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864. Nacht

Ich zog hierauf aus meinem Busen eine Börse mit tausend
Goldstücken und bot sie dem Scherif dar mit den Worten:

„Hier ist meine Herkunft und mein Rang! Der Reiche
bedarf keiner anderen Empfehlung. Das Geld beantwortet alle Einwendungen. Ihr
kennt den Spruch des Propheten: „Die beste Hilfsquelle ist das Geld.“
Einer unserer besten Dichter hat sehr glücklich in folgenden vier Versen die
Vorteile des Reichtums ausgedrückt:

„Wenn ein Reicher redet, ruft ein jeder: „Ihr
habt recht!“, selbst wenn er nicht weiß, was er sagt.

Wenn ein Armer spricht, antwortet man: „Das ist
falsch!“, selbst wenn er das Recht für sich hat.

Das Geld erwirbt in allen Ländern seinem Herrn
Bewunderung und Ehrfurcht.

Es ist eine Zunge für denjenigen, der reden will, und ein
Pfeil für denjenigen, der töten will.“

Bei diesen Worten senkte der Scherif die Augen und wurde
nachdenklich. Bald darauf sagte er zu mir:

„Weil dem so ist, mein Herr, so lasst Euch gefallen,
dass ich noch zweitausend Goldstücke von Euch fordere.“

„Ihr sollt befriedigt werden,“ antwortete ich;
und sogleich schickte ich einen meiner Sklaven nach Hause, der nach kurzer Zeit
mit mehreren ähnlichen Börsen wie dem Scherif überreichte wieder kam.

Beim Anblick des Goldes, welches ich in seine Augen
blinken ließ, schien der Scherif begnügt. Er stand auf und befahl einem seiner
Sklaven, das Warenlager zu schließen.

Nachdem er sodann seine Verwandten und Freunde versammelt
hatte, ließ er den Heiratsvertrag aufsetzen und versprach mir, die Hochzeit
binnen zehn Tagen bei ihm zu feiern und mich zum glücklichen Besitzer seiner
Tochter zu machen.

Höchst erfreut kehrte ich heim; und nachdem ich mich
allein mit meinem Affen eingeschlossen hatte, teilte ich ihm den Erfolg meiner
Werbung mit. Er wünschte mir Glück zu den mir bevorstehenden Freuden und
erteilte der Art, wie ich mich dabei benommen, die größten Lobsprüche.

Am Vorabend des von dem Scherif bestimmten Hochzeitstages
nahte sich mein Affe, als er mich allein traf, mit einem unruhigen und
verlegenen Wesen, welches er mit Mühe verbergen konnte.

„Morgen,“ sprach er zu mir, „werden alle
Deine Wünsche erfüllt. Darf ich hoffen, dass Du beim Beginn des Glückes,
welches ich Dir bereitet habe, mir auch wohl einen Dienst erweisen willst? Wenn
Du mir denselben gewährst, so kannst Du alles von mir fordern, was Du
willst.“

„Worin besteht er?“, fragte ich verwundert,
„denn ich vermag Dir nichts abzuschlagen.“