Sinnestäuschung, kognitive Täuschung

Sinnestäuschungen werden Illusionen der Wahrnehmung genannt.

Bei allen Sinnen können Täuschungen vorkommen.

Am besten untersucht sind allerdings die visuellen Täuschungen.

Beispiele von Sinnestäuschungen sind:

  • ein teilweise im Wasser liegender Stock, der gebrochen erscheint;
  • zwei Eisenbahngleise, die sich in der Entfernung zu treffen scheinen;
  • die Müller-Leyer-Illusion (auch: Müller-Illusion)

    Die beiden gleichlangen Linien scheinen wegen der verschiedenen Pfeilspitzen unterschiedlich lang zu sein.

  • das Kontrast-Gitter

    Das Kontrast-Gitter von E. Hering erzeugt eine Randkontrast-Täuschung. Blickt man auf den mittleren Zwischenraum, so erscheinen zwischen den anderen weißen Kreuzungspunkten dunkle Stellen, aber nicht auf dem gerade fixierten Zwischenraum.

  • Die Höhentäuschung von Benesch

    Der horizontale Strich scheint kürzer als der vertikale: Wenn man nachmißt sind beide gleich lang. Diese Höhentäuschung wirkt besodners beim Schätzen der Höhe von Gebäuden (Anitsotropie).

  • Der Ehrenstein-Effekt von W. Ehrenstein

    Zwischen strahlenförmigen Linien wirken die ausgesparten Überkreuzungen wie aufgeklebte Kreisfiguren.

  • Die Zöllner-Illusion

    Durch die Seitensprossen verschieben sich, wie J. F. K. Zöllner herausfand, die parallelen Linien. Blickt man aus einer unteren Ecke auf die Parallelen, so verschieden sie sich noch mehr. Dagegen ganz schräg von unten gesehen werden sie wieder parallel.

Die Sinnestäuschung lässt sich durch die Tatsache, dass sie als solche erkannt wird, nicht beheben. Dies wird manchmal als Beleg für die These betrachtet, dass Wahrnehmungen unabhängig von Überzeugungen sind.

Von den Skeptikern sind besonders gerne Beispiele für sich widersprechende Sinneseindrücke vorgetragen worden.

Derselbe Turm erscheint aus der Entfernung rund und klein und aus der Nähe eckig und groß.

Verschiedene Substanzen scheinen für verschiedene Leute angenehm oder ekelhaft zu sein, wie man nach der Verschiedenheit der Substanzen urteilt, die diese verschiedenen Leute gerne essen.

Ein ähnliches Beispiel ist das Phenylthiocarbamid-Beispiel. Phenylthiocarbamid (PTC) hat für manche Leute einen unangenehmen und für andere überhaupt keinen Geschmack. Und es hat sich herausgestellt, dass dies vererbt wird. Ob PTC unangenehm schmeckt, hängt von den Eltern ab und davon, ob sie einen von ihnen oder beiden unangenehm geschmeckt hat. Der Skeptiker könnte fragen: Ist PTC tatsächlich ein unangenehm schmeckender Stoff oder nicht?

Bekannt ist auch das folgende Experiment: Man nehme drei Schüsseln und fülle die eine mit Wasser, das als heiß, die zweite mit Wasser, das als kalt, und die dritte mit Wasser, das als warm empfunden wird. Dann stecke man seine rechte Hand in die erste Schüssel und die linke in die zweite. Und schließ stecke man beide in die dritte Schüssel, die dann der rechten Hand kalt und der linken Hand heiß erscheinen wird. Ist sie nun tatsächlich heiß oder kalt?

Manchmal ist die Information, die einer der Sinne uns gibt, im Konflikt mit der, die ein anderer gibt. Eine Oberfläche mag glatt erscheinen, wenn wir sie betrachten, und rauh, wenn wir sie berühren. Ist sie nun wirklich rauh oder glatt?

Das alles heißt – so die Skeptiker -, dass wir niemals einfach auf der Grundlage unserer Erfahrung annehmen können, dass irgendeine Beobachtungsaussage wahr ist.

Sinnestäschungen sind von kognitiven Täuschungen zu unterscheiden, die erst bei der Verarbeitung der Wahrnehmung entstehen.

Ein Beispiel einer kognitiven Täuschung ist der Necker-Würfel, dessen Vorder- und Hinterseite in der Wahrnehmung irrtümlich ausgetauscht werden.