Unter anderen schönen Dingen, die ich öfter unter uns Hofleuten rühmen hörte, die auch dazu geeignet sein sollten, zur Liebe zu reizen, schätzt man an einer schönen Dame ein schönes Bein sehr hoch. Verschiedene Damen, die ich sah, waren sehr stolz darauf und waren bemüht, es so schön zu erhalten. Unter andern hörte ich von einer sehr großen Prinzessin von irgendwo, die ich kannte, erzählen, daß sie eine ihrer Damen vor allen liebte und sie vor allen andern begünstigte, bloß weil diese ihr die Strümpfe so gut über die Beine hinaufzog, sie so gut übers Schienbein strich und das Strumpfband besser als jede andere anlegte. Daher stand sie sehr bei ihr in Gunst und empfing sogar Geschenke von ihr. Da die Dame nun einen solchen Eifer hatte, ihr Bein zu pflegen, ist zu erwägen, daß sie es nicht tat, um es unter ihren Röcken oder Kleidern zu verstecken, sondern um es manchmal zur Schau zu stellen, angetan mit schönen Unterhosen aus gold- und silberdurchwirktem Leinen oder aus anderm Stoff, die ganz vorzüglich und lieblich gemacht waren und die sie gewöhnlich trug; denn man hat ja viel mehr Vergnügen daran, wenn man auch andere am Anblick und am übrigen teilhaben läßt. Diese Dame konnte sich auch nicht entschuldigen, daß sie sagte, es geschehe nur, um ihrem Gatten zu gefallen, wie die meisten sagen und sogar die Alten, wenn sie sich trotz ihres Alters so herausputzen und brüsten; denn diese war Witwe. Sie machte es freilich zu Lebzeiten ihres Gemahls gerade so und wollte es daher später, nachdem sie ihn verloren hatte, nicht unterbrechen.

Ich kannte eine Menge schöne ehrbare Frauen und Mädchen, die ebenso beflissen waren, so köstliche, schmucke und hübsche Beine zu besitzen: sie haben auch recht; denn es liegt eine größere Sinnenlust darin, als man denkt. Ich hörte von einer sehr großen und sehr schönen Dame aus der Zeit König Franz‘, die sich ein Bein gebrochen hatte; nachdem sie es sich wieder hatte einrichten lassen, fand sie, daß es nicht gut aussah und ganz krumm geblieben war; schnell entschlossen, ließ sie es sich vom Orthopäden noch einmal brechen, um es wieder in seinen früheren Stand zu bringen und wieder so schön und gerade zu machen. Irgendeine Dame wunderte sich sehr darüber; dieser gab eine andre schöne Dame, die sich darin auskannte, zur Antwort: »Soviel ich sehe, habt Ihr keine Ahnung, was für Liebesvorteile in einem schönen Bein stecken können.«79

Ich kannte einst ein sehr schönes und ehrbares Mädchen von irgendwo, die sich in einen Grandseigneur sehr verliebt hatte; sie wollte ihn verführen und ihm etwas Gutes abgaunern, konnte aber nicht an ihn herankommen. Da stellte sie sich eines Tages, als sie in einer Parkallee war und ihn kommen sah, als ob ihr Strumpfband herunterrutsche: sie stellte sich ein wenig zur Seite, hob das Bein in die Höhe und zog sich den Strumpf hinauf und band ihr Strumpfband wieder fest. Jener große Herr beobachtete das scharf und fand das Bein sehr schön und vertiefte sich so in den Anblick, daß das Bein eine größere Wirkung in ihm hervorrief, als ihr schönes Gesicht, und er kam zu dem Urteil, daß die beiden schönen Säulen auch ein schönes Gebäu stützen müßten. Später gestand er es seiner Geliebten, die darüber nach Gutdünken mit ihm umging. Man merke sich diese Erfindung und die artige Liebeslist.

Ich hörte auch von einer schönen, ehrbaren und besonders sehr geistreichen Dame von lustigem und gutem Humor, die eines Tages, als sie sich von ihrem Kammerdiener ihre Strümpfe anziehen ließ, ihn fragte, ob er dabei nicht in Brunst, in Versuchung, in Begierde geriete;80 sie gebrauchte sogar ein gepfeffertes Wort. Der Diener, der es gut zu machen meinte, antwortete aus Respekt vor ihr: »Nein.« Sofort hob sie die Hand und versetzte ihm eine tüchtige Ohrfeige. »Geh,« sagte sie, »du sollst mich nicht mehr bedienen, du bist ein Dummkopf und kannst dich weiter trollen!«

Es gibt heutzutage eine Menge Kammerdiener von Damen, die nicht so keusch sind, wenn sie beim Aufstehen ihren Herrinnen die Kleider und Strümpfe anziehen; aber auch Edelleute würden sich beim Anblick so süßer Reize nicht so verhalten.

Nicht erst seit heute schätzt man die Schönheit schöner Beine und schöner Füße, was das gleiche ist; denn aus den Zeiten der Römer lesen wir, daß Lucius Vitellius, der Vater des Kaisers Vitellius, der in Messalina sehr verliebt war und bei ihrem Gemahl durch ihre Vermittlung in Gunst stehen wollte, sie eines Tages bat, sie möge ihm die Ehre erweisen, ihm eine Gunst zu gewähren. Die Kaiserin fragte ihn: »Und was?« »Hohe Frau,« sagte er, »möchtet Ihr gestatten, daß ich Euch einmal die Schuhe ausziehe!« Messalina, die sehr höflich gegen ihre Untertanen war, verweigerte ihm diese Gnade nicht. Nachdem er sie ihr ausgezogen hatte, behielt er einen Schuh und trug ihn immer unter dem Hemd auf dem Leibe bei sich, er küßte ihn, so oft er nur konnte, und betete in dem Schuh den schönen Fuß der geliebten Frau an, da er weder ihren natürlichen Fuß noch ihr schönes Bein zu seiner Verfügung haben konnte.81

Man kennt den englischen Mylord in den Hundert Erzählungen der Königin von Navarra, der ebenso den Handschuh seiner Herrin auf der Seite trug und sich damit sehr reich vorkam. Ich kannte viele Edelleute, die, bevor sie ihre seidenen Strümpfe trugen, ihre Damen und Herrinnen baten, sie zu probieren und sie vorher etwa acht oder zehn Tage lang, eher mehr als weniger, zu tragen, dann legten sie sie unter großer Verehrung und leiblicher und geistiger Befriedigung an.

Ich kannte einen Herrn von da und da, der sich mit einer sehr großen Dame, einer der schönsten der Welt, während einer Reise auf der See befand; und da ihre Dienerinnen seekrank waren und daher nicht in der Verfassung waren, sie zu bedienen, war es sein Glück, daß er ihr beim Niederlegen und beim Aufstehn behilflich sein durfte. Aber beim Niederlegen und Aufstehn, beim Strümpfeanziehn und Strümpfeausziehn wurde er so in sie verliebt, daß er zu verzweifeln vermeinte, wiewohl sie ihm nahe verwandt war, und wer sollte denn auch gegenüber einer so außerordentlichen Versuchung so abgestorben sein, daß er sich nicht darüber erregte.

Von der Gemahlin des Nero, von Poppäa Sabina, die bei ihm in der allerhöchsten Gunst stand, lesen wir, daß sie außer der Verschwendung, die sie in allerlei Überflüssigkeiten, Zieraten, Schmucksachen, Prunk und Kleideraufwand trieb, Schuhe und Pantoffeln trug, die ganz aus Gold waren. Diese Sorgfalt zielte nicht darauf ab, ihren Fuß oder ihr Bein Nero, ihrem Hahnreigatten, zu verbergen: das Vergnügen und der Anblick waren ihm gar nicht allein vorbehalten, er teilte es mit noch vielen andern. Jene Sorgfalt konnte sie schon auf sich verwenden, ließ sie doch die Hufe der Stuten, die ihren Wagen zogen, mit silbernen Eisen beschlagen.

Der heilige Hieronymus tadelte seinerzeit eine auf die Schönheit ihrer Beine allzu stolze Frau mit den eigensten Worten: »In dem kleinen braunen Stiefelchen, das glänzt und gut paßt, hat sie einen Lockvogel für die jungen Leute und ködert sie mit dem Klang der Schnällchen.« Es war das eine Fußbekleidung, die zu jener Zeit gang und gäbe war, aber den spröden Frauen war sie zu geziert und stand ihnen wenig. Die Füße mit solchen Halbstiefeln zu bekleiden, ist heute noch unter den türkischen Frauen im Gebrauch, und zwar unter den vornehmsten und keuschesten.

Ich hörte die Frage aufwerfen, welches Bein verlockender und verführerischer sei, das nackte oder das bedeckte und beschuhte? Manche glauben, hier herrscht nur die reine Natur, wenn das Bein mit der höchsten Vollendung gebildet ist und der Schönheit entspricht, die der Spanier anführt und die ich oben nannte, wenn es sehr weiß, schön und sehr glatt ist und zur rechten Zeit in einem schönen Bett gezeigt wird, denn wenn es sonst eine Dame in aller Nacktheit zeigen wollte, beim Gehn oder anderswie, mit Sandalen an den Füßen, so würde sie, und trüge sie die prächtigsten Kleider von der Welt, doch niemals für schön und anständig gehalten werden, wie eine, die zuerst einen schönen Strumpf aus farbiger Seide oder aus weißem Garn anhätte, wie man sie in Florenz im Sommer trägt. Solche Strümpfe sah ich früher unsere Damen tragen, bevor die seidenen Strümpfe stark bei uns in Aufnahme kamen. Dann mußte er auch stramm angezogen und gespannt sein wie ein Trommelfell und entweder mit Nadeln oder anderswie angeheftet werden, wie es die Damen eben in ihrer Laune wünschten; endlich muß der Fuß in einem schönen weißen Schuh stecken, einem Schuh aus schwarzem oder farbigem Samt oder in einem schönen kleinen Stöckelschuh, wie ich ihn an einer sehr großen Dame von da und da aufs vortrefflichste und lieblichste hergestellt sah.

Dabei muß man auch die Schönheit des Fußes beachten; denn wenn er zu groß ist, ist er nicht mehr schön; wenn er zu klein ist, dann erweckt er eine üble Meinung und Bedeutung von seiner Besitzerin; denn man sagt: kleiner Fuß, großer Schoß, und das ist etwas widerwärtig; sondern er muß etwas im Mittelmaß sein, wie ich verschiedene sehr verführerische beobachtete, die es besonders waren, wenn ihre Damen den Fuß halb aus dem Unterrock hervorspitzen und zum Vorschein kommen ließen, wenn sie ihn mit gewissen kleinen lasziven Wendungen und Drehungen zappeln und hüpfen ließen, und bedeckt von einem schönen kleinen Stöckelschuh, einem spitzigen weißen, vorn nicht viereckigen Schuh, weiß sind die Schuhe am schönsten. Aber diese kleinen Schuhe sind für die großen und hohen Frauen, nicht für die Knirpse und Stöpsel des weiblichen Geschlechts, in deren Rössern von Stöckelschuhen zwei Paar Füße Platz haben: wie sie dann gehen, bewegen sie sich schon wie die Keule eines Riesen oder der Klingelstock eines Narren. Vor etwas anderem muß sich die Dame ebenfalls in acht nehmen: ihr Geschlecht nicht zu verhehlen und sich als Knabe zu verkleiden, sei es für eine Maskerade oder für etwas anderes; denn hätte sie auch das schönste Bein der Welt, sie sieht verunstaltet aus, weil doch alle Dinge ihre Ordentlichkeit haben und sitzen müssen. Verleugnet also eine Frau dergestalt ihr Geschlecht, so entstellt das ihre ganze Schönheit und natürliche Anmut.

Aus diesem Grund ist es nicht sehr passend, daß sich eine Frau als Mann verkleidet, um sich dadurch schöner zu zeigen; höchstenfalls könnte sie sich mit einem schönen Barett, auf dem die Feder guelfisch oder ghibellinisch oder gerade vor der Stirn steht, artig herausputzen, um weder zur einen noch zur andern Partei gerechnet zu werden, wie unsere Damen es seit kurzer Zeit in Anwendung gebracht haben: aber das steht nicht allen gut; man muß dazu ein puppenhaftes Gesicht haben, das ausdrücklich dazu paßt, genau wie man’s an unserer Königin von Navarra sah, die sich damit so vorzüglich kleidete, daß man nach dem Anblick der herausgeputzten Gestalt allein schwer hätte urteilen können, zu welchem Geschlecht sie gehörte, ob sie ein schöner junger Knabe oder eine sehr schöne Dame war.

Dabei fällt mir ein, daß eine Frau von da und da, die ich kannte, ihr’s im Alter von 25 Jahren nachmachen wollte, sie war von zu hohem und großem Wuchs und männlicher Art. Erst kürzlich an den Hof gekommen, wollte sie die Galante spielen und erschien eines Tages als Mann im Ballsaal, sie wurde sehr schief darum angesehen und zerzaust und verspottet, sogar auch vom König, der darüber alsbald sein Urteil fällte, denn er redete königlich deutlich; er sagte, sie gliche höchlich einer Gauklerin oder besser gesagt, jenen gemalten Weibern, die von Flandern herüberkommen und die man vor die Kamine von Herbergen und Schenken hängt, mit deutschen Flöten im Schnabel; er ließ ihr sogar sagen, wenn sie noch einmal in dieser Kleidung und Verfassung erschiene, solle sie ihre Flöte mitbringen und der edlen Genossenschaft ein Ständchen spielen und eine Ergötzung bereiten. So verspottete er sie, sowohl wegen der Tracht, die ihr schlecht stand, wie aus Haß gegen ihren Gemahl.

Solche Verkleidungen passen also nicht für alle Damen; denn wenn jene Königin von Navarra, die schönste von der Welt, sich anders mit ihrem Barett hätte kleiden wollen, so wäre sie niemals so schön erschienen, wie sie ist, und sie hätte es auch nicht können: was für eine schönere Gestalt als die ihrige hätte sie auch annehmen können; denn in der ganzen Welt waren keine schöneren, von denen sie etwas hätte borgen können? Hätte sie ihr Bein sehn lassen wollen (manche ihrer Frauen redeten mir davon und schilderten es mir als das schönste und wohlgestaltetste der Welt), anders als natürlich, oder passend angezogen unter ihren schönen Kleidern, so hätte man es niemals so schön gefunden. So müssen die schönen Damen ihre Schönheiten sehn lassen und zur Schau stellen.

In einem alten spanischen Buche mit dem Titel El Viage del Principe, der Reise, die der König von Spanien zur Zeit seines Vaters, des Kaisers Karl, in den Niederlanden machte, las ich unter andern schönen Empfängen, die ihm von seinen reichen und wohlhabenden Städten bereitet wurden, von dem der Königin von Ungarn in ihrer schönen Stadt Bains, von dem das Sprichwort ging: Mas brava que las fiestas de Bains.

Unter andern Feierlichkeiten, wie denen bei der Belagerung eines Schlosses, das zum Schein aufgebaut und in Form eines festen Platzes belagert wurde (ich beschreibe es anderswo,82 hielt sie eines Tages ein Fest ab, das vor allem dem Kaiser, ihrem lieben Bruder, der Königin Eleonore, ihrer Schwester, dem König, ihrem Neffen, sowie allen Herren, Rittern und Damen am Hofe galt. Am Ende des Festes erschien eine Dame, begleitet von sechs Oreaden, antik wie Nymphen und wie die jungfräuliche Jägerin gekleidet, alle in silber- und gründurchwirkten Gewändern, mit einem Halbmond auf der Stirn, der völlig mit Diamanten bedeckt war, daß sie den Glanz des Mondes nachzuahmen schienen; eine jede trug ihren Bogen und ihre Pfeile in der Hand und ihren überaus prächtigen Köcher an der Seite, ihre Schuhe waren aus demselben silberdurchwirkten Stoff und paßten ganz herrlich. Solchermaßen zogen sie in den Saal ein und führten ihre Hunde hinter sich, sie machten dem Kaiser ihre Aufwartung und legten ihm jede Art von Wildbret als ihre Jagdbeute auf die Tafel.

Dann erschien Pales, die Göttin der Hirten, mit sechs Waldnymphen in ganz weißer Kleidung aus silberdurchwirktem Stoff mit einem ebensolchen Besatz am Kopfe; sie waren ganz mit Perlen besät und trugen auch Strümpfe aus dem gleichen Zeug und weiße Schuhe; sie brachten alle Arten von Milchprodukten und legten sie vor dem Kaiser nieder.

Als dritte Truppe kam dann die Göttin Pomona mit ihren Najaden, die mit Früchten aufwarteten. Diese Göttin war die Tochter der Donna Béatrix Pacecho, der Gräfin d’Antremont, Ehrendame der Königin Eleonore, die damals neun Jahre alt sein konnte. Heute ist sie Frau Admiralin von Chatillon, als des Herrn Admirals zweite Frau; diese Tochter und Göttin brachte mit ihren Gefährtinnen alle nur auffindbaren Arten von schönsten und köstlichsten Früchten des Sommers, und sie überreichte sie dem Kaiser mit einer so wohlberedten, schön und anmutig vorgetragenen Ansprache, daß der Kaiser und die ganze Versammlung ganz entzückt von ihr war und ihr in Anbetracht ihres jugendlichen Alters seine Bewunderung zollte, wobei man ihr schon damals voraussagte, daß sie werden würde, was sie heute ist, eine schöne, kluge, ehrbare, tüchtige, geschickte und geistreiche Dame.

Gleich den übrigen war sie als Nymphe in silberdurchwirkte weiße Gewänder gekleidet; sie trug ebensolche Strümpfe, und ihre Haare waren mit vielen Edelsteinen geschmückt; es waren aber lauter Smaragde, die teilweise die Farbe der Früchte darstellen sollten, die sie herbeitrug; und außer den Geschenken an Früchten überreichte sie dem Kaiser und dem König von Spanien noch einen Siegeszweig, der ganz grün emailliert war, die Zweige mit großen Perlen und Edelsteinen ganz beladen, was sehr reich und unschätzbar anzusehn war; der Königin Eleonore brachte sie einen Fächer dar mit einem Spiegel darin, der ganz mit Edelsteinen von hohem Wert besetzt war.

Diese Fürstin und Königin von Ungarn bewies gewiß, daß sie in allen Dingen eine achtbare Dame war, und daß sie sich ebensosehr auf Weltklugheit verstand, wie auf die Kriegsgeschäfte; und wie ich sagen hörte, empfand ihr kaiserlicher Bruder eine große Befriedigung und Erquickung dabei, eine so vornehme Schwester zu besitzen, die seiner würdig war.

Nun könnte man mir den Vorwurf machen, warum ich diese rednerische Abschweifung begangen habe. Ich tat’s, um zu sagen, daß alle diese Mädchen, die jene Nymphen darzustellen hatten, aus den schönsten Mädchen auserlesen waren, die sich unter denen der Königinnen von Frankreich, von Ungarn und der Regentin von Lothringen, unter den Französinnen, Italienerinnen, Flamländerinnen, Deutschen und Lothringerinnen befanden; es fehlte nicht an Schönheiten unter ihnen; und Gott weiß, ob die Königin von Ungarn keine Sorgfalt darauf verwandt hatte, die schönsten und anmutigsten auszuwählen.

Madame de Fontaine-Chalandry, die noch lebt, könnte viel davon erzählen; sie war damals Mädchen bei der Königin Eleonore und gehörte zu den schönsten: man nannte sie auch die schöne Torcy; sie hat mir viel davon erzählt. Wie dem auch sei, von ihr wie von andern erfuhr ich, daß es den Herren, den Rittern und Edelleuten an jenem Hofe ein Genuß und eine Lust war, die schönen Beine, die Waden und schönen kleinen Füße jener Damen zu beschauen; denn in diesen Nymphengewändern gingen sie kurz angezogen und boten damit ein sehr schönes Schauspiel, noch mehr als mit ihren schönen Gesichtern, die man alle Tage sehn konnte, was bei ihren schönen Beinen nicht der Fall war. Manche verliebten sich wegen des Bildes und des Anblicks, den ihre schönen Beine boten, mehr in sie als wegen ihrer schönen Gesichter; denn schöne Säulen pflegen gewöhnlich schöne Frieskarniese, schöne Architrave und reiche Kapitäle zu tragen, die ordentlich geplättet und skulptiert sind.

Ich muß aber noch eine Abschweifung machen und damit meiner Laune nachgeben, da wir einmal bei den Spielen und Schaustellungen sind. Fast zur selben Zeit, als sich gelegentlich der Einzüge des Königs von Spanien in den Niederlanden und besonders in Bains jene schönen Feste abspielten, fand zu Lyon der Einzug König Heinrichs statt, der von einem Besuch seines Landes Piemont und der dortigen Garnisonen zurückkehrte. Es war gewiß einer der glänzendsten und schönsten, wie ich ihn auch von ehrbaren Damen und Edelleuten am Hofe, die dabei waren, so habe schildern hören.

Wenn nun schon jene Maskerade, jener Aufzug der Diana und ihrer Jagd bei jenem königlichen Fest der Königin von Ungarn schön gefunden wurde, so spielten sich in Lyon noch ganz andere und weit bessere ab; denn auf dem Wege, den der König nahm, traf er auf einen großen antiken Obelisken, zur rechten Hand fand er desgleichen an der Straße einen eingeschlossenen Hag, der, von einer etwa sechs Fuß hohen Mauer umgeben, mit Erde aufgeschüttet war; er war mit Bäumen von mittlerem Wuchs verschieden bepflanzt, dichtes Buschholz stand dazwischen und eine Menge Büsche von andern kleinen Sträuchern und ebensoviel Obstbäume. In diesem kleinen Walde tummelten sich eine Menge kleiner Hirsche, Hirschkühe, Rehe, wenngleich zahm. Dann hörte seine Majestät verschiedene Hörner und Trompeten ertönen; und alsbald sah er auch quer aus jenem Wald Diana mit ihren Jägerinnen und Waldjungfrauen daherjagen, in der Hand hielt sie einen reich verzierten türkischen Bogen, der Köcher hing ihr an der Seite, sie war wie eine Nymphe herausstaffiert, in der Art, wie sie uns vom Altertum noch dargestellt wird; um den Leib trug sie einen Halbrock aus sechs großen runden Stücken von schwarzgoldenem Stoff, besät mit silbernen Sternen, die Ärmel und der Rest waren aus karmesinrotem Atlas mit Goldborten; bis zur Hälfte des Beins war sie hochgeschürzt, damit entblößte sie ihr schönes Bein, ihre Waden und ihre antiken mit Perlenstickerei bedeckten Stiefelchen aus karmesinem Atlas; in ihre Haare waren dicke prächtige Perlenschnüre hineingeflochten und mit den wertvollsten Edelsteinen und Juwelen geschmückt; über der Stirn trug sie einen kleinen silbernen Halbmond, der von glitzerkleinen Diamanten glänzte: denn aus Gold wäre er nicht so schön gewesen und hätte den natürlichen Halbmond nicht so gut dargestellt, der hell und silbern ist.

Ihre Gefährtinnen waren mit verschiedenen Arten von Kleidern herausgeputzt und trugen golddurchwirkte Tafte, die im Flachstich wie im Füllstich bearbeitet waren, alles antik, dazu kamen noch verschiedne andre Farben von antiker Gattung, die bizarr und lustig durcheinanderflirrten; Strümpfe und Stiefelchen aus Atlas; ebenso war ihr Haupt wie bei Nymphen mit vielen Perlen und Edelsteinen geschmückt.

Manche führten Leithunde, kleine Windspiele, Wachtelhunde und andre an der Leine, mit Schnüren aus schwarzer und weißer Seide, Farben, die der König wegen seiner Liebe zu einer Dame mit dem Namen Diana trug: andre begleiteten die rennenden Hunde und ließen sie Jagd machen, was großen Lärm gab. Wieder andre trugen kleine Wurfspieße aus Brasilholz mit kleinen hübschen hängenden Troddeln aus weißer und schwarzer Seide. Die mit Gold und Silber belegten Hörner und Trompeten hingen an Schärpen in silbernen und schwarzseidenen Schnüren.

Sobald sie den König erblickten, sprang ein Löwe aus dem Gehölz, der zahm und von langer Hand darauf dressiert war, schmeichelnd warf er sich jener Göttin zu Füßen; diese nahm das sanfte und zarte Tier an eine dicke Schnur aus Silber und schwarzer Seide und präsentierte ihn sogleich dem König; sie trat mit dem Löwen bis an den Rand der Mauer vor, die den Weg besäumte, kam bis auf einen Schritt zu Seiner Majestät heran und bot ihm den Löwen mit einem gereimten Gedicht an, wie es zu jener Zeit gemacht wurde, es war aber doch nicht zu schlecht gefeilt und mißtönig; mit diesem anmutig vorgetragenen Gedicht reichte sie ihm unter dem Symbol des sanften und artigen Löwen Lyon dar, seine durchaus freundliche, artige und seinen Gesetzen und Befehlen gehorsame Stadt.

Nach diesem anmutigsten Vorgang verneigten sich Diana und alle ihre Gefährtinnen in Demut und Ehrfurcht vor dem König, der sie sämtlich freundlich ansah und begrüßte und ihnen bezeugte, daß ihm ihre Jagd sehr angenehm gewesen wäre; dann dankte er ihnen herzlich, verabschiedete sich von ihnen und setzte seinen Weg zu seinem Einzug fort. Diese Diana und all ihre schönen Gefährtinnen waren nämlich die ansehnlichsten und schönsten verheirateten Frauen, Witwen und Mädchen von Lyon, wo gar kein Mangel daran ist; sie spielten ihr Mysterium so gut und so trefflich, daß die meisten Prinzen, Edelleute, Herren und Höflinge ganz entzückt davon waren. Es mag sich jeder denken, ob sie recht hatten.

Madame von Valentinois, genannt Diana von Poitiers, die der König verehrte und in deren Namen die Jagd stattfand, war damit nicht weniger zufrieden und schenkte darum ihr ganzes Leben lang der Stadt Lyon ihre Liebe; sie war ja auch ihre Nachbarin, weil das Herzogtum Valentinois in nächster Nähe liegt.

Da wir nun einmal von dem Vergnügen sprechen, das der Anblick eines schönen Beines gewährt, darf man es glauben, wie ich sagen hörte, daß nicht bloß der König, sondern auch alle galanten Herren des Hofes einen wundersamen Genuß dabei empfanden, die Beine jener schönen Nymphen zu betrachten und aufs Korn zu nehmen, wie sie so schäkerhaft herausstaffiert und hochgeschürzt waren, daß sie noch mehr die Versuchung erweckten, in die zweite Etage hinaufzusteigen, als Bewunderung erregten und zum Preise einer so artigen Erfindung Veranlassung gaben.

Um nun von unsrer Abschweifung wieder dahin zurückzukommen, wovon ich ausging, sage ich, an unsern Höfen, von unsern Königinnen und besonders von der Königin-Mutter, haben wir sehr hübsche Balletts aufführen sehen; aber gewöhnlich lenkten wir Hofleute unsre Augen auf die Füße und Beine der Damen, die sie darstellten, und empfanden ein überaus großes Vergnügen daran, ihnen zuzusehen, wie sie ihre Beine so artig bewegten und ihre Füße so unübertrefflich zierlich tänzeln und zappeln ließen; denn, ihre Röcke und Kleider waren weitaus kürzer als gewöhnlich, aber doch nicht so sehr wie bei Nymphen und auch nicht so hoch, wie es nötig war und wie man es gewünscht hätte. Nichtsdestoweniger senkten sich unsre Augen ein wenig, und besonders, wenn man die Volte tanzte, die das Kleid flattern ließ und den Augen stets etwas Angenehmes zeigte, worin sich verschiedne, wie ich sah, ganz verloren und untereinander darüber in Entzückungen schwelgten.

Auch jene schönen Frauen von Siena bildeten am Beginn der Empörung ihrer Stadt und Republik drei Trupps aus den schönsten und vornehmsten Frauen, die es gab. Jeder Trupp zählte tausend, das machte also im ganzen dreitausend; der eine war in violetten Taft, der andre in weißen, der dritte in fleischfarbigen gekleidet, alle Nymphen aber in sehr kurzem Aufputz, so daß sie die schönen Beine und Waden offen sehen ließen. So machten sie ihren Aufzug durch die Stadt vor aller Welt, und sogar vor dem Herrn Kardinal von Ferrara und Herrn von Termes, Generalstatthaltern unseres Königs Heinrich; alle waren sie todentschlossen und versprachen, für die Republik und für Frankreich zu sterben, allbereit, zur Befestigung der Stadt die Hand ans Werk zu legen, sie trugen schon die Faschinen auf der Schulter; jedermann erfüllte es mit Bewunderung. Ich komme auf die Geschichte noch zu sprechen, wo ich von den edlen Frauen rede; denn sie gehört mit zu den schönsten Zügen, die jemals unter galanten Damen zu beobachten waren.

Für diesmal will ich mich damit begnügen, zu sagen, was ich verschiedene Edelleute und Soldaten,sowohl französische wie ausländische wie sogar manche von der Stadt, erzählen hörte: niemals hätten sie etwas Schöneres gesehen; denn es waren lauter große Damen und vornehme Bürgerinnen der Stadt, eine schöner als die andere, und man weiß ja auch, daß Siena einen Überfluß an Schönheiten hat. Aber wenn es schon ein Genuß war, ihre schönen Gesichter zu sehn, so tat es nicht weniger wohl, ihre schönen Beine und Waden zu betrachten, wie sie in ihren hübschen, straff anliegenden und fein geputzten Schuhen steckten; das verstanden sie sehr gut, und dazu hatten sie sich auch ihre Kleider sehr kurz machen lassen, wie Nymphen, um leichter marschieren zu können; das mußte die Abgekühltesten und Abgestorbensten in Wallung und Aufregung bringen; die Gesichter konnte man immer sehen, nicht aber ihre schönen Beine und Waden; die Erfindung, sich so als Nymphe zu kleiden, hatte ja auch schon ihre Ursache: sie gibt zu viel guten Ansichten und schönen Liebäugeleien Anlaß; dazu war die kurze Ausstaffierung noch an der Seite geschlitzt, wie es an jenen schönen römischen Altertümern zu sehen ist, und die Lüsternheit des Anblicks wird dadurch nur noch erhöht.

Was macht denn heutzutage die schönen Frauen und Mädchen der Insel Chios so liebenswürdig? Gewiß schon ihre Schönheit und Anmut, ebensosehr aber ihre prachtvolle Art und Weise, sich zu kleiden, und besonders ihre sehr kurzen Röcke, die ihre schönen Beine, ihre Waden und reizend beschuhten Füße frei sehen lassen.

Dabei fällt mir ein, daß eine Dame von sehr schönem und üppigem Wuchs einmal am Hofe einen prachtvollen Jagdteppich betrachtete, worauf Diana und ihre ganze Schar jungfräulicher Jägerinnen sehr naiv dargestellt waren, wie sie alle in ihrer Kleidung ihre schönen Füße und schönen Beine zeigten; neben sich hatte sie eine ihrer Gefährtinnen, die von sehr niederem und geringem Wuchs war und sich mit ihr daran ergötzte, jene Tapisserie zu betrachten; da sagte die Dame zu ihr: »Ha, Kleine, wenn wir uns auch so anzögen, Ihr tätet’s bald verlieren und hättet keinen großen Vorteil davon; denn Eure hohen Stöckelschuhe gäben ein schönes Bild von Euch; Euer Gang würde nie diese Anmut haben, und Euer Bein würde sich neben unserm großen und hohen Wuchs schlecht ausnehmen; Ihr müßtet Euch lieber verstecken und dürftet gar nicht zum Vorschein kommen. Dankt also der Jahreszeit und den langen Röcken, die wir tragen, sie kommen Euch sehr zustatten und bedecken Eure Beine ordentlich; denn bei Euren großen Stöckelschuhen von einem Fuß Höhe sehn Eure Beine mehr wie Keulen aus; wer nichts zum Zuschlagen hätte, der brauchte Euch bloß ein Bein abzuschneiden und es da anzupacken, wo Euer Strumpf sitzt und die Stöckelschuhe angehn, und er könnte wütend darauf losschlagen.«

Diese Dame konnte mit Recht so reden, denn das schönste Bein der Welt verliert seine Schönheit ganz und gar, wenn es in jene plumpen Stöckelschuhe hineingezwängt ist, weil ihm jener große Klumpfuß eine allzu große Unförmlichkeit gibt; denn wenn dem Bein nicht ein schönbeschuhter und hübschgeformter Fuß entspricht, dann hat die ganze Sache keinen Wert. Daher glauben die Damen durch große und schwerfällige Schuhe ihre Gestalt zu verschönern und ihr ein liebenswürdigeres und besseres Aussehen zu geben; auf der andern Seite aber verunstalten sie damit ihr schönes Bein und ihre schöne Wade, das in seinem natürlichen Zustand doch immer noch mehr wert ist als eine große häßliche Gestalt.

Auch in vergangenen Zeiten war ein schöner Fuß so verführerisch, daß manche keusche und spröde Römerin oder, die es wenigstens sein wollte, große Skrupeln hegte, ihn wie ihr Gesicht sehn zu lassen, wie es noch heute, in Nachahmung der alten Zeit, manche Italienerinnen tun; sie verstecken die Beine sorgfältigst unter ihren langen Röcken, damit man sie nicht sehe; dann gehen sie so klug, gemessen und abgezirkelt, daß es niemals unter dem Rock herauskommt.

Das mag für die Spröden und Scheinheiligen gut sein, und die zu keiner Versuchung Anlaß geben wollen; wir sind ihnen sogar dafür verbunden. Ich glaube jedoch, wenn sie die Freiheit hätten, sie würden sowohl den Fuß wie das Bein und noch andre Dinge zur Schau stellen; sie lassen es ja auch ihre Gatten sehn, mit einer gewissen Scheinheiligkeit und jener Bedenklichkeit, die sie als wohlanständige Damen vorschützen; übrigens berufe ich mich dabei auf die Kenner.

Ich kenne einen sehr galanten und ehrbaren Edelmann, der bei der Salbung des letzten Königs in Reims das schöne mit einem Strumpf aus weißer Seide angetane Bein einer schönen und vornehmen verwitweten Dame von hoher Figur von unten durch die Gerüste hindurchsah, die für die Damen zur Salbung aufgeschlagen worden waren; er war davon so hingerissen, daß er nachher vor Liebe verzweifeln zu müssen glaubte; was das schöne Gesicht nicht hatte erzielen können, das bewirkten ihre Beine und Knie; auch verdiente jene Dame in allen ihren schönen Partien, daß ein ehrbarer Edelmann für sie erglühte. Ich kannte noch viele solche Männer, die sich dieser Empfindung hingaben.

Wie dem nun aber auch sei, bei verschiednen galanten Hofleuten, meinen Genossen, war es eine Maxime: schöne Beine und schöne Füße zu sehn ist sehr gefährlich und kann geile Augen zur Liebe verführen; und mich wundert, daß manche gute Schriftsteller, unsre Dichter wie andre, keine Lobpreisungen darüber geschrieben haben, wie sie es mit andern Teilen des Körpers machten. Was mich betrifft, hätte ich gern mehr darüber geschrieben; aber ich befürchte, wenn ich diese Körperteile allzusehr rühme, macht man mir den Vorwurf, ich bekümmerte mich nicht um die andern, auch muß ich ja noch von andern Dingen schreiben und darf nicht so lange bei einem und demselben verweilen.

Daher schließe ich jetzt und sage nur noch dies eine: »Seid ihr Damen um Gotteswillen nicht so versessen darauf, größer aussehen zu wollen und anders zu scheinen, als euere Beine gestatten wollen, die wenigstens bei manchen von euch schön sind; aber mit eueren hohen Absätzen schadet ihr euch nur. Gewiß müßt ihr sie haben, aber so im Übermaß seht ihr häßlicher aus, als ihr denkt.«

Nun preise, wer will, die anderen Frauenschönheiten, wie manche Dichter taten; aber ein schönes Bein, eine wohlgestaltete Wade und ein hübscher Fuß haben eine große Macht im Reich der Liebe.

  1. Der Jesuit Ignaz von Loyola muß es gewußt haben, denn er hatte sich ebenfalls »operieren« lassen, um in den Stiefeln hübscher auszusehn. Siehe die »Geschichte des Don Inigo de Guipuzcoa, Ritter der heiligen Jungfrau«.
  2. Von Mademoiselle, der leiblichen Kusine Ludwigs XIV., sagte man, sie gab ihren Pagen, die sich an ihr aufregten, ein paar Louisdors, damit sie sich anderswo versorgten.
  3. Fetischismus.
  4. Im 59. Diskurs der Capitaines français.)