Konnte sie ihm beichten? Es war, als sollte ihm das Herz brechen, wenn er an sie dachte. So viele Erinnerungen wurden in ihm wach. Er sah sie vor sich, wie sie leibte und lebte, lachend, ein mutwilliges Kind. Manch zärtliches Liebeswort, das sie aus der Fülle ihres Herzens geredet hatte, flog wie ein Sonnenblick durch seine Brust, und bald leuchtete Babette nur in hellem Sonnenschein vor ihm.
Sie musste ihm beichten und sollte es.
Er kam zur Mühle und es kam zur Beichte. Sie begann mit einem Kuß und endete damit, dass Rudi der eigentliche Sünder war. Sein großer Fehler bestand darin, an Babettens Treue zweifeln zu können. Es wäre geradezu abscheulich von ihm! Solches Misstrauen, solche Heftigkeit könnte nur sie beide ins Unglück stürzen. Ja, ja, ganz gewiß, und deshalb hielt ihm Babbette eine kleine Predigt; es machte ihr selbst Spaß und kleidete sie so reizend. In einem Punkte hätte Rudi jedoch recht, der Vetter der Frau Patin wäre ein Schwatzmaul! Sie würde das Buch, das er ihr geschenkt hätte, verbrennen, und nicht das geringste im Besitze halten, was sie an ihn erinnern könnte.
»Nun ist es überstanden!« sagte die Stubenkatze. »Rudi ist wieder hier; sie haben sich miteinander verständigt und versichert, es sei das größte Glück!«
»Heute nacht«, erwiderte die Küchenkatze, »hörte ich die Ratten sagen, das größte Glück bestehe darin, Talglichter zu fressen und einen gehörige Portion verdorbenen Speck vor sich zu haben. Wem soll man nun glauben, den Ratten oder den Liebesleuten?«
»Keinem von ihnen«, versetzte die Stubenkatze. »Das ist immer das Sicherste.«
Das größte Glück für Rudi und Babette war gerade in seinem Aufgange begriffen, den schönsten Tag, wie er genannt wird, den Hochzeitstag, hatten sie zu erwarten.
Aber nicht in der Kirche zu Bex, nicht in dem Hause des Müllers sollte die Trauung stattfinden. Die Frau Patin wünschte, dass die Hochzeit bei ihr gefeiert würde und die Trauung in der hübschen kleinen Kirche zu Montreux geschähe. Der Müller bestand darauf, daß man auf dieses Verlangen einginge. Er allein wusste, was die Frau Patin für die Neuvermählten bestimmt hatte. Sie sollten ein Brautgeschenk erhalten, das wohl diese kleine Nachgiebigkeit wert war. Der Tag war festgesetzt. Schon den Abend vorher beabsichtigten sie, nach Villeneuve zu reisen, um mit dem Schiffe früh am nächsten Morgen nach Montreux