Willard van Orman Quine

Der US-amerikanische Philosoph und Logiker Willard van Orman Quine (* 25. Juni 1908 in Akron, Ohio, †  25. Dezember 2000 in Boston, Massachusetts) beschwäftigte sich als junger Wissenschaftler hauptsächlich mit mathematischer Logik, wandte sich aber seit den späten 1940er Jahren immer mehr Themen der Erkenntnistheorie zu. Seine hervorragenste Leistung auf dem Gebiet der formalen Logik ist die zusammen mit Edward J. McCluskey durchgeführte Entwicklung eines Algorithmus zur Minimierung boolscher Funktionen, der heute unter dem Namen Quine-McCluskey-Verfahren bekannt ist.

1951 griff er in einem Aufsatz Two Dogmas of Empiricism zwei Überzeugungen an, die innerhalb der damaligen Philosophie breite Anerkennung fanden, nämlich den erkenntnistheoretischen Reduktionismus und die Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen. Der erkenntnistheoretische Reduktionismus besagt, dass eine Theorie in Einzelaussagen zerlegt werden könne, die je für sich empirisch überprüft werden könnten. Die Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen besagt, dass die Wahrheit mancher Sätze (der analytischen) auf der Synonymie der Ausdrücke beruht, die sie verwenden, wohingegen die Wahrheit der anderen Sätze (der synthetischen) von deren Übereinstimmung mit der Wirklichkeit herrührt.

Quine hält diesen beiden Dogmen entgegen, dass niemals einzelne Sätze, sondern immer nur Theorien als ganze empirisch gerechtfertigt werden können (Duhem-Quine-These, Holismus) und dass zur Identifizierung von Synonymie innerhalb von Sätzen immer auch die empirischen Umstände maßgeblich sind, die die Äußerung solcher Sätze begleiten. Mit seinem Argumentationsgang trug Quine maßgeblich zur so genannten pragmatischen Wende“ in der Philosophie bei.

Gleichwohl zeigte Quine aber auch die Grenzen eines empirischen Verifikationismus auf: demnach können Aussagen niemals restlos verifiziert oder falsifiziert werden, selbst jene nicht, die nahe an der empirischen Peripherie einer wissenschaftlichen Theorie liegen: „Jede Aussage kann als wahr gelten, wenn nur im System genügend drastische Anpassungen vorgenommen werden.“

Unbestimmtheit der Übersetzung

Quine vertritt die These der Übersetzungsunbestimmtheit. Die zentrale Stelle dazu in seinem Werk ist das zweite Kapitel von Word and Object.

Quine meint, dass man verschiedene Übersetzungsmanuale zur Übersetzung der Quellsprache in die Zielsprache erstellen kann, die sich untereinander widersprechen, aber dennoch passende Übersetzungen sind. Man kann nicht entscheiden, welche dieser Übersetzungen richtig ist. Als Grund dafür führt er eine prinzipielle empirische Unterbestimmtheit an.

Werke

  • 1940 Mathematical Logic
  • 1960 Word and Object
  • 1961 From a Logical Point of View
  • 1969 Ontological Relativity and Other Essays
  • 1974 The Roots of Reference
  • 1981 Theories and Things
  • 1990 Pursuit of Truth
  • 1995 From Stimulus to Science

Online-Texte

Literatur

  • Keil, Geert: Quine zur Einführung. Hamburg 2002
  • Köhler, Dieter: Sinnesreize, Sprache und Erfahrung. Eine Studie zur Quineschen Erkenntnistheorie. Diss., Heidelberg 1999/2003
  • Runggaldier, E. und C. Kanzian: Grundprobleme der analytischen Ontologie

Weblinks