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936. Nacht

„O mein Bruder,“ sprach der Unbekannte, „Du
hast nichts zu befürchten. Holt gleich alles her, was ihr ihm genommen
habt!“ Sogleich wurde mir auch alles zurückgebracht, und ich vermisste
nichts von meinen Sachen. Sodann reichte er mir einen köstlichen Becher voll
Limonade, ließ einen Tisch decken, und ich musste mich mit allen übrigen an
denselben setzen, und mit ihnen speisen. Als wir einige Bissen genossen hatten,
sprach er: „Mein Bruder, nun haben wir Brot und Salz1)
zusammen gegessen. Du bist zur Kenntnis unseres Geheimnisses gelangt, und die
Geheimnisse sind in dem Herzen der Edlen tief vergraben.“ – „So wahr
ich rechtlicher Eltern Kind bin,“ erwiderte ich, „werde ich nie etwas
davon verlauten lassen.“ Ich musste ihnen dies mit einem Eid bekräftigen.
Hierauf ließ man mich wieder hinaus, und ich begab mich von dannen, nachdem ich
schon meinen Tod für gewiss gehalten hatte. Ein Monat war bereits verstrichen,
während welcher Zeit ich mich sehr übel befunden hatte. Endlich war ich
imstande, wieder meinen Laden zu öffnen, und auszugehen. Als ich eines Tages
wieder in meinem Laden saß, sah ich einen sehr schönen jungen Mann an meinem
Laden stehen. Er war ein Viehhändler, und hatte einen großen Beutel Geld bei
sich. Kurz darauf bemerkte ich auch die betrügerische schöne Frau, die ihm
nachgefolgt war, und ihn anzulocken suchte.


1) Wenn
der Araber sagt: „Zwischen uns ist Brot und Salz,“ so ist der andere
verpflichtet, sich nie gegen ihn feindselig zu benehmen, noch auch seine
Geheimnisse zu offenbaren.