Aufforderung

Das Auffordern ist in der gegenwärtigen Kommunikationstheorie ein zentraler Gegenstand der Analyse. So unterscheiden Grice, Meggle u. a. Informationshandlungen von Aufforderungshandlungen.

Auch die Sprechakttheorie hat dem Auffordern Aufmerksamkeit geschenkt und sie zu den direktiven Akten gezählt.

Die Erfüllungsbedingung einer Aufforderung – so die Sprechakttheoretiker – besteht in derjenigen Handlung, die der Adressat der Aufforderung zufolge ausführen soll [1], d. h. eine Aufforderung ist nur dann erfüllt (befolgt), wenn ihr propositionaler Gehalt, durch die Ausführung derjenigen Handlung, die Gegenstand der Aufforderung ist, wahr gemacht wird.

Eine Aufforderung kann gelingen und erfolgreich sein, ohne erfüllt zu sein. E. Rolf bringt dafür ein Beispiel:

Angenommen ich befehle Ihnen, das Zimmerzu verlassen, und Sie sagen daraufhin ‚Ich werde gehen, aber nicht, weil Sie mir das befohlen haben; ich war ohnehin im Begriff zu gehen. Nur Ihres Befehles wegen wäre ich nicht gegangen.‘ Daraufhin verlassen Sie das Zimmer.

In diesem Beispiel tut der Adressat von sich aus, was er der Aufforderung zufolge tun soll; die Aufforderung ist nicht der handlungsbestimmende Grund dafür, dass er tut, was er tut.

Im Sinne der Kommunikationstheorien von Grice oder Meggle würde man hier nicht von einem erfolgreichen Kommunikationsversuch sprechen, da der Adressat nicht aufgrund der Aufforderung tut, was er tut.

Literatur

[1] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 15
[1] Rolf, E.: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik. Opladen 1997, 21