Ysätters-Kajsa.

In Närke hatten sie in alten Zeiten etwas, das sie sonst nirgends in der Welt hatten, nämlich einen Kobold, die Ysätters-Kajsa.

Den Namen hatte sie erhalten, weil sie soviel mit Wind und Sturm zu tun hatte, und diese Windkobolde pflegt man immer Kajsa zu nennen, und den Beinamen hatte sie erhalten, weil es hieß, sie sei aus dem Ysätter-Meer im Kirchspiel Asker gekommen.

Es scheint, daß sie ihr eigentliches Heim in Asker hatte, aber man sah sie auch anderwärts. Nirgends in ganz Närke konnte man sicher vor ihr sein.

Sie war kein trübseliger und unheimlicher Kobold, sondern sie war fröhlich und lustig, und das liebste vor allem war ihr ein ordentliches Sturmwetter. Sobald da Wind genug war, fuhr sie dahin, um auf der Närkeebene zu tanzen.

Närke besteht eigentlich aus nichts weiter als einer Ebene, die auf allen Seiten von bewaldeten Bergen umgeben ist. Nur in der nordöstlichen Ecke, da wo der Hjelmar aus der Landschaft ausscheidet, befindet sich eine Öffnung in der langen Hecke aus Bergen.

Wenn nun der Wind eines Morgens draußen auf der Ostsee Kräfte gesammelt hat und auf das Land zugefahren kommt, geht er ganz ungehindert zwischen die Sörmlandshügel und schlüpft ohne sonderliche Mühe beim Hjelmar nach Närke hinein. Dann braust er dahin, quer über die Närkeebene, aber nach Westen zu stößt er auf die hohe Felswand des Kilsberges und wird zurückgeworfen. Er krümmt sich wie eine Schlange und fährt dahin, gen Süden. Dort aber stößt er auf den Tived und bekommt einen Puff, so daß er nach Osten zu stürzt. Nun, dort im Osten liegt der Tylöser Wald, und der schickt den Wind gen Norden nach Käglan. Und von Käglan fährt der Wind noch einmal dahin, auf die Kilsberge und den Tived und den Tylöser Wald zu. Er dreht sich rund herum in immer kleineren Kreisen, bis er schließlich wie ein Kreisel mitten auf der Ebene stehen bleibt und sich unaufhörlich herumdreht. Aber an solchen Tagen, wenn die Wirbelwinde über die Ebene fuhren, da ergötzte sich die Ysätters-Kajsa. Da stand sie mitten in dem Wirbel und drehte sich. Das lange Haar flatterte oben zwischen den Wolken des Himmels, die Schleppe ihres Kleides fegte wie eine Staubwolke an der Erde dahin, und die ganze Ebene lag unter ihr wie ein schwarzer Tanzboden.

Am Morgen saß Ysätters-Kajsa gern oben auf dem Gipfel eines Bergabhanges und sah über die Ebene hinaus. War es dann Winter und gute Bahn, und sah sie viele des Weges dahergefahren kommen, so hatte sie nichts Eiligeres zu tun, als zu einem Schneesturm aufzublasen und den Schnee zu so hohen Schanzen zusammen zu fegen, daß die Leute am Abend nur mit Not und Mühe nach Hause kommen konnten. War es Sommer und gutes Erntewetter, so saß Ysatters-Kajsa ganz still da, bis die ersten Heufuder beladen und fertig waren. Dann kam sie mit ein paar Gewitterschauern dahergefahren, die der Arbeit für diesen Tag ein Ende machten.

Es läßt sich nicht leugnen, daß sie selten an etwas anderes dachte, als Unheil zu stiften. Die Köhler oben in den Kilsbergen wagten kaum, ein Auge zu schließen, denn sobald sie einen unbewachten Meiler sah, kam sie geschlichen und blies in ihn hinein, so daß er plötzlich in hellen Flammen stand. Und geschah es, daß die Erzfahrer aus Laxå und Svartå eines Abends spät draußen waren, so hüllte die Ysätters-Kajsa den Weg und die Gegend in einen so dichten Nebel, daß Menschen und Pferde irregingen und die schweren Schlitten in Moore und Sümpfe hineinfuhren.

Hatte die Pröpstin in Glanshammer an einem Sommersonntag den Kaffeetisch draußen im Garten gedeckt, und es kam ein Windstoß, der das Tischtuch vom Tisch hob und Tassen und Teller umwarf, so wußte man, bei wem man sich für den Spaß zu bedanken hatte. Wurde dem Bürgermeister in Örebro der Hut abgeweht, so daß er über den ganzen Marktplatz hinter ihm herlaufen mußte, stießen die Leute von der Vinö im Hjelmar mit ihren Gemüsebooten auf Grund, wehte die Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt war, herunter und wurde schmutzig, schlug der Rauch eines Abends in die Stube hinein und konnte er den Weg durch den Schornstein gar nicht finden, da war niemand in Zweifel, wer auf Kurzweil ausgezogen war.

Aber wenn auch Ysätters-Kajsa allerlei neckische Streiche liebte, so war doch eigentlich nichts Böses in ihr. Man konnte sehr wohl merken, daß sie am schlimmsten gegen diejenigen war, die zanksüchtig und geizig und boshaft waren, brave Leute und kleine arme Kinder nahm sie oft in Schutz. Und alte Leute erzählen, daß einmal, als die Askerser Kirche nahe daran war, abzubrennen, Ysätters-Kajsa gefahren kam und sich mitten in Feuer und Rauch auf dem Kirchendach niederließ und die Gefahr abwehrte.

Und doch waren die Leute in Närke der Ysätters-Kajsa oft recht überdrüssig, aber sie ermüdete nie, sie zum Besten zu haben. Wenn sie oben auf dem Rand einer Wolke saß und auf Närke hinab sah, das freundlich und wohlhabend unter ihr lag mit ansehnlichen Gruben und Bergwerken oben in den Berggegenden, mit der trägen Svartå und den seichten, fischreichen Seen in der Ebene, mit der guten Stadt Örebro, die sich rings um das ernste Schloß mit den festen Ecktürmen ausdehnte, dann dachte sie wohl: »Hier würde es den Leuten zu gut ergehen, wenn sie mich nicht hätten. Sie würden stumpfsinnig und langweilig werden. Sie haben so eine wie mich nötig, die Leben in sie bringen und sie bei Laune erhalten kann.«

Und dann lachte sie wild und gellend wie eine Elster und fuhr davon, tanzend und wirbelnd, von einer Ecke der Ebene bis zur anderen. Und wenn die Leute in Närke sahen, wie sie ihre Staubschleppe über die Ebene hinfegen ließ, konnten sie sich eines Lächelns nicht erwehren. Denn häßlich und neckisch war sie freilich, aber gute Laune hatte sie. Es war ebenso belebend für die Bauern, sich mit der Ysätters-Kajsa zu tummeln, wie für die Ebene, von dem Sturmwind gepeitscht zu werden.

Heutzutage behauptet man, die Ysätters-Kajsa sei tot und heimgefahren, wie alle Kobolde. Aber das kann man nicht recht glauben. Es ist, als wolle man erzählen, daß in Zukunft die Luft über der Ebene immer still stehen und der Wind nicht mehr mit Sausen und Brausen, und frischer Luft und Gewitterschauern darüber hintanzen solle.

Wer da meint, die Ysätters-Kajsa sei tot und heimgefahren, du soll jetzt hören, was sich in Närke in dem Jahr zutrug, als Niels Holgersen über die Gegend dahinflog, dann kann er ja selber sagen, was er glaubt.

Der Jahrmarktabend.

Mittwoch, 27. April.

Es war am Tage vor dem großen Viehmarkt in Örebro, und es regnete, so daß Himmel und Erde ineinander verschwammen. Es war ein Regen ohne Sinn und Verstand. Er stürzte in reißenden Strömen vom Himmel herunter, und manch einer dachte bei sich: »Das ist ja ganz so wie zu Ysätters-Kajsas Zeiten. Nie hatte sie so viele Streiche vor, als wenn Jahrmarkt sein sollte. Es sieht ihr wirklich ähnlich, so einen Regen am Abend vor dem Markt herabzusenden.«

Je weiter der Tag verschritt, um so ärger wurde der Regen. Gegen Abend war es ein förmlicher Wolkenbruch. Die Wege waren ganz grundlos, und die Leute, die mit ihrem Vieh von Hause gegangen waren, um Örebro am nächsten Morgen rechtzeitig zu erreichen, waren übel dran. Kühe und Ochsen hatten die Wanderung so satt, daß sie keinen Fuß mehr vorwärts setzen wollten, und viele von den armen Tieren warfen sich auf dem Wege nieder, um zu zeigen, daß sie nicht weiter gehen wollten. Alle Leute, die am Wege wohnten, mußten ihre Häuser den Marktgästen aufschließen und ihnen Nachtquartier geben, so gut sie konnten. Es war nicht nur in den Stuben, sondern auch in den Ställen und Scheunen überfüllt.

Wem es möglich war, der suchte doch, sich bis zum Wirtshaus durchzukämpfen, aber wenn man so weit kam, bereute man fast, nicht in einem der Häuser am Wege geblieben zu sein. Jeder Stand im Kuhstall und jedes Spilltau im Pferdestall war längst besetzt.

Es blieb nichts anderes übrig, als die Pferde und Kühe draußen im Regen stehen zu lassen. Mit genauer Not konnten ihre Besitzer Dach über dem Kopf bekommen.

Die Nässe und der Morast und das Gedränge auf dem Hof spotteten jeder Beschreibung. Die Tiere standen zum Teil geradezu in einer Lache und konnten sich nicht einmal hinlegen. Einige von den Bauern verschafften ihren Tieren ja freilich Stroh, worauf sie liegen konnten, und breiteten Decken über sie, andere aber saßen drinnen in der Schenke und tranken und spielten und vergaßen völlig die, für die sie zu sorgen hatten.

An jenem Abend hatten der Junge und die Wildgänse einen Werder im Hjelmar erreicht; der war nur durch einen niedrigen und schmalen Sund vom Lande getrennt, so daß man bei niedrigem Wasserstand trockenen Fußes hinüberkommen konnte.

Es regnete ebenso arg draußen auf dem Werder wie überall sonst. Der Junge konnte nicht schlafen vor den Regentropfen, die unaufhörlich auf ihn herabpeitschten. Schließlich entschloß er sich, auf dem Werder umherzuwandern. Er fand, daß er den Regen nicht so sehr merkte, wenn er sich bewegte. Kaum war er einmal rund um den Werder gegangen, als er ein Plätschern im Wasser zwischen dem Werder und dem Ufer vernahm, und gleich darauf sah er ein einzelnes Pferd zwischen den Büschen daherkommen. Es war ein altes Pferd, so elend und erbärmlich, wie er nie etwas Ähnliches gesehen hatte. Es war im Rücken gebrochen, und steifbeinig war es und so mager, daß man seine Rippen zählen konnte. Es hatte weder Zügel noch Sattel, nur einen alten Zaum, von dem ein halbverfaultes Tauende herabhing. Es war ihm offenbar nicht schwer geworden, sich loszureißen.

Das Pferd ging geradeswegs auf die Stelle zu, wo die Wildgänse standen und schliefen, und der Junge war bange, daß es auf sie treten würde. »Wo willst du hin? Sieh dich vor!« rief er. – »Also da bist du!« sagte das Pferd. »Ich bin eine Weile gegangen, um dich zu finden.« – »Hast du von mir reden hören?« fragte der Junge ganz erstaunt. – »Ohren habe ich doch wenigstens, wenn ich auch alt bin. Es reden viele von dir in dieser Zeit.«

Während das Pferd sprach, bog es den Kopf herab, um besser sehen zu können, und der Junge bemerkte, daß es einen kleinen Kopf mit schönen Augen und eine feine, weiche Schnauze hatte. »Es ist seiner Zeit ein gutes Pferd gewesen, wenn es auch in seinen alten Jahren mit ihm zurückgegangen ist,« dachte er.

»Ich wollte dich bitten, mit mir zu kommen und mir bei etwas behilflich zu sein,« sagte das Pferd.

Der Junge hatte keine große Lust, mit jemand, der so erbärmlich aussah, irgendwohin zu gehen, und entschuldigte sich mit dem schlechten Wetter. »Es ist nicht schlimmer für dich, auf meinem Rücken zu sitzen, als hier zu liegen,« sagte das Pferd. »Aber du magst vielleicht nicht mit so einer elenden Kracke, wie ich bin, gehen« – »Ach ja, das ist es nicht,« sagte der Junge. – »Dann wecke die Gänse, damit wir mit ihnen verabreden können, wo sie dich morgen abholen sollen,« sagte das Pferd.

Gleich darauf saß der Junge auf dem Rücken des Pferdes. Das alte Pferd holte besser aus, als der Junge es ihm zugetraut hatte, aber doch war es ein langer Ritt in Nacht und Regen, bis sie vor einem großen Wirtshaus haltmachten. Dort sah es sehr ungemütlich aus, die Wagenspuren auf dem Wege waren so tief, daß der Junge überzeugt war, er würde ertrinken, wenn er da hinein fiel. An dem Gitter, das den Hof umgab, waren dreißig, vierzig Pferde und Kühe angebunden ohne irgendwelchen Schutz gegen den Regen, und drinnen im Hofe standen Karren mit hohen Kisten, in denen Schafe und Kälber und Schweine und Hühner eingeschlossen waren.

Das Pferd stellte sich an das Gitter. Der Junge blieb auf seinem Rücken sitzen, und mit seinen guten Nachtaugen konnte er deutlich sehen, wie schlecht für die Tiere gesorgt war.

»Wie geht es zu, daß ihr hier draußen im Regen steht?« fragte er. – »Wir sind auf dem Wege zum Markt in Örebro, aber der Regen zwang uns, hier einzukehren. Es ist ein Wirtshaus, aber da sind so viele Reisende, daß für uns kein Platz mehr im Stall war.«

Der Junge erwiderte nichts, er saß nur da und sah sich um. Nicht viele von den Tieren schliefen, und von allen Seiten hörte er Klagen und Unzufriedenheit. Sie hatten alle guten Grund zu jammern, denn das Wetter war noch schlechter geworden als früher am Tage. Es wehte ein eisig kalter Wind, und der Regen, der jetzt herabpeitschte, so daß es brannte, war mit Schnee vermischt. Es war leicht zu verstehen, womit er dem Pferd behilflich sein sollte.

»Kannst du sehen, daß dem Wirtshaus gerade gegenüber ein großer Bauerhof liegt?« fragte das Pferd. – »Ja,« sagte der Junge, »das sehe ich, und ich kann nicht begreifen, daß man nicht um Unterkunft für euch dort gebeten hat. Aber vielleicht ist es da auch schon voll?« – »Nein, da sind keine Gäste,« sagte das Pferd. »Die, denen der Hof gehört, sind so geizig und ungefällig, daß es nicht nützen kann, sie um Unterkunft zu bitten.« – »Hängt das so zusammen? Ja, dann werdet Ihr wohl bleiben müssen, wo Ihr seid.« – »Aber ich bin auf dem Hof geboren und aufgewachsen,« sagte das Pferd. »Ich weiß, daß da ein großer Pferdestall und ein großer Kuhstall mit vielen leeren Spilltauen und Ständen ist, und ich möchte wohl wissen, ob du es nicht einrichten kannst, daß wir da hineinkommen.« – »Ich glaube kaum, daß ich den Mut habe,« sagte der Junge. Aber dann taten ihm die Tiere so leid, daß er doch sehen wollte, was sich machen ließ.

Er lief in den fremden Hof hinein und sah sogleich, daß alle Wirtschaftsgebäude verschlossen und alle Schlüssel herausgezogen waren. Hilflos und unschlüssig stand er da, als er plötzlich unerwartet Hilfe bekam. Es war ein Windstoß, der mit mächtiger Fahrt dahergesaust kam und die Tür zu der großen Scheune gerade vor ihm aufwehte.

Der Junge war natürlich nicht faul, sondern kehrte schnell zu dem Pferd zurück. »Es ist unmöglich, in den Pferdestall oder in den Kuhstall hineinzugelangen,« sagte er, »aber da ist eine große, leere Scheune, die haben sie vergessen abzuschließen, und dahinein will ich mit Euch gehen.« – »Hab‘ Dank,« sagte das Pferd, »es soll gut tun, noch einmal auf dem alten Hof zu schlafen. Das ist die einzige Freude, die es noch für mich auf dieser Welt gibt.«

Auf dem wohlhabenden Bauernhof, der dem Wirtshaus gegenüberlag, waren sie an diesem Abend viel länger aufgeblieben, als es sonst ihre Gewohnheit war.

Der Bauer war ein Mann von fünfunddreißig Jahren. Er war groß und stattlich mit einem schönen aber ziemlich finsteren Gesicht. Er war den ganzen Tag im Regen draußen gewesen und war naß geworden wie alle anderen, Und beim Abendbrot bat er seine alte Mutter, die noch Hausfrau auf dem Hof war, Feuer anzumachen, damit er seine Kleider trocknen könne. Und dann hatte die Mutter ein elendes kleines Feuer auf dem Herd angezündet, denn dort im Hause pflegten sie ja nicht verschwenderisch mit dem Brennmaterial umzugehen, und der Mann hängte seinen Rock über einen Stuhl, den er vor das Feuer stellte. Dann setzte er den einen Fuß auf den Herd und stützte den Arm auf das Knie, und so blieb er stehen und sah in das Feuer hinein. Da hatte er nun mehrere Stunden gestanden, ohne sich zu rühren, außer wenn er einmal ein Scheit Holz auf das Feuer warf.

Seine Mutter hatte den Tisch abgedeckt und sein Bett in Ordnung gebracht, und dann ging sie in die Kammer hinein und setzte sich hin. Von Zeit zu Zeit trat sie an die Tür und sah ihn verwundert an, der dort am Feuer stehen blieb und nicht zu Bett ging. »Es ist nichts, Mutter. Ich muß nur an alte Zeiten denken,« sagte er.

Die Sache war die, daß als er vorhin am Wirtshaus vorübergegangen war, ein Pferdehändler kam und fragte, ob er ein Pferd kaufen wolle. Er zeigte ihm eine alte Kracke, die so übel zugerichtet war, daß er nicht umhin konnte, den Mann zu fragen, ob er recht gescheit sei, daß er glaube, ihm so eine alte Mähre anschnacken zu können. »Ach, nein, aber ich dachte nur, daß Ihr, die Ihr das Pferd einmal besessen habt, vielleicht Lust hättet, ihm auf seine alten Tage das Gnadenbrot zu geben, denn das hat es wirklich verdient,« erwiderte der Pferdehändler.

Er sah das Pferd an und erkannte es. Ja, das Pferd hatte er selbst aufgezogen und eingefahren. Aber deswegen konnte es ihm doch nicht einfallen, so ein altes, unbrauchbares Tier zu kaufen. Davon konnte keine Rede sein! Er gehörte nicht zu den Leuten, die ihr Geld zum Fenster hinauswerfen.

Aber trotzdem hatte der Anblick des Pferdes viele Erinnerungen in ihm wachgerufen, und zwar Erinnerungen, die ihn so wach hielten, daß er nicht zu Bett gehen konnte.

Ja, das Pferd war ein gutes und flottes Tier gewesen. Sein Vater hatte ihm seine Pflege von Anfang an übergeben. Er hatte es eingefahren und es mehr geliebt als irgend etwas auf der Welt. Sein Vater hatte darüber geklagt, daß er es zu gut füttere, und er hatte ihm oft heimlich Hafer geben müssen.

Solange er das Pferd hatte, wollte er nie zur Kirche gehen, sondern fuhr immer. Das geschah nur, um das Fohlen zu zeigen. Er selber war in eigengemachtem Anzug aus Beiderwand, und die Karre war einfach und ungemalt, aber das Pferd war das schönste Tier, das den Kirchenhügel hinanfuhr.

Einmal hatte er Mut gefaßt und mit seinem Vater davon gesprochen, daß er sich einen Tuchanzug kaufen und die Karre malen wolle. Der Vater war wie versteinert. Der Sohn glaubte, der Alte würde einen Schlaganfall bekommen. Später versuchte er, seinem Vater begreiflich zu machen, daß, wenn er ein so flottes Pferd fuhr, er selber auch ein wenig ordentlich aussehen müsse.

Der Vater erwiderte nichts, aber ein paar Tage darauf fuhr er nach Örebro und verkaufte das Pferd.

Das war grausam von dem Vater, aber er hatte offenbar gefürchtet, daß ihn das Pferd zu Eitelkeit und Verschwendung verlocken würde, und jetzt, so lange nachher, mußte er erkennen, daß der Vater recht gehabt hatte. So ein Pferd konnte wohl eine Versuchung werden. Damals aber hatte er es sich anfänglich sehr zu Herzen genommen. Er ging zuweilen nach Örebro, nur um an der Straßenecke zu stehen und das Pferd vorbeifahren zu sehen, oder auch um sich mit einem Stück Zucker zu ihm in den Stall zu schleichen.

»Wenn Vater stirbt und ich den Hof bekomme,« dachte er, »so soll das erste, was ich tue, sein, daß ich mein Pferd zurückkaufe.«

Nun war der Vater tot und der Hof hatte ihm schon ein paar Jahre gehört, aber er hatte nicht den geringsten Versuch gemacht, das Pferd zurückzukaufen. Er hatte seit langer Zeit nicht an das Tier gedacht – bis heute abend.

Es war sonderbar, daß er es so völlig hatte vergessen können. Aber sein Vater war ein sehr herrschsüchtiger und willensstarker Mann, und als er erwachsen war und sie beide immer zusammen arbeiteten, gewann der Vater große Macht über ihn. Schließlich fand er, daß alles, was der Vater tat, richtig war. Und als er den Hof bekam, bemühte er sich nur, vor allen Dingen so zu handeln, wie sein Vater gehandelt haben würde.

Er wußte sehr wohl, daß die Leute sagten, sein Vater sei geizig, aber es war doch richtig, den Daumen auf den Beutel zu halten und das Geld nicht unnötig wegzuwerfen. Man durfte doch das anvertraute Gut nicht vergeuden. Es war besser, geizig genannt zu werden und einen schuldenfreien Hof zu haben, als sich mit Wechseln herumzuschlagen wie die anderen Hofbesitzer.

Es klang, als wenn sich jemand über seine Klugheit lustig machte, und er wollte schon zornig werden, als er entdeckte, daß das Ganze ein Irrtum war. Es hatte angefangen zu wehen, und hier hatte er gestanden und war so schläfrig geworden, daß er das Heulen des Windes im Schornstein für eine Menschenstimme hielt!

Er wandte sich um und sah nach der Stubenuhr, und die schlug im selben Augenblick elf tiefe Schläge. Schrecklich, wie spät es geworden war!

»Es wird wohl Zeit, daß du zu Bett kommst,« dachte er. Da fiel ihm ein, daß er noch nicht seine Runde über den Hof gemacht hatte, wie er das jeden Abend zu tun pflegte, um zu sehen, ob alle Türen und Luken geschlossen, und ob alle Lichter ausgelöscht waren. Das hatte er noch nie versäumt, seit er Herr auf dem Hof gewesen war. Schnell zog er den Rock an und ging in das Unwetter hinaus.

Er fand alles, wie es sein sollte, bis auf die Tür der leeren Scheune, die der Wind aufgerissen hatte. Er ging ins Haus, um den Schlüssel zu holen, verschloß die Scheune und steckte den Schlüssel in die Rocktasche. Dann ging er wieder in die Stube, zog den Rock aus und hängte ihn ans Feuer. Es war ein fürchterliches Wetter draußen mit dem schneidend kalten Wind und dem schneegemischten Regen. Und in dem Wetter stand sein altes Pferd draußen, ohne auch nur eine Decke über sich zu haben. Er hätte ihm doch wohl Obdach geben sollen, wo es doch hier in die Gegend gekommen war.

Drüben im Wirtshaus, dem Bauerhof gegenüber hörte der Junge eine alte Wanduhr mit gesprungenem Klang elf Schläge schlagen. Da war er gerade im Begriff das Vieh loszubinden, um es nach der Scheune auf dem Bauerhof zu bringen. Es währte eine Weile, bis er sie alle geweckt und aufgerichtet hatte, aber schließlich war das in Ordnung, und in einer langen Reihe, der Junge als Wegweiser voran, kamen sie auf den Hof des geizigen Bauern gezogen.

Während der Junge mit alledem beschäftigt war, hatte der Bauer die Runde über den Hof gemacht und die Scheune abgeschlossen, und als Niels nun mit den Tieren kam, war die Tür geschlossen. Er blieb ganz bestürzt stehen. Nein, er konnte sie nicht dastehen lassen. Er mußte ins Haus und sich den Schlüssel verschaffen.

»Sorge du dafür, daß sie ruhig sind, während ich den Schlüssel hole,« sagte er zu dem alten Pferd, und damit lief er davon.

Mitten auf dem Hof blieb er stehen und überlegte, wie er ins Haus kommen sollte. Während er dastand, sah er zwei kleine Fußgänger des Weges kommen und vor dem Wirtshaus stehen bleiben.

Er sah sofort, daß es zwei kleine Mädchen waren, und er lief näher an sie heran, in der Hoffnung, daß sie ihm vielleicht helfen könnten.

»So, Birte Marie,« sagte die eine, »nun mußt du nicht mehr weinen. Nun sind wir bei dem Wirtshaus. Hier werden wir schon Unterkunft finden.«

Kaum hatte das kleine Mädchen das gesagt, als der Junge ihr zurief: »Nein, es nützt nichts, daß ihr versucht, Unterkunft im Wirtshaus zu finden. Das ist ganz unmöglich. Aber hier im Bauerhaus haben sie keine Gäste. Da solltet ihr hingehen.«

Die kleinen Mädchen hörten die Worte ganz deutlich, aber sie konnten den, der sprach, nicht sehen. Sie wunderten sich aber nicht so sehr darüber, denn es war so stockdunkel. Die größte von ihnen antwortete sogleich: »Nein, da gehen wir nicht hin, denn die Leute, die da wohnen, sind schlecht und geizig. Sie sind schuld daran, daß wir auf der Landstraße betteln gehen.«

»Das kann ja sein,« erwiderte der Junge, »aber ihr solltet doch hineingehen. Ihr werdet sehen, daß es geht.«

»Dann wollen wir es versuchen, aber du sollst sehen, wir kommen nicht einmal hinein,« sagten die beiden kleinen Mädchen und gingen nach dem Wohnhaus und klopften an.

Der Bauer stand noch vor dem Feuer und dachte an das Pferd, als es klopfte. Er ging hinaus, um zu sehen, was es sei und dachte dabei, er wolle sich nicht überreden lassen, irgendeinen, der des Weges kam, bei sich aufzunehmen. Aber gerade als er die Tür ein klein wenig öffnete, benutzte ein Windstoß die Gelegenheit. Er riß ihm die Tür aus der Hand und schlug sie gegen die Wand. Er mußte auf die Treppe hinaus, um die Tür zuzuziehen, und als er wieder in die Stube hineinkam, standen die beiden kleinen Mädchen schon da drinnen.

Es waren ein Paar arme Bettelkinder, zerlumpt und schmutzig und hungrig, ein Paar arme kleine Mädel, die jede einen Sack schleppten, der ebenso lang war wie sie selber.

»Wer läuft denn noch so spät in der Nacht auf der Landstraße herum?« fragte der Bauer mit strenger Stimme.

Die beiden Kinder antworteten nicht gleich, sondern stellten erst ihre Säcke hin. Dann gingen sie auf ihn zu und reichten ihm ihre kleinen Hände zum Gruß. »Wir sind Anna und Birte Marie aus Engärdet,« sagte die ältere, »und wir möchten gern um Unterkunft bitten.«

Er nahm die ausgestreckten Hände nicht und wollte eben die Bettelkinder zur Tür hinauswerfen, als wiederum eine Erinnerung in ihm aufstieg. Engärdet, war das nicht das kleine Haus, wo eine arme Witwe mit ihren fünf Kindern gewohnt hatte? Aber die Witwe schuldete seinem Vater einige hundert Kronen, und der Vater hatte ihr Haus verkauft, um zu seinem Gelde zu kommen. Die Witwe zog dann mit den ältesten Kindern nach Norrland, um Arbeit zu suchen, während die beiden jüngsten von der Armenordnung versorgt wurden.

Ihm war bitter zumute, als er sich dessen erinnerte. Er wußte, daß sein Vater viel Böses hatte hören müssen, weil er das Geld eingetrieben hatte, das ihm doch von Rechtswegen zukam.

»Was macht ihr denn jetzt?« fragte er die Kinder mit strenger Stimme. »Sorgt denn die Armenverwaltung nicht für euch? Warum lauft ihr herum und bettelt?«

»Dagegen können wir nichts machen,« antwortete das ältere von den Kindern. »Die Leute, bei denen wir wohnen, haben uns auf Betteln ausgeschickt.«

»Dann habt ihr ja auch eure Säcke voll und könnt euch über nichts beklagen,« sagte der Bauer. »Es wird wohl am besten sein, wenn ihr nun etwas von dem, was ihr da habt, herausholt und euch satt esset, denn hier ist nichts mehr zu bekommen. Alle die Frauenzimmer sind schon zu Bett gegangen. Und dann könnt ihr euch in die Ofenecke legen, so daß ihr nicht friert.«

Er machte eine Handbewegung, als wolle er sie von sich weisen, und seine Augen hatten fast einen harten Ausdruck. Er mußte ja froh sein, daß er einen Vater gehabt hatte, der sein Hab und Gut zusammenhielt. Sonst hätte er am Ende als kleiner Junge auch mit dem Bettelsack herumlaufen müssen so wie diese beiden.

Kaum hatte er den Gedanken ausgedacht, als die scharfe, spottende Stimme, die er heute abend schon einmal gehört hatte, ihn Wort für Wort wiederholte. Er lauschte und wußte sofort, daß es nichts war, nichts weiter als der Wind, der im Schornstein heulte. Aber das merkwürdige war, daß als der Wind die Worte wiederholte, sie ihm so sonderbar dumm und hart und falsch vorkamen.

Die Kinder hatten sich indessen nebeneinander auf den harten Fußboden hingelegt. Sie hatten noch keine Ruhe gefunden, sondern lagen da und murmelten.

»Schweigt still, hört ihr!« sagte er. Er war so gereizt, daß er sie gern hätte schlagen können.

Aber sie fuhren fort zu murmeln, obwohl er ihnen noch einmal zurief, daß sie still sein sollten.

»Als Mutter fortging,« sagte eine klare, kleine Stimme, »hat sie mir das Versprechen abgenommen, daß ich jeden Abend mein Abendgebet sprechen soll. Und das muß ich tun, und Birte Marie auch. Wenn wir ›Nun schließ ich meine Augen‹ gebetet haben, werden wir ganz still sein.«

Der Bauer saß da, ohne sich zu rühren, und hörte die Kleinen ihr Gebet sagen. Dann ging er auf und nieder, auf und nieder mit langen Schritten, und dabei rang er seine Hände, als sei er in großer Not.

Das Pferd abgearbeitet und zuschanden gemacht und diese beiden Kinder an den Bettelstab gebracht! Und beides das Werk seines Vaters! Was sein Vater tat, war am Ende doch nicht ganz richtig gewesen.

Er setzte sich auf einen Stuhl und stützte den Kopf in die Hände. Plötzlich begann es in seinem Gesicht zu zittern und zu beben, und Tränen traten ihm in die Augen. Er beeilte sich, sie abzutrocknen, aber es kamen neue Tränen, und er bekam genug damit zu tun, sie zu beseitigen. Aber es half alles nichts, es kamen immer mehr.

Nun öffnete die Mutter die Tür der Kammer, und er beeilte sich, den Stuhl so zu drehen, daß er ihr den Rücken zuwandte. Sie mußte aber doch etwas Ungewohntes bemerkt haben, denn sie blieb lange still hinter ihm stehen, als erwarte sie, daß er ihr etwas sagen werde. Aber dann fiel ihr ein, wie schwer es immer für einen Mann ist, über die Dinge zu reden, die ihm am meisten am Herzen liegen. Sie mußte wohl versuchen, ihm zu helfen.

Sie hatte von der Kammer aus gesehen, was in der Stube vor sich gegangen war, so daß sie nach nichts zu fragen brauchte. Ganz leise ging sie zu den schlafenden Kindern hin, nahm sie in ihre Arme und trug sie in ihr eigenes Bett in der Kammer. Darauf ging sie wieder zu dem Sohn hinaus.

»Hör einmal, Lars,« sagte sie und tat so, als sähe sie nicht, daß er weinte. »Die Kinder mußt du mir lassen.« – »Was sagst du da, Mutter?« fragte er und bemühte sich, seiner Tränen Herr zu werden. »Sie haben mir schon alle diese Jahre leid getan, seit dein Vater ihrer Mutter das Haus wegnahm. Und dir auch.« – »Hm.« – »Ich will sie hier behalten und ein Paar ordentliche Menschen aus ihnen machen. Sie sind zu gut, um herumzulaufen und zu betteln.«

Er konnte nicht antworten, denn jetzt stürzten ihm die Tränen aus den Augen, aber er nahm die alte Hand seiner Mutter und streichelte sie.

Dann aber fuhr er plötzlich auf, als fürchte er sich vor etwas. »Was würde Vater dazu sagen?« – »Vater hat seine Zeit gehabt, wo er befahl,« sagte die Mutter, »jetzt ist das an dir. Solange Vater lebte, mußten wir ihm gehorchen. Jetzt sollst du dich so zeigen, wie du bist.« – Der Sohn war so überrascht durch diese Worte, daß er zu weinen aufhörte. »Ich zeige mich doch so, wie ich bin,« sagte er. – »Nein,« erwiderte die Mutter, »das tust du nicht. Du gibst dir nur Mühe, deinem Vater ähnlich zu sein. Er hatte in kargen Zeiten gelebt, und das hatte ihm bange gemacht, daß er verarmen könne. Er hielt es für seine Pflicht, in erster Linie an sich selbst zu denken. Du aber hast nie etwas erlebt, was dich hart machen könnte. Du hast mehr, als du gebrauchst, und es würde unnatürlich sein, wenn du nicht auch an andere denken wolltest.«

Der Junge war hinter den kleinen Mädchen in die Stube gegangen und hatte sich in einer dunklen Ecke versteckt. Es dauerte nicht lange, bis er den Schlüssel in der Rocktasche entdeckt hatte. »Wenn der Bauer nun die Kinder zur Tür hinausjagt, nehme ich den Schlüssel und laufe damit weg, dachte er.

Die Kinder wurden also nicht zur Tür hinausgejagt, und der Junge saß in seiner Ecke und es wollte ihm nichts einfallen, was er tun könne. Die Mutter sprach lange mit ihrem Sohn, und während sie sprach, versiegten die Tränen, und schließlich saß er mit einem so schönen Ausdruck im Gesicht da und sah so aus wie ein anderer Mensch. Und während der ganzen Zeit streichelte er die alte Hand.

»Nun müssen wir aber wohl zu Bett,« sagte die Alte, als sie sah, daß er sich wieder beruhigt hatte. – »Nein,« sagte er und erhob sich schnell, »ich kann noch nicht zu Bett gehen. Da ist noch ein Gast, dem ich über nacht Obdach gewähren muß.«

Mehr sagte er nicht, zog aber schnell den Rock über; zündete eine Laterne an und ging hinaus. Draußen herrschte noch derselbe Sturm und dieselbe Kälte, aber als er auf die Treppe hinauskam, summte er eine Melodie vor sich hin. Er dachte daran, ob das Pferd ihn wohl wieder erkennen würde, ob es sich wohl freuen würde, wieder in den alten Stall zu kommen.

Als er über den Hofplatz ging, hörte er, daß eine Tür offen stand und im Winde klapperte. »Das ist die Scheunentür, die wieder aufgeweht ist,« dachte er und ging hin, um sie zu schließen.

Einen Augenblick später stand er vor der Scheune und wollte gerade die Tür verschließen, als er meinte, etwas da drinnen pußeln zu hören.

Der Junge hatte nämlich die Gelegenheit benutzt und war mit ihm zusammen hinausgegangen und gleich nach der Scheune gelaufen, wo die Tiere gestanden hatten. Aber sie standen nicht mehr draußen im Regen. Ein starker Windstoß hatte längst die Scheunentür wieder aufgerissen und ihnen ein Dach über dem Kopf verschafft. Das, was der Bauer pußeln hörte, war der Junge, der in der Scheune herumlief.

Nun leuchtete er mit der Laterne in die Scheune hinein und sah, daß da überall auf dem Boden schlafendes Vieh lag. Ein Mensch war nicht zu sehen. Die Tiere waren nicht angebunden, sondern hatten sich in das Stroh gelegt, wo sie dazu kommen konnten.

Er wurde zornig, als er alle diese ungebetenen Gäste sah, und fing an zu rufen und zu schelten, um die Schlafenden zu wecken und sie hinauszujagen. Aber die Tiere blieben liegen, ohne sich zu rühren, als wollten sie sich nicht stören lassen. Nur ein altes Pferd erhob sich und kam ganz still auf ihn zu.

Der Bauer verstummte plötzlich. Er erkannte das Pferd schon am Gange. Er ließ den Schein der Laterne auf das Pferd fallen, und es kam zu ihm heran und legte ihm den Kopf auf die Schulter.

Da streichelte der Bauer es zärtlich. »Mein altes Pferd! Mein altes Pferd!« sagte er. »Was haben sie dir getan? Ja, alter Junge, ich will dich zurückkaufen. Du sollst nie wieder fort von diesem Hof. Du sollst es so haben, wie du willst, alter Junge. Die andern, die du mitgenommen hast, können hier bleiben, aber du sollst mit mir in den Stall kommen. Nun kann ich dir so viel Hafer geben, wie du fressen kannst, ohne daß ich ihn mir heimlich zu nehmen brauche. Ganz zuschanden bist du am Ende noch nicht. Das schönste Pferd auf dem Kirchhügel, das sollst du noch einmal werden. So, so! So, so!«