Der edle König Giaffar bevorzugte unter seinen Frauen die schlanke Thîr, das heißt Pfeil, und die dunkeläugige Aph, das heißt Nacht. Er hatte viele Siege erfochten und fruchtbare Gegenden seinem Reiche einverleibt. Er wurde das Vorbild eines reichen und glücklichen Königs. Wie alle aus seinem Geschlecht, war auch er der Jagd leidenschaftlich ergeben. Als er wieder einmal im Walde jagte, zielte er in seinem Übermut auf ein Gazellenpaar, das sich eben der Liebe erfreute. Der Pfeil, den er von der gestrafften Sehne abfliegen ließ, traf auch wirklich den Gazellenleib, der nun im Todeskrampf zuckte.

Giaffar aber hatte einen Pari getroffen, einen Geist, der sich in dieser Gestalt vergnügte. Röchelnd fluchte er dem erschrockenen König: »Weil du es wagtest zu töten, indes ich ganz der Lust hingegeben war, so sollst du, Übermütiger, in der Umarmung deiner Gattin sterben!«

Der Fluch bedrückte den König und er wagte nicht, eine Frau zu berühren. Seine beiden Lieblingsfrauen waren darüber sehr betrübt und sie wußten nicht, wie sie sich die Zurückhaltung ihres Freundes erklären sollten. Als er wieder in das Frauenhaus kam, um mit seinen Freundinnen zu plaudern, führte ihn Thîr in eines der Nebengemächer, dessen Behaglichkeit und Einrichtung der König früher oft gerühmt hatte. Hier wollte sie ihm das Geheimnis seiner Zurückhaltung abschmeicheln. Berauscht von der Anmut des Mädchens und den Erinnerungen, die ihn befielen, schwand sein Glauben an den Fluch und er eilte, mit ganzer Kraft das Glück der Umarmungen zu genießen.

Als Thîr diese Umkehr im Gemüte ihres Freundes sah, jubelte ihr Herz, sie öffnete sich ihm und küßte seine Lippen mit der Glut der aufgesparten Küsse. Eine Weile noch herzte sie – einen Toten, dessen hinsinkende Schwere sie für eine Ohnmacht hielt, welche den lang Entwöhnten bei diesem ersten Ansturm wohl ergreifen mußte. Es war aber der Fluch, der den König erreicht hatte, eben als er sich anschickte, ihn zu vergessen.