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866. Nacht

Ich begab mich nach Hause, tief betrübt, das Werkzeug des
Verderbens einer Frau gewesen zu sein, welche mir so teuer geworden war, obwohl
ich ihres Anblickes nur wenige Augenblicke genossen hatte. Ich suchte überall
meinen Affen, um ihm mein Abenteuer zu erzählen; aber alle meine
Nachforschungen waren vergeblich. Nunmehr erkannte ich, dass er selber es war,
der meine Gattin entführt hatte, nachdem er durch seine treulosen
Einflüsterungen mich verleitet, den Talisman zu zerbrechen, welcher der
Ausführung seiner Absichten auf sie widerstand. Wütend, von diesem
abtrünnigen Geist so geäfft zu sein, zerriss ich meine Kleider, zerfetzte mein
Antlitz und beschloss, nicht länger in einem Land zu bleiben, wo ich verloren
hatte, was mir das Teuerste auf der Welt war.

Ich verließ also die Stadt, verlief mich in eine Wüste
und wanderte noch fort, als die Nacht mich überfiel. Nicht wissend, wo ich war,
noch wohin ich wollte, suchte ich nun einen Ort, wo ich mich verbergen konnte.
Da erblickte ich im Mondschein zwei ungeheure Schlangen, die eine rot und die
andere weiß, im Kampf miteinander. Von Mitleid bewegt, ohne zu wissen, warum,
für die weiße Schlange, ergriff ich einen Stein, schleuderte ihn aus allen
meinen Kräften und traf so genau, dass ich der anderen Schlange den Kopf
zerschmetterte.

Die weiße Schlange entfloh alsbald mit Zischen und
entschwand vor meinen Augen, aber sie kam einen Augenblick danach wieder in
Begleitung von zehn anderen ebenso weißen Schlangen. Sie näherten sich dem
furchtbaren Tier, welches ich tot auf den Sand hingestreckt hatte, und nachdem
sie es in Stücke gerissen und nur den Kopf übrig gelassen hatten, ergriffen
sie die Flucht und schlüpften pfeilschnell von hinnen.

Als ich noch über dieses seltsame Abenteuer nachdachte,
hörte ich ganz nahe bei mir, ohne jedoch jemand zu sehen, eine Stimme, welche
folgenden Vers aussprach:

„Fürchte nicht das Missgeschick und seine Härte:
Der Himmel verheißt Dir Glück und Freude!“

Diese Stimme, welche aus dem Schoß der Erde
hervorzukommen schien, machte mich starr vor Grausen, anstatt mich zu beruhigen.
Allein in dieser Wüste, wusste ich nicht, ob ich fliehen oder bleiben sollte,
als ich deutlich eine andere Stimme hörte, welche mich mit folgenden beiden
Versen anredete:

„Muselmann, der Du das Glück hast, die Sprache des
Korans zu reden, besänftige Deine Schrecken und fürchte nichts vom Satan und
seiner Rotte!

Du bist unter der Obhut der getreuen Geister, deren
Religion dieselbe ist wie die Deinige.“

„Im Namen Gottes, welchen Ihr anbetet wie ich,“
rief ich aus, „gebt mir doch deutlicher zu erkennen, wer Ihr seid!“