festgebunden, um gleichsam einen einzigen größeren Körper auf der glatten Eisfläche, an den tiefen Abgründen zu bilden.
»Gewürm!« sagte sie. »Ihr wäret die Herren der Naturmächte!« und sie wandte sich von ihnen ab und sah spöttisch in das tiefe Tal hinab, wo der Eisenbahnzug eben vorüberbrauste.
»Da sitzen sie, diese Gedanken. Sie sitzen in der Gewalt der Kräfte, ich sehe sie, sehe jeden einzelnen Menschen im Zuge! – Einer sitzt stolz wie ein König, allein; dort sitzen sie in einem Haufen zusammen, die Hälfte schläft, und wenn der Dampfdrache hält, steigen sie aus und gehen ihre Wege. Die Gedanken gehen in die Welt hinaus!« Und sie lachte.
»Da rollt schon wieder eine Lawine!« sagten sie unten im Tale.
»Uns trifft sie nicht!« sagten zwei auf dem Rücken des Dampfdrachens, »zwei Seelen und ein Gedanke«, wie es im Liede heißt. Es wr Rudi und Babette, auch der Müller war dabei.
»Als Gepäck!« sagte er. Ich reise mit als das notwendige Übel!«
»Da sitzen die beiden!« sagte die Eisjungfrau. »Viele Gemsen habe ich zerschmettert, Millionen von Alpenrosen habe ich geknickt und gebrochen, nicht die Wurzel blieb. Ich vertilge sie, die Gedanken, die Geisteskräfte!« Und sie lachte.
»Es rollt schon wieder eine Lawine!« sagten sie unten im Tale.
10. Die Frau Patin
In Montreux, einem der nächsten Städtchen, das mit Clarens, Vernex und Crin einen Kranz um den nordöstlichen Teil des Genfer Sees bildet, wohnte Babettens Patin, die vornehme Engländerin mit ihren Töchtern und einem jungen Verwandten. Sie waren vor kurzem eingetroffen, doch hatte ihnen der Müller schon seinen Besuch abgestattet, hatte ihnen Babettens Verlobung mitgeteilt und von Rudi und dem jungen Adler, von dem Besuche in Interlaken, kurzum die ganze Geschichte erzählt, und das alles hatte sie im höchsten Grade unterhalten und ihnen ein lebhaftes Interesse für Rudi und Babette und auch für den Müller eingeflößt. Schließlich sollen sich alle drei vorstellen, und deshalb kamen sie. Babette soll ihre Patin, die Patin Babette sehen.
Bei der kleinen Stadt Villeneuve, am Ende des Genfer Sees, lag das Dampfschiff, das die Reisenden in halbstündiger Fahrt nach Bernex, gerade unterhalb Montreux, befördert. Es ist ein von Dichtern besungenes Ufer; hier, unter den Walnussbäumen an dem tiefen blaugrünen See, saß Byron und schrieb seine melodischen Verse von dem Gefangenen in dem