Leben und Sterben von Mrs. Weir

Der Lord Oberrichter galt in jenem Teile des Landes als ein Fremder; aber seine gnädige Frau Gemahlin war allen schon von Kindheit an bekannt, wie ihr Geschlecht vor ihr bereits bekannt gewesen war. Die alten »reitenden Rutherfords von Hermiston«, deren letzter Sproß sie war, standen von alters her in berüchtigtem Ansehen: lauter schlechte Nachbarn, schlechte Untertanen und schlechte Gatten, wenn auch tüchtige Hauswirte. Anekdoten gingen über sie um auf zwanzig Meilen in der Runde, und ihr Name fand sich sogar schwarz auf weiß in den Blättern unserer schottischen Geschichte, obschon nicht immer zu ihrem Ruhme. Der eine mußte zu Flodden den Staub küssen; ein anderer wurde von Jakob V. an seinem eigenen Burgtor aufgehängt; ein dritter sank tot um bei einem Zechgelage mit Tom Dalyell, während ein vierter (Johannas eigener Vater) als Vorsitzender des Höllenfeuerklubs starb, den er selbst begründet hatte. Damals wurden zu Crossmichael ob dieses Gottesurteils gar viele Köpfe geschüttelt, zumal der Mann bei groß und klein, bei den Frommen wie bei den Weltleuten einen verabscheuungswürdigen Ruf besaß. Im Augenblick seines Ablebens hatte er bei den Assisen nicht weniger als zehn Klagen angestrengt, von denen acht auf Unterdrückung der Schwachen abzielten. Das gleiche Schicksal erstreckte sich sogar auf seine Verwalter. Des Gutsherrn Inspektor, seine rechte Hand in manchem linkshändigen Geschäft, fiel eines Nachts vom Pferde und ertrank in dem Torfmoor bei Kye-skairs; ja selbst sein Anwalt sollte ihn nicht lange überleben (obwohl doch Advokaten bekanntlich mit langen Löffeln essen). Er starb ganz plötzlich an einem Schlagfluß.

In allen diesen Generationen, solange ein Rutherford mit seinen Burschen im Sattel saß oder im Wirtshaus sich raufte, gab es daheim auf der alten Burg oder in dem späteren Herrenhaus ein bleiches Ehegespons. Es scheint, daß diese lange Reihe von Märtyrerinnen sich in Geduld faßte, aber endlich sollte ihnen doch ihre Rache werden; das geschah in der Person ihrer letzten Nachkommin Johanna. Sie trug zwar den Namen der Rutherfords, aber sie war die Tochter der zitternden Ehefrauen. Anfänglich entbehrte auch sie nicht des Reizes. Die Nachbarn erinnerten sich, in ihr als Kind Züge eines schwachen, elfenhaften Mutwillens wahrgenommen zu haben, sanfte, kleine Widerspenstigkeiten, traurige, kurze Anfälle von Heiterkeit, ja selbst einen Morgenstrahl von Schönheit, dessen Verheißung jedoch niemals in Erfüllung ging. Sie welkte bereits im Blühen und erreichte ihre Reife (sei es durch die Sünden der Väter oder die Leiden ihrer Mütter) geknickt, ja gleichsam entblättert – ohne Lebenssaft, Kraft und Frohsinn; fromm, sorgenvoll, empfindsam, tränenreich und untüchtig.

Vielen war es ein Wunder, daß sie überhaupt geheiratet hatte – sie war so ganz aus dem Holz, aus dem man die alten Jungfern schnitzt. Aber ein Zufall warf sie Adam Weir, dem neugebackenen Lord Staatsanwalt, einem anerkannt tüchtigen, zu hohen Ehren emporgestiegenen Manne, in den Weg, diesem Sieger über viele Hindernisse, der sich jetzt in vorgerückten Jahren nach einer Gattin umzuschauen begann. Er war ein Mann, der mehr auf Gehorsam als auf Schönheit sah; dennoch schien er gleich auf den ersten Blick einen tiefen Eindruck von Johanna empfangen zu haben. »Wer ist die da?« fragte er seinen Wirt und fügte hinzu, als dieser ihm geantwortet hatte: »So, so; sie sieht recht sittsam aus. Sie erinnert mich –«, und nach einer Pause (die etliche die Kühnheit hatten, einer sentimentalen Erinnerung zuzuschreiben) forschte er weiter: »Ist sie religiös?« Kurz danach wurde er auf sein eigenes Gesuch ihr vorgestellt. Diese Bekanntschaft, die man nur profanerweise als eine Liebeswerbung bezeichnen kann, wurde von Mr. Weir mit gewohnter Energie gepflegt und lebte lange Zeit als Fabel, oder besser als Quelle von allerlei fabelhaften Gerüchten, im Parlamentshaus fort. Man schilderte, wie Weir, ganz rosig vom vielen Portwein, den Salon betrat, schnurstracks auf die Dame zusteuerte und sie mit allerhand Scherzen bestürmte, auf welche die verlegene Schöne nur mit einem qualvollen »Herrjeh, Mr. Weir!« oder »Liebe Zeit, Mr. Weir!« oder »Gott schütz uns, Mr. Weir!« zu antworten vermochte. Noch am Vorabend ihrer Verlobung wollte jemand, der sich dem zärtlichen Paare genaht, gehört haben, wie die Dame im Tone eines Menschen, der, nur um nicht zu schweigen, redet, fragte: »Großer Gott, Mr. Weir, und was tat man mit ihm?« Worauf die tiefe Stimme des Freiers antwortete: »Ihn henken, Madame, ihn henken!«

Die Motive auf beiden Seiten wurden viel erörtert. Mr. Weir muß seine Braut aus irgendeinem Grunde für eine sehr passende Lebensgefährtin gehalten haben; vielleicht gehörte er zu jener Klasse Männer, die einen schwachen Verstand bei Frauen schätzen – eine Auffassung, die schon in diesem Leben unfehlbar bestraft wird. Abstammung und Vermögen der Dame waren jedenfalls tadelfrei. Ihre räuberischen Ahnen und ihr händelsüchtiger Vater hatten Johanna mit Glücksgütern bedacht. Es waren sowohl weite Äcker wie bares Geld vorhanden, bereit, dem Gatten ein für allemal überantwortet zu werden, seinen Nachkommen Würde und ihm selbst einen Titel zu verleihen, wenn man ihn erst auf den Richterstuhl berufen hätte. Andererseits bestand für Johanna wohl ein gewisser Reiz der Neugier diesem unbekannten, männlichen Tier gegenüber, das sich ihr mit der Rauheit eines Bauern und dem Aplomb des Advokaten näherte. Da er einen so schneidenden Gegensatz zu allem bot, was sie kannte, liebte und verstand, mag er ihr sehr wohl als das Extrem, wenn auch nicht als das Ideal seines Geschlechts erschienen sein. Außerdem war er ein Mann, dem man so leicht keinen Korb geben konnte. Wenn auch nur wenig über vierzig, sah er zur Zeit seiner Heirat doch bereits älter aus; dem Gewichte der Mannheit gesellte sich die senatorische Würde der Jahre hinzu; zwar betrachtete sie ihn mit unheiliger Ehrfurcht, aber mit Ehrfurcht trotz alledem. Das Richterkollegium, die Anwaltschaft, die gerissensten und widerspenstigsten Zeugen – alle neigten sich seiner Autorität – weshalb da nicht auch die kleine Hanna Rutherford?

Jene Ketzerei betreffs törichter Ehefrauen wird, wie gesagt, stets bestraft, und Lord Hermiston begann auf der Stelle die Buße zu zahlen. Sein Haus in George Square wurde entsetzlich schlecht geführt; nichts stand im entsprechenden Verhältnis zur Höhe des Aufwands als sein Weinkeller, den er persönlich verwaltete. Wenn bei der Tafel alles verkehrt ging, was ständig der Fall war, pflegte Mylord über den Tisch hinweg seine Frau anzublicken: »Mir scheint, diese Brühe ist besser zum Baden als zum Essen geeignet.« Oder zu dem Haushofmeister gewandt: »Hier, M’Killop, fort mit diesem radikalen Gigot – bring’s den Franzosen, Kerl, und hol mir ein paar Frösche. Es ist doch eine harte Sache, daß ich den ganzen Tag im Gerichtshof Radikale aufhängen muß und nachher zu Hause nicht mal was zu essen bekomme.« Natürlich war das nur eine Redensart; niemals in seinem Leben hatte er einen Mann seines Radikalismus wegen gehenkt, da das Gesetz, dessen treuer Diener er war, es anders bestimmte. Und ebenso natürlich war dieser knurrende Protest als eine Art Witz gedacht, aber es war ein versteckter Witz; und mit tönender Stimme vorgetragen und von jenem Ausdruck begleitet, den man im Parlamentshaus als »Hermistons Henkergesicht« bezeichnete, erfüllte er die Frau mit lähmender Bestürzung. Da saß sie ihm gegenüber, sprachlos und zitternd; bei jedem Gang hing ihr Blick, wie bei einer Feuerprobe, unsicher an Mylords Antlitz, nur um sich sogleich wieder zu senken. Aß er schweigend, so war unaussprechliche Erleichterung ihr Los, klagte er, versank die Welt in Finsternis. Dann pflegte sie die Köchin, die stets »ihre Schwester im Herrn« war, aufzusuchen. »Ach, Liebste, es ist ein schrecklich Ding, daß Mylord niemals in seinem eigenen Hause zufriedengestellt werden kann«, so lautete der Anfang; und dann weinte sie und betete mit der Köchin; und dann betete die Köchin mit Mrs. Weir; und am folgenden Tage pflegte die Mahlzeit nicht um einen Penny besser zu sein – und die nächste Köchin war (wenn sie überhaupt erschien) womöglich noch schlechter, aber nicht minder fromm. Vielfach wunderte man sich, daß Lord Hermiston die Sache so ruhig nahm; in Wahrheit war er ein stoischer, alter Genüßling, zufrieden mit solidem Wein, und zwar in reichlichen Mengen. Dennoch gab es Momente, in denen ihm die Geduld riß. Vielleicht ein halbes dutzendmal in der Geschichte seiner Ehe brach er mit fürchterlicher Wut und ein paar knappen Gebärden in die Worte aus: »Hier, schaff das fort, und bring mir ein Stück Brot und Käse.« Niemand fiel es ein, zu protestieren oder sich zu entschuldigen; die Mahlzeit wurde abgebrochen; Mrs. Weir flennte unverhohlen am Kopfende der Tafel, während seine Lordschaft ihr gegenüber mir betonter Gleichgültigkeit sein Brot und seinen Käse kaute. Ein einziges Mal nur hatte Mrs. Weir hilfesuchend eine Bitte gewagt. Das geschah, als er auf dem Wege in sein Studierzimmer an ihrem Stuhl vorbeischritt.

»Ach, Adam«, jammerte sie mit einer Stimme, tragisch von vielen Tränen, und streckte ihm, in der einen Hand ein triefendes Taschentuch, beide Arme entgegen.

Er hielt mit zornigem Ausdruck inne; allmählich jedoch, während er sie musterte, stahl sich ein Funken von Humor in seinen Blick.

»Unsinn!« sagte er. »Du mit deinem Unsinn! Was nützt mir eine christliche Familie? Eine christliche Suppe will ich! Hol mir ’ne Dirn, die eine simple Kartoffel kochen kann, und wär’s eine Hure von der Straße.« Und mit diesen Worten, die in ihren zarten Ohren wie Blasphemie widerhallten, war er an ihr vorüber in sein Zimmer geschritten und hatte die Tür hinter sich geschlossen.

So war die Hauswirtschaft in George Square. Besser war es damit auf Hermiston bestellt. Dort ruhten alle Lasten auf Kirstie Elliott, der Schwester eines kleinen Grundbesitzers aus der Nachbarschaft, die zugleich im achtzehnten Grade mit Mylady verwandt war und dort ein geordnetes Haus wie eine gute, ländliche Tafel führte. Kirstie war eine Frau unter tausend, sauber, tüchtig, bemerkenswert, ehemals eine Helena der Heide und noch immer ansehnlich schön wie ein rassiges Pferd und so gesund wie der Wind von den Bergen. Vollbusig, vollstimmig und vollblütig, führte sie mit ganzer, leidenschaftlicher Seele und viel Lärm, der nicht ohne heftige Zusammenstöße verlief, die Wirtschaft. Sie war kaum frömmer, als der Anstand der damaligen Zeit es verlangte, und bot Mrs. Weir daher Anlaß zu vielen sorgenvollen Bedenken und tränenreichen Gebeten. Haushälterin und Herrin erneuerten in ihrer Person die Rollen von Martha und Maria, und Maria stützte sich, wenn auch mit nagendem Gewissen, auf die Stärke Marthas wie auf einen Fels. Selbst Lord Hermiston brachte Kirstie besondere Hochachtung entgegen. Wenigen Menschen gegenüber zeigte er sich so leutselig, wenige beehrte er mit so zahlreichen Scherzen. »Kirstie und ich müssen unseren Spaß haben«, erklärte er in glänzender Laune, während er Kirsties frische Haferkuchen mit Butter bestrich und Kirstie ihm bei Tisch aufwartete. Für diesen Mann, den es weder nach Liebe noch nach Popularität gelüstete, für diesen scharfsichtigen Kenner von Menschen und Ereignissen gab es vielleicht nur eine Wahrheit, die er sich niemals träumen ließ: niemals vermutete er, daß Kirstie ihn haßte. Er hielt Herrn und Dienerin für trefflich gepaart; beide waren sie harte, tüchtige, gesunde, derbe Schotten, ohne eine Spur von Firlefanz. Tatsache war, daß Kirstie die schwache, weinerliche Dame zur Göttin und zu ihrem einzigen Kinde erhoben hatte; ja mitunter, wenn sie bei Tisch bediente, juckte es sie in den Fingern, mit Mylords Ohren nähere Bekanntschaft zu schließen.

So genoß nicht nur Mylord, nein auch Mrs. Weir ihre Ferien, wenn sich die Familie auf Hermiston befand. Befreit von dem fürchterlichen Ausblick auf ein verunglücktes Essen, nähte Madame ihren Saum, las ihre Andachtsbücher und machte (auf Befehl von Mylord) ihren Spaziergang, mitunter allein, mitunter aber auch in Begleitung Archies, des einzigen Kindes dieser kaum natürlichen Verbindung. Das Kind war das Band, das sie am innigsten mit dem Leben verknüpfte. Die erfrorene Knospe ihres Gefühls erblühte von neuem, tief sog sie den Atem des Lebens ein, entfesselte in des Kindes Gesellschaft die Ströme ihres Herzens. Das Wunder ihrer Mutterschaft blieb ihr ewig neu. Der Anblick des kleinen Kerls an ihrem Rockzipfel berauschte sie mit einem Gefühl der Macht, während gleichzeitig das Bewußtsein der Verantwortlichkeit ihr das Blut in den Adern gefror. Sie blickte in die Zukunft und sah ihn im Geiste heranwachsen und auf der Weltbühne eine vielgestaltige Rolle spielen: sogleich hielt sie den Atem an und gab mit lebhafter Willensanstrengung ihrem Mute neuen Schwung. Nur in des Kindes Gegenwart vermochte sie sich ganz zu vergessen und wenigstens zu Momenten natürlich zu sein; und doch war es ihr wieder nur dem Kinde gegenüber möglich, konsequent zu bleiben. Archie sollte ein großer und ein guter Mann werden, wenn möglich ein Diener des Herrn, ein Heiliger ganz gewiß. Sie versuchte ihn für ihre Lieblingsbücher zu interessieren: Rutherfords »Briefe«, Scougals »Fülle der Gnade« usw. Es gehörte zu ihren liebsten Gewohnheiten (eine Tatsache, die jetzt wundernimmt), das Kind nach dem Teufelsmoor zu tragen, sich dort mit ihm auf des »Betenden Webers« Stein zu setzen und ihm von den Covenanters zu erzählen, bis ihnen beiden die Tränen über die Backen rannen. Ihre Auffassung der Weltgeschichte war völlig naiv, eine Zeichnung in Schnee und Tinte; liebliche Heilige mit Psalmen auf den Lippen einerseits, auf der anderen Seite die Schar der Verfolger, gespornt, blutrünstig, vom Weine erhitzt: hie leidender Christ, dort rasender Beelzebub. Verfolger: das war das Wort, das der Frau ans Herz griff, das für sie den Gipfel des Bösen bedeutete, und sein Makel lastete auch auf ihrem Hause. Ihr Ururgroßvater hatte auf dem Schlachtfelde von Rullion Green gegen die Gesalbten des Herrn das Schwert gezogen und der Überlieferung zufolge in den Armen des abscheulichen Dalyell sein Leben ausgehaucht. Auch vermochte sie sich der Wahrheit nicht zu verschließen, daß, hätten sie in den alten Zeiten gelebt, Hermiston selbst zu den Reihen des Blutigen Mackenzie und der Schlauköpfe Lauderdale und Rothes, kurz zu der Horde von Gottes persönlichen Feinden gehört haben würde. Dieses Bekenntnis bewegte sie tief im Innersten und peitschte sie zu noch glühenderer Andacht auf; die Stimme, in der sie das Wort »Verfolger« aussprach, erschütterte das Kind bis ins Mark hinein; und als eines Tages der Pöbel sie alle in Mylords Reisewagen auspfiff und verhöhnte und »Nieder mit dem Verfolger! Nieder mit dem Henker Hermiston!« schrie, während Mama die Hand vor ihre Augen hielt und weinte und Papa lediglich die Fensterscheibe herunterließ und den Mob mit seinem drolligen, fürchterlichen, bitteren und doch zugleich lächelnden Ausdruck musterte – dem Ausdruck – so sagten die Leute –, den er mitunter hatte, wenn er jemandem sein Urteil verkündete – ja, da war Archies grenzenlose Verwunderung viel zu groß, um das Gefühl der Furcht aufkommen zu lassen. Kaum jedoch war er mit seiner Mutter allein, als seine schrille Kinderstimme eine Erklärung forderte: Weshalb hatten sie Papa einen »Verfolger« genannt?

»Gott schütz uns, mein Liebling!« rief sie. »Gott schütz uns! Die Sache ist eine politische Sache, mein Schatz! Niemals darfst du nach einer politischen Sache fragen, Archie. Dein Vater ist ein großer Mann, mein Schatz, und es kommt weder dir noch mir zu, ihn zu richten. Es würde uns allen zum Ruhme gereichen, wenn jeder von uns sich in seiner Stellung so führte, wie dein Vater in seinem hohen Amt; laß mich nie wieder eine so unehrerbietige und pflichtvergessene Frage hören! Nicht etwa, daß du die Absicht hattest, unehrerbietig zu sein, mein Lämmchen. Deine Mutter weiß das schon – sie weiß es ganz genau, mein Herzblatt.« Und damit glitt sie zu gefahrloseren Themen über, hinterließ jedoch in dem Kindergemüt ein dumpfes, aber unauslöschliches Gefühl des Unrechts.

Mrs. Weirs Lebensphilosophie ließ sich in ein Wort zusammenfassen: Empfindsamkeit! So wie sich ihr das ganz von der Glut der Höllentore erleuchtete Weltall malte, waren gute Menschen verpflichtet, in einer Art Ekstase der Empfindsamkeit durchs Leben zu gehen. Die Tiere und Pflanzen besaßen zwar keine Seelen, aber sie waren ja nur auf einen Tag geschaffen; mochte dieser Tag ihnen sanft verrinnen! Und was die unsterblichen Menschen betraf – wie abschüssig war der Pfad, den viele von ihnen gingen – wie grausam die Ewigkeit, in die er mündete! »Kauft man nicht zwei Sperlinge –« »So dir jemand einen Streich gibt –« »und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte« »Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet« – diese Texte bedeuteten für sie das A und O des Gottesworts. Sie zog sie morgens mit ihren Kleidern an und legte sich des Nachts mit ihnen schlafen; sie gingen ihr unablässig im Kopfe herum wie eine geliebte Melodie und umschwebten sie gleich einem Lieblingsparfüm. Der Familiengeistliche war ein kerniger Ausleger der Schrift, dem Mylord mit Behagen lauschte; allein Mrs. Weir verehrte ihn nur von ferne, hörte sein nützliches Dröhnen jenseits der Rampen des Dogmas (gleich den Kanonen einer belagerten Stadt) und weilte inzwischen innerhalb wie außerhalb der Schußweite in ihrem privaten Garten, den sie mit dankbaren Tränen wässerte. Seltsam zu sagen, war diese farblose und rückgratlose Frau wahrhaft fromm; sie hätte der Sonnenschein und der Ruhm eines Klosters werden können. Vielleicht kannte niemand außer Archie ihre Beredsamkeit; er allein hatte seine Mutter mit geröteten Wangen und verschlungenen oder bebenden Händen gesehen, ganz sanfte Glut. In dem Parke von Hermiston gibt es einen Winkel, von wo aus man einen unerwarteten Blick auf den Gipfel des Schwarzen Berges hat, der mitunter nichts weiter ist als die grasige Kuppe einer Anhöhe, mitunter aber auch (um Mrs. Weirs eigenen Ausdruck zu gebrauchen) einem kostbaren Juwel in einer Wolkenfassung gleicht. Wenn der Berg an solchen Tagen plötzlich vor ihr auftauchte, preßten ihre Finger sich um die des Kindes, und ihre Stimme schwang sich zu einem Liede auf. »Auf die Berge möcht‘ ich steigen!« sang sie und fügte hinzu: »Ach, Archie, sind sie nicht wie die Hügel Naphtalis?«, und ihre Tränen strömten.

Auf ein eindrucksfähiges Kind mußte diese ständige, sanfte Begleitmusik des Lebens eine tiefe Wirkung ausüben. Der Frau Quietismus und Frömmigkeit gingen ungeschmälert auf seine völlig verschiedene Natur über; aber während sie dort dem eingeborenen Gefühl entsprangen, waren sie hier nur ein eingepflanztes Dogma. Natur und des Kindes Kampflust lehnten sich manchmal dagegen auf. Ein Proletarierjunge aus der Potterrow schlug ihn eines Tages auf den Mund; er schlug zurück, die beiden trugen die Sache in einer Gasse hinter den Ställen bei den Meadows aus, und Archie kehrte mit einer beträchtlich verminderten Anzahl Vorderzähne nach Hause zurück, wo er in wenig erbaulicher Weise mit den Verlusten seines Feindes prahlte. Das war ein schlimmer Tag für Mrs. Weir; sie betete und weinte über dem jugendlichen Sünder, bis die Zeit von Mylords Heimkehr vom Gericht herannahte und sie die Miene zittriger Ruhe aufsetzen mußte, mit der sie ihn zu begrüßen pflegte. Der Richter war an jenem Tage in beobachtender Laune und bemerkte sehr bald die fehlenden Zähne. »Ich fürchte, Archie hat mit einem der Burschen aus dem Hinterhause gerauft«, sagte Mrs. Weir.

Mylords Stimme dröhnte, wie sie das in der Zurückgezogenheit seiner Häuslichkeit selten tat. »Dergleichen Dinge verbitte ich mir, Junge! Hast du mich verstanden? – Alle dergleichen Dinge! Ich dulde nicht, daß sich ein Sohn von mir mit irgendwelchem schmutzigen Pöbel in der Gosse wälzt!«

Die besorgte Mutter war dankbar für eine so kräftige Unterstützung; sie hatte eher das Gegenteil befürchtet. Und als sie an jenem Abend das Kind zu Bett brachte, sagte sie: »Jetzt siehst du’s, mein Herz. Ich hab‘ dir ja vorausgesagt, was dein Vater davon denken würde, wenn er erführe, daß du dich zu dieser schrecklichen Sünde hast verleiten lassen; und jetzt wollen du und ich zu Gott beten, daß er dich vor einer ähnlichen Versuchung bewahren oder dir Kraft verleihen möge, ihr zu widerstehen!«

Die weibliche Lüge war in diesem Falle umsonst. Eis und Eisen lassen sich nicht zusammenschweißen, und die Standpunkte des Lord Oberrichters und Mrs. Weirs waren nicht weniger antagonistisch. Charakter und Stellung seines Vaters waren Archie schon längst ein Stein des Anstoßes, und die Schwierigkeit wuchs mit jedem Jahre, das er älter wurde. Der Mann verhielt sich meistens schweigsam; wenn er aber überhaupt redete, geschah es, um weltliche Dinge in durchaus weltlichem Geiste vorzutragen, teils in einer Sprache, die man den Jungen gelehrt hatte als roh zu betrachten, teils sogar mit Worten, die er als direkt sündhaft erkannte. Zärtliche Sanftmut war die vornehmste Pflicht, und Mylord war unfehlbar hart. Gott war die Liebe; der Name Mylords lautete (für alle, die ihn kannten) Furcht. In dem Weltschema, das die Mutter Archie aufgebaut hatte, war eines derartigen Geschöpfes Platz gezeichnet. Dort gab es Menschen, die man bemitleiden mußte und für die zu beten gut, wenn auch wahrscheinlich vergeblich war. Diese wurden Verworfene, Böcke, Feinde Gottes genannt, Fackeln, die sich selbst verzehrten; Archie fand ein jedes Merkmal hier vertreten und zog den unvermeidlichen Schluß, daß der Lord Oberrichter der größte aller Sünder sei.

Der Mutter Aufrichtigkeit war kaum vollkommen. Einen einzigen Einfluß gab es, den sie für ihr Kind fürchtete und im geheimen bekämpfte: den Mylords; und halb unbewußt, halb in willkürlicher Blindheit fuhr sie fort, ihres Gatten Stellung bei ihrem Sohne zu unterminieren. Solange Archie schwieg, tat sie dies erbarmungslos, den Blick einzig auf des Kindes Seelenheil gerichtet; aber es kam der Tag, da Archie redete. Es war im Jahre 1801, als er das siebente Jahr vollendet hatte und für sein Alter bereits eine ungewöhnliche Wißbegier und Logik zeigte. War es Sünde und verboten, andere zu richten, weshalb war Papa dann ein Richter? Und machte aus der Sünde einen Beruf? Und trug ihren Namen als eine Auszeichnung?

»Ich verstehe es nicht«, sagte der kleine Rabbi und schüttelte altklug den Kopf.

Mrs. Weir floß über von Gemeinplätzen.

»Nein, ich kann es trotzdem nicht verstehen«, wiederholte Archie. »Und ich will dir was sagen, Mama, ich glaube nicht, daß du und ich berechtigt sind, bei ihm zu bleiben.«

Das rüttelte die Frau auf; sie sah sich abtrünnig von ihrem Mann, ihrem Gebieter und Ernährer, von ihm, für den sie (soweit Weltlichkeit überhaupt in ihrer Natur lag) einen gewissen unterdrückten Stolz empfand. Sie tat sofort Buße in Form eines Vortrages über Mylords Ruhm und Größe, seine verdienstvollen Leistungen in dieser Welt des Leides und des Unrechts und über den Platz, den er einnähme, hoch erhaben über Kinder und Unmündige, die ihn niemals zu erkennen oder zu kritisieren hoffen dürften. Aber Archie hatte seine Antwort parat: Waren nicht Kinder und Unmündige Typen des Gottesreichs? Waren Ruhm und Größe etwa nicht der Welt Abzeichen? Und überhaupt, wie war das mit dem Mob gewesen, der Mylords Wagen umbrandet hatte?

»Das ist alles schön und gut«, schloß er, »aber meine Meinung ist, Papa hat kein Recht, Richter zu sein. Und das ist anscheinend noch nicht mal das Schlimmste. Es scheint, sie nennen ihn den ›Henker-Richter‹ – es scheint, daß er grausam ist. Ich will dir was sagen, Mama, ich muß immer an den Text denken: ›Besser wäre es für jenen Menschen, man hinge ihm einen Mühlstein um den Hals und würfe ihn in die tiefste See.‹«

»Ach, mein Lamm, nie wieder darfst du so etwas sagen!« jammerte sie. »Du sollst Vater und Mutter ehren, mein Herz, auf daß du lange lebest auf Erden. Das sind nur Atheisten, die sich gegen ihn auflehnen – französische Atheisten, Archie. Du willst dich doch nicht mit französischen Atheisten auf ein und dieselbe Stufe stellen? Es würde mir das Herz brechen, wenn ich das von dir glauben müßte. Ach Archie, Archie, bist du es denn nicht selber, der sich jetzt zu seinem Richter aufwirft? Hast du Gottes unmißverständliches Gebot – das erste mit einer Verheißung – schon so rasch vergessen? Denke an den Splitter des anderen und an den Balken im eigenen Auge!«

Nachdem sie also den Krieg ins feindliche Lager getragen, vermochte die geängstigte Dame wieder zu atmen. Ohne Zweifel ist es auch leicht, ein Kind derart mit Schlagworten zu überfallen, aber es ist noch sehr die Frage, inwiefern es wirksam ist. Ein Instinkt in der Brust des Kindes entdeckt die Sophisterei und verdammt sie. Es wird sich zwar sogleich unterwerfen, insgeheim aber an seiner Ansicht festhalten. Denn selbst in der primitiven und uralten Beziehung zwischen Mutter und Kind gebiert eine scheinheilige Lüge die andere.

Als in jenem Jahre die Gerichtsferien anbrachen und die Familie nach Hermiston übersiedelte, fiel es allgemein im Lande auf, daß die gnädige Frau arg kränkelte. Sie schien unversehens ihren Halt am Leben zu verlieren und dann wiederzugewinnen; mitunter saß sie teilnahmslos, ja in grenzenloser Verwirrung; dann wieder erwachte sie zu fieberhafter, schwächlicher Tätigkeit. Sie lungerte bei den Mägden und deren Hausarbeit herum und beobachtete sie mit stumpfen Blicken, schickte sich an, in alten Schränken und Kommoden zu kramen, wobei sie die Arbeit halb verrichtet wieder liegenließ, und pflegte allerlei Bemerkungen mit großer Lebhaftigkeit anzufangen, nur um sie widerstandslos wieder abzubrechen. Im allgemeinen gemahnte sie an jemand, der etwas vergessen hat und sich nun vergeblich daran erinnern möchte, und während sie so nacheinander die wertlosen und rührenden Andenken ihrer verlorenen Jugend durchstöberte, hätte man meinen können, daß sie in ihnen nach jenem vergessenen Gedanken suche. Etwa um dieselbe Zeit teilte sie zahlreiche Geschenke unter den Nachbarn und Hausdirnen aus, jedoch gleichsam mit einem Ausdruck des Bedauerns, der die Empfänger verlegen machte. An ihrem letzten Abend auf Erden war sie mit einer Handarbeit beschäftigt und lag ihr mit so unverhohlenem Eifer ob, daß selbst Mylord (der nicht oft neugierig war) sie fragte, was sie denn da mache.

Sie errötete bis über die Ohren. »Ach, Adam, es ist für dich! Pantoffeln! Ich – ich habe dir niemals Pantoffeln gestickt.«

»Du verrückte, alte Kruke!« war seiner Lordschaft Erwiderung, »’ne nette Figur würd‘ ich abgeben, wenn ich in Pampuschen herumschlurfte!«

Am folgenden Tage zur Stunde des Spazierengehens mischte sich Kirstie ein. Kirstie nahm das Hinsiechen ihrer Herrin sehr schwer, verübelte es ihr, zankte sie aus und überhäufte sie mit Vorwürfen, die Besorgnisse echter Liebe unter der Maske der Übellaunigkeit verbergend. An diesem Tage von allen Tagen bestand sie äußerst unehrerbietig, ja mit einer Art bäurischer Wut darauf, daß Mrs. Weir zu Hause bleibe. Aber deren Antwort lautete nur: »Nein, nein, es ist Mylords Befehl«, und sie brach wie gewöhnlich zu ihrem Spaziergang auf. Archie spielte auf dem Sumpfacker irgendein kindliches Spiel, dessen Gegenstand Schlamm war; sie blieb stehen und sah zu ihm hinüber, als wolle sie ihn rufen. Dann überlegte sie es sich anders, seufzte, schüttelte den Kopf und setzte allein ihren Rundgang fort. Am Bach stieß sie auf die Hausmägde beim Waschen und ging mit ihrem schlenkernden, müden, nachlässigen Schritt vorüber.

»’s ist doch ’n jämmerliches Geschöpf, die Frau«, sagte eine der Dirnen.

»Unsinn«, meinte die andere, »das Weib ist krank.«

»Pah, ich seh‘ keinen Unterschied«, entgegnete die erste. »Ein saftloses Frauenzimmer, ein elendes, altes Weibsbild.«

Das so besprochene arme Wesen schlenderte währenddessen verloren durch das Grundstück. In ihrem Geiste wogten und verebbten die Strömungen und rissen sie wie Seetang hin und her. Sie schlug den einen Pfad ein, blieb stehen, kehrte um und versuchte es mit einem neuen, immer suchend, suchend und hatte doch schon im nächsten Augenblick ihr Vorhaben wieder vergessen, da das Wahlvermögen in ihrem Busen längst erloschen oder zum mindesten jeder Konsequenz beraubt war. Plötzlich jedoch war es ihr, als habe sie sich des Vergessenen erinnert oder einen Entschluß gefaßt; sie wandte sich eilig, hastete zurück und erschien im Speisezimmer, das Kirstie gerade aufräumte, wie jemand, der einen wichtigen Auftrag zu erledigen hat.

»Kirstie«, hub sie an und stockte; dann fuhr sie mit Überzeugung fort: »Mr. Weir ist nicht geistlich gesinnt, aber er ist mir ein guter Mann gewesen.«

Es war vielleicht das erstemal seit ihres Mannes Aufstieg, daß sie das Vorwort zu seinem Namen, auf das die zärtliche, inkonsequente Frau nicht wenig stolz war, vergaß. Und als Kirstie der Sprechenden ins Gesicht blickte, erkannte sie, daß dort eine Veränderung vorgegangen war.

»Gott steh uns bei, was fehlt Ihnen, Madame?« rief die Haushälterin und erhob sich hastig von dem Teppich.

»Ich weiß nicht«, erwiderte kopfschüttelnd ihre Herrin. »Aber er ist nicht geistlich gesinnt, meine Liebe.«

»Hier, setzen Sie sich! Um Gottes willen, was fehlt der Frau?« rief Kirstie, eilte, sie zu stützen, und drückte sie in Mylords eigenen Sessel neben dem Kamin.

»Gott schütz uns, was ist das?« keuchte Mrs. Weir. »Kirstie, was ist es nur? Ich fürchte mich.«

Das waren ihre letzten Worte.

Es war um die Dämmerstunde, als Mylord heimkehrte. Der Sonnenuntergang, eine strahlende Wolkenmasse, stand ihm im Rücken, und vor ihm am Wegrande entdeckte er wartend Kirstie Elliott. Sie war in Tränen aufgelöst und redete ihn in den hohen, falschen Tönen barbarischer Trauer an, wie man sie heute noch, wenn auch gemildert, in der schottischen Heide findet.

»Der Herr erbarme sich Eurer, Hermiston! Der Herr gebe Euch Kraft!« schrillte sie. »Weh über mich, daß ich es Euch verkünden muß!«

Er parierte sein Pferd und blickte mit seinem Henkergesicht auf sie herab.

»Sind die Franzosen gelandet?«

»Mann, Mann«, rief sie, »ist das alles, woran Ihr zu denken vermögt? Der Herr gebe Euch Geduld: der Herr tröste und schütze Euch!«

»Ist jemand gestorben?« fragte seine Lordschaft. »Doch nicht Archie?«

»Gott sei Dank, nein!« rief das Weib, vor Schreck in einen natürlichen Ton fallend. »Nein, nein, so schlimm ist es nicht, ’s ist die Frau, Mylord; vor meinen Augen ist sie verschieden. Einen einzigen Seufzer stieß sie aus und war hinüber. Ach, mein süßes Fräulein Hannchen; ich sehe sie noch vor mir!« Und wieder brach sie in eine Klageflut aus, von der Art, in der Frauen ihrer Klasse stets schwelgen und exzellieren.

Lord Hermiston saß aufrecht im Sattel und musterte sie. Dann schien er seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen.

»Nun, es ist etwas plötzlich gekommen«, meinte er. »Aber sie war immer schon ein schwächliches Frauenzimmer.«

Und er ritt in eiligem Trabe heim, Kirstie an seinem Sattelknopf. In den Kleidern ihres letzten Ausganges hatten sie die tote Frau auf ihrem Bette aufgebahrt. Im Leben war sie niemals interessant gewesen; sie war auch nicht ergreifend im Tode; und als ihr Gatte jetzt vor ihr stand, die Hände hinter seinem mächtigen Rücken verschränkt, erschien ihm das, was er aus seiner Höhe dort betrachtete, als eine Verkörperung alles dessen, was in der Welt unbedeutend ist.

»Sie und ich waren niemals füreinander zugeschnitten«, bemerkte er endlich. »Es war eine verdrehte Heirat.« Und er fügte mit ausnehmender Sanftheit hinzu: »Arme Krott, arme Krott!« Dann plötzlich: »Wo ist Archie?«

Kirstie hatte ihn in ihr Zimmer gelockt und ihm eine Marmeladenschnitte gegeben.

»Einen Funken von Verstand hast du ja«, bemerkte der Richter und betrachtete grimmig seine Haushälterin. »Alles in allem – es hätte können schlimmer kommen –, ich hätte auch eine keifende Jesabel wie dich heiraten können!«

»Wer denkt jetzt an Euch, Hermiston!« rief die gekränkte Frau. »Wir denken nur an sie, die endlich ihren Leiden entrückt ist. Hätte sie es etwa schlechter treffen können, Hermiston – antwortet mir darauf, hier vor ihrer starren Leiche!«

»Nun, es gibt immer welche, die nie zufrieden sind«, bemerkte seine Lordschaft.