Feststellung

Das Festellen ist in der Sprechakttheorie Gegenstand der Analyse und wird dort zu den assertiven Äußerungen gezählt.

Eine Festellung kann sich – im Gegensatz zu einer Behauptung – auf jede Proposition beziehen [1].

Feststellungen werden gemacht, obwohl von seiten des Sprechers angenommen wird, dass der von ihm thematisierte Sachverhalt dem oder den Adressaten ebenso bekannt ist wie dem Sprecher selbst [2]. Dies unterscheidet Feststellungen vom Mitteilen und Informieren, bei denen dem Adressaten der durch die zum Ausdruck gebrachte Proposition bezeichnete Sachverhalt nicht bekannt ist [3].

Beispiele sind

  1. der Richter, der in einer Gerichtsverhandlung nach der Vernehmung eines Zeugen eine Feststellung macht, die noch einmal wiedergibt, was der Zeuge ausgesagt [4],
  2. der Kommissionsvorsitzende, der feststellt, dass die zusammengetretene Kommission beschlußfähig ist [5].

Feststellungen werden gemacht, weil auf Seiten des Sprechers in Rechnung gestellt wird, dass der Adressat oder die Adressaten die Geltung der ausgedrückten Proposition später in Abrede stellen könnten. Sollte einer der Adressaten bezüglich des durch die ausgedrückte Proposition repräsentierten Sachverhaltes anderer Meinung sein, müsste er es sofort sagen; sagt er nichts, kann der Sprecher davon ausgehen, dass die fragliche Proposition zu dem gerechnet wird, was alle für wahr halten [6]. Wenn die Feststellung falsch ist (so Searle), ist die Feststellung schuld (Wort-auf-Welt-Ausrichtung) [7].


[1] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 140
[2] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 140 f.
[3] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 141 Fußn. 14
[4] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 141
[5] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 141
[6] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 141
[7] Searle, J. R.: Intentionalität. Eine Abhandlung zur Philosophie des Geistes. Frankfurt a. M. 1987, 23