Project Description

983. Nacht

Um zu seinen Zwecken zu gelangen, suchte sich der
Liebhaber der Frau die Freundschaft eines Knaben zu erwerben, den ihr Mann zu
sich genommen hatte. Er machte sich diesen so zum Freund, dass er von ihm alles
erlangen konnte, was er wollte. Eines Tages fragte er ihn: „Willst Du mir
wohl den Eintritt zu den Zimmern der Frau Deines Herrn gestatten, wenn sie
ausgegangen sein wird?“ Der Knabe versprach es ihm, und führte ihn auch
wirklich eines Tages in ihr Zimmer. Hier betrug er sich so, dass ihr Mann bei
seinem Eintritt vermuten musste, ein Fremder sei gegenwärtig gewesen. Als der
Mann endlich wieder kam, und seine Frau nicht fand, und die Unordnung im Zimmer
bemerkte, fragte er den Knaben, wo seine Frau wäre? – „Sie ist im
Bad,“ antwortete dieser. Während der Zeit ihrer Abwesenheit dachte er noch
mehr darüber nach, und seine Eifersucht vermehrte sich so, dass er, als sie
eintrat, auf sie los stürzte, um sie zu töten. Auf ihr Geschrei eilten die
Nachbarn herbei, und fragten ihn um die Ursache seines Benehmens. Nachdem er
ihnen alles erzählt hatte, gelang es dem Knaben, ihm seinen ungegründeten
Verdacht zu benehmen. Hier siehst Du ein neues Beispiel von der List und
Schändlichkeit der Männer.“ Diese Geschichte bewog den König, aufs neue
Befehl zur Hinrichtung seines Sohnes zu geben.