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988. Nacht

Nach einem innigen Dankgebet des Prinzen begaben sie sich
auf den Rückweg. „Und wie viel glaubst Du, dass Du nun von Deiner Familie
entfernt bist? Zehn Jahre würde der schnellste Reiter brauchen, um den Weg, den
wir gemacht haben, zurückzulegen. Aber Gott ist Dir sehr gnädig gewesen, und
meiner Bekanntschaft hast Du es zu danken, dass wir diese Zeit nicht
brauchen.“ Sie setzen darauf ihren Weg immer weiter fort, und am Ende des
Tages gelangten sie an ein schönes grünes Land, welches dem Sohn des Königs
der Geister gehörte. Hier brachten sie abermals die Nacht mit Essen, Trinken,
Scherz und Frohsinn zu. Am Morgen fragte ihn sein Retter: „Willst Du heute
schon wieder zu Deiner Familie zurück?“ Da der Prinz erklärte, dass ihm
dies viel Freude machen würde, so befahl jener einem Sklaven, den Prinzen auf
seine Schultern zu nehmen, und ihn am anderen Morgen in das Schloss seines
Schweigervaters und seiner Braut zu tragen. Als ungefähr der dritte Teil der
Nacht verflossen war, kam ein Sklave, um den erhaltenen Befehl auszuführen. Der
Prinz näherte sich nun seinem Retter, umarmte ihn, und dankte ihm nochmals. Der
Sklave aber trat näher, und sagte ihm, er möge sich die Augen verbinden, damit
ihn nicht Furcht anwandle, herab zu fallen. „Steige dann auf meinen
Nacken,“ fügte der Sklave hinzu, „und fürchte übrigens
nichts.“ Der Prinz tat es, nachdem er sich die Augen verbunden hatte. Sie
entfernten sich nun, und als der Geist ihm sagte, er möge seine Binde wieder
abnehmen, befand er sich auf dem Dach des Schlosses seines Schwiegervaters. In
demselben Augenblick verließ ihn auch sein Träger. Als der Prinz sich erholt
hatte, brach eben der Morgen an, und er stieg hinab ins Schloss. So wie der
König, sein Schwiegervater, ihn sah und erkannte, umarmte er ihn, und freute
sich über seine Ankunft, sagte aber auch: „Gewöhnlich kommen sonst die
Leute auf der Erde. Du aber scheinst mir vom Himmel gekommen zu sein. Das nimmt
mich großes Wunder.“ – „Jawohl,“ entgegnete der Prinz, „was
mir begegnet ist, ist auch wunderbar.“ Und hierauf erzählte er alles, was
ihm widerfahren war. Darüber war der König sehr erstaunt, und pries Gott wegen
seiner wunderbaren Rettung. Zugleich befahl er, die Festlichkeit der Hochzeit zu
beschleunigen, welche sofort mit aller Pracht vollzogen wurde. Einen Monat hielt
sich der Prinz bei seinem Schwiegervater auf. Sodann begab er sich mit seiner
Frau in die Residenz seines Vaters. Der Vetter der Fürstin war vor Gram und
Eifersucht außer sich. Der Vater aber kam seinem Sohn entgegen, und die
größten Festlichkeiten wurden deshalb angeordnet.

„Du siehst also, – wie sehr Du gegen Deine Wesire und
Deinen Sohn auf der Hut sein musst.“ Hierauf beschloss der König, seinen
Sohn töten zu lassen.