György Lukacs (1885 – 1971)

Der ungarische Philosoph und Literaturwissenschaftler György Lukacs (auch Georg Lukacs) stammt aus jüdisch-bürgerlichem Hause.

Er studierte in Budapest, Berlin (bei Georg Simmel) und Heidelberg (bei Rickert, Lask und M. Weber).

Lukacs war 1919 Mitglied der ungarischen Revolutionsregierung. Als sie gestürzt wurde floh er nach Wien. Später hielt er sich in Moskau auf. 1944 kehrte Lukacs nach Ungarn zurück. Er war Professor für Ästhetik und Kulturphilosophie. 1956 nahm Lukacs am ungarischen Aufstand teil.

In seinen ästhetischen Schriften stellt Lukacs u. a. die literarischen Gattungen in einen sozialen Zusammenhang und verteidigt die (bürgerlich-)realistische Erzählweise gegen neuere Formen.

In Geschichte und Klassenbewusstsein (1923) legt er den Marxismus als eine Methode dar, die von der Idee der konkreten Totalität ausgeht. Nicht isoliert, sondern nur im Zusammenhang lässt sich etwas verstehen, so dass allein das Ganze die eigentliche Wirklichkeit ist. Dieser Gedanke wird mit dem Marxsche Topos des Proletariats verbunden. Das Proletariat vermag, sofern es Selbstbewusstsein, d. h. Klassenbewusstsein, erlangt, die Gesellschaft vom Standpunkt der Totalität oder des wahren Allgemeinen aus zu begreifen und umzugestalten. Dazu ist es in der Lage, weil es nicht von Sonderinteressen beherrscht wird.