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835. Nacht

Chaled gab dem Ausrufer einen Wink und fragte ihn, wie
diese Sklavin hieße. Nachdem er vernommen, dass sie Jasmin hieß, und dass
schon tausend Goldstücke für sie geboten worden, wandte er sich zu seinem Sohn
und sagte ihm, wenn er sie haben wollte, müsste er sie überbieten. Habadalum
Besasa sagte also dem Ausrufer, dass er ein Goldstück mehr böte. Alaeddin
steigerte sie sogleich auf zweitausend Goldstücke; und jedes Mal, dass der Sohn
des Emirs ein Goldstück mehr bot, überbot ihn Alaeddin mit tausend
Goldstücken.

Habdalum Besasa, ergrimmt, dass man es wagte, ihn zu
überbieten, verlangte von dem Ausrufer mit stolzem Ton den Namen des
überbietenden zu wissen.

„Es ist der Großwesir Giafar,“ erwiderte dieser
hier, „er will diese Sklavin für den Herrn Alaeddin Abulschamat
kaufen.“

In diesem Augenblick, da Alaeddin zehntausend Goldstücke
geboten hatte, schlug der Herr der Sklavin sie ihm zu und wurde sogleich auf
Befehl des Großwesirs bezahlt.

Alaeddin sah sich nicht sobald im Besitz dieser Schönen,
als er ihr die Freiheit schenkte, sie heiratete und heimführte.

Der Ausrufer, nachdem er seine Belohnung empfangen hatte,
kam wieder zu dem Emir Chaled und seinem Sohn und benachrichtigte sie, dass
Alaeddin die Sklavin für zehntausend Goldstücke gekauft, ihr die Freiheit
geschenkt und sie soeben geheiratet hätte.

Besasa kehrte heim in Verzweiflung über diese Neuigkeit.
Kaum war er nach Hause, als er sich von einem heftigen Fieber ergriffen fühlte
und genötigt war, sich zu Bett zu legen. Seine Mutter, die noch nicht wusste,
was vorgegangen war, fragte ihn nach der Ursache seiner Krankheit.

„Kauft mir Jasmin,“ antwortete er mit schwacher
Stimme.

Seine Mutter glaubte, er redete irre, und versprach, um
ihn zu beruhigen, ihm Jasmin zu kaufen, sobald der Blumenverkäufer vorbeikäme.

„Hier ist auch die Rede von Blumensträußen!“,
rief er voll Ungeduld aus, „es ist die Sklavin Jasmin, welche ich von Euch
verlange: Ohne sie kann ich nicht länger leben.“

Besasas Mutter bemühte sich, ihn zufrieden zu stellen,
und ging zu ihrem Mann, der sie unterrichtete, wer die Jasmin wäre, und wie ihr
Sohn in sie verliebt worden. Chatun gab nur ihrer mütterlichen Zärtlichkeit
Gehör und konnte sich nicht enthalten, ihrem Mann einige Vorwürfe zu machen,
dass er einen andern eine Sklavin hätte kaufen lassen, nach welcher ihr Sohn
ein so heißes Verlangen gehabt.

„Was dem Herrn geziemt,“ antwortete der Emir,
„geziemt nicht dem Sklaven: Es ist mir nicht möglich gewesen, sie zu
kaufen, weil Alaeddin Abulschamat, das Oberhaupt des hohen Rats der Sechzig, sie
zu haben wünschte.“

Die Krankheit Habdalum Besasas verschlimmerte sich von Tag
zu Tag. Als seine Mutter sah, dass er nichts mehr zu sich nehmen wollte, und
dass er verschmachten und sterben würde, legte sie Trauerkleider an und
erschien mit allen Zeichen des größten Schmerzes und der tiefsten Betrübnis.

Während sie sich so ihrem übermäßigen Schmerze hingab,
bekam sie Besuch von einer Frau, welche die Mutter Achmed Komakoms genannt
wurde.

Da dieser Achmed Komakom im Verlauf dieser Geschichte noch
eine bedeutende Rolle spielen wird, so ist es nötigt, ihn hier etwas näher
kenntlich zu machen. Von Jugend auf in Dieberei und Spitzbüberei geübt, war er
so gewandt geworden, dass er wohl jemand den Anstrich unter den Augen hätte
wegnehmen können, ohne dass man es bemerkte. Kühn und versteckt dabei, hatte
er seine bösen Neigungen so gut zu verbergen und das Vertrauen einiger
angestellter Leute zu gewinnen gewusst, dass man ihn zum Befehlshaber der
Scharwache ernannt hatte; aber weil er das Volk bestahl und plünderte, anstatt
es zu verteidigen, so ließ der Wali, der davon unterrichtete worden, ihn binden
und vor den Kalifen führen, der ihn verurteilte, den Kopf zu verlieren.