwohl er mit mir einen und denselben Vater hat,
anstatt mir zu ähneln, […]

441 Nacht

441. Nacht

„Lieber Bruder,“ erwiderte sie, „es ist
mein Gemahl, sein Name ist Achmed, und er ist der Sohn des Sultans von Indien.
Der Grund, warum ich dich nicht zu meiner Hochzeit eingeladen habe, war der,
dass ich dich nicht von deinem Kriegszug abhalten wollte, den du damals vor
hattest, und von dem du, wie ich mit vielen Vergnügen höre, […]

442 Nacht

442. Nacht

„Diese beiden also sind es,“ sagte Schaïbar,
„die ihm immer so schlechte Anschläge eingegeben.“

Mit diesen Worten schlug er die andern Wesire zur Linken
und Rechten tot. Die sämtlich Günstlinge und Schmeichler des Sultans und
Feinde des Prinzen Achmed waren. So viel Schläge, so viel Leichen gab es, und
nur diejenigen entkamen, deren Schrecken nicht so groß war, dass […]

443 Nacht

443. Nacht

Geschichte
der beiden neidischen Schwestern

Die Sultanin Scheherasade fuhr fort, durch ihre
Erzählungen den Sultan von Indien in der Unentschlossenheit zu erhalten, ob er
sie töten oder leben lassen sollte, und erzählte ihm eine neue Geschichte mit
folgenden Worten:

„Herr,“ sprach sie, „es war einmal ein
König von Persien, Namens Chosru-Schach, welcher seit seinem Eintritt […]

444 Nacht

444. Nacht

Der Großwesir ließ, bei der Ausführung dieses Befehls
des Sultans am nächsten Morgen, den drei Schwestern nur so viel Zeit, sich
schleunig anzukleiden, um vor ihm erscheinen zu können, ohne ihnen weiter etwas
zu sagen, als dass Seine Majestät sie sehen wollte.

Er führte sie in den Palast und nachdem er sie dem Sultan
vorgestellt hatte, fragte sie dieser:

„Sagt […]

445 Nacht

445. Nacht

„Ich gestehe dir,“ sagte die andere Schwester,
„ich weiß nicht, was ich davon denken soll. Ich begreife nicht, welche
Reize der Sultan an ihr gefunden, dass er sich dermaßen die Augen hat
verblenden lassen. Sie ist ja ein wahres Murmeltier, und du weißt wohl, in
welchem Zustand wir beide sie noch gesehen haben. War das bisschen Jugend,
welches sie […]

446 Nacht

446. Nacht

„Herr, ich war gesonnen, hierin nur zu tun, was Euer
Majestät mir beföhle, weil ihr aber die Güte gehabt, die Augen auf meine
Schwester zu werfen, so danke ich euch für die Rücksicht, welche ihr, mir zu
Liebe, auf dieselben nehmt. Ich verhehle es nicht, dass ich meinerseits sie viel
lieber dazu annehme, als jede Fremde.“

Der Sultan Chosru-Schach […]

447 Nacht

447. Nacht

Der Gärtner geht hin, und vom Ufer des Kanals aus zieht
er mit einer Hacke, welche er in der Hand hatte, den Korb geschickt heran, nimmt
ihn heraus, und bringt ihn.

Der Aufseher der Gärten war höchst überrascht, als er
in dem Korb ein Kind eingewickelt fand, und zwar ein Kind, welches, ungeachtet
es sichtlich eben erst geboren war, […]

448 Nacht

448. Nacht

Zu dieser Unmenschlichkeit fügten die beiden Schwestern
auch Lüge und Verleumdung, wie zuvor: Sie zeigten ein Stück Holz vor, und
versicherten dreist, die Sultanin wäre von diesem Klotz entbunden.

Der Sultan Chosru-Schach konnte sich nicht mehr halten,
als er diese neue ungeheuerliche Geburt vernahm.

„Ha,“ rief er aus, „diese, meines Bettes
unwürdige Frau würde meinen Palast mit Ungeheuern erfüllen, […]

449 Nacht

449. Nacht

Sobald die Prinzen alt genug dazu waren, gab der Aufseher
der Gärten ihnen einen Lehrmeister im Lesen und Schreiben. Die Prinzessin, ihre
Schwester, welche bei ihren Lehrstunden zugegen war, bezeigte auch eine so
große Lust, lesen und schreiben zu lernen, obwohl sie jünger als ihre Brüder
war, dass ihr Pflegevater, voll Freuden über diesen Trieb, ihr denselben
Lehrmeister gab. […]

45 Nacht

45. Nacht

Es war beinahe Tag, als Scheherasade die Geschichte des
zweiten Kalenders folgendermaßen wieder aufnahm: „Gnädige Frau,“
fuhr der Kalender fort, „da wir zehn Saumrosse, mit unserm Zeug und mit den
Geschenken meines Vaters für den Sultan von Indien beladen, mit uns führten,
und unser nur wenige waren, so könnt ihr wohl denken, dass die Räuber nicht
säumten, uns anzufallen. […]

450 Nacht

450. Nacht

„Herr,“ antwortete der Aufseher der Gärten,
„ich bin von Eurer Majestät und von dem Sultan, eurem Vater, glückseligen
Andenkens, mit Wohltaten überhäuft, dermaßen, dass mir nichts mehr zu
wünschen übrig bleibt, als mit der Ehre eurer Wohlgewogenheit meine Tage zu
beschließen.“

Er nahm Abschied vom Sultan Chosru-Schach, und bezog
hierauf, mit den beiden Prinzen Bahman und Perwis und der Prinzessin […]

451 Nacht

451. Nacht

Die andächtige Frau trat ein, sie verrichtete ihr Gebet
in dem ihr angewiesenen Betzimmer und als sie damit fertig war, luden zwei
Frauen der Prinzessin, welche sie an der Türe erwartet hatten, sie ein, das
Haus und den Garten zu sehen. Da sie sich geneigt bezeigte, ihnen zu folgen, so
führten sie sie von Zimmer zu Zimmer und […]

452 Nacht

452. Nacht

„Gnädiges Fräulein,“ fuhr die Alte fort,
„das erste dieser drei Dinge ist der sprechende Vogel. Das ist ein seltener
Vogel, Bülbülhesar1)
genannt, welcher die Eigenschaft hat, alle Singvögel aus der Gegend umher an
sich zu ziehen, dass sie herbeikommen, mit ihm zu singen. Das zweite ist der
singende Baum, dessen Blätter ebenso viel […]

453 Nacht

453. Nacht

Die Prinzessin Parisade saß einige Zeit, ohne etwas zu
antworten, in derselben Stellung. Sie hub endlich die Augen auf, und blickte die
Prinzen, ihre Brüder, an, schlug sie aber ebenso bald wieder nieder, nachdem
sie ihnen geantwortet hatte, es wäre nichts.

„Meine Schwester,“ fuhr der Prinz Bahman fort,
„du verhehlst uns die Wahrheit: Es muss wohl etwas sein, und […]

454 Nacht

454. Nacht

„Halt noch, mein Bruder,“ sprach sie, „ich
dachte nicht an die Unfälle, denen man auf einer Reise ausgesetzt ist! Wer
weiß, ob ich dich jemals wieder sehe? Steig wieder ab, ich beschwöre dich
darum, und lass diese Reise: Ich will lieber des Lichts entbehren und des
sprechenden Vogels, des singenden Baumes und des tanzenden Wassers, als Gefahr
laufen, dich […]

455 Nacht

455. Nacht

„Guter Derwisch, ich habe mit euch zu reden, aber
euer Schnauzbart hindert mich, euch zu verstehen. Darum bitte ich euch, lasst
mich machen, und erlaubt, dass ich ihn euch stutze, nebst den Augenbrauen, die
euch entstellen, und euch mehr das Ansehen eines Bären, als eines Menschen
geben.“

Der Derwisch widersetzte sich nicht dem Vorhaben des
Prinzen. Er ließ ihn machen, […]

456 Nacht

456. Nacht

Der Prinz Bahman beharrte aber in seinem Entschluss, und
erwiderte dem Derwisch:

„Ich will glauben, dass euer Rat aufrichtig ist, und
ich bin euch für diesen Beweis eurer Freundschaft sehr verbunden. Aber wie
groß auch die Gefahr sei, von welcher ihr mir sagt, so ist doch nichts im
Stande, mich von meinem Vorhaben abzubringen. Wenn jemand mich angreift, so […]

457 Nacht

457. Nacht

„Euren Rat, welchen ihr mir hier wiederholt, und
wofür ich euch immer verbunden bin,“ erwiderte der Prinz Bahman, nachdem
er die Kugel empfangen hatte, „kann ich jedoch nicht befolgen: Aber ich
werde mich bemühen, die mir von euch gegebene Weisung zu benutzen, nämlich
beim Erstiegen des Berges mich nicht umzusehen, und ich hoffe, ihr werdet mich
bald mit der […]

458 Nacht

458. Nacht

An dem unglücklichen Tag endlich, wo der Prinz Bahman in
Stein verwandelt wurde, und der Prinz und die Prinzessin sich Abends, wie
gewöhnlich, von ihm unterhielten, sprach der Prinz Perwis:

„Liebe Schwester, ich bitte dich, zieh doch das
Messer hervor, und lass uns sehen, wie es ihm ergeht.“

Die Prinzessin zog es heraus, und beim beschauen desselben
sahen sie Blut […]

459 Nacht

459. Nacht

Der Prinz Perwis ritt nun hinweg, und am zwanzigsten Tag
seiner Reise traf er denselben Derwisch an derselben Stelle, wo ihn der Prinz
Bahman gefunden hatte. Er nahte sich ihm, und nachdem er ihn begrüßt hatte,
bat er ihn, wenn er es wüsste, ihm den Ort anzuzeigen, wo der sprechende Vogel,
der singende Baum und das tanzende Wasser […]

46 Nacht

46. Nacht

Dinarsade versäumte nicht, die Sultanin früher als
gestern zu wecken, und Scheherasade fuhr in der Geschichte des zweiten Kalenders
also fort:

„So war ich denn, gnädige Frau,“ erzählte der
Kalender, „allein, verwundet, von aller Hülfe entblößt, in einem mir
unbekannten Lande. Ich wagte es nicht, wieder auf die große Straße zu gehen,
aus Furcht, den Räubern abermals in die Hände […]

460 Nacht

460. Nacht

Bei dieser Beleidigung vergaß der Prinz Perwis aller
Warnungen des Derwisches, er legte die Hand an den Säbel, zückte ihn, und
drehte sich um, sich zu rächen: Aber kaum konnte er noch sehen, dass niemand
ihm folgte, als er schon in einen schwarzen Stein verwandelt wurde, er und sein
Pferd.

Seit der Abreise des Prinzen Perwis hatte die Prinzessin
Parisade […]

461 Nacht

461. Nacht

Hierauf wiederholte der Derwisch der Prinzessin Parisade
dieselbe Rede, welche er den Prinzen Bahman und Perwis gehalten hatte, und
übertrieb die Schwierigkeiten, den Gipfel des Berges zu erklimmen, auf welchem
der Vogel in seinem Käfig wäre, dessen sie sich bemächtigen müsste, worauf
der Vogel den Baum und das Wasser nachweisen würde. Er erzählte ihr von dem
Wirrwarr drohender und […]

462 Nacht

462. Nacht

Nachdem sie dem Derwisch gedankt und Abschied von ihm
genommen hatte, stieg die Prinzessin Parisade wieder zu Pferd. Sie warf die
Kugel vor sich hin, und folgte ihrem Weg, auf welchem sie dahin rollte: Die
Kugel lief so fort bis an den Fuß des Berges, wo sie still stand.

Die Prinzessin stieg nun ab. Sie verstopfte sich die […]

463 Nacht

463. Nacht

„Vogel, es war gerade meine Absicht, dir zu sagen,
dass ich mehrere für ich höchst wichtige Dinge wünsche, und ich freue mich,
dass du mir durch die Erbietung deines guten Willens zuvorkommst. Zuerst habe
ich gehört, dass es hier ein tanzendes Wasser gibt von wunderbarer Eigenschaft.
Ich bitte dich also, mir vor allen Dingen anzuzeigen, wo es ist.“

Der […]

464 Nacht

464. Nacht

Die Prinzessin Parisade ergriff den Krug, nahm ihn samt
den Käfig mit dem Vogel, dem Fläschchen und dem Zweig mit sich, und so wie sie
den Berg hinab stieg, sprengte sie Wasser aus dem Krug auf jeden schwarzen Stein,
welchen sie antraf: Und jeder verwandelte sich in einen Mann. Und da sie keinen
Stein überging, so kamen auch […]

415 Nacht

415. Nacht

Der Sultan von Indien drang nicht weiter in den Prinzen
Achmed, sondern sagte zu ihm:

„Mein Sohn, ich will nicht weiter in dein Geheimnis
eindringen, ich überlasse es ganz deinem Gutbefinden, und sage dir bloß, dass
du mir kein größeres Vergnügen machen konntest als dasjenige, dass du mich
durch deine Gegenwart, die ich so lange schon entbehren musste, erfreutest, […]

416 Nacht

416. Nacht

Der Sultan sprach auf diese Weise zu seinen Günstlingen,
ohne sie merken zu lassen, dass ihre äußerungen auf sein Gemüt Eindruck
gemacht hatten. Gleichwohl geriet er darüber in einige Unruhe und beschloss,
die Schritte des Prinzen Achmed beobachten zu lassen, doch ohne seinem
Großwesir das mindeste davon zu sagen. Er ließ die Zauberin kommen, welche
durch eine geheime Tür […]

417 Nacht

417. Nacht

Die arglistige Zauberin sah den Prinzen, ohne den Kopf
emporzuheben, mit einer Miene an, die sein schon gewecktes Mitleid noch
vermehrte, und antwortete ihm in abgebrochenen Worten, und als könnte sie kaum
atmen, sie sei von Hause weggegangen, um nach der Stadt zu gehen, und unterwegs
sei sie von einem heftigen Fieber befallen worden, die Kräfte seien ihr
geschwunden, […]

418 Nacht

418. Nacht

Die Zauberin, welche nicht darum gekommen war, um hier
lange die Kranke zu spielen, sondern bloß um den Aufenthalt des Prinzen Achmed
und was ihn wohl bewegen möge, den Hof des Sultans zu meiden, auszuspähen, was
sie nunmehr zur Genüge ausgeforscht hatte, hätte jetzt gern erklärt, dass der
Trank seine Wirkung getan habe, so groß war ihr Verlangen, […]

419 Nacht

419. Nacht

Nun erzählte die Zauberin dem Sultan von Indien, wie sie
dadurch, dass sie sich krank gestellt, bewirkt habe, dass der Prinz Achmed, von
Mitleid ergriffen, sie an einen unterirdischen Ort habe bringen lassen, sie dort
einer Fee von unvergleichlicher Schönheit vorgestellt und empfohlen, und
dieselbe gebeten habe, für die Wiederherstellung ihrer Gesundheit Sorge zu
tragen. Ferner, mit welcher Gefälligkeit […]

42 Nacht

42. Nacht

Nachdem Schachriar der Sultanin bezeugt
hatte, dass sie ihm viel Vergnügen machen würde, wenn sie die Geschichte des
ersten Kalenders fortsetzte, nahm sie den Faden derselben wieder auf, mit
folgenden Worten:

„Gnädige Frau,“ sagte der Kalender
zu Sobeïde, „ich konnte nichts weiter von dem Prinzen, meinem Vetter,
herausbringen, und ich war genötigt, von ihm Abschied zu nehmen.

Indem ich zu dem […]

420 Nacht

420. Nacht

Als der Prinz Achmed den folgenden Tag vor seinem Vater,
dem Sultan, der sich eben mit seinen Günstlingen unterhielt, erschien, und
neben ihm Platz genommen hatte, ließ dieser sich durch seine Gegenwart nicht
abhalten, sein Gespräch über allerlei gleichgültige Gegenstände noch eine
Weile fortzusetzen. Hierauf nahm der Sultan das Wort, wendete sich zum Prinzen
Achmed und sagte zu ihm:

„Mein […]

421 Nacht

421. Nacht

Dem Sultan von Indien gelang es nicht, den Prinzen Achmed
durch seine Rede zu überzeugen. Der Prinz hätte es weit lieber gesehen, wenn
er jedes andere von ihm verlangt hätte, als etwas, das ihn der Gefahr
aussetzte, seiner geliebten Pari Banu zu missfallen. Voll Verdruss darüber
reiste er vom Hof zwei Tage früher ab, als er sonst pflegte. […]

422 Nacht

422. Nacht

Der Sultan ließ die Tür, welche in das Zimmer der
Prinzessin führte, öffnen, und der Prinz Firus Schach trat hinein. Sobald ihn
die Prinzessin, die ihn für einen Arzt hielt, weil er eine solche Kleidung
trug, erscheinen sah, stand sie wie eine Wütende auf, drohte ihm und
überhäufte ihn mit Schmähungen. Dies hinderte ihn indessen nicht, ihr näher
zu […]

423 Nacht

423. Nacht

„Herr,“ – nahm jetzt der vermeintliche Arzt das
Wort – „die Nachricht, welche ich soeben von Euer Majestät erhalten habe,
gibt mir ein Mittel an die Hand, um die Heilung der Prinzessin zu vollenden. Da
sie auf diesem Pferd hierher gekommen, und dieses Pferd bezaubert ist, so hat
sie etwas von diesem Zauber angenommen, welches nunmehr bloß durch […]

424 Nacht

424. Nacht

Sobald die Zahl der zu den Lustbarkeiten bestimmten Tage
verflossen war, war die erste Sorge des Königs von Persien, eine feierliche
Gesandtschaft zu ernennen und an den König von Bengalen abzusenden, um ihm von
allem, was vorgefallen, Bericht abzustatten, und um seine Einwilligung und
Bestätigung der Verbindung einzuholen, in die er mit ihm durch diese Heirat
getreten war. Der […]

425 Nacht

425. Nacht

Da die Prinzen sich stets den Wünschen ihres Vaters, des
Sultans, willig gefügt hatten, und da überhaupt ein jeder von ihnen hoffte,
das Glück werde ihm günstig sein und ihm den Besitz der Prinzessin Nurunnihar
verschaffen, so antworteten sie ihm, dass sie ihm zu gehorchen bereit wären.
Ohne Verzug ließ nun der Sultan ihnen die versprochene Summe auszahlen, […]

426 Nacht

426. Nacht

Der Prinz Hussain konnte das Stadtviertel, worin er sich
befand, nicht ohne Verwunderung betrachten. Es war sehr geräumig, und von
mehreren Straßen durchschnitten, welche gegen die Sonnenglut oben überwölbt
und doch alle sehr hell waren. Die Kaufläden waren alle gleich groß und von
einer und derselben Form, und die Läden derjenigen Kaufleute, welche einerlei
Waren verkauften, waren nicht zerstreut, […]

427 Nacht

427. Nacht

Der Ausrufer, welcher den Prinzen für einen Kaufmann
ansah, antwortete ihm:

„Gnädiger Herr, wenn euch dieser Preis schon so
übermäßig hoch vorkommt, wie werdet ihr euch erst wundern, wenn ich euch
sage, dass ich Befehl habe, ihn bis zu vierzig Beuteln1)
zu steigern, und ihn bloß für diesen Preis und zwar in barem […]

428 Nacht

428. Nacht

Der Prinz ging im Vertrauen auf die Redlichkeit des
Ausrufers auf diesen Vorschlag ein. Er schloss den Kauf unter der erwähnten
Bedingung ab, und trat mit Erlaubnis des Kaufmanns in den Hintergrund des
Ladens. Der Ausrufer breitete da den Teppich aus, beide setzten sich darauf, und
kaum hatte der Prinz den Wunsch, in das Zimmer seines Kans versetzt […]

429 Nacht

429. Nacht

Der Prinz Hussain war auch noch Zuschauer eines
feierlichen Festes, das alle Jahre am Hof von Bisnagar begangen wird, und bei
welchem die Statthalter der Provinzen, die Befehlshaber der festen Plätze, die
Vorsteher und Richter der einzelnen Städte, und die durch ihre Gelehrsamkeit
berühmtesten Brahmanen sich einfinden müssen. Einige derselben kommen so weit
her, dass sie zu ihrer Reise […]

43 Nacht

43. Nacht

Als die Sultanin sah, dass ihre Schwester
fast vor Ungeduld starb, das ende der ersten Geschichte des ersten Kalenders zu
vernehmen, sagte sie:

„Nun wohl, höre denn, wie der erste
Kalender Sobeïde seine Geschichte zu Ende erzählte.“

„Ich kann nicht ausdrücken, gnädige
Frau,“ fuhr er fort, „wie groß mein Erstaunen war; als ich den
König, meinen Oheim, auf solche Weise den […]

430 Nacht

430. Nacht

Der Prinz Hussain hätte sich noch länger am Hof und in
dem Reich von Bisnagar aufgehalten und sich bei Betrachtung unzähliger anderer
Merkwürdigkeiten dort, bis zu Ablauf des Jahres angenehm zerstreuen können,
nach welchem er der Verabredung gemäß sich wieder mit seinen Brüdern
zusammenfinden wollte. Allein, da er auch durch das, was er gesehen, völlig
befriedigt und beständig mit […]

431 Nacht

431. Nacht

Der Ausrufer wendete sich jetzt zu dem Prinzen und sagte
zu diesem:

„Herr, ihr seid nicht der einzige, der mich wegen
dieses Rohres für einen Thor ansieht. Doch ihr mögt selber urteilen, ob ich
einer bin, wenn ich euch die Eigenschaft desselben gesagt haben werde. Ich
hoffe, dass ihr dann ein ebenso hohes Gebot darauf tun werdet, wie diejenigen,
denen […]

432 Nacht

432. Nacht

Der Prinz Achmed hatte unterdessen seinen Weg nach
Samarkand genommen, und gleich am folgenden Tag nach seiner Ankunft hatte er es
wie seine beiden Brüder gemacht und war nach dem Besasthan gegangen. Kaum war
er hinein getreten, als ein Ausrufer in seine Nähe hintrat, mit einem künstlich
gemachten Apfel in der Hand, den er zu dem Preis von […]

433 Nacht

433. Nacht

Der Versuch glückte, und der Prinz, nachdem er die
vierzig Beutel dem Ausrufer, der ihm den künstlichen Apfel überließ, bar
ausgezahlt hatte, erwartete nun mit Ungeduld den Abgang der ersten besten
Karawane, um nach Indien zurückzukehren. Er benutzte die Zwischenzeit
unterdessen, um in Samarkand und dessen Umgebungen alles zu besehen, was irgend
seine Neugierde reizte, besonders das Tal Sogd, […]

434 Nacht

434. Nacht

Als der Prinz Achmed bei seinen beiden Brüdern wieder
eingetroffen war, und sie sich einander zärtlich umarmt und sich zu dem
glücklichen Wiedersehen an diesem Ort Glück gewünscht hatten, nahm der Prinz
Hussain als der älteste das Wort und sagte:

„Meine Brüder, wir werden noch Zeit genug übrig
haben um uns von den einzelnen Umständen unserer gegenseitigen Reisen zu
unterhalten. […]

435 Nacht

435. Nacht

„Brüder, es ist umsonst, dass wir alle drei eine so
beschwerliche Reise unternommen haben, in der Hoffnung, durch den Besitz der
reizenden Nurunnihar dafür belohnt zu werden. Diese liebenswürdige Prinzessin
wird binnen wenigen Augenblicken nicht mehr am Leben sein. Ich sah sie eben in
ihrem Bett, umgeben von ihren Frauen und Verschnittenen, die alle in Tränen
schwammen und jeden […]

436 Nacht

436. Nacht

Als der Prinz Achmed hörte, dass die Fee Pari Banu einen
Pavillon holen ließ und zwar den größten Pavillon aus ihrem Schatz, so
glaubte er, dass sie seiner spotten wolle, und die Spuren seines Befremdens
verrieten sich in seinen Mienen und Gebärden. Pari Banu, die es bemerkte,
lachte laut auf und rief:

„Wie, Prinz, ihr glaubt also, dass ich […]

437 Nacht

437. Nacht

Als der Sultan am Abend, wie gewöhnlich, seine Hofleute
um sich versammelt hatte, und der Prinz Achmed sich ebenfalls zugegen befand,
redete er diesen mit folgenden Worten an:

„Mein Sohn, ich habe dir schon gesagt, zu welchem
Dank ich mich wegen des Pavillons, den du mir verschafft hast, und den ich als
das kostbarste Stück meines Schatzes betrachte, dir […]

438 Nacht

438. Nacht

Die Fee Pari Banu war damals eben mit Nähen beschäftigt,
und da sie in ihrer Nähe mehrere Zwirnknäule liegen hatte, nahm sie eines
davon, überreichte es dem Prinzen Achmed und sagte:

„Zuerst nehmt dieses Knäuel. Ich werde euch bald den
Gebrauch anzeigen, den ihr davon machen könnt. Zweitens, lasst euch zwei Pferde
anschirren, eines um selber darauf zu reiten, […]

439 Nacht

439. Nacht

„Herr, hier ist das heilsame Wasser, welches Euer
Majestät in der Sammlung von Kostbarkeiten und Seltenheiten zu besitzen
wünschte, die eine Zierde eurer Schatzkammer sind. Ich wünsche euch übrigens
eine vollkommene Gesundheit, dass ihr niemals davon Gebrauch zu machen nötig
habt.“

Als der Prinz seine Anrede geendigt hatte, ließ der
Sultan ihn zu seiner Rechten Platz nehmen und sagte dann […]

396 Nacht

396. Nacht

„Wie groß auch meine Neugier ist, von euch zu
erfahren, durch welches Wunder ihr in so kurzer Zeit von der Hauptstadt Persiens
bis hierher gekommen, und durch welche Zauberei ihr so insgeheim bis vor mein
Bett habt gelangen und die Wachsamkeit meiner Leibwache habt täuschen können,
so werdet ihr gleichwohl der Speise und der Nahrung sehr bedürftig sein, […]

397 Nacht

397. Nacht

Den folgenden Morgen war das erste, was die Prinzessin
nach ihrem Erwachen tat, dass sie sich an ihren Putztisch setzte. Sie hatte
bisher noch nie so große Sorgfalt auf ihren Kopfschmuck und Putz verwendet, und
noch nie hatten ihre Frauen so viel Geduld nötig gehabt, um eine und dieselbe
Sache wiederholt zu machen, bis sie damit zufrieden war.

„Ich […]

398 Nacht

398. Nacht

Die Prinzessin nahm nun das Wort und sagte: „Prinz,
ich hätte euch in dem Zimmer empfangen können, worin ihr mich diese Nacht
schlafen saht. Doch da der Aufseher meiner Verschnittenen dorthin freien Zutritt
hat, in dieses Zimmer aber bloß mit meiner Erlaubnis kommen darf, so habe ich
aus ungeduldiger Neugier, um von euch das seltsame Abenteuer zu erfahren,
welches […]

399 Nacht

399. Nacht

„Binnen kurzer Zeit war ich so weit von der Erde
entfernt, dass ich keinen Gegenstand mehr zu unterschieden vermochte, und es kam
mir vor, als wäre ich schon so nahe am Himmelsgewölbe, dass ich bereits
fürchtete, ich würde mir den Kopf daran zerstoßen.“

„Bei der reißend schnellen Bewegung, womit ich empor
geführt wurde, war ich lange Zeit wie außer […]

4 Nacht

4. Nacht

Gegen das Ende der folgenden Nacht begann Scheherasade,
mit Erlaubnis des Sultans, folgendermaßen:

„Herr, als der Greis mit der Hinde sah, dass der
Geist den Kaufmann ergriff, und ihn unbarmherzig töten wollte, so warf er sich
dem Ungeheuer zu Füßen, küsste sie, und sprach zu ihm: „Fürst der
Geister, ich flehe Euch demütigst an, haltet ein mit Eurem Zorn, […]

40 Nacht

40. Nacht

Dinarsade bat, nach ihrer Gewohnheit, ihre
Schwester die Geschichte der Frauen und der Kalender fortzusetzen.

Scheherasade nahm sie also wieder auf:

„Während Sobeïde und Safie ihrer
Schwester zu Hülfe eilten, konnte sich einer der Kalender nicht enthalten zu
sagen: „Wir hätten lieber unter freiem Himmel geschlafen, als hier
einzutreten, wenn wir gewusst hätten, dass wir hier ein solches Schauspiel
sehen sollten.“

Der […]

400 Nacht

400. Nacht

Da die Kammerfrau der Prinzessin, bereits den Türvorhang
offen hielt, so sagte die Prinzessin von Bengalen, indem sie aufstand, zu dem
Prinzen von Persien, der dasselbe tat: Sie pflege sonst nicht so frühzeitig zu
Mittag zu speisen, indessen, da sie befürchte, dass man ihm gestern eine sehr
schlechte Abendmahlzeit vorgesetzt, so habe sie das Mittagessen früher als
gewöhnlich auftragen […]

401 Nacht

401. Nacht

Indem die Prinzessin in dem Prinzen von Persien die
Neugierde rege machte, den Königspalast von Bengalen zu sehen und darin den
König, ihren Vater, zu begrüßen, so hoffte sie, dass, wenn es ihr gelänge,
ihr Vater beim Anblick eines so wohl gebildeten, klugen, vollkommenen und mit den
vorzüglichsten Eigenschaften ausgestatten Prinzen sich vielleicht entschließen
würde, ihm eine Heiratsverbindung anzutragen […]

402 Nacht

402. Nacht

Diese äußerungen der Prinzessin von Bengalen bezweckten
weiter nichts, als dass der Prinz Firus dadurch, dass er sich etwas länger in
ihrer Umgebung aufhielt, allmählich für ihre Reize noch leidenschaftlicher
eingenommen würde. Sie hoffte zugleich, dass dadurch sein brennendes Verlangen,
nach Persien zurückzukehren, sich etwas abkühlen und er sich zuletzt
entschließen würde, öffentlich zu erscheinen, und sich dem König […]

403 Nacht

403. Nacht

Zwei volle Monate hindurch überließ sich der Prinz Firus
Schach ganz dem Willen der Prinzessin von Bengalen, indem er bei allen
Lustbarkeiten erschien, die sie nur irgend ersann und ihm zu Ehren geben mochte,
als hätte er nichts weiter zu tun, als mit ihr auf diese Weise sein Leben
hinzubringen. Sobald indessen diese Zeitfrist verstrichen war, erklärte er […]

404 Nacht

404. Nacht

Die Frage veranlasste den Prinzen, dem Sultan, seinem
Vater, die Verlegenheit und Gefahr, worin er sich befunden, als ihn das Pferd in
die Lüfte geführt hatte, zu erzählen, ferner, wie er sich aus derselben
gezogen, und sodann in das Schloss der Prinzessin von Bengalen gelangt sei,
welche gute Aufnahme er dort gefunden, aus welchem Grund er sich länger, […]

405 Nacht

405. Nacht

In demselben Augenblick kam der Sultan von Persien in
Begleitung seines ganzen Hofes aus seinem Palast, um sich nach dem Lustschloss
zu begeben, und der Prinz von Persien eilte soeben voraus, um die Prinzessin von
Bengalen auf den Empfang vorzubereiten, als der Inder absichtlich mit seiner
Beute über die Stadt hinschwebte, um gleichsam dem Sultan und dem Prinzen […]

406 Nacht

406. Nacht

Während der Abwesenheit des Inders hätte die Prinzessin
von Bengalen, die sich in der Gewalt eines unwürdigen Entführers sah, dessen
Gewalttätigkeit sie fürchtete, sich gern geflüchtet und einen Zufluchtsort
aufgesucht, doch da sie am Morgen bei ihrer Ankunft im Lustschloss nur einen
sehr leichten Imbiss zu sich genommen hatte, so fühlte sie sich, als sie ihren
Plan ausführen wollte, […]

407 Nacht

407. Nacht

Die Prinzessin von Bengalen hatte eine unaussprechliche
Freude darüber, dass sie in so kurzer Zeit von den Nachstellungen eines
Menschen befreit worden war, den sie nur mit Abscheu betrachten konnte, und sie
schmeichelte sich mit der Hoffnung, der Sultan werde seiner Großmut die Krone
aufsetzen, und sie dem Prinzen von Persien wieder zurücksenden, sobald sie ihm
erzählt haben würde, […]

408 Nacht

408. Nacht

Als der Sultan von Kaschmir sah, dass die ärzte seines
Hofes in Hinsicht auf die Heilung der Prinzessin nichts ausgerichtet hatten,
berief er die seiner Hauptstadt, deren Wissenschaft, Geschicklichkeit und
Erfahrung keinen bessern Erfolg hatten. Endlich ließ er die ärzte aus den
übrigen Städten seines Reiches, und zwar diejenigen, welche in ihrem Fach die
berühmtesten waren, zu sich berufen. […]

409 Nacht

409. Nacht

Kaum sah sich der Prinz Achmed in dem Zimmer Nurunnihars
und die im Sterben liegende Prinzessin, als er nebst seinen Brüdern von dem
Teppich aufstand, sich ihrem Bett näherte und ihr den Wunderapfel vor die Nase
hielt. Einige Augenblicke nachher schlug die Prinzessin die Augen auf, und
wendete den Kopf nach beiden Seiten hin, sah die Umstehenden an, […]

41 Nacht

41. Nacht

Da die Sultanin sah, dass ihre Schwester stets das
größte Vergnügen an ihren Erzählungen fand, so verfolgte sie die anmutige
Geschichte der Kalender, nachdem sie den Sultan um Erlaubnis dazu gebeten, und
diese erhalten hatte.

„Herr,“ erzählte sie weiter, „die drei
Kalender, der Kalif, der Großwesir Giafar, das Oberhaupt der Verschnittenen,
Mesrur, und der Träger, saßen alle in der Mitte […]

410 Nacht

410. Nacht

Der Prinz Hussain beehrte das Fest nicht mit seiner
Gegenwart. Da seine Liebe zu der Prinzessin Nurunnihar sehr innig und herzlich
war, so fühlte er sich nicht stark genug, um es mit Gleichmut zu ertragen und
mit anzusehen, wie sie in die Arme des Prinzen Ali geführt würde, der – wie er
meinte – sie nicht mehr verdiente, […]

411 Nacht

411. Nacht

Da die Fee Pari Banu diese letzten Worte in einem ganz
anderen Tone sprach, indem sie den Prinzen Achmed zärtlich anblickte und dann
sogleich verschämt und mit errötendem Gesicht, die Augen niederschlug, so
erriet der Prinz sehr leicht, welches Glück hier gemeint sei. Er überlegte,
dass die Prinzessin Nurunnihar nicht mehr die seinige werden könne, und dass
die Fee […]

412 Nacht

412. Nacht

Nach dem Nachtisch standen die Fee Pari Banu und der Prinz
Achmed von der Tafel auf, die sogleich weggetragen wurde, und setzten sich ganz
bequem auf das Sofa hin, indem sie den Rücken an Polster von Seidenstoff
lehnten, die mit großem, vielfarbigem Blumenwerk, alles von er feinsten
Stickerei, bedeckt waren. Sogleich trat nun eine große Anzahl von Geistern […]

413 Nacht

413. Nacht

Der Großwesir, der ebenso sehr der Person des Sultans
zugetan, als in der Verwaltung der Staatsangelegenheiten eifrig war, dachte auf
Mittel, um ihm einige Beruhigung zu verschaffen, und da fiel ihm eine Zauberin
ein, von welcher man Wunderdinge erzählte.

Er schlug ihm vor, diese kommen zu lassen und zu befragen.
Der Sultan genehmigte es. Der Großwesir ließ sie also […]

414 Nacht

414. Nacht

Endlich gab sie ihm zu seiner Begleitung zwanzig
wohl gerüstete und stattliche Reiter. Als alles bereit war, nahm der Prinz
Achmed von der Fee Abschied, indem er sie umarmte und sein Versprechen einer
baldigen Wiederkehr erneuerte. Man führte ihm das Pferd vor, welches sie für
ihn hatte in Bereitschaft setzen lassen: Dies war nicht bloß reich angeschirrt,
sondern auch […]

38 Nacht

38. Nacht

Dinarsade, die eben so neugierig war, als der
Sultan, zu vernehmen, was die Ankunft des Kalifen bei den Frauen für Folgen
haben würde, vergaß nicht. Scheherasade aufzufordern, mit Erlaubnis des
Sultans die Geschichte der Kalender weiter zu erzählen.

„Der Kalif, sein Großwesir, und das
Oberhaupt seiner Verschnittenen,“ erzählte die Sultanin, „als sie von
der schönen Safie eingeführt wurden, grüßten die […]

380 Nacht

380. Nacht

Baba Mustafa machte sich nun zur großen Freude des
Räubers auf, und ohne seinen Laden zu verschließen, worin er nichts
bedeutendes zu verlieren hatte, führte er den Räuber bis zu dem Ort hin, wo
ihm Morgiane die Augen verbunden. Als sie auf der Stelle angekommen waren, sagte
Baba Mustafa. „Hier war es wo man mir die Augen verband, […]

381 Nacht

381. Nacht

Als die Bande sich im Wald wieder versammelt hatte, setzte
ihnen der Hauptmann die Gründe auseinander, um derentwillen er sie hatte wieder
zurückkehren lassen. Sogleich wurde der Führer des Todes schuldig erklärt,
und zwar einstimmig. Er selber erklärte sich für schuldig, indem er
anerkannte, dass er hätte bessere Vorsichtsmaßregeln nehmen sollen, und somit
reichte er gefasst demjenigen seinen Hals […]

382 Nacht

382. Nacht

Der Räuberhauptmann stand mit Ali Baba zugleich auf und
begleitete ihn bis an die Tür. Während nun Ali Baba in die Küche ging, um mit
Morgiane zu reden, ging jener in den Hof, unter dem Vorwand, er wolle in den
Stall sehen, ob es seinen Mauleseln an etwas fehle.

Nachdem Ali Baba von neuem Morgiane anempfohlen, für
seinen Gast […]

383 Nacht

383. Nacht

Als Ali Baba aus dem Bad in sein Zimmer zurückkam, war
die Sonne bereits aufgegangen. Er wunderte sich, dass die ölschläuche noch auf
ihrer Stelle lagen, und dass der Kaufmann sie mit seinen Eseln noch nicht auf
den Markt geführt hatte, und fragte deshalb Morgiane, die ihm die Tür öffnete
und alles so stehen und liegen gelassen hatte, […]

384 Nacht

384. Nacht

Der Garten Ali Babas war sehr lang und hinten von hohen
Bäumen begrenzt. Ohne zu säumen, ging er nun mit seinem Sklaven unter diese
Bäume, um da eine lange und breite Grube zu machen, nach Verhältnis der
Leichen, die in dieselbe hinein kommen sollten. Der Boden war leicht
aufzugraben, und sie wurden binnen kurzer Zeit fertig. Sie zogen […]

385 Nacht

385. Nacht

Ali Baba empfing den Kodjah Hussain so freundlich und so
gut, als er es nur wünschen konnte. Er dankte ihm für die Güte, die er gegen
seinen Sohn bewiesen. „Die Verbindlichkeit, die er euch dafür schuldig
ist, und die ich euch selber dafür schuldig bin,“ fuhr er fort, „ist
umso größer, da er noch ein junger Mensch und […]

386 Nacht

386. Nacht

Ali Baba und sein Sohn stießen voll Schrecken über diese
Handlung einen lauten Schrei aus.

„Ach, Unglückliche,“ rief Ali Baba, „was
hast du getan? Willst du mich und meine Familie zu Grunde richten?“

„Nicht um euch zu Grunde zu richten,“ erwiderte
Morgiane, „sondern um euch zu retten, habe ich es getan.“

Nun öffnete sie Hussains Kleid, zeigte ihrem Herrn den
Dolch, […]

387 Nacht

387. Nacht

Ali Kodjah suchte sich ein Gefäß aus, das geräumig
genug war, darin legte er die tausend Goldstücke und oben darüber Oliven.
Nachdem er das Gefäß oben gut verschlossen hatte, brachte er es zu einem
Kaufmann, der sein guter Freund war, und sagte zu diesem: „Bruder, du
weißt, dass ich binnen wenigen Tagen mit der Karawane die Wallfahrt nach […]

388 Nacht

388. Nacht

Da auf der Reise von Damask die Karawane ihren Weg über
Jerusalem nahm, so benutzte unser Kaufmann von Bagdad die Gelegenheit, um den
Tempel zu besuchen, der von den Muselmännern nächst dem Tempel von Mekka für
den heiligsten gehalten wird, wovon denn auch Jerusalem selber den Namen der
heiligen Stadt erhalten hat.

Ali Kodjah fand die Stadt Damask wegen […]

389 Nacht

389. Nacht

Etwa einen Monat nachher, als der Kaufmann diese
niederträchtige Handlung, die ihm so übel bekommen konnte, begangen hatte,
traf Ali wieder in Bagdad ein. Da er vor seiner Abreise sein Haus vermietet
hatte, so stieg er in einem Kan ab, wo er auf so lange ein Zimmer bezog, bis er
seinem Mietsmann seine Ankunft angezeigt und dieser sich […]

39 Nacht

39. Nacht

Die Sultanin war nicht sobald aufgewacht, als
sie sich der Stelle erinnerte, wo sie in der gestrigen Geschichte stehen
geblieben war, und sogleich mit folgenden Worten weiter erzählte, indem sie den
Sultan anredete:

„Herr, nachdem Sobeïde ihren Sitz
wieder eingenommen hatte, schwieg die ganze Gesellschaft eine Zeit lang. Endlich
sagte Safie, die sich auf den Stuhl mitten im Saale niedergesetzt […]

390 Nacht

390. Nacht

Es lässt sich nicht beschreiben, wie sehr der Kalif Harun
Arreschyd die Klugheit und den Verstand des Kindes bewunderte, welches soeben
ein so richtiges Urteil über die Angelegenheit gefällt hatte, die den
folgenden Tag vor ihm verhandelt werden sollte. Indem er sich von der Ritze
entfernte und aufstand, fragte er seinen Großwesir, welcher gleichfalls auf
das, was da vorgegangen, […]

391 Nacht

391. Nacht

Das
Zauberpferd

Scheherasade fuhr fort, dem Sultan von Indien ihre
angenehmen Geschichten, an denen er so viel Gefallen fand, zu erzählen, und
erzählte ihm nun auch die vom Zauberpferd.

„Herr,“ fing sie an, „der Nurus, das heißt
der neue Tag, der zugleich der erste Tag des Jahres und des Frühlings ist, ist
– wie Euer Majestät weiß – […]

392 Nacht

392. Nacht

Dieser Tausch schien dem ganzen persischen Hof wahrhaft
königlich. Gleichwohl war er noch weit unter dem, den der Inder in Gedanken
hatte. Bei ihm war es auf etwas weit höheres abgesehen, und er antwortete dem
König:

„Herr, ich bin Euer Majestät für das mir gemachte
Anerbieten unendlich verbunden, und ich kann euch für eure Großmut nicht genug
danken. Gleichwohl bitte […]

393 Nacht

393. Nacht

Er befahl nun, dass man sich seiner Person versichern und
ihn in ein enges Gefängnis verschließen solle, worauf er sich in seinen Palast
zurückbegab, voll Betrübnis darüber, dass das Nurus-Fest, welches in ganz
Persien so feierlich ist, für ihn und seinen Hof so traurig geendet habe.

Der Prinz Firus Schach war unterdessen, wie schon gesagt,
mit Blitzesschnelle in die […]

394 Nacht

394. Nacht

Jeder andere als der Prinz Firus Schach würde es
vielleicht nicht gewagt haben, in das tiefe Dunkel, welches auf dieser Treppe
herrschte, hinab zu steigen, abgesehen von der Ungewissheit, worin er schwebte, ob
er da Freunde oder Feinde finden würde. Indessen diese Rücksicht konnte ihn
nicht zurückhalten.

„Ich komme ja nicht, um jemanden hier etwas zu Leide
zu tun,“ sprach […]

395 Nacht

395. Nacht

Die Prinzessin schlug die Augen auf, und in der ersten
überraschung, einen wohl gebildeten, wohl gekleideten und anstandsvollen Mann vor
ihrem Bett zu erblicken, blieb sie eine Weile ganz bestürzt, ohne indessen
irgend ein Zeichen des Schreckens oder des Entsetzens von sich zu geben.

Der Prinz benutzte diesen günstigen Augenblick, neigte
sein Haupt fast bis auf den Fußteppich hinab […]

362 Nacht

362. Nacht

Bei diesem Ruf flog ich jedes Mal von meinem Plätzchen
nach der Straße hinaus, ich sprang, hüpfte und lief vor der Tür hin und her.
Mit diesen Freudenbezeigungen hörte ich erst auf, wenn er herausgetreten war,
und dann begleitete ich ihn treulich, indem ich hinter oder vor ihm her lief und
ihn von Zeit zu Zeit ansah, um […]

363 Nacht

363. Nacht

Durchdrungen von der Größe dieser Wohltat, warf ich mich
dem Mädchen zu Füßen, und nachdem ich den Saum ihres Gewandes geküsst hatte,
sagte ich zu ihr:

„Meine teure Befreierin, ich fühle so tief das
übermaß eurer beispiellosen Güte gegen einen Unbekannten, wie ich bin, dass
ich euch bitte, mir selber zu sagen, was ich für euch tun kann, um […]

364 Nacht

364. Nacht

Als der Kalif sah, dass Sidi Numan nichts weiter zu sagen
hatte, sagte er zu ihm: „Deine Geschichte ist einzig in ihrer Art, und die
Bosheit deiner Frau ist unverzeihlich. Auch verdamme ich nicht ganz die
Züchtigung, die du sie bisher hast empfinden lassen. Indessen wünsche ich,
dass du überlegst, welche große Strafe es für sie ist, zu […]

365 Nacht

365. Nacht

„Saad,“ antwortete Saadi, „ich sehe wohl,
dass ich bei dir nichts ausrichten würde, wenn ich auch darauf beharrte, meine
Meinung gegen die deinige zu verteidigen. Ich will daher lieber selber einen
Versuch machen, um dich zu überzeugen, und zum Beispiel eine Summe, so groß
als mir hinlänglich scheint, einem jener Handwerker zum Geschenk geben, die von
Haus aus arm, […]

366 Nacht

366. Nacht

Als ich nach ihrem Weggang wieder an meine Arbeit ging,
war der erste Gedanke, der mir einfiel, der, dass ich auf einen sichern Ort
denken müsste, wo ich den Beutel aufheben könnte. Ich hatte nämlich in meinem
kleinen, armseligen Häuschen weder einen Kasten noch einen Schrank, der
verschlossen werden konnte, noch irgend einen anderen Ort, wo ich sicher […]

367 Nacht

367. Nacht

„Herr,“ erwiderte ich, „ich ertrage gerne
diese Vorwürfe und bin bereit, noch weit heftigere zu erdulden. Ich ertrage sie
umso geduldiger, da ich auch nicht einen einzigen verdient zu haben glaube. Die
Sache ist im ganzen Stadtviertel so allgemein bekannt, dass mir jeder dies
bezeugen wird. Erkundigt euch selber, und ihr werdet finden, dass ich euch nicht
hintergehe. Ich […]

368 Nacht

368. Nacht

Es dauerte diesmal länger als das erste Mal, ehe die
beiden Freunde kamen, und über meine Lage Erkundigung einzogen. Saad hatte oft
mit Saadi davon gesprochen, doch dieser hatte es immer aufgeschoben.

„Je länger wir es verschieben,“ sagte er,
„desto reicher wird Hassan werden, und desto größer wird das Vergnügen
sein, das ich darüber empfinden werde.“

Saad hatte von der […]

369 Nacht

369. Nacht

Als ich mich am Abend auskleidete, um schlafen zu gehen,
und eben meinen Gürtel ablegte, fiel das Stück Blei, das mir Saad gegeben und
woran ich nicht weiter gedacht hatte, auf die Erde. Ich hob es von der Erde auf,
und legte es an den ersten besten Ort, den ich gerade fand.

Dieselbe Nacht traf es sich, dass […]

37 Nacht

37. Nacht

Eine Stunde vor Tage, erzählte Scheherasade
folgendermaßen weiter, was sich zwischen den Frauen und Kalendern begab.

„Nachdem die Kalender zur Genüge
gegessen und getrunken hatten, bezeugten sie den Frauen, dass sie sich ein
großes Vergnügen daraus machen würden, ihnen ein kleines Konzert zu geben,
wenn sie Instrumente bei der Hand hätten und sie ihnen wollten bringen lassen.
Jene nahmen dieses […]

370 Nacht

370. Nacht

Der Jude war sehr früh schon nach dem Juwelierplatz in
seinen Laden gegangen. Die Jüdin eilte ihm nach und meldete ihm die Entdeckung,
die sie gemacht hatte. Zugleich beschrieb sie ihm die Größe, das ungefähre
Gewicht, die Schönheit, den Glanz und das schöne Wasser des Diamanten, und vor
allen Dingen seine Eigenschaft, bei Nacht zu leuchten, wie meine […]

371 Nacht

371. Nacht

Es war schon einige Zeit vergangen, seit ich mein
ehemaliges kleines Häuschen verlassen und dies neue und große bezogen hatte,
als Saadi und Saad, die gar nicht mehr an mich gedacht hatten, sich auf einmal
meiner erinnerten. Sie verabredeten eines Tages einen Spaziergang, und indem sie
durch die Straße gingen, wo sie mich sonst immer gesehen hatten, wunderten […]

372 Nacht

372. Nacht

Nachdem die beiden Freunde so gesprochen, nahm ich das
Wort, und sagte zu allen beiden mich wendend: „Edle Herren, ich würde mich
in Hinsicht auf die von mir verlangte Aufklärung zu einem ewigen Stillschweigen
verdammen, sofern ich nicht gewiss wäre, dass der Streit, den ihr meinetwegen
führt, nicht im Stande sein wird, das Freundschaftsband, welches eure Herzen
verknüpft, zu […]

373 Nacht

373. Nacht

Saadi und Saad waren über diese neue Erscheinung nicht
minder überrascht als ich. Doch war ich es weit mehr als sie, da ich den Turban
als denjenigen wieder erkannte, den mir der Hühnergeier entführt hatte. Nachdem
ich ihn voll Verwunderung näher besichtigt und ihn auf alle Seiten gedreht
hatte, fragte ich meine beiden Freunde: „Meine Herren, ist euer […]

374 Nacht

374. Nacht

Geschichte
des Ali Baba und der vierzig Räuber

Die Sultanin Scheherasade, welche durch die Wachsamkeit
ihrer Schwester Dinarsade geweckt worden war, erzählte ihrem Gemahl, dem Sultan
von Indien, folgende Geschichte, worauf er sich schon Rechnung gemacht hatte:

„Mächtiger Sultan,“ begann sie, „in einer
Stadt Persiens an den Grenzen eures Reiches, lebten […]

375 Nacht

375. Nacht

Ali Baba hatte erwartet, einen dunkeln und finstern Ort zu
erblicken, aber wie erstaunte er, als er einen sehr hellen, weiten und
geräumigen Raum erblickte. Dieses war von Menschenhänden in Form eines hohen
Gewölbes ausgehöhlt worden, das oben vom Felsen herab durch eine angebrachte
öffnung sein Licht empfing. Er sah da große Mundvorräte, Ballen von reichen
Kaufmannswaren in Haufen […]

376 Nacht

376. Nacht

Bei Kassims Heimkehr sagte seine Frau zu ihm:
„Kassim, du denkst ein reicher Mann zu sein, allein du irrst dich: Ali Baba
ist unendlich reicher als du, er zählt sein Geld nicht etwa wie du, sondern
misst es mit Maßen.“

Kassim verlangte eine Erklärung dieses Rätsels. Sie gab
ihm dieselbe, indem sie ihm erzählte, auf welche geschickte Weise sie […]

377 Nacht

377. Nacht

Die erste Sorge der Räuber nach dieser Bestrafung war, in
die Grotte hineinzugehen. Sie fanden nahe der Tür die Säcke, welche Kassim
angefangen hatte fort zu tragen, um sie mitzunehmen und seine Maulesel damit zu
beladen, und sie legten dieselben wieder auf ihren vorigen Platz, ohne die
fehlenden zu bemerken, welche Ali Baba zuvor schon weggenommen hatte. Indem […]

378 Nacht

378. Nacht

Den folgenden Tag kommt Morgiane wieder zu demselben
Apotheker, und fordert mit Tränen in den Augen eine Essenz, die man Kranken nur
in der äußersten Lebensgefahr einzugeben pflegt.

„Ach,“ sagt sie voll tiefer Betrübnis, als sie
dieselbe aus den Händen des Apothekers empfängt, „ich fürchte sehr, dass
dies Mittel ebenso wenig anschlagen wird, als die Arzneitäfelchen! Ach, was
für einen […]

379 Nacht

379. Nacht

Wir wollen nun Ali Baba seines neu beginnenden Glücks
genießen lassen und von den vierzig Räubern reden. Diese kehrten nach der
bestimmten Frist in ihren waldigen Schlupfwinkel zurück. Doch wie groß war ihr
Erstaunen, als sie die Leiche Kassims nicht mehr fanden, und ihr Erstaunen
stieg, als sie die Verminderung ihrer Goldschätze bemerkten.

„Wir sind entdeckt und verloren, wenn […]

344 Nacht

344. Nacht

Aladdin, welcher vorausgesehen hatte, was kommen könnte,
war mit Tagesanbruch aufgestanden, und nachdem er sich eines seiner
prächtigsten Kleider angelegt, war er in den Saal der vierundzwanzig Fenstern
hinaufgegangen, von wo aus er den Sultan kommen sah. Er eilte hinunter, und kam
gerade noch zu rechter Zeit, um ihn unten an der Haupttreppe zu empfangen und
ihm vom Pferd […]

345 Nacht

345. Nacht

Als der Zauberer auf diese Weise das traurige Schicksal
seines Bruders erfahren hatte, verlor er keine Zeit mit fruchtlosem Bedauern,
sondern fasste auf der Stelle den Entschluss, seinen Tot zu rächen, setzte sich
zu Pferd und machte sich auf den Weg nach China. Die Reise ging über Ebenen,
Ströme, Gebirge, Wüsten, eine lange Strecke fort, ohne unterwegs irgendwo
anzuhalten, […]

346 Nacht

346. Nacht

Sobald die falsche Fatime ihre lange Anrede geendigt
hatte, sagte die Prinzessin zu ihr: „Meine gute Mutter, ich danke euch für
eure schönen Gebete. Ich habe großes Vertrauen dazu, und hoffe, dass Gott sie
erhören wird. Tretet näher, und setzt euch zu mir.“ Die falsche Fatime
setzte sich mit verstellter Bescheidenheit nieder. Die Prinzessin nahm hierauf
wieder das Wort […]

347 Nacht

347. Nacht

Aladdin verließ augenblicklich die Prinzessin, stieg in
den Saal von vierundzwanzig Fenstern hinauf, zog dort aus seinem Busen die
Lampe, die er seit jener Gefahr, in die er durch Vernachlässigung derselben
geraten, überall bei sich trug, und rieb sie. Sogleich erschien ihm der Geist.
„Geist,“ sagte Aladdin zu ihm, „es fehlt diesem Kuppelgewölbe
noch ein Roch-Ei, welches mitten in […]

348 Nacht

348. Nacht

Als er daher die Geschichte von Aladdin und Badrulbudur
bis zu Ende gehört hatte, und zwar ganz anders, als sie ihm bisher immer
erzählt worden war, so kam er am folgenden Morgen beim Erwachen Dinarsades
zuvor, weckte die Sultanin selber, und fragte sie, ob sie nun mit ihren
Geschichten zu Ende sei?

„Mit meinen Geschichten zu Ende?“, rief die
Sultanin […]

349 Nacht

349. Nacht

Ganem, der oben auf dem Palmbaum alles, was die Sklaven
sprachen, gehört hatte, wusste nicht, was er von diesem Abenteuer denken
sollte. Er mutmaßte, der Kasten müsse wohl etwas kostbares enthalten, und die
Person, welcher er gehöre, müsse ihre Gründe haben, ihn auf dem Totenacker
verstecken zu lassen. Er beschloss, sich auf der Stelle hierüber Aufklärung zu
verschaffen, und […]

35 Nacht

35. Nacht

Dinarsade unterließ in der folgenden Nacht
nicht, ihre Schwester aufzufordern, die wundersame Geschichte fortzusetzen, die
sie angefangen hatte.

Scheherasade nahm darauf das Wort, und sich
an den Sultan wendend, sprach sie: „Herr, mit eurer Erlaubnis, will ich die
Neugier meiner Schwester befriedigen.“

Zugleich nahm sie die Geschichte der drei
Kalender1)
wieder auf:

„Sobeïde wollte also das Geld […]

350 Nacht

350. Nacht

Sobald die beiden Sklavinnen sich in ein benachbartes
Zimmer, wohin der junge Kaufmann sie gewiesen, begeben hatten, setzte er sich zu
Herzenspein aufs Sofa, jedoch in gehöriger Entfernung von ihr, um ihr seine
Ehrerbietung an den Tag zu legen. Er brachte das Gespräch wieder auf seine
Liebe, und sagte ihr die rührendsten Dinge in Beziehung auf die
unüberwindlichen Hindernisse, […]

351 Nacht

351. Nacht

An dem letzten Tag des Monats dauerten die Gebete und
Vorlesungen aus dem Koran von früh an bis zum Anbruch des folgenden Tages, und
nachdem alles geendigt war, ging jeder nach Hause. Harun Arreschyd, der von
einem so langen Nachtwachen sehr ermüdet war, ging in sein Zimmer, um
auszuruhen, und schlummerte au feinem Sofa zwischen zwei Frauen seines […]

352 Nacht

352. Nacht

Obwohl die Sklavin noch nie den König Sinebi gesehen
hatte, so schloss sie doch aus seinem zahlreichen Gefolge, dass er einer der
angesehensten Großen von Damask sein müsse. „Herr,“ erwiderte sie
ihm, „dieser Ganem, den ihr sucht, ist tot. Meine Gebieterin, seine Mutter,
befindet sich dort in jenem Grabmal, wo sie soeben seinen Verlust beweint.“
Der König ließ nun, […]

353 Nacht

353. Nacht

Den folgenden Tag gab Harun Arreschyd dem Großwesir
Befehl, in allen Städten des Reichs bekannt machen zu lassen, dass er Ganem,
dem Sohn des Abu Aïbu verzeihe. Doch diese Bekanntmachung war fruchtlos, denn
es verging eine geraume Zeit, ohne dass man von dem jungen Kaufmann das mindeste
vernahm. Herzenspein glaubte, dass er gewiss den Schmerz über ihren Verlust
nicht […]

354 Nacht

354. Nacht

Wenn Harun Arreschyd auch aufbrausend war, und sich in
seiner übereilung bisweilen zu grausamen Handlungen hinreißen ließ, so war er
dagegen wieder der gerechteste und großmütigste Fürst von der Welt, sobald
sein Zorn vorüber war und man ihn zur Einsicht seiner Ungerechtigkeit gebracht
hatte. Da er nun nicht mehr daran zweifeln konnte, dass er Ganem und seine
Familie ungerechter […]

355 Nacht

355. Nacht

Die Abenteuer des Kalifen Harun Arreschyd

Euer Majestät wird wissen und es vielleicht an sich
selber schon erfahren haben, dass man sich bisweilen in einer so
außerordentlich fröhlichen Gemütsstimmung befindet, dass man sie jedem, der
uns nahe kommt, mitteilt, oder an der seinigen gern teilnimmt. Dagegen fühlt
man sich bisweilen von einer […]

356 Nacht

356. Nacht

Geschichte
des blinden Baba Abdallah

„Beherrscher der Gläubigen,“ fuhr Baba Abdallah
fort, „ich wurde in Bagdad geboren. Von meinem Vater und meiner Mutter,
welche beide binnen weniger Tagen nacheinander starben, erbte ich ein kleines
Vermögen. Obwohl ich an Jahren noch nicht weit vorgerückt war, so verwendete
ich es doch nicht nach der gewöhnlichen Weise […]

357 Nacht

357. Nacht

Ehe wir weggingen, ging der Derwisch noch einmal in den
Schatz hinein, und da sich in demselben mehrere Vasen von kunstreicher goldner
Arbeit und aus anderen kostbaren Stoff befanden, so bemerkte ich, dass er aus
einer dieser Vasen eine kleine Büchse, aus einem mir unbekannten Holz
gefertigt, herauszog und in seinen Busen steckte, nachdem er mir gezeigt hatte,
dass […]

358 Nacht

358. Nacht

Als ich die Büchse in meinen Händen hatte, öffnete ich
sie, betrachtete die Salbe und sagte zu ihm: „Da du so gutwillig bist und
nicht müde wirst, dich mir gefällig zu beweisen, so bitte ich dich, dass du
mir gefälligst sagst, welchen besonderen Gebrauch man von dieser Salbe machen
kann.“

„Einen höchst merkwürdigen und wunderbaren,“
erwiderte der Derwisch. „Wenn du […]

359 Nacht

359. Nacht

Ich bat ihn, mich doch nicht in diesem unglücklichen
Zustand zu verlassen, und mich wenigstens bis zu der nächsten Karawane zu
geleiten. Aber er blieb taub gegen meine Bitten und Wehklagen. Auf diese Weise
meines Augenlichts und alles dessen beraubt, was ich auf der Welt besaß, würde
ich vor Hunger und Betrübnis gestorben sein, wenn nicht eine Karawane, […]

36 Nacht

36. Nacht

Gegen das Ende der folgenden Nacht sprach
Dinarsade zu der Sultanin:

„Meine Schwester, ich habe die größte
Ungeduld, die Geschichte dieser schönen Mädchen zu hören, und wer an ihre
Türe klopfte.“

„Du sollst es erfahren,“ antwortete
Scheherasade; „ich versichere dir, dass, was ich dir jetzt erzählen werde,
der Aufmerksamkeit des Sultans, meines Herrn, nicht unwürdig ist. Sobald die
Frauen,“ fuhr sie fort, […]

360 Nacht

360. Nacht

Geschichte
des Sidi Numan

„Beherrscher der Gläubigen,“ fuhr Sidi Numan
fort, „meine Herkunft übergehe ich, denn sie ist nicht so glänzend, dass
sie irgend eine Erwähnung verdiente. Was Glücksgüter betrifft, so hatten
meine Vorfahren durch ihre gute Wirtschaft mir so viel hinterlassen, als ich mir
nur wünschen konnte, um als rechtschaffener Mann ohne Ansprüche und […]

361 Nacht

361. Nacht

Voll von dem Gedanken an eine so unmenschliche und
abscheuliche Handlung wie die war, von welcher ich so eben Augenzeuge gewesen,
und zugleich voll Widerwillen, in der Nähe derjenigen zu liegen, welche diese
Handlung begangen hatte, dauerte es sehr lange, ehe ich einschlafen konnte.
Endlich schlief ich doch ein, aber nur so leicht, dass die erste Stimme, die
sich […]

326 Nacht

326. Nacht

Die Mutter Aladdins hatte die Rede ihres Sohnes bis gegen
das Ende mit vieler Aufmerksamkeit angehört, aber als sie am Schluss vernahm,
dass er die Absicht hatte, um die Hand der Prinzessin Badrulbudur anzuhalten,
konnte sie sich nicht enthalten, ihn durch ein lautes Lachen zu unterbrechen.
Aladdin wollte weiter sprechen, aber sie ließ ihn gar nicht zu Wort […]

327 Nacht

327. Nacht

Die Mutter Aladdins brachte die Vase, und Aladdin zog die
Edelsteine aus den Beuteln, und legte sie in der besten Ordnung hinein. Die
Wirkung, welche sie bei hellem Tageslicht durch die Mannigfaltigkeit ihrer
Farben, durch ihren Glanz und durch ihre Feuer hervorbrachten, war von der Art,
dass Mutter und Sohn davon fast geblendet wurden. Sie waren ganz erstaunt, […]

328 Nacht

328. Nacht

Aladdins Mutter, welche gesehen hatte, wie der Sultan
aufstand und sich entfernte, schloss sehr richtig, dass er denselben Tag nicht
wieder erscheinen würde, da sie alle weggehen sah. Sie fasste daher den
Entschluss, ebenfalls nach Hause zurückzukehren. Aladdin, der sie mit dem für
den Sultan bestimmten Geschenk zurückkommen sah, wusste anfangs nicht, was er
von dem Erfolg seiner Sendung […]

329 Nacht

329. Nacht

Der Sultan hörte den ganzen Vortrag mit viel Milde und
Güte an, ohne irgend ein Zeichen von Zorn oder Unwillen zu äußern, und selbst
ohne dies Gesuch scherzhaft zu nehmen.

Doch ehe er noch der guten Frau eine Antwort erteilte,
fragte er sie, was sie denn da in dem leinen Tuch eingehüllt habe. Sogleich
nahm sie die Vase aus […]

33 Nacht

33. Nacht

Dinarsade erwachte vor Tage, und sprach also
zu der Sultanin:

„Meine Schwester, ich bitte dich, die
gestern angefangene Geschichte fortzusetzen.“

Scheherasade erzählte sogleich
folgendermaßen weiter:

„Während die junge Frau und der
Lastträger warteten, dass die Türe des Hauses geöffnet würde, stellte dieser
mancherlei Betrachtungen an. Er war verwundert, dass eine so wohl gebildete Frau,
als diese da, das Geschäft des Einkaufs besorgte; denn […]

330 Nacht

330. Nacht

Aladdin, welcher diesen Augenblick voll Ungeduld erwartet
hatte, duldete nicht, dass der Sohn des Großwesirs bei der Prinzessin liegen
bleibe. „Nimm diesen jungen Ehemann,“ sagte er zu dem Geist,
„sperr ihn ins heimliche Gemach, und komm morgen früh bald nach
Tagesanbruch wieder.“ Der Geist führte sogleich den Sohn des Großwesirs
im bloßen Hemd aus dem Bett fort, brachte ihn […]

331 Nacht

331. Nacht

Die Sultanin hörte die Erzählung der Prinzessin ganz
ruhig an, wollte ihr aber keinen Glauben beimessen. „Liebe Tochter,“
sagte sie zu ihr, „du hast wohl getan, dass du deinem Vater, dem Sultan,
nichts davon gesagt hast. Hüte dich nur ja, irgend jemand etwas davon zu sagen,
wenn man dich so sprechen hörte, so könnte man dich leicht für […]

332 Nacht

332. Nacht

Diese plötzliche und unerwartete Veränderung gab zu
allerlei Gerede Anlass. Man fragte sich, wodurch dieser Querstrich wohl
veranlasst sein könnte, und man wusste sich nichts weiter zu sagen, als dass
man den Großwesir mit seinem Sohn, beide mit sehr traurigem Angesicht, aus dem
Palast weggehen und sich nach ihrer Behausung begeben gesehen hatte. Aladdin
allein wusste um dies Geheimnis, […]

333 Nacht

333. Nacht

Ohne erst die Antwort seiner Mutter abzuwarten, öffnete
Aladdin die Tür nach der Straße, und ließ alle seine Sklaven, paarweise
nacheinander, immer einen weißen und einen schwarzen Sklaven mit einem goldenen
Becken auf dem Kopf, und sofort bis zum letzten, hindurchgehen. Nachdem auch
seine Mutter hinter dem letzten schwarzen Sklaven hinausgegangen war, verschloss
er die Türe, und wartete ruhig […]

334 Nacht

334. Nacht

Aladdin, der über diese Nachricht höchst erfreut und
ganz von dem Gegenstand, der ihn bezaubert hatte, eingenommen war, sagte zu
seiner Mutter bloß einige Worte und entfernte sich in sein Zimmer. Hier nahm er
die Lampe, die ihm bisher in allen seinen Bedürfnissen und bei allen seinen
Wünschen so hilfreich gewesen war, und hatte sie kaum gerieben, als […]

335 Nacht

335. Nacht

„Aladdin langte beim Palast an, wo alles zu seinem
Empfang in Bereitschaft gesetzt war. Als er zu dem zweiten Schlosstor kam,
wollte er der Sitte gemäß, welche der Großwesir, die Oberfeldherren und
Oberstatthalter der Provinzen zu beobachten pflegen, vom Pferd steigen, doch der
Obertürsteher, der ihn, auf Befehl des Sultans, selbst erwartete, ließ es
nicht zu, und begleitete ihn […]

336 Nacht

336. Nacht

Als Aladdin in seine Wohnung zurückgebracht worden war
und den Geist entlassen hatte, fand er seine Mutter bereits aufgestanden und mit
dem Anlegen eines der Kleider beschäftigt, die er ihr geschenkt hatte. Um die
Zeit, wo der Sultan gewöhnlich aus der Ratsversammlung zu kommen pflegte, bewog
Aladdin seine Mutter, in Begleitung der Sklavinnen, die ihr der Geist
zugeführt, sich […]

337 Nacht

337. Nacht

Als das Abendessen vorüber war und man schnell abgeräumt
hatte, so trat an die Stelle des Musikchors ein Trupp von Tänzern und
Tänzerinnen. Sie führten nach der Landessitte allerlei Arten von figurierten
Tänzen auf. Zuletzt tanzten ein Tänzer und eine Tänzerin ganz allein mit
einer erstaunlichen Leichtigkeit, und jeder von ihnen entwickelte alle den
Anstand und die Gewandtheit, deren […]

338 Nacht

338. Nacht

Aladdin, welcher wohl sah, dass der Sultan sich vergeblich
bemühte, das eine Gitterfenster den übrigen gleich zu machen, und dass er
dabei dennoch nicht viel Ehre einlegen würde, ließ die Goldschmiede kommen,
und sagte ihnen, dass sie nicht nur ihre Arbeit einstellen, sondern sogar alles
das, was sie bisher daran gearbeitet, wieder auseinander nehmen und dem Sultan
alle seine […]

339 Nacht

339. Nacht

Es kam jetzt darauf an, zu wissen, wo die Lampe sei. Ob
Aladdin sie bei sich trüge, oder wo er sie aufbewahrte, und dies musste der
Zauberer vermittelst der Punktierkunst entdecken. sobald er in seiner Wohnung
angekommen war, nahm er sein Viereck nebst dem Sand wieder vor, welches beides
er auf allen seinen Reisen bei sich führte. Nachdem […]

34 Nacht

34. Nacht

In der folgenden Nacht wurde Dinarsade von
der Ungeduld aufgeweckt, den Verlauf der angefangenen Geschichte zu hören, und
sprach zu der Sultanin:

„Meine Schwester, ich bitte dich, um
Gotteswillen, erzähle uns, was die drei schönen Frauen mit allen den Vorräten
machten, welche Amine gekauft hatte.“

„Du sollst es erfahren,“ antwortete
Scheherasade, „wenn du mir aufmerksam zuhören willst.“ Zugleich nahm
sie diese Erzählung […]

340 Nacht

340. Nacht

Der Großwesir ließ den Sultan nicht lange auf sich
warten. Er kam in solcher Eile, dass weder er noch seine Leute im Vorübergehen
darauf Acht hatten, dass Aladdins Palast nicht mehr an seiner Stelle stand.
Selbst die Pförtner, als sie die Pforte des Palastes öffneten, hatten es nicht
einmal bemerkt.

Der Großwesir redete den Sultan mit den Worten an:
„Herr, […]

341 Nacht

341. Nacht

Aladdin entfernte sich tief gedemütigt und in einem
Mitleid erregenden Zustand aus dem Angesicht des Sultans. Er ging mit gesenktem
Haupt über die Höfe des Palastes, ohne dass er in seiner Niedergeschlagenheit
die Augen aufzuheben wagte. Die obersten Hofbeamten, die er nie im geringsten
beleidigt hatte und die seine Freunde waren, kehrten gleichwohl, anstatt sich
ihm zu nähern, ihn […]

342 Nacht

342. Nacht

Als Aladdin aus den Zimmern der Prinzessin
hinuntergegangen und durch dieselbe Tür wieder hinausgetreten war, sah er sich
nach allen Seiten um und bemerkte einen Bauer, der ins Feld ging.

Da der Bauer jenseits des Palastes ging und ein wenig
entfernt war, so schritt Aladdin rasch zu, und machte ihm, sobald er ihn
eingeholt hatte, den Antrag, die […]

343 Nacht

343. Nacht

Der afrikanische Zauberer, der das Glück, so schnell und
so leicht zu der Gunst der Prinzessin Badrulbudur zu gelangen, für eine
Unmöglichkeit gehalten hatte, sagte zu ihr, er könne nicht Ausdrücke finden,
um ihr genugsam an den Tag zu legen, wie tief er ihre Güte fühle, und um sich
möglichst bald aus diesem Gespräch herauszuziehen, lenkte er schnell […]

307 Nacht

307. Nacht

Dieser letztere Beweis von Abu Hassans Uneigennützigkeit
gewann ihm vollends die Hochachtung des Kalifen. „Ich weiß dir vielen Dank
für deine Bitte,“ sagte der Kalif zu ihm. „Ich gewähre sie dir,
nebst dem freien Eintritt in meinen Palast zu jeder Stunde, wo ich mich auch
immer gerade befinden mag.“ Zugleich wies er ihm eine Wohnung in dem Palast
an. […]

308 Nacht

308. Nacht

Abu Hassan erinnerte sich recht wohl, dass der Kalif, als er ihn in den Palast aufnahm, ihm versprochen hatte, er wollte es ihm an nichts fehlen lassen. Allein, wenn er überlegte, in wie kurzer Zeit er die Schenkungen seiner freigebigen Hand vergeudet, so hatte er einerseits nicht Lust zu bitten, andererseits wollte er sich […]

309 Nacht

309. Nacht

Abu Hassan säumte nicht, das zu tun, was ihm Nushatulawadat gesagt hatte. Er streckte sich rücklings die Länge lang auf das Leichentuch hin, welches mitten im Zimmer auf den Fußteppich hingebreitet war, kreuzte die Beine, und ließ sich einhüllen, dass es schien, als dürfte man ihn bloß noch auf die Totenbahre legen und zur […]

31 Nacht

31. Nacht

Scheherasade säumte nicht, ihr Versprechen
zu halten, und begann die Erzählung von dem Schicksale der Königin Zauberin
folgendermaßen:

„Sobald die Zauberin einige Worte über
die Fische und den Teich ausgesprochen hatte, erschien auf der Stelle die Stadt
wieder. Die Fische wurden zu Männern, Weibern und Kindern, Mohammedanern,
Christen, Persern und Juden1),
Freien und Sklaven: kurz, […]

310 Nacht

310. Nacht

Der Kalif, welcher gewohnt war, Abu Hassan stets mit einer heiteren Miene, welche nur Frohsinn erweckte, zu erblicken, war sehr überrascht, als er ihn in einem so traurigen Zustand vor sich sah. Er unterbrach die Aufmerksamkeit, womit er das in der Beratung Verhandelte anhörte, und fragte ihn um die Ursache seines Schmerzes.

„Beherrscher der Gläubigen,“ […]

311 Nacht

311. Nacht

Obwohl es in der gegenwärtigen Sitzung noch mehreres
anzuordnen und zu beraten gab, so stand dennoch bald nach Abu Hassans Weggang
der Kalif, voll Ungeduld, zu Sobeïde hinzugehen und ihr seinen Beileidsbesuch
wegen des Todes ihrer Sklavin abzustatten, von seinem Sitz auf, und verschob die
weitere Beratung auf den folgenden Tag. Der Großwesir und die übrigen Wesire
nahmen Abschied […]

312 Nacht

312. Nacht

Der Augenblick war wirklich dringend, und alles, was Abu
Hassan vor Mesrurs Ankunft tun konnte, war, seine Frau als Leiche anzuziehen,
und das Stück Brokat, welches der Kalif ihm geschenkt, über sie auszubreiten.
Hierauf öffnete er die Türe seiner Wohnung, und mit einem traurigen und
niedergeschlagenen Gesicht, und das Schnupftuch vor die Augen haltend, setzte er
sich zum Haupt […]

313 Nacht

313. Nacht

Während dieses Wortwechsels zwischen Sobeïde und Mesrur
musste der Kalif, welcher die von beiden Seiten beigebrachten Beweise gesehen
und immer noch vom Gegenteil dessen, was die Fürstin behauptete, überzeugt
war, sowohl durch das, was er im Gespräche mit Abu Hassan selber gesehen, als
durch das, was ihm Mesrur soeben gemeldet hatte, herzlich darüber lachen, dass
Sobeïde gegen Mesrur so […]

314 Nacht

314. Nacht

Mesrur, der erwartet hatte, dass die Sendung und der
Bericht der Amme zu seinen Gunsten ausfallen würde, kränkte sich schwer
darüber, dass alles so ganz zum Gegenteil ausgeschlagen war. Außerdem
schmerzte es ihn tief, dass Sobeïde um einer Tatsache willen, die er
zuverlässiger als irgend ein anderer zu wissen vermeinte, gegen ihn so heftig
erzürnt war. Es war ihm […]

315 Nacht

315. Nacht

Die glänzende Gesellschaft langte endlich an. Mesrur
öffnete die Tür und der Kalif und Sobeïde traten mit ihrem ganzen Gefolge ins
Zimmer. Sie wurden sehr überrascht, und blieben bei dem Anblick des traurigen
Schauspiels, das sich ihren Augen hier darbot, wie starr und unbeweglich. Keiner
wusste, was er von diesem Ereignis denken sollte. Endlich unterbrach Sobeïde
das Stillschweigen. „Ach,“ […]

316 Nacht

316. Nacht

Die Sultanin Scheherasade hatte bei Endigung der
Geschichte Abu Hassans dem Sultan Schachriar versprechen müssen, ihm den
folgenden Tag eine andere zu erzählen, die für ihn nicht minder unterhaltend
sein würde. Ihre Schwester Dinarsade unterließ daher nicht, sie noch vor Tage
zu erinnern, dass sie es versprochen, und das der Sultan sich zur Anhörung
derselben bereit gezeigt habe. Scheherasade […]

317 Nacht

317. Nacht

Dieser Fremde war ein berühmter Zauberer. Die
Geschichtsschreiber, welche diese Erzählung aufbewahrt haben, nennen ihn den
Afrikanischen Zauberer, und wir wollen ihn daher ebenso nennen, und zwar umso
lieber, da er wirklich aus Afrika, und erst seit zwei Tagen angelangt war.

Sei es nun, dass der Afrikanische Zauberer, der sich auf
Gesichtsbildungen verstand, in dem Gesicht Aladdins alles das […]

318 Nacht

318. Nacht

Als Aladdin sich so prächtig vom Kopf bis zu den Füßen
gekleidet sah, stattete er seinem Oheim alle nur erdenklichen Danksagungen ab.
Der Zauberer versprach ihm, ihn auch ferner nicht zu verlassen, sondern ihn
stets bei sich zu behalten. Auch führte er ihn wirklich in die besuchtesten
Gegenden der Stadt, besonders in diejenigen, wo die Läden der reichsten
Kaufleute […]

319 Nacht

319. Nacht

In diesem Augenblick erbebte die Erde ein wenig, öffnete
sich an der Stelle vor dem Zauberer und Aladdin, und ließ einen Stein
hervor scheinen, welcher anderthalb Fuß ins Gevierte hatte, einen Fuß dick, und
waagerecht hingelegt war, mit einem bronzenen Ring, der in der Mitte versiegelt
war. Aladdin, der über das, was hier vor seinen Augen vorging, erschrak, […]

32 Nacht

32. Nacht

Dinarsade vergaß nicht, ihrer Gewohnheit nach, als es
Zeit war, die Sultanin zu wecken, und Scheherasade, ohne ihr zu antworten,
begann sogleich eine ihrer schönen Erzählungen.

Geschichte
der drei Kalender, Königssöhne, und der fünf Frauen zu Bagdad

„Herr,“ sagte sie, an den Sultan […]

320 Nacht

320. Nacht

Aladdin sprang mit leichten Füßen in die Höhlung
hinein, und stieg die Stufen hinab. Er fand die drei Säle, die ihm der Zauberer
beschrieben hatte, und ging umso behutsamer durch sie hin, da er zu sterben
gefasst sein musste, sofern er nicht sorgfältig das befolgte, was ihm
vorgeschrieben war. Sodann ging er, ohne zu verweilen, durch den Garten, […]

321 Nacht

321. Nacht

Der Afrikanische Zauberer war in der Tat weder ein Bruder
des Schneiders Mustafa, wie er vorgegeben hatte, noch auch Aladdins Oheim.
Dagegen war er wirklich aus Afrika, und da Afrika ein Land ist, wo man für die
Zauberei mehr eingenommen ist als irgend anderswo, so hatte er sich von Jugend
an darauf gelegt. Nachdem er sich vierzig Jahre […]

322 Nacht

322. Nacht

In dieser Stellung rieb er, ohne daran zu denken, den
Ring, den ihm der Afrikanische Zauberer an den Finger gesteckt hatte, und dessen
geheime Kraft er noch nicht kannte. Sogleich stieg vor ihm ein Geist von
ungeheurer Gestalt und fürchterlichem Ansehen empor, der vom Boden bis an die
oberste Spitze des Gewölbes reichte, und sprach zu Aladdin folgende […]

323 Nacht

323. Nacht

Aladdin, der an dem unterirdischen Ort, worin er begraben
gewesen, keine Ruhe genossen hatte, schlief die ganze Nacht sehr fest, und
erwachte am andern Morgen erst sehr spät. Er stand auf, und das erste, was er
seiner Mutter sagte, war, dass er Hunger hätte, und dass sie ihm kein
größeres Vergnügen machen könnte, als wenn sie ihm ein […]

324 Nacht

324. Nacht

Den folgenden Tag nach dem Abendessen war nichts mehr von
den schönen Speisen übrig, die der Geist gebracht hatte. Aladdin, der nicht so
lange warten wollte, bis der Hunger ihn drängte, nahm den Morgen darauf eine
von den silbernen Schüsseln unter das Kleid, und ging aus, um sie zu verkaufen.
Er wandte sich unterwegs an einen Juden, der […]

325 Nacht

325. Nacht

In dieser Zwischenzeit hatte Aladdin, welcher nicht
unterließ, sehr fleißig bei den Zusammenkünften angesehener Personen in den
Läden der größten Kaufleute, die mit Gold-, Silber- und Seidenstoffen, den
feinsten Schleiertüchern und Juwelen handelten, sich einzufinden, und bisweilen
selbst an ihren Unterhaltungen Teil zu nehmen, sich vollends ausgebildet und
allmählich alle Manieren der feinen Weltleute angenommen. Bei den
Juwelenhändlern besonders war […]

289 Nacht

289. Nacht

Die sarazenische Fürstin nahm das Erbieten an, und am
folgenden Morgen begleitete sie den König, meinen Vater, der am Ausgang des
Gehölzes alle seine Leute traf, welche ihn die ganze Nacht gesucht hatten und
sehr um ihn in Sorgen waren. Sie waren ebenso erfreut, ihn wieder zu finden, als
verwundert, ihn in Begleitung einer Frau zu sehen, deren […]

29 Nacht

29. Nacht

Als zu Ende der Nacht Scheherasade durch die
Stimme ihrer Schwester erweckt war, schickte sie sich an, ihren Wunsch zu
befriedigen; und die Geschichte des Königs der Schwarzen Inseln zu vollenden.
Sie begann auf folgende Weise:

„Der halb marmorne, halb menschliche
König fuhr also fort, dem Sultan seine Geschichte zu erzählen:

„Nachdem,“ sprach er, die grausame
Zauberin, unwürdig des Namens einer […]

290 Nacht

290. Nacht

Fortsetzung
der Geschichte Chodadads und seiner Brüder

Als die Prinzessin die Erzählung ihrer Abenteuer geendigt
hatte, bezeugte ihr Chodadad, wie innig gerührt er von ihren Unglücksfällen
wäre. „Aber, meine Fürstin,“ fügte er hinzu, „es steht nur bei
euch, von nun an ruhig zu leben. Die Söhne des Königs von Harran erbieten […]

291 Nacht

291. Nacht

Die Prinzessin von Deryabar traf den König an der Türe
des Palastes, wo er sie erwartete und empfing. Er führte sie in das Zimmer der
Pirusé, wo ein höchst rührender Auftritt vorging. Die Gattin Chodadads
fühlte bei dem Anblick der Mutter ihres Gemahls ihre Betrübnis sich erneuen.
So wie sein Vater und seine Mutter die Gemahlin ihres Sohnes […]

292 Nacht

292. Nacht

In der folgenden Nacht begann die Sultanin Scheherasade,
nachdem sie von ihrer Schwester Dinarsade geweckt worden war, ihre Erzählung
folgendermaßen:

Geschichte
des erwachten Schläfers

Unter der Regierung des Kalifen Harun Arreschyd lebte zu
Bagdad ein sehr reicher Kaufmann, dessen Frau schon alt war. sie hatten einen
einzigen Sohn, Namens Abu Hassan, der etwa dreißig Jahre alt […]

293 Nacht

293. Nacht

Da der Kalif, ungeachtet seiner Verkleidung, ein sehr
ernstes und ehrwürdiges Aussehen hatte, so stand Abu Hassan, der ihn für einen
Kaufmann von Mussul hielt, von seinem Platz auf, begrüßte ihn freundlich,
küsste ihm die Hand, und sagte dann zu ihm: „Herr, ich wünsche euch zu
eurer glücklichen Ankunft Glück, und bitte euch, mir die Ehre zu erzeigen, […]

294 Nacht

294. Nacht

„Herr,“ erwiderte Abu Hassan, nachdem er die
Anerbietung des Kalifen angehört hatte, „ich bin vollkommen überzeugt,
dass ihr nicht aus bloßer Höflichkeit mir so großmütige Anträge macht.
Allein, so wahr irgend einen Kummer, noch irgend einen Rechtshandel, noch irgend
einen Wunsch habe, und dass ich überhaupt von niemand etwas verlange. Ich habe,
wie ich euch schon gesagt, auch nicht […]

295 Nacht

295. Nacht

Der Kalif ging in Begleitung des Sklaven, welcher den Abu
Hassan trug, aus dem Haus, jedoch ohne, wie Abu Hassan ihn gebeten, die Tür zu
schließen. Er tat dies absichtlich. Sobald er an seinem Palast angelangt war,
trat er durch eine geheime Tür hinein, und der Sklave musste ihn bis in sein
Zimmer begleiten, wo seine Diener ihn […]

296 Nacht

296. Nacht

Bei diesen schönen Sachen geriet Abu Hassan in Erstaunen
und in eine unbeschreibliche Verwirrung. Er betrachtete alles, wie in einem
tiefen Traum, und doch erschien ihm dieser Traum wiederum so wahrscheinlich,
dass er wünschte, es möchte keiner sein. „Gut,“ sagte er bei sich
selbst, „so bin ich denn also wirklich Kalif! – Aber nein,“ fuhr er
nach einer Pause […]

297 Nacht

297. Nacht

Als das Oberhaupt der Verschnittenen bemerkte, dass Abu
Hassan aufstehen wollte, reichte er ihm seine Hand, und half ihm aus dem Bett
steigen. Sobald er auf den Füßen war, hallte das ganze Zimmer von dem
Morgengruß wieder, den ihm die sämtlichen Diener und jungen Frauen mit diesen
Worten zuriefen: „Beherrscher der Gläubigen, Gott verleihe Euer Majestät
einen glücklichen Tag!“

„Himmel, […]

298 Nacht

298. Nacht

Unterdessen fuhr der Großwesir in seinem Bericht fort,
und war beinahe damit fertig, als der zurückkehrende Polizeirichter erschien,
um von seinem Auftrag Bericht abzustatten. Er näherte sich dem Thron, und sagte
zu Abu Hassan, nachdem er sich dem üblichen Brauch gemäß niedergeworfen
hatte. „Beherrscher der Gläubigen! Ich habe den Imam und die vier Alten in
der Moschee getroffen, welche […]

299 Nacht

299. Nacht

Mesrur, der Abu Hassan keinen Augenblick verlassen hatte,
ging vor ihm her und führte ihn in einen Saal, der mit Gemälden großer
Meister und mit Vasen aus allerlei Metall, mit Fußteppichen und kostbarem
Gerät auf eine ganz andere Weise ausgeschmückt war. Es standen in diesem Saal
sieben ganz andere Chöre aus Sängerinnen, die, sobald Abu Hassan erschien, ein
neues […]

3 Nacht

3. Nacht

Die folgende Nacht tat Dinarsade an ihre
Schwester dieselbe Bitte, wie in den beiden vorhergehenden: „Meine liebe
Schwester,“ sprach sie zu ihr, „wenn du nicht schläfst, so bitte ich
dich, mir eins von den schönen Mährchen zu erzählen, die du weißt.“

Der Sultan aber sagte, dass er das Ende der
Erzählung von dem Kaufmann und dem Geiste hören wollte; […]

30 Nacht

30. Nacht

Dinarsade hatte nicht sobald bemerkt, dass es
Zeit wäre, die Sultanin zu wecken, als sie sie bat, zu erzählen, was sich im
Tränenpalast zugetragen hätte.

Als Schachriar dieselbe Neugier, wie
Dinarsade, bezeigt hatte, nahm die Sultanin das Wort, und setzte die Geschichte
des jungen bezauberten Fürsten fort:

„Herr, nachdem die Zauberin dem Könige,
ihrem Gemahl, die hundert Streiche mit dem Ochsenziemer […]

300 Nacht

300. Nacht

Der Sklave ergriff Abu Hassan, trug ihn durch die
verborgene Tür aus dem Palast, legte ihn, wie der Kalif befohlen, in seinem
Haus nieder, und kehrte sodann eilfertig zurück, um ihm von dem, was er getan,
Rechenschaft abzustatten. „Abu Hassan,“ sagte hierauf Harun,
„hatte sich gewünscht, bloß einen Tag lang Kalif sein zu können, um den
Imam der Moschee […]

301 Nacht

301. Nacht

Allein es erfolgte gerade das Gegenteil. Anstatt in ihm
den Gedanken, dass er Beherrscher der Gläubigen sei, auszulöschen, diente
diese Erzählung gerade dazu, denselben wieder zurückzurufen und nur noch
tiefer in seiner Einbildungskraft einzuprägen, so dass er ihm zur völligen
Gewissheit wurde.

Sobald daher Abu Hassan diese Erzählung angehört hatte,
antwortete er: „Ich bin also weder dein Sohn, noch Abu […]

302 Nacht

302. Nacht

Die arme Mutter, welche nicht geglaubt hatte, dass ihr
Sohn so schnell von Drohungen zu Tätlichkeiten übergehen würde, fing beim
ersten Schlag an, aus Leibeskräften nach Hilfe zu rufen. Doch Abu Hassan
hörte, bis die Nachbarn herbeigelaufen kamen, nicht auf, sie zu schlagen, indem
er sie bei jedem Schlag fragte: „Bin ich Beherrscher der Gläubigen?“,
worauf die Mutter dann […]

303 Nacht

303. Nacht

Abu Hassan war noch ganz in diese Betrachtungen und
Gedanken vertieft, als seine Mutter herein trat. Als sie ihn so mager und
abgezehrt sah, flossen ihre Tränen reichlicher, als es bis dahin der Fall
gewesen war. Mitten unter ihrem Schluchzen begrüßte sie ihn mit dem
gewöhnlichen Gruß, und Abu Hassan erwiderte ihn, ganz gegen seine bisherige
Gewohnheit, zum ersten […]

304 Nacht

304. Nacht

Abu Hassan war kaum dort angelangt und hatte sich auf eine
Bank am Brückengeländer gesetzt, als er auch schon vom andern Ende der Brücke
her den Kalifen, wie das erste mal, als Kaufmann von Mussul verkleidet und in
Begleitung desselben Sklaven, wieder auf sich zukommen sah. In der überzeugung,
dass all das Unglück, welches er erlitten, einzig davon […]

305 Nacht

305. Nacht

Abu Hassan schenkte zuerst sich selber und sodann dem
Kalifen Wein ein. Sie tranken jeder etwa fünf bis sechs Becher, und
unterhielten sich dabei von gleichgültigen Sachen. Als der Kalif bemerkte, dass
Abu Hassan anfing vom Wein erhitzt zu werden, so brachte er das Gespräch auf
Liebesgeschichten und fragte ihn, ob er wohl jemals geliebt habe.

„Mein Bruder,“ erwiderte […]

306 Nacht

306. Nacht

Nach diesen Worten schloss Abu Hassan wieder die Augen und
blieb ganz in sich gekehrt und in der größten Verwirrung des Geistes. Einen
Augenblick nachher schlug er sie wieder auf, und warf sie links und rechts auf
alle die Gegenstände, die sich seinem Blick darboten. „Großer
Gott!“, rief er noch einmal, obwohl mit geringerem Erstaunen und lächelnd
aus. „Ich […]

269 Nacht

269. Nacht

Gedrungen, dem Willen des Königs von Persien nachzugeben,
zog Saleh von seinem Finger einen Ring, auf welchem dieselben geheimnisvollen
Namen Gottes eingegraben waren, wie auf dem Siegelring des Propheten Salomon,
und deren Kraft so viele Wunder gewillt hatten. Diesen überreichte er ihm, und
sprach dabei: „Nimm diesen Ring, stecke ihn an deinen Finger, und fürchte
weder die Fluten noch […]

27 Nacht

27. Nacht

Eine Stunde vor Tage erwachte Dinarsade, und
säumte nicht, die Sultanin, ihre liebe Schwester, zu bitten, die Geschichte des
jungen Königs der vier Schwarzen Inseln fortzusetzen.

Scheherasade erinnerte sich bald, wo sie
gestern stehen geblieben war, und nahm sie folgendermaßen wieder auf:

„Sobald die Königin, meine Gemahlin,
hinausgegangen war,“ fuhr der König der Schwarzen Inseln fort, „stand
ich auf, und zog […]

270 Nacht

270. Nacht

Sobald sie diese Worte ausgesprochen hatte, verwandelte
sich der König Beder, mit ebenso viel Verdruss als Erstaunen in einen Vogel von
dieser Gestalt. „Nimm ihn,“ sagte sie sogleich zu einer ihrer Frauen,
„und trag ihn auf das dürre Eiland.“

Diese Insel war nichts als ein scheußlicher Fels, wo es
keinen Tropfen Wasser gab.

Die Frau nahm den Vogel, und indem […]

271 Nacht

271. Nacht

Der Greis, der eben mit etwas beschäftigt war, hub den
Kopf auf. Als er einen jungen Mann von edlem und stattlichem Ansehen erblickte,
fragte er ihn mit einem Ausdruck großer Verwunderung, wo er herkäme, und was
für eine Angelegenheit ihn herführte.

Der König Beder befriedigte in wenig Worten seine
Neugier, und der Greis fragte ihn weiter, ob er auf […]

272 Nacht

272. Nacht

Der König Beder dankte dem Greis für die
Gastfreundschaft und den Schutz, welchen er ihm so gutherzig gewährte. Er setze
sich an den Eingang des Ladens. Kaum erschien er hier, als seine Jugend und sein
schönes Ansehen die Augen aller Vorübergehenden auf sich zog. Mehrere blieben
sogar stehen, und wünschten dem Alten Glück, dass er einen so wohl […]

273 Nacht

273. Nacht

Die Königin, die noch keinen so schönen Jüngling
gesehen hatte, wie den König Beder, und in eine heftige Leidenschaft für ihn
entbrannte, suchte es auf diese Erklärung dahin zu bringen, dass der Greis ihn
ihr überließe. „Guter Vater,“ fuhr sie fort, „willst du mir
nicht die Liebe tun und mir ein Geschenk mit ihm machen? Schlag es mir […]

274 Nacht

274. Nacht

Indem der König Beder, die Augen auf die Königin Labe
geheftet, diese Betrachtungen anstellte, drehte sich Abdallah nach ihm um, fasst
ihn bei der Hand, und stellte ihn ihr vor, mit den Worten: „Hier ist er,
Herrin. Ich flehe Euer Majestät, noch einmal zu bedenken, dass er mein Neffe
ist, und ihm zu erlauben, dass er mich manchmal […]

275 Nacht

275. Nacht

Die Königin Labe schöpfte in einem Gefäß Wasser aus
dem Bach, goss davon in ein Becken, worin Mehl war, und machte daraus einen
Teig, welchen sie sehr lange knetete. Sie tat zuletzt noch Spezereien hinein,
welche sie aus verschiedenen Schachteln nahm, und machte so daraus einen Kuchen,
welchen sie in eine bedeckte Tortenpfanne tat. Da sie vor allen […]

276 Nacht

276. Nacht

Mit diesen Worten gab Abdallah dem König Beder zwei
Kuchen in die Hand, und hieß ihn sie bewahren, um folgenden Gebrauch davon zu
machen: „Ihr habt mir gesagt,“ fuhr er fort, „dass die Zauberin
diese Nacht einen Kuchen gebacken hat: Es geschah, um euch davon essen zu
lassen, zweifelt nicht daran, aber hütet euch wohl, ihn zu kosten. […]

277 Nacht

277. Nacht

Diese Worte blieben ohne Wirkung, und die Zauberin war
äußerst betroffen, den König Beder unverwandelt, und nur den Ausdruck eines
heftigen Schrecks an ihm zu sehen. Die Röte stieg ihr darüber ins Gesicht, und
als sie nun sah, dass es ihr fehlgeschlagen war, sprach sie zu ihm: „Lieber
Beder, es ist nichts, beruhigt euch, ich habe euch kein […]

278 Nacht

278. Nacht

Der König Beder war sehr ärgerlich, sich so unbesonnen
in diesen bösen Handel verwickelt zu haben, und stieg mit großem Widerwillen
ab.

Die Alte war hurtig darüber her, sich des Zaumes zu
bemächtigen und die Stute abzuzäumen, und noch mehr, mit der Hand Wasser aus
einem mitten in der Straße fließenden Bache zu schöpfen, und die Stute damit
zu bespritzen, […]

279 Nacht

279. Nacht

Der König Saleh versammelte in seinen Wasserreichen ein
mächtiges Heer, welches sich alsbald aus dem Meer erhob. Er rief selbst die ihm
verbündeten Geister zu Hilfe, welche mit einem noch zahlreicheren Heer, als das
seinige, erschienen. Als die beiden Heere zusammengestoßen waren, stellte er
sich an die Spitze, mit der Königin Farasche, der Königin Gülnare und den
Prinzessinnen, die […]

28 Nacht

28. Nacht

In der Tat weckte Dinarsade, wie sie es sich
gelobt hatte, die Sultanin bei sehr guter Zeit, aus großem Verlangen, von ihr
das Ende der angenehmen Geschichte des Königs der Schwarzen Inseln zu hören,
und zu wissen, wie er so in Marmor verwandelt worden war.

„Du sollst es vernehmen,“
antwortete Scheherasade, „mit Erlaubnis des Sultans.“

„Ich fand also die Königin […]

280 Nacht

280. Nacht

„Mein Sohn,“ antwortete die Königin Gülnare,
„wenn die Prinzessin Giäuhare allein auf der Welt im Stand ist, dich
glücklich zu machen, so will ich mich keineswegs eurer Vereinigung widersetzen,
wenn sie möglich zu machen ist. Der König, dein Onkel, darf nur den König von
Smandal herkommen lassen, und wir werden alsbald vernehmen, ob er noch immer so
unbeugsam ist […]

281 Nacht

281. Nacht

Geschichte
des Prinzen Seyn Alasnam und des Königs der Geister

Ein König von Balsora besaß große Reichtümer, und war
von seinen Untertanen geliebt, aber er hatte keine Kinder, und das betrübte ihn
sehr. Indessen bewog er durch ansehnliche Geschenke alle heilige Männer seines
Reiches, den Himmel für ihn […]

282 Nacht

282. Nacht

Er zerschlug es mit der Hacke, und öffnete die Türe,
welche eine Treppe aus weißem Marmor verdeckte. Sogleich zündete er eine
Wachskerze an, und stieg diese Treppe hinab in ein mit chinesischem Porzellan
gepflastertes Gemach, dessen Wände und Decke von Kristall waren. Aber seine
Aufmerksamkeit heftete sich besonders auf vier Erhöhungen, auf deren jeder zehn
Porphyr-Urnen standen. Er wähnte, […]

283 Nacht

283. Nacht

Es begegnete ihm kein Unfall auf der Fahrt. Er kam nach
Kairo, wo er sich nach Mobarek erkundigte. Man sagte ihm, er wäre einer der
reichsten Bürger in der Stadt, er lebe als ein großer Herr, und sein Haus
stünde besonders den Fremden offen.

Seyn ließ sich dahin führen. Er klopfte an die Türe.
Ein Sklave öffnet, und fragt: […]

284 Nacht

284. Nacht

„Jetzt können wir sprechen,“ sagte Mobarek.
„Wir sind hier auf der Insel des Königs der Geister. Es gibt keine
ähnliche auf der ganzen Welt. Blickt nach allen Seiten, mein Fürst, gibt es
einen reizenderen Ort? Dies ist ohne Zweifel ein wahrhaftes Abbild des
entzückenden Aufenthaltes, welchen Gott den gläubigen Beobachtern unseres
Gesetzes verheißen hat. Seht hier die Gefilde mit […]

285 Nacht

285. Nacht

Aber Mobarek, der dem Gebet beigewohnt, und mit den andern
die Rede des Geistlichen gehört hatte, band fünfhundert Goldstücke in ein
Tuch, machte ein Päckchen aus mehreren Seidenstoffen, und ging damit zu Bubekir.

Der Imam fragte ihn mit barschem Ton, was er wollte.
„Oh weiser Lehrer,“ antwortete ihm Mobarek freundlich, indem er ihm
das Geld und das Seidenzeug in […]

286 Nacht

286. Nacht

Geschichte
Chodadads und seiner Brüder

Die Geschichtsschreiber des Königreichs Dyarbekir
erzählen von einem sehr mächtigen und reichen König, welcher in der Stadt
Harran herrschte. Er liebte seine Untertanen nicht weniger, als er von ihnen
geliebt wurde. Er besaß tausend Tugenden, und es fehlte ihm nichts zu seinem
vollkommenen Glück, als ein Erbe.

Obwohl er in […]

287 Nacht

287. Nacht

Chodadad aber zeigte durch sein Standhalten, dass er sein
Leben verteidigen wollte. Er näherte sich ihm, und hieb ihn kräftig in das
Knie. Als der Schwarze sich verwundet fühlte, stieß er ein so entsetzliches
Geschrei aus, dass die ganze Ebene davon widerhallte. Er wird rasend und
schäumt vor Wut, hebt sich in den Steigbügeln empor, und will mit […]

288 Nacht

288. Nacht

Geschichte
der Prinzessin von Deryabar

„Auf einer Insel liegt eine Stadt, Namens Deryabar1).
Lange Zeit herrschte hier ein mächtiger, reicher und tugendhafter König.
Dieser Fürst hatte keine Kinder, und dies allein mangelte noch an seinem
Glück. Er bat unablässig den Himmel darum, dieser aber erhörte ihn nur […]

250 Nacht

250. Nacht

Geschichte
Nureddins und der schönen Perserin

Die Stadt Balsora war lange Zeit die Hauptstadt eines den
Kalifen zinspflichtigen Reiches. Der König, der zur Zeit des Kalifen Harun
Arreschyd in demselben herrschte, hieß Muhammed Sulyman Arrussy. Beide waren
Vettern, Söhne zweier Brüder.

„Es war ein König, der, wenn die feindliche Reiterei
gegen ihn eindrang, sie […]

251 Nacht

251. Nacht

Nureddin1),
so hieß nämlich der Sohn des Wesirs Chakan, hatte freien Zutritt ins Zimmer
seiner Mutter, mit welcher er zu speisen pflegte. Er war sehr wohl gebildet von
Gestalt, jung, anmutig und kühn. Da er ungemein viel Geist hatte und sich mit
Leichtigkeit ausdrückte, so hatte er die besondere Gabe, alle zu […]

252 Nacht

252. Nacht

Nureddin ließ sich den ganzen Tag nicht sehen. Er wagte
es selbst nicht, bei einem der jungen Leute seines Alters, mit denen er umging,
eine Zuflucht zu suchen, aus Furcht, sein Vater ließe dort ihm nachspüren. Er
ging aus der Stadt, und flüchtete sich in einen Garten, wo er sonst nie
hineingegangen und bekannt war. Erst sehr spät […]

253 Nacht

253. Nacht

Was noch viel mehr dazu beitrug, die Vermögensumstände
Nureddins zu zerrütten, war, dass er niemals von Berechnung mit seinem
Haushofmeister hören wollte. Er schickte ihn jedes Mal, wenn er mit seinem Buch
erschien, wieder fort, indem er zu ihm sagte: „Geh, geh, ich verlasse mich
ganz auf dich. Sorge nur dafür, dass ich alle Tage vollauf habe.“

„Ihr habt […]

254 Nacht

254. Nacht

Dieses Mittel schien Nureddin äußerst hart, aber was
sollte er tun in seiner Lage? Er verkaufte zuerst seine Sklaven, jetzt unnütze
Mitesser für ihn, welche ihm eine viel größere Ausgabe verursacht hätten,
als er noch zu bestreiten im Stande war.

Er lebte einige Zeit von dem daraus gelösten Geld. Als
dieses ihm ausging, ließ er sein Hausgerät auf den […]

255 Nacht

255. Nacht

Der zerschlagene Sawy raffte sich mit großer Mühe und
Hilfe seiner Leute wieder auf, und hatte die tödliche Schmach, sich ganz von
Kot und Blut besudelt zu sehen. Er stütze sich auf die Schulter zweier seiner
Sklaven, und in diesem Zustand ging er gerade nach dem königlichen Palast, im
Angesicht aller Leute, und mit um so größerer Beschämung, […]

256 Nacht

256. Nacht

Das Tor war sehr prächtig, und mit einer Vorhalle
geziert, worin ein Sofa auf jeder Seite stand.

„Hier ist eine sehr bequeme Stelle,“ sagte
Nureddin zu der schönen Perserin. „Die Nacht kommt heran, und da wir auf
dem Schiff schon gespeist haben, so bin ich der Meinung, dass wir hier die Nacht
zubringen. Morgen früh haben wir Zeit genug, […]

257 Nacht

257. Nacht

Die schöne Perserin bemerkte, dass Scheich-Ibrahim auf
der Treppe stehen blieb, und benachrichtigte Nureddin davon. „Herr,“
setzte sie hinzu, „ihr seht, dass er einen Abscheu vor dem Weine bezeugt:
Gleichwohl zweifle ich nicht, ihn zum Trinken zu bringen, wenn ihr tun wollt,
was ich euch sage.“

„Und was denn?“, frage Nureddin. „Ihr
dürft nur befehlen, ich tue alles, was ihr […]

258 Nacht

258. Nacht

Der Kalif verließ also, als Bürger verkleidet, mit dem
Großwesir Giafar, und Mesrur, dem Oberhaupt der Verschnittenen, seinen Palast,
und ging durch die Straßen von Bagdad nach dem Garten. Das Tor stand offen,
durch Scheich-Ibrahims Nachlässigkeit, der bei der Rückkehr von der
Weinschenke vergessen hatte, es zuzuschließen. Der Kalif war darüber
ärgerlich, und sagte zu dem Großwesir: „Giafar, was […]

259 Nacht

259. Nacht

Die Nähe des Tigris hatte den Kalifen veranlasst, Wasser
daraus in ein fest ausgemauertes Becken zu leiten, welches einen schönen Teich
bildete, wo die besten Fische des Tigris sich hineingezogen hatten. Die Fischer
wussten dies wohl, und sie hätten sehr gern die Freiheit gehabt, darin zu
fischen, aber der Kalif hatte es Scheich-Ibrahim ausdrücklich verboten, jemand
dorthin zu lassen. […]

26 Nacht

26. Nacht

Dinarsade war so ungeduldig, den Verlauf des Märchens der
gestrigen Nacht zu hören, dass sie ihre Schwester sehr zeitig aufweckte und sie
bat, die wunderbare Erzählung fortzusetzen, welche sie gestern nicht vollenden
konnte.

„Ich will es gern tun,“ antwortete die Sultanin,
„hört mir zu:

Ihr könnt wohl denken,“ fuhr sie fort, „dass
der Sultan höchst erstaunt war, als er den beweinenswürdigen […]

260 Nacht

260. Nacht

Der Kalif benutzte diese Zeit, und klatschte zum Fenster
hinaus in die Hände. Der Großwesir, Mesrur und die vier Kammerdiener waren im
Augenblick bei ihm, und die letzten zogen ihm alsbald das Fischerkleid aus und
legten ihm das mitgebrachte Kleid an. Sie waren noch nicht ganz fertig und noch
um den Kalifen beschäftigt, der sich auf den im […]

261 Nacht

261. Nacht

Auf diese grausamen und unmenschlichen Worte ertönte der
ganze Platz von lauten Verwünschungen gegen den Wesir, und der auf sein Ansehen
eifersüchtige König missbilligte diese Kühnheit in seiner Gegenwart, und gab
es dadurch zu erkennen, dass er rief, man sollte noch warten.

Er hatte noch einen anderen Grund dazu: Nämlich als er zu
gleicher Zeit die Augen nach einer […]

262 Nacht

262. Nacht

Die Hauptstadt des Königs von Persien lag auf einer
Insel, und sein prächtiger Palast war am Ufer des Meeres erbaut. Da seine
Wohnung die Aussicht auf die See hatte, so hatte auch die Wohnung der schönen
Sklavin, die von der seinigen nicht entfernt war, dieselbe Aussicht. Sie war
umso angenehmer, da die Wogen fast den Fuß der Mauer […]

263 Nacht

263. Nacht

Die schöne Sklavin brach endlich das Stillschweigen und
sprach also: „Herr, ich habe Euer Majestät so viel zu sagen, dass ich
nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich halte es aber zunächst für meine
Pflicht, euch für alle die Gnade und Ehre, womit ihr mich überhäuft habt, zu
danken, und den Himmel zu bitten, dass er euch segne, […]

264 Nacht

264. Nacht

„Herr,“ sagte hierauf die schöne Sklavin,
„mein Name ist Gülnare1)
vom Meere. Mein Vater, der nicht mehr lebt, war einer der mächtigsten Könige
des Meeres, und bei seinem Tod hinterließ er sein Reich meinem Bruder, Namens
Saleh2), und
der Königin, meiner Mutter. Diese ist ebenfalls die Tochter […]

265 Nacht

265. Nacht

Als der König von Persien in das Gemach getreten war,
ließ die Königin Gülnare sich durch eine ihrer Frauen ein Rauchfass mit Feuer
bringen, und hieß die Frau wieder hinausgehen und die Türe zuschließen. Als
sie allein war, nahm sie ein Stück Aloeholz, tat es in das Rauchfass, und
sobald sie den Rauch aufsteigen sah, sprach sie einige […]

266 Nacht

266. Nacht

Der König von Persien, durch diese Worte beruhigt, stand
auf von seinem Sitz, und trat mit der Königin Gülnare in das Zimmer. Die junge
Königin stellte ihn ihrer Mutter, dem König ihrem Bruder, und ihren Nichten
vor, die sich sogleich vor ihm mit dem Angesicht auf den Boden warfen. Der
König lief alsbald hin zu ihnen, nötigte sie, […]

267 Nacht

267. Nacht

Als der Prinz von Persien das Alter von fünfzehn Jahren
erreicht hatte, übertraf er schon in allen seinen übungen seine Lehrmeister
unendlich an Geschicklichkeit und Anmut. Dabei zeigte er eine
bewunderungswürdige Einsicht und Klugheit.

Der König von Persien, der an ihm, fast von seiner Geburt
an, diese einem Fürsten so nötigen Tugenden erkannte, und ihn fortwährend
darin sich bestärken sah, […]

268 Nacht

268. Nacht

„Es ist nicht ratsam,“ fuhr nun der König Saleh
fort, „dass der König, mein Neffe, sobald Kenntnis von dem erlangt, was
ich dir zu sagen habe. Die Liebe, wie du weißt, schlüpft manchmal durch das
Ohr ins Herz, und es ist nicht ratsam, dass er etwa auf diese Weise schon im
voraus diejenige liebe, welche ich dir nennen […]

230 Nacht

230. Nacht

„Herr, als Marsawan seine poetische Anrede geendigt
hatte, die den Prinzen Kamaralsaman so angenehm überraschte, nahm der Prinz
sich die Freiheit, dem König, seinem Vater, ein Zeichen zu geben, er möchte
doch seinen Platz verlassen, und erlauben, dass Marsawan ihn einnähme.

Der König, voller Freuden, in dem Prinzen, seinem Sohn,
eine Veränderung wahrzunehmen, welche ihm gute Hoffnung gab, stand […]

231 Nacht

231. Nacht

„Herr, der Prinz Kamaralsaman, durch Marsawan von
allem unterrichtet, was er tun sollte, und mit allem versehen, was zu einem
Sterndeuter und dessen Kleidung gehörte, ging bis an das Tor des Palastes des
Königs von China. Hier stand er still und rief, in Gegenwart der Wache und der
Türhüter, mit lauter Stimme aus:

„Ich bin ein Sterndeuter, und komme […]

232 Nacht

232. Nacht

„Herr, der Verschnittene trat in das Zimmer der
Prinzessin von China, und indem er ihr das Päckchen überreichte, welches der
Prinz Kamaralsaman ihr sandte, sagte er: „Prinzessin, ein Sterndeuter, der
verwegener ist, als alle andere, wenn ich mich nicht irre, kommt soeben an, und
behauptet, ihr werdet geheilt sein, sobald ihr diesen Brief gelesen, und gesehen
habt, was darin […]

233 Nacht

233. Nacht

„Herr, Euer Majestät kann sich die Bestürzung und
den Schmerz Kamaralsamans, als der Vogel ihm den Talisman aus der Hand gerissen
hatte, besser vorstellen, als ich ihn zu beschreiben vermag. Er stand bei diesem
höchst traurigen Zufall, der die Folge seiner unzeitigen Neugier war, und die
Prinzessin eines Kleinods beraubte, einige Augenblicke unbeweglich.

Mehr darüber erfahren

234 Nacht

234. Nacht

„Herr, das edelmütige Anerbieten des Königs der
Ebenholzinsel, seine einzige Tochter der Prinzessin Badur zur Gattin zu geben
und ihr zugleich sein Reich zu überlassen, setzten diese in eine unerwartete
Verlegenheit. Sie konnte die Heirat nicht annehmen, da sie selber eine Frau war.
Jedoch wagte sie nicht, zu entdecken, dass sie nicht der Prinz Kamaralsaman,
sondern seine Gattin wäre, […]

235 Nacht

235. Nacht

Fortsetzung
der Geschichte des Prinzen Kamaralsaman seit seiner Trennung von der Prinzessin
Badur

„Herr, während die Dinge auf der Ebenholzinsel
zwischen der Prinzessin Badur, der Prinzessin Haïat-al-nefus und dem König
Armanos, der Königin, dem Hofe und dem ganzen Königreich vorgingen, war der
Prinz Kamaralsaman noch immer […]

236 Nacht

236. Nacht

„Herr, der Prinz Kamaralsaman war, wie man denken
kann, in der äußersten Betrübnis, als er sich gezwungen sah, noch länger in
einem Land zu bleiben, wo er keinen Umgang hatte, noch haben wollte, und
abermals ein Jahr auf die Gelegenheit zu warten, welche er jetzt versäumt
hatte. Noch trostloser war für ihn, dass er den Talisman der Prinzessin […]

237 Nacht

237. Nacht

„Herr, das Schiff war nicht minder glücklich bei der
überfahrt mit dem Prinzen nach der Ebenholzinsel, als es bei der Ausfahrt
gewesen war, um ihn aus der Stadt der Götzendiener zu holen. Obwohl es schon
Nacht war, als der Hauptmann in dem Hafen anlegte, so unterließ er jedoch
nicht, sogleich ans Land zu gehen und Kamaralsaman nach dem […]

238 Nacht

238. Nacht

„Herr, die Prinzessin Badur und der Prinz
Kamaralsaman standen am folgenden Morgen, sobald es Tag war, auf. Aber die
Prinzessin zog nicht mehr den Königsstaat, sondern ein Frauenkleid an. Als sie
angekleidet war, schickte sie das Oberhaupt der Verschnittenen zum König
Armanos, ihrem Schwäher, und ließ ihn bitten, sich in ihr Zimmer zu bemühen.

Als der König Armanos hinkam, […]

239 Nacht

239. Nacht

„Herr, wir ließen gestern die beiden unnatürlichen
Königinnen in dem abscheulichen Vorsatz, die beiden Prinzen, ihre Söhne, zu
verderben.

Als am folgenden Morgen der König Kamaralsaman von der
Jagd zurückkam, war er sehr erstaunt, sie in einem Bett liegen zu finden, ganz
verweint, und in einem so gut verstellten Zustand, dass er zum Mitleid bewegt
wurde. Er fragte sie hastig, […]

24 Nacht

24. Nacht

„Meine liebe Schwester,“ rief
Dinarsade, wie gewöhnlich, „wenn du nicht schläfst, so bitte ich dich,
das schöne Märchen von dem Fischer fortzusetzen und zu vollenden.“

Die Sultanin nahm sogleich das Wort, und
sprach folgendermaßen:

„Herr, nachdem die vier Fische
geantwortet hatten, warf sie den Tiegel mit einem Rutenschlag um, und verschwand
an derselben Stelle in die Wand, wo sie herausgetreten war.

Der […]

240 Nacht

240. Nacht

„Herr, nimmer glich ein Schmerz demjenigen, den
Kamaralsaman bezeigte, sobald er aus der Ohnmacht wieder zu sich kam. „Was
hast du getan, grausamer Vater?“, rief er aus, „du hast deine eigenen
Kinder gemordet! Meine armen Söhne! Ihre Weisheit, ihre Bescheidenheit, ihr
Gehorsam, ihre Unterwerfung unter jeglichen deinen Willen, ihre Tugenden,
sprachen sie bei dir nicht laut genug zu ihrer […]

241 Nacht

241. Nacht

Der
Prinz Assad in der Stadt der Magier

Der Prinz Assad nahm Geld aus dem Beutel, welchen Amgiad
trug, und setzte seinen Weg bis in die Stadt fort. Er hatte kaum einige Schritte
in der ersten Straße getan, als er einen ehrwürdigen Greis antraf, der
wohl gekleidet war, und ein […]

242 Nacht

242. Nacht

„Herr, sobald der Greis den grausamen Befehl erteilt
hatte, bemächtigte sich Gasban Assads, unter Misshandlungen ließ er ihn unter
den Saal hinabsteigen, und nachdem er ihn durch mehrere Türen geführt hatte,
bis in ein Loch, in welches man zwanzig Stufen hinab stieg, fesselte er ihn mit
den Füßen an eine sehr starke und schwere Kette.

Sobald er damit fertig […]

243 Nacht

243. Nacht

„Herr, als Bahader und der Prinz Amgiad in dem Hof
waren, fragte Bahader den Prinzen, durch welches Abenteuer er sich mit dem
Fräulein in seinem Haus befände, und warum sie die Tür desselben erbrochen
hätten?

„Herr,“ antwortete Amgiad, „ich muss euch
sehr strafbar erscheinen, aber wenn ihr die Gütigkeit haben wollt, mich
anzuhören, so hoffe ich, ihr werdet mich entschuldigen.“ […]

244 Nacht

244. Nacht

„Herr, der Kopf des Weibes, der auf den
Oberstallmeister viel, wurde seinen Schlaf unterbrochen haben, wenn ihn auch der
Klang des Säbelhiebes nicht aufgeweckt hätte. Erstaunt, Amgiad mit dem
blutigen Säbel, und den Leichnam des Weibes ohne Kopf am Boden liegen zu sehen,
fragte er ihn, was dies bedeutete.

Amgiad erzählte ihm alles, wie es zugegangen war, und
sagte zum […]

245 Nacht

245. Nacht

Fortsetzung
der Geschichte des Prinzen Assad

Assad war unterdessen stets in dem Loch gefesselt, worin
er durch die Gewandtheit des arglistigen Greises versperrt worden. Bostane und
Kavame, die Töchter des Alten, misshandelten ihn fortwährend mit derselben
Grausamkeit und Unmenschlichkeit.

So nahte das große Fest der Feueranbeter heran. Man
rüstete das Schiff aus, welches gewöhnlich […]

246 Nacht

246. Nacht

„Herr, Behram ließ den Prinzen Assad von der Kette
losmachen, ihn sehr sauber in Sklaventracht kleiden, wie es seinem
Schiffschreiber geziemte, als welchen er ihn der Königin Margiane vorstellen
wollte. Er hatte kaum alles so eingerichtet, wie er wünschte, als das Schiff in
den Hafen einlief, wo er Anker werfen ließ.

Sobald die Königin Margiane, deren Palast am Meer […]

247 Nacht

247. Nacht

„Herr, ich schloss gestern damit, dass ich Euer
Majestät erzählte, wie Behram wieder dem Feuerberg zusteuerte, sehr vergnügt,
dass seine Matrosen ihm den Prinzen Assad wiedergebracht hatten.

Die Königin Margiane war unterdessen in großer
Besorgnis. Anfangs beunruhigte sie sich nicht, als sie gewahrte, dass Assad
hinausgegangen war. Da sie nicht zweifelte, dass er bald zurückkommen würde,
so erwartete sie ihn […]

248 Nacht

248. Nacht

„Herr, Bostane behandelte den unglücklichen Prinzen
Assad ebenso grausam, als bei seiner ersten Gefangenschaft. Das Jammern, die
Klagen, die dringenden Bitten Assads, doch seiner zu schonen, verbunden mit
seinen Tränen, waren aber so rührend, dass Bostane sich nicht erwehren konnte,
davon erweicht zu werden und mit ihm Tränen zu vergießen.

„Herr,“ sagte sie zu ihm, indem sie ihm die
Schultern […]

249 Nacht

249. Nacht

Amgiad verstand den Wink des Königs: Er stieg zu Pferd,
und sprengte mit verhängten Zügeln diesem neuen Heer entgegen. Er sagte zu den
ersten, denen er begegnete, dass er mit ihrem Anführer zu sprechen verlangte,
und man führte ihn vor einen König, wie er an der Krone, die er auf dem Haupt
trug, erkannte. Sobald er ihn in […]

25 Nacht

25. Nacht

Dinarsade säumte nicht, die Sultanin am Ende
dieser Nacht aufzuwecken: „Meine liebe Schwester,“ sagte sie zu ihr,
„ich bitte dich, uns zu erzählen, was sich in dem schönen Schlosse
zutrug, in welchem du uns gestern ließest.“

Scheherasade nahm sogleich das gestrige
Märchen wieder auf, wandte sich zu Schachriar und sprach:

„Herr, als der Sultan in dem Hofe, worin
er sich befand, […]

211 Nacht

211. Nacht

„Herr, der Juwelier sah auf dem Weg nach seinem Haus
auf der Gasse einen Brief liegen, den jemand verloren hatte. Er hub ihn auf und
da er nicht versiegelt war, öffnete er ihn, und las folgendes:

Brief
von Schemselnihar an den Prinzen von Persien

„Ich erfahre soeben durch meine Vertraute […]

212 Nacht

212. Nacht

„Nachdem die Vertraute dem Juwelier gesagt hatte, wie
erfreut sie wäre, ihn so dienstwillig für Schemselnihar und den Prinzen von
Persien zu finden, zog der Juwelier den Brief aus seinem Busen und gab ihn ihr
wieder, mit den Worten: „Nehmt, und tragt ihn schleunigst zum Prinzen von
Persien, und auf dem Rückweg kommt wieder her, damit ich sehe, […]

213 Nacht

213. Nacht

„Schemselnihar sagte dem Juwelier noch mehrere
verbindliche Sachen, und begab sich dann nach ihrem Palast zurück.

Der Juwelier ging sogleich hin, dem Prinzen von Persien
von diesem Besuch Nachricht zu geben. Dieser sagte zu ihm, als er ihn erblickte:
„Ich erwartete euch mit Ungeduld. Die vertraute Sklavin hat mir einen Brief
von ihrer Gebieterin überbracht, aber dieser Brief hat […]

214 Nacht

214. Nacht

„Indem Schemselnihar den Prinzen von Persien
bezauberte, und ihm ihre Leidenschaft durch Worte ausdrückte, welche sie auf
der Stelle erfand, ließ sich ein lautes Geräusch hören, und ein Sklave, den
der Juwelier mitgebracht hatte, trat plötzlich ganz erschrocken herein und
meldete, dass man die Tür einstieße. Er hätte gefragt, wer anklopfte, aber,
anstatt der Antwort, wären die Schläge verdoppelt […]

215 Nacht

215. Nacht

„Herr, auf die Frage des Juweliers an die Räuber, ob
sie ihm keine Nachricht von dem jungen Mann und der jungen Frau geben könnten,
antworteten sie: „Seid ihretwegen unbesorgt, sie sind an einem sicheren Ort
und befinden sich wohl.“ Indem sie ihm dieses sagten, zeigten sie ihm zwei
Gemächer, und versicherten, dass beide, voneinander abgesondert, darin wären.
„Sie haben […]

216 Nacht

216. Nacht

„Herr, ich erzählte gestern Euer Majestät, dass
während man beschäftigt war, den Prinzen aus seiner Ohnmacht wieder zu sich zu
bringen, andere von seinen Leuten den Juwelier fragten, was ihrem Herrn begegnet
wäre. Der Juwelier, der sich wohl hütete, ihnen irgend etwas zu entdecken, das
ihnen nicht gebührte zu wissen, antwortete ihnen, es wäre eine
außerordentliche Sache, aber jetzt […]

217 Nacht

217. Nacht

„Herr, wir verließen gestern die Vertraute
Schemselnihars in der Moschee, wo sie dem Juwelier erzählte, was ihr, seitdem
sie sich nicht gesehen hatten, begegnet war, und die Umstände von der Rückkehr
Schemselnihars in ihren Palast. Sie fuhr also fort:

„Ich reichte Schemselnihar die Hand, um ihr ans Land
zu helfen. Sie hatte dieser Hilfe sehr nötig, denn sie konnte […]

218 Nacht

218. Nacht

„Herr, die Vertraute kam bald wieder zu dem Juwelier
in die Moschee, wo sie ihn verlassen hatte. Sie gab ihm die beiden Börsen, und
sagte: „Nehmt, und befriedigt eure Freunde.“

„Hierin ist viel mehr,“ erwiderte der Juwelier,
„als dazu nötig, aber ich wage nicht die Gnade auszuschlagen, welche eine
so großmütige Frau ihrem Diener zu erzeigen geruht. Ich bitte […]

219 Nacht

219. Nacht

„Herr,“ die Vertraute fügte dem, was sie dem
Juwelier sagte, noch hinzu, es wäre gut, dass er, ohne Zeitverlust, zu dem
Prinzen von Persien ginge, und ihn von dem Vorgang benachrichtigte, damit er
sich auf jeden Fall gefasst machte, und empfahl ihm, der gemeinsamen Sache
getreu zu bleiben. Mehr sagte sie ihm nicht, sondern entfernte sich plötzlich,
ohne seine […]

22 Nacht

22. Nacht

Dinarsade hielt sich diese Nacht schadlos
für die vorhergehende. Sie erwachte lange vor Tagesanbruch, und bat
Scheherasade, den Verlauf der Geschichte des Fischers mit dem Geist zu
erzählen, welche der Sultan ebenso sehr als Dinarsade zu hören wünschte.

„Ich will,“ antwortete die
Sultanin, „seine und deine Neugier befriedigen.“

Hierauf wandte sie sich zu Schachriar, und
fuhr fort:

„Herr, sobald der Fischer die […]

220 Nacht

220. Nacht

„Herr, gleich am folgenden Tag nach dem Tod des
Prinzen von Persien benutzte der Juwelier die Gelegenheit einer zahlreichen
Karawane, die nach Bagdad zog, und langte wohlbehalten wieder dort an. Er trat
nur in sein Haus, um seine Kleider zu wechseln, und begab sich sogleich nach der
Wohnung des verstorbenen Prinzen von Persien, wo alles in Unruhe geriet, […]

221 Nacht

221. Nacht

In der folgenden Nacht, sobald die Sultanin Scheherasade
von ihrer geschäftigen Schwester Dinarsade geweckt worden war, erzählte sie
dem Sultan von Indien die Geschichte Kamaralsamans, wie sie versprochen hatte,
und begann:

Geschichte
der Liebe des Prinzen Kamaralsaman von der Insel Chaledan und […]

222 Nacht

222. Nacht

„Herr, die Antwort des Prinzen Kamaralsaman betrübte
den Sultan, seinen Vater, sehr. Dieser Fürst empfand einen wahrhaften Schmerz,
bei ihm einen so großen Widerwillen gegen den Ehestand zu finden. Er wollte
denselben gleichwohl nicht als Ungehorsam ansehen, noch von seiner väterlichen
Gewalt Gebrauch machen, sondern er begnügte sich zu sagen: „Ich will dich
nicht zwingen. Ich gebe dir Zeit […]

223 Nacht

223. Nacht

„Herr, nachdem der Großwesir sich entfernt hatte,
ging der Sultan Schachsaman zu der Mutter des Prinzen Kamaralsaman, der er schon
lange sein sehnlichstes Verlangen mitgeteilt hatte, ihn zu vermählen. Als er
ihr mit Schmerz erzählt, auf welche Weise derselbe es ihm abermals versagt
hatte, und die Nachsicht, die er ihm noch wollte angedeihen lassen, fügte er
hinzu: „Herrin, ich […]

224 Nacht

224. Nacht

„Herr, Dachnesch, der von Gott abtrünnige Geist,
sprach also zu Maimune:

„Weil ihr es wünscht, so will eich euch sagen, dass
ich von der äußersten Küste Chinas, den letzten Inseln dieser Halbkugel
gegenüber, herkomme …

Aber, reizende Maimune,“ unterbrach sich hier
Dachnesch, der aus Furcht vor der Nähe dieser Fee zitterte, und kaum sprechen
konnte, „ihr versprecht mir doch, mir zu […]

225 Nacht

225. Nacht

„Herr, als der Prinz und die Prinzessin also
nebeneinander lagen, erhub sich zwischen dem Geist und der Fee ein großer Zwist
über den Vorzug ihrer Schönheit. Sie bewunderten und verglichen beide eine
Zeit lang schweigend. Dachnesch unterbrach das Schweigen zuerst und sagte zu
Maimune: „Nun, seht ihr, ich hatte es euch wohl gesagt, dass meine
Prinzessin schöner ist, als […]

226 Nacht

226. Nacht

„Herr, als der Prinz Kamaralsaman am folgenden Morgen
erwachte, blickte er um sich, ob das Fräulein, die er in der Nacht an seiner
Seite gesehen hatte, noch da wäre. Als er sie nicht mehr sah, sagte er bei sich
selber: „Ich hatte es wohl gedacht, dass es eine überraschung wäre,
welche der König, mein Vater, mir machen wollte: […]

227 Nacht

227. Nacht

„Herr, der Prinz Kamaralsaman empfing den König
seinen Vater, in dem Turm seines Gefängnisses mit großer Ehrerbietung. Der
König setzte sich. Nachdem er den Prinzen neben sich setzen lassen hat, tat er
ihm mehrere Fragen, auf welche derselbe ganz vernünftig antwortete. Und von
Zeit zu Zeit blickte er den Großwesir an, als wenn er ihm sagen wollte, er
fände […]

228 Nacht

228. Nacht

„Herr, als die Königin von China in das Gemach trat,
worin die Prinzessin, ihre Tochter versperrt war, setzte sie sich neben sie.
Nachdem sie sich nach ihrer Gesundheit erkundigt hatte, fragte sie sie, welche
Ursache sie zur Unzufriedenheit mit ihrer Amme hätte, die sie so misshandelt.
„Meine Tochter,“ sagte sie, „das ist nicht anständig. Niemals
muss eine hohe Prinzessin, […]

229 Nacht

229. Nacht

„Herr, obwohl die Amme, Marsawans Mutter, sehr
beschäftigt bei der Prinzessin von China war, so hatte sie doch nicht sobald
vernommen, dass ihr lieber Sohn wieder daheim wäre, als sie die Zeit wahrnahm
hin zu gehen, ihn zu umarmen und sich einige Augenblicke mit ihm zu unterhalten.

Nachdem sie ihm, mit Tränen in den Augen, den kläglichen
Zustand der […]

23 Nacht

23. Nacht

Gegen das Ende der 23. Nacht weckte Dinarsade
die Sultanin, und sagte zu ihr: „Meine Schwester, ich bin äußerst
ungeduldig, die Fortsetzung der Geschichte des Fischers zu hören.“

Scheherasade nahm sie, mit Erlaubnis des
Sultans, folgendermaßen wieder auf:

„Herr, ich überlasse es Euer Majestät,
zu ermessen, wie groß das Erstaunen des Sultans war, als er die vier Fische
sah, welche der […]

197 Nacht

197. Nacht

„Herr, als Ebn Thaher den Prinzen von Persien so
reden hörte, antwortete er ihm: „Herr, wollte Gott, dass ich euch ebenso
gewisse Versicherungen über den glücklichen Erfolg eurer Liebe geben könnte,
als über die Sicherheit eures Lebens! Obgleich dieser prächtige Palast dem
Kalifen gehört, der ihn eigens für Schemselnihar hat bauen lassen, unter dem
Namen: Palast der ewigen Freuden, […]

198 Nacht

198. Nacht

„Schemselnihar trat also in die Mitte der zehn
Frauen, die sie an der Türe erwartet hatten. Sie war leicht unter ihnen zu
erkennen, sowohl durch ihren Wuchs und ihre majestätische Haltung, als durch
eine Art Mantel von einem sehr leichten himmelblauen, mit Gold durchwirkten
Stoff. Sie trug diesen auf den Schultern befestigt, über ihrem Kleid, welches
das sauberste, geschmackvollste […]

199 Nacht

199. Nacht

„Schemselnihar war erfreut, Ebn Thaher zu sehen, und
bezeugte ihm ihre Freude in folgenden verbindlichen Worten: „Ebn Thaher,
ich weiß nicht, wie ich euch für die unendlichen Verpflichtungen, welche ich
gegen euch habe, meine Erkenntlichkeit bezeigen soll. Ohne euch hätte ich den
Prinzen von Persien nie kennen gelernt und das Liebenswürdigste, dass es auf
der Welt gibt, nie geliebt. […]

2 Nacht

2. Nacht

„Herr, als der Kaufmann sah, dass der Geist ihm durchaus
den Kopf abhauen wollte, tat er einen lauten Schrei, und rief aus: „Haltet
ein, nur noch ein Wort, ich bitte euch; seid so gnädig und bewilligt mir eine
Frist: lasst mir Zeit, hinzugehen, um meiner Frau und meinen Kindern Lebewohl zu
sagen, und durch ein Testament, das ich […]

20 Nacht

 

20. Nacht

Dinarsade hatte so große Lust, das Ende von der
Geschichte des jungen Prinzen zu hören, dass sie in dieser Nacht früher als
gewöhnlich erwachte. „Meine Schwester,“ sprach sie, „ich bitte
dich, vollende die gestrige Geschichte. Ich nehme so großen Teil an dem
Schicksal des jungen Prinzen, und ich sterbe vor Furcht, dass er von der Ogerin
und ihren Kindern […]

200 Nacht

200. Nacht

„Nachdem Schemselnihar den Prinzen von Persien und
Ebn Thaher beruhigt hatte, trug sie ihrer vertrauten Sklavin auf, hinzugehen,
und Mesrur und die beiden anderen Hofbedienten des Kalifen so lange zu
unterhalten, bis sie selber sich in den Stand gesetzt hätte sie zu empfangen,
und ihr sagen ließe, sie herein zu führen.“

Sogleich befahl sie, alle Fenster des Saales zu
schließen, […]

201 Nacht

201. Nacht

„Herr, als die vertraute Sklavin der Schemselnihar
sich entfernt hatte, vergaßen der Prinz von Persien und Ebn Thaher ihre
Versicherung, dass sie nichts zu fürchten hätten. Sie untersuchten die ganze
Galerie, und wurden von der äußersten Furcht ergriffen, als sie keinen Ausweg
sahen, durch welchen sie entschlüpfen konnten, wenn es etwas dem Kalifen oder
einigen seiner Leute einfiele, dorthin […]

202 Nacht

202. Nacht

„Der Prinz von Persien hielt ihn zurück. „Edler
Freund,“ sagte er zu ihm, „wenn ich euch erklärt habe, dass es nicht
in meiner Gewalt steht, euren weisen Rat zu befolgen, so bitte ich euch, es mir
jedoch nicht zum Verbrechen zu machen, und mir deshalb eure Freundschaft nicht
zu entziehen. Ihr könnt mir keinen größeren Beweis derselben geben, […]

203 Nacht

203. Nacht

Die Vertraute Schemselnihars fuhr fort, Ebn Thaher alles
zu erzählen, was mit ihrer Gebieterin seit ihrer ersten Ohnmacht vorgegangen
war:

„Wir, meine Genossen und ich, waren abermals lange
beschäftigt, sie wieder zu sich zu bringen. Als sie sich endlich wieder
erholte, sagte ich zu ihr: „Gebieterin, seid ihr denn entschlossen, euch zu
töten, und uns alle mit euch sterben zu […]

204 Nacht

204. Nacht

Die Vertraute Schemselnihars fuhr fort, Ebn Thaher alles
zu erzählen, was mit ihrer Gebieterin seit ihrer ersten Ohnmacht vorgegangen
war:

„Wir, meine Genossen und ich, waren abermals lange
beschäftigt, sie wieder zu sich zu bringen. Als sie sich endlich wieder
erholte, sagte ich zu ihr: „Gebieterin, seid ihr denn entschlossen, euch zu
töten, und uns alle mit euch sterben zu […]

205 Nacht

205. Nacht

„Herr, als Ebn Thaher mit der Vertrauten der
Schemselnihar in das Haus des Prinzen von Persien trat, bat er sie, einen
Augenblick im Vorzimmer zu bleiben und ihn zu erwarten. Sobald der Prinz ihn
erblickte, frage er ihn mit Ungeduld, welche Neuigkeit er ihm brächte.
„Die beste, die ihr hören könnt,“ antwortete ihm Ebn Thaher:
„Ihr werdet ebenso zärtlich […]

206 Nacht

206. Nacht

Der Prinz von Persien begnügte sich nicht, diesen Brief
einmal zu lesen. Ihm deuchte, dass er ihn mit zu wenig Aufmerksamkeit gelesen
hätte. Er las ihn nochmals langsamer, und während des Lesens stieß er bald
klägliche Seufzer aus, bald vergoss er Tränen, und bald brach er in
Entzückungen der Freude und der Zärtlichkeit aus, je nachdem er von […]

207 Nacht

207. Nacht

„Der Prinz von Persien gab, bevor er anfing zu
schreiben, Schemselnihars Brief an Ebn Thaher, mit der Bitte, ihm denselben
offen vorzuhalten, damit er beim Schreiben hineinblicken, und besser sehen
könnte, was er darauf antworten sollte.

Er fing an zu schreiben, aber die Tränen, die ihm aus den
Augen auf das Papier fielen, nötigten ihn mehrmals, innezuhalten, um sie […]

208 Nacht

208. Nacht

„Nachdem Ebn Thaher eine Strecke mit der vertrauten
Sklavin gegangen war, verließ er sie, und kehrte nach seinem Haus zurück, wo
er in tiefe Gedanken versank über die geheime Liebesgeschichte, in welche er
sich unglücklicherweise verwickelt sah. Er bedachte, dass der Prinz von Persien
und Schemselnihar, so sehr ihnen daran gelegen sein musste, ihr Einverständnis
zu verbergen, sich jedoch […]

209 Nacht

209. Nacht

„Bevor der Juwelier sich entfernte, unterließ Ebn
Thaher nicht, ihn bei ihrer beider Freundschaft zu beschwören, an niemand etwas
von allem dem zu sagen, was er ihm mitgeteilt hatte. „Seid ganz ruhig
deshalb,“ antwortete ihm der Juwelier, „ich werde euer Geheimnis auf
Gefahr meines Lebens bewahren.“

Zwei Tage nach dieser Unterredung ging der Juwelier an Ebn
Thahers Laden vorbei, und […]

21 Nacht

21. Nacht

Wie neugierig Dinarsade auch war, das Ende
der Geschichte des griechischen Königs zu hören, so wachte sie diese Nacht
doch nicht so zeitig auf, als gewöhnlich: es war selbst beinahe schon Tag, als
sie zu der Sultanin sagte: „Meine liebe Schwester, ich bitte dich, die
wunderbare Geschichte des griechischen Königs fortzusetzen, aber spute dich ja,
denn der Tag wird […]

210 Nacht

210. Nacht

„Der Prinz von Persien erwiderte den Gruß der
Vertrauten Schemselnihars. Der Juwelier war sogleich bei ihrem Eintritt
aufgestanden, und beiseite getreten, damit beide sich ungehindert besprechen
könnten. Nachdem sie einige Zeit mit dem Prinzen geredet hatte, nahm sie
Abschied, und ging wieder hinaus. Dieser war auf einmal ganz verändert: Seine
Augen erschienen glänzender, und sein Gesicht froher als zuvor, […]

175 Nacht

175. Nacht

Herr, der Barbier fuhr in der Geschichte seines Bruders
folgendermaßen fort:

„Mein Bruder nahm das Glas aus der Hand der schönen
jungen Frau, küsste ihr die Hand, und trank es stehend, zur Danksagung für die
ihm erwiesene Gunst. Hierauf hieß ihn die junge Schöne neben sich setzen und
fing an, ihn zu liebkosen. Sie langte mit ihrer Hand hinter […]

176 Nacht

176. Nacht

„Jetzt bleibt dir,“ fügte die Alte hinzu,
„nur noch eine einzige Sache zu tun übrig, und dies ist eine bloße
Kleinigkeit. Du musst wissen, dass meine Gebieterin, wenn sie, wie heute, etwas
getrunken hat, keinen von allen denen, die sie liebt, sich nahe kommen lässt,
außer wenn er nackend und im Hemd ist. Wenn sie dann in diesem […]

177 Nacht

177. Nacht

Der Barbier ging, ohne sich in seiner Rede zu
unterbrechen, zu der Geschichte seines dritten Bruders über.

Geschichte
des dritten Bruders des Barbiers

„Beherrscher der Gläubigen,“ sagte er zu dem
Kalifen, „mein dritter Bruder, welcher Bukeibik hieß, war blind, und
nachdem ihn sein Missgeschick bis an den Bettelstab gebracht hatte, ging er von
Tür […]

178 Nacht

178. Nacht

„Der Dieb war so standhaft, dass er zwanzig bis
dreißig Hiebe aushielt, aber dann stellte er sich, wie vom Schmerz
überwältigt, öffnete zuerst das eine Auge, und sodann auch das andere, indem
er um Gnade flehte, und den Polizeirichter bat, mit den Stockschlägen aufhören
zu lassen. Als der Richter sah, dass der Dieb ihn mit offenen Augen anblickte,
wunderte […]

179 Nacht

179. Nacht

Als dieses traurige Abenteuer meinem vierten Bruder
begegnete, war ich nicht in Bagdad. Er begab sich nach einer entfernten Gegend,
wo er solange im Verborgenen lebte, bis er von den Stockschlägen, wovon sein
Rücken gebläut worden, geheilt war. Sobald er wieder zu gehen im Stande war,
begab er sich des Nachts auf Umwegen nach einer Stadt, wo er […]

18 Nacht

18. Nacht

Aber am folgenden Morgen, als der Kaiser soeben den Tod
seines Sohnes befehlen wollte, trat abermals ein Wesir hervor und flehte für
ihn die Gnade des Fürsten an; und um den Einfluss der Sultanin zu schwächen,
bestätigte er die Bosheit der Weiber und erzählte folgende Geschichte.

Der
Holzhauer und […]

180 Nacht

180. Nacht

Geschichte
des fünften Bruders des Barbiers

Annaschar war, so lange unser Vater lebte, ein sehr fauler
Mensch. Anstatt zu arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu gewinnen, schämte er
sich nicht, am Abend zu betteln, und den folgenden Tag von den empfangenen
Almosen zu leben. Unser Vater starb vor Altersschwäche, und hinterließ uns im
Ganzen […]

181 Nacht

181. Nacht

„Nach Endigung der Hochzeitzeremonien,“ fuhr
Annaschar fort, „werde ich aus der Hand eines meiner zunächst stehenden
Diener einen Beutel mit fünfhundert Goldstücken nehmen und ihn den
Putzmacherinnen geben, damit sie mich mit meiner Gemahlin allein lassen. Sobald
sie sich dann entfernt haben werden, wird sich meine Frau zuerst ins Bett legen.
Ich werde mich neben sie legen, aber ihr […]

182 Nacht

182. Nacht

Die Alte dankte hierauf meinem Bruder für seine
Gefälligkeit. Da sie sehr armselig gekleidet war und sich vor ihm so sehr
demütigte, glaubte er, sie verlange von ihm ein Almosen, und überreichte ihr
daher zwei Goldstücke. Sie trat überrascht zurück, gleichsam als hätte ihr
mein Bruder eine Beleidigung angetan. „Großer Gott!“, sagte sie zu
ihm, „was soll das bedeuten? […]

183 Nacht

183. Nacht

Mein Bruder band den Beutel mit Glasscherben um seinen
Gürtel, verkleidete sich als alte Frau, und nahm einen Säbel, den er unter
seinen Rock versteckte. Eines Morgens begegnete er wieder jener Alten, welche
bereits die Stadt durchstreifte und Gelegenheit suchte, irgend jemandem einen
schlimmen Streich zu spielen. Er redete sie mit einer verstellten Weiberstimme
an, und sagte zu ihr: […]

184 Nacht

184. Nacht

Als die Gerichtsdiener meinen Bruder vor den
Polizeirichter geführt hatten, sprach dieser zu ihm: „Ich frage dich, wo
du alle die Möbel her hast, die du gestern in deine Wohnung tragen
ließest?“ – „Herr,“ erwiderte Annaschar, „ich bin bereit,
euch die Wahrheit zu sagen.“ Hierauf erzählte ihm mein Bruder ohne Hehl
alles, was ihm begegnet war. In Hinsicht auf […]

185 Nacht

185. Nacht

Nachdem der Barmekide von seiner Bäckerin gesprochen und
ihr schönes Brot belobt hatte, welches mein Bruder bloß in der Einbildung
speiste, rief er: „Bursche, bringe uns eine andere Schüssel! Mein wackerer
Gast,“ fuhr er hierauf zu meinem Bruder fort, obwohl kein Bursche sich
sehen ließ, „koste jetzt von diesem neuen Speisen und sage mir, ob du
jemals Hammelfleisch mit […]

186 Nacht

186. Nacht

Der Barmekide erwies nun meinem Bruder unzählige
Liebkosungen. "Ich verzeihe dir," sagte er zu ihm, "nicht bloß
den Schlag, den du mir gegeben hast, sondern ich will selbst, dass wir von nun
an Freunde seien, und dass du kein anderes Haus habest, als das meinige. Du hast
die Gefälligkeit gehabt, dich in meine Laune zu schicken, und zugleich […]

187 Nacht

187. Nacht

„Herr, der Schneider erzählte dem Sultan von
Kaschghar nun vollends die Geschichte des jungen Hinkenden und des Barbiers von
Bagdad, ganz so, wie ich sie gestern Euer Majestät zu erzählen die Ehre
hatte:“

„Als der Barbier,“ fuhr er fort, „seine Geschichte geendigt
hatte, fanden wir, dass der junge Mensch nicht so ganz Unrecht gehabt hatte, ihn
einer großen Geschwätzigkeit zu […]

188 Nacht

188. Nacht

Der Sultan von Kaschghar hatte die Güte, die Neugier des
Barbiers zu befriedigen. Er befahl, dass man ihm die Geschichte des kleinen
Buckligen erzählen möchte, da er es so eifrig zu wünschen schien. Als der
Barbier sie angehört hatte, bewegte er den Kopf, gleichsam als wollte er damit
andeuten, dass es dabei etwas Verborgenes gäbe, was er nicht […]

189 Nacht

189. Nacht

Geschichte
des Ali Schach

oder

Der angebliche Kalif

Scheherasade begann in der nächsten Nacht die Geschichte
des angeblichen Kalifen folgendermaßen.

Harun Arreschyd, der Kalif von Bagdad, hatte eines Abends in einem Saal seines
Palastes vierundzwanzig seiner ausgezeichneten Hofleute versammelt, worunter
sich der Minister Abrahym Ishâk el Nedym, der Dichter Abul Newas, der
Großwesir Giafar […]

19 Nacht

19. Nacht

„Herr,“ sagte Scheherasade, „der
griechische König, welcher seinem Wesir die Geschichte des Königs Sindbad
erzählte, fuhr folgendermaßen fort:

„Als der Kaiser am Abend in den Palast zurückkam,
hielt die Sultanin ihm eine Schale voll Gift vor, und sprach zu ihm: „Herr,
wenn ihr mir nicht Gerechtigkeit verschafft, so erkläre ich euch, dass ich
dieses Gift hier trinken will, und ihr […]

190 Nacht

190. Nacht

Das seltsame Zusammentreffen in dieser Nacht ließ den
Kalifen kein Auge schließen: Alles, was er gesehen hatte, dünkte ihm ein
unauflösliches Rätsel. Sobald der Tag anbrach, verrichtete er sein
Morgengebet, rief den Propheten an, und ließ das Frühstück bringen. Bald
erschien auch Mesrur, und sagte zu ihm: „Stellvertreter Gottes, die
Minister und Staatsbeamten, welche den Saal der Ratsversammlung erfüllen,
bieten […]

191 Nacht

191. Nacht

Der angebliche Kalif stieg ans Land und ließ Harun nebst
seinen Gefährten hineintreten. Man führte sie in einen geräumigen Saal, in
dessen Mitte ein großes Becken mit einem prächtigen Springbrunnen war.
Ringsherum lief eine Erhöhung, die mit einem Teppich und reich gestickten
Kissen bedeckt war. über der Tür des Saales las man folgende Verse:

„Heil und Friede möge an […]

192 Nacht

192. Nacht

Der falsche Kalif begann nun seine Erzählung, wie folgt:

„Mein Vater hieß Mohammed und ich heiße Ali Schach.
Mein Vater hinterließ bei seinem Tod ein seltenes Vermögen: Eine Million
Zechinen in barem Gold, zwanzig Gärten, zehn Dampfbäder, zwanzig Gasthäuser,
vierzig Häuser, fünfzehn Mühlen, zwölf Märkte, jeden zu vierundzwanzig
Kaufläden, außerdem eine Menge von Edelsteinen aller Art. Nachdem ich ihm […]

193 Nacht

193. Nacht

Ich drehte sogleich den Kasten des Ringes, und sah
sogleich die Gestalt erscheinen, wovon meine Befreierin mir gesagt hatte.
„Hier bin ich, Herr,“ sagte die Gestalt zu mir, „was verlangst
du?“ – „Wie ist dein Name?“ – „Ich heiße Heïlfus.“ –
Er hatte ein fürchterliches Ansehen. Zwei ungeheure Zähne, so groß wie
Mühlsteine, ragten aus seinem Mund hervor. „Könntest […]

194 Nacht

194. Nacht

Den folgenden Tag kam sie wieder. Sie hatte das
zierlichste Gewand an, war mit den kostbarsten Juwelen geschmückt, ihre Hände
mit Henna gefärbt, und ihre Haarflechten rollten auf ihre Schultern herab. In
ihrem Gang schwebte sie voll Adel und Leichtigkeit dahin, ihre Sklavinnen
folgten ihr, bis sie sich endlich in den Laden dieses Kaufmanns hinsetzte, unter
dem Vorwand, nach […]

195 Nacht

195. Nacht

Dinarsade, die nie versäumte, ihre Schwester zu wecken,
rief sie diese Nacht zur gewöhnlichen Stunde: „Meine liebe
Schwester,“ sagte sie zu ihr, „der Tag wird bald anbrechen. Ich bitte
dich, uns bis dahin noch eine der anmutigsten Geschichten zu erzählen, die du
weißt.“

„Du brauchst keine andere zu wählen,“ sagte
Schachriar, „als die
von der Liebe des Abulhassan Ali Ebn Bekar […]

196 Nacht

196. Nacht

„Herr, der Prinz von Persien, sterblich verliebt in
die schöne Frau, begleitete sie mit den Augen, so lange er sie sehen konnte,
und als sie schon längst seinen Blicken entschwunden war, hielt er dennoch die
Augen auf den Weg gerichtet, welchen sie genommen hatte.

Ebn Thaher machte ihm bemerkbar, dass einige Leute ihn
beobachten und anfingen über seine Stellung […]

157 Nacht

157. Nacht

Als ich sah, dass die Frau in mein Haus getreten war,
stand ich auf, machte die Türe zu, führte sie in einen Saal, und bat sie, sich
zu setzen. „Verehrte Frau,“ sagte ich zu ihr, „ich habe wohl
Stoffe gehabt, die würdig waren, euch gezeigt zu werden: Aber ich habe keine
mehr, was mir jetzt recht verdrießlich ist.“

Sie […]

158 Nacht

158. Nacht

Der junge Mann aus Mussul sagte, in seiner an den
jüdischen Arzt gerichteten Erzählung fortfahrend:

„Ich erwartete die beiden Schönen mit Ungeduld, und
sie kamen bei anbrechender Nacht. Beide entschleierten sich: Und wenn ich von
der Schönheit der ersten überrascht gewesen war, so hatte ich noch weit mehr
Ursache, es beim Anblick ihrer Freundin zu sein. Sie hatte regelmäßige […]

159 Nacht

159. Nacht

Meine Reise war glücklich, und ich langte in Kairo ohne
Unfall an. Dort fand ich meine Oheime, die sehr erstaunt waren, mich zu sehen.
Ich sagte ihnen zu meiner Entschuldigung, dass ich mich gelangweilt hätte, sie
zu erwarten, und dass ich, da ich keine Nachrichten von ihnen erhalten, durch
meine Unruhe zu dieser Reise angetrieben wäre. Sie nahmen […]

16 Nacht

16. Nacht

Geschichte
des Prinzen von Karisme und der Prinzessin von Georgien

Ein König von Karisme, welcher keine Kinder
hatte, brachte unaufhörlich dem Himmel Gelübde und Opfer dar, um einen Erben
zu erhalten. Der erhabene Gott nahm sein Opfer an, und schenkte ihm einen Sohn,
schöner […]

160 Nacht

160. Nacht

Drei Tage nachdem mir dieses Unglück begegnet war, sah
ich mit Erstaunen einen Trupp Polizeidiener und den Kaufmann, der mich
fälschlich als den Dieb des Halsbandes mit Perlen verklagt hatte, zu mir ins
Haus treten. Ich fragte sie, was sie zu mir führte, aber anstatt mir zu
antworten, banden und knebelten sie mich, indem sie mich mit Schimpfreden […]

161 Nacht

161. Nacht

Der Befehlshaber von Damask sagte, indem er fort fuhr, sich
an den jungen Mann aus Mussul zu wenden: „Wisst also, mein Sohn, dass die
erste Frau, welche die Unverschämtheit gehabt hat, euch in eurer Wohnung
aufzusuchen, die älteste von allen meinen Töchtern ist. Ich hatte sie in Kairo
an einen ihrer Vettern, den Sohn meines Bruders, verheiratet. Ihr […]

162 Nacht

162. Nacht

„Wir erstaunten alle nicht wenig über diese
Worte,“ fuhr der Schneider fort, „und wir begannen eine sehr üble
Meinung von dem Barbier zu hegen, ohne zu wissen, ob der junge Fremde berechtigt
war, in solchen Ausdrücken von ihm zu sprechen. wir erklärten sogar, das wir
einen Mann, von dem uns eine so abscheuliche Schilderung gemacht würde, nicht
an unserem […]

163 Nacht

163. Nacht

Nachdem die alte Frau dies gesagt hatte, hielt sie inne,
um eine Antwort abzuwarten, aber obgleich ihre Worte auf mich einen großen
Eindruck gemacht hatten, so wagte ich es doch nicht, ihr den Grund meines
Herzens aufzudecken. Ich wandte mich nur nach ihrer Seite und seufzte tief, ohne
ihr etwas zu sagen. „Ist es die Scham,“ versetzte sie, […]

164 Nacht

164. Nacht

„Ihr erinnert euch wohl, wertes Fräulein, wie streng
ihr mich kürzlich behandeltet, als ich euch von seiner Krankheit erzählen und
euch ein Mittel vorschlagen wollte, ihn aus der Gefahr, in welcher er sich
befand, zu retten. Ich kehrte, nachdem ich euch verlassen hatte, zu ihm zurück,
und er bemerkte kaum, als er mich erblickte, dass ich ihm keine […]

165 Nacht

165. Nacht

„Der Barbier,“ fuhr der Hinkende von Bagdad
fort, „brauchte viel Zeit, um seinen Barbiersack zu öffnen und seine
Messer heraus zu nehmen, und anstatt Wasser in sein Becken zu gießen, nahm er
ein sehr hübsches Astrolabium aus seinem Sack, ging aus meinem Zimmer und
stellte sich in die Mitte des Hofes, um die Sonnenhöhe zu messen. Er kam […]

166 Nacht

166. Nacht

„Herr,“ entgegnete mir der Barbier, „ihr
beleidigt mich, indem ihr mich einen Schwätzer scheltet, da mir im Gegenteil
alle Welt den ehrenvollen Namen Assamit1)
gibt. Ich hatte sechs Brüder, die ihr wohl mit Recht hättet Schwätzer nennen
können, und damit ihr sie kennt, so wisst, dass der älteste Bakbouk

167 Nacht

167. Nacht

Ich glaubte, dass es mir besser gelingen würde, den
Barbier durch Güte zu beschwichtigen. „ich bitte euch um
Gotteswillen,“ sagte ich zu ihm, „lasset alle die schönen Reden, und
fertigt mich schnell ab: Ein sehr wichtiges Geschäft ruft mich, wie ich euch
schon gesagt habe, aus dem Hause.“

Bei diesen Worten fing er an zu lachen. „Es wäre
sehr löblich,“ […]

168 Nacht

168. Nacht

„Der Barbier,“ sagte der junge Mann, „legte
wieder sein Schermesser hin, nahm zum zweiten Mal sein Astrolabium, um
nachzusehen, wie viel Uhr es wäre. Er kam wieder. „Herr,“ sagte er zu
mir, „ich wusste wohl, dass ich mich nicht irrte, es fehlen noch drei
Stunden bis Mittag, das ist gewiss, oder alle Regeln der Astronomie sind
falsch.“ – „Gerechter […]

169 Nacht

169. Nacht

Der Barbier sang nun den Gesang und tanzte den Tanz des
Santout, und was ich ihm auch sagen mochte, um seine Narrenpossen ein Ende zu
machen, so hörte er doch nicht eher auf, als bis er alle diejenigen, welche er
genannt, nachgeahmt hatte.

Hierauf sagte er, sich zu mir wendend: „Herr, ich
lasse diese wackeren Leute zu mir kommen. […]

17 Nacht

 

17. Nacht

In der folgenden Nacht verlangte der Sultan den Verfolg
der Abenteuer des Prinzen von Karisme zu hören, und die Sultanin fuhr
folgendermaßen fort:

„Der Prinz von Karisme sah wohl ein, wenn er diese Verbindung nicht
annähme, so würde der König der Samsaren, durch seine Weigerung gereizt,
nicht ermangeln, ihn töten zu lassen, und willigte endlich in diese Heirat. Er
vermählte […]

170 Nacht

170. Nacht

Da ich alles gehört hatte, was der Barbier zu dem Kadi
sagte, so suchte ich einen Ort, um mich zu verbergen. Ich fand keinen anderen,
als eine große Kiste, in welche ich mich warf, und welche ich sodann zumachte.
Nachdem der Barbier überall herumgeschnüffelt hatte, kam er auch in das
Zimmer, in welchem ich mich befand. Er nahte […]

171 Nacht

171. Nacht

„Der Polizeirichter,“ fuhr der Barbier fort,
„säumte nicht, sondern schickte so viele Leute aus, dass die zehn Räuber
noch am Baïramstag selber verhaftet wurden. Ich ging gerade an den Ufern des
Tigris spazieren, und erblickte zehn reich gekleidete Männer, die sich in ein
Fahrzeug einschifften. Ich hätte sogleich merken können, dass es Räuber
wären, sofern ich nur auf die […]

172 Nacht

172. Nacht

„Die Müllerin hatte kaum die Gefühle meines Bruders
erkannt, als sie auch, anstatt darüber böse zu werden, beschloss, ihren Scherz
damit zu treiben. Sie sah ihn mit einer lächelnden Miene an. Mein Bruder sah
sie gleichfalls an, aber mit einer so possierlichen Gebärde, dass die Müllerin
schnell das Fenster zumachte, aus Furcht, darüber laut auflachen zu müssen,
und dadurch […]

173 Nacht

173. Nacht

„Mein Bruder,“ fuhr der Barbier fort,
„hatte fünf bis sechs Tage an diesen zwanzig Hemden für den Müller zu
arbeiten, der ihm hierauf ein anderes Stück Leinwand gab, um ihm daraus ebenso
viel Unterbeinkleider zu machen. Sobald sie fertig waren, trug sie Babbuk zu dem
Müller, der ihn fragte, was er ihm für seine Mühe schuldig sei? Mein […]

174 Nacht

174. Nacht

„Der Müller zwang auf diese Weise meinen Bruder, die
ganze Nacht hindurch die Mühle herumzudrehen. Bei Tagesanbruch verließ er ihn,
ohne ihn loszumachen und begab sich in das Schlafgemach seiner Frau. Babbuk
blieb eine ganze Weile in diesem Zustand. Endlich kam die junge Sklavin und
machte ihn los. „Ach, wie haben wir beide, meine gute Gebieterin und ich,
dich […]

14 Nacht

14. Nacht

„Meine Schwester,“ rief Dinarsade am Ende der
vierzehnten Nacht, „ich bitte dich, nimm die Geschichte des Fischers wieder
auf; du bist da stehen geblieben, wo der Griechische König die Unschuld des
Arztes Duban behauptet, und ihn so kräftig verteidigt.“ – „Ich
erinnere mich wohl daran,“ antwortete Scheherasade; „du sollst
sogleich den Verfolg davon hören.“

„Herr,“ fuhr sie fort, stets an […]

140 Nacht

140. Nacht

Der christliche Kaufmann fuhr auf folgende Weise fort dem
Sultan von Kaschghar zu erzählen:

„Ich brauchte nicht lange,“ sagte der junge Mann
zu mir, „in dem Saal zu warten. Die Dame, welche ich liebte, trat bald, mit
Perlen und Diamanten geschmückt, herein; aber sie glänzte noch mehr durch den
Glanz ihrer Augen, als durch den ihrer Edelsteine. Ihr Wuchs, […]

141 Nacht

141. Nacht

Der junge Mann aus Bagdad setzte mit folgenden Worten
seine Erzählung fort: „Ich besuchte die Dame nun täglich, und ließ jedes Mal
einen Beutel mit fünfzig Goldstücken bei ihr zurück. Das dauerte, bis die
Kaufleute, denen ich meine Waren zum Verkauf gegeben hatte, und die ich
regelmäßig zweimal in jeder Woche besuchte, mir nichts mehr schuldig waren.
Endlich sah […]

142 Nacht

142. Nacht

Als der Polizeimeister den Beutel in seinen Händen hatte,
fragte er den Reiter, ob er ihm gehörte und wie viel Geld er hinein getan
hatte. Der Reiter erkannte ihn für den gestohlenen, und versicherte, dass er
zwanzig Zeckinen enthielte. Der Richter öffnete ihn, und nachdem er wirklich
zwanzig Zeckinen darin gefunden hatte, gab er ihn ihm zurück. Sogleich […]

143 Nacht

143. Nacht

„Als ich die Schale in der Hand hatte,“
erzählte der junge Mensch,“ verdoppelten sich meine Tränen, und ich
stieß neue Seufzer aus.“ – „Was habt ihr denn so bitter zu weinen und
zu seufzen,“ sagte hierauf die Dame, „und warum nehmt ihr die Schale
mit der linken Hand, und nicht lieber mit der rechten?“ – „Ach, meine
Verehrteste,“ antwortet […]

144 Nacht

144. Nacht

Der junge Mann aus Bagdad beendigte auf solche Weise die
Geschichte, die er dem christlichen Kaufmann erzählt hatte: „Das, was ihr
jetzt gehört habt,“ fuhr er fort, „muss mich entschuldigen, dass ich
bei euch mit der linken Hand gegessen habe, Gott sei Dank, noch Vermögen genug
besitze, so bitte ich euch, die Summe, die ich von euch zu […]

145 Nacht

145. Nacht

Der Lieferant fuhr in seiner, an den Sultan von Kaschghar
gerichteten Erzählung fort: „Da es der Hausherr dem Kaufmann nicht
erlassen wollte, von der Knoblauchspeise zu essen, so befahl er seinen Leuten
ein Becken mit Wasser, und Kali, Asche von derselben Pflanze, und Seife bereit
zu halten, damit der Kaufmann sich so oft, als ihm belieben würde, waschen
könnte. […]

146 Nacht

146. Nacht

Die Dame setzte sich in meinen Laden, und da sie sah, dass
außer dem Verschnittenen und mir noch niemand in dem ganzen Besasthan war, so
entschleierte sie sich das Gesicht, um frische Luft zu schöpfen. Niemals habe
ich etwas so Schönes gesehen: Sie sehen und leidenschaftlich lieben, war eins
für mich. Immer hatte ich die Augen auf sie […]

147 Nacht

147. Nacht

„Ich hatte,“ fuhr der Kaufmann fort, „meine
Gläubiger um eine achttägige Frist gebeten. Da diese nun vorbei war, drängten
sie mich, sie zu bezahlen. Ich bat sie, mir dieselbe Frist nochmals zu
bewilligen: Sie taten es, aber schon am folgenden Tage sah ich die Dame auf
ihrer Mauleselin, mit demselben Gefolge und zu derselben Stunde, wie das
erste Mal, […]

148 Nacht

148. Nacht

Ich empfing den Verschnittenen sehr freundschaftlich und
erkundigte mich bei ihm nach dem Befinden seiner Gebieterin. „Ihr
seid,“ sagte er, „der glücklichste Liebhaber von der Welt. Sie ist
krank vor Liebe. Es ist nicht möglich, dass man mehr Lust haben kann, euch zu
sehen, als sie hat, und wenn sie über ihre Handlungen gebieten könnte, so
würde sie zu […]

149 Nacht

149. Nacht

Der Befehlshaber der Verschnittenen, unwillig darüber,
dass man ihn so im Schlafe gestört hatte, zankte sehr mit der Günstlingin,
dass sie so spät käme. „Ihr werdet nicht so leicht wegkommen, als ihr es
euch einbildet,“ sagte er zu ihr, „keine einzige dieser Kisten wird
eingelassen, ohne dass ich sie geöffnet und sorgfältig durchsucht habe.“

Zugleich befahl er den Verschnittenen, […]

15 Nacht

15. Nacht

Als in der folgenden Nacht Dinarsade ihre Schwester
Scheherasade aufgeweckt hatte, fuhr diese, mit Erlaubnis des Sultans,
folgendermaßen fort:

„Herr, der Kadi erzählte den drei Prinzen, bevor er
sein Urteil aussprach, folgende Geschichte:

„Es war einmal ein junger Mann, der ein junges
Mädchen leidenschaftlich liebte, und von ihr wieder geliebt wurde. Sie
wünschten beide, dass eine glückliche Heirat sie vereinen möchte: […]

150 Nacht

150. Nacht

Als die Günstlingin Sobeïdes sah, dass der Kalif
ausdrücklich die öffnung der Kiste verlangte, in welcher ich mich befand,
sagte sie: „Was diese Kiste hier betrifft, so wird, ich bitte darum, Euer
Majestät die Gnade haben, mir das Vorzeigen ihres Inhalts zu erlassen. Es sind
Sachen, die ich Euch nur in Gegenwart Ihrer Gemahlin zeigen kann.“ –
„Wohlan denn,“ […]

151 Nacht

151. Nacht

Ich blieb also zehn Tage in der Frauenwohnung des Kalifen.
Während dieser ganzen Zeit war ich des Vergnügens beraubt, die Günstlingin zu
sehen. Aber ich wurde auf ihren Befehl so gut behandelt, dass ich übrigens alle
Ursache hatte, sehr zufrieden zu sein.

Sobeïde sprach mit dem Kalifen von dem Entschluss, den
sie gefasst hatte, ihre Günstlingin zu verheiraten. Dieser […]

152 Nacht

152. Nacht

Alle die Frauen, welche zugesehen hatten, wie ich tausend
Streiche mit dem Ochsenziemer bekam, hatten Mitleid mit mir, als sie davon
hörten, dass mir die Hand abgehauen werden sollte. „Unsere liebe Schwester
und gute Dame,“ sagten sie zu der Günstlingin, „ihr treibt eure Rache
zu weit. Es ist freilich ein Mensch ohne Lebensart, der euren Stand und die
Rücksichten […]

153 Nacht

153. Nacht

Die Frauen wendeten, um mein Blut zu stillen, nicht bloß
die erwähnte Wurzel an, sondern auch Balsam aus Mekka, dem man nicht in dem
Verdacht haben konnte, verfälscht zu sein, weil er aus der Apotheke des Kalifen
kam.

Durch die Kraft dieses Wunderbalsams wurde ich in wenigen
Tagen vollkommen geheilt, und meine Frau und ich, wir blieben zusammen, als […]

154 Nacht

154. Nacht

„Herr,“ sagte Scheherasade, „da der
jüdische Arzt den Sultan von Kaschghar geneigt fand, ihn zu hören, so nahm er
folgendermaßen das Wort:

Geschichte
vom jüdischen Arzt erzählt

„Herr, während ich zu Damask Arzneikunde studierte,
und diese edle Kunst mit einigem Rufe zu treiben begann, kam ein Sklave zu mir,
der mich zum Befehlshaber der Stadt […]

155 Nacht

155. Nacht

Ich war schon groß, und fing an unter die Leute zu
kommen, als ich mich eines Tages mit meinem Vater und meinen Oheimen in der
großen Moschee in Mussul zum Mittagsgebet befand. Nach dem Gebet ging alles
fort, außer meinem Vater und meinen Oheimen, die sich auf den über den ganzen
Fußboden der Moschee verbreiteten Teppich setzten. Ich […]

156 Nacht

156. Nacht

Meine Oheime hatten meinem Vater nichts entgegenzusetzen,
und stimmten alle dem bei, was er von Kairo, vom Nil und vom ganzen Königreich
ägypten sagte. Was mich betraf, so war meine Einbildungskraft so voll davon,
dass ich die nächste Nacht fast schlaflos zubrachte.

Kurze Zeit nachher gaben meine Oheime selbst zu erkennen,
welche Eindruck die Schilderungen meines Vaters auf sie […]

121 Nacht

121. Nacht

Agib hatte kaum das ihm vorgelegte Stück Sahnetorte
berührt, als er sich stellte, als ob er es nicht nach seinem Geschmack fände,
und es ganz liegen ließ; und Schaban1)
(dies ist der Name des Verschnittenen) tat dasselbe. Die Witwe des Nureddin-Ali
sah, wie wenig ihr Enkel sich aus ihrer Torte machte. „Nein, […]

122 Nacht

122. Nacht

Als der Wesir Schemseddin Mohammed seine Schwägerin sagen
hörte, dass Bedreddin-Hassan die von dem Verschnittenen gebrachte Torte gemacht
haben müsste, fühlte er eine unbeschreibliche Freude; da er aber bedachte,
dass diese Freude ohne Grund, und, dem Anschein nach, die Vermutung der Witwe
Nureddin-Alis falsch wäre, sagte er zu ihr: „Aber, teuerste Frau, warum
habt ihr diese Meinung? Kann es […]

123 Nacht

123. Nacht

„Bedreddin,“ fuhr Giafar fort, „mochte auf
dem Wege seine Entführer noch so oft fragen, was man denn in der Sahnetorte
gefunden hätte, er bekam keine antwort. endlich langte er unter den Zelten an,
wo man ihn warten ließ, bis Schemseddin Mohammed von dem Befehlshaber von
Damaskus zurückgekehrt war.

Der Wesir fragte, sobald er kam, nach dem Bedreddin; den
man ihm […]

124 Nacht

124. Nacht

Der Kalif Harun Arreschyd konnte sich, seiner
Ernsthaftigkeit ungeachtet, nicht enthalten zu lachen, als der Wesir Giafar ihm
sagte, dass Schemseddin Mohammed den Bedreddin töten lassen wollte, weil er in
die dem Schaban verkaufte Sahnetorte keinen Pfeffer getan hätte.

„Wie,“ sagte Bedreddin, „muss in meinem Hause
alles zerbrochen und zerschlagen, muss ich in einen Kasten gesperrt, und müssen
die Vorbereitungen […]

125 Nacht

125. Nacht

„Schemseddin Mohammed,“ sagte der Wesir Giafar
zu dem Kalifen, „befahl allen Dienern, die im Saale waren, hinauszugehen
und sich zu entfernen, zwei oder drei ausgenommen, die er dort bleiben ließ. Er
gab ihnen den Befehl, den Bedreddin aus dem Kasten zu ziehen, ihn im Hemde und
in Unterbeinkleidern in den Saal zu führen, ihn daselbst allein zu lassen […]

126 Nacht

126. Nacht

Bedreddin brachte die Nacht nicht ruhig zu. Er erwachte
von Zeit zu Zeit und fragte sich selbst, ob er wache oder träume. Er misstraute
seinem Glück, und indem er suchte sich dessen gewiss zu machen, öffnete er die
Vorhänge und ließ seine Blicke das ganze Zimmer durchlaufen. „Ich
täuschte mich nicht,“ sagte er, „das ist das nämliche Zimmer, […]

127 Nacht

127. Nacht

Dinarsade unterließ nicht, die Sultanin von Indien vor
Tage zu wecken, welche, nachdem sie den Schachriar um Erlaubnis gebeten hatte,
die versprochene Geschichte anzufangen, folgendermaßen begann:

Geschichte
des kleinen Buckligen

Es gab einst in Kaschghar1)
einen Schneider, der eine sehr schöne Frau hatte, die er sehr liebte und von
welcher […]

128 Nacht

128. Nacht

Der Arzt und seine Frau beratschlagten miteinander über
das Mittel, sich während der Nacht von dem Leichnam zu befreien. Der Arzt
mochte hin und her sinnen, so viel er wollte, er fand keine List, um sich aus
seiner Verlegenheit zu ziehen, aber seine erfindungsreichere Frau sagte:
„Mir fällt etwas ein, wir wollen den Leichnam auf das Dach Mehr darüber erfahren

129 Nacht

129. Nacht

Der Lieferant des Sultans von Kaschghar hatte, indem er
den Buckligen schlug, seinen Buckel nicht bemerkt; als er ihn nun gewahrte, fing
er an zu fluchen. „Verdammter Buckliger,“ rief er aus, „Hund von
einem Buckligen! Hätte es doch Gott gefallen, dass du mir all mein Fett
gestohlen hättest und dass ich dich hier nicht gefunden hätte, dann würde […]

13 Nacht

13. Nacht

Gegen das Ende der dreizehnten Nacht setzte
Scheherasade, um die Neugier ihrer Schwester Dinarsade zu befriedigen, mit
Erlaubnis des Sultans, ihres Herrn, die Geschichte des griechischen Königs und
des Arztes Duban fort.

„Der griechische König,“ fuhr der
Fischer fort, „begnügte sich nicht, den Arzt Duban an seine Tafel zu
ziehen, sondern gegen Ende des Tages, als er die Versammlung entlassen […]

130 Nacht

130. Nacht

„Herr,“ sagte Scheherasade, „da der
Lieferant des Sultans von Kaschghar sich selbst öffentlich angeklagt hatte, an
dem Tod des Buckligen Schuld zu sein, so sah der Polizeimeister sich genötigt,
dem Kaufmann Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. „Lass,“ sagte er zu
dem Henker, „lass den Christen gehen, und hänge statt seiner diesen
Menschen, weil seine Strafbarkeit durch sein eigenes Geständnis erwiesen
ist.“

Der […]

131 Nacht

131. Nacht

Sobald der Polizeirichter überzeugt war, dass der
jüdische Arzt der Mörder wäre, befahl er dem Henker, sich seiner Person zu
bemächtigen, und den Lieferanten des Sultans frei zu lassen.

Der Arzt hatte schon den Strick um den Hals, und war im
Begriff zu sterben, als man die Stimme des Schneiders hörte, der den Henker
bat, nicht weiter zu gehen, […]

132 Nacht

132. Nacht

Während der Henker sich bereitete, den Schneider zu
hängen, sagte ein Beamter des Sultans von Kaschghar zu diesem, der den
Buckligen, seinen Lustigmacher nicht lange entbehren konnte, und ihn zu sehen
verlangte: „Herr, der Bucklige, dessentwegen Euer Majestät besorgt ist,
hat sich gestern betrunken, ist sodann wider seine Gewohnheit aus dem Palast
entwischt um in der Stadt herumzulaufen, und […]

133 Nacht

133. Nacht

Ich untersuchte den Sesam, welchen der junge Kaufmann mir
zeigte, und erwiderte ihm, dass das große Maß nach dem laufenden Preis hundert
Silberdrachmen gelte. „Geht zu den Kaufleuten,“ sagte er zu mir,
„die für diesen Preis welchen haben wollen, und kommt nach dem Siegestor,
wo ihr einen von jeder anderen Wohnung getrennten Kahn sehen werdet, dort will
ich euch […]

134 Nacht

134. Nacht

Sobald ich den jungen Kaufmann erblickte, ging ich ihm
entgegen, beschwur ihn abzusteigen, und fragte ihn, ob ich ihm sein Geld nicht
aufzählen sollte. „Das hat keine Eile,“ sagte er mit vergnügter und
zufriedener Miene. „Ich weiß, dass es in guten Händen ist. Ich werde es
mir abholen, wenn ich mein anderes Geld ausgegeben, und sonst keines mehr […]

135 Nacht

135. Nacht

Der christliche Kaufmann war sehr neugierig zu wissen,
warum sein Gast nur mit der linken Hand aß. „Nach der Mahlzeit,“
sagte er, „als meine Leute abgetragen und sich entfernt hatten, setzten wir
uns alle beide auf ein Sofa. Ich bot dem jungen Mann ein treffliches Täfelchen
Morselle an, welches er auch mit der linken Hand nahm. „Herr,“ sagte
ich […]

136 Nacht

136. Nacht

Der christliche Kaufmann fuhr, sich fortwährend an den
Sultan von Kaschghar wendend, folgendermaßen fort:

„Da mir die Makler und die Ausrufer,“ erzählte
der junge Mann, „versprochen hatten, mir ein Mittel zu sagen, durch dessen
Anwendung ich nichts an meinen Waren verlieren würde, so fragte ich sie, was
ich denn tun sollte?“ – „Sie an verschiedene Kaufleute
verteilen,“ versetzten sie, „sie […]

137 Nacht

137. Nacht

Der christliche Kaufmann fuhr in seiner Erzählung fort:
„Als ich sah,“ sagte der junge Mann zu mir, „dass die Frau
fort ging, fühlte ich wohl, dass mein Herz großen Anteil an ihr nahm. Ich rief
sie demnach zurück, und sagte zu ihr: „Edle Frau, erzeigt mir die Gnade
zurückzukehren, vielleicht finde ich ein Mittel, euch beide zu
befriedigen.“

Sie kehrte […]

138 Nacht

138. Nacht

Der junge Mann aus Bagdad sagte, seine Abenteuer dem
christlichen Kaufmann weiter erzählend: „Ich war noch nicht lange im Laden
Bedreddins, als ich die Dame, von ihrer Sklavin begleitet und noch prächtiger
gekleidet, als am vergangenen Tag, kommen sah. Sie sah den Kaufmann gar nicht
an, und sagte zu mir, sich an mich allein wendend: „Herr, ihr seht, […]

139 Nacht

139. Nacht

„Es ist passender, edle Frau,“ fuhr der Kaufmann
fort, „dass ihr die Güte habt, mir eure Wohnung anzuzeigen, ich werde mir
dann die Ehre geben, euch zu besuchen.“ Die Dame willigte darin ein.
„übermorgen,“ sagte sie, „ist Freitag, kommt an diesem Tag, nach
dem Mittagsgebet. Ich wohne in der Straße der Andacht. Ihr dürft nur nach dem
Haus des […]

102 Nacht

102. Nacht

Als der Geist Bedreddin-Hassan aufmerksam betrachtet
hatte, sagte er bei sich selbst: „Wenn man die lieblichen Gesichtszüge
dieses Geschöpfes betrachtet, so kann man es nur für einen Engel aus dem
irdischen Paradiese halten, den Gott abgeschickt, um die Welt durch seine
Schönheit in Brand zu stecken.“

Er erhub sich hierauf sehr hoch in die Luft, wo er
zufällig einer Fee […]

103 Nacht

103. Nacht

Der Sultan von ägypten, durch die abschlägige Antwort
und die Dreistigkeit des Schemseddin Mohammed beleidigt, sagte zu ihm im
Ausbruche seines Zorns, den er nicht zurückhalten vermochte: „Auf solche
Weise erwiderst du also die Güte, die ich habe, mich zu einer Verwandtschaft
mit dir erniedrigen zu wollen? Ich werde mich wegen des Vorzuges rächen, den du
einem anderen vor […]

104 Nacht

104. Nacht

Bedreddin-Hassan, der sich nun bei den Spielleuten,
Tänzern und Tänzerinnen befand, welche unmittelbar vor dem Buckligen
hergingen, nahm von Zeit zu Zeit aus seinem Beutel eine Handvoll Zeckinen, die
er unter sie verteilte. Da er sich bei dieser Verteilung mit unvergleichlicher
Anmut und sehr verbindlichem Wesen benahm, so warfen alle, die er beschenkte,
die Augen auf ihn, und fanden […]

105 Nacht

105. Nacht

Während nun Bedreddin-Hassan neben dem Buckligen auf der
Bühne saß, kamen die Dienerinnen mit der Braut, die sie schon in
wohlriechenden Wassern gebadet, und die von Wohlgerüchen duftete. Schon hatten
sie ihre Haare mit Moschus-Staub bestreut und ihre Kleider mit dem feinsten Aloe
und Ambra beräuchert. Dann kamen Mädchen, um ihre Haare zu flechten und sie
mit einem Schmuck […]

106 Nacht

106. Nacht

„Als Hassan die Braut so schön fand, dass er vor
Freude ganz außer sich war, hatte sie ein rotes Atlaskleid an, das sie so gut
kleidete, dass sie nicht nur Männern, sondern sogar Frauen den Kopf verwirrte.
Man nahm ihr aber nach einer Weile dieses Kleid ab und legte ihr ein blaues
Kleid an; lieblich strahlten dann ihre […]

107 Nacht

107. Nacht

So oft die Braut die Kleider gewechselt hatte, stand sie
von ihrem Platz auf, ging, von ihren Frauen begleitet, vor dem Buckligen
vorüber, ohne ihn eines Blickes zu würdigen und stellte sich vor
Bedreddin-Hassan, um sich ihm in ihren neuen Anzügen zu zeigen. Dieser
unterließ dann nicht, nach der ihm von dem Geist erteilten Vorschrift, in
seinen Beutel zu […]

108 Nacht

108. Nacht

„Als die beiden Liebenden eingeschlafen waren,“
fuhr der Großwesir Giafar fort, „sagte der Geist, der sich wieder zur Fe
begeben hatte, zu dieser, dass es Zeit wäre zu vollenden, was sie so glücklich
angefangen und so weit geleitet hätten. Lassen wir uns nicht von dem Tag
überraschen, der bald anbrechen wird; geht und entführt den Jüngling, ohne
ihn aufzuwecken.“

Die […]

109 Nacht

109. Nacht

„Herr,“ fuhr der Wesir Giafar fort, „da
Bedreddin-Hassan nicht abließ, zu behaupten, dass alles, was er gesagt hätte,
wahr wäre, stand er auf, um in die Stadt zu gehen, und alles lief ihm nach und
schrie: „Er ist ein Narr! Er ist ein Narr!“ Bei diesem Geschrei sahen
einige aus dem Fenster, andere traten an ihre Haustüren, und […]

11 Nacht

11. Nacht

Schachriar und seine Gemahlin brachten diese Nacht ebenso
zu, wie die vorhergehenden, und ehe der Tag anbrach, weckte Dinarsade durch
folgende Worte, welche sie an die Sultanin richtete: „Meine Schwester, ich
bitte dich, die Erzählung vom Fischer wieder aufzunehmen.“ – „Sehr
gern,“ antwortete Scheherasade, „ich will dir genugtun, mit Erlaubnis
des Sultans.“

„Als der Geist,“ fuhr sie fort,
„versprochen hatte, die […]

110 Nacht

110. Nacht

„Als die Neuvermählte sah,“ fuhr Giafar fort,
„wie ihr Vater die Freude, welche sie blicken ließ, ihr zum Vorwurf
machte, sagte sie zu ihm: „Macht mir, Herr, ich bitte euch, keinen so
ungerechten Vorwurf; nicht der bucklige, den ich mehr als den Tod verabscheue,
nicht dieses Ungeheuer habe ich geheiratet. Der ist von allen so in Verwirrung
gebracht worden, […]

111 Nacht

111. Nacht

Schemseddin Mohammed glaubte, dass er Bucklige wahnsinnig
wäre, indem er ihn so sprechen hörte, und sagte zu ihm: „Fort von da,
stelle dich auf deine Füße.“ – „Davor werde ich mich wohl
hüten,“ versetzte der Bucklige, „wenn nicht wenigstens die Sonne
aufgegangen ist. Als ich gestern Abend hierher kam, erschien mir auf einmal
zuerst eine schwarze Katze, die nach […]

112 Nacht

112. Nacht

Da der Wesir Schemseddin Mohammed durch die Hilfe seiner
Tochter und von ihr herbeigerufener Frauen aus seiner Ohnmacht erwacht war,
sagte er: „Meine Tochter, wundere dich nicht über den Zufall, der mir
soeben begegnet ist: Seine Ursache ist von der Art, dass du sie kaum begreifen
wirst. Der Gatte, welcher die Nacht mit dir zugebracht hat, ist dein […]

113 Nacht

113. Nacht

Nach Verlauf einiger Tage fühlte die Tochter des Wesirs
Schemseddin Mohammed, dass sie schwanger wäre, und wirklich kam sie nach neun
Monaten mit einem Knaben nieder. Man gab dem Kind eine Amme und andere Frauen
und Sklaven zu seiner Bedienung, und nannte ihn Agib1).

Als der junge Agib das Alter von sieben […]

114 Nacht

114. Nacht

Der kleine Agib, durch die Spottreden seiner Schulgesellen
verletzt, eilte weinend aus der Schule nach Hause. Er ging sogleich in das
Zimmer seiner Mutter, Dame der Schönheit, welche, bestürzt, ihn so betrübt zu
sehen, ihn eifrig um die Ursache seines Kummers fragte. Er konnte nur durch
Worte, welche von Schluchzen unterbrochen waren, antworten, so sehr war er von
Schmerz […]

115 Nacht

115. Nacht

Schemseddin Mohammed nahm den Weg nach Damaskus mit seiner
Tochter, Dame der Schönheit, und mit Agib, seinem Enkel. Sie reisten neunzehn
Tage hintereinander, ohne sich aufzuhalten; als sie aber am zwanzigsten auf eine
schöne, nicht weit von den Toren von Damaskus entfernte Wiese gekommen waren,
hielten sie an, und ließen ihre Zelte an den Ufern eines Flusses aufschlagen,
der […]

116 Nacht

116. Nacht

„Bedreddin-Hassan,“ fuhr der Wesir fort,
„der die Augen vorzüglich auf Agib heftete, fühlte sich sogleich ganz
bewegt, ohne zu wissen, warum. Er war nicht, wie das Volk, von der blendenden
Schönheit des Knaben ergriffen, seine Unruhe und seine Bewegung hatten eine
andere ihm unbekannte Ursache. Es war die Macht des Blutes, die in diesem
zärtlichen Vater wirkte, der, seine […]

117 Nacht

117. Nacht

Bedreddin-Hassan eilte dem Agib und dem Verschnittenen
nach, und holt sie ein, ehe sie an das Stadttor gelangt waren. Der
Verschnittene, der es bemerkte, dass jener ihnen nachfolgte, war sehr erstaunt
darüber. „Ihr überlästiger,“ rief er ihm zornig zu, „was wollt
ihr denn?“ – „Mein lieber Freund,“ antwortete ihm Bedreddin,
„erzürnt euch nicht. Ich habe außerhalb der Stadt ein […]

118 Nacht

118. Nacht

Gegen Ende der Nacht sagte Scheherasade, das Wort an den
Sultan von Indien richtend; „Der Großwesir setzte folgendermaßen die
Geschichte des Bedreddin-Hassan fort:

„Bedreddin,“ sagte er, „fuhr fort, sein
Handwerk als Pastetenbäcker in Damaskus zu treiben; und sein Onkel reiste drei
Tage nach seiner Ankunft von dort ab. Er nahm seinen Weg nach Emesa, von wo er
sich nach Hamasch

119 Nacht

119. Nacht

Nachdem Schemseddin Mohammed seine Schwägerin von allem,
was in Kairo in der Hochzeitnacht seiner Tochter vorgefallen war, unterrichtet,
und ihr von dem Erstaunen erzählt hatte, in welches er durch das in den Turban
des Bedreddin gefundene Heft geraten war, stellte er ihr Agib und Dame der
Schönheit vor.

Als die Witwe des Nureddin-Ali, welche sitzen geblieben
war, wie eine Frau, […]

12 Nacht

12. Nacht

Die zwölfte Nacht war schon weit
vorgerückt, als Scheherasade den Faden der Geschichte des Griechischen Königs
und des Arztes Duban wieder aufnahm:

„Herr, der Fischer fuhr also fort, dem
in dem Gefäße verschlossen gehaltenen Geiste zu erzählen: „Der Arzt
Duban stand wieder auf, und nachdem er eine tiefe Verbeugung gemacht hatte,
sagte er zu dem König, er fände es heilsam, […]

120 Nacht

120. Nacht

Agib, erstaunt zu hören, was Bedreddin ihm gesagt hatte,
antwortete: „Es ist eine übertreibung in der Freundschaft, die ihr mir
bezeigt, und ich komme nicht in euren Laden, wenn ihr mir nicht schwört, mir
nicht zu folgen, wenn ich weggehe. Wenn ihr mir das versprecht, und ein Mann von
Wort seid, so komme ich morgen wieder, während […]

1 Nacht

1. Nacht

Der Kaufmann und der Geist

„Herr, es war einmal ein Kaufmann, der
große Reichtümer besaß, sowohl an liegenden Gründen, als an Waren und barem
Gelde. Er hatte viele Handelsdiener, Faktoren und Sklaven. Indem er von Zeit zu
Zeit Reisen machen musste, um sich mit seinen Handelsfreunden zu besprechen, […]

10 Nacht

10. Nacht

Dinarsade weckte in der folgenden Nacht, als
es Zeit war, ihre Schwester, und bat sie, die Geschichte vom Fischer
fortzusetzen.

Der Sultan bezeigte auch seine Ungeduld, zu
vernehmen, welchen Zwist der Geist mit Salomon gehabt hatte; und Scheherasade
fuhr also fort:

„Herr, der Fischer hatte nicht sobald
die Worte des Geistes vernommen, als er sich wieder erholte, und zu ihm sagte:
„Stolzer […]

100 Nacht

100. Nacht

Bedreddin-Hassan von Balsora (so nannte man ihn, weil er
in dieser Stadt geboren war) empfand einen unbeschreiblichen Schmerz über den
Tod seines Vaters. Statt, dem Gebrauch gemäß, nur einen Monat in Tränen und
Einsamkeit zuzubringen, brachte er, ohne irgend jemand zu sehen und ohne selbst
dem Sultan von Balsora aufzuwarten, zwei Monate auf solche Weise zu. Der Sultan,
über […]

1000 Nacht

1000. Nacht

Sie gingen auch wirklich in den Garten hinein, und
übergaben den Beutel der Gärtnersfrau zum Aufbewahren. Hierauf besahen sie
sich die Anlagen, aßen von den Fürchten, die auf den Bäumen prangten, tranken
von den Quellen, und ergötzten sich auf alle Art. Da sprach einer unter ihnen:
„Ich habe sehr wohlriechende Seife bei mir. Kommt, wir wollen uns bei
dieser […]

1001 Nacht

1001. Nacht

„Man sagt, oh Sultan, dass jene Frau dem König
weiter erzählte, wie der Fuchs glücklich aus der Stadt entkommen, und auf
diese Weise sein Leben gerettet habe, wie er nimmermehr geglaubt hätte. Da
sagte der König: „Ich will die Verurteilung der Frau meinem Sohn
überlassen: Er mag sie vorher foltern, oder gleich töten lassen.“ Der
Sohn des Königs nahm […]

101 Nacht

101. Nacht

Der Jude, welcher Isaak hieß, sagte zu Bedreddin-Hassan,
nachdem er ihn gegrüßt und ihm die Hand geküsst hatte: „Herr, darf ich
mir wohl die Freiheit nehmen, euch zu fragen, wohin ihr zu dieser Stunde so
allein und wie es scheint, ein wenig bewegt geht? Bekümmert euch irgend
etwas?“ – „Ja,“ antwortete Bedreddin-Hassan, „Ich bin vorhin
eingeschlafen, und im Schlafe […]